29.02.08
Der Linkspartei
geht es momentan prächtig. Nach der Wahl in Hamburg scheint
es wirklich zum allgemeinen Trend zu werden, dass sie zukünftig
als 5te Partei auch in den westlichen Landesparlamenten vertreten
ist.
Die anderen Parteien sind stinksauer. Sie wollen mit
Ekel im Gesicht die Linke auch nicht mit spitzen Fingern
anfassen, so ähnlich, wie die junge Prinzessin den nassen
Frosch.
Man kann nun wirklich
nicht sagen, dass die Linke mit einem schlüssigen politischen
Konzept aufgefallen wäre. In erster Linie sagt sie nein, und
dies ist schon der größte Programmpunkt. Ansonsten bietet
sie Rezepte, die auch von der SPD schon mal eifrig proklamiert wurden,
vor längerer Zeit, bis hin zu Ideen aus dem sozialistischen
Lager. Sie will mehr soziale Gerechtigkeit, indem die Hartz4-Gesetze
gestrichen werden sollen, sie ist gegen den Einsatz der Bundeswehr
im Ausland und sie will die Reichen sehr viel stärker zur Kasse
bitten, und dieses Geld dann in irgend einer Form den Schwächeren
zu Gute kommen lassen.
Warum aber entwickeln die anderen Parteien keine besseren Argumente
gegen diese neue politische Gruppe, als die bloße Stigmatisierung
unter Hinweis auf die SED- und DKP-Vergangenheit?
Auch im Politischen Feuilleton von
gestern auf Deutschlandradio, einem zwischendurch mal wieder
eher banalen Beitrag, ist der Autor Hans Christoph Buch auf diesem
schon völlig zerschlissenen Gaul dahergeritten.
Buch wies, wie tausend andere Kommentatoren vor ihm, auf die Vorgeschichte
der Linkspartei hin. Er hält es für sehr problematisch,
dass die Mehrheit der Deutschen allzu vergesslich seien und nichts
mehr von Stasi, innerdeutscher Grenze mit Todesschüssen, Knebelung
der Rede- und Reisefreiheit, Menschenrechtsverletzungen und Zensur
in der ehemaligen DDR wüssten, und dass die damalige SED für
diese Verbrechen verantwortlich war.
Er suggeriert gar, die Linke stände auf der selben Stufe, wie
andere "Feinde und Verächter der Demokratie"
und nennt Auschwitzleugner, Neonazis und Islamisten.
Nach seiner Verteufelung sagt Buch dann: "Offensive Auseinandersetzung
ist nötig, aber wutschäumende Verteufelung wäre Wasser
auf die Mühle der Extremisten, die dadurch noch mehr Zulauf
erhielten," und plädiert dafür, durch "vorgelebte
Toleranz" Extremisten zu Demokraten zu machen, auch wenn ein
"gewisser Prozentsatz von Unbelehrbaren als Bodensatz übrig
bleibt."
Vielleicht haben
die Linken gerade deshalb Zulauf, weil die Leute dieses schwache
Geschwafel von der angeblichen Demokratiefeindlichkeit, wie Buch
es wieder anstimmt, nicht mehr hören können. Allmählich
merkt auch der gewöhnlichste Bürger, dass die anderen
4 Parteien außer den üblichen Verteufelungen kaum etwas
an nachvollziehbaren Argumenten vorzubringen haben.
Was die Linke verlangt, ist zwar kaum finanzierbar, und es ist zum
großen Teil auch wenig einzubetten in ein umfangreicheres
soziales Konzept. Die Linke bringt keine moderne Analyse zu den
Gründen für die wachsenden Probleme in allen Gesellschaftsbereichen.
Indem man den Schwachen mehr Geld zuschiebt, sind diese Probleme
nicht zu lösen. Ebenfalls vergeblich wartet man von der Linkspartei
auf einen Entwurf für eine nachhaltig funktionierende Wirtschaftsform,
in der nicht einfach nur ein Großproblem durch ein anderes
ersetzt wird.
Doch, wie sieht
es denn hierzu bei den anderen Parteien aus?
Zu keiner der Fragen, die von der Linkspartei unbefriedigend beantwortet
werden, findet sich bei den Etablierten eine bessere Antwort. An
dem Schlamassel, in welchen uns CDU, SPD, FDP und Grüne gebracht
haben, konnten die Linken jedenfalls nicht mitwirken. Besser hätten
sie es sicher nicht gemacht, wenn sie in der Position gewesen wären,
aber schlechter, innerhalb eines demokratischen Rahmens, auch nicht.
Selbst wenn die Linke über eine Koalitionsbeteiligung teilweise
Regierungsmacht in einem Bundesland bekäme, was würde
sie denn kaputt machen können? Wohl nicht mehr, als es die
anderen deutschen Parlamentsparteien tagtäglich tun.
Bleibt zu hoffen, dass immer mehr Wählerinnen und Wähler
die heuchlerische Schmutzkampagne der Altparteien gegen die Linke
erkennen. Hier will nur eine Gruppe von 4 Platzhirschen verhindern,
dass noch ein Hirsch ins vertraute Revier kommt und sie mit ihm
teilen müssen.
28.02.08
In der nachfolgenden
Szene kommt`s mal anders als geglaubt, - gewissermaßen eine
Mischung aus zwei Themen: Einschränkung der Onlinedurchsuchung
und Steuersünderskandal.
Er: Mensch,
wenn ich das so lese mit der CD, auf der alle Daten drauf sein sollen,
und mit den Hausdurchsuchungen bei uns Leistungsträgern, dieser
Undank dafür, bei dem erreichten Wohlstand, und jetzt schnüffeln
sie jedem Cent von uns hinterher.
Sie: Sag
mal Friedrich, ich hoffe, du hast dich um diese Anlagen gekümmert,
die du damals in Luxemburg hattest und die dein Freund dir dann
nach Lichtenstein umgebucht hat.
Er: Ja
meinst du, das geht so schnell? Ich mach dann womöglich unnötig
Wind, und dann kämen sie vielleicht erst recht suchen.
Sie: Das
soll also heißen, das Geld liegt immer noch dort? Stell dir
doch mal vor, wenn die morgen hier bei uns vor der Tür stehen,
vielleicht um 5 Uhr in der Früh, die Frau Schneider von drüben
kriegt das doch mit, und dann weiß es am Mittag die ganze
Straße.
Er: Du
bist gut, was soll ich denn tun? Soll ich jetzt zu Günther
auf die Bank gehen mit der Pistole und ihn dazu zwingen, das Geld
unauffällig aus der Stiftung zu ziehen? Du hast doch auch in
den Nachrichten gehört, dass die schon eine Liste aufgestellt
haben von Leuten, die sie durchleuchten wollen. Kann sein dass die
bluffen. Kann aber auch sein dass die das machen, bei 150 waren
sie ja schon. Kann aber auch sein, dass wir da gar nicht dabei sind.
Waren ja ohnehin nur knapp zwei Millionen, was glaubst du, da gibt
es viel dickere Fische.
Sie: Du
könntest dich doch selbst anzeigen, immerhin brauchst du doch
dann nur nachzuzahlen und kriegst keine Strafe. So haben es jedenfalls
die Endermanns vorgestern gemacht. Die dreiviertel Million können
wir doch verkraften, wenns damit gut ist.
Er: Na
prima, das funktioniert doch nur, wenn den Steuerbehörden von
dem Sachverhalt noch nichts bekannt ist und die hinterzogene Steuer
sofort bezahlt wird. Weiß der Endermann, ob er nicht auch
auf der Liste steht? Vielleicht haben die seine Hausdurchsuchung
schon vor gehabt. Dann wars eh zu spät.
Sie: Aber
Friedrich, wir können doch nicht einfach abwarten bis etwas
passiert.
Er: Was,
passiert? Soll ich jetzt alles hinschmeißen und hinterher
haben die von uns gar nichts gewusst?
Sie: Es
heißt doch, sie haben auch Banken im Visier. Und wenn sie
dem Günther auf die Schliche kommen? Auf unserem letzten Hausfest
hat mir die Frau Endermann erzählt, dass auch Kösels,
Grunwalds und Osters bei Günther eine Nummer haben.
Er: Auch
der Fewinger geht zum Günther, und dem haben sie vorgestern
die Firma durchsucht, die Computer und die meisten Akten abtransportiert
und die Sekretärinnen vorgeladen. Ihn haben sie gleich mitgenommen
und befragt. Aber er hat mich angerufen, von Günther hat er
denen nichts erzählt.
Sie: Hättest
du doch damals diesen Schiffsfonds abgeschlossen. Mir war das sowieso
suspekt, das Geld einfach ganz zu verstecken. Hättest du...
Er: Jetzt
hör aber auf! Hättest du, hättest du, Wie hätte
ich denn erklären sollen, wo das Geld her war? In einen Schiffsfonds
kannst du doch kein Schwarzgeld stecken. Und schon gar nicht konnte
ich die Provision, für die Baugenehmigung für das Industrielager
im Retentionsgebiet damals, angeben. Hatte uns eine Menge Arbeit
gekostet, über den Jochen im Ministerium die Idioten in der
Bezirksregierung dazu zu bringen, die gravierenden Bedenken der
Fachbehörde in Auflagen und Bedingungen im Planfeststellungsbeschluss
umzuformulieren. Zur Not kann ich das aber als nicht verbuchte Firmeneinnahme
angeben. Jetzt geh ich aber erst mal hoch und vernichte die Unterlagen
davon, gut dass dies nicht auf Festplatte oder CD kopiert ist. Also
ich bin dafür, abzuwarten. Alles was passieren kann, ...
Sie: Es
klingelt! Oh Gott, wer kann das sein?
Er erstarrt,
beide sehen sich an, sie geht langsam zur Tür und öffnet.
Einer der beiden Herren draußen, die sich als Ermittler ausweisen,
verlangt Friedrichs Handy, spricht hinein, ohne eine Taste zu drücken
und sagt: Wir sind jetzt drin.
27.02.08
Heute vor 75 Jahren
nutzten die Nationalsozialisten den Brandanschlag des niederländischen
Kommunisten van der Lubbe zu verstärkten Repressalien gegen
politische Gegner. Hitler ließ, mit einem, nur einen Tag
später, verabschiedeten Gesetz, die wichtigsten Grundrechte
außer Kraft setzen.
Die wichtigste Lehre daraus ist die Erkenntnis, dass eine Gewalttat
gegen ein Gewaltregime dieses nur dazu veranlasst, die Gewalt zu
verstärken. Hierzu gibt es auch aus der Geschichte fast keine
Gegenbeispiele.
Auch der gezielte Tyrannenmord hat selten irgend eine Verbesserung
gebracht. Würde Georg Elser, der mutige Schreiner, der Hitler
mit dem Einbau einer Bombe in einem Münchner Versammlungssaal
töten wollte, damit eine andere Entwicklung erreicht haben?
Sehr wahrscheinlich nicht, die Nebentyrannen standen schon Schlange,
die die Position Hitlers gerne eingenommen hätten.
Solche Taten,
so schlüssig und notwendig sie auch für die Aktivisten
selbst erscheinen mögen, mildern nur das Ohnmachtgefühl
des Einzelnen und erschweren dann aber die Möglichkeiten für
die Gemeinschaft.
Was aber, wenn die Gemeinschaft ebenfalls nicht in die Gänge
kommt und ihre Überzahl nicht zur rechtzeitigen Wendung des
Blattes nutzt? Wie kann die Gemeinschaft zu einem effektiven Widerstand
motiviert werden? Wie kann dabei die Angst vor Repressalien, Strafe
und Tod so abgeschwächt werden, dass ein Handeln trotzdem möglich
wird?
Heute haben wir
eine andere Situation, eine völlig andere. Nicht die offensichtliche
Gewaltherrschaft eines Despoten und seiner Clique ist unser Problem.
Nicht der öffentliche Mord an Andersdenkenden und Minderheiten
ist die Tat, gegen die wir uns stellen müssen.
Und zum Glück: Nicht Folter und Tod haben wir zu fürchten.
Dafür aber steht eine gründliche, allumfassende und nachhaltige
Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen auf dem täglichen
Plan der momentanen Machthaber und dies nicht absichtlich, was einen
Widerstand erleichterte, sondern als tolerierte Begleiterscheinung
während dem Festhalten an einer perversen ökonomischen
Ideologie.
Die nachfolgenden Generationen sind am beginnenden 21ten Jahrhundert
die diesmal betroffene Minderheit. Diese Minderheit wird nicht nur
finanziell mittels der Schuldenpolitik der Regierung ausgebeutet,
sondern in sehr viel stärkerem Maße durch den Raub ihrer
unbeschadeten Umweltbedingungen. Diese Minderheit wird nicht dazu
befragt, ob ihr diese nie da gewesenen Bürden tragbar erscheinen
und sie diese wollen.
Übertragen wir diesen Skandal eine Generation zurück,
so müssen wir feststellen: Auch wir, als jetzige Generation
wurden von den Handelnden vor 30 Jahren nicht gefragt, ob wir deren
Schulden, ob finanziell, ökologisch oder sozial tragen wollen.
Wir müssen ohnmächtig mit den Hinterlassenschaften zurechtkommen
und mit ansehen, wie die Zinsen dieser Schulden, Milliardenbeträge,
Umweltschäden, Arbeitslosigkeit und soziale Probleme unsere
Handlungsmöglichkeiten immer mehr einschränken.
Hierin liegt die
gegenwärtig praktizierte Gewaltherrschaft der ach so demokratisch
legitimierten Machthaber und ihrer Clique in der Wirtschaft.
Wie kann dagegen ein Widerstand aussehen?
Die Aktionen der "Weißen Rose" in der NS-Zeit wären
in der heutigen Zeit sehr viel ungefährlicher. Die Geschwister
Scholl geben uns für heute ein Beispiel, so kann Widerstand
in der heutigen Zeit geführt werden.
Nur: Damals saugten die nachdenklichen Teile der Bevölkerung
die Texte in den Flugblättern förmlich auf. Heute ist
es schwer, die Leute, in Ihrer quantitativen Sattheit, in ihrem
Beschäftigtsein mit Brot und Spielen überhaupt aus dem
Sessel zu locken. Auch diese einschläfernde Wirkung ist Teil
der heutigen Gewaltherrschaft. Was kann das Rezept dagegen sein?
26.02.08
Auf Deutschlandradio-Kultur
sprach gestern
im Politischen Feuilleton der Historiker und Journalist Eberhard
Straub über die Redlichkeit in der Zivilgesellschaft und ob
mit schärferen Gesetzen der Rechtschaffenheit im Rechtsstaat
Nachdruck verliehen werden sollte.
Sitte und Anstand,
so Straub, könnten nicht mit Gesetzen erreicht werden. Gesetze
seien damit überfordert, "was Pfiffikussen auf der
Suche nach ihrem schnellen Vorteil Mut macht". Rechtschaffenheit
erschöpfe sich so in einer bloßen Angst vor Strafe.
Straub unternimmt
einem kurzen Ausflug zu den wahren Wurzel der Rechtschaffenheit.
Diese sind seit Anbeginn in der Philosophie zu finden, angefangen
bei den alten römischen Größen etwa Seneca und Cicero.
Sie finden einen Höhepunkt, aber nicht ihr Ende, bei Kant oder
Tocqueville.
