30.04.08
Wie gerne unsere
Gesellschaft unter der Fahne des "Fortschritts" Sackgassen
beschreitet, sieht man demnächst in Nürnberg.
Unter dem Namen RUBIN (Realisierung
einer automatisierten U-Bahn in Nürnberg) soll dort ab
dem 14. Juni zunächst auf einer Strecke, der U3, die erste
führerlose U-Bahn der Welt in Betrieb gehen. Nach 612 Millionen
Euro Investitionen und mehreren Jahren Entwicklung neuer Software
und Überwachungstechnik, wird dann allein ein Computer die
Fahrgäste durch die Tunnelsysteme manövrieren.
Die verantwortlichen Politiker und die Nürnberger VAG sind
jetzt sehr stolz und erwartungsvoll auf den kommenden Termin. Man
erhofft sich von dem System mehr Pünktlichkeit und mehr Sicherheit.
Die Bahnen sollen im 100-Sekundentakt fahren können. Man will
"mit den neuen Zügen viel besser auf die Bedürfnisse
der Kunden reagieren" können. Alle bisherigen Fahrer sollen
umgeschult und dann noch als Service- und Fahrgastbetreuungspersonal
eingesetzt werden. Im nächsten Jahr sollen dann auch alle anderen
Linien vollautomatisch fahren.(Spiegel-Artikel
dazu)
Aus dem Ausland sind schon etliche Verkehrspolitiker und U-Bahnbetreiber
angereist, um sich dieses neue System anzuschauen. Es wird nur eine
Frage der Zeit sein, bis das menschenfreie Modell weltweit Schule
machen.
Ein fragwürdiger Aspekt sind die möglichen Unfälle,
die in Zusammenhang mit der fehlenden Aufmerksamkeit eines Menschen
wahrscheinlich werden können. Zwar sollen neuartige Erkennungssysteme
für Gegenstände auf den Gleisen das System sofort unterbrechen,
"Ein Fahrer bräuchte da noch Reaktionszeit. Die fällt
beim automatischen Betrieb weg". Aber es bleibt in bestimmten
Situationen doch etwas anderes, ob ein Mensch oder eine Maschine
die Gleise beobachtet. Angeblich reagieren die Sensoren auf Wasser-
und metallhaltige Störstoffe, können also eventuell Selbstmörder
oder dem Zug gefährlich werdende Dinge erkennen, doch ein Restrisiko
bei der schon als "Geisterbahn" bezeichneten Anlage lässt
sich nicht ausschließen. Denkbar ist auch die Möglichkeit
von Anschlägen mit Gegenständen, die das Erkennungssystem
von vorne herein falsch bewertet. Kann eine Maschine die Aufmerksamkeit
eines Menschen vollständig ersetzen?
Immerhin wird hier wieder einmal menschliche Arbeitskraft durch
technische Arbeitskraft ersetzt. Die Fahrer, die dann keine Arbeit
mehr haben, sollen zwar gnädigerweise weiter beschäftigt
werden. Die ganze Berufsgruppe aber wird einfach abgeschafft und
kommt langfristig in der Arbeitslosenstatistik an. Auch wenn die
Fahrer nicht entlassen, sondern in der Fahrgastbetreuung eingesetzt
werden sollen, -"die Fahrgäste fühlen sich dann nicht
mehr so alleine"-, sie werden mehr oder weniger bis zur Frühverrentung
geparkt. Fahrgastbetreuer sind schließlich, anders als Fahrer,
von heute auf morgen entbehrlich und kündbar. Sie werden wohl
nur kurzfristig eine Bereicherung der U-Bahn sein.
Bleibt die Feststellung, hier wird mit Millionenaufwand abermals
Arbeitslosigkeit produziert. Und die Verantwortlichen hinter dem
Fortschrittsbrett vorm Kopf sind noch stolz darauf.
Statt dessen belastet die Technik auf Dauer mit dem Verbrauch von
Energie und Ressourcen die Umwelt. Es heißt zwar:"Automatisch
gesteuerte Fahrzeuge verbrauchen durch optimierte Beschleunigungs-,
Fahr- und Bremsvorgänge weniger Energie. Die Wendezeiten sind
deutlich kürzer, und die Fahrzeuge können in Spitzenzeiten
flexibler auf die Strecke gebracht werden". In der Praxis,
dieses lehrt die Erfahrung mit anderen Bereichen von Automatisierung
in großem Stil, sieht dies wohl anders aus.
Dieser Posten wurde
jetzt in die Gesamtrechnung nicht objektiv einbezogen. Ebenso wie
in der übrigen Wirtschaft bei ähnlichen Projekten auch
kann er bei Rentabilitätserwägungen völlig ausgeklammert,
können diese nachhaltig stattfindenden Beeinträchtigungen
fast vollständig auf die nachfolgenden Generationen abgewälzt
werden.
Unter den Regeln der Kategorischen Marktwirtschaft wären die
Entscheidungen in Nürnberg sicherlich anders ausgefallen. Wenn
alle, wirklich alle negativen Auswirkungen des führerlosen
U-Bahnsystems in die Gesamtrechnung einbezogen würden, hätte
sich diese Bevorzugung der Technik als kaum effizient erwiesen und
wäre unterblieben.
Immerhin: Der Hersteller Siemens hat nach dem TransrapidGAU
einen neuen großen Absatzmarkt entdeckt. Wie in den Anfangszeiten
der Magnetbahn lassen sich mit der U-Bahn-Automatisierung die Politiker
und Betreiber erneut von einem exotischen technizistischen Luftschloss
betören. Bis die Ernüchterung dann kommt, hat man gut
verdient.
Bleibt nur noch die Frage, ob hier der schmiergelderprobte Konzern
der automatisierfreundlichen Laune der Nürnberger Verkehrsplaner
mit guten Argumenten leicht "nachgeholfen" hat.
29.04.08
Einfach,
preiswert und unschlagbar umweltfreundlich: Unsere Solardusche im Garten
Gestern
habe ich für dieses Jahr unsere Solardusche in Betrieb genommen. Weil diese
nur ein Einkreiswassersystem besitzt, muss sie im Winter abgeschaltet werden,
um keinen Frostschaden zu bekommen. Im letzten Jahr lief sie Ende April schon
gut vier Wochen lang. Je nach Wetter kann die Anlage von März/April bis Oktober/November
betrieben werden.
Seit
15 Jahren funktioniert die Solardusche jetzt schon störungsfrei. Damals hatte
ich sie als schnelle Lösung zur Nutzung der Sonnenenergie für Brauchwassererwärmung
selbst gebaut, da das von uns damals neu erworbene alte bäuerliche Anwesen
keinerlei nutzbare Möglichkeiten dafür besaß. Es musste eine einfache
Lösung her, denn vor dem Einbau eines Bades mussten zuerst umfangreiche Instandsetzungs-
und Renovierungsmaßnahmen durchgeführt werden.
Heute wird die
Anlage immer noch gerne genutzt, und ich will sie hier als leicht umsetzbare Alternative
zu aufwändigen Solaranlagen im Hausbereich vorstellen.
In
einem Winkel von südlicher Scheunenwand und einem Anbau aus den Sechzigern
wurde aus Eiche- und Lärchenholzbalken ein kleines Gebäude errichtet.
Hinten sieht man den Duschbereich von etwa 3 qm Grundfläche, davor den Vorraum
mit etwa 2 qm, oben mit einer Glasplatte als Dach. Unter den Ziegeln oben ist
ein 220-Liter Kunststofftank untergebracht. Davor steht der Kollektor mit etwa
1,8 qm Absorberfläche. Außer den 7 geschwärzten Sammelstreifen
und zwei verbindenden Kupferrohrstücken von WagnerSolar, ist er komplett
selbst aus Holz, IsoFloc, Installations- und Recyclingmaterialien hergestellt.
Den
Tank hatte ich damals von einem Behälterproduzenten in unserer Nähe
für 15 DM als zweite Wahlprodukt gekauft. Er steht in einem Kasten aus Weichholzbrettern
und ist isoliert mit einer Schicht aus in Jutesäcke gefüllten Hobelspänen.
Auf dem Bild ist die obere Abdeckung zum alljährlichen Reinigen entfernt.
Auch die Siebenschläfer schätzen die Isolierung als kuscheligen Überwinterungsplatz,
wie es an den vielen Kotkörnchen zu sehen ist.
Innen
sieht man zwei der vier Tankanschlüsse. Das System ist eine reine Schwerkraftanlage,
die völlig ohne Pumpe oder Steuerungstechnik auskommt. Der oberste Anschluss
führt über einen 3/4-Zoll-Schlauch direkt zum Duschkopf, der Anschluss
darunter führt das erwärmte Wasser vom Kollektor in den Tank.
Hier
die die beiden Anschlüsse unten, gesehen vor der alljährlichen Reinigung.
Auf dem Boden steht noch Restwasser mit Schwebteilchen vom letzten Jahr. Durch
das rote Schlauchstück fließt das kalte Wasser in den Kollektor. Um
es oben zu halten und um Blasenbildung zu verhindern, ist es mit einem halben
Betonpflasterstein unterstützt. Durch den Anschluss daneben, einem gelochten
Stück Kupferrohr, fließt das Frischwasser in den Tank. Der Kollektorkreislauf
kommt von selbst in Bewegung, sobald die Sonne draußen auf den Absorber
scheint. Weil das erwärmte Wasser im Tank immer oben steht, bewirkt der Kaltwasserzulauf
unten, dass oben das warme Wasser einfach überläuft und zum Duschkopf
raus kommt.
Im
Frühjahr zur Reinigung müssen die Kollektorleitungen, allesamt aus Plastikschlauch,
durchgespült werden.
Ein
Blick in den Vorraum mit Stuhl und Kleiderhaken, sozusagen der trockene Anziehbereich
der Dusche. Der Boden ist mit Natursteinplatten belegt, auf ihnen ein Rost aus
Eichenholz.
Der
Duschraum mit Holzschindeln an der unteren Wand und großem Spiegel vom Sperrmüll.
Man steht auf einem vollflächigen Rost aus Lärchenholzlatten, der wiederum
liegt auf einer ablaufgünstig gepflasterten Klinkerfläche.
Die
Ablauffläche führt das Wasser durch ein Haarsieb, hier unter der Steinplatte,
und durch eine Rohrleitung aus zweckentfremdeten Teppichachsen in ein Schilfklärbeet.
Mit
der aufgerüsteten alten Badeofenarmatur lässt sich warmes und kaltes
Wasser mischen. Dies ist meist notwendig, weil die Sonne das Wasser schon mal
bis über 60 Grad aufheizt. Der Wasserdurchfluss muss stark begrenzt werden,
damit oben im Tank die Temperaturschichtung erhalten bleibt.
Positiver Nebeneffekt:
Man verbraucht sehr wenig Wasser um sauber zu werden. Bei einer Party in einem
heißen Sommer hatten wir mal einen Dauertest gemacht: Wir konnten praktisch
einer nach dem anderen, 15 Leute nacheinander, duschen. Die Sonne in Zusammenspiel
mit der Durchflusseinstellung, schaffte dies problemlos.
Hier
im Bild oben eine selbstgebaute Rückflusssperre aus 5/4-Zoll-Schlauch, Flummi
und Messinganschlüssen. Der Kipphahn, hier auf dem Weg des Wassers aus dem
Tank in den Kollektor, ermöglicht zusammen mit seinem Gegenstück im
Kollektorabgang, dass der Kollektor entleert werden kann, ohne den Tankinhalt
zu verlieren. Dies ist sehr hilfreich in den Übergangszeiten, wo noch oder
schon Nachtfröste vorkommen können. So wird die Duschsaison um etliche
Wochen verlängert.
Wer hier schon mal bei Sonne, umherschwirrenden
Bienen und Vogelgezwitscher geduscht hat, weiß, auf was in den sterilen
gekachelten Bädern des homo bequemikus verzichtet werden muss. -
Auf zum fröhlichen Freiluftduschen, der Königin unter den nachhaltigen
Körperreinigungseinrichtungen.
28.04.08
Ein
weiteres Problem auf den Autobahnen Deutschlands, eventuell in ganz Europa,
ist die immer mehr zunehmende LKW-Dichte.
Man kennt es ja schon, dass die
rechte Spur oftmals gar nicht mehr benutzbar ist, weil sich dort, wie auf einer
Perlenschnur aufgezogen, ein Track hinter dem anderen vorwärts bewegt.
Wenn dann einer meint, seinen Vordermann überholen zu müssen, sind beide
Fahrspuren für mindestens zwei Minuten gesperrt. Nur Zentimeterweise schiebt
sich der unmerklich Schnellere an dem anderen vorbei.
Gravierender ist
gar die Rastverstopfung der Parkplätze entlang den Autobahnen. Vorgestern
habe ich es wieder erlebt. Ich musste pinkeln, mitten in der nacht nach schon
zwei Stunden Fahrt.
Früher konnte man dann einfach auf einen der vielen
kleinen Parkplätze abfahren und dies erledigen. Heute aber muss man damit
rechnen, dass der Parkplatz unpassierbar ist. Links und rechts der Fahrbahn parken
LKWs, weil deren Fahrer die verordnete Schlafpause nehmen. Doch auch in der Mitte
stehen sie, manchmal bis in die Einfahrt zum Parkplatz hinaus. Man kommt von der
Abbiegespur gar nicht mehr hinein.
Hätte man dies eventuell geschafft,
stünde man dort, ohne die geringste legale Chance, wieder auf die Fahrbahn
zurück zu kommen. Man müsste praktisch rückwärts wieder auf
die Autobahn rausfahren, streng verboten und höchst gefährlich.
Und alles nur, weil diese verrückte Ökonomie allmählich jeden unserer
Bereiche des Alltags ungefragt besetzt und entwertet. Ich bin nun keiner, der
die "freie Fahrt für freie Bürger" nachplappert, oder darauf
pocht. Besser wären behutsamere Mobilitätsmöglichkeiten, als das
Benutzen der Autobahnen.
Aber, um wie viel verträglicher könnte
ein stark reduzierter Verkehr dort fließen, wenn diese rollenden Warenlager
wieder weg wären, die zu 95 % ohnehin nur überflüssige Güter,
also potentiellen Müll transportieren, die mittel- und langfristig nur zur
Verschwendung von Ressourcen und zur Schädigung unserer natürlichen
Lebensgrundlagen geeignet sind.
Vielleicht
ist es banal, dies zu sagen, aber auch die Möglichkeit während der Autofahrt
zu pinkeln, wird von der herrschenden Kapitalistischen Subventionswirtschaft mittlerweile
stark eingeschränkt.
27.04.08
Heute
Morgen kamen wir auf der Rückfahrt aus unserem Kurzurlaub auf der A3
um etwa 2Uhr30 am Anschluss Frankfurt Flughafen vorbei.
Man fährt
vorher lange durch die Dunkelheit, um dann auf einmal an dieser Stelle in einen
fast taghell erleuchteten Bereich einzutauchen. Zuerst sieht man schon von weitem
die dichte Reihe von leuchtenden Straßenlampen auf dem Mittelstreifen. Von
hoch oben tauchen sie die Fahrbahn in ein gelbliches Licht. Rechts stemmt sich
der Bahnhof am Flughafen mit seinen röhrenförmigen, alufarbenen Stützen,
wie überdimensionale Elefantenbeine nach oben. Auf der Linken Seite die Fraportgebäude
mit gläsernen Fassaden über viele Stockwerke.
Was
hier gerade eine Unmenge von Strom verbraucht wird, dachte ich natürlich.
Als Lobbyist für die zukünftigen Generationen, ich will treffender sagen,
für die nachfolgenden Generationen, schwillt mir bei so einem Anblick der
Kamm.
Pures Imponiergehabe, keine vernünftige Begründung bleibt
für diese Art von Energieverschwendung übrig. Das veranstalten die dort
in jeder Nacht, das ganze jahr über, zusätzlich zu dem Frevel an unseren
natürlichen Lebensgrundlagen durchs Kerngeschäft, dem Fliegen.
Ich
stehe dazu, ich empfinde es so, ich will keine Begründung dieser Schinderbande
durchgehen lassen, keine faule Rechtfertigung bezüglich ökonomischer
Vorteile oder Sachzwänge oder Wachstum oder Moderne.
Hier wird der Raub
an den Menschen nach uns, frech und selbstbewusst, mit Glitzer und Pomp, mit Macht
und Überlegenheit wie selbstverständlich durchgesetzt.
23.04.08
Der
Zuloblog macht Kurzurlaub. Nächster Beitrag am kommenden Sonntag. Bis dahin:
Über
den Sinn Ökologischen Bauens:
Am
Gemeinschaftshaus unseres Dorfes mussten mehrere Schwalbennester beseitigt
werden. Der Hausmeister befürchtete, von dem vielen Kot auf seiner Fensterbank
und seinem Fensterladen eine Infektion zu bekommen.
Weil die Gemeinde damit
zu einer Ausgleichsmaßnahme verpflichtet war, hatte ich meine Scheune zur
Anbringung fertiger Mehlschwalbennester aus Kunstharzbeton angeboten. Am Montag
schließlich wurden die drei Doppelnester geliefert. Jetzt muss nur noch
der Gerüstbauer ein Gestell vor die Bruchsteinwand nach Süden aufeinander
stecken und ich werde die Nester oben an der Schwelle anschrauben.
