31.05.08
Auf der UN-Artenschutzkonferenz
in Bonn sind jetzt gegen Ende die Politiker aufgetreten. Kanzlerin
Merkel machte mit eifrigem, aber inhaltsleerem Gerede den Versuch,
die totale Ergebnislosigkeit der Konferenz noch abzuwenden. Wie
immer wurde etwas Geld für kleine Trostpflaster in Aussicht
gestellt.
Umweltminister Gabriel betrachtet die Konferenz als Erfolg. Dieses
kann er auch nur deshalb sehen, weil er die Tragweite dessen nicht
überblickt, was einen tatsächlich und nachhaltig funktionierenden
Schutz der Artenvielfalt erst ermöglichen würde.
Nicht ein nachgelagerter und sehr teurer Schutzkatalog, der zudem
an etlichen bürokratischen Knoten und unüberprüfbaren
Institutionen scheitern würde, wird hier gebraucht, sondern
allein die vorgelagerte Verhinderung jeglicher Schädigung durch
Umbau der ökonomischen Voraussetzungen muss auf den Weg gebracht
werden. Es dürfen sich überhaupt keine Begehrlichkeiten
auf die Naturschätze mehr regen, die Nutzung dieser Schätze
darf überhaupt keinen Profit mehr versprechen, - nur dann sind
diese Schätze auf Dauer geschützt.
So redet der Umweltminister
in den immer gleichen Phrasen, stellt eine perfekte Betroffenheit
zur Schau und lässt jede Idee zu einer grundlegenden Lösung
vermissen.
Mit einer warnungsvollen Rede
eröffnete Gabriel am Mittwoch das "High Level Segment".
So wird die Endphase der Bonner Konferenz genannt, in der sich die
Politiker zu Wort melden.
Nach ihm kam Kanzlerin Merkel, tat einerseits ebenso aufgeschreckt
angesichts des Artenschwunds, und ebenfalls routiniert zuversichtlich
angesichts der möglichen Balsamwirkung zugesagter Gelder. Die
deutschen Mittel für den internationalen Naturschutz sollen
innerhalb der kommenden Jahre um Milliardenbeträge aufgestockt
werden. (Presseerklärung
dazu)
Am Donnerstag
wurden die ersten
Ergebnisse einer neuen umfangreichen Studie über
die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schädigung von Ökosystemen
vorgestellt. Die Studie -Die Ökonomie von Ökosystemen
und der Biodiversität- (The Economics of Ecosystems and Biodiversity
TEEB) wurde von dem Ökonomen Pavan Sukhdev von
der Deutschen Bank präsentiert. Die Studie war von Bundesumweltminister
Sigmar Gabriel und EU-Umweltkommissar Stavros Dimas 2007 nach einer
Konferenz in Potsdam in Auftrag gegeben worden. Die vorläufigen
Ergebnisse sind Teil eines größeren Projekts, dessen
Abschlussbericht 2009 vorliegen soll.
Über die Umstände dieser Studie und wie umfangreich die
Untersuchungen waren, werde ich hier noch ausführlicher berichten.
Eine zweite Phase ist schon angelaufen, und bis 2009 sollen noch
differenziertere Ergebnisse auf dem Tisch liegen.
Lesenswert ist schon mal eine kurze
Hintergrundmeldung für die Presse. Als etwas überzogen
kann man die Einschätzung werten, der Verfasser Pavan Sukhdev
habe ein umfassendes und überzeugendes Geschäftsmodell
für die Erhaltung der biologischen Vielfalt vorgestellt.
Immerhin wird ein grundsätzlicher Zweifel an der kompletten
Dynamik der gegenwärtigen bestimmenden Ökonomie geäußert:
Nach Aussage von Pavan Sukhdev, Abteilungsdirektor bei der Deutschen
Bank, zeigt der Zwischenbericht, dass wir derzeit versuchen,
mit einem veralteten und fehlerhaften Wirtschaftskompass in unbekannten
und stürmischen Gewässern zu navigieren, und dass dies
unsere Fähigkeit, eine nachhaltige Wirtschaft im Einklang mit
der Natur zu schaffen, beeinträchtigt.
Prima Herr Sukhdev,
die Kategorische Marktwirtschaft böte hier den zuverlässigeren
Kompass an. Nur müssten wir den "veralteten und fehlerhaften"
Kompass, der uns auch über das Thema Artenschutz hinaus, nur
noch in die Irre führt, endlich konsequent über Bord werfen.
Mit zwei völlig unterschiedlich geeichten Richtungszeigern
ist eine zielgerichtete Navigation aussichtslos.
Bis dahin belustigen
wir uns zähneknirschend weiter mit Meldungen wie dieser: "Die
Europäische Kommission hat sich dazu verpflichtet, den Verlust
der Artenvielfalt in Europa bis 2010 aufzuhalten."
30.05.08
Auf Deutschlandradio
Kultur lief diese Woche ein Themenschwerpunkt Schule und Ausbildung.
Heute sind die berufsbildenden Schulen an der Reihe.
Seit Montag konnte man immer wieder sehr informative Berichte zum
Thema und etliche Interviews mit Fachleuten und anderen Betroffenen
hören.
Wie man es von Dradio kennt, wird das Feld sehr sorgfältig
beackert. Etliche strittige Aspekte zwischen dem Wunsch der Bildungspädagogik
und der Realität der Bildungspolitik wurden deutlich.
Positives am deutschen System wurde gut herausgestellt, aber auch
Defizite besprochen.
Die vielen Beiträge
zum Thema kann man auf dradio.de nachlesen, etwa in der Sparte Interviews,
politisches
Feuilleton und sonstigen Berichten.
29.05.08
Derzeit versuchen
die deutschen Milchbauern mit Hilfe eines Lieferboykotts
zu erreichen, dass ihnen von den Großmolkereien wieder ein
höherer Preis für ihr Produkt gezahlt wird. Etliche tausend
Bauern schütten ihr Melkgut in den Ausguss, weil sie meinen,
so die Aufkäufer durch Erzeugung eines Mangels an Milch unter
Druck setzen zu können.
Durch ein Überangebot auf dem Markt war der Literpreis stark
abgesunken, eigentlich ein logischer Vorgang in einer Marktwirtschaft.
Dieser Markt ist nicht mehr wie früher auf Regionen begrenzt,
sondern ebenfalls im Begriff globalisiert zu werden. Für die
Milchaufkäufer hat sich deshalb ein Vorteil entwickelt, der
die Aktion der Milchbauern jetzt schon absehbar im Sande verlaufen
lässt.
Ist die Solidarität in Frankreich beispielsweise auch groß,
es wird nichts nützen, weil andere europäische Milcherzeuger,
etwa aus Holland oder Polen die Lücke schnell füllen werden.
Die Großmolkereien brauchen nur die Lieferanten zu ändern.
Längst wird auch Milch, obwohl fast überall vor Ort erzeugbar,
über tausend Kilometer quer durch den Kontinent transportiert,
und wird auch bald aus Übersee kommen. Auch chinesische Milch
kann dann in unseren Kühlschränken landen.
Leider haben die
Milchbauern nicht begriffen, dass ihr Kampf aussichtslos
bleiben muss. Früher mag ein Lieferboykott hilfreich gewesen
sein. Wenn eine Molkerei keinen anderen Lieferanten bekommen konnte,
musste sie sich mit dem alten Milcherzeuger einigen. Diese Zeiten
sind vorbei und werden auch nicht wiederkehren, solange das gegenwärtig
herrschende ökonomische System beibehalten wird.
Völlig anders sähe die Sache aus, wenn alle ökologischen
Schäden, die bis zur Erzeugung der Milch verursacht wurden
und auch alle Schadkosten durch Transport und Verarbeitung bis ins
Geschäft, wo wir dann die Milch kaufen, vollständig in
den Preis des Liters Milch eingerechnet werden müssten.
Auf den Milchpreis würde sich dann deutlich auswirken, wie
stark der Milchbauer in seinem Betrieb Maschinen einsetzt und Agrarchemikalien
verwendet.
Zudem wäre die Entfernung von der Molkerei, welche die Milch
verarbeitet, ein bedeutender Faktor. Gütertransport heute,
auch der von Milch, ist mit erheblichem Ausstoß von CO2 und
anderen Abgasen verbunden. Zudem kommen etliche andere Nachteile,
die ebenfalls dem Warentransport anzulasten sind, wie Lärm,
Vergiftungen durch Reifen- und Bremsenabrieb, Landschaftszerstörung
durch Straßen und Schienen, die Produktion der Transportmittel,
usw., einfach alles, was auch nur entfernt mit dem Gütertransport,
hier dem Transport der Milch in Verbindung steht.
Würden solche
Faktoren in der Art zu wirtschaften berücksichtigt, wäre
die regional und biologisch erzeugte Milch für die Molkerei
auch die günstigste.
Der Transport schlüge derart zu Buche, dass sich sogar eine
Regionalisierung der Molkereibetriebe durchsetzen würde. Wie
früher gäbe es kleine und mittlere Molkereien in jedem
Landkreis, von wo dann auch die Geschäfte ihre Milchprodukte
beziehen würden.
Momentan, in der gegenwärtig herrschenden neoliberalistischen
Subventionswirtschaft, wird Milch durch Abwälzung
erheblicher Schadkosten auf die Allgemeinheit und die nachfolgenden
Generationen, künstlich verbilligt. Die mit der Bereitstellung
verursachten Schäden, zunächst nicht im Milchpreis enthalten,
kommen etwas später in Form von Umweltkosten auf uns zu, und
dieses nicht nur wahrscheinlich, sondern mit 100%iger Sicherheit.
Nur werden wir diese Kosten dann nicht mehr mit der Milch in Beziehung
setzen.
In der Kategorischen Marktwirtschaft, dem nachhaltigen ökonomischen
Modell von Zukunftslobby, wäre der Liter Milch etwas teurer
als derzeit. Wir könnten damit aber sicher sein, dass uns nicht
irgendwelche zuvor externalisierte Kosten noch ein gutes Stück
einholen werden.
28.05.08
In Leipzig
kommen heute Verkehrsminister aus 51 Staaten zum sogenannten Weltverkehrsforum
der OECD zusammen. Drei Tage lang will man über das Thema
Verkehr und Klimawandel diskutieren.
Nach einer Studie des Bundesverkehrsministeriums sollen bis
zum Jahr 2025 doppelt so viele LKWs auf deutschen Straßen
unterwegs sein, wie heute. Wie die Steigerung von 500.000 LKW
TÄGLICH auf dann 1 Million täglich verkraftet werden
soll, steht in den Sternen. Deutschland ist auf Grund seiner zentralen
Lage Haupttransitland in Europa.
In einem Interview
auf Deutschlandradio hat Bundesverkehrsminister Tiefensee
unfreiwillig deutlich gemacht, dass es noch viel schlimmer kommen
wird mit der Belastung der Bevölkerung durch das allgemeine
Verkehrsaufkommen. Vorab hat er vorgeschlagen, die Mautgebühren
in der Nacht zu senken, wie auch die Steuern für Firmen, die
verstärkt die Bahn zum Gütertransport nutzen.