Er erwähnt: "Der Geist der goldenen Regel: Was
Du nicht willst, dass man Dir tu', das füg auch keinem andern
zu, wurde ins positive gewendet: Leiste dem anderen, was Du von
ihm als Leistung erwartest. Immanuel Kant fasste solche Absichten
zu seinem Kategorischen Imperativ zusammen: "Handle
so, dass die Maxime Deines Handelns jederzeit zugleich als Prinzip
einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte"."
Doch schließlich, in der modernen Industriegesellschaft, blieb
übrig: "Der Anstand selber beschränkte sich endlich
auf den Benimm."
Wenn dann einer
der vielen Ackermanns und Zumwinkels, regelmäßig wie
McDonaldsbecher in der Landschaft, auftauchen und an den Pranger
der momentanen Berichterstattung gestellt werden, dann, sagt Straub:
"In den Augenblicken vorübergehender Empörung
tritt allerdings eine Art Heimweh nach den guten Sitten zu Tage,
nach einer Rechtschaffenheit, die sich gesetzlicher Normierung entzieht."
Straub weist auf Alexis de Tocqueville, der "weniger
die Sittenlosigkeit der Reichen und Mächtigen, als die Sittenlosigkeit
der allgemeinen Zustände" fürchtete. Dieser "misstraute
der Ökonomisierung aller menschlichen Beziehungen".
Heute ist dies hoffnungslos ausgeufert, denn: "Alle werden
in kapitalistischen Zeiten dazu angehalten, erfolgreich zu sein,
ihren Vorteil wahrzunehmen, also andere um ihren Vorteil zu bringen."
Tocqueville, so
Straub, wusste nicht, "wie einer solchen Entwicklung ohne
guten Sitten abgeholfen werden könne...da die Lehren des Christentums
oder der klassischen Philosophen von den Ökonomen zunehmend
als private, griesgrämige Meinungen eingeschätzt und entmachtet
würden, um den fröhlichen Markt in seiner Freiheit nicht
etwa einzuengen." Er hätte sich "mit der recht
bescheidenen Gewissheit" begnügt und für die
Demokratie entschieden, "dass diese neue Elite würdeloser
Erfolgreicher wenigstens nicht zu großen Verbrechen fähig
wäre."
Dieses, so muss
man hier Tocqueville verbessern und Straubs Text ergänzen,
gilt heute nicht mehr.
Die immer dramatischer werdenden ökologischen und sozialen
Schäden in der Gesellschaft sind diese großen Verbrechen
würdeloser Erfolgreicher bzw. der von diesen zum persönlichen
finanziellen Vorteil und Machtgewinn genutzten übergeordneten
Dynamik des herrschenden Wirtschaftssystems.
Wäre Tocqueville heute angesichts der großen, von naiven
Politikern gar noch als "Leistung" charakterisierten Verbrechen,
zum Antidemokraten geworden? Nein, er wäre Anhänger der
Idee von der Kategorischen Marktwirtschaft. In dieser verwirklicht
sich die unmöglich erscheinende Symbiose aus geforderter Rechtschaffenheit
einerseits und gesetzlichem Regelement andererseits.
25.02.08
Nach den Bürgerschaftswahlen
in Hamburg ist die Bilanz noch ernüchternder als es den Anschein
hat.
Die Wahlbeteiligung ist auf 62,2 % gesunken. Rund
80.000 Wahlberechtigte mehr als 2004 haben sich am Sonntag entschlossen,
nicht zu wählen.
Offiziell haben die Parteien von den abgegebenen gültigen
Stimmen erhalten:
CDU: 42,6 %, SPD: 34,1 %, Grüne: 9,6 %, Linke: 6,4 %, FDP:
4,8 %.
Bereinigt von der Unterschlagung des Nichtwählerverhaltens
sieht das Ergebnis anders aus. So viel Prozent erhielten
die Parteien von allen Wahlberechtigten:
CDU: 26.5 %, SPD: 21,2 %, Grüne: 6 %, Linke: 4 %, FDP: 3
%
Vor vier Jahren, 2004, bekamen die Parteien offiziell:
CDU: 47,2 %, SPD: 30,5 %, Grüne: 12,3 %, FDP: 2,8 %
Auf alle Wahlberechtigten bezogen waren dies 2004:
CDU: 32,4%, SPD: 20,9 %, Grüne: 8,4 %, FDP: 1,9 %
Die zweiten Zahlen
ergeben, miteinander verglichen, andere Aussagen als dies, was heute
morgen zum Wahlausgang verbreitet wird:
Von allen Wahlberechtigten
verliert die CDU 5,9 % (offizielle Angabe minus 4,6 %),
die SPD gewinnt 0,3 % (offizielle Angabe plus 3,6 %),
die Grünen verlieren 2,4 % (offiziell minus 2,7 %) und
die FDP gewinnt 1,1 % (offiziell plus 2 %)
24.02.08
Heute möchte
ich ganz kurz eine Meldung des Büros gegen Altersdiskriminierung
weitergeben. Sie lautete:
Sehr geehrte Damen und Herren!
Die Versicherten zahlen für die Einführung der elektronischen
Gesundheitskarte. Diese Frechheit geht aus einer Mitteilung der
Spitzenverbände der Krankenkassen und der Kassenärztlichen
Bundesvereinigung vom 18.2.08 hervor. Demnach haben sich Spitzenverbände
und Bundesvereinigung "auf die erste Stufe einer Finanzierungsvereinbarung
beim Aufbau der Telematik-Infrastruktur im Gesundheitswesen geeinigt".
Wir werden nicht nur gläsern, wir müssen es auch noch
selbst bezahlen! Mehr dazu unter http://www.altersdiskriminierung.de/themen/artikel.php?id=2423
Gruß Hanne Schweitzer Büro gegen Altersdiskriminierung
23.02.08
Dieser Tage
wird eifrig über die Zumwinkels dieser Republik und ihre
Gier debattiert.
Heute steht in einer deutschen Zeitung, Zumwinkel, der 6 Millionen
verdiente, könne neidisch werden auf seinen Kollegen Ackermann
von der Deutschen Bank, der 12 Millionen bekommt, der wiederum vergleiche
sich mit seinen Investmentstrategen, die 20 Millionen einkassieren,
diese schauen auf die Einkünfte der Hedge-Fonds-Kapitäne,
die eine Milliarde bekommen, und die schließlich messen
sich an Dagobert Duck in Entenhausen, dem Trilliardär,
Comikekel, Geizhals und Ausgeburt der absoluten Gier.
Gier ist eine
Sucht, die vor allem Dritte schädigt. Die hohen Herrn Spitzenverdiener,
die routinemäßig und ehrfurchtsvoll unter dem perversen
Leistungsbegriff unseres Zeitgeistes gehandelt werden, schädigen
massiv die Gesamtgesellschaft.
Ihr Tun kann im Prinzip genauso psychologisch gedeutet und analysiert
werden, wie die Antriebskraft eines chronischen Diebes oder Gewalttäters.
Die frühkindlichen Ursachen würden bei dem Einen bestimmt
ganz ähnlich aussehen wie bei dem Anderen.
Nur, beim Manager wäre eine solche Beweggrundrecherche heutzutage
absolut tabu. Hier ist bei Politikern und Medien viel zu lange die
tiefe Verbeugung, wie bei einem Herren Grafen im 19ten Jahrhundert,
angesagt gewesen.
Einer Lösung kämen wir aber nur näher, wenn wir die
Managergehälter als Auswirkungen der ernsten psychischen Krankheit
einer Wirtschaftskaste interpretierten, und unter völliger
Ausblendung von reinen Bilanzzahlen betrachten. Man widerlege mir
die Feststellung, dass gierige Menschen nur deshalb Manager werden,
weil sie dort am besten ihre Sucht befriedigen können und nebenbei
damit sogar noch Ansehen erringen.
Zum Thema Suchtursachen
und zweierlei Maß bei der Beurteilung Süchtiger, habe
ich einen Leserbrief vom Jahr 1997 aus der Rhein-Zeitung gefunden,
den ich hier wiedergeben will. (Name und Anschrift der Autorin oder
des Autors waren damals nicht veröffentlicht.) Er bezog sich
auf zwei Kommentare der Zeitung über die Fernsehsucht und den
Alkohol- und Drogenkonsum bei Jugendlichen.
"In letztgenannten Kommentar ist von -TV-Junkies- die Rede,
welche durch das schlechte Vorbild der Eltern und die immer neuen
Kinderprogramme und -kanäle herangezüchtet werden. Dieser
Ausdruck ist völlig zutreffend. Man sollte noch ergänzen,
dass die weit verbreitete Unart(kleine und kleinste) Kinder einfach
mit dem Fernseher ruhig zu stellen, nicht nur die Entstehung von
-Fernsehsucht-, sondern auch die nach anderen Drogen zwangsläufig
begünstigt. Das Fernsehen ist die Einstiegsdroge Nummer 1 in
unserer Gesellschaft, weil hier schon bei Kleinstkindern der Konsum
als Ersatz für Zuwendung und Lebensfreude antrainiert wird.
So weit, so schlecht. Warum man aber den Einstieg in die Sucht auf
der einen Seite fördert und den Gebrauch von einer ganzen Reihe
von Drogen (wie etwa Alkohol) duldet, auf der anderen Seite aber
durchaus ähnlich wirkende Drogen kriminalisiert, dies wird
meinem bescheidenen Denkvermögen vermutlich für immer
verschlossen bleiben. Zumal der einzig zählbare Effekt der
Kriminalisierung die massive Förderung von riesigen Verbrecherorganisationen
ist, die man möglicherweise nie wieder los wird.
Was macht den Kiffer so viel schlimmer, als den Trinker? Warum übt
man beim saufenden Entertainer selbst nach dem hundertsten Fehltritt
noch Nachsicht, während der koksende Liedermacher in den Knast
muss? Warum gilt der 80 Stunden in der Woche arbeitende Manager,
der mit Aufputschmitteln, Magenpillen und Kopfschmerztabletten sich
selbst und seine Familie zerstört, als Held, während der
Ecstasy-Konsument, der sich fit fürs Vergnügen dopt, polizeilich
verfolgt wird?"
22.02.08
Heute ist der
Verein Zukunftslobby genau ein Jahr alt. Am 22.Februar 2007
wurde er von 11 Leuten in Heimweiler gegründet.
Zukunftslobby will
einerseits den Skandal verdeutlichen, dass wir Gegenwartmenschen
unseren quantitativen Wohlstand fast ausschließlich mit der
Schädigung Dritter erlangen. Statt ihn zu erarbeiten, stehlen
wir ihn quasi von der weltweiten Allgemeinheit, also teilweise auch
von uns selbst, aber vor allem stehlen wir ihn von den nachfolgenden
Generationen. Entsprechend war der Wohlstand unserer Väter
mit einem Diebstahl an uns Gegenwartsmenschen, also mit der Entwertung
unserer heutigen Lebensgrundlagen erkauft.
Andererseits will Zukunftslobby den genauen Mechanismus des verantwortlichen
ökonomischen Räderwerks beleuchten, will darlegen, warum
die herrschende zerstörerische Dynamik funktioniert und ihren
eigenen Fortbestand sichert.
Darauf aufbauend will Zukunftslobby eine wirklich nachhaltige Wirtschaftsform
skizzieren, die die immer größere Gemeinschaft der Nichteinverstandenen
zu einer ermutigenden Lebensform fortentwickeln kann.
Nach diesem einen
Jahr hat sich gezeigt, was beim Kern der Vereinsarbeit die größten
Schwierigkeiten sind.
Das Thema ist zu komplex, als dass es relativ schnell von anderen
Menschen nachvollzogen werden kann. Nur wer sich damit ausführlich
beschäftigt sieht, dass das Konzept von der Kategorischen Marktwirtschaft
alle Facetten unseres Lebens, unseren gesamten Alltag betrifft und
dort weitreichende Veränderungen in Gang setzen würde.
Auch deshalb ist es besonders schwierig, die Presse zu begeistern,
damit sie über das Anliegen von Zukunftslobby berichtet.
Sie ist noch viel zu sehr damit beschäftigt, sich über
die Auswirkungen des herrschenden Wirtschaftssystem zu empören.
Jede einzelne Schädigung, momentan die Problematik durch das
Treibhausgas CO2, wird zum Thema genommen und dabei bleibt der Blick
auf eine mögliche übergeordnete Ursache für den Skandal
von heute, von morgen und von übermorgen außen vor. Genau
auf diese übergeordnete Ursache, auf die hier wirkende Dynamik,
muss aber die Aufmerksamkeit gelenkt werden, um effektive Möglichkeiten
zum Gegensteuern überhaupt erst zu erkennen.
Zukunftslobby
braucht dringend Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die den Kern
des Konzepts zunächst für sich selbst zu erschließen
bereit sind, es dann mit eigenen Worten wiedergeben und weitertragen
und mit eigenen Ideen weiterentwickeln.
Diese Leute zu erreichen ist die Aufgabe des Vereins in den nächsten
Monaten. Zukunftslobby muss möglichst bald den Fuß in
die Tür zum öffentlichen Bewusstsein bekommen, auch damit
der Widerstand vieler bereits lange tätiger Gruppen und Einzelpersonen
ein neues Ziel und damit eine neue Effektivität bekommt.
Heute vor 65 Jahren
wurden die Geschwister Scholl und ein Mitstreiter von den Nazis
hingerichtet, weil sie Flugblätter gegen das mordende NS-Regime
verteilt hatten.
Das, wogegen sie kämpften, hatte eine völlig andere Dimension,
als der heutige Widerstand. Die drei Studenten damals wollten nicht
tatenlos einer Dynamik zuschauen, die planmäßig Massen
von Menschen umbringt oder in den Tod schickt.
Heute wenden wir uns gegen eine andere Art von destruktiver Dynamik,
die sehr viel subtiler und von weiten Teilen der Mächtigen
akzeptiert wirkt. Sie tötet nicht direkt und tötet auch
keine Massen offen durch aktive Gewalt.
Deshalb bleibt die Empörung darüber auch so begrenzt,
deshalb ist die wahre Summe aller Wirkungen dieser Dynamik nur schwer
überschaubar. Aber diese Dynamik bereitet eine unumkehrbare
Grundlage für dramatisch verschlechterte Lebensbedingungen
letztendlich für die gesamte Menschheit. Hierdurch werden ebenfalls
Millionen von Menschen weltweit getötet, aber eben nicht durch
Gas, Gewehrkugel oder Bombensplitter und nicht sofort und unmittelbar.
Ein Widerstand heute ist sicher sehr viel ungefährlicher für
die Aktivisten als zu Zeiten der "Weißen Rose".
Noch können wir im Internet publizieren ohne Angst, morgen
erschossen zu werden.
Doch dies liegt sicherlich vor allem an der noch bestehenden Ohnmacht
und fehlenden Zielstrebigkeit des Widerstands, an der momentanen
Aussichtslosigkeit für eine Veränderung, bzw. an der absoluten
Ungefährlichkeit für die Profiteure des Frevels. Diese
erachten es einfach nicht als notwendig, gegen eine Bewegung, die
sie entmachten will, vorzugehen, weil diese Entmachtung nicht in
Sicht ist und ihre Position auch von den meisten Medien und Persönlichkeiten
des öffentlichen Lebens im Grundsatz des Tuns nicht in Frage
gestellt wird.