Alles
schön und gut, aber eines hat mir dann doch nicht gefallen. Der Bürgermeister
kam zusammen mit der Landespflegevertreterin der Verbandsgemeinde zu uns, auch
um von der Fachfrau den vorgesehenen neuen Platz für die Nester begutachten
zu lassen.
Beim Rückweg aus dem Garten kamen wir an meinem Anbau vorbei,
wo gerade das alte Holzgerüst steht und an dem ich auf dem neuen Dach die
Lattung für die Ziegel aufnagele. Weil er mich darauf ansprach, erklärte
ich dem Bürgermeister, wie ich die Außendämmung anbringen will,
worauf mit ironischem Unterton die Bemerkung kam, ob dies dann wohl in zwei
Jahren fertig sein könnte.
Hierzu
muss ich sagen, dass meine Art zu Bauen bei manchen Leuten belächelt
wird, nicht nur weil ich ungewöhnliche Baustoffe und individuelle
Konstruktionen verwende, sondern vor allem auch deshalb, weil ich erheblich
länger brauche um fertig zu werden.
Die Tüchtigkeit
bei einer Bautätigkeit wird in unserem Dorf, und dies ist wohl auch überall
so, in erster Linie an der Geschwindigkeit bemessen. Wer also schnell fertig
ist, wird bewundert, wer lange braucht, nicht ganz ernst genommen.
Diese Dilettanten,
- die letztliche Qualität der Arbeit scheint eine völlig untergeordnete
Rolle zu spielen. Gerade beim Bauen ist eine gute Qualität der Ausführung
aus verschiedenen Gründen enorm wichtig.
Für mich gibt es in erster
Linie zwei Gründe, aus denen heraus ich die Bautätigkeiten an unserem
Anwesen selbst ausführe.
Erster Grund:
Die ganz normale
Art heutzutage zu Bauen, ist im Grunde völlig unökologisch. Es werden
enorme Mengen an Energie und Rohstoffen verbraucht, ja verschwendet, weil die
Gebäude ebenso gut auch behutsamer errichtet werden könnten.
Allerdings
ist eine ökologische Bauweise sehr viel arbeitsintensiver, das heißt,
ein Verzicht auf industrielle Baustoffe kann nur mit einem verstärkten Einsatz
von Menschenenergie, also der Arbeitskraft von Bauhandwerkern und Helfern ausgeglichen
werden. Weil dies zu teuer käme und die Bauzeiten verlängern würde,
ist bis heute noch keine ernsthafte Wende abzusehen.
Außerdem gilt
eine Verwendung alter Baustoffe nicht als fortschrittlich, und jeder will
dies ja sein, auf jeden Fall so scheinen. Alternatives Bauen wird immer
noch als rückständig belächelt. Im Zuge der Klimadiskussion wird
aber auch die gängige Art zu Bauen als sehr klimaschädlich auf den Prüfstand
kommen müssen.
Derzeit erleben die sich so modern vorkommenden Baufachleute
bis hin zu den Bauherren und Selberbauer ihre letzte Schonfrist. Der ökologische
Fußabdruck auch einer Bautätigkeit muss beleuchtet werden. Diesbezüglich
stellt meine Art zu Bauen wohl eine der fortschrittlichsten dar. Sie ersetzt beispielsweise
die Umweltschäden einer modernen Art durch die schonenden Bauweisen einer
arbeitsintensiveren Art. Der Bürgermeister, der in einem schlecht wärmegedämmten
Allerweltskalksandsteinbau wohnt, könnte noch sehr nachdenklich werden.
Zweiter
Grund:
Der mit Abstand bedeutendste Grund für Schäden an Gebäuden,
für Wertverfall und Zwang zu dauernder Hinterherreparatur, ist neben Materialfehlern
und Verwitterung das elende Phänomen des Pfuschs am Bau. Jährlich werden
so in Deutschland Schäden, bzw. potentielle Schäden in zweistelliger
Milliardenhöhe schlicht und ergreifend in die neuen oder renovierten Gebäude
gleich mit eingebaut. Meist merkt dies keiner sofort, dafür wird es später
sehr teuer.
Ich persönlich habe zu normalen Handwerkern ein etwas
gespanntes Verhältnis, weil die meisten kein Einfühlungsvermögen
in viele Details und keinen Ansporn zu 100prozentig guter Ausführung besitzen.
Darüber hinaus sind normale Handwerker auch gar nicht fähig, mit
nichtindustriellen Baustoffen oder zweckoptimierten Konstruktionen umzugehen.
Meine Konsequenz daraus ist deshalb, das meiste selbst auszuführen.
Auch dies ist natürlich bei weitem nicht in der kurzen Zeit zu schaffen,
in der eine Handwerkertruppe ihr Arbeit verrichtet. Dafür ist das Ergebnis
besser. Ich weiß dann, dass die bauphysikalischen Anforderungen eingehalten
wurden, die gerade bei der Ausführung von als unbedeutend scheinenden Kleinigkeiten
oft unterlaufen werden.
Andere
Gründe für das Selberbauen sind dann eher finanzieller, politischer
oder auch philosophischer Art.
Ich habe schlichtweg nicht das Geld, um ständig
Handwerker zu entlohnen. Weil ich so viel selber mache, habe ich auch nicht die
Zeit, um das Geld zu verdienen, mit dem ich dann die Handwerker bezahlen könnte.
Völlig blödsinnig finde ich dabei auch die Staatsabgaben, die Handwerker
von mir als eventuellem Bauherrn mit verlangen müssen. Diese gebraucht der
Staat momentan nur, um eine Entwicklung hin zur ökologischen Katastrophe
zu finanzieren, statt umgekehrt. Hierzu ist Selbermachen bezüglich des Vorenthaltens
von Steuern und Abgaben für den Staat, sehr viel ungefährlicher als
Schwarzarbeit. Selbermachen ist völlig legal.
Aber Bauen ist
auch eine intellektuelle Herausforderung, gerade wenn es um ökologische Baustoffe
und pfiffige Detaillösungen geht. Es kann ein richtiger Genuss sein, seine
gute Arbeit hinterher zu bewundern oder von Dritten eine entsprechende Anerkennung
zu bekommen.
Ökologisches Bauen ist stark im Kommen, darauf kann
man sich verlassen.
Die ökologischen Auswirkungen nicht nur unserer
Mobilität und unserer Energieerzeugung, wie derzeit gerade heiß diskutiert,
sind überaus bedeutend für die Zukunftsaussichten, sondern bei Allem,
was der Mensch tut.
So ist es auch beim Bauen, auch wenn gewisse Mainstreamkommentatoren,
wie unser Bürgermeister, die Ergebnisse derzeit noch aus purem Unwissen belächeln.
22.04.08
In
Wien findet der Europäische Zeitungskongress statt. Über 500
Chefredakteure treffen sich um über Trends auf dem Zeitungsmarkt, über
Zukunftsaussichten zu reden und um die Zeitungen des Jahres auszuzeichnen.
Schwerpunktthema ist auch die Konkurrenz aus dem Internet, die vielen Printmedien
in den letzten Jahren arg zu schaffen macht. Weitgehens einig ist man sich, dass
das äußere Erscheinungsbild einer Zeitung ansprechender gestaltet werden
muss, um für Leser interessant zu bleiben.
Weniger Schrift, mehr
Bilder, mehr buntes Beiwerk, Tabellen, Kästchen und Grafiken, dies sollen
die Kennzeichen einer modernen Zeitung sein.
Noch lesen mehr als zwei Drittel
aller Deutschen regelmäßig eine Tageszeitung, doch die Auflagen haben
sich in den letzten 10 Jahren um 6 Millionen auf 24 Millionen reduziert. Die dringend
notwendigen Werbeeinnahmen der Zeitungen haben sich 2007 wegen der allgemeinen
konjunkturellen Lage nicht weiter verringert, doch die momentane Jubelstimmung
in der Wirtschaft kann sich sehr schnell ändern.
Problematisch ist das
Wegsterben der alten Leser, denn die jüngeren Generationen haben viel weniger
Interesse an einer gedruckten Zeitung. Hier erhofft man sich, eine Art Tagesmagazin
an die Leute bringen zu können, ein Blatt in kleinem Format, welches man
auch gut in engen öffentlichen Verkehrmitteln lesen kann.
Ein Vorbild
dafür kommt aus Griechenland. Weniger Text, weniger Titel und weniger Provinzpolitik,
dafür mehr Farbe und große Fotos, so konnte man die Auflagen kräftig
steigern. Die alte Leserschaft ist zwar abgefallen, aber dafür konnte man
einen neuen Leserstamm, jüngere Leute zwischen 17 und 39 Jahren gewinnen.
Dafür wurde sie zur Zeitung des Jahres gekürt.
Der
Trend beim Erscheinungsbild unserer Zeitungen, so kann man es zusammen fassen,
geht hin zur Optik der BILD-Zeitung.
Manche Chefredakteure haben noch
eine große Angst vor der Oberflächlichkeit. Diese wird sich
aber einstellen, wenn man auf breiter Basis nach den gegenwärtigen Analysen
handelt und Texte durch Bilder ersetzt.
Natürlich gab es immer schon
betont mittelmäßige Inhalte bei den Texten verschiedener Zeitungen.
Man hatte oft nach dem Lesen das Gefühl, diese paar Minuten hat man jetzt
umsonst geopfert.
Tageszeitungen füllen ihre Seiten unter dem Schlagwort
Aktualität mit viel überflüssigen Zwischenberichten, wo doch am
Ende, nach mehreren Tagen, nur das Ergebnis wichtig ist. Hier habe ich immer eine
Wochenzeitung vorgezogen, denn da hatte man dann die Quintessenz eines Themas
vor sich, was braucht man mehr.
Bei der Umstellung auf mehr Bilder
wird sich in der Folge auch die Frage stellen: Was für Bilder? Auch hier
wird die Nachfrage des durchschnittlich gebildeten Durchschnittslesers maßgebend
werden. Laut BILD müssen dann mehr barbusige Schönheiten um die 22 zwischen
die wenigen Sätze. Ob dann die Chefredakteure immer noch bereit sind, sich
dem Trend zu beugen?
Allerdings
ist der Rückgang der Zeitungen, nicht nur in Europa, sondern in den Weststaaten
weltweit hauptsächlich einem Inhaltlichen Mangel zu schulden.
Die
Herausgeber und Chefredakteure haben es bis heute nicht geschafft, sich vom Denken
und vom Sichpräsentieren der so wichtigen Darsteller aus Politik und Wirtschaft
zu lösen. Sie bringen es nicht fertig zu begreifen, dass die Menschen, eben
die klassischen Leser einer Zeitung, das Geschehen mittlerweile, meist unbewusst
und intuitiv, ganz anders empfinden, als es ihre Zeitung in den Berichten darstellt.
Die Menschen brauchen keine Texte, die den Politikern Wirtschaftsführern,
Parteien, usw., die der ganzen Landschaft öffentlicher Meinungsmacher regelmäßig
in den Hintern kriechen. Sie wollen von ihrer Zeitung hier endlich eine
deutliche Opposition, eine überparteiliche Gegenposition, also eine
Relativierung der gerade aktuellen Aussage eines gerade im Licht stehenden Parteivertreter.
Sie wollen lesen, dass ihre Zeitung sich nicht parteiisch zeigt für
eine Partei oder eine von dort kommende ideologische Präsentation. Sie
wollen, dass die Zeitung gerade der Selbstdarstellung eines
Volksvertreters einen Strich durch die Rechnung macht und diesen nicht
auch noch bei seinen Wichtigtuereien durch Berichterstattung darüber zur
Seite steht.
So etwas kann doch keiner mehr hören! In den USA etwa
glauben weniger als 20 % der Amerikaner noch das, was sie in der Zeitung lesen.
Die alternativen Informationsorgane im Internet haben deshalb einen sehr starken
Zulauf und beschäftigen immer mehr Mitarbeiter.
Im Internet ist
eine Unabhängigkeit und Überparteilichkeit zu finden, wie sie kaum noch
eine Zeitung bietet. Hier liest man Positionen, Gegenpositionen zum täglichen
politisch-wirtschaftlichen Gequassel, die man annehmen kann, die einem etwas Kraft
geben, die einem das Gefühl verleihen, beim großen Zweifel mit der
Welt nicht alleine zu sein. Welches Printmedium bietet so etwas an?
Außer
bei Blättern, die sich ausschließlich um Themenschwerpunkte kümmern,
gibt es dies bei Tages- und Wochenzeitungen nicht. Dort hat man immer das Gefühl,
sie sind von Grund auf der herrschenden ökonomischen Ideologie und deren
Vertretern verpflichtet.
So etwas brauchen wir nicht, das wollen wir
nicht! Es lebe die wirklich unabhängige Berichterstattung, es lebe der politische
Journalismus im Internet, ja und wenn sie außer bunten Bildchen keine wirklichen
Änderungen hin bekommen, es lebe das Sterben der Printmedien, die
uns jahrzehntelang beim Gang in die düstere Zukunft der Gesellschaft lediglich
begleitet haben!
21.04.08
Auf
Dradio gab es letzte Woche einige interessante Beiträge.
Der
Journalist Uwe
Bork stellte die Frage: Haben wir das richtige Verhältnis zur Natur?
Auf ironische Art und Weise porträtiert Bork das bei manchen etwas naive
Verständnis von echter Natur und von den Möglichkeiten, etwas gegen
die Zerstörung der Natur tun zu können. "Wir Deutschen lieben
unsere Natur, und deshalb setzen wir auch gern zwei oder drei Bäume auf unser
Reihenhauseckgrundstück, um endlich auch noch bei Tempo 200 mit gutem Gewissen
durch die Landschaft brettern zu können." Wir instrumentalisieren
gar die Natur, sehen sie als Nahrungs- und Energielieferant an und nehmen ihr
so jedes Geheimnis. Wir brauchen allerlei Technik um uns in die Natur zu wagen,
wie Gehstöcke aus Leichtmetall oder Laufschuhe mit Foam-Dämpfung und
speziellen Reflektoren. Zur Veränderung der Natur durch den Klimawandel meint
Bork: "Allem Anschein nach haben wir sie nur scheinbar domestiziert, und
vielleicht ist sie es, die uns bald die Flötentöne beibringt..."
Der
Autor und Publizist Florian
Felix Weyh beleuchtet in seinem Text "Große Zahlen, kleine Zahlen,
wahre Zahlen" die letztendliche Wirkung von Lohnerhöhungen.
Was
die Leute danach mehr in der Tasche haben, sei doch letztlich marginal, werde
aber von Interessengruppen stark aufgebauscht. Wevh kritisiert die "gängige
Argumentation der Kaufkrafttheoretiker." "Deren rhetorische Figur
- in etwa: "Die Leute brauchen mehr Geld zum Ausgeben, dann läuft auch
die Wirtschaft gut" - ist übrigens keineswegs auf eine bestimmte politische
Richtung begrenzt." Die Argumentation mit Lohn- und auch zweifelhaften
Rentenerhöhungen flössen "soundsoviele Milliarden in die Tasche
des kleinen Mannes und bewirken dort nur Gutes," sehe nur vordergründig
überzeugend aus. Letztlich würde nur der Einzelhändler um die Ecke,
besser gesagt die dortige große Discounterkette mit ihren geringpreisigen
Waren geringfügig profitieren. Weyh plädiert dafür, die "rhetorische
Figur vom Gesamtnutzen der Lohnerhöhung auf eine Volkswirtschaft"
als pure Phrase und Unsinn zu sehen. Die wahre Begründung für Arbeitskämpfe
liege im "unendlichen Wettlauf zwischen Inflation und Lohnerhöhung,
der freilich nie gewonnen werden kann, weil das Resultat des einen stets Ursache
des anderen ist." Als Lösung schlägt Weyh "assymetrische"
Lohnerhöhungen vor.
Der
Politikwissenschaftler und Historiker Paul-Hermann
Gruner beschäftigt sich in seiem Beitrag mit dem "Zustand
der demokratischen Welt"
Das Verständnis
dessen, was politisch korrekt sei, werde und mit ihm viele brisante
Gesprächsthemen und Ansichten, immer weiter diskriminiert.
Politische und öffentliche Sprache werde von einer Art Sprachpolizei
beobachtet, die "einfache Wahrheiten verschleiert oder kosmetisch
verändern will". Diese Weiterentwicklung eines Opportunitätsprinzips
ziehe "immer öfter um attraktive Felder der geistigen
Auseinandersetzung ein rotweißrotes Flatterband und erklärt
sie im Folgenden zum Tabu."
Gruner: "Die Humanitas ist unteilbar! möchte man zusammen
mit Ralph Giordano ausrufen. Als Mahnung. Wenn ein Apfelverkäufer
seine besten Früchte so anpreisen würde wie die demokratische
Welt ihre Grundverfasstheit, würde die Kundschaft sich wegdrehen
und zur Birne greifen."
Burkhard
Müller-Ullrich, Philosoph, Soziologe und Autor, nennt seinen Beitrag
vom letzten Donnerstag "Fortschrittsironie oder: das Verschwinden der
Ruhezonen".