Auf die Frage, wieso denn die Annahmen nach einem Zurückgehen
des LKW-Verkehrs so daneben liegen konnten und dieser eher drastisch
zunimmt, meint Tiefensee, niemand hätte geglaubt, dass die
internationale Verflechtung, insbesondere mit Asien, und das Wirtschaftswachstum
ein solches Ausmaß annehmen würde. So sei beispielsweise
die Prognose für den Anstieg des Containeraufkommens in Hamburg
aus 1999 völlig falsch gewesen. Der Wert, den man für
2015 annahm, ist bereits 2005 erreicht worden.
Auf die Frage, was genau Deutschland tun könne, um diesen Verkehr-
und Klimakollaps zu stoppen, antwortete er: Verkehrsvermeidung und
Verlagerung von Verkehr auf den Schienenweg. Dass hier ja auch in
den letzten Jahren nichts passiert sei, wollte Tiefensee nicht gelten
lassen.
Man habe die "Verteilung auf die Verkehrsträger halten
können". Abermals nehme man sich vor, den
Verkehr auf die Schiene zu verlagern. Derzeit habe man 117
Milliarden Tonnenkilometer auf der Schien, und um dieses erhöhen
zu können, brauche man mehr Lärmschutz für die Bürger,
man müsse "Güter- und Personenverkehr separieren
und Slots verdichten" und man wolle viel Geld investieren
"Nicht zuletzt auch aus dem Erlös der Teilprivatisierung
der Bahn".
Das Argument von Länderministern und Umweltschützern,
diese Ausweitung könne nicht funktionieren, weil das Schienennetz
dafür gar nicht ausgelegt sei, wollte Tiefensee nicht annehmen
und meinte, man könne "mit modernen Verkehrsleitsystemen
und Sicherheitssystemen die Schiene effizienter machen".
Das "Schlüsselwort" hier sei "Europien
Train Control System" ein internationaler Standart, zweitens
müsse man die Schienen weiter ausbauen, genauso wie Autobahnen
und Bundesstraßen.
Verkehrvermeidung hieße nicht, dass man den Ausbau stoppen
könne, man brauche mehr Geld für den Ausbau der Infrastruktur,
man müsse die Waren schnell und kostengünstig auf die
Schiene umschlagen, damit nicht mehr so viel auf den Straßen
unterwegs ist. So sollte es gelingen, meint der Verkehrsminister,
"den enormen Mengen Herr zu werden". Man brauche
die europäische Ausrichtung, damit der Verkehr an den Grenzen
nicht stockt.
Tiefensee meint, Deutschland sei trotz des misslungenen Klimaschutzpakets
Vorreiter im Klimaschutz, und ganz Europa müsse Vorreiter sein,
gegen die Bremser aus USA und Kanada. Kritik von dort, zuerst im
eigenen Lande etwas gegen die Klimagase zu tun, müsse man nicht
gelten lassen. Fortschrittlich findet Tiefensee die CO2-Steuer,
die momentan nach Hubraum und Schadstoffklasse berechnet würde,
er erinnerte daran, wie die Regierung die erneuerbaren Energieträger
im Verkehrsbereich einsetze, "wo weltweit Aufmerksamkeit"
sei, usw.
Man sei "ganz gut aufgestellt". Aber man müsse
noch nachlegen. Tiefensee: "Wir müssen weiter fortfahren,
die Antworten zu finden."
Oh Gott, kann
man da sagen.
Olle Kamellen und einfältiges Gerede, einschläfernde Fremdwortakrobatik,
Vertröstungen und Selbstbejublung.
Tiefensee bestätigt unmissverständlich die Feststellung
von Zukunftslobby, dass gesteigertes wirtschaftliches Wachstum untrennbar
zu gesteigerten Schäden an den natürlichen Lebensgrundlagen
führt.
Nur, er meint, mit zweifelhaften Maßnahmen dieses Problem
beheben zu können, was noch nie funktioniert hat und nur eine
weitere Verschleppung der einzig richtigen Lösung bewirkt.
Diese einzig richtige Konsequenz ist, wie wir von Zukunftslobby
meinen, eine Vermeidung von Verkehr und zwar tatsächlich
im Sinne von Vermeidung.
Jegliche Verlagerung auf die Schiene kann auch mit noch so exotisch
gewählten Schlagworten und Technikverbesserungen nicht gelingen.
Hier herrscht im Kopf von Tiefensee reinstes Wunschdenken. Offenbar
will er die Bahn für eventuelle Investoren interessant halten.
Auch die Verhandlung des Bundesverkehrministers mit 50 anderen Wunschdenkern
anderer Staaten, wird nur Spesen verschlingen und Abgase durch die
Anreisen erzeugen, sonst nichts.
Wie intensiv diese Herren auch am Problem vorbei reden, was wir
brauchen ist ein radikaler Rückgang von Gütertransporten
überhaupt.
Dafür brauchen wir einen Rückgang des gesamten Konsums
in Verbindung mit einer Regionalisierung möglichst jeglicher
Produktion.
Mit anderen Worten, die Bevölkerung muss weniger das kaufen
wollen, was einen hohen Transportaufwand nötig macht, und
sie muss mehr das kaufen wollen, was wenig Transport benötigt,
also direkt vor Ort hergestellt werden kann.
Hierzu allerdings brauchen wir völlig andere marktwirtschaftliche
Impulse, Impulse, die die Nachfrage nach solchen Gütern und
Dienstleistungen orientieren, die mit weitaus geringeren ökologischen
Schadkosten bereit gestellt werden können.
Dazu brauchen wir weit mehr als das, was Leute wie Tiefensee sich
vorzustellen bereit sind. Wir brauchen ein insgesamt nachhaltiges
Wirtschaftssystem, also auch im Verkehrsbereich: Wir brauchen die
Kategorische Marktwirtschaft.
27.05.08
Die Hochschulprofessorin
Gesine Schwan soll nun doch gegen Horst Köhler
antreten. Die SPD ist zuversichtlich, dass mit den Stimmen von Grünen
und Linkspartei der amtierende Bundespräsident gegen eine Präsidentin
ausgetauscht werden kann. Rein rechnerisch könnte dies funktionieren,
hat Schwan doch bei der letzten Wahl auch Stimmen aus dem Unionslager
bekommen.
Die Wahl Schwans wäre die erste gemeinsame politische Entscheidung
einer nicht bestehenden Koalition, ja einer von der SPD derzeit
noch strikt zurückgewiesenen Konstellation. Nunja, die Sozialdemokraten
sind so oft schon umgefallen, irgendwann werden sie auch mit der
Linken koalieren wollen, spätestens, wenn sie ansonsten in
die Opposition müssten.
Jetzt soll schon
mal Horst Köhler abgelöst werden, es gibt ja auch nichts
wichtigeres. Köhler hat nichts bewegt, aber auch nichts kaputt
gemacht.
Er konnte sich einen Flair von "der mischt sich ein, ist den
Regierenden gegenüber unbequem, mahnt Defizite für die
Menschen im Lande an," usw. aufbauen, und sich damit relativ
beliebt machen.
Tatsächlich blieb Köhler aber stets oberflächlich,
war nie ernsthafter Kritiker von herrschenden Strukturen, schon
gar nicht von ökonomischen Strukturen, die permanent unsere
Lebensgrundlagen schädigen. Dies wundert natürlich nicht,
Köhler ist eben ein reinrassiger Vertreter der herrschenden
kapitalistischen Subventionswirtschaft und blind für die fatalen
Folgen der von ihm bevorzugten Ordnung.
Kürzlich pflegte Köhler wieder seinen Ruf als Kritiker,
als er in einem Stern-Interview
die internationalen Finanzmärkte mit "Monstern" verglich.
Jetzt steht er im Kurs bei der Bevölkerung direkt neben Heuschrecken-Münte
in einer Reihe.
Er hat allerdings keinerlei Kritik an den Grundbedingungen und Mechanismen
in der Monsterriege geäußert, er will es sich ja nicht
verderben. Köhler forderte nur ein "klar vernehmbares"
Schuldbekenntnis von bestimmten Bankern.
Er ist also der Meinung, die gigantischen Fehlspekulationen auf
Kosten der Allgemeinheit seien nur Ausrutscher Weniger, die sich
daneben benommen, also vorbei gemanaged haben.
Dieses Wunschdenken disqualifiziert ihn als Sprecher der Bevölkerung.
Köhler würde nie zugeben, dass das gesamte Finanzsystem,
welches er selbst als IWF-Präsident ja mitgeprägt hat,
völlig falsch strukturiert ist, dass es langfristig an keinerlei
redlichen Geschäftspraktiken interessiert sein kann. Ja vielleicht
ist ihm dieses gar nicht bewusst, zwischen seinen strukturkonservativen
Scheuklappen.
Köhler benennt das Monster und lässt es gleichzeitig frei,
gibt den kleinen Leuten ein Zuckerbrot und den Großen einen
Freibrief.
So geht man mitsamt geschminkter Fassade heutzutage in die Geschichte
ein.
Ob Frau Schwan das besser machen würde? Es auszuprobieren wäre
immerhin nicht von Nachteil. Allenfalls für die SPD, denn diese
hat, ob Schwan es schafft oder nicht, jetzt schon die Arschkarte
gezogen.
26.05.08
Diese Woche beginnt
mal wieder mit Ernüchterungen.
Bei der Kommunalwahl
in Schleswig-Holstein haben die großen Parteien einen herben
Dämpfer bekommen.
Die offiziellen Ergebnisse sind ja schon schlimm. Sie lauten:
CDU: 38,6 %, SPD: 26,6 %, Grüne: 10,3 %, FDP: 9,0 %, Linkspartei:
6,9 %.
Da die Wahlbeteiligung
von 54,5 % vor 5 Jahren auf 49,5 % abgesackt ist, ergibt
sich folgendes tatsächliches Wahlergebnis:
CDU: 19,1 %, SPD: 13,1 %, Grüne: 5,1 %, FDP: 4,4 %, Linkspartei:
3,4 %.
So viel Prozent Stimmen bekamen die Parteien von den Wahlberechtigten
insgesamt.
Nur dieses Ergebnis ist objektiv und mit Wahlergebnissen von früher
oder aus anderen deutschen Ländern vergleichbar.
Die nächste
Ernüchterung kommt von der UN-Artenschutzkonferenz
in Bonn.
Es wird nur geredet, bis heute ist noch keinerlei konkretes Ergebnis
erzielt worden. Es wird auch kein wichtiges Ergebnis am Ende stehen,
allenfalls wird die Bundesregierung eines konstruieren, einen banalen
Furz zu einem Ergebnis aufbauschen, um nicht als Ausrichter eines
überflüssigen Gipfels in die Geschichte des verpassten
Naturschutzes einzugehen.
Die Gründe für das zwangsläufige Scheitern habe ich
schon in den Beiträgen vom 19. und 20. Mai beschrieben.
Übrig wird bleiben: Außer Spesen nichts gewesen.
Etwas Positives
will ich auch noch weiter geben:
Unter diesem
Link auf der Website des NABU kann man sich live über eine
installierte Webcam ansehen, wie ein Turmfalkenpaar
im Turm des Pankower Rathauses seine Jungen aufzieht.
Am 22. Mai sind die ersten beiden Küken geschlüpft, und
derzeit werden die restlichen Eier von den Eltern noch intensiv
bebrütet.
Demnächst wird man dann das Füttern der jungen Turmfalken
bestaunen können.
