31.03.08
Diese Woche haben
wir ausnahmsweise eine Tageszeitung. Am Telefon ließen
wir uns ein Probeabo aufschwatzen, die erste von 6 Ausgaben
kam schon am Samstag. Eine Tageszeitung fest zu abonnieren, kommt
für mich nicht in Frage. Inhaltlich ist eine solche Nachrichtenquelle
durch Radio und Internet ersetzbar, bzw. sind viele Meldungen darin
nicht unbedingt wichtig.
Heute steht nur das gewohnte Hickhack zwischen Gewerkschaft und
Arbeitgeber, diesmal die kommunalen, zwischen Ypsilanti in Hessen
und der Suche nach der Regierungsform zu lesen, muss man nicht wirklich
wissen und kann auf ein Ergebnis warten.
Bush ist mit dem deutschen Afghanistaneinsatz lediglich im Norden,
nun doch zufrieden, -wahrscheinlich hat er eingesehen, dass hierzulande
die Gegner eines Kampfs im Süden nicht einfach übergangen
werden können-.
Die Gegner einer Rentenerhöhung in Deutschland machen lautstarken
Druck in der Öffentlichkeit, während der Arbeitsminister
Scholz die 20 Millionen Ruheständler doch gerne mit ein paar
Euro mehr beglücken möchte. Keiner der Kontrahenten hat
hierzu aber einen realistischen und zukunftsfähigen Vorschlag
zu machen, keiner spricht über die notwendige radikale Umstellung
des Rentensystems.
Aus Simbabwe wird schwerer Wahlbetrug gemeldet, aus China die Aussperrung
von Reportern von der Zeremonie mit der Ankunft des olympischen
Feuers und neue Proteste in Tibet.
In Paris sind über 35.000 Menschen auf die Straße gegangen,
um gegen die schlechten Bezüge für Behinderte und deren
Ausgrenzung aus dem Arbeitsleben zu protestieren. Auch diese Leute
fühlen sich von Präsident Sarkozy verschaukelt.
Interessant ist heute vielleicht eine Grafik über die Bruttowerbeaufwendungen
der einzelnen deutschen Sparten in 2007.
Spitzenreiter sind hier die Handelorganisationen mit fast
2 Milliarden Euro Werbeaufwand. Die PKW-Sparte folgt mit
gut 1,5 Milliarden, dann kommen die deutschen Zeitungen mit
mehr als 1,25 Milliarden Euro, - eine von diesen Zeitungen habe
ich vor mir liegen und das Probeabo wird wohl auch in
diesen Werbungskosten enthalten sein -.
Knapp unter der Milliarde liegen die Werbeausgaben der Publikumszeitschriften,
die Telekommunikationsbranche steht mit gut 850 Millionen und Verlage
und Medien mit 625 Millionen.
Es folgen noch einige andere Sparten, ist aber nicht so interessant.
Eine ganzseitige Anzeige von Lidl stemmt sich gegen die neuesten
Vorwürfe über die Bespitzelung von Mitarbeitern, - ist
oben im ersten Posten bei Handelsorganisationen enthalten -, ebenso
die ganzseitige Anzeige von Aldi. Ryanair bietet Flüge für
10 Euro an.
Auf der Lokalseite wurde über die dritte Messe zum Werkstoff
Holz berichtet, die am Wochenende hier in einem Nachbarort statt
fand: "Staatssekretärin schwärmt vom Rohstoff
Holz und seiner umweltfreundlichen Nachhaltigkeit".
Nunja, die Staatssekretärin wurde lächelnd in die Kamera
blickend abgelichtet, wie sie eine Bohrmaschine auf ein dickes Brett
hält und dabei von einem Handwerker, einem Kreisbeigeordneten
und dem Messeveranstalter assistiert wurde. Eventuell weiß
die Staatssekretärin jetzt etwas mehr über den Werkstoff
der, wie sie sagte, wegen seiner "umweltfreundlichen Nachhaltigkeit
und dem ausstrahlenden Wohlfühlcharakter bei vielen Menschen
mehr und mehr ins Zentrum gerückt wird." Umweltfreundliche
Nachhaltigkeit? Doppelt gemoppelt hält besser, sagt man bei
uns. Bei Ahnungslosen kann man damit vielleicht Eindruck schinden.
Immerhin führt
das Probeabo bei mir schon mit dem ersten Exemplar zur Beantwortung
der Frage, wieso es den Zeitungen in Deutschland schlecht geht,
und sie mit enormen Werbeausgaben und Probeabos an der Front kämpfen
müssen. Wer braucht einen solchen Inhalt?
Immerhin lässt
sich die Zeitung für uns noch als Anmachpapier für den
Holzofen verwenden, besser als nichts.
30.03.08
Eine ehrenamtliche
Aufgabe, die ich in unserer Gemeinde übernommen habe, besteht
darin, die jungen Bäume auf den öffentlichen Flächen
im Ort zu pflegen.
Hauptsächlich müssen diese aufgeastet, d.h. die unteren
Äste müssen nach und nach entfernt werden, damit die endgültige
Baumkrone sich über dem Lichtraumprofil entfaltet. Der
Verkehr, besonders hohe LKWs, müssen unter dem Baum durchfahren
können, ohne an einem tiefen Ast hängen zu bleiben.
Vor allem der Baum könnte einen schweren Schaden bekommen,
würde einmal das Fahrzeug der Müllabfuhr beispielsweise
einen Ast abreißen.
Wenn man die Äste abschneidet so lange sie noch recht dünn
sind, kann der Baum diese kleinen Wunden schnell verheilen. Deshalb
ist es ratsam, dieses In-Form-Bringen eines Dorfbaums regelmäßig
jedes Jahr zu betreiben und nachfolgend seinem jährlichen Wachstum.
Nächste Woche werde ich mit der Arbeit beginnen und hier darüber
berichten, allerdings habe ich mich gestern schon um einen der Bäume
gekümmert und dabei ein sehr lästiges Erlebnis gehabt.
Dieses Erlebnis
begegnet mir in jedem Jahr wieder, und es ist sicher in ganz Deutschland
das Gleiche, immer gibt es einzelne Leute, meist Anwohner,
die ihre abfälligen Kommentare über den Baum abgeben
müssen.
Gestern war es eine alte Frau, sie beschwerte sich lautstark über
die "Gefahr" des Laubfalls, die von dem Baum ausgeht,
und dies umso stärker, je größer der Baum wird.
Das Laub würde ihnen in den frisch gepflasterten Hof wehen
und sie hätten viel Arbeit mit dem Aufkehren, etc.
Bei solchen Leuten habe ich es auch aufgegeben, die Vorteile eines
Baumes im Ort herauszustellen und zu appellieren, dass das Laub
doch nun wirklich kaum Arbeit bereitet. Diese Leute wollen am
liebsten einen völlig kahlen Ort um sich herum ohne das
geringste Gehölz, von dem sich Blätter lösen könnten.
In gigantischen Mengen werden im Land täglich Giftstoffe und
andere schädliche Dinge über das Land verteilt, aber Menschen
mit dieser Art von Bewusstsein beschweren sich nur über die
Bäume in ihrer Nachbarschaft.
Ich sage dann immer nur, ich sei ja nur für die Pflege verantwortlich,
sie solle sich doch mit der grundsätzlichen Kritik an die Gemeinde
wenden. Natürlich ist mir auch die Gefahr daraus sofort bewusst,
denn der Sohn der alten Frau ist Mitglied im Gemeinderat, und als
einer der lautesten Betonköpfe im Ort, kann er natürlich
beantragen, dass der Baum ganz entfernt wird.
Also heißt es mit dem Bürgermeister reden, den Hinweis
geben, dass nur rückständige Gemeinden eine Durchgrünung
des Ortes ablehnen, dass Bäume ein Mittel gegen den Klimawandel
sind, vor einem ärmlichen Ortsbild ohne Bäume warnen,
und notfalls, den Frevel am Gehölz an die große Glocke
hängen, Presse einschalten, im Internet die Schuldigen veröffentlichen,
usw.
Es reicht also nicht nur aus, die Bäume zu beschneiden, ich
muss sie auch noch gegen Feinde in Schutz nehmen.
Gestern, um noch
zwei Bilder zu zeigen, ging es also um einen jungen, vielleicht
zehnjährigen Bergahorn, der sich auf einer Fläche mit
Cotoneastergestrüpp einmal selbst gepflanzt hatte, aber einen
guten Platz besetzt.
Die gesamte Krone
halte ich erst mal etwas niedrig, um ein Kräftigerwerden des
Stammes abzuwarten. Ohnehin ragt die Krone nur auf einer Seite auf
eine Parkfläche. Hier sollten später einmal unten drunter
gut 4 Meter Platz sein.
Eine Besonderheit hat der Baum:
In seiner Anfangsphase muss er einmal umgedrückt worden sein
und hat sich dann einen halben Meter weiter aber wieder aufgerichtet.
So liegt der untere Stammteil wie der Körper einer Riesenschlange
ein Stück weit auf dem Boden, bis sich dann der senkrechte
Stamm erhebt. Dadurch ist die Statik des Baums beeinträchtigt,
was später einmal Probleme bereiten könnte.
Deshalb habe ich
im letzten Jahr vor dem Stamm zwei weitere Bergahornpflanzen eingesetzt,
die ich mit dem Stamm verwachsen lassen will. Die Technik dazu habe
ich des öfteren schon ausprobiert.
Später ruht der Baum dann gewissermaßen auf einem Dreibein,
und steht besser als normal gewachsen. Zum Schutz des Baumes vor
den Unkrautbeauftragten aus den Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen,
die wohl in den nächsten Wochen auch hierher zum Jäten
geschickt werden, habe ich dem Stamm eine Einfassung aus vier Pfählen
spendiert, die noch mit einem Drahtgitter ergänzt werden kann.
Hoffen wir nur, dass die Baumgegner nicht doch mal Gelegenheit finden,
sich an dem Ahorn zu vergreifen bevor er ein stattlicher Dorfbaum
geworden ist.
29.03.08
Der Transrapid
ist in Deutschland endgültig gescheitert. Die letzte
noch erwägte Strecke in München, als Zubringer zum Flughafen,
ist endlich als viel zu teuer erkannt worden und zu den Akten gelegt.
Viele Milliarden sind hier versenkt worden, Geld das an anderer
Stelle viel nötiger gebraucht worden wäre. Die Verantwortlichen
schieben sich nun gegenseitig die Schuld in die Schuhe.
War nun das Industriekonsortium schuld, das von Anfang an keinen
endgültigen Gesamtpreis nennen wollte oder konnte und damit
eine vollständige Kosten-Nutzen-Berechnung unmöglich machte?
Oder war es die Bundesregierung, die nur zur Finanzierung eines
kleinen Teils der Strecke bereit war? Oder war es die Bayrische
Landesregierung von Edmund Stoiber, die mit Modernitätsscheuklappen
und völlig technologiebetrunken nicht mehr klar denken konnte,
als sie sich in dieses Abenteuer begab? Edmund Stoiber, dieser Laptop-
und Lederhosenhallodri ist ja fein raus, mit seinem Job als Antikorruptionsstatue
bei der EU in Brüssel. Seine Nachfolger sind jetzt die Blamierten
und müssen mit ansehen, wie die Sache auch ihre Partei belastet.
Weil keine Aussicht
mehr auf eine weitere Chance für die Magnetschwebebahn in Europa
besteht, soll jetzt das ganze Paket, all die entwickelte Technik
nach China verkauft werden. Für China ist die Sache allerdings
viel zu teuer. Einmal hat sich auch die chinesische Teststrecke
bei Shanghai nicht gelohnt, zum anderen haben die Chinesen die Technik
längst selbst kopiert und die Möglichkeiten zu einem eigenen
System ausgelotet. Warum sollten sie kaufen, was sie selbst fast
schon haben?
Denken wir
aber positiv. Lassen wir den Ausklang dieses Hirngespinsts doch
als Sieg für die Gesellschaft stehen, wenn er auch gigantische
Summen verschlungen hat.
Gut war es an diesem Beispiel zu sehen, dass die Industriepolitik
der Bundesregierung nicht anderes ist, als hoffnungsvolles Stochern
im Nebel. Geleitet wird diese Politik nicht von der Suche nach dem
langfristig Besten für die Gesellschaft, sondern von Industriehörigkeit,
Wahn nach rein quantitativem Fortschritt und mangelhafter Gabe,
sich einen Gesamtüberblick zu verschaffen.
All die so scheinbar wichtigen Herren in den ach so wichtigen Treffen
und Gesprächen, all die vielen Milliarden aus dem Staatssäckel
und Schwärmereien der Säckelverwalter mit dem süßen
Brett aus üppigem Prestige vor ihrem Kopf. Wie konnte man nur
bereitwillig solche Beträge über viele Jahre zum Fenster
hinaus werfen? Antwort: Weil wir von einer Clique aus ignoranten
Dilettanten regiert werden.
Vielleicht trägt die Transrapidschlappe ja zu einer neuen Sicht
über die wahren Fähigkeiten und Absichten der "Volksvertreter"
bei.
Außerdem:
Denken wir doch auch an die vielen befreiten Menschen in Deutschland,
die nun nicht mehr befürchten müssen, solch ein Projekt
hinters Haus gestellt zu bekommen, deren Grundstück jetzt nicht
mehr eventuell enteignet werden muss, weil sie nicht bereit sind,
für solch einen Quatsch zu verkaufen.
Und denken wir an den Vorteil für die Umwelt, an die ersparten
Schäden aus dem nicht stattfindenden Bau der Technik und aus
ihrem vermiedenen Betrieb und Unterhalt.
Und schließlich, denken wir an den heilsamen Effekt der Ernüchterung
für die Gesellschaft. Wie mit einer Schüssel kalten Wassers
übergossen in einer Zeit der ungesunden Überhitzung sind
einige Leute wieder auf dem Boden angekommen und verspüren
die Notwendigkeit der Haftung auf ihm.
Die Menschen haben einen Sieg errungen zumindest in der Hinsicht,
dass sich die in deutschen Parteien weit verbreitete Selbstherrlichkeit
und Großmannssucht der Fortschrittsagitatoren selbst zu Fall
gebracht hat. Auch wenn sie wieder aufsteht, wird sie doch merklich
hinken.
28.03.08
In Hamburg findet
derzeit (26. bis 28. März) der Extremwetterkongress
statt.
Der Kongress ist der dritte seiner Art. Auf einer eigenen
Website richten sich die Organisatoren an die Öffentlichkeit.
Auf der Startseite heißt es: "Extreme Wetterereignisse
nehmen in Folge des Klimawandels zu. Sie stellen die größte
Herausforderung und das größte volkswirtschaftliche Risiko
durch den Klimawandel dar. Dieser Kongress bündelt einmal im
Jahr den wissenschaftlichen Stand der Dinge. Die hochkarätigen
Vorträge zeigen auf verständliche Weise die Ursachen extremen
Wetters, dessen Vorhersage und die Erwartungen für die Zukunft
auf Basis der Klimamodelle. Der
ExtremWetterKongress richtet sich an ein breites Publikum. Journalisten,
Interessierte Laien, Wissenschaftler, Politiker und Vertreter der
Wirtschaft finden sich hier ebenso ein, wie die Vertreter staatlicher
und nichtstaatlicher Wetterdienste und die bekannten Radio- und
Fernsehmeteorologen. Mit über 700 Teilnehmern ist der ExtremWetterKongress
der größte jährliche in Europa stattfindende Kongress
zu diesem Themenkomplex."
Die wirtschaftlichen
Auswirkungen auf die Bundesländer sind unterschiedlich.
Wahrscheinlich sind die ärmeren Länder stärker betroffen
als die reicheren. Bayern, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Berlin
werden offenbar am glimpflichsten davon kommen.
Während die deutschen Skigebiete wegen durchgehender Schneefreiheit
komplett ausfallen werden, bringt die Erwärmung für die
Bereiche an Nord- und Ostsee Vorteile. Die Erwärmung lädt
hier öfter zum Baden und zum Sitzen in Straßencafes ein.
In Sudwestdeutschland und auch in Ostdeutschland wird es öfters
heiße Sommer mit Trockenperioden geben. Die Waldbrandgefahr
steigt dabei rapide ebenso wie die Wahrscheinlichkeit deutlicher
Ernteausfälle durch Wassermangel.
Man wird sich auf ein vermehrtes Auftreten von Schädlingen
einstellen müssen, was auch die Ernten schmälern wird.
Die Gefahr von Überflutungen steigt ebenfalls, weil Regenfälle
zunehmend eher große Wassermassen über das Land bringen.
Besonders an den Flüssen werden die Schäden in Siedlungsgebieten
und an Agrarflächen empfindliche Schadkosten verursachen.
Nach einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung
(DIW), werden in den nächsten 50 Jahren Schäden in allen
volkswirtschaftlichen Sektoren in Höhe von 800 Milliarden Euro
auf die Bundesländer zukommen.
Große Kraftwerke werden im Sommer Probleme bekommen, genug
Kühlwasser zur Anlagenbetreibung aus den Flüssen zu entnehmen.
Damit werden auch die Energiekosten steigen.
Wissenschaftler der Universität Frankfurt beschreiben in ihrem
neuen Klima-Trend-Atlas
Europa (im Internet ab Anfang April) die dramatischen Temperatursteigerungen
an etlichen Orten. Durch die zunehmende Veränderung der Polargebiete
sind laut Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) dramatische
Veränderungen auf den Energiehaushalt der Erde, die Gaszusammensetzung
der Atmosphäre, Ozeanströmungen, Windsysteme und den Meeresspiegel
zu erwarten.
Es kommt einiges
auf uns zu, auch in Deutschland und direkt vor unserer Haustür.
Die Zukunft beginnt schneller und einschneidender als erwartet,
in welche die herrschende Ökonomie die verursachten Schadkosten
Jahrzehnte lang abzuwälzen gewohnt war.
Für den Wohlstand der letzten Jahre werden wir alle in den
nächsten Jahren bezahlen müssen. Viele werden sich noch
wünschen, wir hätten diese ökologischen Schäden
gar nicht verursacht und sind dann vielleicht bereit, über
ein Wirtschaftssystem nachzudenken, welches ohne die Erzeugung dieser
Schäden auskommt.
Würden wir heute auf ein solch nachhaltiges Wirtschaftssystem
umstellen, etwa die Kategorische Marktwirtschaft einführen,
wären wir trotzdem zu einem immens langen Bremsweg verdonnert,
bevor in einigen Jahrzehnten eine Verbesserung spürbar sein
könnte.