Er macht Anmerkungen zum Telefon in unserem Alltag, also
dem Eindrigen vom Öffentlichen ins Private, und zum lauten allgegenwärtigen
Quasseln vieler Handynutzer an jedem Ort, also zum Eindringen des Privaten in
die Öffentlichkeit.
20.04.08
In
eigener Sache:
Ungewöhnlich ist es schon, das mit dem unbeständigen
Wetter, immer wieder Regen oder starker Wind mit Kälte, man kann nicht
weit planen, wenn man im Freien zu tun hat.
Für dieses Jahr steht die
Fertigstellung des Anbaus unseres Hauses an. Im letzten Jahr bekam er ein neues
Dach, weil das alte zu schwach und auch sehr stark vom Hausbock angefressen war.
Wir haben das alte Holz den Winter über thermisch recycelt, wie es heißt,
also im Ofen verbrannt.
Da die Kante des kleinen Walms am Südgiebel
zu niedrig war, einziger Planungsfehler meines Zimmermanns und mir, nutzte ich
die wenigen trockenen Stunden der letzten Tage, um ihn zu ändern.
Fünf
Aufschieblinge wurden zugeschnitten und auf die Schalung geschraubt. Links und
rechts am Grat entlang war die Schiftung etwas schwierig.
Die Kante kam damit etwa
40 cm höher, sodass jetzt mehr Sonne ins Fenster scheinen kann (wegen der
Dämmung im Passivhausstandart, auch wichtig für einstrahlende Sonnenenergie).
Die unteren Balkenköpfe auf dem Foto werden noch abgesägt.
Kaum war das Dach hier wieder zu, regnete es weiter. Jetzt steht eigentlich die
Lattung für die Ziegeleindeckung mitsamt der Konterlattung an. Doch dafür
braucht es trockenes Wetter. Auf einem nassen Gerüst ists nicht ganz ungefährlich.
Immerhin
konnte ich gestern noch die Dachlatten aus Douglasie durchsortieren und auf der
Baustelle griffbereit verstauen. Ich hatte sie schon im letzten Herbst aus Bohlen
selbst geschnitten.
Über Winter lagen sie in unserer Maschinenhalle
auf Böcken. In einem Hohlraum hatte ein Nagetier ein schön warm ausgepolstertes
Nest gebaut. Drumherum waren die Latten ausladend vollgeschissen und mit einer
schwarzen Brühe überzogen. Weil dies so stank, habe ich einige Latten
eine Zeit lang im Regen liegen gelassen.
Überhaupt
der Regen! Alle meine Trockenbaustellen habe ich fast abgeschlossen, weil es ständig
nass war im Freien. Es müsste jetzt dringend einige trockene Tage hintereinander
geben, damit ich unser Dach endlich fertig kriege. Außerdem ist Sonne wichtig
für mein Gemüt, meine Tatkraft, wem geht das nicht so?
Wenn
das mit dem Bauen so richtig los geht, habe ich wahrscheinlich auch weniger Zeit,
um den Weblog zu pflegen. Als Beitrag wird hier dann gelegentlich auch einige
Sätze aus einer Art Bautagebuch eines weitgehend ökologisch arbeitenden
Bauhandwerkers zu lesen sein. Fotos von meiner Arbeit mache ich ohnehin ständig.
19.04.08
In
Simbabwe und an dem dortigen Herrscher Mugabe zeigt sich dieser
Tage eine besonders dunkle Variante von Staatenbeziehungen.
Mugabe, der zum
Machterhalt alles tut, der auch vor einem massiven Krieg gegen die eigene Bevölkerung
nicht zurückschreckt, erwartet eine große Waffen- und Munitionsladung
aus China.
Das chinesische Schiff wollte seine äußerst brisante
Ladung zuerst in Südafrika an Land bringen, wo sie über die Straßen
dann zum Empfänger gelangen sollte. Angeblich sind über 3 Millionen
Schuss Munition für den Kalaschnikowtyp unterwegs zusammen mit mehreren tausend
Granaten und anderer Artilleriemunition. Wie viel Gewehre und Geschütze dabei
sind, weiß man nicht genau, aber dass Mugabe dieses Material zur Unterdrückung
der eigenen Bevölkerung braucht, ist offensichtlich.
Nachdem nun in Südafrika
eine einstweilige Verfügung gegen den Transport auf den dortigen Straßen
erlassen wurde, hat das Schiff sofort abgelegt und will seine Ladung jetzt wohl
in einem anderen Hafen, weiter nördlich, löschen.
Man
muss sich bildlich vorstellen was hier passiert: Zwei totalitäre Systeme
helfen sich gegenseitig.
Entgegen jeglicher menschenrechtlicher Aspekte
und trotz der vorsichtigen Entrüstung der westlichen Staaten, sorgt China
dafür, dass der oberste Hüter wertvoller Bodenschätze Rohstoffe
wie seltener Metalle und Steinkohle, möglichst lange die Verfügungsgewalt
darüber behält. Wenn dies nur mit Waffengewalt möglich ist, ist
dies für China in Ordnung.
China braucht die Rohstoffe ebenfalls zum
Machterhalt.
Diese Macht ist in den letzten beiden Jahrzehnten hauptsächlich
mit einer nie dagewesenen Steigerung der wirtschaftlichen Macht in der Welt errungen
worden und soll nun mit immer stärkerer Produktion für den Weltmarkt
fortgeführt werden.
Diese wirtschaftliche Macht erübrigt
der herrschenden Partei auch einen ausgedehnten Kampf im Innern. Bekommt
das Volk Brot und Spiele, rebelliert es nicht. Eine jegliche Opposition hat es
sehr viel schwerer gegen einen Staat, der glänzende statistische Bilanzen
und abenteuerliches Wirtschaftswachstum vorweisen kann.
Die wirtschaftliche
Bedeutung Chinas als "Werkbank der Welt" festigt das Regime auch
nach außen, gegenüber dem Rest der Welt. Kein westliches Land
traut sich, ernsthaft die wirtschaftlichen Beziehungen einzustellen, um so
gegen die alltäglichen Menschenrechtsverletzungen dieses Landes zu protestieren.
Zu groß wäre die Gefahr, durch Verzicht auf chinesische Billigwaren,
beispielsweise im Hardware-, im Textil- oder in anderen Konsumbereichen, das eigene
Wirtschaftswachstum und die Versorgung der eigenen Bevölkerung zu gefährden.
Zu groß ist der Standart des materiellen Wohlstand bei uns in Mitteleuropa
geworden und zu gering ist der Bildungsstand der westlichen Bevölkerung,
um beim Thema Konsum weitsichtig abwägen zu können.
Man
weiß nicht, was Mugabe mit China alles abgesprochen hat. Es müssen
aber teuflische Absprachen gewesen sein, in denen die Menschen in der Bevölkerung
bewusst ausgeklammert, ja sogar ins Visier genommen worden sind.
Was
will der Westen jetzt tun? Wenn die chinesischen Waffen in Simbabwe angekommen
sind und in Armeedepots eingelagert wurden, ist das Kind in den Brunnen gefallen.
Will man gar nichts tun? Will man darauf hoffen, dass das nächste Zielland
des Schiffes ebenfalls die Entladung untersagt? Die Wahrscheinlichkeit für
den Kapitän aus China, ein Land zu finden, das die Durchlieferung erlaubt,
ist angesichts der Nöte und Zwänge in Afrika recht groß.
Oder will der Westen aktive Blockademaßnahmen gegen dieses Munitionsschiff
beschließen, etwa so, wie in der damaligen Kubakrise? Damals allerdings
hatte der Westen Angst um den eigenen Hintern, heute sind es ja nur die
von einigen Millionen Schwarzafrikanern, die in der Geschichte ja schon
so oft geopfert wurden, wenn es politisch eng wurde.
Der
eigentlich wichtigste Helfer Chinas und Mugabes, - dieser unterhält
bezeichnenderweise nur noch mit Nordkorea und dem Iran nennenswerte Handelsbeziehungen,
- ist das weltweit herrschende Wirtschaftssystem. Dieses basiert auf unglaublich
menschenfeindlichen Bedingungen der unterschiedlichsten Art.
Wie an dieser
Stelle schon viele Male gesagt, wird wirtschaftliches Wachstum in weiter steigendem
Maße mit der Abwälzung von ökologischen und sozialen Schadkosten
auf die Allgemeinheit und die nachfolgenden Generationen erkauft.
Im Falle
von Simbabwe und China wird auch noch eine dritte Form der Schäden, nämlich
die politischen Schadkosten greifbar. Diese sind zwar kaum isoliert sichtbar,
sind immer mit ökologischen und sozialen Komponenten verwoben, doch im konkreten
Falle kann sich der neutrale Beobachter die politischen Folgen dieser Kooperation
für die gesamte Welt ausmalen.
Je länger solche Systeme existieren,
die zur Erhaltung der Macht Weniger, alle Rücksichten auf natürliche
Lebensgrundlagen, auf Menschenrechte und eine langfristig funktionierende Zivilgesellschaft
über Bord werfen, wird die ganze Welt mit geschädigt werden.
Auch an diesem Beispiel ist der Westen aufgerufen, als Vorreiter eine neue und
tatsächlich nachhaltige Ökonomie zu begründen, diese zunächst
für sich selbst anzunehmen und damit allmählich die Vorherrschaft der
zerstörerischen Ökonomie zu brechen, auf dessen tiefer Logik auch die
jetzige Waffenlieferung Chinas an Mugabe resultiert.
18.04.08
Das
Frühjahrsgutachten der Wirtschaftsforschungsinstitute liegt vor. Darin
geben die Institute, allesamt Kardinäle der herrschenden Kapitalistischen
Subventionswirtschaft, ihre Prognosen, Empfehlungen, Befürchtungen und ihren
Tadel an der Regierungspolitik ab.
Alle
Jahre wieder erleben wir die gleiche Prozedur:
Es wird ein Prozentwert
genannt für die voraussichtliche Höhe des wirtschaftlichen Wachstums
im laufenden Jahr, es wird kritisiert, dass die Bundesregierung nicht genug der
sogenannten Reformen umsetzt, es wird vor der Einführung von Mindestlöhnen
gewarnt und vor "heimlichen Steuererhöhungen". Die Anreize, eine
Beschäftigung aufzunehmen, so behauptet man, würden durch die Verlängerung
der Bezugsdauer von Arbeitslosengeld für ältere Arbeitnehmer verringert.
Die Renten stärker zu erhöhen als vorgesehen, sei falsch gewesen. Mehr
Sparsamkeit bei den Ausgaben wird angemahnt, ebenso wie "mehr Ehrgeiz"
beim Abbau von Subventionen. Die Wirtschaftsforscher wollen durch mehr Investitionen
und allgemeine Steuersenkungen mehr Wirtschaftswachstum sehen.
Aus der
großen Glaskugel gelesen wird vorausgesagt, die schlappe Inlandsnachfrage
werde sich wieder erhöhen, im laufenden Jahr um 0,8 % und im Jahr 2009 um
1,2 %. Weil der Preisdruck nachlasse, werde den Verbrauchern mehr Geld bleiben.
Für 2008 werde die Teuerungsrate bei durchschnittlich 2,6 % und im nächsten
Jahr nur noch bei 1,8 % liegen. Die im Herbstgutachten gewagte Vorhersage, das
BIP (Bruttoinlandsprodukt) betrage für 2008 2,2 % wurde auf 1,8 % herunterkorrigiert.
Nächstes Jahr gäbe es noch 1,4 % Wachstum.
Die Zahl der statistisch
geführten Arbeitslosen könne trotzdem auf unter 3 Millionen fallen.
Auch angesichts der weltweiten Lage, sei eine Rezession in Deutschland unwahrscheinlich,
da sich die Unternehmen robuster zeigten, als erwartet.
Experten vom IWF besitzen
wohl eine andere Glaskugel. Sie nehmen für 2008 nur ein Wachstum von 1,4
% und für nächstes Jahr von 1,0 % an.
Was die Glaskugel der Bundesregierung
sagt, soll in der nächsten Woche bekannt gegeben werden.
Wie
in jedem Jahr soll mit der unübersichtlichen Zahlenjonglage die Bevölkerung
beeindruckt und die Politik auf neoliberale Richtung gehalten werden. Wie in jedem
Jahr sind sich nicht alle Institute einig, so plädieren beispielsweise zwei
davon gegen eine generelle Verdammung von Mindestlöhnen.
Wie in jedem
Jahr werden einige Kriterien genannt, die alle Prognosen auch wieder über
den Haufen werfen könnten, so die internationale Finanzmarktkrise, die steigenden
Energiepreise und Nahrungsmittelpreise. Die Gründe für ein eventuelles
Danebenliegen mit den Prophezeiungen liefern die Institute vorsorglich gleich
mit. Hinterher kann man sich dann besser herausreden.
Hauptkritikpunkte
an der Zeremonie, die den deutschen Staat jährlich viele Millionen Euro kostet,
ist die faktische Unmöglichkeit, angesichts den weltweiten Verflechtungen
tausender ökonomischer Kriterien, überhaupt eine verlässliche Prognose
aufstellen zu können.
Die Differenzen zu den späteren tatsächlichen
Werten sind so groß, dass es eigentlich keines Forschungsinstituts bedürfte,
ein paar ungefähr Zahlen aufzustellen.
Im letzten Jahr lagen die Forscher
einmal relativ genau, sie gingen von 2,4 % Wachtum aus und der reale Wert lag
bei 2,5 %. Ansonsten aber leistete man sich zum Teil erhebliche Abweichungen von
der Realität, und niemals sind besondere Ereignisse im Weltgeschehen vorhergesehen
worden.
Diese besonderen Ereignisse werden sich infolge der weiteren Erosion
des herrschenden Wirtschaftssystem noch häufen. Die nächsten großen
Einschnitte werden wohl von den Einbußen im Exportgeschäft her auf
uns zu kommen. Hier wächst die Konkurrenz weltweit immer stärker. Der
neue Exportweltmeister China wird wohl in naher Zukunft mit günstigeren Angeboten
viele Geschäfte deutscher Firmen verhageln. Hierzu fällt den Wirtschaftsforschern
beispielweise wenig ein.
Im Prinzip könnte man auch genauso gut würfeln.
Auch hier gibt es manchmal einige genaue Treffer, aber die Sache wäre sehr
viel billiger.
Der
wichtigste Kritikpunkt allerdings ist die falsche Grundlage der gesamten ökonomischen
Idee, zu welcher man die Voraussagen trifft.
Wenn eine Ökonomie ständig
enorme ökologische und soziale Schäden verursacht, die einfach auf die
Allgemeinheit abgewälzt werden und für die nicht die Verursacher haften
müssen, ja wenn diese Ökonomie überhaupt erst existenzfähig
ist, wenn sie diese Schadkostenabwälzung permanent praktizieren kann, muss
doch ein Wachstum dieser Ökonomie strikt abgelehnt werden.
Mittlerweile
steht doch fest, dass die Nachteile des ganzen Wirtschaftens unter der
Kapitalistischen Subventionswirtschaft die Vorteile langfristig gesehen
bei weitem übertreffen.
Mit keinem Wort gehen die fürstlich
entlohnten Institute in ihren Gutachten auf diesen Widerspruch ein. Nirgens taucht
eine Überlegung auf, wie die sich entwickelnden Probleme in der Gesellschaft
wohl mit der Schadkostenerzeugung der Wirtschaft zusammen hängen könnten.
Dieser Aspekt wird von den, oft auch als "Wirtschaftsweise" bezeichneten
Forscher, völlig ausgeblendet und unterschlagen.
Wenn eine Wirtschaft
fast gänzlich ohne
die Verursachung von ökologischen und sozialen Schäden auskommen könnte,
wäre auch ihr Wachstum uneingeschränkt zu begrüßen, wie bei
der Kategorischen Marktwirtschaft.
So aber ist der Grad des Wirtschaftswachstums
eher der Wert für den Niedergang aller gesellschaftlichen Grundlagen.
17.04.08
US-Präsident
Bush hat bekräftigt, dass für ihn die Einsparung von Treibhausgasen
erst ab dem Jahr 2025 in Frage kommt.
Vorher müssten entsprechende Technologien
entwickelt werden. Würde er jetzt schon Obergrenzen für den CO2-Ausstoß
festlegen, wäre dies schlecht für die amerikanische Wirtschaft.
Es müsse vor allem mehr Atomkraft erzeugt werden, um Kohlekraftwerke
abzulösen. Umweltschutzorganisationen und Kritiker sagten, Bushs Vorhaben
sei der Gipfel der Verantwortungslosigkeit.
Im
Grunde ist Bushs Veranlassung zur Verschiebung jetzt nötiger Umweltpolitik
die gleiche, wie sie auch in Deutschland zu finden ist. Auch deutsche Politiker
wollen keine einschneidenden Maßnahmen ergreifen, sondern zum Wohle der
Wirtschaft umweltpolitische Notwendigkeiten am liebsten auf morgen verschieben.
Bush ist da aber etwas ehrlicher, wenn es ihm auch zu allem anderen als zu
Ehre gereicht. In Deutschland macht man viele Worte, um den Unwillen bezüglich
mehr Nachhaltigkeit in der Wirtschaft zu übertünchen.