25.05.08
Heute: Aus
dem Bautagebuch:
Eine ziemliche
Verschwendung im Baubereich ist es, bei der Neueindeckung eines
Ziegeldachs oder dem Abriss eines alten Gebäudes, die alten
Ziegel wegzuschmeißen.
Neue Ziegel, ob aus Ton oder aus Zementmörtel, benötigen
einen sehr hohen Energieeinsatz bei der Herstellung. Auch der Transport
der sehr schweren Dachhaut erfordert einen relativ hohen Aufwand,
wie auch der Abbau der benötigten Rohstoffe.
Der CO2-Ausstoß während des gesamten Bereitstellungsprozesses,
bis die Dachdeckung an Ort und Stelle liegt, ist immens hoch,
wie auch alle anderen Umweltbelastungen darüber hinaus.
Der Endverbraucher hat aber im derzeitigen Wirtschaftssystem, auch
im Falle dieses Baustoffes, für die, letztlich von ihm selbst
verursachten, ökologischen Schäden fast gar nicht aufzukommen.
Als Bauökologe,
der auf Wiederverwendbarkeit von Baustoffen achtet, sammele
ich schon seit vielen Jahren Dachziegel.
Meist stammen die von Gebäuden, die abgerissen wurden und wo
ich kurz davor mit Freunden die Ziegel retten konnte. Teilweise
bekam ich auch Ziegel von Nachbarn, die wussten, dass ich diese
annehme und die sich damit einige Schuttentsorgungskosten ersparen
konnten.
Schließlich verwende ich natürlich auch Ziegel von eigenen
Gebäuden wieder, bei denen ich das Dach erneuern musste.
So erspare ich die Produktion von neuen Ziegeln und der Umwelt enorme
Belastungen. Was ich an Geld einspare, wird aber durch den erhöhten
Arbeitsaufwand weitgehend kompensiert. - Ein schönes Beispiel,
wie menschliche Arbeitsleistung der Schonung und Erhaltung unserer
natürlichen Lebensgrundlagen zu Gute kommt.
Derzeit wird bei
uns das neue Dach des Anbaus gedeckt.
Für die Westseite verwende ich die alten Zementziegel wieder,
die auch schon auf dem alten Dach lagen, während auf die andere
Seite schwarze Ziegel von Nachbars ehemaliger Scheune kommen.
Die Ziegel waren
über etliche Jahre gut gelagert, mit Balken auf Steinen unten
drunter, in Hochkantreihen mit Brettern dazwischen.
Zunächst
müssen diese gereinigt werden.
Bei den Zementziegeln
genügt kräftiges Abkehren, während für die Tonziegel
allerdings noch Wasser nötig ist. Auch geht es nicht mit der
Bürste. Bei einigen hundert Stück Ziegel bräuchte
man fürs Säubern zu lange.
Dies ist ein Fall
für den Hochdruckreiniger, der bei mir nur für sehr schwierige
Reinigungsfälle zum Einsatz kommt. Er verbraucht viel Wasser
und Strom. In diesem Falle allerdings wäre die Reinigung ohne
ihn nicht zu schaffen.
Unter der Schicht
aus Kalk, Algen, Flechten und Moos ist die natürliche Farbe
des Tons zum Vorschein gekommen.
Links sieht man
die Zementziegel, auf dem Krüppelwalm rechts davon die Tonziegel.
Dazwischen die untere Schicht der Gratverkleidung aus Latten. Auf
diese werden noch Bretter geschraubt, wo schließlich der Schiefer
aufliegt.
Auch der First
oben wurde mit Schiefer ausgeführt.
Einige Arbeit
erfordert auch das Zuschneiden der Randziegel mit der Flex.
Einige Dreieckstücke
erfordern zusätzlich eine Brettaufdopplung, um später
in der richtigen Ebene zu liegen.
Manche Randstücke
müssen zusätzlich mit Edelstahlschrauben befestigt werden.
Später steht hier die Schieferabdeckung drüber.
Fortsetzung aus
dem Bautagebuch folgt.
24.05.08
Im Forum auf Utopia.de,
der "grünen Community" im Internet, läuft derzeit
u.A. eine Diskussion
darüber, ob man seinen persönlich verursachten CO2-Ausstoß
ausgleichen soll. Es gibt dafür schon einige Adressen,
Firmen, die gegen eine entsprechende Gebühr irgendwo auf der
Welt für den Einzahler Bäume anpflanzen. Die Idee dabei
ist, ein durch bestimmtes Verhalten entstandenes Quantum klimaschädlichen
Gases, mittels Planzung der selben Menge Biomasse, wieder auszugleichen.
Jemand der aus privaten oder geschäftlichen Gründen etwa
eine Flugreise unternimmt, kann sein Gewissen dann beruhigen und
zu einem gewissen Betrag die Anpflanzung von einigen Hektar Wald
in Südamerika veranlassen.
Die Diskussion
dazu ist vielfältig. Mein Beitrag vom Donnerstag war folgender:
Die CO2-Geschichte
ist ja nur eines von vielen Themen. Was gibt es Unmengen von schädlichen,
genauer gesagt, für die natürlichen Lebensgrundlagen schädlichen
Stoffen. Momentan ist eben CO2, weil übers weltweite Wetter
spürbar, schwer in Mode. Auch lässt sich hierüber
in der Politik und der Wirtschaft vortrefflich folgenlos plaudern.
Das Wort Ablasshandel für den sogenannten CO2-Ausgleich ist
mir auch nicht stark genug. Veranschaulichen wir es mal mittels
folgenden Bildes: In einer Welt, wo es normal ist, permanent Kinder
zu töten, soll nun statt dessen den Kindern "nur"
die Arme gebrochen werden, ein prima Fortschritt -!?!?
Ich glaube, auch vielen Lohas und Utopisten ist noch gar nicht klar,
um was es eigentlich geht. Bei den CO2-Diskussionen wird ja überhaupt
nicht um eine Reduzierung geredet, sondern um eine Verminderung
der täglichen Erhöhung.
Wieder ein Bild: Auf eurem Haus liegen eines Winters 95 cm Schnee,
und ihr wisst, dass ab einer Last von 100 cm das Gebälk zerbricht.
Täglich kommt ein Millimeter Schnee neu dazu. Jetzt kommt einer
daher und sagt, man wolle erreichen, dass nur noch 0,9 Millimeter
täglich dazu kommen. Würde es euch dann besser gehen?
Genau dies ist aber, was die Politiker beschlossen haben und die
Großindustrie dazu noch torpediert. Also ich für meinen
Teil würde den Schneefall komplett beenden wollen und dazu
noch den Schnee ganz vom Dach entfernen.
Nur, und jetzt wieder aus dem bildhaften in der Realität, dafür
müssten wir uns als Homo Konsumens endlich die unvermeidliche
Entziehungskur verordnen. Wir müssten auf ALLES, was über
den Ökologischen Fußabdruck von 1, oder die 1,7 globalhektar
hinaus geht, komplett verzichten
Ab hier bin ich für viele Leute der Hardliner und der Spielverderber,
aber es hat geschichtliche Tradition, dass die Überbringer
der bösen Nachrichten aufgehängt wurden.
Unser Zeitalter
wird vielleicht einmal von den armen Menschen in der Zukunft als
das Zeitalter des maximalen Selbstbetrugs, kurz vor dem Zeitalter
der Katastrophen, bezeichnet werden. Es ist geprägt von Fassadenelementen
wie: Handel mit CO2-Zertifikaten, Katalysatoren, Wärmeschutzverordnungen,
Mülltrennung, Gesetzen zur Förderung regenerativer Energie,
AAAAAA-Kühlschränken, Ökosteuern, Umweltministern,
Biosprit, Biolebensmittel und den ganzen Sachen, und, - mein Zeigefinger
bleibt auf der Tastatur -, vielen gut gemeinten Ansätzen aus
der LOHAS-Bewegung, wie den CO2-Ausgleich.
Allem ist eines gemeinsam: Es sind lediglich Aufsattelungen auf
das weiter bestehende zerstörerisch wirkende Wirtschaftssystem,
und somit Tropfen auf den heißen Felsbrocken.
Und es sind Ablenkungsmaßnahmen
und Verzögerungselemente von der einzigen und alleinig richtigen
Frage der wir uns alle stellen müssten, der Frage nach einem
wirklich nachhaltigen Wirtschaftssystem. Das gegenwärtige Wirtschaftssystem
KANN nur existieren, wenn es die natürlichen Lebensgrundlagen
ausbeutet. Es ist abhängig von diesem fatalen Vorgehen, wie
der Krebs von den Körperzellen. Deshalb ist auch alle Umweltpolitik
wenig besser als ein Witz und jeglicher CO2-Ausgleich eine weitere
Lebenslüge.
Was die Lohasbewegung angeht, ist das meiste eher Gewissensberuhigung
oder Ökonismus (schönes Wort von strandlaeufer).
Viele Leute in der Bewegung würde ich eher als PANCAS bezeichnen
- (Preserving A Naive Comprehension Of Sustainability). (Man beachte
nur mal die Berge von Dekadenz auf Ivyworld beispielsweise). Die
wahre und damit bittere Dimension von Nachhaltigkeit haben sie genauso
wenig verstanden, wie unsere Volksvertreter.
Gesund bleiben können wir nur, wenn die natürlichen Lebensgrundlagen
nicht weiter zerstört werden. Genuss darf nicht als Festhalten
am Nichtverzichten verstanden werden, bzw. am Wechsel zu Biokonsum
plus CO2-Ausgleich. Als Genuss, den Lohas für sich beanspruchen,
kann nur mehr immaterieller Genuss im Sinne von Erich Fromms "Haben
oder Sein" in Frage kommen, oder im Bereich Konsum und persönliche
Lebensführung, Formen von Genuss, die wir erst wieder neu entdecken
müssen.
Fortsetzung folgt.
23.05.08
Obwohl die Menge
der registrierten Straftaten in Deutsch leicht gesunken ist, steigt
die Jugendkriminalität weiter an. Besonders auffällig
dabei ist, dass Fälle von schwerer und gefährlicher Körperverletzung
weiter zunehmen.
Innenminister
Schäuble, selbst schwer traumatisiertes Gewaltopfer, fällt
nur wieder Nachsorge ein, nämlich die Jugendlichen härter
zu bestrafen. Dass damit keinerlei Probleme gelöst werden weiß
man längst, aber wir haben nun mal keinen besseren Minister.
Auf Deutschlandradio-Kultur sprach Moderator Ostermann mit dem Berliner
Jugendstrafrichter Dr Günter Räcke. (Interview)
Dieser hätte etliche Vorschläge zu machen, wie eine wirksame
Vorsorge teilweise aussehen könnte. Damit reiht er sich nur
in eine lange Reihe von praxiserfahrenen Fachleuten ein, die dafür
plädieren, schon im Kindesalter und vor der Schule, schon im
Elternhaus, die Weichen anders zu stellen.
Räcke bestätigt, dass bei auffälligen Jugendlichen
meist das Elternhaus versagt hat. Den Schulen kann man seiner Meinung
nach keinen Vorwurf machen, denn sie hätten nicht die Aufgabe,
Kinder und Jugendliche zu sozialisieren. Auch sei es dafür
schon zu spät, wenn dies bis zum Schulbesuch noch nicht geschehen
sei.