Wichtig ist aber, jetzt auf die Bremse zu treten, denn: Je länger
wir schlafen, desto böser das Erwachen!
27.03.08
Am letzten Sonntag
gab es in der Süddeutschen Zeitung einen wichtigen Artikel
von Jeremey Rifkin, dem amerikanischen Ökonomen, und Gründer
und Präsident der "'Foundation on Economic Trends"
in Washington.
Im Jahr 2007 lebten zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte,
mehr Menschen in den großen Ballungsgebieten, als auf dem
Land. Die Tendenz ist stark steigend, und Rifkin beschreibt
die Probleme, die mit dem neuen Siedlungsverhalten auf den "Homo
Urbanus", den verstädterten Menschen, zukommen.
Bis zum Anfang
des 19. Jahrhunderts war das alte Rom die einzige Stadt in der Menschheitsgeschichte,
mit einer Bevölkerungszahl von mehr als einer Million Einwohnern.
1820 hatte dann London als moderne Stadt über eine Million.
Heute gibt es fast 420 Städte auf der Erde, deren Einwohnerzahl
über der Million liegen und diese werden immer noch größer.
Im Jahr 2042 wird die gesamte Erdbevölkerung auf neun Milliarden
angestiegen sein. Mehr als 1000 Städte haben dann über
eine Million Einwohner.
Rifkin zählt Fakten auf:
"Der Sears Tower in Chicago verbraucht an einem einzigen
Tag mehr Elektrizität als eine Stadt mit 35.000 Einwohnern...
Wachsende Bevölkerung, immer mehr Verbrauch an Nahrung, Wasser,
Baumaterial, erweiterte Straßen- und Schienennutzung und die
zunehmende Urbanisierung dringen weiterhin in die verbliebene Wildnis
vor und beschleunigen ihre Vernichtung... Wir müssen überlegen,
wie wir die Bevölkerungszahl verringern und beständige
urbane Umfelder gestalten können, die Energie und Ressourcen
wirksamer nutzen, weniger giftig und besser dazu geeignet sind,
einen menschengerechten Lebensstil zu fördern..."
Momentan sieht es eher danach aus, als sagten die gegenwärtigen
Menschengenerationen: Nach uns das Licht aus! - ?
Was liegt näher, als den Naturverbrauch in die Preise der
Produkte und Dienstleistungen einzurechnen, ebenso wie andere
ökologische und soziale Schadkosten für die Menschheit.
Das Problem des Flächenverbrauchs ließe sich damit auf
marktwirtschaftliche Weise eindämmen. Im Gegenzug würden
regionale Lösungen bevorzugt.
Gegen das Anwachsen der Weltbevölkerung gibt es kein einfaches
Rezept. Eine Ökonomie, die die Bedeutung der Regionen wieder
herstellt, - Stichworte: Produktion in den Regionen, wohnen außerhalb
der Städte, Möglichkeiten zu dezentraler Erwerbsarbeit,
neues Selbstbewusstsein der ländlichen Gegenden durch menschengerechtere
Lebensbedingungen als in den Städten, bessere soziale Perspektiven,
usw.-, und andererseits einen qualitativen Mindestwohlstand für
die armen Bevölkerungsschichten begünstigt, ist obere
Voraussetzung gegen die Übervölkerung des Planeten.
26.03.08
Wenn FDP-Chef
Westerwelle sich, wie heute wieder geschehen, in der Bild-Zeitung
äußert, kommt wenig vernünftiges dabei heraus. Er
fordert eine Senkung der Mehrwertsteuer bei Energiepreisen.
Diese seien die "Brotpreise des 21ten Jahrhunderts".
Westerwelle dokumentiert mal wieder seine haarsträubende Unkenntnis
der Zusammenhänge zwischen Energieverbrauch und Umweltschädigung.
Er nimmt für sich doch in Anspruch, ein Marktwirtschaftler
zu sein, dann kann er aber doch nicht die marktwirtschaftlichen
Auswirkungen seines Vorschlags ignorieren, nämlich, dass mit
einer Verbilligung auch die Energieverschwendung gefördert
wird.
Es kann natürlich auch sein, dass er die Bedingungen wohl weiß,
dass er sie aber wegschiebt, weil er Wahlkampf machen will. Dafür
spricht der Ort, wo er seine Absurdität hat veröffentlichen
lassen. Die Leser der Bild-Zeitung sind ja wohl am wenigsten mit
der Auffassungsgabe ausgestattet, die fatalen Wirkungen von hohem
Energieverbrauch und den direkten Bezug zum Zustand ihrer eigenen
Lebensgrundlagen zu überblicken.
Hier kann Westerwelle am ehesten dieses Raunen am Stammtisch oder
in der Frühstückspause am Arbeitsplatz auslösen,
von dem er sich einen Zuspruch zu seiner Partei erhofft.
Will Westerwelle sein Wählerpotential nun auf die Werktätigen
und gar auf die unteren Schichten der Bevölkerung ausweiten?
Schon erstaunlich, welch breites Spektrum er bedienen zu können
glaubt.
Michael Gloß,
der deutsche Wirtschaftsminister, hat ebenfalls eine neue Merkwürdigkeit
präsentiert. Er will nun von den Grundzügen des EU-Vorhabens
Emissionshandel abrücken.
Um die Produktion von Klimagasen zu vermindern, sollte die Industrie
erst Emissionsrechte umsonst bekommen. Dann sollten diese nach und
nach bis 2013 ersteigert und bezahlt werden, um so einen Anreiz
zu geschaffen, weniger klimaschädliche Gase zu produzieren.
Gegen Kritik an
diesem Vorhaben ist ja nichts zu sagen, denn der Emissionshandel
wird eine rein aktionistische Maßnahme bleiben, die keinerlei
Wurzeln des Übels angreift, also ohnehin nahezu wirkungslos
verpufft.
Die deutsche Politik hält nur daran fest, weil einerseits eine
wirklich grundlegende Lösung des Problems, nämlich eine
radikale Senkung des Energieverbrauchs im Land, die herrschende
Ideologie vom stetigen Wirtschaftswachstum verbieten würde
und andererseits die Emissionsgeschichte ja von Bundeskanzlerin
Merkel international verhandelt wurde, sie also als ein wichtiges
Abzeichen auf der stolzen deutschen Brust funkelt.
Gloß, bzw. sein Ministerium allerdings, prescht nun mit einem
Referentenentwurf in die andere Richtung.
Er setzt der Absurdität eine noch größere darüber.
Er will jetzt nicht mehr von der Industrie die Einsparungen verlangen,
sondern von den Verbrauchern und den Autofahrern. An das produzierende
Gewerbe sollen die Emissionsrechte über 2013 hinaus weiterhin
verschenkt werden, womit der eigentliche Anreiz zu Einsparungen
wegfallen würde.
Gloß will,
ebenso wie Westerwelle, seine Wählerschaft kurzfristig finanziell
entlasten. Dass damit keinerlei Klimaziele mehr erreichbar sind,
dass sich die Lebensbedingungen auf diesem Planeten, für die
Bild-Leser ebenso wie für die Leute in den Führungsetagen
von Industrieunternehmen, spürbar und dramatisch verschlimmern
werden, dieses ist den beiden wohl schnuppe.
Kurzfristige Wahlerfolge und persönlicher Machtgewinn ist diesen
beiden, für den heutigen Tag herausragenden, Böcken im
Garten unseres Landes wichtiger, als einigermaßen erträgliche
Lebensbedingungen in der Zukunft.
Der eigentliche Skandal ist, dass solche Leute wie Gloß oder
Westerwelle, in Zeiten, wo wir doch wissen was auf uns zu kommt,
wo die Auswirkungen eines Weiterso im Energie- und Rohstoffverbrauch
doch auf dem Tisch liegen, immer noch ihre absurde Meinung als machbare
Alternative darstellen können.
25.03.08
China erhöht
seinen Druck auf die Aufständigen. Offiziell werden 20
Tote seit Beginn des Konflikts zugegeben, während die tibetische
Opposition von über 160 Toten spricht. China muss peinlich
darauf achten, die Zahl der Todesopfer gering zu halten. Seine diktatorische
Fratze könnte das einstudierte Lächeln verlieren.
Die Weltöffentlichkeit ist gespalten. Menschenrechtsorganisationen
und andere NGOs beklagen die mangelnde Bereitschaft der westlichen
Staaten, Druck auf China zu machen. Westliche Politiker dagegen
beschwichtigen und zerreden die Möglichkeit von Sanktionen.
Der momentan naheliegendste Ansatzpunkt wären die Olympischen
Spiele in China. Allerorten haben Sportfunktionäre und
Politiker nichts besseres im Kopf, als vor einem Boykott zu warnen.
Man hätte mit dem Fernbleiben bei den Spielen in Moskau
1980 überhaupt nichts erreicht. Damals waren die Sowjets
in Afghanistan einmarschiert.
Die Heuchelei
ist grenzenlos. Zur Sowjetunion hatte man 1980 nur untergeordnete
wirtschaftliche Beziehungen, der Boykott damals beeinträchtigte
die großen Geschäfte nur wenig. Im Falle von China sieht
es schon anders aus. Der Westen ist direkt abhängig von der
"Werkbank der Welt", von den billigen Gütern, die
von dort die alten Industriestaaten wie mit Dopingmittel am Laufen
halten.
Ein weiteres Scheinargument ist, man könne seine Einflussmöglichkeiten
beim Thema Menschenrechte schmälern, wenn man die "Türen
zuwerfe". So ein Blödsinn, wann soll man die Menschenrechte
denn einfordern, wenn nicht jetzt? China hat ja gerade gezeigt,
dass es selbst bestimmen kann, welchen Einfluss man dem Westen belassen
will.
Das Sportargument schließlich, also das öffentlich zur
Schau gestellte Argument lautet: Die Sportler hätten sich so
lange vorbereitet und dürften die Gelegenheit zum Wettkampf
jetzt nicht kaputt gemacht bekommen. In Wahrheit geht es auch hier
nur um das Geld, um millionenschwere Werbeverträge, um Sponsorengelder,
um bereits getätigte Investitionen in das Spektakel in Peking.
Man muss einen
Boykott aber nicht so gestalten, wie 1980. Vorstellbar und sehr
viel wirkungsvoller wäre eine Teilverlegung der Spiele.
Es gibt so viele verwaiste Olympiaanlagen in der Welt, vornehmlich
dort, wo die Spiele vor nicht allzu langer Zeit stattfanden etwa
in Athen, Sydney oder Barcelona. Hier ließen sich doch für
einen Teil der olympischen Sportler in drei Monaten die Anlagen
wieder nutzbar machen und entsprechend andere Vorbereitungen treffen.
Alleine die Ankündigung einer solchen Teilauslagerung von Wettkämpfen
aus China, würde die Staatsführung dort in Bedrängnis
bringen. Die Ankündigung der herrschenden Partei, mit äußerster
Härte gegen jede Art von Aufstand vorgehen zu wollen, müsste
fallengelassen und Gespräche mit der tibetischen Exilregierung
aufgenommen werden. Für diejenigen Sportler, die wegen der
in China herrschenden Luftverschmutzung um ihre Gesundheit fürchten,
wäre ein Ersatzwettkampf in Griechenland etwa eine Alternative.
Nur, wer sollte
so etwas organisieren? Die Staats- und Regierungschefs des Westens
sind alle in den gleichen Sachzwängen gefangen. Auch
wenn sie dieses nie zugeben würden:
Sie sind zu feige, um einer Diktatur die Stirn zu bieten, von deren
Wohlwollen die Funktion der Wirtschaft und der Konsumbereitschaft
im eigenen Land abhängt. Zwar werden die Menschenrechte als
Ideal noch hoch gehalten, doch die Bereitschaft, sie dem Profit
zu opfern, wird immer deutlicher.
Im Prinzip haben wir es also in der subtilen Abhängigkeit
zu China, also mit einem gewissermaßen ökonomischen
Maulkorb, mit einer eigenen Facette von Schadenspotential der
herrschenden Ökonomie zu tun.
Weil die wirtschaftlichen Bedingungen uns ein Einschreiten gegen
Unrecht verbieten, wird deutlich, dass auch die so heilig erachteten
Menschenrechte auf dem Altar der Kapitalistischen Subventionswirtschaft
geopfert werden, ebenso wie, schon offensichtlich, die Intaktheit
der natürlichen Lebensgrundlagen.
24.03.08
Wikipedia zu
"Ökologischer Fußabdruck":
"Unter dem Ökologischen Fußabdruck wird die Fläche
auf der Erde verstanden, die notwendig ist, um den Lebensstil und
Lebensstandard eines Menschen (unter Fortführung heutiger Produktionsbedingungen)
dauerhaft zu ermöglichen. Das schließt Flächen ein,
die zur Produktion seiner Kleidung und Nahrung oder zur Bereitstellung
von Energie, aber z. B. auch zum Abbau des von ihm erzeugten Mülls
oder zum Binden des durch seine Aktivitäten freigesetzten Kohlendioxids
benötigt werden."
Und:
"Die weltweit verfügbare Fläche zur Erfüllung
der menschlichen Bedürfnisse wird nach Daten des Global Footprint
Network und der European Environment Agency insgesamt um 23 % überschritten.
Danach werden bei gegenwärtigem Verbrauch pro Person 2,2 ha
(Hektar) beansprucht, es stehen allerdings lediglich 1,8 ha zur
Verfügung. Dabei verteilt sich die Inanspruchnahme der Fläche
sehr unterschiedlich auf die verschiedenen Regionen. Europa (EU25
und Schweiz) beispielsweise benötigt 4,7 ha pro Person, kann
aber nur 2,3 ha selber zur Verfügung stellen. Dies bedeutet
eine Überbeanspruchung der europäischen Biokapazität
um über 100 %. Frankreich beansprucht demnach annähernd
das Doppelte, Deutschland etwa das Zweieinhalbfache und Großbritannien
das Dreifache der verfügbaren Biokapazität. Ähnliche
Ungleichgewichte finden sich auch zwischen Stadt und Land.
Die USA
brauchen etwa 9,7 ha, Großbritannien 5,6 ha, Brasilien 2,1
ha, die Volksrepublik China 1,6 ha und Indien 0,7 ha für eine
Person (2002)"
Im Netz gibt es
ein paar Kalkulatoren, mit denen man seinen eigenen
oder den ökologischen Fußabdruck seines Haushalts
errechnen kann.
Den des WWF Schweiz (http://www.footprint.ch/)konnte
ich wegen Fehlermeldung nicht erreichen.
In Österreich gibts den nur fürs Inland geeigneten http://www.fussabdruck.at/.
Nicht auf Österreich beschränkt ist der unter http://www.mein-fussabdruck.at/.
Hier habe ich den Test gemacht und kam auf einen Wert von 2,8
global Hektar.
Dies bedeutet: Wenn alle so leben wie ich oder unser Haushalt, bräuchten
wir 1,6 mal die Fläche des Planeten Erde.
Den gleichen Wert, 2,8 global Hektar, bekam ich bei http://www.latschlatsch.de/
einer Initiative der BUND-Jugend.
Allerdings sind die Fragen viel zu allgemein. Fast keine
der vielen ökologischen Besonderheiten unserer Lebensweise,
unseres Hauses oder unseres Konsums konnten wirkungsvoll eingebracht
werden. Auf Latschlatsch musste ich gar schummeln, um weitergeleitet
zu werden, gab Fernwärme als Heizungsart ein, weil unsere beiden
Holzöfen nicht vorgesehen waren.
Etwas besser war der Rechner auf http://www.myfootprint.org/
. Dort kam ich auf einen Wert von 1,9 global Hektar und einen
Verbrauch, wenn alle so lebten, von 1,1 Planeten des Typs
Erde.
Wenn es möglich
wäre, die individuellen Besonderheiten meiner eigenen Art
ökologisch konform zu leben in die Waagschale zu legen,
sähe das Ergebnis sicher etwas anders aus. Dafür müsste
man allerdings ein ausführlicheres Footprint-Rechenprogramm
entwickeln.
Mein Konsum ist mehr als sparsam, gekauft wird nur, was wir unbedingt
brauchen und nicht selbst herstellen können. Meine Kleider
werden oft gebraucht gekauft und aufgetragen, bis sie nicht mehr
geflickt werden können. Meine Unterhemden und Arbeitspullover
haben zum Teil arge Löcher.
Fleisch gibts nur an Festtagen, wie heute an Ostern. Wir vermeiden
sämtlichen Restmüll und prangern öffentlich
die Abfallflut an. Wir verbrauchen pro Nase 20 cbm Wasser im Jahr
und ein Viertel des durchschnittlichen Stroms. Unsere beiden Autos
werden nicht gleichzeitig genutzt, sondern entweder oder, je nach
Zweck der Fahrt. Wichtigster Zweck ist die Fahrt zum Einkaufen drei
Mal die Woche in die 4 km entfernte Stadt. Wir machen Urlaub zu
Hause und einmal im Jahr bei Verwandten.
Unseren Arbeitsplatz haben wir zuhause geschaffen und müssen
nur selten dafür weg. Wir machen beim Bauen fast alles selbst,
verwenden meist regionale oder recycelte Ökobaustoffe und achten
streng auf die Langlebigkeit der Konstruktion. Wir kochen auf dem
Holzherd während 8 Monate im Jahr, ansonsten mit Gasherd. Wir
duschen mit solar erwärmtem Wasser sehr sparsam während
6 Monate im Jahr, ansonsten Wassererwärmung mit Flüssiggas.
Im Winter dusche ich einmal die Woche, ansonsten: Waschbecken, Waschlappen,
Kernseife und kaltes Wasser. Wir heizen nur mit selbst gemachtem
Holz aus dem Gemeindeforst und mit drei Einzelfeuerstellen im ganzen
Haus. Im harten Winter ist es im Schlafzimmer auch schon mal nur
12 Grad warm. Usw., usw.
Könnte ich alles in einem Footprintrechner geltend machen,
käme ich sicher auf einen Wert von unter 1,8 Hektar, also von
weniger als einem Planeten. Da die Weltbevölkerung weiter wächst,
sinkt der Wert der erlaubten Flächenbeanspruchung natürlich
stetig ab. Nächstes Jahr sind es womöglich nur noch 1,7
Hektar.
Von einigen Leuten bin ich schon für meinen etwas kargen Konsum,
für meine abgetragene Kleidung und verschiedene andere Sparsamkeiten
belächelt und kritisiert worden. Dass mich so etwas kümmert,
habe ich mir längst abgewöhnt.