Diese Selbstsicherheit gilt es am Anfang des 21ten Jahrhunderts
fundamental zu untergraben, damit die Notwendigkeit eines grundsätzlichen
Wandels und die Ahnung, wie dieser aussehen könnte, dauerhaft
oben auf die Tagesordnung rückt.
21.02.08
Es kommt nicht
oft vor, dass man einer Ansicht der CSU zustimmen kann, wenngleich
auch aus anderen Gründen. Die bayrische Unionspartei will
ihr Ja zur neuen Regelung verweigern, dass dem Benzin an Tankstellen
ein Anteil von 10 % Bioethanol beigemischt werden soll. Die Bundesregierung
will mit dieser Neuerung einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Die CSU begründet
ihre Haltung mit den erhöhten Kosten, die damit auf die Autofahrer
zukämen und liegt damit auf Linie mit dem ADAC. Etwa 1,5 Millionen
Fahrzeuge in Deutschland würden die Beimischung nicht vertragen
und wären gezwungen, das teurere Superplus zu tanken, das nur
5 % Ethanolbeimischung erhalten soll.
Tatsächlich
gibt es aber eine sehr viel wichtigere Begründung, die
Beimischung von biologischem Kraftstoff abzulehnen.
Die Politiker wollen lediglich für die Öffentlichkeit
den grünen Anschein bewahren und scheinbar etwas gegen den
hohen CO2-Ausstoß tun.
Statt jedoch generell alle Prozesse zu vermindern, die das Klimagas
produzieren, weichen sie auf einen Ersatzstoff aus, auf erneuerbare
Energieträger, dessen CO2-Potential nicht aus fossilen Lagerstätten
stammt.
Deren Produktion gefährdet aber in großem Stil einerseits
die Nahrungsmittelproduktion weltweit und regt die Vernichtung weiterer
Naturräume zur Flächengewinnung an, und andererseits erfordert
sie eine neue Form der agrartechnischen Intensivierung und lässt
den globalen Transportbedarf weiter ansteigen, weil Bioethanol aus
Weltmarktgründen billigst aus Drittweltländern angeboten
wird.
Der Teufel CO2-Ausstoß aus fossilen Lagern wird mit
dem Belzebub Agrar- und Naturflächenverlust, sowie verstärkter
Chemikalieneinsatz und Abgasausstoß ausgetrieben.
Hier verdeutlicht
sich eigentlich einmal mehr, wie weit die Politik mit dem Rücken
zur Wand steht. Sie hält an einem Wirtschaftskonzept
fest, in dem ein WENIGER nicht eingeplant ist. Das CO2-Problem
lässt sich aber nur mit einem drastischen Weniger lösen,
genau wie fast alle anderen Probleme der Industriegesellschaft auch.
Die Wachstumsideologie ist lebensfeindlich, weil sie mittel- und
langfristig nichts anderes als eine mächtige Anregung zur Zerstörung
der natürlichen Lebensgrundlagen darstellt. Lebenserhaltend
kann nur die Abkehr vom Wachstumsdenken wirken und keinesfalls eine
Verlagerung auf neue Felder zur Zerstörung lebensnotwendiger
Bereiche.
Und, die CO2-Problematik kann nicht mit einzelnen Verordnungen
und Gesetzesfantasien der Politik gelöst werden, sondern
nur von einem marktwirtschaftlichen Mechanismus, indem die
Grundbedingungen des Wirtschaftens so verändert werden, dass
die Vermeidung von fossilem Kohlendioxid und ein allgemeines SEHRVIELWENIGER
sich finanziell lohnt, bzw. die Beibehaltung des jetzigen Standards
unrentabel wird.
Deshalb sei der
CSU an dieser Stelle empfohlen, sich doch einmal mit dem Konzept
der Kategorischen Marktwirtschaft zu beschäftigen. Eventuell
aber könnte dies für die Strukturkonservativen zu viel
Marktwirtschaft sein, der man zu Gunsten von vordergründigem
Profit für die eigene Klientel nicht zustimmen mag.
20.02.08
Wie verteilen
sich eigentlich die ökologischen Schadkosten, hauptsächlich
verursacht von den westlichen Industrienationen, auf die jeweiligen
Länder des Globus? Ein internationales Forscherteam hat dies
in einer umfangreichen Studie, veröffentlicht von der US-Akademie
der Wissenschaften (PNAS), untersucht.
Auf Telepolis
berichtet Matthias Gräbner über diese Studie: "Der
vom Kohlendioxidausstoß der Industrieländer in der Dritten
Welt verursachte Umweltschaden wiegt, monetarisiert, schwerer als
die Summe aller Auslandsschulden der Dritte-Welt-Staaten. Eine Studie
zeigt, wie ungleich Ursache und Wirkung verteilt sind."
Für sechs Bereiche haben die Forscher hierzu Daten von 1961
bis 2000 untersucht nämlich: "...den Klimawandel durch
Treibhausgas-Emissionen, die Verarmung der Ozonschicht, die Intensivierung
der Landwirtschaft, die Zerstörung der Wälder, die Überfischung
und den Verlust von Mangrovenwäldern."
Die Veränderungen in diesen sechs Bereichen haben allein Verluste
in Höhe von 47 Billionen Dollar (47.000.000 Millionen) verursacht.
Aufgeteilt nach
drei Länderkategorien, niedriges, mittleres und hohes Pro-Kopf-Einkommen,
verteilen sich die Schäden wie 20 zu 60 zu 20 Prozent, obwohl
der Löwenanteil der Verursacher in den letztgenannten Ländern
sitzt.
Berücksichtigt man dann aber, dass die Pro-Kopf-Schäden
bei Menschen in wenig entwickelten Ländern sehr viel gravierendere
Auswirkungen zeigen, verändert sich das Verhältnis dramatisch
auf 45 zu 52 zu 3 Prozent der zu verkraftenden Schäden.
Die Studie enthält noch mehrere alarmierende Zahlen.
Beispielsweise haben die Wissenschaftler berechnet, dass allein
die Kosten durch die Klimaveränderung etwa ein Drittel des
weltweiten Bruttosozialprodukts im Jahr 2000 beträgt. Oder:
"Die reduzierte Ozonschicht kostet die Menschheit weltweit
bis zu 220 Millionen Jahre Lebenszeit - ungefähr so viel wie
Krebs- und Atemwegserkrankungen im Jahre 2002 zusammen gekostet
haben."
Langsam, aber
leider wenig beachtet, setzt sich das Puzzle zusammen. Es zeigt
aber jetzt schon: Nur mit der Externalisierung von gewaltigen ökologischen
und sozial-gesellschaftlicher Schadkosten auf die weltweite Allgemeinheit
ist die westliche Ökonomie kurzzeitig profitabel. Wenn auch
die weniger entwickelten Länder gegenwärtig die von uns
angerichteten Schäden, ebenso wie die nachfolgenden Generationen,
ohnmächtig zu verkraften haben, wird das Verhängnis auch
bald uns selbst mit voller Härte betreffen.
Auch die angesprochene Studie zeigt die Notwendigkeit für die
Weltgemeinschaft, in eine entsprechend weit nachhaltigere Wirtschaftsform
umzuschwenken.
19.02.08
Heute vor 535
Jahren wurde Nikolaus Kopernikus geboren. Er begründete
mit seinen intensiven Himmelsbeobachtungen und neuartigen mathematischen
Berechnungen zum Verhältnis der Planeten zur Sonne, ein
neues Weltbild.
Bis Kopernikus war die Erde der Mittelpunkt der Welt. Um sie herum
drehten sich die Planeten und die Sonne. Kopernikus war als Naturwissenschaftler
höchst unzufrieden mit dem bestehenden Weltsystem, dem geozentrischen
nach Ptolemäus, weil die Übereinstimmung mit tatsächlich
gemachten Planeten- und Sternbeobachtungen sehr mangelhaft war.
In ausschließlich privaten Studien versuchte er, einem realistischeren
System auf die Spur zu kommen. Konnte es sein, dass nicht die Erde
der Mittelpunkt der Welt war, sondern die Sonne der Mittelpunkt
eines Planetensystems, zu dem auch die Erde gehörte?
Kopernikus: "Weil kein Teil zum anderen passt, ähnelt
das Ergebnis eher einem Monstrum, als einem Menschen." Und:
"Ich dachte oft darüber nach, ob sich nicht vielleicht
eine vernünftigere Art von Kreisen finden ließe, von
denen alle sichtbare Ungleichheit abhinge, wobei sich alle, in sich
gleichförmig bewegen würden, wie es die vollkommene Bewegung
an sich verlangt."
Er hielt sein Manuskript "De revolutionibus orbium clestium
libri VI", zu deutsch: "Über die Kreisbewegungen
der Weltkörper", zunächst jahrelang unter Verschluss
und zeigte seine Entwürfe zunächst nur in engsten Kreisen.
Erst der Mathematiker Rheticus überredete Kopernikus zu
einer Veröffentlichung. Im Erscheinungsjahr seiner revolutionären
Thesen 1543 verstarb Kopernikus. Er soll auf dem Totenbett kurz
vorher noch ein erstes druckfrisches Exemplar seines Werkes in Händen
gehalten und sich darüber gefreut haben.
Seine Thesen hatten
noch einige Lücken und Schwächen, die erst später
von anderen Astronomen ergänzt und berichtigt wurden.
So änderte Johannes Kepler etwa 60 Jahre später die Theorie
von den kreisförmigen Planetenbahnen. Mit ellipsenförmigen
Bahnen waren die Berechnungen und Beobachtungen ungleichförmiger
Bewegungen schlüssiger. Galileo Galilei bestätigte Kopernikus
Überlegungen, als er zum ersten Mal die Himmelskörper
mit dem gerade erst erfundenen Fernrohr beobachtete. Isaak Newton
erst festigte mit seinem Gravitationsgesetz endgültig das Kopernikanische
Modell.
Was
heute vor allem auch von Kopernikus bleibt, ist der Ausdruck der
"Kopernikanischen Wende".
Diese ist zum Synonym für eine grundlegende Änderung einer
weltweit als gefestigt angesehen Überzeugung geworden, für
einen epochalen Wandel, eingeleitet durch neuartige und unvoreingenommene
Analysen, Beobachtungen und Schlussfolgerungen.
Wenn wir heute die etablierten, ökonomischen Lehrmeinungen
des weltweiten Wirtschaftens, den so dramatischen Auswirkungen
für unsere natürlichen Lebensgrundlagen gegenüber
stellen, muss man, wie damals Kopernikus, ins Grübeln geraten.
Etwas Grundsätzliches kann hier nicht stimmen.
Und so kommen wir wieder zur Überlegung im Konzept von der
Kategorischen Marktwirtschaft, dass nur mit der Einberechnung
aller produktionsbedingt verursachten Schadkosten in die Preise
der jeweiligen Produkte, unser Wirtschaftssystem menschen- und gesellschaftsdienlich
funktionieren kann.
Zu Erkennen, dass das herrschende Wirtschaftssystem der Kapitalistischen
Subventionswirtschaft von den Grundfesten her fehlerhaft und destruktiv
ist, und ihm ein, dieses Manko ausgleichendes, ökonomisches
Konzept entgegenzuhalten, wäre gewissermaßen die Kopernikanische
Wende im weltweiten Ökonomieverständnis.
18.02.08
Durch die Zumwinkelaffäre
ist die deutsche Staatsanwaltschaft so richtig in Schwung gekommen.
Angeblich lägen ihr 1000 Verdachtsfälle auf großangelegte
Steuerhinterziehung vor, die in der nächsten Zeit untersucht
werden sollen. Jeden Tag will man 25 Wohnungen durchsuchen.
Die Betroffenen können zuhause ja in der Zwischenzeit schon
mal aufräumen. Immerhin könnte es 40 Tage dauern, bis
sie an der Reihe sind. Und, will man dem BND hier auch erlauben
mit Millionenbeträgen Beweismittel zu erwerben, wie in Lichtenstein
im Falle des Postchefs geschehen?
So kann es dauerhaft jedenfalls nicht funktionieren. Wenn die Gesetzeshüter
immer nur Nachsorge betreiben können, also immer nur hinter
den Steuersündern herlaufen, wird die Fahndung immens teuer
und die Schlauesten der Betrüger kommen sowieso davon.
Neben der normalen Steuerhinterziehung gibt es doch genügend
legale Methoden, um das Geld dem Staat, im Prinzip also den Menschen
in Deutschland vorzuenthalten.
Hier will ich an den völlig legalen Diebstahl erinnern, der
tagtäglich praktiziert wird. Wenn in unserer deutschen Ökonomie
dreistellige Milliardenbeträge an ökologischen und sozialen
Schadkosten jährlich auf die Allgemeinheit und die nachfolgenden
Generationen abgewälzt werden, stellt dies ebenfalls einen
unvorstellbar großen Diebstahl an der Bevölkerung dar.
Nur, dieser ist fest als Produktionsfaktor der Wirtschaft eingeplant.
Ohne die Nutzung dieses Produktionsfaktors Diebstahl durch Externalisierung,
würde das westliche Wirtschaftssystem überhaupt nicht
funktionieren.
Derzeit funktioniert es noch, wird aber immer deutlicher von den
abgewälzten Schadkosten eingeholt. Es wird dadurch auch sein
Ende finden und die Basis für einen Neuanfang zum großen
Teil gleich mit zerstört haben.
Hierum kümmert
sich keine Staatsanwaltschaft. Ja es besteht noch nicht einmal das
Bewusstsein für diese Straftat, die jeden Tag von Neuem Gewinne
in die eigene Tasche leitet und verursachte Schäden der Allgemeinheit
überlässt.
Und wir alle sind daran beteiligt, die Unternehmen im großen
und die Konsumenten im kleineren Ausmaß. Das gesellschaftliche
Regulativ Staatsanwaltschaft hätte hier nur eine Handhabe,
wenn wir alle, neben Frevlern an der Zukunft, auch unser eigener
Ankläger wären und uns beim täglichen Handeln kritisch
umfassend beobachteten. Dieses wäre alles andere als handhabbar.
Deshalb brauchen wir die konsequente Internalisierung aller unterschlagener
Gelder in die Preise der Produkte, wie im Konzept der Kategorischen
Marktwirtschaft gefordert.
Es wäre präventive Verhinderung von gesellschaftlichem
Schaden, und nicht nur halb effektives Hinterherfahnden der Staatsanwälte.
17.02.08
In unserem Haushalt
werden beim Bauen und Renovieren andere Maßstäbe
angelegt, als heute üblich. Auch in diesem Bereich versuche
ich, auf die Verursachung von ökologischen Schadkosten so weit
es geht zu verzichten. Zu etlichen Ausführungsarten, zur Materialauswahl
oder zu Detaillösungen gibt es umweltfreundliche Alternativen.
Heute möchte
ich ein Rezept für Innenwandfarbe
weitergeben. In der Regel wird zum Streichen von Innenraumwänden
eine Kunststoffdispersionsfarbe im Baumarkt gekauft. Etwas anderes
gibt es meist nicht, oder ist sehr viel teurer, wie beispielsweise
Silikatfarbe.
Kunststoffdispersionsfarbe ist sehr billig und einfach zu verarbeiten,
hat aber einige entscheidende Nachteile.