Viele straffällige Jugendliche haben erhebliche Sprachprobleme,
weil bei Ihnen zu Hause kein Deutsch gesprochen wird, ja oft, weil
die Eltern der deutschen Sprache gar nicht mächtig sind.
Räcke bestätigt, dass Bestrafungen das Problem nicht lösen
können. Kinder, die bei der Einschulung kein Deutsch könnten,
hätten einen Rückstand, der sich kaum noch aufholen ließe.
Bezüglich der Mechanismen, mit welchen man schon früh
arbeiten könne, meint Räcke, müsse man mehr darauf
drängen, dass die Eltern in Deutschland wirklich heimisch werden.
Insbesondere müssten befriedigende Deutschkenntnisse gefordert
und für die Verinnerlichung rechtstaatlicher Prinzipien gearbeitet
werden. Intensivere Ausländerpolitik, verpflichtender Kindergartenbesuch,
verpflichtender Deutschunterricht auch für Eltern, Einführung
entsprechender Forderungen an die Eltern als Bedingung für
die Zahlung des Kindergeldes, das sind die Stichworte über
die wir reden sollten.
Räcke hat sich gar für die Einführung geschlossener
Kinderheime ausgesprochen, für ganz bestimmte Fälle, für
extreme familiäre Verhältnisse. Dies sei natürlich
ein Armutszeugnis, aber es gäbe viele Kinder, die sich sehr
früh schon jeglichem Einfluss entzögen und sich nur noch
auf der Straße herum treiben, und diese seien einfach nicht
mehr anders zu erreichen.
Ob nun Jugendliche
mit Migrationshintergrund oder auch deutsche Kinder deutscher Eltern,
bei allen, so meine ich, ist das frühkindliche Erleben charakterprägend.
Dieses Erleben hängt aber sehr stark von der kulturellen und
wirtschaftlichen Umwelt ab, von der Umwelt, wie sie die ebenfalls
dadurch beeinflussten Eltern ihren Kindern anbieten.
Insofern ist letztlich das besondere Gemisch aller auf die Familien
wirkenden Voraussetzungen ausschlaggebend, das von der herrschenden
ökonomischen Ordnung gezeichnet wird.
Letztlich kann eine andere, eine besser menschendienliche ökonomische
Ordnung auch das Entgleiten breiter Schichten von Kinder und Jugendlichen
verhindern und deren Verhalten in eine sozialkonformere Richtung
lenken.
22.05.08
Heute ist bei
uns in Rheinland-Pfalz Feiertag. Erstaunlich, aber eben höre
ich in den Nachrichten, der Papst habe die Katholiken im
Grußwort zum Deutschen Katholikentag zu mehr politischem
Engagement aufgerufen.
Katholiken und
politisches Engagement, das war schon immer in der Geschichte der
Bundesrepublik ein heikles, ein zweischneidiges Thema.
Ich erinnere mich noch an die 1960er und auch 1970er Jahre, wo den
Katholiken in der Kirche an Wahlsonntagen direkt oder indirekt die
Abgabe ihrer Stimme für die Unionsparteien nahe gelegt wurde.
Nur weil diese traditionell kurzsichtige und ignorante Partei das
C im Namen trägt.
Den ganzen gegenwärtigen Schlamassel mit massiven Umweltproblemen
und Arbeitslosigkeit haben uns die sogenannten Christdemokraten
vorrangig eingebrockt.
Jahrzehnte lang haben sie eine kapitalistisch ausgerichtete Wirtschaftspolitik
betrieben, ausschließlich orientiert auf zweifelhafte Ideale,
wie das rein quantitativ ausgerichtete Wachstum der Wirtschaft,
und haben damit unsere Gesellschaft in die Sklaverei getrieben.
Nicht das möglichst menschliche und qualitativ beste Zusammenleben
haben sie angestrebt, sondern die Unionsparteien haben die Leute
unter einen mittlerweile fast überall wütenden Zwang zum
Wettbewerb gedrückt.
Unser Alltag wird nicht nur durch Unsicherheiten aus weltweiten
Krisen oder Angst um die natürlichen Lebensgrundlagen und den
Erhalt des Arbeitsplatzes geprägt, er ist auch ansonsten durchweg
ungemütlich geworden, Kleinprobleme und Auseinandersetzungen
sind die tägliche Regel, Ausnahmen hiervon muss sich jeder
mühsam erarbeiten.
Dieses hat Jesus,
dieser Philosoph und Wanderprediger, auf den sich letztlich auch
der Papst beruft, nicht gewollt.
Jesus, würde er heute mit der gesellschaftlichen Situation
und den verantwortlichen Herrschenden konfrontiert, würde scharfe
Worte finden, würde erschrocken sein über die Lage der
Menschen, in die sie gebracht worden sind.
Und der Papst? Meint sein Aufruf zum politischen Engagement ein
Aufbegehren gegen die Ökonomie, die das Notwendige im Tausch
gegen das Profitable zerstört, nämlich die Schöpfung,
die unverzichtbare Grundlage unseres Daseins ist, ob in den Köpfen
der Menschen als mitfühlende Seele oder als das Natürliche
der Biosphäre, welches uns umgibt.
Katholiken
zu mehr politischem Engagement, - natürlich, selbstverständlich,
aber bloß nicht mehr für die C-Parteien, denn deren Konzepte
sind antichristlich.
21.05.08
Der diesjährige
Armutsbericht der Bundesregierung wurde Anfang der Woche
veröffentlicht. Wieder einmal ist er ein Armutszeugnis für
das wirtschaftliche System in Deutschland. Dieses ist nicht
in der Lage, allen Angehörigen der Gesellschaft eine sinnvolle
und bezahlte Beschäftigung zu ermöglichen. Es ist viel
mehr darauf gestützt, einen immer größer werdenden
Teil der Bevölkerung in den Versorgungsbereich des Staates,
also der Allgemeinheit, zu entlassen.
Dieser Staat allerdings kann die Versorgung der Menschen ohne ausreichenden
Verdienst, auf Dauer nicht leisten. Seit Jahrzehnten schon finanziert
er die Gelder zum Ausgleich der Erwerbslosigkeit und sozialer Notlagen
mit aufgenommenen Schulden, also mit Geld, das eigentlich unseren
Nachkommen gehört.
Diese werden, weil ein neues System, in welchem alle Menschen ein
genügendes Einkommen erwirtschaften könnten nicht in Sicht
ist, ebenfalls große Teile der Bevölkerung mit Schulden
versorgen müssen. Es sei denn, sie machen es besser und entwickeln
endlich ein ökonomisches System, welches zuallererst der auskömmlichen
Beschäftigung der Gesamtbevölkerung dient.
Da die Lage, der steigende Schuldenstand auf der einen Seite, inklusive
zunehmender Handlungsunfähigkeit öffentlicher Organe,
und auf der anderen Seite das Ansteigen des Mangels an ausreichend
finanzierter Beschäftigung, sich von Jahr zu Jahr verschärft,
wird wohl ohnehin irgendwann ein Punkt erreicht sein, wo
man gezwungen sein wird, das gegenwärtige ökonomische
System durch ein gemeinnütziges zu ersetzen.
Wieso aber führen wir ein besseres System nicht jetzt schon
ein. Was hätten wir denn zu verlieren?
Ein großes
Hindernis dabei ist natürlich, dass man sich über die
Art und Weise, über das grundsätzliche Aussehen eines,
alle Bevölkerungsteile versorgenden, Systems alles andere als
einig ist.
Es gibt ebenso viele Ideen dazu, wie es politische Richtungen im
Parteienspektrum gibt. Allesamt allerdings sind bei genauer Betrachtung
lediglich ideologisch abgewandelte Variationen des existierenden
Systems und zur nachhaltigen Verbesserung
völlig ungeeignet.
Angefangen von den Vorstellungen der rechten Konservativen, mittels
radikaler Deregulierung einen ungebremsten Kapitalismus und damit
erhebliches neues Wirtschaftswachstum zu entfesseln, wodurch dann
angeblich viele neue Arbeitsplätze entstünden, bis hin
zum anderen Flügel der Ideenpalette, dem Rezept der Linkspartei,
mittels Umverteilung erheblicher Beträge bei Einkommen und
Besitztümern die Lage zu wenden, taugen sie im günstigsten
Falle nur zu Problemverschiebungen, bringen aber keinen sich selbst
tragenden Wandel.
Dazwischen, etwa bei der SPD, den gemäßigten Christdemokraten
und Liberalen, aber auch großteils bei den Grünen, herrscht
nur Wischiwaschi, nur unüberlegtes Gerede zur Frage,
wie man alle Menschen teilhaben lassen kann, also eigentlich ebenfalls
die totale Konzeptlosigkeit.
Versuchen Journalisten einmal, Politiker hierzu zu befragen, dringen
nur strikte und altbekannte Lagersprüche heraus oder peinliches
Gestammele um den heißen Brei.
Auf Dradio, wo viele Interviews geführt werden, tun mir
die Redakteure oftmals leid, weil sie sich permanent mit so
unselig unqualifizierten Äußerungen von Interviewpartnern
beschäftigen müssen. Das Interview von gestern mit Arbeitsminister
Olaf Scholz zum Armutsbericht beispielsweise, könnte man
genauso gut auch mit einer Antwortmaschine führen. Das Interview
heute mit dem CSU-Fraktionsvorsitzenden im bayrischen Landtag Georg
Schmid etwa über den Sinn von Steuererleichterungen, kam
ebenso wie vom Tonband, mit mehrmaligen Wiederholungen weniger Schlagbegriffe,
wobei der Singsang der Stimme schmitts auch der professionell wohlgesteuerte
eines behutsam plappernden Fernsehpfarrers hätte sein können.
Nein, keiner
der dafür bezahlten Volksvertreter und keine Oppositionspartei
hat ein Konzept gegen Armut.
Statistiken beschönigen, das bringen sie noch fertig. Alle
Menschen, die von ihrer Arbeit nicht leben können, haben sie
aus den Arbeitslosenzahlen getilgt, und behaupten umgekehrt, Leute
mit 5 Euro Stundenlohn und 15 Wochenarbeitsstunden hätten dank
ihrer Politik einen "Job" bekommen.
Mit Steuersenkungen lässt sich keine Armut abbauen, mit Mindestlöhnen
und höheren AlG-Bezügen ebenfalls nicht. Ein garantiertes
Mindesteinkommen ist nicht finanzierbar und würde viele auf
dem Abstellgleis dort festnageln. Außerdem erzieht es voll
arbeitsfähige Leute zur Faulheit.
Es geht kein Weg an der Vollbeschäftigung vorbei.
Nur diese verhindert Armut wirksam und anhaltend. Vollbeschäftigung
aber ist uns in den Jahrzehnten der Unterwerfung unter die Kapitalistische
Subventionswirtschaft verloren gegangen, auch die kleinste Aussicht
darauf.
Zurück bekommen wir sie nur mit der Kategorischen Marktwirtschaft.
Diese ist die einzig wahre Antwort auf den Armutsbericht der Bundesregierung.
20.05.08
Im gestrigen Beitrag
zur Artenschutzkonferenz hatte ich den gravierenden Unterschied
von zweierlei möglicher Vorgehensweisen bei Schutzbemühungen
angeschnitten. Heute soll dazu noch etwas angemerkt werden.