Jeder der mehr als die 1,8 Hektar beansprucht, nimmt sich von dieser
Welt mehr, als ihm zusteht. Er stiehlt seine Bequemlichkeit von
den nachfolgenden Generationen, also im Prinzip von seinen eigenen
Kindern. Kann dies ein beruhigender Lebensinhalt sein?
23.03.08
Von Colsky:
Heute gibts ein etwas merkwürdiges Osterei.
Die FAZ
hat Joseph Ackermann interviewt.
Wie immer waren seine Antworten im Bankerslang gehalten und
für die Normalbevölkerung kaum verständlich.
Doch auch die fragenden Journalisten Gerald Braunberger, Benedikt
Fehr und Holger Steltzner, haben den Chef der Deutschen Bank offenbar
nicht richtig verstanden, sonst hätten sie wohl schärfer
nachgehakt.
Hier liefern
wir die Übersetzung von Ackermanns Antworten nach.
So kann man besser begreifen, was für ein Ei der Gesellschaft
mit den Banken ins Nest gelegt ist, bzw. was Leute wie Ackermann
doch im Grunde für kostspielige Eierköpfe sind,
oder aber auch, wie leicht Zeitungen wie die FAZ von Langohren
in Nadelstreifen verkackeiert werden können.
(In Klammern und klein gedruckt, sieht man die ursprüngliche
Antwort Ackermanns. Darunter die Übersetzung.)
FAZ: Herr Ackermann, Sie haben
gesagt, Sie glaubten nicht mehr allein an die Selbstheilungskräfte
der Marktwirtschaft. Soll jetzt der Staat und damit der Steuerzahler
für Verluste der Banken einstehen, die auf Renditejagd zu große
Risiken eingegangen sind?
(In der von Ihnen angesprochenen Podiumsdiskussion
ging es um die Stabilisierung des amerikanischen Immobilienmarkts.
Die Frage war, ob die Finanzmärkte geduldig genug sind, ob
es genügend Zeit für eine Stabilisierung über die
Märkte gibt. Meine Meinung ist, dass es relativ lange dauert,
bis Amerikas Häusermarkt zu einem neuen Gleichgewicht findet.
In diesen schwierigen Zeiten ist dort eine konzertierte Aktion von
Regierung, Notenbank und Marktteilnehmern notwendig.)
Ackermann, übersetzt:
Aber selbstverständlich. Meinen Sie etwa, wir würden abwarten,
bis sich das von selbst regelt? Je früher die Immobiliensparte
in den USA wieder fit wird, um Geld daran zu verdienen, desto besser
für uns. Deshalb müssen US-Regierung und Steuerzahler,
sowie Unternehmen und Verbraucher ran.
FAZ: Was verstehen Sie darunter?
(Dass, was die Amerikaner in den letzten Wochen pragmatisch
erkannt und hervorragend gemacht haben. Sie haben Konjunkturprogramme
über 170 Milliarden Dollar verabschiedet, steuern einen expansiven
Kurs in der Geldpolitik und nehmen nun auch zusätzliche Wertpapiere
als Sicherheit an. Für das Konjunkturprogramm werden auch Steuergelder
eingesetzt. Alles ist vorbereitet, so dass sich die Märkte
wieder stabilisieren können.)
Ackermann, übersetzt:
Na das, was sie ohne Zögern gemacht haben, neue Schulden aufnehmen,
Klopapier als Sicherheit annehmen und Steuergelder den glücklosen
unserer Branche in die Tasche schieben. Nur so kann das Gezocke
wieder weiter gehen.
FAZ: Doch Ihre Äußerungen haben die Aufregung eher
gesteigert.
Nicht im Ausland. Leider führen wir hierzulande
eine Systemdiskussion zur Rolle des Staates. Doch es geht nicht
um den Ruf nach dem Staat und die Rettung von Investoren.
Ackermann, übersetzt:
Ja in Deutschland ist man eben etwas empfindlich, wenn der Staat
den Banken Geld schenken soll.
FAZ: Verstehen Sie, dass viele Bürger meinen: Die Gewinne
werden privatisiert, die Verluste aber sozialisiert?
(Darum geht es überhaupt nicht. Es geht jetzt
primär um die Frage der Stabilisierung, damit die sozialen
Kosten nicht noch größer werden. Das ist der entscheidende
Punkt. Die Banken haben und werden natürlich ihren Beitrag
leisten.)
Ackermann, übersetzt:
Papperlapapp, die Bürger sind dumm. Außerdem bewirken
Geldgeschenke an die Banken, dass die Krise nicht noch schlimmere
soziale Auswirkungen zeigt. Wollen das die Bürger? Na also,
dann sollen sie sich nicht so anstellen. Wir werden dabei auch einen
Teil der Spesen übernehmen.
FAZ: Bei der Rettungsaktion von Bear Stearns hat Amerikas Notenbank
Fed und damit letztlich der Steuerzahler eine Garantie über
30 Milliarden Dollar gegeben. Wenn Sie die bisherigen Maßnahmen
der amerikanischen Politik gutheißen, befürworten Sie
doch, dass Investoren, die sich verspekuliert haben, herausgehauen
werden?
(Überhaupt nicht, vielmehr geht es jetzt darum,
zu vermeiden, dass diese Verwerfungen auf den Finanzmärkten
auf die reale Wirtschaft übergreifen. Es geht nicht um einzelne
Banken und Investoren, die Fehler gemacht haben. Die sollen die
Folgen tragen und tun es auch. Die Aktionäre von Bear Stearns
haben über 90 Prozent ihres Investments verloren sowie das
Management und die Mitarbeiter, die Aktien gehalten haben. Um einen
Dominoeffekt zu verhindern, müssen jetzt die Anstrengungen
auf die Stabilisierung der Finanzmärkte ausgerichtet werden.)
Ackermann, übersetzt:
Klar, es darf natürlich nicht so aussehen. Deshalb schüren
wir ja die Horrorvorstellung, dass das Alltagsleben der Menschen
angesteckt wird und zerbricht und rücken das ganze System in
den Vordergrund. Dass dieses aus einzelnen Instituten und Investoren
besteht und dass eine Stabilisierung der Finanzmärkte im Grunde
nichts anderes ist, als die Subventionierung der einzelnen Glieder
also eben der Investoren, muss man ja nicht an die große Glocke
hängen. Gut für uns ist, dass man glaubt, dass die gesamte
Wirtschaft stürzt, wenn man uns, den Banken nicht finanziell
unter die Arme greift.
FAZ: Bundesbankpräsident Axel Weber hat gesagt, dass bei
der Lösung der Schwierigkeiten zunächst die Banken selbst
gefordert seien. Können die Banken die Schwierigkeiten meistern?
(Ich habe mit Herrn Weber heute gesprochen, wir sind
in der Beurteilung der Lage der gleichen Meinung. Natürlich
liegt bei den Banken eine wichtige Aufgabe. Erstens einmal gilt
es, Transparenz herzustellen. Die jüngsten Abschlüsse
haben gezeigt, dass die Banken stark genug sind, Wertberichtigungen
aufzufangen. Die Frage ist: Reicht das in einer Zeit, in der es
einen großen Vertrauensverlust gibt, in der die Zurückhaltung
der Investoren dazu führt, dass die Preise immer weiter nach
unten korrigieren, was die Kapitalstärke der Banken und ihre
Kreditangebotsfähigkeit beeinträchtigen könnte? Übrigens
haben wir auch in Deutschland eine vorbildliche Zusammenarbeit mit
der Bundesbank, mit der EZB und auch mit dem Finanzministerium.)
Ackermann, übersetzt:
Herr Weber meint wie ich, dass es schlimm aussieht. Wieso aber sollen
die Banken ihre Probleme allein lösen? Wir müssen erst
mal schauen, was überhaupt passiert ist. Bisher hatten wir
genug Flüssiges im Geldspeicher um die Verluste bezahlen zu
können. Aber die Leute sehen momentan, dass wir mit Geld nicht
umgehen können, und das muss schnell überdeckt werden.
Glücklicherweise hat der Staat auch keine Wahl, entweder er
subventioniert die Folgen unseres kleinen Abenteuers, oder die Preise
verfallen, die Banken werden arm und geben den Leuten keine Möglichkeit
mehr, sich zu verschulden. Glücklicherweise schieben uns die
Leute bei der Bundesbank, bei der EZB und im Finanzministerium die
Milliarden noch bereitwillig in die Taschen.
FAZ: Warum können eigentlich Banken wie die IKB und die
Sachsen LB, die kein Einlagengeschäft mit Privatkunden haben
und für das System gar nicht so groß sind, nicht einfach
abgewickelt werden?
(Wenn Sie unter abwickeln verstehen, dass man die
Aktiva liquidiert und auf den Markt bringt: Das hat ja zum Teil
jetzt bei Fonds und auch zum Teil bei Banken stattgefunden. Das
führt aber dazu, dass der Druck auf die Märkte noch größer
wird, und damit eben diese Spirale nach unten, die ich schon angesprochen
habe, nicht gestoppt werden kann. Deshalb ist es in einer schwierigen
Situation auch das Gebot der Stunde zu schauen, dass Aktiva nicht
in großer Zahl auf die Märkte kommen. Da gibt es aus
Gründen der Finanzmarktstabilität die Notwendigkeit, gewisse
Aktiva einmal zu halten und für Stabilität zu sorgen.)
Ackermann, übersetzt:
Sie meinen, mit eventuell noch vorhandenem Geld möglichst viele
Schulden begleichen und die Bank dann zumachen. Das ist zwar in
der normalen Wirtschaft bei Konkursen so, aber doch nicht bei Banken.
Die müssen ihr Geld behalten dürfen, wir nennen das Stabilität,
bluten soll der Steuerzahler. Wenn die Banken für ihre Fehler
auch noch selbst aufkommen müssen, können die Betroffenen
ja gleich dicht machen.
FAZ: Aber wenn man die Aktiva hält, gibt es keinen Handel
und auch keine Preise.
(Das ist ein entscheidender Punkt. Heute gibt es
nur Angebotspreise und die entsprechen nicht dem eigentlichen Wert.
Es muss eben ein Gleichgewichtspreis gefunden werden, und dazu bedarf
es auch einer ausreichenden Nachfrage. Sonst haben sie eine Entwicklung
der Preise, die weit unter das geht, was eigentlich vom inneren
Wert des Produktes her als Preis erwartet werden könnte.)
Ackermann, übersetzt:
Handel lohnt sich gegenwärtig doch gar nicht. Die Preise sind
zu niedrig, weil die Leute zu wenig kaufen. Wenn die Konsumenten
wieder mehr Zeugs haben wollen, kann man daran wieder mehr verdienen
und wir werden unsere Geldspeicher wieder öffnen.
FAZ: Es ist immer die Rede davon, dass die Banken sich misstrauen.
Gibt es Banken, mit denen die Deutsche Bank heute keine Geschäfte
mehr macht?
(Wir sind uns der Verantwortung gegenüber dem
Gesamtsystem sehr bewusst. Aber wenn Sie Produkte ansprechen, die
wir selbst kaufen können, dann sind wir genauso wie andere
natürlich auch in einer Situation, wo man sich fragt: Ist jetzt
der Tiefpunkt erreicht? Ich sage immer, auf mittlere Sicht sind
viele Produkte bereits heute außerordentlich attraktiv bewertet.
Auch wenn wir kurzfristig noch Korrekturen sehen sollten. Und deshalb
noch einmal mein Aufruf, dass wir alle, auch die Banken, Mut zeigen
bei ihren Engagements und der Zusammenarbeit untereinander. Erforderlich
ist das Zusammenwirken aller Akteure zum Wohle des Ganzen in einer
ganz konkreten Situation. Darum find ich alle zu puristisch ordnungspolitisch
geführten Diskussionen zwar richtig, aber es gilt jetzt, das
Problembewusstsein für die Komplexität der Krise zu schaffen
und entsprechend pragmatisch vorzugehen.)
Ackermann, übersetzt:
(Ähem...) - Entschuldigung, aber wir haben doch alle Dreck
am Stecken. Es gibt kaum noch etwas, woran wir uns so richtig dumm
verdienen können. Deshalb müssen wir gemeinsam, also alle
Banken, auf eine saftige Bezuschussung unserer Institute aus dem
Staatssäckel drängen und mit einer unverdächtigen
Wortwahl die wahre Absicht verschleiern.
FAZ: Was passiert, wenn die Banken als Folge der Krise zusätzliches
Eigenkapital brauchen? Wo sollte das herkommen, wenn eine Finanzierung
über die Börse nicht gelingt? Von Staatsfonds, von Regierungen?
(Natürlich kann man sich solche Szenarien unendlich
weiter ausmalen. Auch wenn es richtig ist, dass einige Banken neues
Eigenkapital aufnehmen mussten, ist es aber bei den meisten anderen
Banken kein Thema. Schließlich haben die Banken in den vergangenen
Jahren gut verdient und Reserven gebildet.)
Ackermann, übersetzt:
Einige Banken mussten gestützt werden, die meisten haben aber
im Vorfeld der Krise die Geldspeicher voll bekommen. Einen gewissen
Nutzen muss diese Krise ja gehabt haben.
FAZ: Wie beurteilen Sie die Politik der EZB und der Fed?
(Sie haben zwei unterschiedliche Wege eingeschlagen.
Die Fed musste die Zinsen senken, wegen der Sorgen um die Konjunktur
und Erwartungen der Märkte. Die EZB sieht demgegenüber
wegen des robusten Wachstums gewisse Inflationsgefahren und hält
deshalb an einer auf Preisstabilität ausgerichteten Geldpolitik
fest.)
Ackermann, übersetzt:
Die einen, die meinen, es gibt zu wenig Geld, tun dies und die anderen,
die meinen es gibt zuviel, tun das. Beides ist gut für unser
Geschäft.
FAZ: Wie hoch ist das Risiko, dass die Krise auf die Weltwirtschaft
überspringt?
(Ich gehe davon aus, dass wir in der zweiten Jahreshälfte
eine Normalisierung der Realwirtschaft in Amerika sehen werden.
Das würde aber auch heißen, dass die Auswirkungen auf
die reale Wirtschaft in Europa begrenzt sind.)
Ackermann, übersetzt:
Meine Glaskugel sagt, in Amerika wird's nach den Sommerferien wieder
besser, also schwappt vielleicht auch nicht so viel nach Europa
rüber.
FAZ: Im Herbst haben Sie den Totalverlust für das Finanzsystem
auf 400 Milliarden Dollar geschätzt. Wo liegen wir heute? Haben
die amerikanischen Banken genügend Eigenkapital, um das aufzufangen?
(Der Internationale Währungsfonds veranschlagt
die Zahl heute doppelt so hoch. Man muss aber unterscheiden zwischen
Erträgen und Preiskorrekturen im Markt. Vieles, was wir als
Übertreibungen nach unten aufgrund der Marktbewertung mitmachen,
kann sich natürlich innerhalb kurzer Zeit, wenn das Vertrauen
zurückkommt, wieder nach oben korrigieren. Ich habe nicht die
geringsten Zweifel an der Stabilität des amerikanischen und
internationalen Bankensystems.)
Ackermann, übersetzt:
Naja, ich habe mich eben verschätzt. Man muss zwischen Gewinnen
und Verlusten unterscheiden. Sehr schnell aber könnten schlechte
Anlagen wieder begehrt sein, wenn genügend Investoren wieder
Lust am Mitzocken bekommen.
Die Stabilität begründet sich ja gerade auf der Lust,
ja auf der Sucht nach Zockerei mit hohen Beträgen.
FAZ: Die Deutsche Bank hat bislang die Krise gut gemeistert.
Wird das so bleiben?
(Hierzu haben wir ausführlich auf unserer Bilanzpressekonferenz
vor einem Monat Stellung genommen. Über das erste Quartal informieren
wir, wie geplant, am 29. April.)
Ackermann, übersetzt:
Mal sehen, warten sie es ab.
22.03.08
In den Philippinen
haben sich vor tausenden Zuschauern junge Männer von
anderen Philippinos in Verkleidung römischer Soldaten ans
Kreuz nageln lassen. Auf FAZnet ist so ein Video zu sehen. Die
Menge johlte und Touristen an Tischen mit Sonnenschirm aßen
dabei ihren Mittagssnack. Die Nägel werden durch das Fleisch
getrieben, wenn auch an etwas dünneren Stellen der Füße
und Hände. Sodann richteten die Helfer die Kreuze auf und jeder
konnte die schmerzverzerrten Gesichter dieser Besessenen sehen.
Der zuständige katholische Geistliche verurteilte diese Auswüchse
als Tat aus Geltungs- und Gewinnsucht. Offenbar bekommen die jungen
Männer Geld für die Aufführung. Auf Anfrage erklären
die in schwarzen Umhängen mit roter Jesusaufschrift und Kapuze
vermummten Kreuzigungskandidaten, sie würden so Buße
tun und Krankheiten von ihrer Familie abwenden.
Welch ein perverser
Glauben. Wie bei den Selbstmordattentäter unter der radikalen
Form des Islam fragt man sich, wie konnten solche Verirrungen in
die Köpfe gelangen. Schon seit langem frage ich mich, wieso
es beispielsweise dem Papst nicht auffällt, welche Botschaft
von seinem Hirtenstab noch ausgeht, von diesem silbernen Stock mit
dem erbärmlich kraft- und leblos herunterhängenden Jesus
daran. Bei jedem öffentlichen Auftritt hält er dieses
Ding vor sich, wie eine Drohung, ja so wirkt es auf mich. Kleine
Kinder dürfen keine Gewaltfilme sehen, aber hier sollen sie
eine Folterungsszene als Grundlage ihres Glaubens akzeptieren.
Ob katholische
oder evangelische Kirche, wenn ich deren Wirken mit dem Anliegen
dieses Jesus von Nazareth vergleiche, wenn ich mir überlege,
was ich da akzeptieren soll, Jesus sei Gottes Sohn gewesen und Gott
hätte seine Folter geduldet, weil Jesus damit die Sünden
der Menschen auf sich genommen hätte, mir dreht sich der Magen
bei so einem haarsträubendem Blödsinn.
Gott, wie ich ihn verstehe, würde dies nie tun. Die christliche
Kirche aber braucht diese krasse Darstellung, um die Angsterfüllten
an sich zu binden.
Besser wäre es für die Kirchen, sie würden ihren
Opportunismus gegenüber der herrschenden Ökonomie aufgeben.
Was dort heute normal ist, würde Jesus scharf verurteilen.