Kunststoffdispersionsfarbe ergibt immer Restmüll. Ihre ganze
Sustanz ist nicht biologisch abbaubar oder nicht im natürlichen
Kreislauf assimilierbar. Wenn Putz damit gestrichen war, gilt dieser
im Entsorgungsfall als belasteter Bauschutt, auch wenn er meist
unter unbelasteten Bauschutt gemischt wird. Es ist und bleibt eine
Verbindung von mineralischen mit anhaftenden Kunststoffbestandteilen,
also Restmüll.
Auf eine Tapete gestrichen wird diese zu Restmüll, auch wenn
sie alleine betrachtet aus reinem Papier bestehen sollte.
Jedes Jahr werden in Deutschland tausende von Tonnen Kunststoffdispersionsfarbe
abgesetzt und eingesetzt. Diese enden, nachdem sie einige Jahre
als frischer Anstrich die Innenräume verschönert haben,
schließlich auf Deponien oder in Müllverbrennungsanlagen.
Ebenso ist die Herstellung nicht unschädlich. Wo der beigemischte
Kunststoff herkommt, wissen wir. Er stammt aus Erdöl, welches
problematisch gewonnen, transportiert und chemisch umgewandelt werden
muss. Als Weißpigment wird meist Titandioxid verwendet, bei
dessen Herstellung große Mengen von Dünnsäure anfallen.
Diese wurden in der Vergangenheit nur zum geringen Teil verwertet.
Meist hat man sie mit Schiffen auf hohe See gebracht und ins Meer
geleitet.
Als Alternative zu käuflicher Farbe aus dem Kunststoffeimer
mischen wir selbst Kalkkaseinfarbe an. Gegenüber konventioneller
Farbe hat sie zwar den Nachteil, dass sie nicht so leicht zu verarbeiten
ist, jedoch überwiegen die Vorteile insgesamt gesehen bei weitem.
Kalkkaseinfarbe ist sehr billig herstellbar und ergibt als Abfall
kein Problem. Das Kasein ist vollständig biologisch abbaubar,
der Kalkbestandteil kann in haushaltsüblicher Menge im Garten
entsorgt werden, wo er noch zur Bodenverbesserung beiträgt.
Im Innenraum wirkt die gestrichene Fläche antibakteriell. Im
Gegensatz zur Kunststofffarbe können sich darauf keine Keime
ansiedeln. Für Allergiker oder sonstige Leute mit Überempfindlichkeiten
ist Kalkkaseinfarbe die optimale Wandbeschichtung. Die Farbe ist
wischfest, ja wir haben sie auch zum Anstreichen von Wandflächen
im Außenbereich erfolgreich eingesetzt. Eine gestrichene Westwand,
die gelegentlich vom Regen nass wird, zeigt nach 6 Jahren noch keine
Abwaschspuren.
Wie geht man
zur Herstellung der Farbe vor? (--Wenn die Fotos unter Firefox
verutscht sind, bitte mit InternetExplorer öffnen--)
Kalkkaseinfarbe
besteht aus dem Bindemittel Kalkkaseinleim und dem Weißpigment
Kalk. Der Leim wiederum besteht aus Kasein und ebenfalls Kalk.
Als erstes kauft
man im gut sortierten Bauzubehör einen Sack trocken gelöschten
Branntkalk, sogenanntes Weißkalkhydrat. Auf dem Foto stammt
er von dem Hersteller Schäfer, weshalb man dazu in unserer
Gegend auch Schäferkalk sagt. Es gibt diesen Kalk aber auch
von anderen Herstellern. Wichtig: Der Kalk ergibt bei Kontakt
mit Wasser oder auch mit der Hautfeuchtigkeit eine agressive
Lauge. Man muss stets sehr vorsichtig damit hantieren,
keinen Kalk einatmen und ihn von der Haut sofort abwaschen.
Bei einer Malerfirma
besorgt man sich leere Kunstoffeimer mit Deckel und reinigt diese
sorgfältig. Diese dienen zur Aufbewahrung des Kalks und zum
einsumpfen. Man braucht für einen 25kg-Sack Kalk etwa 3 bis
4 Eimer. Kalk in die Eimer umfüllen, etwa 3/4tel voll, dann
Wasser dazugeben und mit dem Quirl auf der Bohrmaschine verrühren.
Es sollte einen nicht zu dünnen Brei ergeben, man spricht auch
von Kalkteig. So lässt sich der Rohstoff für unsere Farbe,
mit dem Deckel fest verschlossen, beliebig lange aufbewahren. Der
Kunststoff des Eimers sollte aber keiner UV-Bestrahlung ausgesetzt
sein, und der Kalkbrei keinen Frost abbekommen, weil er körnig
werden kann. Deshalb am besten im Keller aufbewahren.
In einem zweiten Eimer mischt man zunächst den Leim. Dieser
ist das Bindemittel unserer Farbe, also das, was bei Baumarktfarbe
der Kunststoff übernimmt. Man kauft gewöhnlichen billigsten
Magerquark und rührt 4 Teile davon mit einem Teil Kalkbrei
an. In Magerquark ist ein hoher Kaseinanteil enthalten, das, was
unsere Farbe braucht. Beim Verrühren wird die Mischung sehr
viel dünnflüssiger als es die beiden Bestandteile alleine
waren. Man sollte keine fetten Quark verwenden, weil das Fett für
den Zweck unbrauchbar ist. Den gut verrührten Leim sollte man
eine halbe Stunde stehen lassen und dann noch mal umrühren.
Im rechten Eimer
des Bildes ist der fertige Leim. In einem dritten Eimer mischt man
einen Teil Leim mit 4 Teilen Kalkbrei an.
Zur verhütung
von zu viel Schaum beim Rühren kann man einen Schuss Leinölfirnis
hinzugeben. Umrühren dann mit dem Quirl auf der Bohrmaschine
möglich.
Am besten streicht
man die Farbe mit der Quaste, da sie etwas dünnflüssig
ist. Mit der Walze geht eventuell auch, sollte man aber ausprobieren.
Problem: Wenn der Untergrund stark saugt, trocknet die Farbe
schon beim Streichen an und ist schlecht verteilbar. Abhilfe:
a--Man sollte die Quaste nur einen Zentimeter in die Farbe eintauchen
und entsprechend nur kleine Fächen streichen, etwa 50 mal 30
cm.
b--Man kann mit einem Blumensprüher kurz vorher die zu streichende
Fläche etwas nass spritzen.
c--Man kann auch die ganze Fläche vorher grundieren. Dazu mischt
man einen Teil Leim mit 4 Teilen Wasser.
Eine andere
Schwierigkeit besteht darin, dass man während des Streichens
die Farbe oft umrühren muss. Der Kalk als Pigment ist
schwerer als Wasser und auch schwerer als konventionelle Weißpigmente
wie Titandioxid. Mit dem Umrührstock bemerkt man den Bodensatz
und rührt ihn alle 3 bis 5 Minuten wieder auf. Ist der Eimer
nicht so voll, kann man ihn auch am Henkel haltend hin und her drehen,
um den Bodensatz aufzuwirbeln.
Die gestrichene Oberfläche wird nur selten ganz glatt (nur
bei nicht saugenden Untergründen). Dieses ergibt aber eine
interessante Pinselstruktur, waagerecht oder senkrecht, ist aber
Geschmacksache.
Weitere Schwierigkeit: Die Farbe deckt erst, wenn
sie vollständig trocken ist. Beim zweiten Anstrich wird
die erste Schicht auch wieder transparent, was jemanden irritieren
kann, der Baumarktfarbe gewohnt ist.
Auch als Außenwandfarbe
eignet sich dieses Eigengemisch. Auf dem Foto sieht man die Westwand
eines Nebengebäudes, das im Jahr 2002 gestrichen wurde. Obwohl
sie immer wieder mal Regen abbekommt wird die Farbe nicht abgeschwemmt.
Die Bruchsteine darunter sind sauber.
Will man farbig streichen gibt es zwei Möglichkeiten.
a--Man kann das Farbpigment direkt in die weiße Farbe mischen.
Dann bekommt man einen pastelligen Ton. Man muss darauf achten,
das Farb-Leim-Verhältnis nicht zu verändern, das heißt,
je nach dem wieviel Erdfarbpulver man dazu gibt, muss man genauso
viel Weißpigment weglassen. b--Zweite Möglichkeit: Man
streicht die Fläche zunächst weiß und bringt den
Farbton als Lasurfarbe auf. Hierbei ist wichtig, den Leim anders
herzustellen, und zwar statt mit Kalk, mischt man den Magerquark
mit Borsalz an. Dieses ergibt, statt einem milchigen Bindemittel
ein relativ klares. Diesen Lasurleim vermischt man mit dem Pigmentpulver
und streckt ihn mit Wasser, bis wieder das Verhältnis 1-zu-4
erreicht ist. Die Lasur kann man mit dem Pinsel auf die trockene
Weißschicht auftragen aber auch mit einem Handtuch beispielsweise
in Wickeltechnik, den gestalterischen Möglichkeiten sind hier
keine Grenzen gesetzt.
Als Farbpigmente eignen sich Erd- oder andere Mineralfarbpulver.
Gibt es in älteren Drogerien oder im Malerzubehörgeschäft.
Auch das Streichen von Rauhfasertapete ist machbar. Hier
wieder Saugverhalten beachten. Verbrauch: Man kann mit der
Farbmenge aus einem Kilo Magerquark etwa 20 bis 30 qm Fläche
einmalig streichen, abhängig von Streichtechnik und Untergrund.
In der Regel muss zwei mal gestrichen werden.
Wer noch Fragen
dazu hat, bitte mailen, (siehe unter Kontakt)
16.02.08
Ist es erstaunlich
oder beruhigend zu beobachten, wie verlässlich der Empörungsmechanismus
in Deutschland funktioniert? Die Zumwinkelaffäre hat wieder
mal Diskussionen über die Vorbildfunktion politischer und
wirtschaftlicher Eliten verursacht.
Der Selbstbediener Zumwinkel, dem sein Millionengehalt nicht genug
ist, fand es notwendig, das Finanzamt zu umgehen und Steuergelder
dem Staat vorzuenthalten. Im Prinzip nichts Neues, im Prinzip eine
altgekannte, wenn auch nicht gerne gesehene Variante von Auswirkungen
von Gier, wenn auch in einer ziemlich dummen und naiven Variante.
Dass viel Geld und günstige Gelegenheiten, an es heran zu kommen,
die Gier verstärkt, sehen wir auch an ganz legalen Beispielen,
siehe die Diskussionen um Managergehälter. Doch lässt
sich bei den Herren in den feinen Anzügen, die sich mit ganz
gesetzeskonformen Mitteln bereichern, irgend ein vorbildliches Verhalten
feststellen? Selbst diejenigen, deren Gehaltshöhe noch nicht
öffentliches Aufsehen erregt hat, können doch unmöglich
als Vorbild gelten.
Natürlich wird immer wieder und bis zum Erbrechen die Mär
von den Leistungsträgern der Gesellschaft aufs Tapet gebracht
und Leistung gebetsmühlenhaft anhand des wirtschaftlichen Erfolgs,
des Unternehmensgewinns, der Beschäftigtenzahl oder sonstiger
vordergründiger ökonomischer Parameter orientiert.
Ebenso routiniert bleibt die langfristig und gesamtgesellschaftlich
gesehen negative Bilanz bis heute ausgeblendet, wenn die
Leistung einer Führungspersönlichkeit definiert wird.
Allen Möchtegernführern ist gemeinsam, dass sie sich sehr
viel mehr nehmen, als ihnen von allem, was die Gesellschaft zu verteilen
hätte, zusteht. Ob sie es legal oder illegal tun, ist vernachlässigbar.
Würden wie die Sache mit den Kriterien der Kategorischen Marktwirtschaft
betrachten, bekämen wir einen völlig anderen Begriff
von gesellschaftlicher Leistung. Die langfristigen Folgen der
Entscheidungen von Managern und Politikern würden in die Waagschale
geworfen, und auf einmal gälten die sogenannten Leistungsträger
von heute plötzlich die Hauptfrevler an den natürlichen
Lebensgrundlagen.
Um ein Bild
zu bemühen:
Sehen wir doch mal ganz plastisch die Tätigkeit des Führers
einer Menschengruppe, die über weites und unbekanntes Gebiet
zu einem ruhigen Ort ziehen will.
Das Gebiet ist gefährlich und unberechenbar, überall lauern
Überraschungen und Abgründe. Dem Führer obliegt es,
den besten Weg zu finden, sei es indem er von einem Hügel in
die Ferne blickt, oder ob er mit seinem Gefühl eine lauernde
Gefahr erkennt.
Wer wäre hier der beste Führer? Doch wohl der,
der am weitesten blicken kann, der vom Hügel aus mit scharfen
Augen die gefährlichen Hindernisse in der Entfernung möglichst
früh sehen kann und den Weg der Menschengruppe entsprechend
daran vorbei festlegt.
Oder noch besser der, welcher auch hinter dem vom Hügel aus
noch sichtbaren Gebiet, durch Vorausahnen und Kombination bereits
erfahrener Anhaltspunkte, das unbekannte Gelände beurteilen
kann, um zu erkennen, ob es dort einen sicheren Weg gibt oder nicht.
Was heutzutage als Führungspersönlichkeiten gehandelt
wird, wären in diesem Bild Leute, die sich eifrig auf den Hügel
schwingen, um dann mit großen Worten den falschen Weg zu proklamieren.
Sie verschweigen der zu führenden Menschengruppe ihre Kurzsichtigkeit,
ja ihre Blindheit auf dem einen Auge. Voller Selbstüberschätzung
und mit theatralisch vor die Stirn gehaltener Hand, sehen sie gleich
unter dem Hügel ein kleines Stück ebenes Gelände
und rufen: "Da lang!"
Was sie nicht sagen ist, dass ihnen gleich dahinter der Blick verschwimmt.
So entgeht ihnen der Morast gleich hinter der Ebene. Da nützt
auch kein Einspruch des Weitsichtigen, keine Warnung vor der Gefahr,
zu versinken. Der Weitsichtige, der nicht den offiziellen Titel
der Führungspersönlichkeit besitzt, wird nicht angehört,
und die Menschengruppe wandert ins Verderben.
Wir brauchen nicht
nur rechtschaffende Zumwinkels als Führungspersönlichkeiten.
Wir brauchen überhaupt keine Repräsentanten der herrschenden
Ökonomie als Vorbilder. Auch wenn diese selbstgerechten aus
unserer Mitte keine Steuern hinterziehen, sind sie trotzdem zur
Führung völlig ungeeignet. Gerade weil sie an der Ideologie
der Kapitalistischen Planwirtschaft kleben, unter deren Regeln sie
die Gewinne machen, werden sie die Gesellschaft mit ihrer Kurzsichtigkeit
und ihrer Ignoranz ins Verhängnis führen.
15.02.08
Heute einige Links
und Schnipsel:
Auf Dradio gab
es diese Woche einige bemerkungswerte Politischen Feuilletons. Wie
ich schon mal sagte, liegt in diesen ein besonderer Wert, weil oft
unabhängige Fachleute in gut formulierter Form den Kern eines
Problems auf den Punkt bringen. So etwas bekommt man selten aus
der Presse oder dem Fernsehen mit.