Die beiden Vorgehensweisen
sehen folgendermaßen aus:
Öffentlich diskutiert wird der Artenschutz fast
ausschließlich als Aufsattelung auf die gegebenen wirtschaftspolitischen
Spielregeln.
Artenvernichtung, ob im Pflanzen- oder Tierreich, ist im Grunde
nichts anderes, als eine von vielen negativen Folgen der ökonomischen
Ordnung, die sich in den letzten, gut 5 Jahrzehnten allmählich
immer stärker auf dem ganzen Globus etabliert hat.
Genauer: Artenvernichtung findet statt durch Naturverbrauch, einem
ganz entscheidenden, aber heimlichen Produktionsfaktor innerhalb
dieser gegenwärtig herrschenden wirtschaftspolitischen Verhältnisse.
Dieser wiederum geschieht in vielfältiger Art und Weise, manchmal
direkt erkennbar, aber auch sehr viel subtiler über mehrere
Wirkungsketten verteilt, statt.
Dies beginnt beispielsweise etwa bei der Überbauung von unberührten
Naturflächen zum Zwecke einer Gewerbeansiedlung, - hier ist
der Kausalität der Vernichtung offensichtlich -. Weniger offensichtlich
ist der Zusammenhang von wirtschaftlichem Profit und Naturschädigung
etwa bei der Abholzung von Wäldern in einer Weise, dass diese
sich nicht wieder schnell regenerieren können, bei der Veränderung
von natürlichen Fließgewässern zum Verkehrsweg oder
Nutzung des vormals sauberen Wassers zu Kühlungszwecken und
Ableitung von Schadstoffen, usw.
Zerredet werden die Zusammenhänge, weil großflächiger
wirkend, dann etwa bei Themen wie, Überfischung der Meere,
Vordringen in ökologisch intakte Gebiete zum Zwecke von Rohstoffabbau
oder gar beim Thema Veränderung von Lebensräumen durch
Klimaveränderungen, ausgelöst durch den CO2-Ausstoß.
Hier sind die Wirkungsketten so kompliziert, dass man ewig darüber
Verursachung diskutieren kann und zu keinerlei Ergebnis kommt.
Zukunftslobby ist der Meinung:
Eine Aufsattelung von Maßnahmen auf die weiter unangetastete
zerstörerische Dynamik wird zu keinem Erfolg führen. Es
ist gewissermaßen so, als ließe man einen 500-Euroschein
von einer Brücke fallen und meine, man könne mit eifrigem
Pusten von unten verhindern, dass er in die Flussströmung fällt.
Ob nun "ein weltweites Frühwarnsystem für den Artenschutz"(gefordert
von Thomas Borsch, Professor für Biologie und Mitorganisator
der wissenschaftlichen Vorkonferenz PRECOP zur heutigen UN-Naturschutzkonferenz
im
Interview auf Dradio), Schutzprogramme für natürliche
oder naturnahe Lebensräume, wissenschaftliche Begleitung von
Renaturierungsmaßnahmen, Verknüpfung von Klimaschutzzielen
mit denen der Biodiversität, Schaffung eines europäischen
oder gar weltweiten Schutzgebietnetzes, Steigerung der Aufmerksamkeit
in der Gesellschaft, Vorhaben, die Arzneimittelkonzerne zur Gewinnteilung
mit Ländern, deren Pflanzen den Ursprung eines neuen Medikaments
lieferten, usw., usf. vorgeschlagen werden, alles ist nur, um es
mit dem oben erwähnten Bild zu sagen, kurzfristig effektives
"Pusten von unten gegen die viel konstantere Schwerkraft",
und tatsächlich völlig wirkungslos.
Zudem ist ein Aufsatteln von Gegensteuerungen bürokratisch
aufwändig, auf Dauer nicht zu überwachen, permanent anfällig
gegen Angriffe, ständig zu erneuern und anzupassen, sehr teuer,
und ehrlicherweise gesagt, gar nicht zu bezahlen.
Leider NICHT
öffentlich diskutiert wird die ganz andere Möglichkeit
des Artenschutzes: Die Weltgemeinschaft muss das gesamte derzeit
bestimmende Wirtschaftssystem in eine nachhaltige Ökonomie
umbauen, besser gesagt, durch eine solche ersetzen, bei der jeglicher
Naturverbrauch mit dem möglichst vollständigen Preis belegt
wird.
Alle Schädigungen müssten beziffert werden, auf kurz-,
mittel- und langfristige Sicht hinaus, und diese Kosten müssten
den Verursachern, bzw. den verursachenden Prozessen direkt und unmittelbar
angerechnet werden.
So hätten wir die Naturzerstörung, die zum Artenschwund
führt, in den Preisen der hieraus resultierenden Produkte und
Dienstleistungen dokumentiert, und der wunderbare Marktwirtschaftliche
Mechanismus würde für uns den Erhalt der Artenvielfalt
übernehmen.
Eigentlich ist
den Leuten, die über den Umfang und die Folgen des Artenschwunds
Bescheid wissen, etwa den Wissenschaftlern, die Aussichtslosigkeit
des Kampfes um Artenschutz gegen eine allmächtige wirtschaftliche
Dynamik durchaus bewusst.
Immer wieder merkt man den Wissenschaftlern, die zum Thema interviewt
werden an, dass sie angesichts der zerstörerischen Dynamik
aus wirtschaftlichem Anreiz und dem Zeit schindenden aber sinnlosen
Gerede der Politiker, große Mühe haben sich zu beherrschen
und sie sich, mit geballter Faust in der Tasche, kurz vorm Verzweifeln
befinden.
"Solange die Wirtschaft alleine bestimmt ohne feste Regeln,
werden wir diesen Trend auch kaum aufhalten können...Wenn wir
hier Palmölplantagen in Indonesien einrichten - letztlich nicht
wir, sondern das machen die Indonesier oder die Brasilianer -, dann
tun sie das, um zu uns die Dinge zu exportieren, die wir hier als
noch klimaschutzrelevant ansehen. Völliger Quatsch ist das,
sondern das Gegenteil ist der Fall. Diese Industrienationen - die
USA sind da ein negatives Beispiel, aber auch Japan und letztlich
auch wir, wenn wir solche Beschlüsse fassen - die müssen
sich an die eigene Nase fassen..." (Holger Wesemüller,
Vorstandsmitglied von Europarc Deutschland, dem Dachverband der
Nationalparks, UNESCO-Biosphärenreservate und Naturparks im
Interview auf Dradio)
Die Beschlüsse der gegenwärtigen Konferenz in Bonn werden
ähnlich folgenlos bleiben, wie die der CBD,
der Konvention über biologische Diversität, diese internationale
UN-Konvention, die 1992 in Rio de Janeiro verabschiedet wurde.
Sie sind allenfalls schüchterne Aufsattelungsvorhaben wie oben
bemerkt, die von der herrschenden Neoliberalen Subventionsökonomie
sofort wieder unterlaufen werden.
("Die deutsche Industrie kritisierte, bei uns gäbe es
einen viel zu umfangreichen Katalog an Zielen und Maßnahmen.
Wir seien überambitioniert und riskieren unsere Wettbewerbsfähigkeit..."
Moderator Ostarmann üm Gespräch mit Wesemüller s.o.)
In diesem Sinne ist nachhaltiger Artenschutz nur zu verwirklichen,
wenn wir die Kategorische Marktwirtschaft möglichst bald an
Stelle der gegenwärtigen Ökonomie etablieren.
19.05.08
Die Artenvielfalt
auf der Erde ist durch den Einfluss des Menschen innerhalb der
letzten 25 Jahre um ein Viertel zurück gegangen. Nachdem Ökologen
und Biologen schon seit Jahrzehnten auf die Folgen dieser dramatischen
Entwicklung hinweisen, kommt auch die Politik so langsam auf die
Idee, dass etwas getan werden muss.
In Deutschland
wird jetzt die Artenschutzkonferenz der Vereinten Nationen abgehalten.
5000 Delegierte aus 190 Ländern sollen ab heute in Bonn das
Problem beraten und über Schutzmaßnahmen verhandeln.
Forschungsministerin Schavan hat schon mal einen "internationalen
Masterplan" zum Erhalt der biologischen Vielfalt gefordert.
Umweltminister Gabriel scheint das Ausmaß der Problematik
verstanden zu haben, wenn er es mit Hilfe folgenden Bildes zu beschreiben
weiß:
"Es geht nicht um so ein Blümchenschützerthema von
so ein paar spinnerten Ökologen. Sie müssen sich die Artenvielfalt
vorstellen wie das Handbuch für den Betrieb der Erde
und wir reißen jeden Tag eine Seite raus und schmeißen
die weg und wenn unsere Kinder da mal reingucken wollen, dann werden
sie feststellen: manches von dem was sie brauchen, haben wir inzwischen
weggeschmissen."
Gabriel scheint das Thema wirklich eine Herzensangelegenheit zu
sein. Kann er daraus aber auch einen Erfolg erwachsen lassen?
Die Vernichtung
der Artenvielfalt ist vom Menschen in den letzten Jahre hauptsächlich
durch rasante Entwaldung der Kontinente, ungebremste Überfischung
der Meere, durch rücksichtslosen CO2-Ausstoß und immer
größeren Hunger nach Rohstoffen bewirkt worden. Wissenschaftler
sagen, dass bis Ende des Jahrhunderts 40 % der Tiere und Pflanzen
ausgestorben sein werden, wenn sich nichts ändert.
Obwohl es bereits seit 16 Jahren die UN-Vereinbarung zum Erhalt
der biologischen Vielfalt gibt, hat sich so gut wie nichts getan.
Ebenso blieb eine Vereinbarung der Vertragsstaaten von vor 6 Jahren
folgenlos, den Artenschwund bis 2010 deutlich zu bremsen.
Deshalb will man in Bonn jetzt ein völkerrechtlich bindendes
Vertragswerk auf den Weg bringen und dies obwohl die Interessen
der einzelnen Länder sehr unterschiedlich sind und Beschlüsse
einstimmig fallen müssen.
Die Schwellen- und Entwicklungsländer mit einem großen
Artenreichtum werden den Artenschutz nur dann voran bringen, wenn
die großen Pharmafirmen, die aus den Pflanzen in ihrem Land
neue Medikamente entwickeln, ihnen vom Gewinn einen angemessenen
Teil angeben, dieses weiß Entwicklungsministerin Wieczorek-Zeul.
Ebenfalls fraglich ist ein besserer Schutz der Urwälder der
Erde und die Einrichtung eines weltweiten Netzwerkes von Schutzgebieten.
So vieles muss unter einen Hut gebracht werden, dass Umweltminister
Gabriel auch ein Scheitern der Verhandlungen in Bonn für möglich
hält.
Edward Osborne Wilson, der als -Vater der Biodiversität- gilt,
sagt dazu: "Der Mensch konnte sich so ausbreiten, indem er
Lebensräume zerstört hat. Wir Menschen verändern
die Biosphäre in einer Art, die die Evolution, die Entstehung
neuer Arten, verhindert, und so wird die Vielfalt nie wieder zurückkehren,
wenn wir nicht sofort umkehren, noch in unserer Generation".