Es scheint
in den Industriestaaten eher ein negativer Wettbewerb zu herrschen:
Wer schafft es, erst NACH allen anderen einen kleinen scheinbar ökologischen
Umbau zu verordnen?
Wer am längsten die Reduzierung von Treibhausgasen
oder auch die Produktion sonstiger umweltbelastender Stoffe vor sich herzuschieben
vermag, dessen Industrie kann am längsten noch unter den alten Bedingungen
produzieren und Profit machen.
Da Bush, und dies weiß mittlerweile
die ganze Welt, ein sehr dummer Mensch ist, und diese Tatsache verschleiert auch
sein energisches, großes Mundwerk nicht, bringt es der derzeitige Präsident
der US-Bürger nicht fertig, solche Verwirrungstaktiken zu entwerfen, wie
sie hierzulande etwa vom Bundesumweltminister Gabriel in die Öffentlichkeit
gestreut werden.
Mir soll keiner erzählen, eine solch professionell
besetzte Behörde, wie die Gabriels, hätte beim Thema Ethanolbeimischung
zum PKW-Treibstoff nichts von der Unverträglichkeit mit den meisten Motoren
gewusst. Hier wurde doch vorher kalkuliert, was denn für das Image
wohl nachteiliger sei, nichts zu tun, oder ein Ausweichen auf Biosprit zu
planen und dann später mit der Aussage zurück zu rudern, die Automobilindustrie
hätte hier unrealistische Werte und Einschätzungen abgegeben.
Auch
Merkels letztjähriges Getöse um eine Vorreiterschaft Deutschlands beim
Klimaschutz war nichts als leeres Geschwätz zu Profilierungszwecken.
Die
Wahrheit ist, alle westlichen Politiker wollen ganz einfach nichts tun,
um die Wirtschaft ökologisch etwas verträglicher zu machen.
Sie
wollen einfach nicht sehen, dass alle Ausweichmanöver, sei es jetzt
hin zu mehr Bioenergie oder zu mehr Atomkraft, die ökologische Katastrophe
nicht aufhalten können.
Sie wollen ganz einfach nicht erkennen,
dass nur ein radikales WENIGER in allen Bereichen umweltpolitisch etwas bringen
würde.
Sie wollen einfach ihren Kopf nicht anstrengen um zu überlegen,
wie unsere Industriegesellschaft auch ohne die herrschende Ideologie vom Wirtschaftswachstum
weiter existieren kann.
Sie wollen nicht erkennen, dass jegliche Fortführung
des herrschenden ökonomischen Systems untrennbar auch mit der Fortführung
der hiermit verbundenen Belastungen und Schäden einher geht.
Nun
gut, eine Einschränkung will ich gelten lassen. Vielleicht
sind die Darbietungen in Deutschland ja doch die Ausgeburt purer
Dummheit.
Der deutsche Bauernverband jedenfalls hat gestern seine enorme intellektuelle
Beschränktheit unter Beweis gestellt als er äußerte,
die Nahrungsmittelverteuerungen auf dem Weltmarkt seien doch eine
große Chance für die deutschen Bauern.
Würde man diese Absurdität nämlich nicht mit Dummheit
erklären, bliebe als Grund nur Berechnung übrig, und diese
Berechnung, - im Grunde begrüßt man das Hungern von Millionen
Menschen im Süden, weil damit deutsche Bauern kurzfristige
Gewinne machen, - wäre faschistisches Gedankengut. Halten
wir dem Bauernverband, wie auch den Politikern zu Gute, dass sie
NICHT einen warmen Arsch für Deutsche fordern, zum Preis von
Hunger und Elend bei anderen Völkern.
Blanke
Dummheit ist also das beste Erklärungsmodell, das deutschen Funktionären
unterstellt werden kann. Hierbei kommen sie noch am besten bei weg. Dummheit ist
auch der Grund für die Ausbeutung der nachfolgenden Generationen, denen ja
auch die Nachkommen der heute Bestimmenden zuzurechnen sind.
Oder, sollte
hier doch der blanke Egoismus am Werk sein, der auch vor der Zerstörung der
natürlichen Lebensgrundlagen, selbst für die eigenen Enkel und Urenkel,
nicht zurückschreckt? Ist hier vielleicht doch das im Gange, das viele Leute
der amerikanischen Regierung unterstellen, nämlich einen neuen Faschismus
des 21ten Jahrhunderts herauszubilden?
16.04.08
In
Ostdeutschland in der brandenburgischen Uckermark wurde Heuschreckenalarm
gegeben.
Etliche Biobauern dort befürchten, dass große Finanzinvestoren
von außerhalb im großen Stil immer mehr landwirtschaftliche Flächen
von der staatlichen BVVG (Bodenverwertungs- und Verwaltungs GmbH, Eigendarstellung:
"Die BVVG ist ein Immobiliendienstleister im ländlichen Raum, der
im Auftrag des Bundes in den ostdeutschen Ländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern,
Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ehemals volkseigene Äcker und
Wiesen, Wälder, Gebäude und Gewässer privatisiert.")aufkaufen,
um sie dann teuer an Landwirte weiter zu vermieten.
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz
macht es möglich. Investoren wollen auf den Agrarflächen auf konventionelle
Art Mais anbauen lassen, um diesen zur Erzeugung von Biogas einzusetzen. Die Förderquoten
des Gesetzes machen diese Art der Landnutzung mittlerweile auch in Deutschland
gewinnträchtiger, als der Anbau von Nahrungsmitteln. Das Fehlen eines ökologischen
Reinheitsgebots zur Erzeugung von Biogas führt zu umweltschädlichen
Monokulturen und zum Einsatz gigantischer Mengen von Agrarchemikalien auf den
bebauten Flächen.
Nicht nur in den Ländern der dritten Welt
führt die Dynamik hin zur Ethanolproduktion zu einer Gefahr für die
Nahrungsmittelversorgung. Auch in Deutschland ist diese Perversion des Marktes
mittlerweile angekommen.
Die Flächen, so befürchten die Bauern,
die diese gepachtet haben und auf biologische Art bewirtschaften, könnten
bald so teuer sein, dass ihre eigene Existenz gefährdet ist. Gegen die finanzielle
Macht der Heuschrecken, können sie nicht konkurrieren.
15 Betriebe wollen
nun versuchen einen Fonds zu gründen, um wenigstens die selbst bewirtschafteten
Flächen kaufen zu können. Für den großen Rest sieht man allerdings
schwarz. Dort wird sich die Maismonokultur mit reichlich Einsatz chemischer Dünger
und Pestizide in der nächsten Zeit noch ausdehnen, etliche neue Biogasanlagen
sind bereits im Bau oder in der Planung.
Die Nachteile der Subventionierung
regenerativer Energien haben in Deutschland die Vorteile längst überflügelt.
Mittlerweile wird angepriesene Segen zu einem Fluch für uns alle und zur
Katastrophe für die Zukunft.
Die
ARD hat in einem Tagesthemen-Interview
den UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung Jean Ziegler
zur weltweiten Explosion der Nahrungsmittelpreise befragt.
Ziegler bezeichnete
dies als eine fürchterliche Tragödie für die Betroffenen.
Unter anderem gab er der Europäischen Union wegen ihrer Politik der Exportsubventionen
eine erhebliche Mitschuld an dem Dilemma. Wenn Nahrungsmittel von außen
in vielen afrikanischen Ländern beispielsweise sehr viel billiger seien als
im Inland angebaute gleichwertige Produkte, kann sich keine eigene landwirtschaftliche
Produktionsstruktur und somit keine stabile Versorgung mit Nahrungsmitteln dort
entwickeln.
Den
Gipfel der Ignoranz lieferte einmal mehr der deutsche Bauernverband
als er gestern äußerte, die weltweite Verteuerung von Agrarprodukten
sei doch eine Chance für Millionen deutscher Landwirte.
Ziegler bezeichnet
dies als Europäischen Egoismus. Die Exportsubventionen seien "total
mörderisch" meinte Ziegler.
Zur Frage, was man jetzt sofort gegen
die Nahrungsmittelverknappung tun könnte, nannte Ziegler drei Punkte:
Erstens, das Verbot der Produktion von Agrartreibstoffen, zweitens, die Börsenspekulation
auf Agrarprodukte muss erschwert werden, und drittens, die Weltbank und der IWF
müssen ihre Strategien radikal ändern, weg von der Unterstützung
der Exportlandwirtschaft von beispielsweise Baumwolle, Kaffee oder Zucker und
hin zur Sicherung der Voraussetzungen im Inland, Förderung der Subsistenzlandwirtschaft,
Konzentration auf die Infrastruktur für die Nahrungsmittelproduktion für
die Bevölkerung der Länder des Südens.
15.04.08
Die
Nahrungsmittelknappheit und ihre Folgen in weiten Teilen der Welt, weitet
sich aus. Nach Haiti stehen auch in anderen Ländern offenbar Revolten unmittelbar
bevor. Die Weltbank sieht in 33 Ländern die Gefahr von gewaltsamen Unruhen.
Zusammen mit dem IWF fordert sie auf der Frühjahrstagung beider Institutionen
von den Geberländern 500 Millionen Dollar, um die Uno beim Kauf von Lebensmitteln
zu unterstützen.
Es
ist schon ein Witz, dass gerade diese beiden mächtigen Finanzinstitutionen,
die in den Jahrzehnten ihres Bestehens nichts anderes getan haben, als eine Welt,
konzentriert auf wirtschaftliches Wachstum, auf Wettbewerb und die absolute Bevorzugung
der Interessen mächtiger Konzerne zu formen, sich jetzt hinstellen, und mit
großen Krokodilstränen und argem Jucken im Hintern Geld fordert für
ein Problem, das sie mit zu verantworten haben.
IWF-Chef
Strauß-Kahn: "Alles, was wir entwicklungspolitisch in den letzten zehn
Jahren aufgebaut haben, steht auf dem Spiel." - Man sollte fragen: Was wurde
denn außer der Abhängigkeit von us-amerikanischen Wirtschaftsinteressen
sonst noch aufgebaut?
Aber
nicht nur IWF und Weltbank tun so, als wäre irgend ein Onkel vom Mars an
dem furchtbaren Debakel schuld.
Bundesfinanzminister Steinbrück sagte,
ebenfalls auf der Frühjahrstagung angesichts der Explosion bei den Lebensmittelpreisen:
"Da betritt ein Ungeheuer plötzlich die politische Bühne. Ich
halte es für ein Ungeheuer, was da stattfindet. Denn wenn ich mir angucke,
in welchem Ausmaß Weizen- und Reispreise steigen, dann ist mein Eindruck:
Dies ist nicht mehr nur ein Übergangsphänomen, sondern das könnte
eine sehr grundsätzliche Problematik sein, mit erheblichen Auswirkungen auf
Schwellen- und Entwicklungsländer und die Ernährung der Menschen."
Nach den Heuschrecken kommen jetzt die Ungeheuer. Alle kommen sie wohl
aus dem Nichts, angeblich völlig überraschend für die politische
Kaste der Welt.
Auch
die Entwicklungsminister der G8-Länder, die sich in Tokio trafen, geben sich
besorgt und erstaunt. Deftige Worte sollen den Eindruck verbreiten, dass man etwas
tun wolle. Es werden Zahlen und statistische Werte geäußert, um damit
eine Fachkenntnis vorzutäuschen und Lösungskompetenz zu suggerieren.
Alle verlangen sie Maßnahmen, rufen zum Kampf gegen die Preissteigerungen
auf, fordern einen "neuen Ansatz in der internationalen Ernährungspolitik"
(Weltbankchef Zoellick), Handelsbeschränkungen sollen fallen, freier Handel
soll helfen, staatliche Eingriffe in den Entwicklungsländern seien schädlich,
usw. fast glaubt man, es handelt sich um die immer gleichen Forderungen an die
Welt, sich der westlichen Wirtschaft unterzuordnen, wie wir sie ja schon seit
Jahren kennen. Zoellick zum neuen Ansatz: "Er muss auch die Bezüge
zu den Themen Energie, Ertrag, Klimawandel, Investitionen, die Marginalisierung
von Frauen und anderen Gruppen sowie wirtschaftliche Flexibilität und Wachstum
berücksichtigen." Abgesehen von neuen Modeschlagworten kennen wir
diese Abfolge doch. Alles leeres Geschwätz und weiterso.
Die
weltweite Ernährungskrise mit Verteuerung und Verknappung von Lebensmitteln
ist verursacht von der herrschenden wirtschaftlichen Struktur der westlichen Staaten.
Jede eigenständige Entwicklung musste dem internationalen Standart, den international
gebräuchlichen Saatgütern, dem faulen Wettbewerb gegen subventionierte
Agrargüter, den finanziellen Interessen der Multis usw. unterworfen und letztlich
geopfert werden.
Jetzt fehlen die Strukturen vor Ort, die vom internationalen
Markt unabhängig machen würden.
Und:
Die Armen sollen nun für die seit Jahrzehnten verfehlte Energiepolitik büßen,
weil die Industriestaaten nun merken, dass da wohl ein Klimaproblem besteht und
deshalb zur Schönung der CO2-Bilanz Biokraftstoffe gebraucht werden.
Alle diese Auswirkungen, Nahrungsmittelverknappungen, Preisexplosionen für
Lebensmittel, soziale Unruhen aus Hunger, usw., sind direkte ökologische
und soziale Gesellschaftsschäden einer nicht nachhaltigen Wirtschaftsform,
die jetzt wirksam werden und zum Ausdruck kommen. Diese Schäden sind in der
Vergangenheit bei der Preisgestaltung von Produkten und Dienstleistungen innerhalb
der Spielregeln der Ökonomie nicht berücksichtigt worden.
Sie mussten
nicht als tatsächlich aufgewendete Produktionsfaktoren in die Preise einfließen.
Anderenfalls hätte sicher eine andere Entwicklung statt gefunden, sowohl
bei der globalen Struktur der Nahrungsmittelversorgung, als auch bei der grundsätzlichen
Gestaltung des Treibstoffbedarfs.
Jetzt müssen die Schäden bezahlt
werden. Biospritboom in den westlichen Staaten und Nahrungsmittelverknappung in
der übrigen Welt sind nur zwei sichtbare Symptome einer gründlich wütenden
Weltkrankheit, genauso wie zwei Pilze nur die Fruchtkörper eines großen,
im Waldboden wachsenden Pilzmyzels sind.
Einerseits
kann niemand mehr leugnen, dass wir jetzt die externalisierten Schäden aus
der Vergangenheit tragen müssen, andererseits richten wir gerade jetzt weiterhin
neue Schäden an, die wiederum der nächsten Menschengeneration schwer
zu schaffen machen werden, schwerer noch, als die momentan sich entwickelnden
Probleme.
Die Gesellschaft wird sich auf das immer neue Emporschießen
von Problemen, ähnlich den Pilzen, einstellen müssen, solange sie das
Weiterwachsen des ökonomischen Grundproblems nicht unterbindet.
Mehr
denn je:
Die mit Abstand wichtigste Aufgabe für die Menschheit im 21
Jahrhundert ist der vollständige Umstieg auf ein völlig anderes ökonomisches
System, in welchem jede wie auch immer geartete Abwälzung von Schadkosten
auf Dritte von vorne herein ausgeschlossen ist.
Zwei
Beiträge der ARD zum Thema sind als Video anschaubar:
Biosprit
verstärkt Hungerproblem u.A. mit Jean Ziegler
und Situation
in Mexiko durch die Maisknappheit
14.04.08
Aus
einer Pressemitteilung
des BUND vom 9. April 2008, :
"Der Energieverbrauch und damit
die CO2-Emissionen des Flugverkehrs nehmen in Deutschland pro Jahr um etwa dreieinhalb
Prozent zu. Der Anteil der Fliegerei an den gesamten Klimabelastungen beträgt
derzeit rund acht Prozent. Bei Fortsetzung des gegenwärtigen Wachstums werden
die Klimawirkungen des Fliegens bereits in fünf Jahren die des heutigen Pkw-Verkehrs
übersteigen." So beginnt die Erklärung des Bund für Umwelt
und Naturschutz Deutschland zur neuen Studie zur Entwicklung der Klimabelastung
durch Flugverkehr
Die Studie wurde vom Wuppertal-Institut für Klima,
Umwelt, Energie erstellt und war vom BUND und von den Grünen in Bayern in
Auftrag gegeben worden. Gefordert wird die Einbeziehung des "Flugverkehr
in ein wirksames Emissionshandelssystem" und dass der Flugverkehr insgesamt
verringert und verlagert wird.
Der Verfasser der Studie, Luftfahrtsexperte
Schallaböck sagte; "dass ein Ausbau der Flughäfen wie an den
verschiedenen Standorten geplant die Klimaschutzziele der Bundesregierung komplett
unterlaufen wird."