Am Montag sprach Jürgen
Kaube, Feuilletonredakteur bei der FAZ, in seinem Beitrag über
die veränderte Bedeutung des Wortes "bürgerlich".
Unabhängig von den verschiedensten Instrumentalisierungen von
Seiten der Parteien, die einen bezeichnen sich als bürgerliche
Partei, die anderen entwickeln daraus ein Feindbild für ihre
Gegner, solle man sich doch einmal überlegen, ob es unter den
Menschen im Staat auch Unbürger gäbe. Im Prinzip sei das
Wort bürgerlich überhaupt nicht für die Charakterisierung
bestimmter politischer Ansichten geeignet.
Am Dienstag sprach der Pädagoge, Lehrer und Autor Michael
Felten über den gravierensten Fehler bei der Diskussion
über den schulischen Bildungsbereich.
Für ihn ist das wichtigste Kriterium zur Frage, unter welchen
Bedingungen Schulbildung überhaupt bei den Kindern ankommt,
die Erziehung im Elternhaus, der Umgang dort mit den Kindern und
das frühzeitige Wecken von Interesse an der Realität durch
konstantes elterliches Vorbild. Er bestätigt damit teilweise
meine Kommentare zum wichtigsten, was Kinder von ihren Eltern mitbekommen
sollten. nämlich "Wurzeln und Flügel" (Goethe).
Am Mittwoch behandelte Heribert
Seifert, Germanist, Philosoph und Erziehungswissenschaftler,
die Frage, ob das Internet für den Qualitätsjournalismus
eine Bedrohung darstellt.
Es würde beklagt, hauptsächlich von den alteingesessenen
Medien, den Zeitungsredaktionen, dass durch das Internet eine Banalisierung,
eine Verflachung jeglicher Qualität in der Berichterstattung
um sich greife. Seifert hält dem entgegen, dass es sehr wohl
auch Zeitungen gäbe, die sich dieser Banalisierung schon seit
vielen Jahren leidenschaftlich verschrieben haben. Allen voran die
Bild-Zeitung lebt geradezu von der Banalität, von der Verflachung,
der Subjektivierung, ebenso die Klatschpresse und viele andere Druckwerke
oder Sendungen in Fernsehen und Radio. Der Anteil an Qualität
ist viel mehr mit dem in den alten Medien durchaus vergleichbar.
Gestern, am Donnerstag, sprach Klaus
Schroeder, Politologe und Professor am Otto-Suhr-Institut der
FU Berlin, über die verpasste Integrationsstrategie für
die Türken in Deutschland.
Weil man in den sechziger Jahren annahm, der Aufenthalt im Land
wäre nur befristet, machte man sich keine Gedanken über
entsprechende Anforderungen über notwendige Regeln für
ein dauerhaftes Zusammenleben mit den Deutschen. Dadurch bestünden
auch hauptsächlich die heutigen Schwierigkeiten, die immer
wieder aufflammen müssten.
Zum gleichen Thema gab es gestern auch
ein interessantes Interview
mit dem Islam-Wissenschaftler Bassam Tibi.
Tibi verdeutlichte den Unterschied zwischen Integration, die unbedingt
notwendig sei, und der Assimilierung, die dagegen fatal wirke, von
Muslimen in europäischen Ländern. Es mahnte einen Euroislam
an, in dem einerseits die Pflege des Glaubens von Muslimen möglich
bleibt, aber andererseits die strikte Trennung von Staat und Religion
und die ausnahmslose Anerkennung und Befolgung europäischer
Gesetze und Verfassungsgrundsätze eingehalten wird. Nur so
sei ein Zusammenleben auf Augenhöhe möglich.
PS: Heute vor
76 Jahre erreichte die Arbeitslosigkeit in Deutschland mit 6 Millionen
Erwerbslosen ihren Höchststand.
Im Jahr 2008 liegt die Erwerbslosenquote noch weit höher, wird
aber mit entsprechenden Rechentricks und Statistikzerlegungen offiziell
heruntergerechnet (Siehe Beitrag dazu im Januar).
14.02.08
Bezahlung nach
Leistung, dieses Konzept hätte einen besonderen Charme.
Würde man gleichzeitig den Begriff Leistung in diesem
Zusammenhang auf ein objektives Fundament stellen, definierten
wir Leistung im kategorisch marktwirtschaftlichen Sinne, also streng
am Gesamtnutzen für die Gesellschaft orientiert, bekämen
wir einen Anreiz um Zukunftsfähigkeit zu entwickeln.
Momentan ist der Begriff Leistung ausschließlich subjektiv
entsprechend der herrschenden Wirtschaftsideologie geprägt.
Eine gute Bezahlung genießen Leute, die Bilanzen in die Höhe
schrauben, ohne Rücksicht darauf, ob diese Transaktionen der
Gesellschaft nicht noch teuer zu stehen kommen können.
Da wird auf Firmengeschäfte geschaut, auf den Anteil am gesamtdeutschen
quantitativen Bruttoinlandsprodukt des Unternehmens oder an der
Zahl der Beschäftigten. Wenn die Unternehmensaktivitäten
insgesamt gesehen auch große Schadkosten an der Gesellschaft
verursachen, der Leistungsbegriff wird auf dieses Negative gar nicht
ausgedehnt. Wenn die Beschäftigten zur Profitsteigerung entlassen
werden, sind die Verantwortlichen trotzdem weiterhin angesehen.
Das kurzfristig Positive wird bejubelt, das langfristig Negative
unterschlagen.
Der Chef der Mittelstands-
und Zockerbank IKB, die jetzt mit vorerst 1,5 Milliarden aus Steuergeldern
gerettet werden soll, hat sich kürzlich noch eine neue Millionenabfindung
verordnet.
Der Mann trägt die Verantwortung an weiteren Schulden, an weiteren
Bürden für die Bevölkerung und unsere Nachkommen
und genießt trotzdem hohes Ansehen und gigantisches Gehalt.
Seine Pension ist jetzt schon sicher und wird ihn in Reichtum alt
werden lassen.
Bezahlung nach Leistung würde aber auch bedeuten,
bei fehlender Leistung die Bezahlung auf einen Minimalbetrag
zu reduzieren.
Der IKB-Chef müsste im Prinzip auf eine Abfindung ganz verzichten.
Als Pension wäre allenfalls die Durchschnittsrente angebracht,
wenn überhaupt. Sein bisheriges Vermögen müsste herangezogen
werden, um den angerichteten Schaden zu mildern, nicht weil damit
viel zu begleichen wäre, sondern aus purer Konsequenz und Gerechtigkeit
gegenüber den Geschädigten. Würde man mit den übrigen
Managern im IKB-Vorstand ebenso verfahren, käme schon ein kleiner
Millionenbetrag zusammen. Vor allem würde eine Abschreckungsbarriere
aufgebaut, die zukünftige Bankchefs im eigenen Interesse zu
umsichtigerer Führung des anvertrauten Geschäfts anregte.
Den zukünftigen Generationen würde die Pflicht zu ungerechtfertigten
Pensionszahlungen genommen und damit deren finanzieller Spielraum
ein größeres Stück weit erhalten bleiben. Warum
sollten sie für frühere Fehler ewig bluten müssen?
Auch bei der BayernLB,
bisher zugegebener Schaden durch Zockertätigkeiten 1,9 Milliarden
Euro, müssten die Verantwortlichen konsequent zur Verantwortung
gezogen werden. Da die zweitgrößte deutsche Landesbank
zur Hälfte dem Staat Bayern gehört, wären hier auch
aus der Landesregierung etliche Leute zu entfernen und persönlich
haftbar zu machen. Ministerpräsident Beckstein beschwichtigt
und Bundeswirtschaftsminister Gloß tadelt die vergangenen
Praktiken der KfW, um von der Mitschuld ihrer eigenen bayrischen
Parteifreunde abzulenken.
Bezahlung nach
Leistung und Erneuerung des Leistungsbegriffs im langfristig gesellschaftsdienlichen
Sinne entsprechend den Anforderungen der Kategorischen Marktwirtschaft.
Dieses Konzept würde die Zocker, die Abzocker, die Egoisten
und Opportunisten weitgehend aus entscheidenden Positionen fern
halten.
Sie müssten sich mit ihren miserablen Charaktereigenschaften
auf ungefährliche private Unternehmensfelder beschränken,
wo sie nur ihresgleichen schaden könnten. Vielleicht aber auch
würden sie zur Besinnung kommen und unter menschendienlicheren
Anforderungen auch menschendienlicher wirtschaften.
Eben kommt die
Meldung, Post-Chef Zumwinkel hat Steuergelder am Fiskus vorbeigeschleust.
Sein Haus ist angeblich zur Durchsuchung freigegeben.
Was würde für Zumwinkel eine neue Auslegung der Regel
"Bezahlung nach Leistung" bedeuten?
13.02.08
Zwei Meldungen
und ein roter Faden:
Nokia bleibt hart. Das Bochumer Werk wird im Sommer geschlossen.
Alle Bemühungen von Politik, Betriebsrat und Beschäftigten,
alles Hinterhertreten -"Nie mehr Nokiahandys!"-, alles
Drohen mit Millionenrückforderungen, alle Empörung -"Diese
Bösen, erst kassieren sie in Deutschland, jetzt kassieren sie
EU-Gelder in Rumänien!"-, all die vieltausend geballten
Fäuste, versteckt in ebenso vielen Taschen -"Das kann
doch nicht wahr sein!"-, alle Peinlichkeit angesichts der Dummheit
der Landesregierung "Wie kann man nur so naiv gewesen sein!"-,
alles Schimpfen der Subventionsgeber -"Das nächste Mal
werden wir das aber anders machen!"-, alle Tränen und
abgehackte Lebensperspektiven -"Was wird nun werden?!"-,
alle Scheinverhandlungsbereitschaft der Nokialeitung -"Wenn
wir dabei besser aussehen, wenn wir dabei Zeit gewinnen, gehen wir
auf Verhandlungswünsche ein!"-.
Alles umsonst, alles abgekartet, alles vorgeplant, eingeplant, vorausgeplant,
zurechtgeplant.
Der Multi geht dorthin, wo er die niedrigsten Löhne an die
Beschäftigten zahlen kann. Die Faust der Globalisierung hat
diesmal in Bochum eingeschlagen, und die gewaltigen sozialen Schadkosten
werden auf die Allgemeinheit abgewälzt, ganz legal, ganz nach
den Regeln des Wirtschaftssystems, und, über Umwege, im Prinzip
ganz nach den Wünschen der deutschen Politiker!
Was soll man drum herum reden, entweder hat man dieses Wirtschaftssystem
ganz oder nicht. "Wir wollen aber bitte nur die Segnungen des
Wachstums, nicht die Verhängnisse!"- sprachen die Politiker
und mussten in die Röhre gucken. Und dem Volk stand der Mund
offen, und es dachte noch bis zum Abend: "Das nächste
mal geh ich nicht mehr wählen."
General Motors hat 40 Milliarden Verlust gemacht und will jetzt
74.000 Leute entlassen. Die meisten dieser Beschäftigten haben
nach guter alter Tradition Ansprüche auf Betriebrente, Lohnfortzahlung,
Zuschläge usw. Genau hier sieht General Motors den Grund für
die Verluste. Jedem will man 100.000 Dollar zahlen, der auf seine
angesparten Ansprüche verzichtet. Eingestellt wird in Zukunft
nur noch ohne jeglichen Sonderleistungen. Deshalb seien japanische
Firmen angeblich so effektiv.
Die Tendenzen
sind klar: Menschen werden zu Arbeitsrobotern degradiert, die keinerlei
biologische oder soziale Ansprüche mehr haben sollen. Da es
weltweit keine Schranken gibt, um Menschen in der Produktion vor
der Reduzierung auf den reinen Produktionsnutzen zu schützen,
wird hier so schnell auch kein Ende erreicht sein. Die übergeordnete
Dynamik frisst immer mehr Grundlagen der Gesellschaften weg. Kein
Staat und keine Regierung wird dies auffangen können, ja Staaten
und Regierungen werden daran zugrunde gehen. Aber, es wird doch
so langsam geschehen, dass die Regierenden sich bis zum Schluss
der Illusion hingeben werden, das herrschende Wirtschaftssystem
der Kapitalistischen Planwirtschaft könne ja doch insgesamt
segensreich sein.
12.02.08
Colsky: Am Sonntag
beim Spaziergang, bin ich noch mal an der prächtigen Eiche
vorbeigekommen, der ich vor fünf Jahren etwas mehr Licht verschafft
hatte.
Tusnelda: Wie,
mehr Licht verschafft?
Colsky: Na ja,
neben der Eiche hat man eine Douglasienkultur angelegt, Bäume
dicht an dicht, so dass sie zum Höhenwachstum gezwungen sind.
Zwei der Douglasien wuchsen so nahe neben der Eiche, dass sie schon
weit in die Krone hineinragten.
Tusnelda: Du hast
doch nicht etwa dort was abgesägt?
Colsky: Also die
Eiche stand schon lange vorher, ist als freistehender Baum gleichmäßig
in die Breite gewachsen. Sie hat das Zeug, ein imposanter Einzelbaum
zu werden, so etwas, was man nach weiteren 100 Jahren als Naturdenkmal
bezeichnet.
Tusnelda: Nun
sag schon, was hast du denn gemacht?
Colsky: In der
Eichenkrone waren schon zwei große Lücken entstanden.
Wären die beiden Douglasien weiter gewachsen, hätte die
Eiche immer mehr Äste absterben lassen, weil diese kein Licht
mehr bekommen hätten. Ich hab dann meine Kettensäge eingepackt,
bin hingefahren und habe die eine Douglasie einfach gefällt,
und die Andere zum Absterben gebracht.
Tusnelda: Ja und
was hast du am Sonntag gesehen, wie sieht es denn jetzt aus?
Colsky: Prima,
die Eiche hat wieder einen kugelförmigen Lichtraum. Die Krone
kann sich nach allen Seiten entwickeln. Weil
der Baum weitgehend gesund ist, stehen die Chancen nicht schlecht,
dass er zu einem besonderen Blickfang für unsere Kinder und
Kindeskinder wird, wenn nicht vorher irgend ein Idiot dem Baum selbst
zu Leibe rückt. Es haben da auch mal irgendwelche Jäger
einen Hochsitz am Baum befestigt, und die Reste davon müsste
man vielleicht auch mal abmontieren, fault aber auch von selbst
ab.
Tusnelda: Wer
denkt schon über so was nach, früher hat man bestimmte
Bäume einfach nicht gefällt, und wenn dies 200 Jahre gut
ging, entstand ein Naturdenkmal. Ich frag mich, ob die Förster
heute noch bewusst Bäume stehen lassen, bei all den wirtschaftlichen
Zwängen.
Colsky: Man müsste
an allen potentiell als Naturdenkmal geeigneten Bäumen entsprechende
Schilder aufstellen oder diese in einem ewigen Verzeichnis im zuständigen
Forstrevier eintragen.
Jeder bewundert stattliche Bäume, aber kaum einem ist bewusst,
dass man diese auch über eine lange Zeit schützen und
ruhig wachsen lassen muss, denn im jungen Stadium ist der Baum eben
noch kein Naturdenkmal. Er muss aber von Anfang an so behandelt
werden. Dies ist auch eine Form von Bewahrung von Schätzen
für die nachfolgenden Generationen.