Der Mensch ist das Ergebnis der Vielfalt auf der Erde. Der Mensch
vernichtet mit der Vielfalt eine große Auswahl von Heilpflanzen,
aus denen sich Arzneimittel entwickeln lassen, oder die Vielfalt
von Nahrungsmitteln, aus der sich widerstandsfähige Sorten
finden lassen. Mit der Zerstörung der Vielfalt zerstört
der Mensch die eigene Grundlage des Lebens, so Wilson.
Die Schätze dieser Erde müssen besser genutzt werden,
also unbedingt nachhaltig. Was schließlich nachhaltig bedeutet,
dazu muss jetzt eine Entscheidung fallen, fordert Wilson, sonst
verlieren wir eine Grundlage zur Menschlichkeit, die Möglichkeit,
wissenschaftliche Entdeckungen zu machen und uns selbst weiter zu
entwickeln. "Die Natur ist ein wichtiger Teil unserer Kultur
und die Quelle unserer Zukunft."
Wenn wir realistisch
sind, müssen wir vermuten, dass die ganzen Verhandlungsversuche,
wie so viele davor, im Sande verlaufen werden. Am Schluss heißt
es: Außer Spesen nichts gewesen, - eventuell ringt man sich
noch zu einer unverbindlichen Abschlusserklärung durch, auch
dies kennen wir schon.
Der Grund für diese Skepsis ist, dass hier abermals versucht
werden soll, die Symptome der weltweiten Krankheit zu kurieren und
die Ursachen nicht anzutasten. Die übergeordnete und alleinige
Ursache auch des Artenschwunds auf der Erde, ist die hemmungslose
Dynamik des herrschenden Wirtschaftssystems.
Auch bei anderen Themen habe ich es schon gesagt: Wenn Zerstörung
sich finanziell mehr lohnt, als Bewahrung, wird auch Zerstörung
praktiziert werden. Dieser finanzielle Anreiz wird durch alle Abkommen
nicht beseitigt, auch wenn man noch so viele Schutzzonen einrichten
würde.
Das einzige, was langfristig wirklich Erfolg versprechen würde
ist, ein Wirtschaftssystem einzuführen, und zwar weltweit,
das sich nicht von der Zerstörung und Ausbeutung der Lebensräume
nährt, sondern das sogar noch finanzielle Vorteile aus der
Erhaltung ziehen kann. Die Kosten der Zerstörung müssen
deshalb in die Preise der dafür verantwortlichen Produkte und
Dienstleistungen zu hundert Prozent integriert werden. Dann würde
uns der Mechanismus der Marktwirtschaft beim Artenschutz helfen.
Bevor dies nicht umgesetzt wird, bevor nicht die Kategorische Marktwirtschaft
übernommen wird, ist jeglicher wirksamer Artenschutz auf breiter
Ebene mit enormen Vertragswerken verbunden, stehts wacklig und unsicher,
löchrig und unterlaufbar, bürokratisch immens aufwändig,
mit riesigen Kosten verbunden, stets exotisch wirkend neben dem
eigentlichen konsumorientierten Leben, vom Kapital anfeindbar und
steht als mögliches Ziel beäugt, also im Prinzip von Vorne
herein völlig aussichtslos.
18.05.08
Dengelkurs Anmerkung
1
In meinem am Pfingstwochenende
vorgestellten Dengelkurs, hatte ich mit Text und Bildern gezeigt,
wie ich meine Sense dengele.
Die Art und Weise, wie ich diese Arbeit verrichte, ist das Resultat
aus Gesprächen mit alten Leuten, die früher in der Landwirtschaft
gearbeitet haben und das Dengeln der Sense noch als sehr bedeutende
Alltagstätigkeit erlebten, aber auch aus meinen eigenen Erfahrungen
in der Pflege meiner Sensen aus den letzten 25 Jahren.
Wie viele alte Handwerkstechniken wurde auch das Dengeln regional
oft unterschiedlich durchgeführt. Es kann also mehrere Variationen
der Details geben, entscheidend ist nur das gute Ergebnis, also
ein scharfes Sensenblatt, mit dem leicht und effektiv gemäht
werden kann.
Um zu sehen, was
ich anders handhabe, als die gestandenen Dengelprofis, habe ich
mir jetzt ein Büchlein gekauft, ich glaube es ist das einzige
auf dem deutschen Markt zum Thema, in welchem das Dengeln in vielen
Einzelheiten erklärt wird. Es heißt "Dengeln
- Die Kunst Sense und Sichel zu schärfen", und der
Autor ist Bernhard Lehnert. Ein paar Details sind anders beschrieben,
als in meiner Darstellung, meine Art zu dengeln lässt sich
also durchaus noch verbessern.
Zunächst
will ich dieses Büchlein übers Degeln durchlesen und die
Empfehlungen in der Praxis ausprobieren. Derzeit habe ich noch ein
eigenes Sensenblatt und eines vom Nachbarn zum Dengeln hier liegen.
Es wird demnächst also die Ergänzung zum Dengelkurs
hier erscheinen.
Wer vorher schon eine scharfe Sense braucht, kann auch wie beschrieben
verfahren. Grundsätzliche Fehler waren in meiner Darstellung
nicht enthalten. Allerdings lässt sich das Dengeln etwas vereinfachen
und der Dangel, also der gedengelte Bereich der Schneide, stabiler
ausformen.
Mehr dazu also demnächst in diesem Blog.
17.05.08
Nachtrag zum
gestrigen Thema.
Das vollständige Interview mit dem Exvorsitzenden der CDU-Mittelstandsvereinigung
Peter Rauen ist jetzt auf Dradio zu lesen.
Zur Person dieses Mannes wären noch einige Dinge anzumerken.
Stellvertretend für etliche Volksvertreter in Berlin symbolisiert
er den typischen Strukturkonservativen, ohne jegliche Fähigkeit
zu weitsichtigem Entscheiden.
Darüber hinaus ist Rauen als Rüpel und als sehr arroganter
Abgeordneter schon mehrfach aufgefallen. Für seine Karriere
schreckt er auch vor innerparteilichem Zank und Zwietracht nicht
zurück, was der Streit um den Ministerpräsidentenkandidat
für Rheinland-Pfalz im Jahr 2006 zeigt.
Rauen hat schon
4 mal seinen Führerschein wegen zu schnellen Fahrens verloren.
Von 2001 bis 2006 wurde er acht mal als Raser erwischt.
Zuletzt verurteilte ihn ein Gericht im Januar 2008 zu einem Monat
Führerscheinentzug. Dies kostete ihn fast 2000 Euro Verfahrenskosten,
während die Anwaltskosten seine Rechtsschutzversicherung bezahlte.
Laut Express vom 9. Januar war er selbst und auch sein Anwalt vor
Gericht nicht erschienen und zeigte damit öffentlich, was er
von der Rechtssprechung hält.
Rauen, der in Berlin auch "Abgeordneter Bleifuß"
genannt wird, war früher Bauunternehmer. 2006 drohte ihm gar
die Aufhebung der Immunität, weil er den Staatsanwalt zu belügen
versuchte. Er behauptete, sein Sohn hätte 2005 den zu schnellen
Wagen gefahren, war aber dann auf dem Blitzerfoto deutlich selbst
zu erkennen. Laut Focus erreichte er damals immerhin eine Untersuchung
der Funktionsfähigkeit des Blitzers. 21 Punkte hatte er bis
2006 in Flensburg angehäuft, so dass er auch schon an einer
Nachschulung teilnehmen musste.
Offenbar sind es seine guten Beziehungen, die ihm eine härtere
Bestrafung ersparen. Als Verkehrsünder ist der Mann total uneinsichtig.
Fast kann man vermuten, dass er sich morgens vor dem Spiegel sagt:
"Mir kann keiner etwas", oder "Alle können mich
mal".
Er beantwortet keine Fragen an ihn auf Abgeordnetenwatch.de.
Er ist der Typ von Parlamentarier, der nur sich selbst vertritt
und vielleicht noch seine Kumpanen. So einer kann auch nur über
die CDU ins höchste deutsche Parlament kommen. Die Wähler
der Unionsparteien, wenn man von denen der NPD mal absieht, besitzen
wohl am stärksten die nötige Naivität und das fehlende
Quantum an Bildung und Weitsicht, um solche politischen Katastrophen
wie Rauen zum Abgeordneten zu machen.
Das ungerechtfertigte Prädikat "Volkspartei", das
die Union noch immer als wichtigsten Tarnanzug benutzt, bedeckt
auch die wahren Absichten Rauens, ebenso wie viele seiner ebenfalls
rauen Mitgesellen im Berliner Abgeordnetenhaus.
Als Vorsitzender der CDU Mittelmäßigkeitsvereinigung
war er in seinem Element. Auch der deutsche Mittelstand ist, von
wenigen Ausnahmen abgesehen, mit Weitsicht bis heute wahrlich nicht
beglückt worden.
Mittel-
und langfristig wird er sich durch seine Klammerung an die durch
und durch kurzsichtige ökonomische Effektpolitik der CDU selbst
das Grab schaufeln.
Auch der deutsche Mittelstand kann eine gesicherte Zukunft nur unter
den Regeln der Kategorischen Marktwirtschaft bekommen. Er sei hiermit
eingeladen, sich damit zu beschäftigen und die Rauens der Republik
als die wahren Böcke in ihrem Garten zu erkennen.
16.05.08
Kaum nimmt der
Staat einmal etwas mehr Geld ein, kaum rückt die Begleichung
eines winzigen Teils der Staatsschulden in den Bereich des Möglichen,
melden sich die Räuber im Lande.
Sie werden mit näher kommendem Wahltermin immer begehrlicher.
Ermutigt vom Vorstoß der CSU in Bayern, die angesichts der
letzten Umfragen ihre Felle wegschwimmen sieht und mit der Steuergeschenkforderung
hofft, beim Wahlvolk punkten zu können, ziehen nun auch andere
Gruppen innerhalb der CDU nach. Sie wissen genau, welche Penetranz
sie an den Tag legen müssen, um Kanzlerin Merkel zum Umfallen
zu bringen. Merkel wird unter dem Druck weich werden und von der
Sparkommissarin zur Wahlkämpferin mutieren. Neugierig kann
man allenfalls auf die Worte sein, mit welchen sie ihre Kapitulation
bemänteln wird.
Welchen Sinn haben danach noch die Ausgabendisziplin einzelner Minister
und deren Ressorts?
Die Begründungen
für die geforderte Beuteverteilung sind altbekannt, doch deswegen
nicht weniger absurd.
Die Bundesrepublik könne die positive Lage mit Steuersenkungen
stabilisieren, - welche positive Lage? Positiv ist die Lage
allenfalls für verschwindend wenige Branchen, und dies allenfalls
kurzfristig.
Auch bei allem Wunschdenken und Pfeifen im dunklen Wald: Bei über
90 % der Bevölkerung ist keinerlei Aufschwung spürbar
angekommen. Wenn aber die Aufschwungbeschwörer der letzten
Monate diesen selbst erfahren konnten, müssten sie ja finanziell
auch etwas gewonnen haben. Wieso rufen sie dann jetzt nach Steuergeschenken?
Haben sie sich den Aufschwung vielleicht doch nur eingebildet, oder
wollen sie nun zusätzlich noch etwas mehr Sahne oben drauf?