BUND-Vorsitzender
Hubert Weiger zum Energie- und Klimaprogramm der Bundesregierung und dem Beschluss
zur Senkung der CO2-Emissionen bis 2020 um 40 Prozent: "Das Programm enthält
zwar Maßnahmen für den Straßenverkehr und zur Stärkung der
Bahn, der rasant wachsende Flugverkehr wird aber weitgehend ausgeklammert. Als
einzige Maßnahme soll der Luftverkehr ab 2012 in den europäischen Emissionshandel
einbezogen werden. Es ist unbedingt erforderlich, dass dabei alle Klimawirkungen
des Fliegens, auch jene die über die schädlichen Wirkungen des Kohlendioxids
hinausgehen, vollständig berücksichtigt werden. Hier muss Umweltminister
Gabriel für Nachbesserungen sorgen. Aber auch die Abschaffung der Steuerbefreiung
für Kerosin muss endlich kommen." Die unnötige Subventionierung
von Flughäfen müsse gestoppt werden, meinen die Fachleute: "Derzeit
gebe es 257 Flughäfen und Flugplätze, davon allein 40 in Bayern. Damit
habe Deutschland bereits die höchste Flughafendichte der Welt."
Kurzfassung
der Studie als PDF.
Wir
meinen: Eine streng marktwirtschaftliche Regelung des Problems bekämen
wir, wenn alle schädlichen Auswirkungen des Flugverkehrs berechnet und beziffert
und auf die Preise der Flugtickets addiert würden. Dann wäre die Schädlichkeit
des Fluges direkt am Preis ablesbar.
Demgegenüber ist die Einbeziehung
in den europäischen Emissionshandel ein völlig untaugliches Instrument
um die Gesamtumweltbelastung in der Angebots/Nachfragerelation objektiv wirksam
werden zu lassen. Nur die vollständige ökologische Kostenwahrheit eines
jeden Verkehrmittels erlaubt einen Wettbewerb, der zur Wahl der Reisemöglichkeit
mit den geringsten Auswirkungen führt, bzw. zu weiteren Verbesserungen bei
den verschiedenen Verkehrmitteln anregt.
Nicht nur die öffentliche finanzielle
Förderung des Flugwesens muss eingestellt werden, sondern auch die Subventionierung
aus der Zukunft und auf Kosten der nachfolgenden Generationen. Bestünde die
objektive Kostenwahrheit, wären auch sämtliche Ausbau- und Neubaupläne
von Flughäfen und sonstiger Infrastruktur ganz eindeutig unwirtschaftlich
und würde unterbleiben.
13.04.08
Oft
findet man beim Spazieren gehen alte Müllplätze unterschiedlichen
Ausmaßes und verschiedenster Zusammensatzung.
Am häufigsten sind
die kleinen Bauschuttkippen. Früher war es ganz normal, dass entfernte Baumaterialien
einfach in die Landschaft verklappt wurden. Solange dieser Bauschutt rein mineralisch
war, wie Steine und Mörtel, oder vollständig biologisch abbaubar, wie
Holz oder Stroh, war dies keine große Belastung, allenfalls eine optische.
Es kam nur in die Natur, was auch von dort stammte.
Irgendwann aber warfen
die Leute mit dem Bauschutt auch problematische Stoffe mit in die Flur, etwa Kunstharzfarben,
kunststoffhaltige neuere Baumaterialien oder den kompletten Baustellenabfall.
Ab da begann die Vermüllung der Landschaft, und weil manche Leute hier
nicht trennen oder unterscheiden wollten, musste die Verbringung von Bauschutt
in die Landschaft verboten werden.
Kürzlich
fanden wir im Wald beim Holzmachen eine sehr alte Kippe, die vor allem aus altem
Kopfsteinpflastermaterial bestand.
Über
die Jahrzehnte völlig zugewachsen, verriet sich der Bodeninhalt mit einigen
noch heraus schauenden Steinen. Die blaue Plastikschnur in der Mitte des Bildes,
war der einzige Müll an dieser Stelle.
Da gehauene Pflastersteine sehr
teuer geworden sind, und wir zu Hause noch etliche Flächen zu befestigen
haben, entschlossen wir uns, bei Gelegenheit die Steine zu bergen.
Die
Stelle war am Hang eines kleinen Grabens, wo in nassen Zeiten auch ein kleiner
Bach fließt. Der Boden war leicht aufzupickeln, und zum Vorschein kamen
zwischen Erde und anderen Bruchsteinen etliche gut erhaltene und weitgehend würfelförmige
Pflastersteine.
Es
fand sich überhaupt kein Müll, was darauf schließen lässt,
dass die Kippe entweder sehr alt ist, oder dass der Entsorger damals darauf achtete,
nur die Steine und den Sand wegzufahren.
Schnell
war eine kleine Menge des heute wertvollen Baumaterials ausgebuddelt und in Etappen
nach oben auf den Weg geworfen.
Auf
dem Anhänger schließlich lagen dann fast 300 Steine, was zum Pflastern
von fast 4 qm ausreichen dürfte.
Diese Aktion der Bergung von altem
Bauschutt zum Zwecke der Wiederverwendung hat uns Materialkosten etwa in Höhe
von 300 Euro erspart. Zwei Leute waren gut 3 Stunden mit Ausgraben, Aufladen und
Abladen beschäftigt.
Die Umweltbelastung zur Bereitstellung von 4 qm
Kopfsteinpflaster beschränkte sich in diesem Fall auf die Fahrt des PKWs
in den Wald und zurück, zusammen etwa 3 km. Darüber hinaus wurde nur
noch menschliche Arbeitskraft eingesetzt, die in ihrer reinen Form keine Umweltbelastung
verursacht.
In Deutschland
gibt es noch viele tausend solcher alter Kippen. Würde man sie einmal aufreißen
und durchsortieren, käme viel wiederverwendbares Baumaterial heraus, was
die Produktion oder den Neuabbau ersparen würde.
Darüber hinaus
könnte man auch alles an Müll, was damals eventuell mit abgekippt wurde
herauslesen und einer ordnungsgemäßen Entsorgung zuführen.
Bis sich die menschliche Arbeitskraft aber auch in dieser Form lohnt, werden noch
ein paar Jahre vergehen. Bis dahin sind die Schätze alter Müllkippen
den Bauökologen, Individualisten, Umweltschützern und anderen, als Spinner
verschrienen Zeitgenossen vorbehalten.
12.04.08
In
dieser Woche gab es zwei wichtige Kommentare auf DradioKultur.
Am Montag schrieb der Philosoph und Buchautor Ferdinand Fellmann
zum Thema Tibet und den Konflikt mit den Chinesen.
Fellman bemerkt, dass
es irreführend sei, wenn man beim tibetischen Mönchstum an das christlich
geprägte Mönchstum denkt. Der lang anhaltende Kulturkampf zwischen dem
Lamaismus, einer tibetischen Sonderform des Buddhismus und den Chinesen, die dem
Konfuzianismus zuzuordnen sind, dürfe nicht allein als der Kampf einer rein
religiösen Strömung gegen eine Macht von außen angesehen werden.
Der Lamaismus, der von der Leibeigenschaft der Hirten und Bauern lebte, hat auch
eine sehr stark weltliche Funktion und stellt bis heute ein theokratisches System
dar.
Der Konfuzianismus in China hat zwar lange eine moderne Entwicklung
behindert, indem er ein Beamtentum bevorzugte und die Frauen zurücksetzte,
doch nach seiner Reformierung steht er der Aufklärung sehr viel näher,
als der Lamaismus. Fellmann: "Durch die Berührung mit dem Konfuzianismus
sind die hierarchischen Strukturen der tibetischen Gesellschaft aufgebrochen worden."
Dieser Aspekt finde in der von Gewaltszenen geprägten Debatte von heute kaum
Beachtung, was Fellman hauptsächlich auf die "Besonderheiten des
deutschen Geistes, sich bei Modernisierungen kompensatorisch in Nostalgien buddhistischer
Erlösungskulturen zu flüchten," zurückführt.
Ohne das "brutale Vorgehen der chinesischen Machthaber" rechtfertigen
zu wollen, sollte man berücksichtigen, so Fellmann, dass die tibetische Kultur
"auch aus den Fesseln einer dunklen Zeit befreit" worden ist.
Am
Dienstag gab es einen Beitrag
von Wilhelm von Sternburg, ehemaliger Fernsehchefredakteur
vom hessischen Rundfunk und Buchautor. Sein Text, "Soziale
Gerechtigkeit: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein
"
Sternburg beklagt, dass nach Jahrhunderten, wo "in Europa
zehn Prozent der Bevölkerung ohne Arbeit sehr gut, und 90 Prozent
durch Arbeit sehr schlecht" lebten, es heute immer noch
so ist. Die geschönten Arbeitslosigkeitsstatistiken würden
uns verschleiern, wie dramatisch die Situation der Arbeitslosen
und Geringverdiener sich verschlechtere.
Die Politik bediene auch mit den Hartz4-Gesetzen lediglich die Reichen
und die Unternehmen, rechtfertige dies gar gebetsmühlenhaft
mit wirtschaftspolitischer Notwendigkeit und schaffe nebenbei das
Sozialsystem ab. "Die Gesellschaft ist unter die Räuber
gefallen", konstatiert Sternburg.
Sie wird zum einen missbraucht von mächtigen Konzernen, die
Gewinne in die Tasche stecken und Verluste von der Allgemeinheit
bezahlen lassen, und zum anderen von einer politischen Kaste der
"mit hohen Diäten und segensvoller Altersversorgung
ausgestatteten Bundestags- und Landtagsabgeordneten".
Sternburg fragt: "Warum hören wir in den Parlamentsdebatten
eigentlich fast nur von den Sorgen der Unternehmen, die wir - angeblich
zum Heil der Welt - steuerlich, lohn- und sozialpolitisch bitteschön
zu entlasten haben?" Und er bemerkt: "Es mutet
altertümlich an, wenn da einer meint, dass Arbeit dem Leben
einen Sinn verleiht und für das Selbstwertgefühl des Menschen
unverzichtbar ist."
Um
Sternburgs Frage zu beantworten:
Weil wir immer noch an einem nicht nachhaltigen
und menschenfeindlichen ökonomischen System festhalten. Nur innerhalb dieser
absurden Logik können Politiker und Wirtschaftmächtige den Vorrang der
Unternehmerschaft und des Quantitativen Wirtschaftswachstums rechtfertigen. Dieses
theoretische, ökonomische Gebäude gilt es, als erste Voraussetzung eines
Wandels, einzureißen und ein logisch erklärbares, eines an der Wirklichkeit
orientierten an seine Stelle zu setzen.
Wir empfehlen auch Wilhelm von
Sternburg die Lektüre des Konzepts von der Kategorischen Marktwirtschaft.
11.04.08
Heute
vor 40 Jahren wurde das Attentat auf Rudi Dutschke verübt.
Der Führer der damaligen Studentenbewegung war ein glänzender und
mitreißender Redner und Theoretiker. Er konnte sehr effektiv Demonstrationen
organisieren und andere junge Leute für einen großen Aufstand gegen
die herrschenden Strukturen begeistern. Er starb über 11 Jahre später,
an Weihnachten 1979 an den Spätfolgen seiner schweren Verletzung.
Aus der Studentenbewegung der 68er wurde insgesamt nichts, außer dass einige
Aktivisten in den Terrorismus abglitten und sich einbildeten, ein bewaffneter
Kampf aus dem Untergrund könne das politisch-ökonomische System erschüttern.
Sie scheiterten vor allem an sich selbst und ihrer im Grunde naiven Vorstellung
von Einflussmöglichkeiten mittels Erpressung auf die bestimmenden Verhältnisse.
Andere starteten einen "langen Marsch durch die Institutionen",
traten in die SPD oder auch die FDP ein, wurden aber nahezu vollständig aufgesogen
und von allen ursprünglichen Ideen abgebracht.
Hätte
Dutschke weiter argumentieren können, wer weiß, ob er es nicht vielleicht
geschafft hätte, auch die Mehrheit der Bevölkerung zu einem breiten
Protest zu mobilisieren.
1967 sagte er zum Selbstverständnis der Studentenbewegung:
" Wir sind nicht hoffnungslose Idioten der Geschichte, die unfähig
sind, ihr eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen. Das haben wir uns jahrhundertelang
eingeredet. Viele geschichtliche Zeichen deuten darauf hin, dass die Geschichte
einfach nicht ein ewiger Kreisel ist und nur immer das Negative triumphieren muss.
Warum sollen wir vor dieser geschichtlichen Möglichkeit halt machen und sagen:
»Steigen wir aus, wir schaffen es doch nicht, irgendwann geht es mit dieser
Welt zu Ende.« Ganz im Gegenteil, wir können eine Welt gestalten, wie
sie die Welt noch nie gesehen hat, eine Welt, die sich auszeichnet, keinen Krieg
mehr zu kennen, keinen Hunger mehr zu haben, und zwar in der ganzen Welt. Das
ist unsere geschichtliche Möglichkeit, und da aussteigen? Ich bin kein Berufspolitiker,
aber wir sind Menschen, die nicht wollen, dass die Welt diesen Weg geht und darum
werden wir kämpfen und haben wir angefangen zu kämpfen."
Dieses
gilt auch heute noch, ja es könnte ohne Abstriche das Motto von Zukunftslobby
sein. Alle Nichteinverstandenen dieses Landes können sich auch heute zu
einer großen Bewegung zusammen finden, die nicht nur ständig wiederholt,
was es zu kritisieren gibt und was man nicht wollen kann, sondern die den politischen
Verhältnissen eine konkrete und bessere Alternative vor Augen hält.
Diese Alternative zum herrschenden Wirtschaftssystem könnte das übergeordnete
verbindende Element einer solchen neuen Bewegung sein. Mit der Kategorischen Marktwirtschaft
steht ein überparteiliches Modell zur Verfügung, das ganz konkret, und
um es mit Dutschke zu sagen, eine Welt gestalten könnte, wie sie die Welt
noch nicht gesehen hat.
Die momentane Frage lautet: Wie lässt sich dieses
nachhaltige Wirtschaftsmodell mit seinen ungeahnten Möglichkeiten in die
Köpfe der Leute bringen?
10.04.08
In
Zusammenhang mit dem sich zuspitzenden Problem der weltweit steigenden Nahrungsmittelpreise
wird auch folgende Frage immer wichtiger:
Wie und unter welchen Voraussetzungen
lässt sich regenerativ erzeugte Energie bereit stellen, ohne dadurch
die Produktion von Nahrungsmitteln auf Agrarflächen zu gefährden?
Wie lässt sich garantieren, dass die Nahrungsmittelproduktion, die
ja mit der Bioenergieproduktion direkt konkurriert, einen Wettbewerbsvorteil
behält, solange Nahrungsmittel benötigt werden?
Im
letzten Jahr, im Februar 2007, wurde eine sehr interessante Studie
zum Thema Biogaserzeugung in Deutschland veröffentlicht. In Auftrag
gegeben von den Grünen im Bundestag, vom Fachverband Biogas und von den Stadtwerken
Aachen erstellte diese Studie das Leipziger Institut für Energetik und Umwelt.
Das schon sensationelle Ergebnis lautete: Das Potential für die Biogasproduktion
in Deutschland ist so groß, dass die gesamten Erdgaslieferungen aus Russland
überflüssig werden würden.
Auch in der Sendung Frontal
21 im ZDF wurde über die Studie berichtet, Video bei YouTube hier
anzusehen.
Die
Studie geht auch auf die Möglichkeiten der Gaseinspeisung in vorhandene Leitungsnetze
ein. Deshalb sind auch nur Flächen bis zu einer gewissen Entfernung zu diesen
Netzen berücksichtigt.
Bis zu 2,5 Millionen Arbeitsplätze könnten
neu entstehen.
Probleme bereiten vor allem auch bürokratische Hürden.
So gibt es eine Verordnung, nach der nicht nur minderwertiges Gas von der Einspeisung
ausgeschlossen ist, sondern überflüssigerweise auch Gas von überdurchschnittlicher
Qualität.
Rätselhaft bleibt, wieso diese Studie nicht wie eine
Bombe im Land eingeschlagen hat und die Politik zu einem entscheidenden Strategiewechsel
in der Klimapolitik bewegt hat. Gerade jetzt, wo doch die Biospritträume
von Umweltminister Gabriel so jäh geplatzt sind, böte sich hier ein
großes Feld an, eine wichtige Säule einer klimafreundlichen Energieerzeugung
aufzubauen.
Wichtig
wäre es vor allem, im Vorfeld zwei Aspekte zu klären, damit die Idee
auch eine ökologische bleibt.
Einmal muss streng unterschieden werden
zwischen der Speisung einer solchen Anlage mit organischen Abfällen und eines
Betriebs mit extra angebauten Energiepflanzen, die genauso gut auch als Nahrung
taugen.
Zum zweiten muss sichergestellt werden, dass die Pflanzenmasse unter
Verzicht auf Agrarchemikalien produziert wird. Mineraldünger und sogenannte
Pflanzenschutzmittel müssen ausgeschlossen werden, sonst wäre mit dem
zu erwartenden ökologischen Vorteil gleich schon wieder ein gravierender
Nachteil verbunden.
Wir brauchen, in Anlehnung an das deutsche Reinheitsgebot
beim Bier, gewissermaßen ein ökologisches Reinheitsgebot bei Biogas.
Dieses muss vor allem gegen den zu erwartenden Widerstand der Chemischen Industrie
durchgesetzt werden.