Seine selbst ernannten Nachfolger, ob Katholen oder Evangelen in
den hohen Positionen, sind dafür allerdings zu feige, zu wohlhabend
und zu bequem. Von ihnen kommen nur unverbindliche lauwarme und
opportunistische Töne, sie streuen, wie der Papst in der Osteransprache,
über die Gläubigen nur Beruhigungspillen aus den immer
gleichen gebetsmühlenhaften Worten.
21.03.08
Karfreitag:
Heute jährt sich wieder der Hinrichtungstag eines Mannes
aus Nazareth. Fast 2000 Jahre ist es her, dass Jesus von der
Besatzungsmacht im damaligen Palästina, von den Römern,
auf grausame Weise an ein Holzkreuz genagelt wurde. Dieses war sogar
im Sinne der meisten Juden, denn dieser ungewöhnliche Prediger
griff in seinen Reden vor allem die Art der damaligen Religionsausübung
scharf an.
Weil dieser Mann Tacheles redete, wurde er beseitigt. Irgendwie
kommt einem das so sehr bekannt vor, wie viel tausend mal ist dies
in der Menschheitsgeschichte schon vorgekommen.
Hier allerdings,
bei Jesus von Nazareth, reichte es im Nachhinein nicht, ihn nur
als wandernden Philosophen zu sehen, als einen einzigartigen Redner,
der durch seine bildhafte Sprache, durch Aufgreifen zwischenmenschlicher
Alltagsprobleme und durch Kritik an den herrschenden religiösen
Klassen die Menschen zum Nachdenken aufwühlte.
Die christliche Religion, angestachelt unter anderem von Psychopathen
wie einem gewissen Saulus/Paulus, hat aus diesem Mann den "Sohn
Gottes" gemacht und auf diesem Konstrukt einen mächtigen
Kirchenapparat errichtet. Dieser Apparat hat seine Blütezeit
aber längst hinter sich.
Momentan ist er im rasanten Niedergang begriffen, einmal weil seine
Glaubenssätze immer mehr Menschen unglaubwürdig und abenteuerlich
erscheinen, aber vor allem, weil neben den anderen noch existierenden
Religionen, etwas sehr viel mächtigeres von den Menschenseelen
Besitz ergriffen hat, nämlich der Glaube an den Segen des Materiellen.
Und selbst diejenigen, die sich hiervon abkehren, die wieder einen
spirituellen Sinn in ihrem Leben spüren wollen, wenden sich
meist nicht mehr dieser christlichen Kirche zu, sondern finden eine
individuelle und den Gefühlen vertraute Möglichkeit einer
Spiritualität für sich.
Bei der christlichen
Kirche ist vielen zu vieles unvertraut. Zu viele Behauptungen sind
kritiklos anzunehmen, will man sich als katholisch oder evangelisch
bezeichnen. Die christlichen Sekten sind hier gar noch extremer.
Wie sich Menschen unter die dort noch in schärferer Form geltenden
Dogmen unterwerfen können, ist mir völlig unverständlich.
Offenbar muss man hierzu autoritätssüchtig sein und einen
kindlichen Verstand besitzen.
Dass Jesus gelebt
hat, steht eigentlich außer Zweifel. Dass er eine sehr deutliche
Philosophie besaß und diese den Menschen predigte wo er nur
konnte, ist der Grund, warum er so bekannt wurde. Damals konnte
man nur bekannt werden, indem man umher zog und die Menschen ansprach.
Es gab noch keine Talkshows im Fernsehen, keine Radiointerviews
und keine Zeitungen. Auch nützte es nichts, ein Buch heraus
zu bringen. Wer sollte dieses massenhaft durch Abschreiben vervielfältigen?
Dass aber später einige Schreiber das Leben dieses außergewöhnlichen
Mannes aufschrieben, zumindest das aufschrieben, was man sich noch
erzählte, dieses ist wahrscheinlich. Hier mag einiges verloren
gegangen und anderes dazuerfunden worden sein. Aber wieso dichtete
man diesem Jesus an, Gottes Sohn zu sein? Jesus war in meinen Augen
genauso viel Gottes Sohn, wie jeder Mensch auf dieser Welt Gottes
Kind ist.
Was ihn besonders auszeichnete, war seine Philosophie und seine
Art, darüber mit speziellen Worten zu berichten. Was er für
die Menschen und ihr Zusammenleben als nötig erachtete, ist
Inhalt jedes anderen Gedankengebäudes bekannter Philosophen
in der Geschichte. Immanuel Kants Kategorischer Imperativ etwa ist
ein Kernelement der Idee dieses Mannes mit Namen Jesus gewesen,
nur, er musste dafür tödliche Folter erleiden, während
Kant altersschwach im Bett verstarb.
Für mich hat dieser Karfreitag seinen Trauercharakter
nicht wegen der überlieferten religiösen Deutungen.
Für mich müsste es nicht sein, dass ich morgens das Radio
einschalte, und auf allen anspruchsvollen Kanälen kommt entweder
eine Gottesdienstübertragung, eine Predigt, eine Erinnerung
an den Holocaust oder klassische Kirchenmusik.
Ich würde mir wünschen, es würden dort gerade an
so einem Tag wie heute, die philosophischen Besonderheiten des Jesus
herausgestellt, Verbindungen zu Thesen anderer anerkannter Philosophen
aufgezeigt und vor allem, über die sonstigen Repressalien berichtet,
die vergleichbare revolutionäre Denker wegen ihrer Äußerungen
in der Geschichte erleiden mussten.
Vielleicht sollte man auch zu den Tätern, zu den Unterdrückern
einer freiheitlichen Philosophie etwas sagen, eventuell Vergleiche
ziehen zu den heute üblichen Arten der Repression, auch im
als ach so frei bezeichneten Deutschland.
Man könnte im Radio eine Sendung darüber bringen, wie
in der heute so üblichen Ökonomie die zwischenmenschlichen
Ideale dieses Jesus mit Füßen getreten werden und eine
Systematik aufzeigen, mit der selbst Medienleute diesen alltäglichen
Frevel an den Menschen und den natürlichen Lebensgrundlagen
als wirtschaftliche Notwendigkeit verklären.
Und man könnte den Skandal behandeln, wie zwei Kirchen,
die sich in der Nachfolge dieses damals hingerichteten Philosophen
sehen, es heute nicht fertig bringen, sich lautstark gegen
die Verwischung seiner Ideale durch eine auf Profit bedachte
wirtschaftliche und politische Macht zu stemmen. Das was
der Vatikan damals in den 1930er Jahren gegen Hitler unterließ,
unterlässt die heutige Kirche gegenüber der Dynamik und
den Wortführern der destruktiven Kapitalistischen Planwirtschaft.
Was würde Jesus über den heutigen Gleichmut der Kirchen
sagen?
Heute wird die Menschlichkeit fast zum 2000sten Mal in der
Geschichte mit eisernen Nägeln ans Kreuz genagelt, und
mit ihr die Hoffnung, die Kirche könnte zur Durchsetzung der
Idee Jesus von Nazareths zu einem ernsthaften Konflikt bereit sein.
20.03.08
Gestern lief im
Kino ein französischer Film mit dem Titel "Pilgern
auf Französisch". neun Menschen gehen den Jacobsweg
nach Santiago de Compostella gemeinsam, aber aus unterschiedlichen
Gründen.
Mit dabei sind
3 Geschwister im Alter zwischen 40 Und 50 Jahren, die sich überhaupt
nicht riechen können, eine Frau und zwei Männer. Die Strapaze
nehmen sie nur auf sich, weil ihre verstorbene Mutter im Testament
dies als Bedingung für den Erhalt des stattlichen Vermögens
gemacht hatte. Anderenfalls solle das Geld einer karitativen Einrichtung
zufallen.
Der Film zeigt neben dem Schicksal der anderen Pilger und in Beziehung
zu diesen, wie die drei Geschwister wieder zueinander finden, sobald
ihnen der Alltag mit der subjektiven ach so verkrusteten Sicht der
Dinge genommen wird.
Ins normale Leben
übertragen heißt für mich die Botschaft: Stecke
die Streithähne, weg vom gewohnten Alltagsleben, für einige
Wochen in eine Situation, in der Kargheit und Natur vorherrschen.
Zwinge sie dazu, zusammen zu bleiben, ja tatsächlich auch aufeinander
angewiesen zu sein.
Im Falle der Pilger im Film war auch ein Führer dabei, der
den weiten Weg kannte, wie auch Herbergen und notwendige Versorgungsstationen.
Also müsste man den Streitenden auch einen Moderator zuordnen,
der vermitteln kann, der die Beteiligten immer wieder auf die gemeinsame
Aufgabe hinweist und sie zum Durchhalten auffordert.
Man stelle sich
vor, die Streithähne der Gegenwart würden von
den eigenen Völkern auf eine Wanderung geschickt, wo sie
den Gegner ständig vor Augen haben und auch immer wieder wechselseitig
auf seine Rücksicht und Hilfe angewiesen sind.
Vergessen wir diese Politikertreffen der hohen Volksvertreter in
Luxus und Pomp für zwei Tage, wo jeder seinen Hofstaat mitbringen
kann und eventuelle Gespräche nur unter schärfster Abgrenzung
zur Person des Gegners stattfinden.
Dort kommt niemals die Notwendigkeit auf, den Anderen besser zu
verstehen oder die eigene Haltung zu überdenken und zu relativieren.
Hinterher wird meist sowieso der Schwächere vereinnahmt oder
gar geschossen und gebombt. Solche Verhandlungstreffen wie sie in
der Politik üblich sind, führen fast nie zu einem Durchbruch,
auch wenn dies oft mit unverbindlichem und wässrigen Gerede
vorgespiegelt wird.
Stellen wir uns
doch mal vor, George W. Bush und vielleicht noch Cheney und Rice
müssten zusammen mit Osama Binladen und zwei seiner Getreuen
für 2 Monate in eine abgeschottete Situation, wo es nur eine
karge Versorgung, außer einem Radio keine Medien und keine
Verbindung zu außen gibt.
In dem Film war von großer Aussagekraft, wie die meisten der
Wanderer irgendwann den Rucksackinhalt teilweise zurück ließen,
weil sie ihn nicht weiter mitschleppen wollten. Condolezza Rice
würde sich bald von ihren spitzen Schühchen trennen und
ihrem Gesichtsmalkasten, genauso wie die anderen Herrn unverzichtbar
geglaubtes plötzlich als Ballast empfänden.
Drei aus der chinesischen Partei müssten mit dem Dalai Lama
und zwei seiner Getreuen in Klausur. Vom eigenen Volk dazu verdonnert,
eine friedliche Lösung zu finden, dürften diese Herrn
nicht vorher frei kommen dürfen. Den anderen mit seinen persönlichen
Vorstellungen und Empfindungen kennen zu lernen, würde allen
helfen, eine menschendienliche und friedliche Lösung tatsächlich
zu entwickeln.
Man könnte auch Industrielle zusammen mit Umweltschützern
zu gemeinsamen Zwangspilgern machen, etwa den Chef eines Energiekonzerns
mit einem Greenpeacefunktionär, oder Leute aus der israelischen
und der palästinensischen Regierung, oder auch alle sonstigen
Wortführer aller möglicher Konfliktparteien aller Gesellschaften
dieses Globus.
Dieses wäre
die effektivste Friedenspolitik, die vorstellbar ist. Streithähne
solange zusammensperren, bis sie sich geeinigt haben. Die gewohnte
For von Diplomatie, die in den seltensten Fällen wirklich unter
die Haut geht, um dann das Wesentliche heraus zu kitzeln, können
wir als veraltete Form stehen lassen. Sie müsste dringend durch
eine psychologisch plausiblere Form der Verhandlung zur Einigung
ergänzt werden.
19.03.08
Gerade wandern
wieder die Kröten. Von ihren Überwinterungsplätzen
aus ziehen sie alle Jahre wieder um diese Zeit zum nächsten
stehenden Gewässer, um dort ihre Eier abzulegen. Dabei müssen
sie oft über Landstraßen, was ihnen massenhaft zum Verhängnis
wird.
Vor vielen Jahren hatte ich mal eine Freundin, die hielt plötzlich
nachts bei einer Fahrt durch ein Waldstück an, weil sie Kröten
auf der Straße sah. Ich musste mich ans Steuer setzen und
mit weniger als Schritttempo hinter ihr her zuckeln. Die Scheinwerfer
beleuchteten den unwirklichen Tanz einer junge Frau, die sich ständig
bückte um sogleich mit etwas in der Hand auf die gegenüberliegende
Seite zu laufen. Sie räumte die Straße mit enthusiastischem
Gespringe und liebevoller Bewegung in Windeseile von Hunderten von
Kröten.
Einmal kam in diesen fast 45 Minuten ein Auto entgegen und fuhr,
etwas langsamer, einfach so durch. Der Fahrer schaute völlig
verständnis- und teilnahmslos nach dem Geschehen vor unserem
Auto. Es machte wirklich ein paar Mal ein quatschendes Geräusch,
meine Freundin war entsetzt, riss die Arme hoch und schimpfte fürchterlich
hinter dem Auto her.
Die Kröten
sind bei uns in den letzten Jahren stark zurück gegangen. Es
fehlt ihnen oft ein Laichgewässer und der gefahrlose Weg dorthin.
Solche Laichgewässer massenhaft zu bauen, dezentral
und über ganz Deutschland verteilt, wäre, neben den Kröten,
aus noch zwei sehr viel wichtigeren Gründen
von Vorteil.
Wir bekommen durch den Klimawandel verstärkte Regenperioden
wie auch Trockenzeiten. Deshalb müssen wir dringend
viele tausend Puffer an die kleinen Bäche im Land einbauen.
Mit einfachem Aufwand und örtlich vorhandenen Material ließen
sich an geeigneten Stellen in Wald und Feld Staustufen anlegen,
entweder abgedichtet, mit begrenztem Durchfluss oder als Überlaufwehr.
Wenn es dann stark regnet, wird mit den vielen lokalen Dämmen
erreicht, dass das Wasser viel langsamer abfließt. Überall
auf seinem Weg nach unten müsste es immer wieder kleine und
größere Becken füllen, um erst dann weiterlaufen
zu können.
So würde die Hochwasserspitze weiter unten entscheidend
gekappt. Die manchmal so wüsten Hochwasserschutzmaßnahmen
an den großen Flüssen, wären teilweise überflüssig.
Gleichzeitig, und dies ist der zweite Vorteil, würden diese
vieltausende von Wasserbecken ihren Inhalt allmählich an das
Erdreich herum abgeben. Diese Speicherung hätte wiederum einen
Vorteil in Trockenperioden.
Wir hielten das Wasser, das uns an Flüssen unter Umständen
die Häuser wegreißen kann, an den Oberläufen einfach
fest, um damit die Trockenheit im Sommer zu mildern.
18.03.08
In Tibet
gehen chinesische Militärs brutal gegen Proteste aus der Bevölkerung
vor.
Im Jahr 1959 schon musste der Dalai Lama nach Indien fliehen, in
diesem Jahr wurde ich selbst geboren. Die Besetzung ist also bald
50 Jahre her, und bis heute können die Menschen dort sich nicht
mit der Annexion abfinden.
Die Besatzer aus China haben in diesen Jahren alles dafür getan,
den Tibetern ihre kulturelle und religiöse Eigenständigkeit
zu beschneiden. Die chinesische Staatssicherheit ist allgegenwärtig,
man versucht, die Menschen zur Denunziation ihrer Mitbürger
zu verleiten. In der von China weitgehend neu errichteten Hauptstadt
Lhasa hängen überall Überwachungskameras, die jede
Bewegung der Menschen aufzeichnen können.
Die Tibeter sind
allein. Wer hilft ihnen denn schon? Kein Staatsmann will es sich
mit der mächtigen chinesischen Staatsführung verderben.
Boykottmaßnahmen gegen China sind unmöglich.
Vor Jahren hatte Helmut Kohl erst medienwirksam den Mönchen
die Hand geschüttelt, um sie dann hinterher hängen zu
lassen. Die heutige Kanzlerin hat im letzten Jahr zwar den Dalai
Lama empfangen und damit schmollende Lefzen chinesischer Politiker
riskiert, doch am Ende steht dann doch das Bemühen um gute
Beziehungen im Vordergrund, um jeden Preis.
Die Olympiade wird nicht boykottiert.
Mit Grauen erinnern sich die Sportfunktionäre an den Boykott
der Spiele in Moskau 1980 und, dass dies außer fehlenden Einnahmen
nichts gebracht hat. China kann sich heute an Menschenrechtsverletzungen
mehr leisten als die UdSSR damals, weil die Handelsbeziehungen sehr
viel intensiver sind.
Aber China schafft es nicht, den Strom von Informationen aus
Tibet ganz zu unterbinden. Täglich sickern viele Fotos
und Berichte heraus und werden veröffentlicht. Auch mit der
Ausweisung aller Journalisten aus dem Ausland und aus Hongkong konnte
dies nicht gestoppt werden.
Schließlich
sollte man den unterschwelligen Daueranlass beachten, wieso der
Westen hier nicht Tacheles mit den Chinesen reden will.
Alle Tibetresolutionen der vergangenen Jahrzehnte sind im Sande
verlaufen. Sie dienten vor allem als Feigenblatt zur Verbergung
des Hauptinteresses, den Geschäften mit China.
Hätte der Westen eine nachhaltige Ökonomie, in der das
strenge Verursacherprinzip gälte, wären die Handelsbeziehungen
zu China bei weitem nicht so ausgeweitet, wie gegenwärtig.
Allein aus ökologischen Gründen würde der Handel
mit Waren aus China zum größten Teil unwirtschaftlich.
Für einen ernstzunehmenden Protest gegen die Unterdrückung
ethnischer Minderheiten durch China, gäbe es dann jedenfalls
keine wirtschaftspolitisch begründete Einwände. Die Welt
könnte den Tibetern sehr viel effektiver zur Seite stehen und
Druck gegen China machen.
17.03.08
Eine Fundsache
aus FAZ-net: Wie viel hat die USA eigentlich schon an Kosten
für den Irakkrieg aufbringen müssen? Am kommenden Mittwoch
sind es 5 Jahre her, dass amerikanische Soldaten in das ehemals
von Saddam Hussein beherrschte Land einmarschiert sind.