11.02.08
Sarkozy, Frankreichs
Präsident, ist stolz auf sich. Der Mann mit dem gierig-lüsternen
Blick hat Frankreich zurück nach Europa gebracht, wie er selbst
meint. Der Ersatzvertrag für die gescheiterte europäische
Verfassung wird dem Volk in Frankreich nicht zur Abstimmung vorgelegt,
er könnte ja noch mal platzen. "Demokratie nein Danke",
jetzt auch in Frankreich.
Die deutsche Windmacherin Kanzlerin Merkel klopft sich auf die Schulter,
hat sie doch das vertragliche Machwerk während der EU-Ratspräsidentschaft
auf den Weg gebracht. Zusammen mit ihrem französischen Kollegen
erweist sie den Menschen in Europa einen Bärendienst, wenn
sie die europäische Grundsatzökonomie nach ihren naiven
und rein ideologischen Vorstellungen festschreiben will.
Europa braucht eine ganz neue, eine endlich realistische wirtschaftspolitische
Grundlage, die zukunftsfähig ausgerichtet ist und die nicht
irgendwelchen blinden Wachstumsvorstellungen, falsch verstandenen
Wettbewerbsbedingungen und der Bevorzugung der Rücksichtslosen
unterworfen ist.
Europa muss die
Flucht nach vorne antreten. Wenn es lediglich versucht, mit der
sogenannten Globalisierung Schritt zu halten, wäre dies ebenso
aussichtslos, als würde der Igel sich auf einen Lauf mit dem
Hasen einlassen. Er kann nur verlieren, es sei denn, er ändert
die Taktik des Wettstreits.
Die einzige Chance für Europa ist das Ausscheren aus den eingeschliffenen
weltökonomischen Bahnen, die sich verselbstständigt haben.
Bloßes Befahren der schon lange nicht mehr selbst gespurten
Loipen wird Europa in einen jähen Abgrund führen.
Die europäischen Staaten müssen sich auf eine Ökonomie
einigen, in der sie führend sein können, die zu ihren
ethischen Kulturgrundlagen passt. Die herrschende wirtschaftspolitische
Ideologie kann sehr viel besser von autoritären Staaten, wie
sie in Asien, in Russland oder dem Nahen Osten bestehen, zu vordergründigen
Gewinnen genutzt werden.
Das demokratische Europa muss hierbei verlieren, oder soll Europa
etwa seine demokratische Grundlagen zurückfahren, wie jetzt
in Frankreich geschehen, nur um weiter beim Ausverkauf der Zukunftsmöglichkeiten
dabei sein zu können?
10.02.08
Sonntags verzichte
ich gerne aufs Nachrichtenhören. Die Nachrichten kommen mir
da entgegen, denn Sonntags wird kaum Wichtiges gesendet. Auf Dradio
bringen sie ab 8:00 Uhr Wiederholungen alter Hans-Rosental-Radiosendungen
aus den 1960er Jahren, die damals die Leute vors Radio lockten,
wie heute anlässlich einer Gottschalk-Show vors Fernsehen.
Die Sendungen hießen "Allein gegen Alle". Eine Kandidatin/ein
Kandidat stellten einer Stadt fünf Fragen, welche diese innerhalb
von 15 Minuten beantworten mussten.
Die Übertragungen strahlen eine Ruhe und Übersichtlichkeit
aus, wie man sie von heutigen Sendungen nicht mehr kennt. Der besondere
Humor von Hans Rosental, Wort- und Situationswitz in unaufdringlicher
Art und Weise, wirkt heute noch angenehm.
Ein Gefühl beschleicht mich dabei, wie beim Anschauen alter
Filme, ein Vertrautsein mit den Gegebenheiten der Zeit vor 40 Jahren,
wo das Leben so schlank und überschaubar war, wo der Konsum
beispielsweise den Alltag nicht prägte, sondern noch der Versorgung
mit dem Notwendigen diente.
Die Kulissen in alten deutschen Filmen, so banal und klischeehaft
ihr Inhalt manchmal auch sein mag, waren schlicht, ganz einfach
und vertraut, weil so die Realität war. Die Ortsbilder waren
geprägt von Baustilen, denen man ansah, gewachsen zu sein,
sich mit den Menschen entwickelt zu haben, mit vertrauten Formen,
Proportionen und örtlichen Baustoffen. Auf den Straßen
wenige Autos, die Straßen in den Orten eng und unausgebaut.
Man spürte bei den Ortsbildern noch, in erster Linie für
die Bewohner da sein zu sollen und nicht wie heute vorrangig dem
Verkehr dienen zu müssen.
Die Leute waren zu Fuß unterwegs oder mit dem Fahrrad. Autos
waren kaum von Bedeutung. Es gab keine technischen Geräte wie
Handys und Laptops, die heute den Alltag prägen mit all der
Hektik und dem Diktat über den nächsten Augenblick. Alles
hatte den Anschein, besser bewältigt werden zu können,
war einschätzbar und schien mehr Geduld zu besitzen.
Heute ist der
gesamte Alltag bereits stark an die wirtschaftlichen Erfordernisse
angepasst. Die Durchökonomisierung sickert in unser Leben wie
saurer Regen in den Walsboden. Seit Hans Rosenthals Radiosendung
ist viel Ballast unter den Lockbegriffen Fortschritt und Wohlstand
über die Leben der Menschen ausgeschüttet worden. Alles
soll sich dem "Markt" öffnen. Jeder noch so kleine
Private Bereich wird auf Profitmöglichkeiten abgeklopft. Den
Menschen wurde jede bescheidene Autarkie geraubt, bzw. ihnen die
Anleitung eingeflüstert, diese sich selbst zu rauben.
Heute beginnen wir langsam zu ahnen, welch hohen Preis wir für
die Treibjagd in die neoliberale Moderne zu zahlen haben. Wir haben
unsere Seelen verkauft, besser: wir wurden zum Verkauf überredet.
Wir besitzen viele Dinge und sind ärmer denn je an Zuversicht.
Wir errangen viel Bequemlichkeit und haben keine Ruhe mehr. Wir
erkennen langsam, dass wir mehr hergaben, als wir bekamen, dass
alle Versprechungen, auf die wir hereinfielen, Halbwahrheiten waren.
Jetzt stehen wir da mit dem ganzen kurzlebigen Pomp, ohne Halt,
aber mit der Sicherheit, dass unser morgen nicht mehr von uns selbst
bestimmt wird, sondern von Mächten, die wir nie bewusst dazu
berechtigt haben, die sich unserer bemächtigen, die sich anmaßen,
für uns zu sprechen und die offenbar nicht mehr zu stoppen
sind.
Ich persönlich
werde weiterhin den Strom vieler Dinge von außen weitgehend
unterbinden, zumindest, was das Zuhause angeht, werde nicht nur
verträgliche Alternativen zu Produkten konsumieren, sondern
Konsum ganz allgemein möglichst vermeiden. Ich werde mich von
keinem Zeitgeistphänomen zum Nachmachen nötigen lassen,
weil mir daraus langfristig nichts Gutes erwächst. Ich werde
weiterhin vieles von Hand und unter Einsatz körperlicher Arbeit
tun und mir nicht von neuen technischen Errungenschaften helfen
lassen. So bewahre ich mir meine Authentizität, meine geistige
und körperliche Beweglichkeit und die Objektivität und
Heilsamkeit meines Nachdenkens. Auch wenn es teilweise kostspielig
sein mag, aber heute schon nach den Regeln der Kategorischen Marktwirtschaft
zu leben, ist nicht nur schonend für die natürlichen Lebensgrundlagen,
es beschert mir auch eine Zufriedenheit, die mit keinerlei Konsum
erreicht werden kann. Ich kann mir sagen, ich lebe das schon jetzt,
von dem ich rede und was ich auch für die Gesamtgesellschaft
als das Beste erachte.
09.02.08
Vier Schlagzeilen:
Nach dem Brand
eines Mehrfamilienhauses in Ludwigshafen und dem Tod von 9 türkischstämmigen
Bewohnern, fordert der türkische Ministerpräsident Türkischunterricht
an deutschen Schulen. Besser wäre bei dieser Gelegenheit eine
Empfehlung an seine in Deutschland lebenden Landsleute gewesen,
sich den Sitten des Gastlandes unterzuordnen. Die türkischen
Parallelgesellschaften von stur konservativen Patriarchen und ihren
Familien müssen aufgebrochen werden. Man sollte eher den Deutschuntericht
für alle Türken, besonders für Frauen festschreiben,
notfalls auch mit entsprechendem Druck.
Die Gewrkschaft
der Polizei fordert mehr Geld, bessere Ausrüstung und mehr
Personal und begründet dies in erster Linie mit den Gefahren
durch den sogenannten internationalen Terrorismus. Wann aber geht
die Polizei gegen die viel dominanteren Verbrechen im Inland vor?
Wann wird den feinen Herren in Machtpositionen, die ihre Geschäfte
zum Schaden der nachfolgenden Generationen machen, das Handwerk
gelegt? Diese sind die eigentlichen Verursacher des Terrorismus
aus dem Ausland und des noch schlimmer werdenden Terrorismus der
Ausgestoßenen im Inland.
Die Finanzminister
tagen in Tokio um über die internationale Finanzkrise zu beraten.
Im Prinzip beraten Personen über die Abwendung einer globalen
Finanzkatastrophe, die vorher über viele Jahre und mit wehenden
Fahnen hineingesteuert sind. Diese Leute werden am eigentlichen
Grund der Krise nichts ändern wollen. Deshalb wird außer
vielen Spesen nichts dabei herauskommen.
Die Landesbanken
werden jetzt mit Steuergeldern, also entweder mit Schulden oder
Geldern, die eigentlich für soziale Bereiche bestimmt sind,
gerettet. Ist auch vorgesehen, die Funktionäre heranzuziehen,
die über Jahre in Risikogeschäfte investiert, das anvertraute
Geld schlicht und einfach verzockt haben? Deren Privatvermögen
müsste für den Verlustausgleich verwendet werden. Jedoch:
hier urteilen Krähen über Krähen, ungerechtfertigte
persönliche Bereicherung wird ausgeklammert. Das Volk ist wieder
mal der Dumme.
08.02.08
Vom CO2-Problem
in den Hintergrund gedrängt, kommt das weltweite Müllproblem
immer mal wieder hoch.
Auf der Website restmuellnet.de habe ich jetzt das Manuskript
einer Sendung zum Thema auf Dradio veröffentlicht, mit
freundlicher Genehmigung des Senders.
Es handelt vom vielfältigen Müllexport aus Industriestaaten
in Entwicklungsländer. Der Müll ist teilweise hochgiftig
und gefährdet die Menschen dort, die meist gar nicht wissen,
wie dramatisch sie sich in Gefahr bringen.
Im "Spiegel" ist gerade aktuell ein Artikel über
die fortschreitende Meeresverschmutzung durch Müll zu finden.
Werde den Link dazu nachliefern, wenn der Artikel freigegeben ist,
bzw. vom Spiegel die Erlaubnis zur Veröffentlichung anfragen.
Als Sofortmaßnahme
gegen das Müllproblem schlägt Zukunftslobby die Einberechnung
aller Verwertungs- und Entsorgungskosten individuell in die Preise
aller Produkte vor. Bei den meisten Konsumgütern ist zusätzlich
eine Art Pfand auf die Materialsubstanz des Produkts notwendig,
um zu verhindern, dass diese achtlos in die Bioshäre entsorgt
werden. Über ein Pfand kann auch die direkte Zuordnung zu Verwertungsfraktionen
sehr viel besser organisiert, die gesetzlich vorgeschriebene Getrennthaltung
von Wertstoffen besser gewahrt werden.
Bei den Giftmüllexporten
aus Industriestaaten entfiele der finanzielle Anreiz für die
Verursacher, weil diese vorab schon alle Kosten, die zur schadlosen
und ordnungsgemäßen Entsorgung notwendig sind, bezahlen
und diese direkt auf die Preise ihrer Produkte aufschlagen müssten.
Wer schließlich diese Hinterlassenschaften, also die zu Abfall
gewordenen Artikel nach der Benutzungsperiode, dann fachgerecht
entsorgt, bekommt dieses Geld ausgezahlt. Der Pfandbetrag muss so
hoch angesetzt werden, dass die unschädliche Verwertung vor
allem für Betriebe in den Verursacherstaaten attraktiv wird,
denn dort besteht das beste Knowhow und es sind keine Transporte
über die Grenzen notwendig. Eine genaue Kontrolle über
die Fähigkeiten und Praktiken der Verwertungsbetriebe ist im
Inland am besten möglich.
Letztendlich aber
wird die Mülllawine erst dann gestoppt werden können,
wenn auch alle anderen, momentan noch externalisierten, Schadkosten
auf den Artikelpreis aufgeschlagen werden müssten. Dann bekommt
der Müll, sein Rohstoffgehalt, die bereits in ihn investierte
Energie und Arbeit und die Summe aller schon geschehenen Transporte,
einen Wert, der den Gebrauchtstoff gegenüber neuen Rohstoffen
sehr viel attraktiver macht.
Für Hersteller muss es lukrativer sein, Gebrauchtstoffe in
der Produktion zu verarbeiten, als Neurohstoffe. Dann wäre
das Müllproblem marktwirtschaftlich gelöst. Statt mit
Verboten und Vorschriften würden die Verursacher aus eigenem
Antrieb den Müll nicht mehr auf Dritte abwälzen. Sie bräuchten
ihn selbst und würden alles so gestalten, dass er auch zu ihnen
zurückfließt.
07.02.08
Webmaster: Heute
ist unsere Redaktionssitzung fast noch eine Karnevalssitzung, wenn
ich uns auch nicht als Pappnasen bezeichnen würde.
Tusnelda: Ich
hab nichts gegen Karneval. Hier im Westen haben wir doch dann so
etwas wie kleine Ferien, auch wennde nicht auf eine Kappensitzungen
gehst. Früher hab ich mir die sogar im Fernsehen angeschaut,
also diese großen aus Mainz beispielweise. Da gab es noch
zwei Übertragungen.
Colsky: Wenn ich
das schon sehe, da hocken alle Jahre wieder ein ganzer Saal voll
schunkelnder Prominenter und Besserverdiener mit Einheitsnarrenkappen
und aufgetakelten Partnerinnen und alkoholisieren sich vor der Kamera,
um das mittelmäßige Programm auf der Bühne besser
ertragen zu können.
Tusnelda: Jetzt
mach mal halblang mit deinem Spott. Früher war da mehr Pfeffer
drin. Heute ist alles, was in Fernsehen kommt, politisch bereinigt.
Immerhin gibt es auch Karneval abseits von dem, was so in die Republik
gesendet wird, auch politischen, und dieser würde wahrscheinlich
auch dir gefallen.
Aber das ist doch nicht Thema unserer Sitzung heute, oder?
Carlsen: Gestern
musste ich mir sagen lassen, nach einem öfter mal witzigen
Anfang würden unsere Blogbeiträge jetzt im Februar eher
zu ernst ausfallen. Außerdem wären sie manchmal zu lang.
Webmaster: Dann
müsst ihr eben ein paar unterhaltsamere Texte verfassen, ich
stelle alles von euch rein.