Der größere Widerstand allerdings, und damit
ist wahrscheinlich auch die schleppende Entwicklung zu einer umfangreichen Biogaskultur
zu erklären, kommt von den Energiekonzernen.
Weil sie mit einer weitgehend
dezentralen Energiewirtschaft durch Biogas ernsthafte Konkurrenz bekämen,
tun ihre Lobbyisten in den Regierungsapparaten alles, um eine nachhaltige Energieversorgung
durch Biogas zu verschleppen.
09.04.08
Kennen
Sie den Eckrentner? Es ist nicht der Rentner an der Ecke oder in der Eckkneipe,
oder gar der, den man in die Ecke gestellt hat.
Der Eckrentner ist ein virtueller
Rentner, ein Idealbeispielrentner, der genau 65 Jahre alt ist, auf den Tag genau
45 Jahre lang gearbeitet hat und in dieser Zeit ununterbrochen seine Beiträge
in die Rentenversicherung eingezahlt hat. Während seines Arbeitslebens hat
er immer genau den Durchschnittslohn bekommen und erhält jetzt (genaugenommen
am 1. Juli 2004) eine monatliche Rente in Höhe von 1.175,85 Euro in West-
und 1.033,65 Euro in Ostdeutschland.
Damit
dieser Rentner auch brav CDU oder SPD wählt, bekommt er von diesen, da sie
ja gerade an der Regierung sind, ab Mitte des Jahres 13,05 Euro mehr pro Monat.
Dieses wurde gestern wider alle Vernunft beschlossen.
Eigentlich ist das
Geld für die Erhöhung gar nicht da. Es muss entweder über neue
Schulden finanziert oder von den Nochnichtrentnern zusätzlich erwirtschaftet
werden. Um dieses einzuschränken, um also sicher zu stellen, dass die Rentenerhöhungen
die Rentenkasse nicht überstrapazieren, wurde vor Jahren der Riesterfaktor
eingeführt. Dieser sollte garantieren, dass die Renten von den Arbeitenden
auch bezahlt werden können.
Nach ihm wäre nur eine Erhöhung
um 0,46 % verkraftbar. Doch der Riesterfaktor wurde einfach mal ausgesetzt, weil
die Rentner sonst, angestachelt von Opposition und den Rentnerlobbys, bei der
nächsten Wahl sehr sauer sein könnten.
Die beiden fehlenden, bremsenden
Stufen in der Berechnung sollen nun 2012 und 2013 nachgeholt werden. Gnade denen,
die dann an der Regierung sind, denn sie bekommen garantiert noch mehr Streit
mit den Rentnern.
Dazu kommt, dass der durchschnittliche Rentner drei Jahre
weniger in die Rentenkasse eingezahlt hat als der Eckrentner. Dieses verschlechtert
die Rechnung abermals.
Noch
schwieriger zu finanzieren ist der Pensionär, also ein früherer
Beamter. Für ihn gibt es keine Eckdaten, er wird einfach so nach einem üblichen
Automatismus befördert und in den Pensionsberechtigungen nach oben geschoben,
unabhängig davon, ob er tatsächlich voll gearbeitet hat.
Wie die
Gesellschaft in Zukunft einmal die Pension bezahlen soll, die der Pensionär
immer noch nach dem Schlüssel aus den fetten Jahren der Republik erwirbt,
steht noch mehr in den Sternen, als die Sache mit dem Eckrentner.
Hier sind
zur Frage "Wer soll das bezahlen?" aber keine Wahlkampfsorgen
ausschlaggebend. Die entscheidenden Politiker sind ja zu fast 40 % selbst Beamte,
also später Pensionäre, und in dieser Kaste beschränkt man sich
nicht freiwillig selbst.
Wie
die jetzige Rentenerhöhung zu bewerten ist, dazu gibt es ein breites, wenn
auch einseitiges Spektrum von Ansichten innerhalb der deutschen Parteien und Verbände.
Die Linkspartei beispielsweise, deren Wähler zu einem sehr großen
Anteil aus Rentnern bestehen, sieht hier zuallererst ein weiteres Feld, sich als
Partei der "sozialen Gerechtigkeit" zu profilieren.
Ihr geht die
Rentenerhöhung natürlich nicht weit genug. Um ihre Wählerschaft
bedienen zu können, schreckt sie vor einer Verschiebung der Finanzierung
in die Zukunft, oder anders ausgedrückt, vor einer weiteren Hypothek für
die nachfolgenden Generationen, nicht zurück. Hier harmoniert die Linke
fast vollständig mit den deutschen Sozialverbänden. Auch diese
haben nur das Wohl ihrer Klientel im Sinn.
Ob VdK-Präsident Hirrlinger,
der mit dem Krückstock, oder SoVD-Präsident Adolf Bauer, keinem scheint
es mit ihren sturen Forderungen nach Geld für Rentner klar zu sein, dass
die Situation, charakterisiert etwa durch Kaufkraftverluste und sonstige Einschränkungen
durch Preissteigerungen eben nicht von einem ungerechten Behandeln der Rentner
her resultiert, sondern vom allgemeinen Niedergang der Industriegesellschaft
und ihrer Grundlagen.
Die
wirkliche Lösung liegt jenseits aller momentan kursierender Ansichten.
Dass es dem Eckrentner immer schlechter geht, ist Realität. Viel wichtiger
aber ist zu sehen, dass es der ganzen Volkswirtschaft ebenso immer schlechter
geht. Unter diesem Aspekt erübrigt sich die Frage, wieso gerade für
die Rentner hier eine Ausnahme gemacht werden sollte.
Im Prinzip sollte der
sich ausbreitende Mangel endlich auf alle verteilt werden.
Wieso wehren
sich die Rentnerorganisationen nicht gegen die ungebremste Selbstbedienung der
Beamten am schwindenden Allgemeingut, wieso treten sie nicht für eine längst
überfällige Bezahlung und Pensionsansprüche nach Leistung
ein?
Wieso bekommt unsere Gesellschaft es nicht endlich hin, die Einkommen
der Unternehmensführer, vom Mittelstand an aufwärts, massiv zu beschränken?
Und wieso sind Rentner anscheinend unfähig zu erahnen, welche dramatische
Bürde sie den nachfolgenden Generationen hinterlassen, nicht nur mit ihren
überzogenen Geldforderungen, sondern auch mit den ökologischen und sozialen
Schäden, die sie selbst in ihrer aktiven Zeit im Arbeitsleben mit verursacht,
bzw. nicht verhindert haben.
Klar,
wer sich für die nachfolgenden Generationen einsetzt, zieht sich auch den
Zorn der Rentner zu.
Er wird gar von allen Profiteuren des herrschenden und
die Zukunft ausbeutenden Wirtschaftssystems gehasst. Aber er ist insgesamt und
langfristig betrachtet wenigstens glaubwürdig, glaubwürdiger als alle
üblichen Lobbyisten und deren Anhänger, wovon sich gegenwärtig
halt eben mal die Rentner zu echauffieren veranlasst sehen.
Zu wünschen
wäre, dass die Rentner sich die Situation ihrer Enkel und Urenkel einmal
ernsthaft vorstellen und berücksichtigen, dass sie selbst an dem noch kommendem
Debakel nicht unschuldig sind.
Zu wünschen wäre schließlich,
dass die Rentnergeneration sich ebenfalls für eine nachhaltige Ökonomie
einsetzten, wie für die Kategorische Marktwirtschaft. Sie täten damit
das Beste für die Sicherung eines qualitativen Mindeststandards, weniger
vielleicht für sich, so doch für die viel größere Zahl der
Rentner, die in Zukunft noch versorgt werden wollen.
08.04.08
Vor
4 Wochen (3. März) hatte ich dieses Thema schon einmal: Weltweit steigen
die Nahrungsmittelpreise unvermindert stark an, was besonders den ärmeren
Menschen auf diesem Planeten dramatisch zu schaffen macht.
In der Süddeutschen
Zeitung, bzw. in der Onlineausgabe, ist dazu ein neuer
Artikel zu lesen (inklusive mehrerer Links zum Thema).
Demnach gab
es vor ein paar Tagen in Ägypten, wo 40% der Bevölkerung unter der Armutsgrenze
leben (1,25 Dollar täglich), einen Aufstand hungriger Textilarbeiter. Die
Preise für Grundnahrungsmittel hatten sich in den letzten Monaten verdoppelt.
Die Regierung tat mit den Demonstranten das Übliche, und nahm die meisten
fest.
Auf den Philippinen droht eine magere Reisernte. Die Preise für
Reis könnten sich bald abermals verdoppeln. Die Regierung bestraft das Horten
von Reis sehr scharf und will nun auf dem Weltmarkt Reis einkaufen. Dadurch steigen
die globalen Preise weiter.
In Afrika sind 70 bis 80 % der Haushalte auf Lebensmittelimporte
angewiesen. Im Senegal ist das traditionelle Nahrungsmittel Fisch für normale
Leute mittlerweile unbezahlbar geworden.
In Pakistan müssen Lastwagen
mit Weizen und Mehl von zusätzlichen Paramilitärs bewacht werden. Malaysia
lässt Lebensmittel nur noch mit Sondergenehmigung aus dem Land.
Auch
in den Industrieländern wird die Nahrung teurer. In den USA treibt diese
Entwicklung mit die Inflation nach oben. In Italien gab es aus Protest über
Preissteigerungen einen Pastaboykott. In Deutschland stiegen die Preise für
Getreide, Futtermittel oder Milch seit Juni 2007 um 50 %.
Was
angesichts dieses Weltproblems Sorge bereitet, sind nicht nur die negativen Folgen
für andere gesellschaftliche Bereiche.
Im Senegal beispielsweise, droht
der magere Bildungsstandart zu kippen, weil Kinder von den Schulen genommen werden,
um arbeiten zu können. Überall auf der Welt nehmen die Konflikte um
Land und Wasser zu. Wo Gesetze herrschten, drohen diese vom Kampf gegen den Hunger
an die Wand gedrängt zu werden.
In Deutschland wird das
Unvermögen, Probleme im Zusammenhang zu betrachten, besonders bei den momentanen
Profiteuren der Entwicklung deutlich.
Die Getreidebauern freuen sich über einen Einkommenszuwachs von 12
%. Die Fleisch erzeugenden Bauern mussten sich mit 5 % Zuwachs begnügen.
Die herrschende Scheuklappenmentalität der meisten Bauern zeigt sich im Ausspruch
eines 90-Hektar-Bauern: "Nach einer langen Durststrecke können wir
heute optimistischer in die Zukunft blicken."
In welche Zukunft
will dieser Mann denn blicken? Wenn die wichtigsten Lebensvoraussetzungen
langsam aber sicher und weltweit zerfallen, wie kann er sich nur an seinem kurzfristigen
finanziellen Vorteil dabei laben?
Auch die deutschen Bauern werden eingeholt
werden und abermals verständnislos dreinblicken. So haben sie es ja jahrzehntelang
nicht anders fertig gebracht, haben ihrer ebenso kurzsichtigen Lobby geglaubt
und den konservativen Parteien, die sich ach so bauernfreundlich, aber streng
zukunftsunfähig geben.
Positiv
wird gar hingestellt, dass sich auch die Viehbauern auf eine höhere
Einkommenssteigerung in den nächsten Jahren freuen könnten. Was soll
man da noch sagen? Auf die EG-Subventionen könnten sie aber dennoch nicht
verzichten. Der 90-Hektar-Bauer: "Die Zeiten, in denen Schundpreise für
unsere Erzeugnisse gezahlt wurden, sind Gott sei Dank aber vorbei."
Nach den Schundpreisen durch eine entregionalisierte und industriealisierte
Landwirtschaft kommen unmittelbar die Mangelpreise durch eben diese
lebensfeindliche Art der Landwirtschaft. Da kann sich auch nur ein deutscher Konventionalbauer
freuen, heute freuen, denn morgen, wenn das für ihn ja so unberechenbare
eingetreten ist, wird er wieder schreien! Und abermals wird er seinen Bauernverband
wohl nicht als einen der wahren Schuldigen empfinden.
Besonders
ernst wird es, wenn wir sehen, dass die vorgeschlagenen Gegenrezepte mittel-
und langfristig betrachtet, allesamt kontraproduktiv sind.
Die Politiker und Fachleute, die sich gegenwärtig zum Äußern
von Alternativen berufen fühlen, sind lediglich fähig, den Teufel mit
dem Belzebub auszutreiben.
Laut dem Bericht der Süddeutschen sagt Daniel
Basse von der amerikanischen Unternehmensberatung AgResource: "Aber wenn
sich die Menschen so ernähren, dann brauchen wir zwei oder drei Globen, um
sie zu durchzufüttern."
Prima -, was nützt der Welt eine
solche Äußerung? Jahrzehntelang haben die Amerikaner geprasst, als
hätten wir noch 5 Planeten im Kofferraum (-frei nach Jane Fonda-), jetzt,
wo Inder und Chinesen sich auch einen Wohlstandsbauch anfressen wollen, merken
sie, dass dies nicht geht.
Und prompt folgt der GAU aus dem Kopf des US-Ideologen
Basse: "Wenn die Erträge durch die Gentechnik nicht bald erheblich
gesteigert werden können, dauert der Preisanstieg bei Lebensmitteln noch
mindestens zehn bis 15 Jahre".
Die Gentechnik solls also richten,
obwohl wir doch längst wissen, dass dies nicht funktioniert, dass die grüne
Gentechnik in der wilden und unübersichtlichen Praxis keine Ertragssteigerung
einbringt, außer in den Bilanzen der Patentinhaber. Hat Basse hier vielleicht
ein paar Aktienpakete?
Der
Teufelskreis ist mit den üblichen ökonomischen Rezepten nicht
mehr aufzuhalten. Mit dem Ölpreis steigen sowohl die Preise für Dünger
und Nahrungstransport, wie auch die Anreize zur Produktion von Bioenergie statt
Nahrung.
Die Weltbank setzt nur auf Geldspritzen und Gentechnik. Die Lösung
soll mit der Schädigung der Zukunftsmöglichkeiten und mit neuen Schulden
bei den ungefragten nachfolgenden Generationen erkauft werden.
Auch dieses
Rezept wird nach hinten losgehen.
Die wirkliche Lösung liegt im deutlichen
Weniger in Industrieländern: Zurückschrauben des Energieverbrauchs
auf 20 %, Stopp der Fleischproduktion, wenn diese nicht mit für Menschen
ungenießbarer Biomasse betrieben werden kann, Abkehr von der industrieabhängigen
Landwirtschaft, Verzicht auf Weltmarktprodukte um dort die Nachfrage nicht noch
mehr zu steigern, intensive Förderung globaler Regionalprojekte gestützt
auf lokale Ressourcen, usw., oder zusammenfassend gesagt: Abkehr von der Kapitalistischen
Subventionswirtschaft zu Gunsten der Kategorischen Marktwirtschaft.
07.04.08
Wieder
ein trüber Montag, sogar mit Schnee. Die Politik gibt heute kein Thema, welches
zu kommentieren wert wäre.
Die olympische Fackel ist unterwegs, und in
London hat es gestern Proteste gegen China gegeben. China ist empört, weil
der Geist der olympischen Spiele in den Schmutz gezogen würde. Ohhhch,
armes China. Heute sollen die Fackelläufer in Paris laufen. Vielleicht gibt
es auch dort Proteste.
China wird sich wohl beim Durchlaufen jeder westlichen
Stadt empören müssen. Der arme olympische Geist aber auch, dieses mal
soll er der chinesischen Diktatorenclique dazu dienen, brutale Realitäten
zu vertuschen.
Auch Gaddafi in Lybien hat jetzt 120 Sicherheitsfachleute
mehr. Diese bösen deutschen Ausbilder aber auch, die Regierung hat nichts
gewusst, Schröder nicht und natürlich auch Kanzlerkandidat Steinmeier
nicht. Da braucht man den olympischen Geist nicht so dringend wie in China, denn
schon jetzt ist klar: nichts Genaues wird heraus kommen.
Mugabe in Simbabwe
hat keinen olympischen Geist, nur deshalb sieht er nach der Wahl dort so schlecht
aus, oder nicht? Lassen wir doch die Fackel auch dort durchlaufen, vielleicht
versengt die Flamme dort Mugabes Machtstreben und erleuchtet die Opposition.
Lichtenberg
hat einmal gesagt: "Es ist unmöglich, die Fackel der Wahrheit
durch ein Gedränge zu tragen, ohne jemandem den Bart zu sengen."
Auch die Mönche in Tibet kämen dann nicht so gut weg. Zumindest könnte
der Schein der Fackel die vergangenen Herrschaftsstrukturen dort oben beleuchten,
die Diktatur des Lamaismus damals mit Leibeigenschaft, Hände abhacken und
Sippenmord. Gibt es heute nicht mehr, dass es dies einmal gab, kann die Fackel
auch beleuchten.
Zu der damaligen tibetischen Kultur und deren Zusammentreffen mit
dem chinesischen Konfuzianismus, gibt es heute auf Dradio einen
kritischen Beitrag
des Philosophen Ferdinand Fellmann. Da sieht auch der Dalai
Lama etwas gesengt aus.