Ursprünglich ging die Bush-Regierung von 50 Milliarden
Dollar Gesamtkosten aus. Jetzt bezahlen die Amerikaner diese
Summe alle drei Monate. Die beiden amerikanischen Ökonomen
Joseph Stiglitz und Linda Bilmes, beziffern die Kosten des Krieges
auf mittlerweile drei Billionen Dollar, also 3000
Milliarden Dollar, eine Summe in etwa so hoch wie das deutsche
Bruttosozialprodukt im vergangenen Jahr.
Mit dem Geld, das Amerika täglich für den Krieg ausgibt,
könnte man 160.000 Studenten ihr Studium finanzieren oder 14.000
zusätzliche Polizisten beschäftigen. Jeder Soldat im Irak
kostet die USA pro Jahr 400.000 Dollar (zum Vergleich: 50.000 Dollar
im Zweiten Weltkrieg. Söldner privater Sicherheitsfirmen, wie
Blackwater, sind nur geringfügig billiger. Damit ist dieser
Krieg nach dem zweiten Weltkrieg, der teuerste für Amerika.
Joseph Stiglitz
und Linda Bilmes haben ihre umfangreichen Berechnungen in einem
Buch vorgelegt, welches mit dem Titel "Der-Drei-Billionen-Dollar
Krieg" im Mai auch auf Deutsch erscheint. Sie berücksichtigten
alle Kosten für Waffen, Sold, Medizin, zuzüglich der Versicherungsleistungen
für Veteranen oder Hinterbliebene und einer Vielzahl weiterer
Posten und Folgekosten.
Und sie berichten
darüber, dass die Bushregierung den Amerikanern die vollen
Kosten offenbar ersparen wollte. Statt den Amerikaner, denen sogar
noch Steuern erlassen wurden, die ganze Rechnung zu machen, wurden
die Kriegskosten mit billigen Zinsen über hohe Schulden finanziert.
Sogar das Benzin wurde subventioniert, damit an der Zapfsäule
keine kriegsbedingte Verteuerung ankommt.
So schafften es die Amerikaner, die Kosten dieses Krieges auf
die nachfolgenden Generationen zu verlagern. Denen überlässt
man, die meist ausländischen Gläubiger in Zukunft zu bedienen.
Ebenso
tun es die Bürger der USA, vor allen anderen Industriestaaten,
schon seit Jahrzehnten mit den eigentlichen Gesamtkosten
für ihren materiellen Wohlstand.
Ebenso wie die Irakkriegskosten, werden diese in die Zukunft verschoben
und auf nachfolgende Generationen abgewälzt.
Alle berechenbaren externalisierten ökologischen und sozialen
Schadkosten der USA pro Jahr betragen schätzungsweise ebenso
viel, wie die hier enthüllte Gesamtkostensumme für diesen
überflüssigen und verhängnisvollen Krieg, also ebenfalls
mindestens 3000 Milliarden Dollar jährlich.
16.03.08
Heute: Fußboden aus
heimischer Douglasie
Für Wohnräume
ist wohl ein massiver Holzfußboden die beste Lösung.
Wenn es auch für stärker beanspruchte Flächen besser
sein kann, sie mit Fliesen zu belegen, etwa Eingangsbereich oder
Küche, passt der Boden aus Holz gut zum Barfußlaufen
und in Schlaf- oder Wohnräume.
Wie so vieles
andere im Bau- und Renovierungsbereich machen wir auch unseren Holzfußboden
zum größten Teil selbst. Heute möchte ich den Fußboden
aus Douglasie vorstellen, einer nordamerikanischen Nadelbaumart,
die schon seit über 250 Jahren in Europa eingebürgert
ist. Die Baumstämme hatte ich vor 17 Jahren vom Förster
gekauft. Es war Windwurfholz, welches durch den Sturm Wiebke 1990
in unserem Gemeindewald umgefallen war. Entsprechend günstig
war damals der Preis für die 60 Festmeter.
Nachdem ein Holzfuhrwerker die Stämme zum Sägewerk in
der Nähe gebracht hatte, wurden sie dort meinen Angaben entsprechend
eingeschnitten. Einerseits kam ich so zu Bauholz für die geplanten
Baumaßmahmen der nächsten Jahre, etwa Dachstühle,
Dachschalung oder Balkenlagen, andererseits auch zu besseren Qualitäten
für Fenster- und Möbelbau.
Auf einem entsprechend
hergerichgteten Lagerplatz wurden die Bretter und Bohlen erst einmal
für etliche Jahre luftig aufgestapelt.
Das mindestens 5 Jahre im Freien getrocknete Holz für den Fußboden
sollte man einige Wochen vor der Verarbeitung grob zuschneiden und
es schon mal im Zimmer lagern. Es kann sich dann der dort herrschenden
Luftfeuchtigkeit angleichen. Dann kommt es in die Werkstatt, wird
4-seitig gehobelt und mit einer Sägeblattnut versehen.
Die Bretter müssen
nicht die Zimmerlänge haben, man kann sie auch auf einem Balken
stoßen, sofern sie die gleiche Breite haben. Es empfielt sich
auch bei einem alten Haus, den Untergrund durch Aufdoppeln von Kanthölzern
so gut es geht waagerecht auszugleichen.
Zur seitlichen
Verbindung haben wir lose Brettfedern aus Eichenholz zurechtgesägt.
Dieses System spart Holz gegenüber einer Aushobelung zu Nut-und-Feder-Brettern.
Die Bretter werden
mit Rundkopfspaxschrauben nach Vorboren am Unterbau befestigt, wobei
der Stoß immer versetzt werden sollte. Hier zu sehen die Verlegung
ohne Trittschalldämmung.
Die Bretter wurden
vor dem Verlegen schon geschliffen, sodass hinterher nur noch wenig
Schleifarbeit notwendig ist. Nach Wässern und Trocknen kommt
der Feinschliff von Hand und eine Grundierung mit Naturharzfarbe,
hier Auro 121.
Dann zwei mal mit Leinölfirnis gestrichen, jedesmal gut abgerieben,
danach noch mal kurz mit Schleifpapier geglättet und schließlich
mit Biofußbodenwachs endbehandelt.
Der Boden hat
zwar einige große Äste im Bild, ist aber von besserer
Qualität, als vergleichbares Holz aus dem Handel. Lose Äste
kann man vor dem letzten Schliff ausbohren und dort selbst gemachte
Rundholzscheiben einfügen.
Der Boden ist auch ökologisch besehen das Beste, was
man nehmen kann. Das Holz dafür ist nur einen guten Kilometer
von unserem Haus entfernt gewachsen und nicht irgendwo in Skandinavien
oder Ostrussland. An Transportaufwand kommt nur noch die zweimalige
Fahrt zum Sägewerk dazu, etwa 8 Kilometer.
Der Maschineneinsatz ist minimal, - durch die Naturfarbenbehandlung
ergibt er im Entsorgungsfall keinen Restmüll, sondern könnte
einfach im Kachelofen verbrannt werden.
15.03.08
Auf Dradio gab
es am letzten Mittwoch ein Interview
mit Dirk Messner, Direktor des Deutschen Instituts für
Entwicklungspolitik und Mitglied des Beirats der Bundesregierung
für globale Umweltveränderungen.
Moderatorin Kolkmann führte mit den Worten ein: "Stehen
bald Millionen von Klimaflüchtlingen vor den Toren Europas?
Menschen, die vor Dürre und Hungersnöten in Afrika fliehen,
vor Wassermangel im Nahen Osten, vor Kriegen um Rohstoffe und weil
die steigenden Meeresspiegel ihren Lebensraum verschluckt haben?
Der EU-Außenbeauftragte Solana stellte letzte Woche eine Studie
vor, die morgen und übermorgen auf dem EU-Gipfel in Brüssel
diskutiert werden soll. Demnach stellen sich durch den Klimawandel
ganz neue Herausforderungen an die Politik. Es gehe nicht nur um
ein neues internationales Klimaschutzabkommen, sondern auch um eine
neue Sicherheitspolitik."
Letztes Jahr im
Mai hat Professor Messner diese jetzt beachtete Studie vorgelegt,
in der der Klimawandel auch als Sicherheitsrisiko beschrieben
wird. Messner: "Wenn wir über den Klimawandel reden,
sollten wir nicht nur über die Umweltkrise Klimawandel reden,
sondern der Klimawandel kann Gesellschaftskrisen hervorrufen."
Messner hält es deswegen für noch dringender, den Klimawandel
noch abzuwenden. Er meint, wenn es uns gelänge, "bis
Mitte des Jahrhunderts die Treibhausgas-Emissionen um 50 Prozent
zu reduzieren", könnten wir den Klimawandel noch vermeiden.
Wir bräuchten dafür "erneuerbare Energien
und einen Umbau unserer Wirtschaft." Messner mahnt komplizierte
internationale Einigungen an, wie einen Erfolg der nächsten
Klimakonferenz in Kopenhagen 2009: "Wenn uns das nicht
gelingt...werden wir kein Anschluss-Regime haben und dann ist die
Gefahr, dass uns all die Anstrengungen, die Treibhausgase global
mit verbindlichen Zielen zu reduzieren, unter den Händen zerfließen"
Sorge von Messner ist ebenfalls: "wir haben global
eigentlich keinen Akteur, der diesen Prozess mit Macht zieht
oder schiebt und in Richtung einer Lösung drängt".
Europa gehe zwar "in die richtige Richtung mit unseren Treibhausgas-Emissionszielen,
die definiert worden sind, aber wir sind kein globaler Akteur"
"wenn unsere Klimapolitik misslingt" meint Messner,
müssen wir "am Ende dieses Jahrhunderts mit Temperaturen,
die vier, fünf, sechs Grat höher liegen als am Anfang
dieses Jahrhunderts rechnen ... dann könnte ein Naturraum entstehen,
an den sich viele Gesellschaften nur sehr, sehr schwer werden anpassen
können".
Messner sieht die Klimadebatte auch als Energiediskussion, das Weltenergiesystem
müsse umgebaut werden. Auf erneuerbare Energien bis zum Ende
des Jahrhunderts umzustellen würde auch die Abhängigkeit
von Energieländern beenden und "eine Reihe von Spannungen
in der Welt reduzieren helfen".
Wenn eine kluge und rechtzeitige Klimapolitik ausbleibt, werden
viele Millionen Menschen auf der Erde sich nach Europa oder den
USA aufmachen, weil ihre Heimatländer Unbewohnbar sein könnten.
Messner: "Die Welt muss sich auf so ein Szenario vorbereiten,
wenn wir keine kluge Klimapolitik machen."
Messners Aussagen
sind total entmutigend,
wenn er auch versucht, Hoffnung zu zeigen.
Der einzige Erfolg bisheriger Klimakonferenzen war, das Problem
ins öffentliche Bewusstsein zu bringen. Wirksame Lösungsvorschläge
von der hohen Politik, sind aber immer noch nicht in Sicht, geschweige
denn, dass sie umgesetzt wären. Es wird nur geredet und an
Symptomen herumgedoktert.
Nichts spricht für die Abwendung der Szenarien zum Fakt -Klimawandel
als Sicherheitsrisiko- den Messner in der Studie beschreibt. Messner
hat auch keine Vorstellung davon, wie ein Umbau unserer Wirtschaft
aussehen oder wie die erneuerbaren Energien zur Massenenergie werden
sollen, ohne die Nahrungsmittelproduktion zu gefährden.
Auch ein globaler Akteur ist nicht in Sicht, der einen Umwandelprozess
steuern könnte.
Bildlich gesprochen fehlt der Gruppe Schwerstsüchtiger,
den Industriestaaten mit ihrer quantitativen Wachstumsideologie
eben, ein neutraler Therapeut, der sie, im als dringend notwendig
erachteten Wandel, anleitet und moderiert.
Die Therapie kann
im Prinzip nur die Hinwendung zu einem nachhaltigen Wirtschaftssystem
sein. Das quantitative Wachstumsdenken muss endlich abgeschüttelt
und als Motor der zerstörerischen Dynamik erkannt werden.
Herr Messner sei eingeladen, im Konzept von der Kategorischen Marktwirtschaft
die, entsprechend den Erfordernissen, umgebaute Wirtschaft zu erkennen.
Würde Deutschland diese Ökonomie als erstes Land annehmen
und ernsthaft über eine Umsetzung verhandeln, könnte es
der gesuchte Therapeut für die Welt werden und Messners Befürchtungen
noch abwenden. Ansonsten ...
14.03.08
Kürzlich
habe ich Bekanntschaft gemacht mit einem Toyota Aygo, einem wirklichen
Kleinwagen. Er hat recht wenig Platz, aber zwei Leute können
mit ihm gut verreisen. Man bewegt weniger Masse und verbraucht
viel weniger Sprit. Momentan haben wir selbst, neben einem
Kombi, auch einen Chinquechento von Fiat, noch etwa sparsamer ausgestattet
als der Aygo, doch er verbraucht sogar etwas mehr. Früher in
meiner Jugend, fuhren wir 2CV von Citroen oder den R4 von Renault.
Die waren bestimmt so sparsam, wie der kleine Toyota.
Viele Leute auf
dem Land sind heute auf ein Auto angewiesen. Dort gibt es auch Platz,
um 2 PKW abzustellen. Hilfreich für diese Leute wäre die
Möglichkeit, zwei Autos auf ein Nummernschild anmelden
zu können.
Ein Fahrzeug, wie der kleine Toyota oder ein anderes dieser untersten
Klasse, reicht völlig aus, um in der näheren Umgebung
einkaufen zu können, oder um die Kinder in der Musikschule
oder im Jiu-Jitsu abzuliefern.
Zusätzlich braucht die Familie auch ein größeres
Auto, wenn sie gemeinsam, mit 3 Kindern und Gepäck, wegfahren
will. Zu unserem Kombi gibt es noch einen Anhänger, mit dem
sich Brennholz aus dem Wald oder Baumaterial heranschaffen lässt.
Die Regelung mit
dem einen Nummernschild für zwei Fahrzeuge gibt es, so viel
ich weiß, in der Schweiz. Die Kosten, Steuer und Versicherung,
werden irgendwo zwischen den Einzelkosten der beiden PKW festgelegt.
das Nummernschild ist so angebracht, dass es leicht von dem einen
Auto ans andere gewechselt werden kann.
Es gibt wohl etliche Fälle, wo die Fahrzeuge einer Familie
zugleich benötigt werden, jedoch in unserem Fall ließe
sich der Wechsel organisieren, eines der beiden Autos steht meist
im Hof.
Eine solche Neuerung bei der PKW-Anmeldung würde weniger zu
Ausfällen für den Staat und die Versicherungen führen,
sondern zu einem höheren PKW-Bestand. Es wären aber nicht
mehr Autos unterwegs, sondern die PKW-Art könnte mehr auf den
jeweiligen Zweck der Fahrt zugeschnitten sein. Auf dem Land wäre
dies von großem Vorteil, einmal für die Benzinkosten
der Fahrzeughalter und zur Einsparung von Abgasen.
Wenn die Fahrzeugindustrie
es dann auch noch fertig bringen würde, unter der unteren Fahrzeugklasse
noch sparsamere, leichtere und geringer ausgestattete fahrbare Untersätze
anzubieten, wäre dies eine echte Offensive in Richtung mehr
Klimaschutz.
Diese Kleinstautos sollten höchstens etwa zwischen 2 und 3
Liter auf 100 km verbrauchen und dies nicht mit Hilfe von komplizierter
Elektronik und Zusatztechnik, sondern mit Reduzierung von Gewicht,
Fahrwiderstand und Motorhubraum. Warum sollten die 600 kg Gewicht
und 4 Liter Verbrauch eines Renault R4 von vor 30 Jahren heute nicht
möglich sein? Ja es sind mit dem heutigen Kenntnisstand zu
Motortechnik, Materialwahl und Luftwiderstand noch weit bessere
Werte möglich.
Das Problem ist, dass die Autobauer wenig Interesse an Produkten
haben, wo die Gewinnspanne sehr viel geringer wäre, als bei
Mittelklasselimousinen.
Der Staat müsste hier Druck machen.
Eventuell wirkt auch die Präsentation des neuen Billigautos
aus Indien positiv auf die Produktpalette der europäischen
Autohersteller. Als Antwort würde ich mir ähnlich im Preis
reduzierte Autos mit zusätzlich weiter reduzierten Verbrauchswerten
wünschen.
Diese ließen sich im Gegensatz zu den aufgemotzten Eco-Versionen
von VW-Lupo oder Audi A2 in den letzten Jahren auch breit absetzen.
Für die Kassen der Autofirmen, wie für die Umwelt hieße
es dann: Kleinvieh macht auch Mist. Viele Menschen hätten ein
besseres Gefühl beim Fahren, weil sie nur die unbedingt notwendige
Automasse mit sich über die Straßen bewegen müssten.
13.03.08
Grüne
wollen unter bestimmten Bedingungen mit der CDU koalieren.
Nicht nur in Hamburg wird verhandelt, auch Koch in Hessen überdenkt
diese Möglichkeit.
Am interessantesten dürften die Art der Abstriche sein, die
Grüne wohl machen müssen, um als Regierungspartner angenommen
zu werden. Sie sind halt geschmeichelt von der Position, die ihnen
von den Wählern eingeräumt wurde. Die meisten in der grünen
Partei haben schwere Bedenken, aber auch süße Vorstellungen
von einer Beteiligung an der Macht.
Die Grünen sind von den etablierten deutschen Parteien, wohl
die mit dem in einigen wichtigen Gesellschaftsbereichen weitestgehenden
Konzept. Gerade weil sie von sich behaupten, ökologische Kriterien
einhalten zu wollen, kann für sie eine Kompromisspolitik schnell
zur Torpedierung ihrer fundamentalen Parteiziele ausarten. Sehr
spannend ist deshalb nicht das gegenwärtig breitgetretene Theater
zwischen SPD und Linkspartei über eine wie immer auch gestaltete
Zusammenarbeit. Viel interessanter sind die Ergebnisse von Verhandlungen
zu Schwarz-Grün oder zu "Jamaika".
Welche Abstriche wollen die Grünen machen? Welche CDU-Politik
wollen sie tolerieren, welche eigene Politik aufgeben? Kompromisse
sind zwischen einer ökologisch ausgerichteten und einer auf
quantitatives Wachstum konzentrierten Politik eigentlich überhaupt
nicht möglich. Beide Strömungen sind entgegengesetzt zueinander.
In der Koalition mit Union oder FDP können Grüne allenfalls
Symptombehandlung durchführen und versuchen, dieses dann mit
rhetorisch geschickter Begleitung als grüne Politik zu verkaufen.