Carlsen: Das mit
dem zu lang, gut, seh ich ein. Manchmal kannst du es aber nicht
kürzer machen, um auch die Aussage rüber zu bringen. Und
zu ernst, dann müssten wir ein völlig anderes Thema wählen
und auf eine Kommentierung des Alltagsgeschehens verzichten.
Colsky: Ja aber
dieses Kommentieren wollten wir ja gerade. Das Thema muss natürlich
bleiben, aber vielleicht solltet ihr auch mal ein bischen mehr Spott
in eure Texte legen. Bisher überlasst ihr dies ja mir.
Tusnelda: Ja wenn
wir dir den Blog überlassen würden, dächten die Leute,
dies wäre ne Kabarett-Site.
Colsky: Hast du
was gegen politisches Kabarett? Die Sendung im ZDF mit Priol und
Schramm, -Neues aus der Anstalt- ist doch sehr erfolgreich. Und
das noch dazu im ZDF, dort, wo die gleichen politisch Gefärbten
das Sagen haben, die auch seit etlichen Jahren die Karnevalssitzungen
zensieren.
Carlsen: Die richtige
Mischung ist gefragt. Wir müssten auch Leuten wie Werner etwas
bieten, den ich gestern in der Stadt getroffen habe. Der ist voll
desillusioniert und depressiv drauf. Früher hat er sich stark
kommunalpolitisch engagiert, hat die Ortsgruppe der Grünen
mitgegründet, hat vier Jahre im Stadtrat gesessen und ist dort
vom roten Filz verarscht worden.
Tusnelda: Aber
ne grüne Partei gibt es doch gar nicht mehr dort.
Carlsen: Hat sich
schon lange aufgelöst, es gab so gut wie keine Unterstützung
aus der Bevölkerung, abgesehen dass man sie gewählt hat.
Dann hat Werner noch die BUND-Ortsgruppe mit ins Leben gerufen und
ist dort dann auch raus, als der Bürgermeister sich da zur
grünen Profilierung reingemischt hat. Die gibt es heute auch
nicht mehr. Dann hat Werner noch versucht, eine Greenpeacegruppe
zusammen zu bekommen, auch vergebens. Systematisch haben sie ihn
gemobbt. Seine Leserbriefe sind verpufft. Heute ist er ein überzeugter
Anhänger der "Hat-ja-doch-alles-keinen-Zweck"-Bewegung.
Webmaster: Ich
denke, solche Leute kannst du nicht bedienen, die suchen ja systematisch
nach "Hat-ja-doch-alles-keinen-Zweck"-Artikeln.
Colsky: Wir können
die Site ja umbenennen, etwa in "Die Hölle ist nah-Blog".
Es gibt viele Leute, die fleißig im Netz nach Negativnachrichten
suchen, nur um sich immer wieder ihr unvollständiges Weltbild
zu bestätigen.
Carlsen: Solche
Leute sind dann auch empfänglich für Verschwörungstheorien.
Verdrängen wir aber nicht:
Hieran können wir uns auch messen, schaffen wir es mit neuen
Argumenten, solche Leute positiver denken zu lassen? Kann man es
schaffen, dieses Potenzial der Enttäuschten für einem
überparteilichen Widerstand zu gewinnen?
Webmaster: Eben!
Liebe Leute denkt daran, unser Verein will zwar die Gegenwartssituation
kritisch darstellen aber vor allem auch Hoffnung geben. Denkt daran
beim Texte schreiben, und, ein paar mehr Bilder brauchen wir. Strengen
wir also unsere Köpfe an.
06.02.08
Am vergangenen
Montag stellte im Politischen Feuilleton auf Deutschlandradio
der Journalist, Sozialwissenschaftler und Autor Uwe
Bork in seinem Beitrag die Frage, ob die Bezeichnung Dienstleistungsgesellschaft
nicht eigentlich überholt ist. Er beleuchtete den immer häufiger
anzutreffenden Abbau von Dienstleistungen, bzw. die Übertragung
von Diensten weg von menschlichen Wesen und hin zu Automaten.
Bork: "Die modernen Gesellschaften industrieller oder gar
post-industrieller Prägung scheinen sich immer schneller auf
das Niveau von Do-it-yourself-Kommunen längst vergangener Pioniertage
zurückzuentwickeln. Galt es bis in die jüngste Vergangenheit
noch als ausgemacht, dass primärer und sekundärer Sektor
fortgeschrittener Volkswirtschaften, also Landwirtschaft und Industrieproduktion,
zugunsten des tertiären Sektors - sprich: Dienstleitung, Service
und Beratung - schrittweise an Bedeutung verlieren würden,
so scheint der simple Augenschein unseres Alltags inzwischen massiv
gegen diese These zu sprechen."
Bork erinnert sich an den Philosophen Ivan Illich, der einst das
Wort von der "zeitraubenden Beschleunigung" prägte.
Illich meinte damit die damals zunehmende Rolle moderner Verkehrsysteme
und stellte die Frage, ob der Zeitgewinn nicht durch den ganzen
Aufwand wie Bau, Unterhalt und sonstige Investitionen wieder zunichte
gemacht wird.
Bork überträgt die Ansicht Illichs auf die Gegenwart und
stellt einen beschleunigten Abbau der Dienstleistungen fest.
Heute fällt mir zu Zeitraubender Beschleunigung der öde
Kampf mit virtuellen Stimmen am Telefon ein, die mittlerweile jeder
Telefonanbieter oder Internetdienstleister statt echter, freundlicher
Menschen in seinen Servicecentern postiert hat.
Kürzlich war in einer Zeitung ein nützlicher Tipp abgedruckt,
mit dem man in einem solchen Fall die Weiterverbindung zu einem
lebenden Mitarbeiter erwirken könne. Man solle nur ein freundliches
Liedchen singen, statt den Anweisungen zu folgen und siehe da: bald
kapituliert der Automat. Es ist allerdings zu vermuten, dass von
Seiten der Konzerne diesem Trick bald mit neuer Software begegnet
wird oder dass das Gespräch einfach zum Abbruch kommt.
Im Prinzip müsste man vom Bundesverbraucherministerium eine
gesetzliche Regelung verlangen, die solche Firmen dazu verdonnert,
an eingerichteten Servicetelefonen richtige Menschen zu postieren,
die Fragen beantworten und Gespräche weiterleiten.
Ebenso müsste verboten werden, mehr als eine Gesprächseinheit
für eine Serviceanfrage zu berechnen. Momentan wird über
teure kostenpflichtige Verbindungen enorm viel Geld verdient, was
dem Ausdruck "Service" schon lange nicht mehr gerecht
wird.
Welch ein Anreiz entsteht hier für die Firmen, wenn nicht nur
an den Produkten selbst verdient werden kann, sondern auch kräftig
an den Fragen der Kundschaft zur Mangelhaftigkeit der Produkte?
Auch müsste die Politik schlecht übersetzte und zu klein
gedruckte Gebrauchsanweisungen verbieten, bzw. müsste die Produktzulassung
auch vom Vorhandensein einer gebrauchsfähigen Gebrauchsanweisung
abhängig machen.
Wird Bürgern der Umgang mit komplizierten Computermenüs
über Touchpads oder Tasteneingabe zugemutet, etwa in Behörden
und Banken oder bei der Bahn am Fahrkartenautomaten, müssen
jegliche Fehler die dabei entstehen können zu Lasten des Unternehmens
gehen, welches hier lebende Angestellte durch Apparate ersetzt hat.
In diesem Bereich
läge ein enormes Potential für die Schaffung und Sicherung
von Arbeitsplätzen. Wenn Menschen Fragen stellen, sollen es
auch Menschen sein, die antworten. Die Politik müsste nur den
Unternehmen entsprechende Vorgaben machen. Diese sind auf die Einrichtung
von Kommunikationsmöglichkeiten angewiesen, und diese sollen
bitteschön lebende Angestellte sein.
Wenn dieses aber fahrlässig und technikgeil durch den elektronisch
begünstigten Roboterwahn der Gegenwart ersetzt wird, hat dies
weder etwas mit Dienstleistung, noch mit Fortschritt zu tun. Wer
dies trotzdem behauptet, zeigt seine Bereitschaft, den Menschen
als den Mittelpunkt allen Strebens durch einen Götzen zu ersetzen.
Analog zur Feststellung, dass der Mensch in der herrschenden Ökonomie
eigentlich zunehmend für die Wirtschaft da ist, statt umgekehrt,
kann man hier sagen:
Die Periode nach der Periode der Dienstleistungsgesellschaft,
in welcher die Dienstleistung für den Menschen da war, hat
begonnen, - fortan hat der Mensch immer stärker für
die Dienstleistung da zu sein.
Wenn der Ersatz von Menschen durch Apparate den entsprechenden Unternehmen
Kosten einspart, - nur deshalb wird dies ja praktiziert -, und die
Maschinenkommunikation den Kunden letztlich aber mehr Ärger
und Zeitaufwand beschert, haben wir es mit einem Fall von Profitsteigerung
mittels Kostenabwälzung zu tun. Die Kosten sind ja nicht weg,
sie wurden lediglich vom Unternehmen in den Bereich ihrer Kunden
externalisiert, also der Allgemeinheit zur Last gelegt.
05.02.08
Heute sei noch
der letzte Aspekt behandelt, der sich aus den Ergebnissen der Verzehrstudie
ergibt. Von der Presse wurde eine sehr leichtförmige Schlussfolgerung
gezogen, die zwar populär sein mag, aber ganz und gar nicht
logisch. Die Süddeutsche Zeitung titelte einfach: "Bildung
macht schlank." Dies war auch das Resultat anderer Medien,
wenn sie sich mit dem Thema befassten.
Drei Phänomene
in der Gesellschaft sind in Beziehung gesetzt worden: Bildungsgrad,
Ernährungsgewohnheiten und Einkommenshöhe. Mehrere Kombinationen
sind hier möglich, will man untersuchen, ob eines vom anderen
abhängig ist.
Am ehesten nachvollziehbar
ist der Zusammenhang, dass eine höhere Bildung (hier verstanden
als Schulbildung und Grundlage einer höher qualifizierten Ausbildung)
ein höheres Einkommen ermöglicht. Zu dieser Erkenntnis
braucht man noch keine Verzehrstudie. Außerdem gibt es hierzu
eine Menge Gegenbeispiele, Menschen, die mit einfacher Schulbildung
wirtschaftlich sehr erfolgreich sind und solche, denen ihr Abitur
zu keinem überdurchschnittlichen Einkommen verhelfen konnte.
Hierbei sind sicherlich momentane Lagen auf dem Arbeitsmarkt oder
in der betreffenden Branche, aber auch individuelle Charaktereigenschaften
ausschlaggebender.
Außer diesen
beiden Zusammenhängen( "Bildung macht schlank" und
"Bildung ermöglicht hohes Einkommen") wäre im
Bezug zur vorliegenden Studie kein dritter konstruierbar.
Würde man etwa sagen: "Hohes Einkommen führt zu besserer
Bildung", wäre das zeitliche Aufeinanderfolgen auf den
Kopf gestellt. Natürlich könnte ein gut verdienender Mitbürger
einen Teil seines Verdienstes dazu verwenden, um sich in besonderen
Kursen, Seminaren und Schulungen weiter zu bilden.
Auch ist die Folgerung, "Bessere Ernährung führt
zu besserer Bildung", nicht ganz von der Hand zu weisen. Kinder,
die zuhause gut gefrühstückt haben, können sich im
Unterricht besser konzentrieren.
Aber: Letztlich
wird man nicht an der Frage vorbeikommen, ob die drei
Merkmale vielleicht eher von einem vierten Aspekt beeinflusst werden,
der relativ früh in der menschlichen Entwicklung statt findet.
Gestern sprach ich von einem tieferen, psychologischen Grund für
das Dickwerden bei Menschen. Von diesem Grund kann auch die Fähigkeit
zu besserer Bildung, als auch die Befähigung zur Berufskarriere
mit höherer Bezahlung entscheidend abhängen.
Die Verzehrstudie wäre dann nur ein kleiner Lichtstrahl in
einen dunklen Raum unserer Gesellschaft, dessen Erhellungseffekt
dazu noch fehlinterpretiert wird, weil wir von dem in diesem Raum
befindlichen nur wenig Ahnung haben.
Soziologen, Pädagogen und andere Menschseins-Wissenschaftler
könnten hierzu sicherlich mehr aussagen, doch deren Erkenntnisse
sind subtiler, als es ein durchschnittlicher Bürger nachvollziehen
kann, ja auch schwieriger, als es die Zeitungsschreiber zu interpretieren
(eben reduziert auf: "Bildung macht schlank.")in der Lage
sind.
Diese tiefere
Voraussetzung beim Menschen für überdurchschnittlich gute
Ernährungsgewohnheiten, Schul- und Ausbildung und berufliche
Befähigung, hängt entscheidend davon ab, was Goethe mit
seinem weniger bekannten Ausspruch gemeint hat. Goethe sagte:"
Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und
Flügel."
Was er hiermit gesagt hat, ist gerade in der heutigen Zeit der
Schlüssel zur Erklärung der meisten Fehlentwicklungen
unserer Gesellschaft.
Die verkümmerten Wurzeln und gestutzten Flügel von immer
mehr Zeitgenossen führen vor allem nicht nur
- zu schlechterer Bildung, genauer: reduzierter Wissbegierigkeit
als erster Aufnahmevoraussetzung im Unterricht,
- zu kontrabiologischen Ernährungsgewohnheiten, genauer: mangelhaftem
bewusstem und intuitivem Wissen um die Notwendigkeiten für
den eigenen Körper
- und zu geringem Einkommen, genauer: reduziertem Marktwert durch
schlechte berufliche Qualifizierung, geringe Phantasie und Kreativität
im Beruf, fehlende Charaktereigenschaften um auf Neues schnell und
richtig zu reagieren.
Die unzureichend ausgebildeten Wurzeln und Flügel sind auch
verantwortlich für schlechte soziale Intelligenz, mangelhafte
Verantwortungsbereitschaft, Gleichgültigkeit bezüglich
der natürlichen Lebensgrundlagen, Neigung zu Parteiischsein
und ideologisiertem Denken, und, um wieder auf die Kategorische
Marktwirtschaft zu kommen:
Verkümmerte Wurzeln und Flügel bei so vielen Menschen
führen zu fataler Rücksichtslosigkeit, zur Verdrängung
jeglicher Bedenken, ein Leben auf Kosten Dritter und einen Profit
zum Schaden Dritter zu wählen!
04.02.08
In den vergangenen
beiden Tagen behandelten wir die "Verzehrstudie" und
den Waldzustandsbericht aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium.
Die Ergebnisse dieser beiden Berichte lassen sich noch etwas tiefer
untersuchen. Ich will nicht sagen, es gäbe Gemeinsamkeiten,
aber gewisse Entsprechungen bei beiden Themen sind nicht zu leugnen.
Der Vorsitzende
des BUNDs Hubert Weiger verglich die Bäume im Wald,
die einerseits mit den Wurzeln in einem schadstoffbelasteten Boden
stecken und andererseits mit Düngerüberschuss aus der
Landwirtschaft und höheren CO2 Konzentrationen aus der Luft
schneller wachsen, mit künstlich aufgeblähten Wassertomaten
aus dem Gewächshaus.