06.04.08
Gestern
wurde hier einige Kritik geäußert an Zeitgenossen, die alljährlich
ab dem Frühjahr bis in den Herbst hinein mit ihren Motormähgeräten
enorm viel Lärm und Abgase verursachen. Um eine übersteigerte Vorstellung
davon zu bedienen, wie kurz eine Grasfläche auf dem Grundstück gehalten
werden muss, wiederholt sich das beliebte Ritual alle zwei Wochen.
Wenn es
einmal kein Benzin und keinen Strom mehr gäbe, würden diese Leute keinen
Grashalm mehr abgeschnitten bekommen.
Doch
es gibt auch Alternativen zum umweltbelastenden Mähen. Hier will
ich einmal schildern, mit welchen Mitteln bei uns das Gras geschnitten wird.
Für unterschiedliche Bereiche, vom kurzen Gras bis zur hohen Wiese,
bieten sich auch unterschiedliche Gerätschaften und Methoden an.
Um
kurzes Gras zu schneiden benutzen wir den Handrasenmäher.
Er ist schon viele Jahre alt, und stammt ursprünglich vom Sperrmüll.
Das Gestänge musste auch schon mal verstärkt und geschweißt werden,
aber dieses Ding kann Rasen mähen.
Allerdings erfordert es bestimmte
Bedingungen und ist nicht so universell einsetzbar, wie ein Motorrasenmäher.
Das Gras darf nicht zu lang und sollte nach einem Regen relativ abgetrocknet
sein. Die Schneidwirkung ist wie bei einer Schere, das Gras wird also eher abgeklemmt.
Weil dieser Mäher nicht mit der Wucht einer hohen Umdrehungszahl arbeitet,
versagt er, wenn zuviel Material zwischen die Scheren kommt. Man muss also öfter
mal Mähen, etwa 1 bis 2 mal in 14 Tagen und nicht warten, bis das Kraut zu
dicht ist.
Der Untergrund sollte keine Löcher oder grobe Unebenheiten
aufweisen, da sonst die Räder hineinrutschen und die Messer in die Erde mähen.
Dieses ist beim Motorrasenmäher aber ebenso.
Das Gerät muss auch
regelmäßig gewartet werden. Nach jedem Gebrauch sollte man es säubern,
also Gras und Erdreste mit Wasser und eventuell Bürste abspülen. Auch
sollte es schnell trocknen können um Korrosionserscheinungen minimal zu halten.
Gelegentlich, etwa ein bis zwei mal pro Saison, muss man die Einstellungen
des Gegenmessers überprüfen und nachstellen. Mit einer Feile empfiehlt
es sich, die Klemmkanten scharf zu halten, weil dann dadurch dichteres Gras mit
weniger Kraftaufwand geschnitten werden kann. Ab und zu muss man auch mal die
Antriebsmechanik in den Rädern säubern. Diese lassen sich leicht abzumontieren,
um dahinter Gras und Erde entfernen zu können.
Hält
man bestimmte Regeln ein, lässt sich eine Rasenfläche mit diesem umweltfreundlichen
Gerät genauso sauber und kurz halten, wie mit einem Motorrasenmäher.
Sehr wichtig dabei:
Die Bedienung dieses Gerätes erfordert
schon einen gewissen körperlichen Einsatz. Anders als beim gemütlichen
Vorsichher-Schieben eines Motorgeräts oder gar beim bewegungsarmen Mitfahren
auf dem Aufsitzmäher, muss hier immer ein gleichmäßiger Druck
ausgeübt werden, ähnlich, als würde man einen mittelleichten Gegenstand
auf einer Schubkarre den Berg hochschieben. An Stellen mit etwas dichterem Graswuchs
muss auch mit etwas Schwung gearbeitet werden, oder man muss den Mäher öfter
vor und zurück über eine Stelle am Boden schieben.
Beachten muss
man auch die Richtung, wohin die rotierenden Messerschienen das abgetrennte Gras
werfen. Landet es dort, wo noch nicht gemäht wurde, hat man dann mehr Material
zwischen den Scheren. Günstig ist, bei leichtem Wind den Effekt zu nutzen,
dass das Gras auf der fertig gemähten Seite des Geräts landet.
Manchmal jedoch
passiert es, dass wenig Zeit war, zu lange mit dem Mähen gewartet wurde und
das Gras so dicht gewachsen ist, dass es der Handrasenmäher nicht mehr abbekommt.
Beim Schieben bleibt er ständig stehen, weil die Scherenmesser sich sofort
verstopfen.
Dann kommt ein anderes wichtiges Mähgerät zum
Einsatz welches sich, abgesehen mal von den letzten Jahrzehnten, seit Jahrhunderten
überall auf der Welt bewährt hat: Die Sense.
Mit der Sense kann
man auch nasses Gras schneiden. Man kann auch sehr kurz und sauber schneiden,
was aber einige Übung erfordert. Die Länge des Bewuchses ist nicht wichtig,
weil die Sense kurz über dem Boden abtrennt.
Wenn der Handrasenmäher
überfordert ist, nimmt man den größten Teil des Bewuchses einer
Rasenfläche zunächst mit der Sense weg, zieht diesen mit einem Rechen
zusammen und kann dann mit dem Handrasenmäher eine gleichmäßige
grüne Fläche hin bekommen.
Die Sense ist auch sehr gut für
andere Einsatzgebiete geeignet. Im Prinzip mäht sie überall dort sehr
gut, wo heutzutage nur noch die Motorsensen zum Einsatz kommen. Mit der Sense
ist man meist sogar noch schneller als mit dem stinkenden Lärmgerät,
vorausgesetzt man ist kein Anfänger.
Auch eine Sense muss gepflegt werden.
Nach jedem Einsatz sollten in der Regentonne Gras und Erdreste abgespült
werden. Man muss sie stets trocken aufbewahren, damit sie keinen Rost ansetzt,
eben wie auch bei Motorsensen.
Zum Schärfen braucht man zweierlei.
Zunächst ist natürlich ein guter Wetzstein unentbehrlich, aber
hin und wieder muss die Schneide des Sensenblatts gedengelt werden, damit
das Wetzen mit dem Stein auch eine länger stehende Schärfe erzeugen
kann.
Dengeln eines Sensenblatts ist im Prinzip nichts anderes, als die vorderen
5 Millimeter des Blattes mittels Hammerschlägen kalt zu schmieden.
Zum
Dengeln braucht man einen Dengelstock.
Mein Dengelstock
besteht aus einem Rundholzklotz, in welchem der Kopf eines 1-Kilo-Hammers fest
eingelassen ist. Die Finne oben ist etwa 5 Millimeter breit und ganz schwach gewölbt.
Um das Blatt aus
dem Sensenbaum zu bekommen, braucht man einen Vierkantschlüssel, hier ein
gekaufter und ein selbst gemachter. Zum Dengeln isr ein normaler 300-Gramm-Hammer
gut geeignet.
Das Dengeln selbst ist eine Kunst für sich.
Hier
kann ich es unmöglich beschreiben, ich müsste es in Form eines Kurses
zeigen. Soviel sei gesagt: Dengeln heißt im Prinzip, eine etwa 4 Millimeter
breite Zone an der Vorderkante des Sensenblatts durch gezielte Hammerschläge
so dünn zu bekommen, dass hinterher mit wenigen Schwüngen des Wetzsteins
eine rasiermesserscharfe Schneide entstehen kann, die zudem auch eine gewisse
Zeit stehen bleibt. Das Metall darf dabei nicht wellig werden und keine Risse
bekommen.
Das Dengeln gehört untrennbar zum Gebrauch einer Sense dazu.
Es kann nicht durch Abschleifen an der Schleifmaschine ersetzt werden, was heute
viele Sensenwillige ohne Dengelerfahrung versuchen.
Mit
Handmäher und Sense, und mit etwas weniger Ansprüchen an das Mähergebnis,
lässt sich überall ein Motorgerät ersetzen.
Würden
diese Fertigkeiten wieder in Mode kommen und in Kursen geleert werden, könnte
in Deutschland der Ausstoß von enorm vielen Abgasen eingespart
und genau soviel Lärm erspart werden.
Und: Wer ohne Motor mäht,
hat viel mehr Bewegung, treibt in gewissen Umfang Sport dabei
und verbrennt überflüssige Kalorien sehr effektiv. Das absurde Verhalten
vieler Rasenbesitzer, die erst mit Aufsitzmäher fast unbeweglich ihre 500
qm rasieren und anschließend eine Stunde joggen gehen, könnte so überflüssig
werden.
Schließlich: Auch der Natur bei den Siedlungen käme
eine andere Mähweise zu gute. Ganz einfach weil es zu mühsam
wäre, eine große Wiese von Hand zu mähen, würden Ecken davon
ungemäht stehen bleiben und vielen Tieren als Behausung und Futterplatz dienen.
05.03.08
Von
Colsky:
Eine
Spezies in Deutschland, die in den letzten Monaten Winterschlaf
gehalten hat, beginnt seit gestern zu erwachen.
Schuld ist der Kalender
und auch der Wetterbericht gestern: am Nachmittag war es noch freundlich und trocken,
ab heute ist wieder Niederschlag angesagt. Also wurde der gestrige Nachmittag
reich genutzt, um die ersten Aktivitäten für das beginnende Jahr zu
zeigen.
Zu allererst
bekommt man diese Spezies zu hören. Nichtsahnend geht man am Mittag durch
den Garten und vernimmt aus Norden ein deutliches Röhren.
Sofort weiß
man, dieses Exemplar ist mit einem 40 ccm Zweitaktmotor ausgestattet, der offensichtlich
über eine hohle Stange eine Plastikfadenrolle unten am Boden antreibt. Wahrscheinlich
hat der Auspuff über die Zeit des Winterschlafs etwas gelitten und ein Löchlein
bekommen. Die Funktion ist dadurch aber keineswegs eingeschränkt. Der "Freischneider"
kann trotzdem benutzt werden.
Geht man dann neugierig zur Straße und
schaut nach schräg gegenüber, erkennt man den einen Nachbarn, ausgestattet
mit Schutzbrille und Kunststoffschalen über die Ohren, in Fachkreisen auch
Micky-Maus genannt, wie er mit seiner Motorsense, den kreischenden Zylinder direkt
hinter dem Schädel, versucht, möglichst weit unter der Buschreihe die
ersten vorwitzigen Grashalme zu erwischen.
Der Nachbar auf der anderen
Seite betreibt am liebsten seinem Aufsitzmäher. Gestern konnte er seiner
2000 qm großen Wiese hinter der Scheune nicht erlauben, mehr als 7 Zentimeter
Gras aus dem Boden zu schieben.
Um das Event abzurunden nimmt er seinen vierjährigen
Enkel vor sich auf den Schoß und fährt mit ihm zusammen seine enger
werdenden Runden. Der Enkel hat sichtlich Spaß dabei und fragt seinen Opa
schon mal nach dem Brumbrum.
Der Nachbar straßenaufwärts
ist ebenfalls gut ausgestattet. Er besitzt einen 5 PS-Mulchmäher, mit dem
sich auch etwas längeres Gras in Facon bringen lässt und fein verteilt
liegen bleibt. Produktbeschreibung:" Durch die besondere Gehäuseform
wird das Mähgut nicht nur abgetrennt, sondern wiederholt in die kräftigen
Messer geführt, bis es fein zerkleinert ist."
Fein zerkleinert
werden auch Blindschleichen und anderes Kleingetier. Dieser Nachbar allerdings
schafft es nicht so recht, den richtigen Mähzeitpunkt zu erwischen, weshalb
der dann zu dichte Filz seiner Wiese der Maschine arg zu schaffen macht.
Akustisch ist dies daran zu erkennen, dass nach einigen Minuten hochtouriger Fahrt
plötzlich Stille herrscht. Manchmal, und dies ist überhaupt nicht zu
überhören, findet er auch einige der Steine, die auf seinem Grundstück
herumliegen.
Ich habe aufgehört, mir die Frage zu stellen, wieso er
diesen Schutt unter dem Gras nicht einmal vollständig einsammelt, um nicht
in jedem Jahr die einzelnen Brocken beim Mähen wieder zu entdecken.
Der Mulchmäher zeigt die exakte Fundstelle zuverlässig an. Nach einigen
Minuten heulenden Mulchgemähes tut es plötzlich einen lauten Schlag
durch das Tal und es herrscht Stille. Sodann wird der Motor wieder angeworfen
und es geht so weiter. Dass dies die Maschine aushält, bis heute?
Ein weiterer Nachbar benutzt einen Rasenmäher der klassischen Form, nur recht
groß und mit grüner Grasfangbox. Alle paar Minuten hört man ein
Klackern, wenn er anhält und die Box zur Seite hin leert.
Der erste
Nachbar, der mit dem Enkel auf dem Sitz, fährt den Fangboxinhalt seines Aufsitzmähers
auf einen großen Haufen. Dieser Haufen wird aber nicht zum Kompostieren
aufgesetzt und mit dem Humus dann das Gemüse gedüngt, sondern er wird
weggefahren und zum Düngen Mineraldünger im Landhandel gekauft.
Dann gibt es noch östlich einen weiteren Aufsitzmäherfahrer. Dieser
scheint am liebsten an windstillen Tagen zu mähen. Öfters schon ist
es vorgekommen, dass nach zwei Stunden, nur von Nachtankphasen unterbrochenem
gleichförmigen Getöse, das Tal mit einem feinen Schleier weißgrauem
Dunstes belegt ist, süßlich streng nach halbverbrannten Kohlenwasserstoffen
riechend. Da hält man sich lieber im Haus auf und wartet, bis ein feines
Lüftchen kommt und dei Abgase in andere Schichten weht.
Und nicht
vergessen darf ich die zehn Parteien meiner Mitbürger, die an der Bach entlang
ihre Gärten betreiben. Allmählich kommen dort jetzt, neben Motorsensen
auch die berüchtigten Motorhacken zum Einsatz.
Die Zweitaktgeräte
sind noch in der Überzahl, sind sie doch leicht an dem typischen gusseisernen
Geröhre und an der mächtigen weißen Qualmwolke zu erkennen. Die
armen Leute schleppen sich schwer atmend und offenbar unwillig gezogen wie ein
störrischer Hund an der Leine, hinter dem wild die Grundschollen zerschlagenden
Messerwerk her.
Ob ihnen die halb- oder unverbrannten Benzin- und Öltröpfchen
in ihrer Atemluft einen besonderen Kick verschaffen, kann ich nicht sagen.
Interessant
fände ich es, einmal auszurechnen, was alleine in unserer 500-Seelen-Gemeinde
alljährlich an Treibstoff durch die Motoren gejagt wird, nur um das Gras
auf gewünschter Höhe zu halten. Und dann erst hochgerechnet auf die
gesamte Republik?
Dabei hat ja jeder so seine eigenen Schnittvorstellungen.
Ja diese Vorstellungen werden im Prinzip erst von den technischen Möglichkeiten
geformt. Was die neueste Mähtechnik an Ergebnissen zu bringen in der Lage
ist, wird bei vielen Leuten mit übersteigertem Ordnungssinn gegenüber
wild wachsender Pflanzen ums Haus, schnell zum Standart. - "Schau mal wie
sauber es beim Nachbarn auf der Wiese ist, so wollen wir es auch haben, - auch
haben, - auch haben!"-
Keiner dieser Leute scheint sich über
die Auswirkungen ihrer pathologischen Gras-Ab-Bemühungen Gedanken zu machen,
oder soll ich annehmen, sie fahren auf dem Allradmäher mit schlechtem Gewissen
durch die Gegend?
Wie viel fossile Treibstoffe werden hier Jahr für
Jahr teilverbrannt in die Atmosphäre gepustet, nur um einen krankhaften Furz,
einen umweltschädigenden Ordnungstick zu bedienen?
Alle scheinen
zu meinen, weil es alle tun, sei dies schon in Ordnung.
Ob der Ausstoß
von Abgasen oder die Erzeugung von Lärm, keiner dieser Strategen im Freizeitanzug
scheint auch nur die Spur einer Sorge zu haben, dass er andere regelmäßig
erheblich belästigt.
So wird auch in diesem Bereich das Fatale und
Ungehörige zur Normalität, eben weil die Technik es erlaubt und der
Staat keinerlei Einschränkungen zum Schutz Unbeteiligter vorsieht.
Oder
gab es schon mal einen Politiker, der die gigantische Lärmbelästigung
für Dritte und die Belastung der nachfolgenden Generationen durch die Abgase
von Mähmaschinen zum Thema gemacht hätte?
Nach den Rauchern will
man doch nicht einen weiteren großen Wählerstamm, die der Schweigenden
und Mähenden, der Braven und ansonsten Stillen nicht verärgern.
Morgen
will ich etwas über umweltfreundliches Mähen schreiben.
04.03.08
US-Präsident
Bush hat sich noch einmal durchgesetzt. Die Radaranlage für ein
Raketenabwehrsystem in Europa soll in Tschechien gebaut werden.
Immer
noch findet der amerikanische Kriegstreiber weltweit andere Politiker,
die so naiv sind, um auf seine Lügenketten zu Gunsten der amerikanische
Radar- und Raketenindustrie hereinzufallen. Condoleezza Rice hat erfolgreich ihren
tschechischen Kollegen Schwarzenberg bequatscht.