Tatsächlich ökologische Politik müsste für die
Regierungszeit genauso in der Schublade bleiben, wie zu Oppositionszeiten.
Es bleibt spannend, aber kleine Wunder sollte man nicht erwarten.
Leider sind viel zu viele Selbstdarsteller bei den Grünen,
die im Prinzip gar keinen Bezug zu einer ökologischen Lebensart
haben und erst recht diese nicht leben. Ihnen ist der große
Zusammenhang fremd, der einerseits das gegenwärtig über
uns kommende, die alltäglichen ökologischen und sozialen
Schadensmeldungen mit den wirtschaftspolitischen Verhältnissen
erklärt, und andererseits eine umfassende Lösung aufzeigt.
Sie beschäftigen sich vordergründig mit ihrem Spezialgebiet,
haben darüber hinaus aber nichts zu bieten und verstecken unter
dem Expertenhut ihre Scheuklappen. Bei der grünen Basis ist
kaum mehr Überblick vorhanden, sonst würde diese ihre
Parteispitze wohl besser besetzen.
Der größte Nutzen für die gesamte Gesellschaft wäre
es, wenn die Grünen eine Regierungsbeteiligung zu einer echten
Gefahrenanalyse nutzten und daraufhin die Notwendigkeit einer großen
und umfassenden ökonomischen Reform propagierten. Sie müssten
auf die Einführung einer neuen Ökonomie mit konsequentem
Verursacherprinzip drängen, und könnten hier rein marktwirtschaftliche
Argumente einsetzen. Wenn damit die Strukturkonservativen, ob schwarz
oder gelb, auf ihrem ureigenen Terrain erschüttert würden,
hätten die Grünen aus einer solchen Koalition das Maximale
für die Gesamtgesellschaft herausgeholt. Sie hätten den
wichtigsten Stein des 21 Jahrhunderts ins Rollen gebracht.
12.03.08
Zwei Meldungen
zum Flugverkehr, ein Problem:
Der amerikanische
Flugzeugbauer Boing beschwert sich massiv gegen die Bestellung
von Tankflugzeugen durch die US-Regierung beim europäischen
Konkurrenten EADS. Dieser hatte, um den Auftrag im Wert von
35 Milliarden Dollar zu bekommen, extra eine Partnerschaft mit einem
Unternehmen in den USA geschlossen. Etliche Teile der Transporter
sollten in den USA gebaut werden.
Der größte Flughafen in Europa, Heathrow bei
London, soll noch größer werden. Man braucht dort
angeblich eine neue Abfertigungshalle und eine dritte Startbahn.
Der Bürgermeister von London ist gegen eine Vergrößerung,
weil dafür ein ganzer Stadtteil mit mehr als 700 Häusern
abgerissen und die Menschen umgesiedelt werden müssten. Umweltschützer
beklagen die dadurch entstehenden Belastungen durch zusätzliche
Abgase und Lärm für das Stadtgebiet von London. Laut Greenpeace
ist der britische Flughafen schon heute für einen Ausstoß
von rund 31 Millionen Tonnen Kohlendioxid jährlich verantwortlich.
Die britische Regierung will an den Plänen festhalten. Aus
dem Innen- und dem Verkehrministerium kommen die üblichen Statements,
die wirtschaftliche Lage und die Bedeutung als Finanzstandort Nummer
1 verlangten die Erweiterung.
Sorgfältig hat man auch darauf geachtet, dass die reicheren
Londoner Stadtbezirke, etwa dort, wo die Besitztümer der Königinfamilie,
des Adels und der Wohlhabenden liegen, von zusätzlichem Lärm
verschont bleiben. Auch verweist man gerne auf die Entwicklung sparsamerer
und leiserer Flugzeuge, womit die Hauptbelastung irgendwann ja wegfallen
könnte.
Das Hauptumweltproblem
beim Flugverkehr ist, neben der Unverträglichkeit mit Wohngebieten,
wo sich die meisten Flughäfen nun einmal befinden und der massiven
Umweltbelastung durch Zubringerverkehr, dass die Abgase der Flugzeuge
in größerer Höhe freigesetzt, sehr viel gravierenderen
Schaden an der Atmosphäre anrichten, als bei anderen Verkehrsmitteln.
Vor über 10 Jahren schon gab es deutliche Studienergebnisse
dazu.
Folgendes ernüchternde Beispiel wurde damals vorgerechnet:
Wer einmal mit dem Flugzeug von Deutschland aus nach Mallorca fliegt,
mit einer Maschine mittlerer Größe und zusammen mit vielleicht
80 anderen Passagieren, belastet die Atmosphäre genauso stark,
als würde er zwei Jahre lang mit einem kleineren Auto auf Straßen
fahren und dabei etwa 25.000 km zurücklegen.
Die Abgase von Flugzeugen wirken um ein vielfaches klimaschädlicher
und reagieren chemisch sehr viel einschneidender mit anderen Luftbestandteilen,
als Abgase, die knapp über dem Boden freigesetzt werden.
Wenn dies berücksichtigt
würde, wenn diese Schäden des Flugverkehrs vollständig
in die Flugpreise einberechnet werden müssten und die absurden
heutigen Subventionierungen wegfielen, würde der heutige Flugverkehr
im Wettbewerb mit anderen Verkehrsmitteln so miserabel abschneiden,
dass er auf ein Minimum zusammenschrumpfen täte. Andere Verkehrmittel
würden zwar auch wesentlich kostspieliger, aber nicht so stark,
wie der Luftverkehr.
Stellen wir doch einfach die Diskussionen um Flughäfen und
Flugzeuge auf eine objektive Grundlage. Unterbinden wir die momentan
auf die Allgemeinheit und die nachfolgenden Generationen abgewälzten
ökologischen Schadkosten durch Einberechnung in die Preise.
Die gesamte Problematik würde sich mit Hilfe der Wirkung eine
schlichten marktwirtschaftlichen Mechanismus ganz von selbst auf
ein verträgliches Maß reduzieren.
In London könnte man wieder ruhig schlafen, Boing und EADS
würden beide leer ausgehen und müssten ihre Produktpalette
weitgehend ändern, die hohen Etagen in der Wirtschaft müssten
die Reisefreudigkeit einschränken und andere Formen des Austauschs,
der Präsens oder der sonstigen Mobilität finden.
Wir könnten nicht mehr, eben mal so für 5 Euro von Hahn
im Hunsrück nach Barcelona fliegen, die Anwohner von Flughäfen
bekämen den Wert ihrer Anwesen wieder zurück ebenso, wie
die bessere psychische Gesundheit.
Politiker und Wirtschaftsfunktionäre, die heute noch den Ausbau
des Flugverkehrs befürworten, sind entweder völlig ahnungslos
und wissen nicht was sie reden, oder sie wollen aus egoistischen
Gründen nicht auf den vermeintlichen Vorteil zur Profitsteigerung
verzichten.
In beiden Fällen sind solche Zeitgenossen eine Gefahr für
die Menschheit, die sich leider immer noch hinter den Bedingungen
des herrschenden Wirtschaftssystems verstecken können.
11.03.08
von Colsky:
Kurt Beck
ist wieder genesen. Er lag 14 Tage ganz banal und ohne Anzug und
Krawatte, daheim im Bett, schwitzte, hatte verklebte Haare, trug
den nassen alten Schlafanzug um den runden Leib und durfte sich
von seiner Frau den Tee ans Bett bringen lassen.
Der Arme musste tatenlos zusehen, wie er in Hessen zuerst
falsch verstanden und dann noch falsch gedeutet wurde.
Wie kann man auch annehmen, dass er an eine Minderheitsregierung
unter Duldung der Linkspartei denkt, wenn er eine Duldung ins Gespräch
bringt? Nunja, jetzt ist er ja wieder da und sagt, man dürfe
nicht ein zweites Mal mit demselben Kopf an dieselbe Wand laufen.
So ähnlich hat es mein Jüngster mit drei Jahren auch mal
ausformuliert. Zwar hatte Beck die betreffende Stelle an der Wand
mit einem Kreuz für Ypsilanti markiert. Aber immerhin ist Kurt
Beck für solche Erkenntnisse Bundesvorsitzender der SPD.
Seine parteiinternen Gegner schießen immer wieder hinter
Hecken heraus auf ihn, besonders, wenn sie allein zu hause sind.
Sie treffen sogar mit den winzigen Pfeilen, aber Kurt Beck läuft
einfach Elefanten gleich mit den Spitzen in der Haut weiter herum,
als wäre nichts gewesen.
So einen braucht die SPD. Klein-Frank-Walter, im Außendienst
mit genügend Abstand zum Pfälzer, möchte öfter
mal was sagen, doch er kann seinen auch so diplomatischen Stil nicht
ändern. Den Blick immer ganz leicht über den Zuhörern,
den Kameras und den Journalisten, so wie es Helmut Kohl gut konnte,
so, als gäbe es da oben etwas, das nur er sieht, warme, gewählte
und emotionsfreie Sätze, gleichförmig und ohne Zacken
daher gesagt, wie eine Fahrt auf einer ewig langen Straße
durch die Tempo-30-Zone, das kann Frank-Walter Steinmeier gut. Doch
um mit einem stacheligen Pfälzer zu reden braucht es mehr.
Auch der nächste Möchtegern-Wadenbeißer Steinbrück,
eher mit zackig-preußischer, norddeutscher Rede und treuester
Fan von sich selbst, auch er versteht wenig vom pfälzischen
Frohsinn und wie man den erschüttert.
Ypsilanti in Hessen bleibt ratlos. Niemand will doch den Chef beschädigen.
Dann schon eher das parlamentarische System, indem man die Darmstädter
Abweichlerin Dagmar Metzger mit Ausschluss droht, da man ja ihre
Stimme bräuchte.
Wenn es auch keine wirklichen Gründe für die Ablehnung
der Zusammenarbeit mit der Linkspartei gibt, man muss in
der Öffentlichkeit aber den Eindruck wahren. Unvorstellbar,
wenn heraus käme, dass beide, SPD und Linke keinerlei zukunftsfähiges
Konzept haben und allein hier schon eine gemeinsame Basis
finden könnten.
Aber der Kurt entscheidet, ob man und wann man und überhaupt,
besonders jetzt, nach der Grippe, Phönix aus der Asche, das,
auf Pfälzisch gesagt, Kammbeck des Kurt Beck. Hinweggefegt
die Zweifel, dass ein guter Chef vor der Wahl berücksichtigt,
was danach an Problemen entstehen könnten und dies schon vorbereitet.
Wer konnte auch ahnen, dass die Linkspartei und Roland Koch, dass
mit den neuen Gegebenheiten, die einem die Wähler serviert
haben, Frechheit von den Wählern aber auch..., Schwamm drüber
und vorwärts mit Kurt Beck.
Immerhin will er auch Kanzler werden, wie schon andere peinliche
Pfälzer vor ihm. Bis dahin soll er den klapprigen Gaul SPD
in die richtige Richtung lenken. Wenn der nicht mal allein vom Lenken
zusammenbricht. Momentan sitzt die Partei zwar im Umfrage- und Glaubwürdigkeitskeller,
aber da braucht man wenigstens keinen Wetterschutz. Es gibt dort
viele massive Wände, woran man sich mit dem Rücken lehnen
kann.
Die Hauptstadtjournalisten sind süchtig nach Beck. Seine wetterballongleichen
Eruptionen sind immer verwertbar. Fragt sich nur, ob damit die Leserzahlen
der Zeitungen gehalten werden können. Eigentlich kann dieses
Theater um den Pfälzer kaum einer mehr hören. Aber immer
weiter mit Berichten über den Kurt, unterhaltsam scheint er
zu sein oder soll es zumindest präsentiert werden.
Wenn es in der
deutschen Politik nichts Neues gibt, muss man darüber
wenigstens ausführlich berichten.
Intern jedenfalls, hat die SPD um den Kurt einen ernsten Verdacht.
An allem Dilemma soll die Virusgrippe schuld sein. Wenn die nicht
über den Pfälzer gekommen wäre, könnte es wesentlich
besser mit der SPD stehen.
Deshalb arbeitet eine sozialdemokratische Themengruppe in Berlin
an einem neuen Gesetz. Weil die Virusgrippe weder sozial noch demokratisch
ist, soll sie von April 2013 an verboten werden. Endlich wird wieder
gradlinig regiert. Kurt Beck sei Dank!
10.03.08
Apropos Gewerkschaft.
Die Bahngewerkschaft GDL hat sich mit der Bahn geeinigt und auch
mit den anderen beiden Bahngewerkschaften. Wer in der Öffentlichkeit
blickt hier noch durch?
Bahnchef Medorn, der das ihm anvertraute Volksvermögen an der
Börse verscherbeln möchte, hatte nachgetreten, DGB-Chef
Sommer war sauer auf die GDL, weil die sich nicht in eine gemeinsame
Strategie einbinden wollte. Wie hat denn diese gemeinsame Strategie
überhaupt ausgesehen?
Oder die Streiks im öffentlichen Dienst. Natürlich brauchen
die Menschen genügend Lohn zum Leben. Wenn man aber immer nur
mehr Geld und kürzere Arbeitszeit einklagt, wenn die Gewerkschaften
immer nur dieses traditionelle Jojospiel weitertreiben, bleiben
sie erheblich unter ihren eigentlichen Möglichkeiten.
Preissteigerungen folgen auf höheren Lohnabschlüssen,
denen folgen Gewerkschaftsforderungen, Streiks und höhere Lohnabschlüsse,
dann gibt es wieder Preissteigerungen, und darauf, - ja, drei mal
darf man raten, wie beim Jojo, auf und ab.
Wieso eigentlich fordern die Gewerkschaften nie grundsätzlichere
Verbesserungen für die eigene Klientel, ja am besten für
die Bevölkerung? Warum wird nicht ein Wirtschaftssystem gefordert,
in welchem dieses Jojospiel weitgehend bedeutungslos wäre?
Wieso bemerken Gewerkschaften eigentlich nicht den allgemeinen Abwärtstrend
bei der Lebensqualität aller Menschen und stellen hierzu Forderungen
auf?
Etwas zynisch könnte man antworten, weil dann die Gewerkschaft
ihre Existenzberechtigung stark einbüßen würde.
Was aber kann den Anhängern aller Gewerkschaften besseres passieren,
als stabile Verhältnisse, als ein Zwang für alle Unternehmen,
stärker auf soziale Belange, und die Belange ihrer Beschäftigten
Rücksicht nehmen zu müssen.
Allerdings stiegen mit solcherlei Überlegungen auch die Anforderungen
an Gewerkschaftsführer, sie müssten mehr leisten, als
bloße Mehrgeldforderungen aufzustellen. Sie müssten mehr
Arbeitsqualität und mehr Nachhaltigkeit beim wirtschaften einklagen.
Ob diese Leute hierüber schon mal nachgedacht haben?
Um
noch mal auf den Beitrag vom 7. März zurück zu
kommen, zur Feststellung, dass mit der G8-Schulzeitverkürzung
den Jugendlichen auf Gymnasien mehr Arbeitszeit aufgehalst
wird.
Es gibt zwar Vertretungen, die sich für die Belange von Schülern
einsetzen, Elternverbände hauptsächlich, denen auch eingeräumt
wird sich an schulischen Entscheidungen zu beteiligen. Doch dies
ist ein weitgehend stumpfes Schwert.
Es gibt keine bundesweite Schülervertretung. Das föderale
System, also die Zuständigkeit so vieler Kultusbehörden
wie es Bundesländer gibt, hat auch den großen Nachteil,
dass die Belange der Schülerinnen und Schüler zerteilt
werden können. Teile und herrsche, dieses Prinzip gilt auch
für den Schulbereich in Deutschland. Deshalb kann eine Reformforderung
von unten leicht übergangen werden.
Warum sollte man
nicht mal über die Gründung einer bundesweiten Schülergewerkschaft
nachdenken, einer großen Interessenvertretung mit allen Vorgehensmöglichkeiten
einer normalen Gewerkschaft? Statt für mehr Geld sollte diese
Gewerkschaft für mehr Qualität in der Schule streiten,
bei größtmöglicher Reduzierung der Arbeitszeit.
Im Prinzip stellt das Schülerdasein das wichtigste Gewerke
für die Bevölkerung überhaupt dar. Die Forderungen
dieser Gewerkschaft könnten von den, ohnehin schon seit langem
mahnenden, Erziehungswissenschaftlern, Soziologen, Pädagogen,
Hirnforschern und sonstigen Fachleuten für effektives Lernen
und menschliche Entwicklung wissenschaftlich begleitet und begründet
werden.
Elternverbände könnten die Forderungen formulieren und
Verhandlungen mit den Schulbehörden führen. Bei Uneinsichtigkeit
und Blockadeversuchen der Kultusbürokraten sollten echte
und großflächige Streiks beschlossen werden können.
Die meisten Eltern würden erst den Mut finden, ihre Kinder
zu Hause zu lassen, wenn hierzu eine mächtige Organisation
aufruft und sie nicht mehr die alleinige Verantwortung tragen müssten.
Zur Erzwingung besserer Lernbedingungen wäre auch eine vorübergehende
Nichtbeachtung der Schulpflicht legitim. Ein solcher bürgerlicher
Ungehorsam muss genauso ein Grundrecht sein, wie das Streikrecht
für andere Berufsgruppen, zumal hier nicht nur die finanzielle
Situation einzelner Beschäftigter, sondern ein wichtiges Fundament
unserer Gesellschaft zur Debatte steht.
09.03.08
Enorme Mengen
an Giftstoffen werden jedes Jahr verbraucht, um Hölzer
gegen Insektenbefall und Fäulnis zu schützen. Hauptsächlich
bei der Verwendung im Außenbereich, glaubt man, auf eine Imprägnierung
nicht verzichten zu können. Die Imprägnierstoffe, Salze,
Teeröle oder abtötende Chemikalien, sind nach einer gewissen
Zeit von der Witterung ausgewaschen, und das Holz verfault dann
doch. Selbst kesseldruckimprägnierte Hölzer, etwa Zaunpfosten,
bei denen die schwarze Brühe bis weit ins Innere gepresst wird,
sind nach 15 Jahren abgefault und müssen ersetzt werden.
Die Hölzer selbst sind wegen der noch enthaltenen Problemstoffe,
nach Ende ihres Gebrauchs mindestens Restmüll, wenn nicht ein
Gefahrstoff. Ebenso bereitet die Herstellung der Imprägniermittel
große Umweltprobleme.