Allen voran der sogenannte Arbeitnehmerflügel und die Mittelstandsvertretung
fordern von ihrer Chefin Steuersenkungen. Haben diese vielleicht
in den Aufschwungjubel lediglich aus Parteiräson eingestimmt,
und wissen diese in Wahrheit nur zu gut, dass von einem Aufschwung
überhaupt keine Rede sein kann? Haben diese Gruppen in den
letzten Monaten voller Neid die satten Zugewinne der Großindustrie
mit ansehen müssen, ohne Mucks, und können sie sich jetzt
einfach nicht mehr zurück halten?
Im Grunde sind
alle Steuererleichterungen ein Schritt weg vom dringend überfälligen
Begleichen der aufgehäuften Schulden unserer Gegenwartsgesellschaft.
Jedes Aufschieben einer Rückzahlung geht zu Lasten der nachfolgenden
Generationen und ist im Grunde nichts anderes, als ein Raub
am Eigentum dieser Generationen der Zukunft.
Es sind in der Geschichte der Bundesrepublik immer schon zuerst
die Unionsparteien gewesen, die eine Beibehaltung oder gar Steigerung
des quantitativen Wohlstands mit dem Überziehen der eigentlichen
und selbst erwirtschafteten finanziellen Möglichkeiten erreichen
wollten. Zwar sind die Sozialdemokraten nicht viel besser, was deren
Regierungsperioden und besonders die letzten sieben Regierungsjahre
der Ära Schröder zeigten, doch momentan halten sie sich,
als eigentliche Erfinder und, mit einem Finanzminister aus der eigenen
Partei auch Bewahrer der Konsolidierungsidee, sehr mit Rufen nach
Geschenken zurück.
Räuber
an der Zukunft sind sie beide, CDU und SPD. Es wird nur noch
eine Frage der Zeit sein, bis mit näher rückenden Wahlterminen,
auch aus der SPD nach Steuergeschenken gerufen wird und damit auch
nach weiteren nicht genehmigten Darlehen bei unseren Kindern und
Kindeskindern.
Vielleicht werden diese es gar so weiter treiben, vielleicht werden
diese die ererbten Lasten ebenfalls mit Darlehen an ihre Nachkommen
abzumildern versuchen. Das Ganze hat dann so etwas von einem Kettenbrief,
wo die letzten dann schließlich die Dummen sind, bis dahin
aber noch niemand weiß, wer die Letzten denn sein werden.
Wer das Geeiere
der Räuberfraktion noch genauer erleben will, der kann das
Interview mit Exvorsitzenden der CDU Mittelstandsvertretung Peter
Rauen von heute morgen auf
Dradio nachlesen.
Rauen ist ist ein führender Initiator der Steuersenkungsdebatte.
Entmutigend kann es schon sein mit ansehen zu müssen, von
welchen Dilettanten unser Land beherrscht und an die Wand gefahren
wird.
Wie kleine neidische Jungs vor einem Kuchen, der eigentlich für
Morgen bestimmt ist, nehmen sie die Unverschämtheit des ersten,
der sich ein kleines Stück jetzt schon einverleibt zum Anlass,
sich das gleiche zu erlauben.
Ein Tipp von
den Nachfolgenden Generationen aus der Zukunft an die Protagonisten
der herrschenden Ökonomie:
Wenn sie meinen, alle müssten gleich stark von dem verstärkten
Steueraufkommen profitieren, es aber nicht ertragen, dass andere
mehr bekommen haben, sollten sie doch statt Steuersenkungen zu fordern,
alternativ den Vorschlag machen, dass für alle, die vom sogenannten
Aufschwung schon profitieren konnten und nur für diese, die
Steuern erhöht werden.
Prozentual richtig bewerkstelligt, ergäbe sich hiermit der
gleiche Effekt. So bleibt die Gerechtigkeit ebenfalls über
alle Gruppen der Gesellschaft erhalten, zusätzlich aber auch
die Möglichkeit der Begleichung von Staatsschulden.
15.05.08
Wenn in Deutschland
über das Thema Wirtschaftswissenschaftler und Empfehlungen
an die Parlamentarier bezüglich des weiteren wirtschaftspolitischen
Kurses geht, denkt die Öffentlichkeit an die sogenannten Wirtschaftsweisen,
einen Zirkel ausgewählter Wissenschaftler und deren Institute.
Zweimal im Jahr geben diese ein Gutachten zur wirtschaftlichen Lage
ab, samt vermutlicher Prozentzahl zum Wirtschaftswachstum in den
nächsten sechs Monaten. Die Steuerzahler kostet dies jährlich
viele Millionen Euro, Geld, das im Grunde zum Fenster hinaus geschmissen
ist. Die Gutachten werden von Politikern allenfalls in der Zusammenfassung
der Kurzfassung gelesen, geschweige denn angewendet.
Es gibt aber auch
eine Gruppe von Wirtschaftswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler,
die ebenfalls alljährlich ein umfangreiches Gutachten erstellen
und dies schon seit 1975. Sie nennt sich Arbeitsgruppe Alternative
Wirtschaftspolitik und finanziert sich ausschließlich
über Spenden und Verkauf ihrer Veröffentlichungen.
Seit Ende April ist die Buchveröffentlichung "Memorandum
2008" auf dem Markt.
Diese Studie ist, wie in jedem Jahr, wieder mal ein echtes Gegengutachten
zum elenden Bericht der sogenannten Wirtschaftsweisen, die ja lediglich
eine theoretische Speerspitze der internationalen Neoliberalen Kapitalistischen
Wirtschaftsideologie darstellen.
Anders als die Pamphlete der bestellten und hofierten unvermeidlichen
Springkaspers mit ungerechtfertigten Weisheitszertifikat, behandeln
die Veröffentlichungen der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik
wirkliche soziale und umweltpolitische Aspekte. Sie sind damit für
die Gesamtgesellschaft und das reale Leben sehr viel angemessener.
Die Arbeitsgruppe
steht allerdings den Gewerkschaften nahe. Gewerkschaftlerinnen und
Gewerkschaftler sind an den Veröffentlichungen beteiligt, und
hier liegt sehr wahrscheinlich eine Begründung für die
eingeschränkte Akzeptanz der Feststellungen. Nicht, dass ein
Mitwirken von Gewerkschaften ein Ergebnis automatisch ideologisieren
würde, aber den Gegnern der Arbeitsgruppe wird hier doch eine
effektive Möglichkeit zur Vorverurteilung und Nichtbeachtung
geboten.
Man muss sich
sein Bild selbst machen und von der Arbeitsgruppe
zumindest die Kurzfassung
des Memorandums 2008 lesen, und Tabellen
und Presseinfo
beachten.
Bei nächster Gelegenheit werde ich versuchen, an dieser Stelle
eventuelle Unterschiede zum ökonomischen Konzept des Vereins
Zukunftslobby, der Kategorischen Marktwirtschaft, darzustellen.
14.05.08
Kanzlerin Merkel
ist in Brasilien. Im Zuge ihrer Südamerikareise will sie
mit Staatschef Da Silva auch über eine Zusammenarbeit im Bereich
erneuerbare Energien reden.
Eigentlich müsste längst klar sein, dass Deutschland nur
unter Inkaufnahme von ökologischen Schäden einerseits
und Verschärfung des Ernährungsproblems andererseits erneuerbare
Energieträger wie Ethanol aus Brasilien beziehen kann.
Brasilien wandelt massiv immer neue Naturflächen, hauptsächlich
Urwaldgebiete, in landwirtschaftliche Nutzflächen für
den Anbau von Energiepflanzen um. Sämtliche Beteuerungen, man
würde ja nur auf 3 % der Agrarfläche Zuckerrohrplantagen
betreiben, dürfen als Propaganda verstanden werden.
Angestachelt von den Plänen der deutschen Bundesregierung und
anderen Industriestaaten, statt fossil gebundenes CO2 aus Gas, Kohle
und Öl nun verstärkt CO2 aus neuer Pflanzenmasse freizusetzen,
hat besonders Brasilien ein neues Kapitel beim Verbrauch natürlicher
Ressourcen aufgeschlagen. Für Zuckerrohrfelder werden immer
mehr neue Flächen ausgewiesen, die glänzende Aussicht
auf saftigen Profit besiegt jeden Nachhaltigkeitsaspekt. Große
Mengen Energie verschlingt zudem noch der Transport des Benzinersatzes
nach Europa.
Und Schuld ist alleine der riesige Energiehunger der Industriestaaten.
Deren Weigerung, entscheidend weniger zu verbrauchen und stattdessen
gar an Stelle von herkömmlicher Energieträger nun Nahrungskalorien
zu verbrennen, gibt Brasilien den entscheidenden Impuls zur Umwandlung
ihrer gesamten Anbau- und Flächennutzungsstruktur.
Was hat da eine
deutsche Kanzlerin über Zusammenarbeit zu reden? Der Import
von regenerativen Energieträgern aus Brasilien müsste
eigentlich ganz eingestellt werden. Nur das Fehlen dieses fatalen
Nachfrageimpulses, würde dieses Land von der Entwicklung hin
zu einer weiteren, nicht nachhaltigen und die Lebensgrundlagen schädigenden
Agrarstruktur abhalten.
Merkel allerdings, ebenfalls Laie in Sachen nachhaltige Agrarstruktur,
scheint sich um die Folgen der fatalen deutschen Energiebeschaffung
nicht zu kümmern.
Immerhin stehen mächtige Interessen aus der Automobil- und
Energieindustrie hinter ihr. Diese lassen nicht zu, dass ein Vorrang
von ökologischen und ernährungspolitischen Argumenten
ihre Imagekampagne im grünen Mäntelchen, auch Greenwashing
genannt, gefährden. Hier ist die kurzsichtige Dame im Kanzlerrang
die ideale Partnerin. Sie besitzt offensichtlich keinerlei Anspruch,
auch die Interessen der nachfolgenden Generationen zu vertreten.
13.05.08
Dengelkurs, Teil 2
Zu Anfang ist
die Schneidkante relativ stumpfwinklig. Um sie noch scharf zu bekommen,
muss recht viel Material mit dem Wetzstein abgenommen werden, damit
vorne eine scharfe Schneide entsteht. Diese ist dann ruckzuck wieder
stumpf. Man muss permanent nachwetzen.
Zuerst wird das
Sensenblatt vorgedengelt. Das bedeutet, man hämmert einen etwa
8 Millimeter breiten Streifen des Blattes dünner.
Die linke Hand
hält das Blatt in Position, so dass die zu hämmernde Fläche
fest auf der Ambossseite aufliegt. Hierbei ist hilfreich, dass kleiner
Finger und Ringfinger unten den Amboss berühren und die Hand
so gefühlsmäßig den richtigen Abstand zum Amboss
halten kann.
So wird das Blatt
langsam unter den Hammerschlägen von rechts nach links durchgezogen.
Sehr hilfreich ist auch, wenn man auf dem Blatt sieht, wo getroffen
wurde. Dies geht sehr gut, wenn Hammer und Amboss poliert sind,
und das Sensenblatt vor dem Dengeln mit nicht zu groben Schmirgelpapier
(240er) gesäubert wurde. Jeder Schlag wird dann auf dem Sensenstahl
als glattere Fläche sichtbar.