Die tschechischen Staatsbeamten,
seit dem Fall des eisernen Vorhangs unfähig, zu einem eigenen Profil zu kommen,
scheinen froh zu sein, vom großen Bruder so berücksichtigt zu werden.
Man ist erinnert an den zuneigungssüchtigen Jugendlichen, der nach Verweigerung
von Liebe, Verständnis und Anerkennung, sich nun auch mit der Erlaubnis zufrieden
gibt, die Stiefel seiner angebetenen Autoritätsperson lecken zu dürfen.
Absolut entwürdigend, was die tschechische Regierung sich da erlaubt,
und vor allem, auch die eigene Bevölkerung wird einfach übergangen.
Am Mittwoch war auf Dradio eine kurze Reportage über den Widerstand
der tschechischen Gemeinden zu hören, in deren Nähe die Radarstation
errichtet werden soll. Alle Bürgermeister der Gegend lehnen die Pläne
entschieden ab. Auch die Bevölkerung ist zu 99 % dagegen. Von allen Tschechen
sagen immerhin noch zwei Drittel nein zu den Plänen von Bush und seinen tschechischen
Kollegen.
In der betroffenen Region verlangt man eine Volksabstimmung zu
dem Thema. Verschiedene Gründe gegen die Militärstation werden von der
Bevölkerung angeführt.
Viele wollen keine fremden Soldaten mehr
in der Gegend haben. Nach Jahrzehnten der sowjetischen Besatzung und als militärischer
Sperrbezirk, ist man sehr empfindlich gegenüber fest stationierter Soldaten
vor der Haustür. Die Leute fürchten, ein Ziel für Terroristen zu
werden.
Es behagt ihnen absolut nicht, dass jetzt eventuell russische Raketen
auf Tschechien ausgerichtet werden. Sehr große Angst hat man davor, krank
zu werden. Das Internet bietet den Bürgermeistern die Möglichkeit, sich
über die mögliche Belastung durch Radarstrahlen zu informieren.
Die Amerikaner schreiben dort selbst in einer Tabelle, dass das Radar noch in
einer Entfernung von 36 km schädlich ist. Dieser Wert betrifft eine Basis
in Norddakota, während die Basis in Tschechien eine deutlich höhere
Leistung haben soll. Die Menschen wissen sehr genau, dass ihr Premierminister
sie diesbezüglich glatt belügt.
Die Regierung redet mit den
betroffenen Menschen in der Region nicht, sie verspottet sie eher als Dörfler,
die in Regierungsentscheidungen nicht reinzureden haben.
Eines
haben die Tschechischen Politiker schon begriffen: Will man zu der angeblich demokratischen
Weststaatengemeinschaft gehören, darf man es mit der Wahrheit, mit den Grundrechten
und der Demokratie nicht so ernst nehmen.
Bleibt schließlich die
Frage übrig, wieso im Prinzip alle ehemaligen Ostblockstaaten solche Lügner,
ökonomische Dilettanten und militärische Opportunisten in die Staatsämter
wählen, bzw. wieso dort nichts besseres, nichts Eigenständiges, unparteiisches
oder vorausschauendes an Volksvertretern an die politische Macht gelangen kann.
Die Gründe werden ähnlich wie hierzulande sein, man hat keine Vorstellung
von möglichen Alternativen zu militärischer Blockpolitik und kapitalistischer
Subventionswirtschaft. Also nimmt man beides an, notgedrungen und mit Bauchweh,
und hat tagtäglich viel damit zu tun, den vielfältig ausgelösten
Niedergang der Gesellschaft zu verdrängen.
Im Osten ist nur die Sucht
nach quantitativem Wohlstand größer, den man jahrzehntelang nur wie
hinter der Glasscheibe betrachten konnte und ihn jetzt ergreifen will, und dieses
macht blind angesichts der existentiellen Notwendigkeit, nach etwas besserem zu
suchen.
03.03.08
Umweltminister
Gabriel hat sein Vorhaben, dem Normal- und Superbenzin Biokraftstoffe beizumischen,
relativiert. Wenn mehr als 1 Million Fahrzeuge diese Beimischung nicht
vertragen würden und das teurere Superplus tanken müssen, will er das
Vorhaben abblasen. Damit ist die Erhöhung der Beimischung von 5 % auf 10
% vom Tisch.
Über die zweifelhafte Wirkung einer Beimischung von Bioethanol
zum Erdölsprit und die Gefahr für die weltweite Versorgung mit Nahrungsmitteln,
handelte schon der Blogbeitrag
vom 21. Februar 2008.
Die jetzige Entscheidung ist also eigentlich zu begrüßen,
aber was soll man von den Erklärungen aus dem Umweltministerium halten?
Von
dort bekundet man, wegen sozialer und wirtschaftlicher Folgen wolle man
die Verordnung nicht in Kraft treten lassen.
Ja was denn jetzt? Erst verkündet
man die Biospritaktion als notwendigen Beitrag zum Klimaschutz, dann aber bläst
man alles ab, weil zu viele Autofahrer mehr zahlen müssten. Je mehr Klimaschutz
wir jetzt unterlassen, desto teurer kommen uns die Klimafolgen in den nächsten
Jahren.
Es geht hier also wieder nur um Wahlkampf und Scheinpolitik.
Um die gegenwärtige Wählerschaft nicht allzu sehr zu verärgern,
lässt man lieber die nachfolgenden Generationen zahlen. Glaubt man denn,
Klimaschutz, bzw. die Maßnahmen zur Verringerung des CO2-Ausstoßes
bekäme man zum Discountpreis?
Oder die andere Frage, wieso weiß
das Umweltministerium nicht, wie es mit der Verträglichkeit der Fahrzeuge
in Deutschland beim tanken von Ethanol denn aussieht? Wieso kennt man hier keine
Details und keine Zahlen und prescht blind in ein Dornengestrüpp? Wenn der
ADAC von drei Millionen benachteiligten Fahrzeugen spricht, der Verband der Automobilindustrie
aber nur von 375.000, wie will das Umweltministerium denn die realistische Zahl
ermitteln?
Wie soll denn nun der schlechte Eindruck wieder entkräftet
werden, bei der ganzen Geschichte hätte es sich doch nur wieder um einen
vorschnellen Aktionismus der Zuständigen Behörde gehandelt, lediglich
dazu gedacht, ein Handeln gegen das Klimaproblem vorzutäuschen?
Viele
Autofahrer in Deutschland mitsamt ihren Lobbyorganisationen, werden aufatmen.
Sie, deren Verstand mit dem Gaspedal ihres Fahrzeugs fest verwachsen ist, und
die schon früher mal, gelegentlich gar mit Aufklebern, betonten, ihr Auto
würde auch ohne Wald fahren, denken im Stillen, ihr Auto fährt auch
bei abschmelzenden Gletschern, extremem Wetter, Sturm, Starkregen und Trockenheit.
Umweltpolitisch
war der Vorschlag von Gabriel immer schon eine Missgeburt. Biokraftstoffe
haben nur in sehr engen Grenzen eine Berechtigung. Sie sind keineswegs geeignet,
das Klimaproblem zu entschärfen, weil für Produktion und Transport von
Ethanol und Biodiesel enorm viel Energie aufgewendet werden muss, vor allem aber,
weil man das weltweite Ernährungsproblem dramatisch verschärft.
Einen besseren Vorschlag hat Gabriels Behörde aber nicht zu bieten. Man ist
dort lediglich auf einen Austausch des Treibstoffs für den Wohlstands- und
Wachstumsmotor unserer Gesellschaft fixiert, nicht aber auf ein deutliches Zurückfahren
und auf teilweisen Verzicht auf die Arbeit dieses Motors.
Hier
liegt das eigentliche Problem. Nur mit Verzicht ist das Klimaproblem in den
Griff zu bekommen und nicht mit einer Verlagerung von fossilen auf Biotreibstoffe.
Immerhin zeigt die Aktion Gabriels, wie sehr das Umweltministerium dilettantisch
durchsetzt ist, wie sehr man von echtem Klimaschutz entfernt ist und wie unbeweglich
die Repräsentanten des herrschenden Wirtschaftssystems in Sachen -Schutz
der natürlichen Lebensgrundlagen- tatsächlich sind.
Mit einer Umklammerung
vorgegebener Sachzwänge, Unterwürfigkeit gegenüber einflussreichen
Scheuklappenträger aus den Autoverbänden und strikter Berührungsangst
vor Perspektiven nach blankem Verzicht von Emissionen, ist keine Klimapolitik
zu machen. Schade um die Bezüge, die Umweltpolitiker für ihre ärmlichen
Darbietungen kassieren.
02.04.08
Ein
Freund von mir, ebenfalls Mitglied im Verein Zukunftslobby, war letzte Woche in
Irland. Irland, die grüne Insel mit teils felsigem, teils sumpfigem
Untergrund, vielen Schafen und wilden Mauern, kargem Gehölz und bescheidenen,
Guinness trinkenden Einwohnern, so das gängige Klischee.
Mittlerweile
aber sieht Irland anders aus, nicht auf den ersten Blick. Man muss seinen
Touristenblick etwas ausweiten und die vielen modernen Details aneinander reihen.
Hinter Fassaden, in den Häuserzeilen, in den Gräben der Wiesen und Wege
oder auf den Straßen zeigt sich ein verändertes Irland.
Irland,
das Wirtschaftswunderland, so hieß es bis vor einigen Jahren. Auch
wenn keine Ernüchterungsmeldung verbreitet wurde, ist Ernüchterung dabei,
dort einzuziehen.
Irland ist immer noch arm. Die Häuser in den
Regionen sind entweder schäbig oder modernistisch aufgeblasen. Die neu gemachten
Straßen fahren sich wie Feldwege, offenbar wurden die Straßenbauer
nur schlecht bezahlt, nur für den schönen Schein, dass sie sich rächen
mussten mit schlechter Arbeit.
Die Iren verschulden sich wie nie zuvor. Hauptsache
ein neues Auto steht vor der Tür, eines aus Deutschland oder Japan. Strahlend
hebt es sich vom brückelnden Putz des Hauses ab, vor dem es geparkt wurde.
Isolierglasfenster scheinen hier unbekannt zu sein, genauso wie andere Methoden
der Wärmedämmung. Die Dachüberstände der Gebäude sind
sehr viel schmaler, als in unseren Breiten, oftmals beschränkt sich dies
auf die Regenrinne. Die Wände werden permanent durchnässt, zumindest
auf der Windseite.
Früher hat man auf breite Dachüberstände
in windreichen Gebieten verzichtet, heute sollte dieses konstruktiv kein Problem
mehr sein. Doch bis zu Irlands neuen Einfamilienhäusern hat sich dieser einfache
Schutz der Bausubstanz noch nicht herumgesprochen. So wird eben geheizt was die
Öfen hergeben.
Irland wird mehr und mehr vermüllt.
Überall finden sich in Gräben, Senken und im Gestrüpp Mengen von
Abfall, meist Verpackungsmüll, leere Getränkebehältnisse und Plastik,
aber auch Elektronikgeräte, Autowracks und ganze Boote, die langsam vor der
Witterung kapitulieren und ihre giftigen Substanzen an den Boden abgeben.
Kein Dosenpfand, ja nicht mal ein minimaler Standart zur Mülltrennung existiert
in Irland. Und weil die Einwohner auch keine Ahnung über die Folgen ihres
Tuns zu haben scheinen, wird aus der grünen Insel bald die mit allerlei Wohlstandsresten
betupfte Insel werden.
Um ihre Bevölkerung vor dem Alkoholismus zu schützen,
hat die Regierung alkoholische Getränke arg verteuert. Für das allerbilligste
Bier zahlt man im Geschäft 1,25 Euro für die Halbliterdose. Normal sind
zwischen zwei und drei Euro. In den Pubs wird man arm, wenn man nur Bier trinken
will.
Gegen die Müllflut dagegen fällt den Iren keine ebenso drastische
Maßnahme ein.
In
Irland hat man vor etlichen Jahren die Weichen für einen wirtschaftlichen
Aufschwung gestellt, aber eben nur nach dem altbekannten Muster und ohne irgendeine
Berücksichtigung langfristiger Folgen.
Mit niedrigen Steuersätzen,
Deregulierung und mit Verzicht auf Umweltauflagen wurden ausländische Firmen
zur Ansiedlung ermuntert.
Jahrelang wurde die Insel als Vorzeigeobjekt in
Sachen Wirtschaftswachstum gehandelt. Wachstumsgedopte Politiker, profitorientierte
Unternehmer und neurotische Ökonomen, das allgegenwärtige Dreigestirn
der modernen Pest, wurden nicht müde, die einseitigen statistischen Wohltaten
als Segen ihrer fatalen Ideologie zu preisen.
Langsam wird es still um Irland.
Der Profit ist weitergezogen, die Insel bald abgegrast, neue Länder im Osten,
naiv und gutgläubig genug um erfolgreich untergraben zu werden, sind im Visier.
Ich erinnere mich noch an eine Seite einer Tageszeitung im letzten Jahr, wo oben
die Ausweitung der wirtschaftlichen Beziehungen mit Estland gefeiert wurden, Politiker
im feinen Zwirn, grinsend auf einem Foto, und direkt darunter ein anderer Artikel
über die dramatischen Folgen für Landschaft und Grundwasser in Estland
durch den großflächigen Abbau von Torf zu Exportzwecken.
Soll
das immer so weiter gehen? Zum Ausschlachten stehen nach den baltischen Staaten,
Rumänien und Bulgarien bereit. Auch dort finden sich Politiker, die mit unsinnigen
Versprechen und blödsinnigen Verheißungen die Bevölkerung zum
Abnicken bringen, zum Abnicken der Teilnahme an der Strohfeuersaga in Europa.
Eins nach dem anderen werden diese Länder regelrecht abgefackelt und
einem kurzzeitigen Profit geopfert. Den Zweiflern und Ungebildeten wird so bis
heute das scheinbare Funktionieren einer Wirtschaftsideologie vorgegaukelt, die
im Grunde, langfristig betrachtet, zu nichts anderem taugt, als unsere natürlichen
Lebensgrundlagen und vor allem die unserer Nachkommen für lange Zeit zu entwerten.
Reden wir nicht von Heuschrecken in Form großer globaler Konzerne
und Finanzfonds. Reden wir lieber über das Heuschreckenphänomen in
den Köpfen unserer eigenen Politiker und Unternehmensführer. Diese
Gefahr ist sehr viel präsenter und verhängnisvoller für unsere
Gesellschaft.
01.04.08
Viele
der heutigen Meldungen in meiner Tageszeitung auf Probeabo könnten auch Aprilscherze
sein.
Die öffentlichen Haushalte hätten 2007 erstmals seit 1969
wieder schwarze Zahlen geschrieben. Dank gestiegener Steuereinnahmen und nur gering
gestiegener Ausgaben ergebe sich ein Überschuss von 10,9 Milliarden Euro
für dass vergangene Jahr. Der Bund ist laut Statistischem Bundesamt dabei
in den Miesen geblieben, während Länder und Gemeinden besser abschnitten.
2006 gab es noch ein Minus von 18,7 Milliarden.
Insgesamt hat die öffentliche
Hand 301,4 Milliarden neue Schulden aufgenommen und gleichzeitig 292,7 Milliarden
getilgt.
Die Gesamtschulden erhöhten sich auf 1,499 Billionen Euro.
Gibt es denn ernsthaft einen Grund zu Jubeln? Wohl nur für Leute, die das
magische Wort "schwarze Zahlen" nicht in Beziehung zum sonstigen Stand
der Zahlen um Einnahmen und Schulden setzen. 2008 wird es wieder ganz anders aussehen.
Der Trend geht auch trotz eines mehrwertsteuergesponserten Jahres weiter bergab,
und nur dieser Trend ist für die Gesellschaft ausschlaggebend.
Die
Bahn versichert, in 2008 die Preise nicht erhöhen zu wollen. Nach großem
Wehklagen über die wahrscheinliche Verteuerung durch die Tarifergebnisse
für die Lokführer, ist selbst Mehdorn vom Gewinn der Bahn überrascht.
Das größte Argument der Bahnprivatisierer, die Bahn bräuchte "frisches
Geld von der Börse" ist damit auch entkräftet. Gleichzeitig erhöht
sich natürlich auch die Attraktivität für Investoren an einer Beteiligung
am Bahngeschäft.
Frankreichs
Sarkozy will sich nun auch mit einer neuen Natopolitik profilieren. Er sichert
ohne Not gleich mal ein paar Soldaten für Afghanistan zu, die in dem Bush-Krieg
verheizt werden können. Was wird dieser Irre noch alles anstellen?
Der
Mindestlohn ist nur für 7 Branchen mit weniger als 1,5 Millionen Beschäftigten
erstrebenswert. Nur diese haben bis gestern die Aufnahme ins Entsendegesetz beantragt,
um verbindliche Lohnuntergrenzen zu bekommen. Arbeitsminister Scholz spricht von
einem "gigantischen Erfolg", Pofalla, CDU-Generalsekretär von der
"Fatalsten Fehleinschätzung der SPD" in den letzten Jahren.
Alles
Klar? - April, April!