Allerdings produziert
uns die Natur auch Holzarten, die schon fix und fertig gegen Fäulnis
und Insektenbefall geschützt sind. Genau diese wurden auch
jahrhunderte lang verwendet, bis die künstliche Imprägnierung
mit all ihren Problemen in Mode kam. Relativ dauerhafte Holzarten
sind beispielsweise die Kernhölzer (der innere Teil des Stammes)
der einheimischen Arten Eiche, Lärche, Kiefer und der eingebürgerten
Arten Marone, Thuja, Douglasie und Robinie. Die letztere, die Robinie,
manchmal auch als falsche Akazie genannt, liefert das wohl dauerhafteste
Holz, das in mitteleuropäischen Breiten wächst.
Die Robinie besitzt eine sehr borkige Rinde, gefiederte Blätter,
weiße Blüten (von denen auch der sogenannte Akazienhonig
stammt), lange Dornen, besitzt im Sommer eine helle, luftige Krone
und bildet schotenförmige Samen aus.
Das Holz der Robinie
benutze ich schon lange für extreme Einsatzbereiche, vor allem,
wo das Holz mit dem feuchten Erdboden in Berührung kommt, etwa
für Zaunpfosten, Schutzpoller, Sandkästen, Hangabstützungen
oder auch für Regale in feuchten Kellern. Robinienholz erfüllt
dort seine Aufgabe wesentlich länger, als jede imprägnierte
Industrieholz und gibt keine unnatürlichen Gifte ab.
Robinienholz ist
nur schwer zu bekommen. Ich habe es mir meist lokal selbst besorgt.
Meist ist fast der ganze Baum verwertbar. Ein dünner Stamm
taugt für Pfosten, auch wenn er nicht ganz gerade ist, aus
den Ästen mache ich Werkzeugstiele, weil das Holz auch sehr
elastisch und zäh ist, oder Holzpflaster. Dickere Stämme
kommen ins Sägewerk im Nachbarort und ergeben Bretter und Bohlen.
Das Pfosten-,
Plaster- oder Palisadenmaterial lasse ich über mindestens zwei
Jahre kontrolliert vor sich hin rotten. Dabei löst sich die
Rinde, und das dünne, nicht brauchbare Splintholz verfault.
Abgedeckt mit Grasschnitt, hält sich auch im Sommer die Feuchtigkeit.
Wenn das Holz
dann "reif" ist, sieht es für den Laien ziemlich
hoffnungslos aus.
Die Rinde lässt
sich mit dem Schäleisen leicht abschaben, auch weil das Dünne
äußere Splintholz darunter weggefault ist oder von Würmern
gefressen wurde.
Unter der entfernten
Rinde sieht man die dunkelbraune Faulschicht und darunter das grünlich
helle und gesunde Kernholz.
Die Zaunpfostenhölzer
lassen sich im Freien jahrzehntelang ohne Schaden lagern und setzen
allenfalls etwas Moos an.
Das Material für
Palisaden und Plaster braucht auch kein Wetterschutz, bis es verwendet
wird.
Der Sandkasten
im Garten wurde vor 17 Jahren angelegt ist längst verwildert.
Aber seine Pfosten und Einfassungsbohlen aus Robinie sind noch fest
und stabil. Sie werden auch die Enkel noch aushalten.
08.03.08
Wenn Kinder
verwahrlosen, seelisch oder körperlich, hat dies direkt
mit den Charaktereigenschaften, Verhaltensmerkmalen und der Bildung
ihrer Mütter und Väter zu tun.
Deren Umgangsgewohnheiten mit ihren Kindern wiederum, hängen
entscheidend davon ab, was sie selbst in Ihrer Kinder- und Jugendzeit
von ihren Eltern und Beziehungspersonen an Zuwendung, an Vorbild
oder sozialer Kompetenz erfahren oder vorenthalten bekommen haben.
Auch bei der Erziehung gilt, über mehrere Generationen betrachtet,
gewissermaßen ein Vererbungsprinzip, welches, wenn
es nicht unterbrochen wird, sich über Generationen fortpflanzen
kann.
Dies gilt im Wünschenswerten,
wie im Negativen. Kinder, die eine reichhaltige und geduldige Erziehung
hin zu selbstständigen Mitgliedern der Gesellschaft genießen
konnten, werden sehr wahrscheinlich ihre eigenen Kinder ebenso gewissenhaft
erziehen, wie am anderen Ende des Spektrums vernachlässigte
Kinder ihre Kinder wahrscheinlich ebenso gleichgültig behandeln
werden.
Im Prinzip streitet
man sich hier nur über die Details und über die beiden
Fragen, wie lässt sich eine positive Erfahrungskette in Gang
setzen bzw. wie lässt sich eine negative unterbrechen.
In den Tagesmeldungen wird überlegt, was denn beispielsweise
schief gelaufen sei, wenn Mütter ihre Kinder verhungern lassen,
was denn getan werden kann, wenn Eltern der PC-Sucht oder der wiederholten
Straffälligkeit ihres Sohnes nichts entgegenzusetzen haben,
oder ob die frühzeitige Abgabe von Kleinstkindern in Betreuungsdienste
einen nachhaltigen psychischen Defekt verursachen könnte.
Eltern, die unbedingt
arbeiten wollen und modern sich gebende Politiker, bestreiten jede
Schädlichkeit einer Krippenbetreuung. Ein Leser im "Spiegel"
berichtete, er habe seine gesamten sozialen Befähigungen in
den damaligen DDR-Einrichtungen gelernt. Mich würde hier interessieren,
wie dieser Mensch wiederum seine eigenen Kinder erzieht, oder ob
er diese möglichst schnell auch tagsüber abliefern will.
Eigentlich ist gegen Fremdbetreuung nichts einzuwenden.
Immer schon wurde sie in der langen menschlichen Geschichte praktiziert,
sei es, als die Menschen noch in Sippen wohnten, wo die Kinder zusammen
betreut wurden, oder sei es in Großfamilien auf dem Land und
in den Städten bis ins 20te Jahrhundert hinein, oder sei es,
dass sich Großeltern den beschäftigten Eltern als Betreuungsinstanz
anboten.
Die Probleme liegen hier in den Details. Mir kann keiner erzählen,
dass es sich positiv auf einen zweijährigen auswirkt, wenn
in der Krippe, eine Betreuerin für 8 Kinder zuständig
ist. Oft werden Kinder so nur geparkt, bis der zuständige Elternteil
endlich Zeit für sie findet. Körperliche Wärme zwischen
Kind und Erwachsenen etwa, können in Krippen gar nicht statt
finden. Hierzu sind allein die Eltern befähigt.
Gravierender als mangelhafte Krippenverwahrung bei Kindern von Erwerbstätigen
allerdings, wirkt sich die häusliche Betreuung von meist erwerbslosen,
ungebildeten oder suchtkranken Eltern aus. Hier wäre ein Krippenaufenthalt
tagsüber zumindest das kleinere Übel. Die Kleinen könnten
verinnerlichen, dass die Gleichgültigkeit, die Aggression oder
die Alkohol- Fress- oder Fernsehsucht ihrer Eltern nicht die ganze
Welt ist. Sie könnten zumindest im Ansatz erfahren, was im
Umgang mit anderen zählt, dass es auch eine intellektuell anspruchsvollere
Art der Kommunikation gibt, oder dass sie selbst freie Individuen
mit eigenen Rechten und Pflichten sind.
Zu
diesem Thema gab es am Montag im Politischen Feuilleton auf Dradio
einen Beitrag
der Erziehungswissenschaftlerin und Therapeutin Astrid von Friesen.
Mit dem Titel "Die Vergangenheit wirkt - Wenn Mütter töten".
Frau von Friesen betrachtet verschiedene Aspekte. "Die Bindungsforschung,
welche seit über 40 Jahren weltweit gut fundierte Ergebnisse
hervorgebracht hat, besagt folgendes: Bei Kindern, die im ersten
und im sechsten Lebensjahr als schlecht gebunden auffällig
werden, besteht eine Wahrscheinlichkeit von ca. 80 Prozent, dass
sie massive Störungen entwickeln. Denn sie konnten kein Urvertrauen
aufbauen, sie litten an Müttern, die depressiv, süchtig,
psychisch krank oder kalt waren. Oder, so sagen die weltweiten Forschungen,
sie wurden zu früh in eine problematische Fremdbetreuung gegeben."
Sie bestätigt die Verhaltensvererbung: "Ein Mehr-Generationen-Muster
entsteht, und das vielfach."
Und sie erhebt Einspruch: "So wie die antiautoritäre
Erziehung in Westdeutschland Folgen hatte, mal mehr und mal weniger
gravierende, so blieb auch die Erziehung zum neuen, sozialistischen
Menschen nicht folgenlos. Anderes anzunehmen, wäre mehr als
naiv. Aber offensichtlich ist die Versuchung mal wieder groß,
dies zu leugnen."
Schließlich
bleibt uns wieder die unbeantwortete Frage: Wie wirkt sich die Veränderung
gesellschaftlicher Standards durch die herrschende Ökonomie,
für eben diese Gesellschaft aus? Wie teuer kommt uns der Abbau
familiärer Strukturen, der Ausschluss immer mehr Menschen aus
dem gesellschaftlichen Leben, der Abbau von sinnvollen und achtungsfähigen
Erwerbsmöglichkeiten für gering Qualifizierte, oder das
Abgleitenlassen ganzer Bevölkerungsschichten in zeitgeistbedingte
Suchtstrukturen noch in Zukunft?
Hier liegt ein breites Definitionsfeld, wenn wir über die sozialen
Schadkosten der herrschenden Ökonomie an den Einzelnen, nicht
nur bei gleichgültigen und gewalttätigen Eltern, nachdenken.
Auch hier müssen von einem nachhaltigen Wirtschaftssystem,
neben der anderen Diskussion um die ökologischen Eigenarten,
von Grund auf andere Auswirkungen, Begleiterscheinungen und Selbstverständlichkeiten
erwartet werden.
07.03.08
Eifrig wird derzeit
die Diskussion geführt über die Verkürzung der
Schulzeit auf Gymnasien von 9 auf 8 Jahre, auch G8 genannt.
Bei den betroffenen Schülerinnen und Schülern hat dies
zu einer erheblichen Ausweitung der Wochenarbeitszeit
geführt, weil mit dieser sogenannten Reform ja nicht auch der
Unterrichtsstoff reduziert, sondern der Nachmittagsunterricht ausgeweitet
wurde.
Die jungen Menschen
sind oft gezwungen, psychische und physische Belastungen in Kauf
zu nehmen, wenn sie den neuen Anforderungen gerecht werden wollen.
Wieder einmal müssen sie ein Stück ihrer dringend notwendigen
Freizeit aufgeben, die sie eigentlich als Ausgleich gegenüber
dem gewaltigen Druck und zur Entwicklung ihrer Persönlichkeit
benötigen. Oder sie kapitulieren, auch wenn sie an sich leistungsfähig
und wissbegierig sind, verweigern sich innerlich und verlassen frühzeitig
die Schule.
Immer weniger dieser heranwachsenden Generation ist in der Lage,
unter den Bedingungen nach den Vorstellungen der deutschen Kultusminister
eine Allgemeinbildung, die diesen Ausdruck verdient, zu entwickeln.
Dabei ist der eigentliche Grund für die Schulzeitreduzierung
der Geldmangel in Bund, Ländern und Kommunen, auch wenn
uns einige Parteipolitiker mit blödsinnigem Reformgerede etwas
anderes weis machen wollen. Mit jahrzehntelangem schuldenfinanzierten
Missmanagement bei der Volksvertretung, hat diese Kaste aus überwiegend
geschwätzigen Allrounddilettanten auch die Grundlagen eines
vernünftigen Schulsystems an die Wand gefahren, finanziell,
wie inhaltlich.
Demgegenüber gibt es eine Menge von Erziehungswissenschaftler,
Soziologen, Pädagogen, Hirnforscher, Elternvertretungen, usw.,
die sich immer wieder zu Wort melden und massive Änderungen
an den Inhalten und den Konzepten im Schulbereich fordern.
Eigentlich ist längst klar, wie eine effektive Schule organisiert
sein müsste, in der Kinder und Jugendliche nicht überlastet
werden, in der sie die Inhalte auch nachvollziehen und behalten
können, die finanziert werden kann, Eigeninteresse bei den
jungen Menschen weckt, auch Kinder aus unteren Schichten zum Besuch
einer höheren Schule befähigt und die vielleicht sogar
noch Spaß macht.
Im Prinzip scheitert alles an der Feigheit, Ignoranz und Betonköpfigkeit
der zuständigen Bürokratie.
Was könnte
man denn tun?
Bei der Schulzeitverkürzung ist das Problem nicht die reduzierte
Zeit, sondern dass die Lehrpläne nicht entschlackt werden.
Kaum ein Erwachsener hat mehr als 40 % dessen behalten, was er in
der Schule durchnehmen musste. Spricht dies nicht Bände über
die Qualität des Lernstoffs und die Art des Unterrichts?
Erziehungswissenschaftler gehen davon aus, dass mindestens 50
% des Schulstoffs überflüssig ist und abgeschafft
werden sollte. Man spricht in Fachkreisen hier auch von Wegwerfwissen,
das anschließend von den Schülern entsorgt
wird, und von Klofächern, etwa Geschichte, weil für
das Klo gelernt wird und meist auch auf dem Klo.
Statt dessen sollten die Schüler mit ihren Lehrern die Lerninhalte
weitgehend selbst bestimmen, weil nur so ein Interesse und eine
Aufnahmebereitschaft entstehen kann.
Ferner müssten viel mehr lebenspraktische Themen in den Schulalltag
einfließen. Welcher Erwachsene kann denn mit seinem Schulwissen
die Anforderungen des Alltags bestreiten. Dazu taugt das Behaltene
allenfalls zu 10 %.
Umgekehrt betrachtet sind Erwachsene, wenn sie nicht einfach nur
völlig passiv und alles schluckend durch die Gegenwart treiben
wollen, darauf angewiesen, gerade nach der Schulzeit nach
dem wichtigen Wissen zu suchen und es sich anzueignen.
Von daher ist hochaktuell, was ein griechischer Philosoph vor mehr
als 2000 Jahren sagte: Nicht für das Leben, sondern für
die Schule lernen wir. Dieser Satz ist genau so überliefert,
auch wenn ihn bestimmte Kreise immer wieder abwandeln wollten in
den absurden und noch niemals umgesetzten Ausdruck: Nicht für
die Schule, sondern für das Leben lernen wir.
Haha, ein frommer Wunsch ohne die geringsten Taten. Es wäre
schön, wenn wir das Schulsystem so ändern könnten,
dass die Abwandlung des Originalzitats der Realität nahe käme.
PS:
Zum Thema gab es auch ein interessantes
Interview gestern auf Dradio mit dem Bildungssoziologen Fritz
Reheis.
06.03.08
Wer als konsequent
umweltbewusster Mensch (- eigentlich mag ich dieses Wort überhaupt
nicht, weil es so abgedroschen und beliebig interpretierbar ist
-) verreist, dem huschen Szenen und Bilder am Auge vorbei, die zumindest
für ihn selbst nach einer Kommentierung rufen. (Ich habe einige
Fotos geschossen und will diese in den kommenden Tagen als Tagesanmerkung
einstreuen.)
Vieles an befremdlichen Szenen hat mit Menschen zu tun, die
sich anders verhalten, als der Beobachter es selbst täte.
Dies allein wäre noch lange kein Grund für irgendwelche
Kritik an diesen Menschen.
Doch, es gibt eine Grenze bei der Gestaltung des eigenen
Handelns, der eigenen Persönlichkeitsentfaltung, nämlich
dort, wo die persönliche Freiheit Dritter berührt
und beschnitten wird. Bezüglich dieses Gedankens ist ein gravierendes
Umdenken erforderlich.
In der Vergangenheit
hat man diese besagte Grenze in erster Linie dadurch charakterisiert,
als dass das Recht auf persönliche Freiheit nicht zu unmittelbarer
Körperverletzung, gesellschaftlicher Isolation, politischer
Entmündigung, Diebstahl o. Ä. an unseren Nächsten
führen darf.
Im gegenwärtigen Zeitalter der immer einschneidender
wirkenden Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen,
und im Bewusstsein dessen, dass diese Zerstörung ja fast immer
über menschliches Verhalten oder Konsum wirkt, muss diese Grenze
neu definiert werden.
Den meisten Leuten
sind die Auswirkungen ihres Tuns gar nicht bewusst. Kaum einem von
ihnen kann man daraus einen wirklichen Vorwurf machen. Die Wirkungsketten
allen Handelns im beginnenden 21sten Jahrhundert sind derart kompliziert
und undurchschaubar, dass nur für Menschen, die sich ständig
selbst informieren und weiter bilden, Zusammenhänge erkennbar
werden.
Wer sich umweltbewusst verhalten will, ist heute gezwungen, einen
Teil seiner Lebenszeit auch für Informationsbeschaffung
als Grundlage umweltbewussten Handelns aufzuwenden. Neben
vielen Büchern zu ökologischen Themen und Zeitschriften
wie Ökotest oder Schrot-und-Korn, Greenpeace-Magazin oder anderen
Zeitschriften von Umweltverbänden, Sonderheften einiger Zeitungsverlage,
Wissenschaftsmagazinen und vielen anderen, gibt es im Internet
neben vielen Einzelveröffentlichungen auch Initiativen,
wie beispielsweise die Website utopia.de,
deren Redaktion ich am Dienstag besucht hatte.
Im Grunde ist
dies alles, ist unser Alltag doch sehr paradox: Die durchschnittliche,
unbekümmerte Lebensführung in der Gesellschaft,
geprägt durch die selbstverständliche Annahme dessen,
was uns die herrschende Ökonomie anbietet und vorgibt, führt
zur Zerstörung der Existenzbedingungen eben dieser Gesellschaft.
Wer sich dagegen an den vielen kleinen und größeren
Freveln aus ethisch-moralischen Gründen nicht beteiligen
will, der ist gnadenlos dazu verdonnert, erheblich mehr Zeit
und sehr viel mehr Geld in seinen Alltag zu investieren.
Entmutigend dabei ist, dass 80 % der Bevölkerung, die sich
nicht an besonderen Anstrengungen beteiligen, ja aus finanziellen,
intellektuellen oder biographischen Gründen dies gar nicht
können, das Bemühen der anderen 20 %, langfristig betrachtet,
zu Nichte machen.
Für alle 100 % wäre es mit Abstand am einfachsten,
wenn die Umwelt- und Sozialfreundlichkeit eines jeden Produkts und
jeder Dienstleistung direkt am Preis ablesbar wäre.