Lediglich auf Größe getrimmt, lässt bei diesen Tomaten
alles Qualitative zu wünschen übrig. Die Tomaten stecken
in einem künstlichen Substrat, das ihnen Wasser und Flüssigdünger
zuführt und nehmen genau den Zustand an, wie ihn die Gemüsebauer
geplant haben, einen Zustand der einen niedrigen Kilopreis und entsprechenden
Absatz und Profit bringt. Auf dem Weg zur Ernte muss die schwach
und krank gefütterte Tomate noch dazu mit allerlei Pestiziden
vor allen möglichen Schädlingen und Krankheiten geschützt
werden.
Beim Wald
wird die Überdüngung und Schwächung des Baumorganismus
nicht absichtlich und gezielt eingeleitet. Dieses passiert hier
eher mittels, beiläufig während entsprechender Produktionsprozessen
ausgestoßener Stoffe, die nicht zurückgehalten werden
können und letztlich in die Luft und auf die Böden "entsorgt"
werden.
Die Freisetzung der schädlichen Stoffe geschieht beim Wald
aber ebenfalls aus Profitzwecken, wenn auch nicht direkt. Die Schadstoffe
wie Mineraldünger und Landwirtschaftsgifte, sowie Gase aus
Verbrennungen wie CO2, Stickoxide, Schwefeldioxid, etc. sind externalisierte,
also auf die Allgemeinheit abgewälzte Begleiterscheinungen
der entsprechenden Produktionsprozesse.
Die im Waldzustandsbericht dokumentierten Waldschäden passieren
nur deshalb, weil die Verursacher der Schadstoffe diese ohne eine
Verantwortung ganz legal auf Dritte abwälzen können.
Würde man hier, wie es die Kategorische Marktwirtschaft fordert,
die von den Giftstoffen zu erwartenden Schadkosten, gleich zu Anfang
den Verursachern voll anlasten, so dass diese die Kosten auf die
Preise ihrer Produkte aufschlagen müssten, würden die
zugrundeliegenden Produktionsarten und Verfahrensweisen nicht wettbewerbsfähig
werden können. In einem derart anders gestalteten, wirklich
fairen Wettbewerb würden die Waldschäden deshalb gar nicht
entstehen.
Schlagen wir die
Brücke zum in der Verzehrstudie genannten und immer tragischer
werdenden Problem mit der Übergewichtigkeit der Bundesbürger.
Auch zu dieser Entwicklung tragen massive wirtschaftliche Interessen
entscheidend bei.
Lässt man mal den tieferen, psychologischen Grund für
das Dickwerden bei Menschen außer acht, so bleiben zwei Faktoren:
1. - Falsche Ernährung, also fehlende Qualität, und
2. - zu viel Nahrung, also übermäßige Quantität.
Beides ist von der Wirtschaftsstruktur gewollt. Die Nahrungsmittelindustrie
hegt dementsprechend zwei Primärinteressen, mit welchen ihr
Profit ständig gesteigert werden soll:
1. Man offeriert der Bevölkerungsmehrheit die Nahrungsmittel,
die möglichst billig, also mit möglichst großer
Gewinnspanne bereitgestellt werden können. Dadurch sinkt vor
allem die Nahrungsqualität.
2. Man muss, um den Absatz zu steigern, immer mehr Nahrungsmittel
absetzen. Wenn die Zahl der Kunden gleich bleibt, müssen diese
also immer mehr konsumieren.
Der Zwang zu wirtschaftlichem
Wachstum herkömmlichen Verständnisses in einer Gesellschaft,
führt, ins Thema Ernährung übertragen, unweigerlich
zur Übergewichtigkeit von immer mehr Gesellschaftsmitgliedern.
Die dadurch entstehenden Schadkosten, beispielsweise Verlust von
Lebensqualität und Leistungsfähigkeit für Betroffene,
Beeinträchtigung durch übergewichtsbedingte Krankheiten,
oder auch die finanziellen Auswirkungen auf das Gesundheitssystem,
werden von der Nahrungsmittelindustrie als dem Hauptverursacher
nicht getragen.
Eine Ernährungsstruktur, die sehr viel gesünder wäre
und Übergewichtigkeit vermeiden würde, ist zwar denkbar,
doch sie würde den momentan agierenden Unternehmen sehr viel
weniger Gewinn in Aussicht stellen, ebenso, wie dem Staat weniger
Steuern und Abgaben.
Die schlechte Ernährungs- und Gesundheitslage unserer Nation
ist, mit anderen Worten, nichts anderes, als die direkte Folge der
Abwälzung sozialer Schadkosten aus der Ernährungsindustrie
auf die Allgemeinheit. Oder: Die sogenannte "wirtschaftliche
Freiheit" in der herrschenden Kapitalistischen Planwirtschaft
macht Millionen Menschen direkt und unmittelbar krank.
Auch hier lässt sich das Problem nur mit dem Wechsel zur Kategorischen
Marktwirtschaft wirklich lösen.
03.02.08
Von der Klimadiskussion
in den Hintergrund öffentlicher Aufmerksamkeit gedrängt
ist der Wald in Deutschland kränker denn je. Sein Zustand verschlechtert
sich unablässig und das rapider als bisher angenommen.
Dies geht aus dem neuesten Waldzustandsbericht
des Bundeslandwirtschaftsministeriums hervor.
Die Zeitschrift Stern
interviewte den Vorsitzenden der Naturschutzorganisation BUND
Hubert Weiger zum Thema. (Interview ist auch als
Video verfügbar.)
Laut Weiger "wollte Seehofer die Daten des Waldzustandsberichts
eigentlich gar nicht oder verspätet veröffentlichen -
und hat sich nur unter dem Druck der anberaumten Bund-Pressekonferenz
in Berlin am Mittwoch zur Publikation entschieden.
Die Daten wurden allerdings nur auf die Homepage des Ministeriums
gestellt, eine öffentliche Präsentation - und die
damit verbunden kritischen Nachfragen - hat sich das Ministerium
erspart".
Weiger macht Bundeslandwirtschaftsminister Seehofer für den
schlimmen Zustand mitverantwortlich, dieser tue zu wenig gegen die
Überdüngung in der konventionellen Landwirtschaft. Er
habe auch kein großes Interesse daran, dies zu dokumentieren,
weshalb der diesjährige Bericht der Öffentlichkeit nicht
offiziell präsentiert wurde. Beim Thema Waldsterben könne
Seehofer die Verantwortung nicht so leicht auf die Weltsituation
schieben.
Wieder mal sind mehr Bäume krank, als im letzten Jahr.
Schuld sind die Luftverschmutzung durch Abgase und Stäube
und die Hinterlassenschaften der konventionellen Landwirtschaft.
Durch die Überdüngung im Boden und durch die höhere
CO2-Konzentration wachsen die Bäume schneller, sind aber empfindlicher.
Sie nehmen mehr Schadstoffe auf und kommen so noch rascher in einen
kritischen Zustand.
Der Anteil der leicht geschädigten Bäume ist laut des
Berichts von 40 auf 45 % gestiegen. Bei den schwer erkrankten Bäumen
ist der Anteil offiziell zwar von 28 % auf 25 % gesunken. Wie in
jedem Jahr ist dies aber lediglich mit der verstärkten Rodung
solcher Bäume, also faktisch mit Notschlachtung zu erklären.
Das Holz wird vorzeitig geschlagen, um es wenigstens vor dem Verfaulen
zu bewahren und noch als Brennholz absetzen zu können.
02.02.08
Zwei wichtige
Papiere, die Auswirkungen von zwei Arten externalisierter Schadkosten
unserer Ökonomie dokumentieren, sind in dieser Woche im Seehofer-Ministerium
(auch genannt Bundesverbraucherministerium) veröffentlicht
worden.
Sehr schnell waren sie aus dem Gespräch in die Versenkung abgedrängt
worden, da sie der Politik abermals das immer gleiche Armutszeugnis
ausstellen.
Für die sogenannte
Verzehrstudie wurden bundesweit 20000 Menschen im Alter zwischen
14 und 80 Jahren in zu ihren Ernährungsgewohnheiten befragt.
Das Ergebnis: In Deutschland sind 66 Prozent der Männer und
50,6 Prozent der Frauen zum Teil stark übergewichtig. 20 Prozent
der Bundesbürger sind so dick, dass sie als fettsüchtig,
als adipös bezeichnet werden müssen.
Sehr aufschlussreich dabei: Je nach Schulabschluss und der
Höhe ihres Haushaltseinkommens pflegen die Befragten ein stark
unterschiedliches Ernährungsverhalten.
Befragte mit geringer Bildung sind im Durchschnitt deutlich dicker
als solche mit höherem Bildungsgrad. Ebenso finden sich in
den niedrigen Einkommensgruppen mehr Dicke als in den oberen Einkommensgruppen.
Kurzerhand folgert
man daraus: Ein niedriger sozialer Status erhöht das Risiko
für Übergewicht.
So leicht wollen wir es uns nicht machen, wenn auch einige Zahlen
hierauf hindeuten.
Männer mit Hauptschulabschluss waren zu fast 75 Prozent übergewichtig
oder sogar fettsüchtig, während Männer mit Abitur
hingegen nur zu knapp 55 Prozent in diese Gewichtsklasse fielen.
Bei den Frauen war der Unterschied noch gravierender: Teilnehmerinnen
mit Hauptschulabschluss waren zu 66 Prozent übergewichtig oder
fettsüchtig, Frauen mit Abitur dagegen lediglich zu knapp 31
Prozent.
Der Zusammenhang
zwischen Übergewicht und Bildungsstand ist sicherlich nur
teilweise direkt zutreffend, genauere Rückschlüsse
können nur über die Betrachtung mehrerer Faktoren gezogen
werden.
Auch ist der Zusammenhang mit dem Einkommen zu oberflächlich
hergestellt.
Wenn auch eine höhere Bildung bessere berufliche Möglichkeiten
mit sich bringt und damit die Wahrscheinlichkeit zu höherem
Einkommen, so kommt es doch auf die Qualität der Bildung an,
wenn diese auch noch zu einer besseren Ernährung verhelfen
soll.
Eine Bildung, die zu höherem Einkommen befähigt, führt
nicht automatisch auch zu besseren Ernährungsgewohnheiten,
bzw. ein Wissen um die richtige Ernährung befähigt nur
selten gleichzeitig zu einer lukrativeren Erwerbsarbeit.
Wenn 55% der Männer mit Abitur zu dick sind, so kann man auch
folgern, wirft dies kein gutes Licht auf die Qualität des Lehrstoffs
in den deutschen Gymnasien. Er verhindert nicht das Dickwerden der
Menschen mit Abitur, allenfalls befähigt er 45 % der Abiturienten,
dazu sich das Wissen um eine gute Ernährung außerschulisch
besser aneignen zu können. Hier sind dann Menschen mit Hauptschulabschluss,
(zu 75 % übergewichtig) nur zu 25 % in der Lage.
Sollte man nicht besser sagen: Das, was einen Teil der Menschen
zu besseren Ernährungsgewohnheiten bringt, befähigt sie
auch stärker zum Besuch einer höheren Schule. Damit wäre
die Bildungsfrage ganz außen vor und die Frage reduziert sich
auf die Betrachtung des vorschulischen Bereichs, also auf die allgemeine
Befähigung durch die Erziehung im Elternhaus. Ebenfalls plausibel:
Wer hier überdurchschnittlich gut zum Annehmen gesunder Ernährungsgewohnheiten
erzogen wird, taugt besser zum Besuch des Gymnasiums und kann seine
Lebensplanung hin zu einem höheren Einkommen früher und
effektiver planen.
Und: Wer im Elternhaus keine guten Anregungen zur gesunden Ernährung
mitbekommt, dem fehlen verstärkt auch die Anreize zum Besuch
der höheren Schule und das Durchsetzungsvermögen eine
höhere berufliche Qualifikation zu erreichen.
Auch stimmt nur
zum Teil, dass ein geringes Einkommen zu schlechterer Ernährung
nötigt. Auch mit wenig Geld kann man sich gut ernähren,
wenn man nur will, und wenn man bereit ist, seine Einkaufsmöglichkeiten
im Umfeld genau auszuloten. Dafür wiederum braucht es eventuell
besserer intellektueller Möglichkeiten.
Fazit: Nicht bessere
Bildung oder mehr Geld bewahren vorm Übergewicht. Bessere Startbedingungen
ganz zu Anfang des Lebens eines jeden Einzelnen befähigen zu
A. besserer Bildung, B. gesünderen Ernährungsgewohnheiten,
C. zum Erreichen besser bezahlter Erwerbsarbeit.
Morgen die andere
Studie: Waldschadensbericht 2007.
01.02.08
Nun ja, Merkel
hat sich jetzt doch noch mal hinter Koch gestellt. In der FAZ sagte
sie, man dürfe das Thema Jugendkriminalität nicht ausklammern.
Natürlich nicht, Frau Merkel, darum geht es doch gar nicht!
Natürlich besteht hier ein Problem, also eine Frage, die nach
einer Antwort verlangt. Nur, es ist von den angesagten Parteien
bis heute keine befriedigende Antwort gekommen. Man beschränkt
sich in immer ähnlich strukturierten Verlautbarungen darauf,
durch spektakuläre Ausgestaltung der Frage den Eindruck
zu erwecken, man sei auch dazu legitimiert, eine gute Antwort
zu finden.
Raffiniert und altbekannt zugleich, was Merkel da vorführt.
Die gleichen WählerInnen, die Koch im Visier hatte, sollen
nun nicht durch die Distanzierung einiger Unionspolitiker nach der
Wahl enttäuscht werden. Durch Wiederkäuen der Frage kann
man die Hellhörigkeit der "Stammtischwähler"
erhalten und verhindern, dass diese ins Rechtsaußen abwandern.
Eine wirkliche Antwort auf die Frage nach der Jugendkriminalität
braucht es dann gar nicht mehr.
Ähnlich hat es Merkel schon immer auch bei anderen ausgewählten
Themen getan. Bei der Klimadisskussion konnte sie ihr grünes
Jäckchen erfolgreich und völlig unverbindlich frisch einfärben.
Sie konnte dabei auf die, oft auch unbeabsichtigte, Hilfe vieler
bedeutender Medien bauen. Diese sind meist nicht in der Lage, jenseits
des jeweils öffentlich herumwirbelnden Teil des Themas, auch
die Facetten zu beleuchten, die eine Lösung aufzeigen können.
So lassen auch viele Zeitungen die Kanzlerin kompetent erscheinen,
eine langfristig fatale Praxis.
Inhaltlich einschläferndes Gerede, Polarisieren, hektisches
Setzen von "Duftmarken", Aussitzen, Unterschlagen, dieses
ist die Art von Führung, über welche die deutsche Kanzlerin
nicht hinaus kommt.
Zum
Thema Integrations- und Ausländerpolitik gab es heute
auf Dradio ein interessantes Politisches Feuilleton.
Josef Schmid, Soziologe, Philosoph, Psychologe und Wissenschaftler
u.A. auf den Gebieten Bevölkerungsprobleme der industrialisierten
Welt und der Entwicklungsländer, Kulturelle Evolution und Systemökologie
liefert eine völlig andere Qualität von Aussagen und Feststellungen
zum Thema. Sehr lesenswert!