Was würden die Leute essen, wenn die biologisch und regional
angebauten Nahrungsmittel auch die billigsten wären, wie würden
die Leute wohnen, wenn Häuser ohne Giftstoffe und mit überragender
Energiebilanz am günstigsten zu bauen wären, wo würden
die Leute arbeiten, wenn für Unternehmen und sonstige Arbeitgeber
die Jobs vor Ort und dezentral in den Regionen am gewinnbringendsten
wären?
Dieses ist eine Kernthese des Konzepts der Kategorischen Marktwirtschaft.
Würden alle erdenklichen ökologischen und sozialen Schadkosten
einer jeden Produktion individuell und vollständig auf die
Preise der jeweiligen Produkte aufgeschlagen, wäre das gesellschaftsfreundlichste
Produkt auch das günstigste.
Vor allem der 80-Prozent-Anteil der Bevölkerung, der
sich nicht über das ökologisch beste Verhalten informieren
kann oder will, bzw. der dies nicht umsetzen kann oder will, wäre
auf einen Schlag mit im Boot der strategisch Konsumierenden.
Die 20 % der gegenwärtig schon umweltfreundlich Konsumierenden
hätten es erheblich leichter, zumal auch mit Hilfe eines vorübergehenden
garantierten Mindesteinkommens aus dem Internalisierungsausgleich,
dies auch besser zu finanzieren wäre.
Utopia.de und Medien ähnlichen Inhalts würden damit auch
nicht überflüssig. Ihr Schwerpunkt würde sich nur
von der Nachsorge und Schadensbegrenzung hin zur Vorsorge verschieben.
05.03.08
Gestern bin ich
auf Einladung der Redaktion von utopia.de
in München gewesen. Im Zuge ihrer derzeit aktuellen Aktion
Müllfreies Büro, hat sich die Redaktion einen Monat
verordnet, in dem sie keinen Restmüll erzeugen will und brauchten
für eine kleine Anleitung und Beurteilung ihrer Anstrengungen
einen "Müllvermeidungsexperten".
Das Gebäude
in der Sohnkestraße, in dem sich die Redaktionsräume
befinden, ist ein etwas ungewöhnlicher Bau, würfelförmig
und als Niedrigenergiehaus konzipiert. Mit seiner silbrig aluminiumfarbenen
Fassade in Polsterflächenoptik, vermittelt es den ersten Eindruck,
als wäre es gestern erst dort gelandet.
Innen ist das Gebäude hell und freundlich, ebenso wie die Menschen,
die ich dort traf. Wir unterhielten uns neben dem Hauptthema Müll,
auch über andere Bereiche zu Ökologie, strategischem Konsum
und Gefahren für die natürlichen Lebensgrundlagen. Ich
empfand es als sehr angenehm, für ein paar Stunden so kompetente
GesprächspartnerInnen für einen ausführlichen Gedankenaustausch
zu haben. Neben der Ernsthaftigkeit des Themas hatten wir auch viel
Spaß miteinander.
Über die
Aktion der Utopiaredaktion erfährt man mehr auf deren Website.
Zu meinem Besuch und dem Thema Müll wird demnächst ein
kleines Video und ein Interview auf der Site zu finden sein.
03.03.08
(morgen gibt
es keinen Beitrag, weil ich verreist bin. Weiter gehts am Mittwoch
nachmittag)
"Welternährungsprogramms
der Vereinten Nationen schlägt Alarm." So war
eine Thema-Sendung
auf Dradio am letzten Freitag überschrieben. Moderator Joachim
Scholl interviewte den Leiter des Berliner Büros des World
Food Program Ralf Südhoff zum Problem der weltweit stark gestiegenen
Nahrungsmittelpreise.
Scholl: "Um
40 Prozent sind im letzten Jahr die Lebensmittelpreise weltweit
gestiegen nach Angaben der Vereinten Nationen, deren Welternährungsprogramm
davon direkt betroffen ist, mithin die Versorgung von 73 Millionen
Menschen in 78 Ländern. Heute gibt es dazu eine Dringlichkeitssitzung
der UN in Rom."
Ralf Südhoff beschreibt die Problematik: Wenn sich nicht etwas
tut, könnte der UN-Organisation bald das Geld ausgehen. Ein
armer, fast hungernder Mensch in den Entwicklungsländern, muss
zwischen zwei Drittel und 80 % seines Einkommens für Nahrung
ausgeben. Eine Verteuerung um 40 % bedeutet für ihn, nicht
mehr ausreichend Nahrung kaufen zu können. Für das Ernährungsprogramm
bedeutet dies, bei weitem nicht mehr alle Menschen erreichen zu
können.
Beispiel Afghanistan:
Der Preis von Weizen, dem dort wichtigsten Nahrungsmittel, ist im
letzten Jahr um zwei Drittel gestiegen. Von den Menschen in dem
von Krisen und Konflikten arg geschüttelten Land, sind plötzlich
2,5 Millionen mehr außer Stande, die Ernährung selbst
zu finanzieren und sind auf Hilfe von außen angewiesen. Für
das Ernährungsprogramm bedeutet dies, dass urplötzlich
80 Millionen Dollar mehr gebraucht werden, um dringend benötigte
Nahrungsmittel zu liefern.
Ein Hauptgrund
dieser Entwicklung ist der Biospritboom. Er führt "zur
Konkurrenz zwischen Tank und Teller."
Südhoff: "Dadurch dass zum Beispiel allein in den USA
mittlerweile rund ein Drittel der Maisernte für Ethanol, für
Biosprit verwandt wird, fehlt dieser Mais natürlich auf den
Weltagrarmärkten. Das treibt den Mais auch in den Ländern
hoch, die gar nicht mit Biosprit arbeiten und dies produzieren.
Und Sie haben in vielen anderen Ländern natürlich auch
das Problem, für manche auch die Chance, aber das Problem für
diejenigen, die dringend auf Nahrung angewiesen sind, dass es für
Bauern zum Beispiel immer lukrativer wird, ihre Ernte für Biosprit
und an Raffinerien zu verkaufen, statt auf den lokalen Märkten
an die Ärmsten der Armen."
Ein anderer Grund ist, dass in Indien und China der Fleischkonsum
steigt. "Der steigende Wohlstand in diesen Ländern
verändert die Ernährungsgewohnheiten. Fleischkonsum, auch
unserer eigener, ist aber wahnsinnig ineffizient, wenn Sie an die
Kalorienbilanz denken. Man muss viel, viel mehr Getreide und Kalorien
in ein Rind stecken, als man dann in Fleisch herausbekommt. Das
führt dazu, dass tatsächlich viel mehr Nahrung gebraucht
wird, um weniger Menschen zu ernähren."
Noch ein Grund
ist "die steigende Zahl von Naturkatastrophen"
weltweit, was zu Ernteausfällen führt und die landwirtschaftlich
nutzbare Fläche dezimiert
Ebenfalls problematisch ist die Erhöhung der allgemeinen
Transportkosten für die Hilfsleistungen.
Das Rezept,
welches Südhoff gegen diese faktischen Teufelskreise nennt,
ist, dass man schlichtweg mehr Geld benötigt. Die Nothilfemaßnahmen,
welche 80 % der Hilfe ausmachen, müssten weitergehen etwa bei
Katastrophen wie der großen Flut in Afrika, dem Erdbeben in
Pakistan oder dem Bürgerkrieg in Darfur im Sudan. Hier ist
beispielsweise direkte Soforthilfe nötig, obwohl man lieber
Hilfe zur Selbsthilfe leistet. In Mosambik stellt sich wegen der
Geldknappheit die Frage, hilft man schwangeren Müttern mit
Nahrung für sich und ihre Kinder, oder enttäuscht man
diese, weil man das Geld für die neuesten Flut- und Dürreopfer
braucht.
Es werden neuerdings sogar Länder bedürftig, "die
man früher nicht als vom Hunger bedrohte Regionen bezeichnet
hätte, etwa Mexiko und Indonesien." Und es werden
auch zunehmend städtische Regionen von Nahrungsmittelknappheit
erfasst, wo man sich früher auf die Hilfe zur Selbsthilfe für
Kleinbauern und ländliche Gegenden konzentrierte.
Zusammenfassend
lässt sich sagen, dass alle genannten Gründe für
die Verschärfung der weltweiten Nahrungsmittelknappheit mehr
oder weniger unmittelbar von der herrschenden Ökonomie verursacht
werden.
Der Biospritboom entstand aus der unsinnigen Vorstellung, man könne
ohne Reduzierung des Mobilitätsbedarfs, also ohne drastische
Einschränkung des allgemeinen Verkehrs, nur mit einem Austausch
der fossilen durch vordergründig regenerative Treibstoffe,
dem Klimaproblem begegnen.
Der hohe Fleischkonsum ist eine fatale Unart der westlichen Lebensart,
die schon immer arme Gegenden ihrer Agrarprodukte beraubte und Nahrungspflanzen,
die als Futter taugen, unnötig verknappte. Wenn diese Ernährungslaune
nun auch in die Milliardenvölker einzieht, lässt sich
dies auch den reichen Staaten anlasten, die es nicht fertig brachten,
selbst einen weltverträglicheren Nahrungsmittelbedarf einzuführen.
Auch die Verdoppelung der Naturkatastrophen auf der Erde ist zu
90 % von den Industriestaaten zu verantworten. Jahrzehntelang haben
diese während jeglicher Produktion gigantische ökologische
Schadkosten verursacht, Abgase und andere Giftige Stoffe in Boden
Wasser und Luft emmittiert. Heute führt dies unmittelbar zu
Wetterextremen, Dürren Überschwemmungen und Stürmen
und zum Verlust von Agrar- und Siedlungsfläche weltweit.
Gälte eine
nachhaltige Ökonomie, wären diese Belastungen nicht so
dominant entstanden. Würden wir uns jetzt eine solche verordnen,
etwa ein Modell, wie die Kategorische Marktwirtschaft, wäre
der wichtigste Schritt getan, um einerseits die weitere Verschärfung
zu verhindern und andererseits die Basis für eine langsame
Gesundung der natürlichen Lebensgrundlagen von uns Menschen
zu schaffen.
Wenn das Welternährungsprogramm
als einzige Lösung den Bedarf von mehr Geld für seine
Arbeit nennt, bekämpft diese UN-Organisation nur ein Symptom
und wird bald an neue Grenzen und auf neue Schwierigkeiten stoßen.
Effektiver wäre es, wenn auch die UN ein nachhaltiges Wirtschaftssystem
fordern und die herrschende Kapitalistische Subventionswirtschaft
als Ganzes öffentlich kritisieren würde.
02.03.08
Ein Zaun
muss nicht aus Pfosten, Querhölzern und Latten bestehen, auch
nicht aus Maschendraht, Eisenstäben oder Kunststoff. Er braucht
überhaupt nicht aus totem Material zu sein, welches man entweder
verwittern lässt, oder regelmäßig reinigen und neu
streichen muss.
Ein Zaun kann auch aus lebendem, saftdurchflossenem Holz bestehen,
welches in jedem Frühjahr neu austreibt, Blätter und Blüten
zeigt, und Jahr für Jahr kräftiger wird. Auch ein solcher
Zaun muss gepflegt werden, indem man ihm im Februar/März die
Austriebe vom letzten Jahr zum größten Teil abschneidet.
Nur, - ein solcher Zaun erzeugt keinerlei ökologische Schadkosten,
weder bei der Herstellung, noch bei der Pflege, und wird am Ende
seiner Lebenszeit, die ein vielfaches von der eines gewöhnlichen
Zauns betragen kann, nicht zu Müll.
Heute will ich
von einem meiner Experimente aus dem Bereich "Bauökologie
und ökorrektes Leben" berichten, von meinem Weißdornzaun.
Vor etwa 15 Jahren
habe ich ihn angelegt, indem ich kleine Weißdornplanzen im
Abstand von knapp 20 cm nebeneinander pflanzte. Nach zwei Jahren
Anwachszeit, in der man die Pflänzchen auch gelegentlich gießen
muss, habe ich den gesamten oberirdischen Teil bis auf 8 cm abgeschnitten,
und zwar an Sonnwende, Ende Juni. Von den danach sprießenden
Schössen wurden zwei pro Pflanze erhalten und jeweils schräg
nach links und rechts oben geleitet, etwa in einem Neigungswinkel
von 60 bis 70 Grad.
Ein Hilfsgerüst
aus dünnen Pfosten und zwei Querhölzern dient zum Anbinden
und Fixieren der jungen Zaunelemente. Am besten verflechtet man
die einzelnen Ruten gleich miteinander, bevor man sie anbindet.
Das Hilfsgrüst benötigt nach Hinten außerdem Streben,
ebenso müssen dort Strebenpflanzen gepflanzt werden, die schräg
wachsen und vorne in die eigentliche Zaunfläche eingeflochten
werden müssen. Später haben diese eine stützende
Funktion, beispielsweise gegen Winddruck.
Wenn alljährlich
der neue Austrieb entfernt ist, sieht man wieder gut die Gitterstruktur
des Zaunes. Das Beschneiden ist eine stachelige Angelegenheit. Ich
komme mittlerweile ganz ohne Handschuhe aus. Wenn man beim Anfassen
der Triebe sehr behutsam und konzentriert vorgeht, piekst man sich
kaum, und die Arbeit kommt einer Art Meditation gleich.
Das Zusammenwachsen
der einzelnen Äste an den Überkreuzungsstellen wird erreicht,
indem eine Spaxschraube durch beide hindurch geschraubt wird. Zum
Einen fixiert man die beiden Zweige damit aneinander und zum Anderen
regt man durch die Verletzung den Überwallungsprozess an der
richtigen Stelle an.
Nach ein paar
Jahren wächst die Schraube ein, das Loch schließt sich
und die beiden Äste sind zu einem Organismus geworden.
Nach dem Beschneiden
im Frühjahr sieht man wieder das Grundgeflecht des Zaunes,
bevor dieses nach dem Austreiben des Weißdornholzes ganz hinter
grünen Blättern verschwindet. (Bild des Naturzaunes mit
Blättern im Sommer wird nachgeliefert)
01.03.08
Die empfehlenswerten
Beiträge im Politischen Feuilleton auf Dradio waren diese Woche:
Am Montag 25.02.08:
Beitrag von Eberhard
Straub, bereits besprochen am 26.02.08.
Am Dienstag hörten
wir einen Beitrag von der Publizistin und Politikwissenschaftlerin
Cora
Stephan, mit dem Titel, "Auf der Suche nach dem Messias".
Ausgehend von der Begeisterung, die der charismatische Senator Barrak
Obama in den USA auslöst, der seine Konkurrentin Clinton im
Kampf um den Präsidentschaftskandidaten der Demokraten mittlerweile
überflügelt hat, stellt sie die Frage, wie sehr man sich
auch hierzulande nach einer ähnlichen Lichtgestalt sehnt.
Diese müsste, ganz im Gegensatz zu den sich nur noch strategisch
äußernden Politikern, "Ehre und Gewissen zumindest
glaubwürdig" darstellen. Statt mit parteitaktischen,
austauschbaren und betont ungenauen Äußerungen, müsste
diese neue politische Gestalt mit wirklichen Inhalten und Zielen
aufwarten.
Stephan denkt hier keineswegs an Charaktere wie Oskar Lafontaine,
der zwar auch kein neues Konzept anbietet, dafür aber die Unzufriedenen
im Lande zu sammeln versteht. Die russische Variante sei Putin,
die "stahlharte Variante des Führerprinzips, anders
als der Schmuseboy aus den USA."
Oder vielleicht besser der "Mittelweg zwischen beiden: die
Verkörperung von politischer Erfahrung und Pragmatismus".
Hierfür hält Stephan eher Hillary Clinton geeignet, die
"ihr Geschäft im Zweifelsfall um Klassen besser versteht
als der junge Senator Obama". Sie sei im Zweifelsfall glaubwürdiger
als dieser, der ja eigentlich "für nichts Besonderes
steht, außer für einen Wandel, von dem niemand weiß,
wohin er führen soll."
Hierzulande vermisse man die Glaubwürdigkeit immer mehr, und
der Wunsch danach bringe nur mehr "Glaubwürdigkeitsdarsteller"
hervor, die auch schon mal die größte Lüge glaubwürdig
vorzutragen verstehen.
Die Hoffnung, aus dem neuen Stil der Angela Merkel könne "noch
rechtzeitig Politik erwachsen, die uns weiter bringt,"
hält Stephan für aussichtslos. Dies verhindere allein
schon die näherrückende Bundestagswahl, "Rattenfänger
und Heilsbringer polieren bereits wieder die Flöten und die
Heiligenscheine."
Am
Freitag sprach der Schriftsteller Rolf
Schneider seinen Beitrag "Metaphern sind Glücksache
- Anmerkungen über die Sprache der Politik".
Schneider weist auf "die Sprache der aktuellen Politik"
hin, die von "einer medial beförderten Geschwätzigkeit
bei sich verflüchtigenden Inhalten" lebt. Hieran sei
"die gesamte politische Klasse beteiligt, mehr oder weniger,
von der Kanzlerin bis zum letzten Hinterbänkler."
Bei der Erfindung von Metaphern haben Politiker alles andere als
Glück: "Wer sich keinerlei Gedanken macht, was sie
beinhalten oder was mit ihnen ausgedrückt werden will, offenbart
die Inhaltslosigkeit seiner Aussage alleine dadurch."
Schneider beleuchtet einige Ausdrücke wie "Politik
der kleinen Schritte, Schnittmenge, auf Kante," u.A.
Was man damit meint, weiß meist niemand so recht. "Man
schwatzt so dahin und bezeugt damit seine Inhaltslosigkeit."
Was die Menschen
im Lande suchen, sind wirklich glaubwürdige und authentische
Volksvertreter, mit mehr als einlullendem Charisma. Diese sollen
eine klare Sprache pflegen und ein umfangreiches und nachvollziehbares
Konzept vorweisen können, auf deren Umsetzung sie sich, auch
gegen die Widerstände der elendigen Politikdarsteller aus den
Parteien, strikt konzentrieren.
Stimmt das Konzept und wird an ihm festgehalten, kommt das charismatische
an den Personen, die es vertreten, von selbst. So herum kann es
etwas werden. Stünde nur das Charisma vorne und undifferenzierte
Äußerungen vom "Change", ist es wenig wahrscheinlich,
damit auch ein gutes Konzept und wahre verbindliche Aussagen zu
bekommen.