Zum Vordengeln
sollte man das Blatt mehrmals über die gesamte Breite bearbeiten,
wobei jeder Durchgang entlang einer parallel zur Schneidkante gedachten
Linie erfolgen soll. Macht man etwa drei Dengeldurchgänge,
so sollen die jeweiligen Linien minimal versetzt zueinander liegen.
Wie ausgiebig man vordengeln muss, hängt hauptsächlich
davon ab, wieviel der bearbeiteten Kante vom letzten Dengeln noch
erhalten ist. Bei neuen Sensenblättern vom Gartenmarkt hat
man die meiste Arbeit. Oft steht darauf "Mähfertig gedengelt",
was man eher als verkaufsfördernden Spruch auffassen sollte.
Solche Blätter sind vielmehr hackestumpf.
Das Scharfdengeln
schließlich geht bei etwas Übung schon in einem Durchgang.
Hier liegen nur
noch die äußersten 1 bis 2 Millimeter der Kante auf dem
Amboss auf.
Diese vorderen
1 bis 2 Millimeter der Dengelfläche sind im Idealfall so dünn
wie Alufolie. Hier reichen dann später zwei, drei Schwünge
mit dem Wetzstein, um die Schneide rasiermesserscharf zu bekommen.
Wenn die geklopfte Kante am Ende nicht ganz gerade, sondern parallel
zur Blattfläche einige Wellen hat, wie oben auf dem Foto zu
sehen, ist dies überhaupt nicht schlimm. Nach ein paar mal
Wetzen ist dies verschwunden.
Wenn die Dengelkante
senkrecht zum Blatt wellig wird, oben im Bild in der rechten Hälfte
zu sehen, ist dies nicht mehr so günstig. Beschränkt sich
die Welligkeit auf den Scharfdengelbereich, wie im Bild, schleift
sich dies beim Wetzen der Sense bald ab. Bis dahin allerdings hat
die Sense eher eine Schneide ähnlich einem Wellenschliffmesser.
Wenn sie scharf genug ist, lässt sich auch damit gut mähen.
Ist aber der gesamte Dengelbereich bis zum dickeren Metall wellig
geworden, ist das Blatt nicht mehr zu gebrauchen.
Im Prinzip müsste man diesen Bereich komplett an Schleifmaschine
oder Flex wegschleifen und mit dem Dengeln noch mal von vorn beginnen.
Manche Fachleute sagen sogar, man könne das Blatt dann wegschmeißen,
oder es nur noch zum Üben verwenden.
Anfängern passiert dieses Welligdengeln recht oft. Verhindern
kann man dies vielleicht, wenn man systematisch vorgeht, sich zunächst
auf das Vordengeln konzentriert und das Scharfdengeln erst ganz
zum Schluss durchführt.
Hat man gut vorgedengelt,
kann man später etliche Male nur mit abermaligem Scharfdengeln
eine gute Schneidleistung erhalten. Dies geht dann sehr viel schneller,
als ein kompletter Dengelvorgang.
Auch die Sichel,
für kleinere Ecken im Garten, lässt sich mit Dengeln sehr
viel besser scharf bekommen.
Nun braucht es
zum Mähen mit der Sense nur noch einen frühen Morgen,
wo der Tau auf dem Gras liegt und die Planzenzellen prall mit Wasser
gefüllt sind. Zwischen halb sechs und halb acht senst es sich
am besten.
12.05.08
Dengelkurs, Teil 1
Heute will ich
zeigen, wie man eine Sense dengelt, bzw. wie ich meine Sense dengele.
Es gibt zum Sensedengeln sicher verschiedene Ansichten, letztlich
kommt es auf das Ergebnis an.
Dengeln ist ein kaltes Ausschmieden der vorderen Kante eines Sensenblatts
mit dem Ziel, einen schmalen dünnen Schneidenbereich zu bekommen,
der sich dann mit dem Wetzstein recht schnell sehr scharf schleifen
lässt.
Oben schematisch
dargestellt: die Schneide vor und nach dem Dengeln.
Außerdem wird der Stahl der Schneide dadurch etwas gehärtet,
wodurch er länger stehen bleibt, und es wird Material in die
Breite getrieben, was den Ausnutzungsgrad des Sensenblatts verbessert.
Weil der Schneidenwinkel nach dem Dengeln sehr viel spitzer ist,
bleibt auch die Schärfe länger erhalten.
Das Dengelwerkzeug
besteht aus einem schmalen Amboss und einem Hammer. Der Amboss ist
der Kopf eines 1-kg Schlosserhammers, der in ein quadratisch ausgestochenes
Loch eines Holzklotzes fest eingelassen ist.
Die Flächen an beiden Werkzeugen sind frei von Scharten und
mit Feile und Schmirgelpapier glatt und glänzend geschliffen.
Wären hier Unebenheiten, fände man diese auch nach jedem
Hammerschlag später auf der Sensenschneide.
Der Hammer ist ebenfalls ein normaler Schlosserhammer von 500 Gramm
Gewicht. Er kann auch noch etwas schwerer sein.
Eine andere Möglichkeit, rechts im Bild, ist ein Amboss mit
ebener Fläche und schmaler Dengelkante am Hammer, also genau
umgekehrt, wie auf dem Bild. Auch wird das Blatt hierbei genau andersherum
gehalten, wie oben auf der ersten Zeichnung, d. h., die gewölbte
Seite nach unten, so wie es auch später beim Mähen auf
dem Boden liegt.
Hierzu muss man aber schon einige Übung besitzen, um die zu
hämmernde Linie immer genau treffen zu können.
In der Querrichtung
ist der Amboss leicht gewölbt, von der Schmalseite gesehen
besitzt er etwa einen Radius von vielleicht 8 mm. Hammer und Amboss
sollen von gleicher Härte sein und auf jeden Fall härter,
als der Sensenstahl. Billighämmer sind oft nicht geeignet.
Die Arbeitsfläche
des Dengelstocks, also Holzklotz plus Amboss, sollte ebenso hoch
sein, wie die Oberschenkel des Denglers in Sitzposition. Dies garantiert,
dass das Blatt im Laufe des Vorbeiziehens am Amboss während
des Dengelns, immer an zwei Punkten aufliegt und so leichter gehalten
werden kann. Das Holz um den Amboss wässere ich eine halbe
Stunde vor dem Dengeln. So quillt es auf und hält den Amboss
besser fest.
Die zu dengelnde
Kante sollte vorher mit Schmirgelpapier von beiden Seiten entrostet
werden.
Die Körperhaltung
beim Arbeiten kann so bequem wie möglich sein.
Wer meint, das Hämmern ist zu anstrengend, der sollte es mit
einem längeren Hammerstiel oder einem schwereren Hammer von
bis zu 800 Gramm versuchen.
(Morgen gibt es den Teil
2)
11.05.08
Wegen des schönen
Wetters in den letzten acht Tagen konnte ich jede freie Minute an
unserem Anbaudach arbeiten. Die Unterkonstruktion für Ziegel
und Schiefer ist jetzt fertig, und nächste Woche kann die Regenrinne
angebracht und gedeckt werden.
Auch in dieser
ersten Sonnenperiode des Jahres sollte man, gerade da oben, den
Schutz der Haut gegen die UV-Strahlung nicht vergessen.
Auf der Bitumenpappe
liegt die Konterlattung aus Eiche, Nagellöcher vorgebohrt gegen
späteres, witterungsbedingtes Aufreißen, darauf sind
Dachlatten aus Douglasienkernholz im alten Maß 2,4 mal 4,5
cm aufgenagelt. Die Ortgänge bekommen ein Unterbrett, wie hier
an der Gaubenseite.
Der First wird
verschiefert, wie auch der Übergang ins Wohnhausdach. Er ist
mit entsprechenden Brettern aus Lärchenkernholz über das
Maß der obersten Ziegelreihe aufgedoppelt.
Durch die Verwendung dauerhafter Hölzer ist keinerlei zusätzlicher
Holzschutz mit Salzen oder Imprägnierungsmitteln notwendig.
Die Hölzer stammen alle aus unserer Region und wurden vom Sägewerker
im übernächsten Ort aufgeschnitten.
Das Säubern
der alten Ziegel wird noch einige Arbeit kosten, wie auch das Nach-oben-bringen
aufs Dach.
Die Ziegel, sie waren etwa 50 Jahre auf dem alten Dach, können
problemlos wieder verwendet werden. Sie halten bestimmt noch einmal
50 Jahre. Zudem haben sie schon eine gewisse Patina aus Flechten
und sind viel passender zum alten Anwesen als Neuziegel.
Zwar müssen sie abgebürstet und durchsortiert werden,
man spart sich aber etliche Tausend Euro für neues Material
und natürlich alle ökologischen Schäden, die mit
einer Neuproduktion und Transport verbunden wären.
Baustoffe wieder zu verwenden, statt sie nur wieder zu verwerten
ist auch ein wichtiger Aspekt beim ökologischen Bauen und wird
von mir, wo es geht umgesetzt.
10.05.08
Zitat:
"Es gibt kaum etwas auf der Welt, das nicht irgend jemand ein
wenig schlechter machen und etwas billiger verkaufen könnte,
und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die
gerechte Beute solcher Machenschaften.
Es ist unklug, zu viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter,
zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas
Geld, das ist alles. Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren
Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte
Aufgabe nicht erfüllen kann.
Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel
Wert zu erhalten.
Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das
Risiko, das Sie eingehen, etwas hinzurechnen. Und wenn Sie das tun,
dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas besseres zu bezahlen."
- John Ruskin, englischer Sozialreformer (1819-1900)
Dieser Einwand
ist auch heute noch voll gültig, doch, was die Beschreibung
des Grundes für die Verbilligung bestimmter Waren angeht, nicht
mehr vollständig.
Im Zeitalter der Globalisierung, der Produktion mit entscheidender
Nutzung des heimlichen Produktionsfaktors -Externalisierung von
ökologischen und sozialen Schadkosten- , werden Waren vor allem
deshalb billiger, weil mit zunehmender Tendenz nicht mehr alle eingesetzten
Produktionskosten von den Produzenten zu tragen sind, also in den
Preis des Produkts einfließen müssen.
Um es mit Ruskin auszudrücken:
Wenn Sie ein Produkt kaufen, ein ökologisch und sozial weitgehend
verträglich hergestelltes Produkt, bei dem der Energie- und
Rohstoffeinsatz während des gesamten Herstellungsvorgangs sehr
gering gehalten wurde, das etwa im Inland mit deutschen Arbeitskräften,
also mit Arbeitskräften, die im inländischen Sozialsystem
integriert sind, erzeugt wurde, bei dem der gesamte Transportaufwand
bis zum Endkunden sehr gering gehalten werden konnte, das auch während
der Benutzung und später als Abfall keine Probleme mehr bereitet,
usw., bezahlen Sie nahezu alle gesellschaftlichen und produktspezifischen
Kosten sofort.
Wenn Sie dagegen eine Billigvariante kaufen, die qualitativ, über
Ruskins Regel hinaus, vielleicht sogar ebenbürtig ist, im Unterscheid
zum ersten Produkt aber unter Abwälzung erheblicher produktionsrelevanten
Schadkosten auf die Allgemeinheit und die nachfolgenden Generationen
bereit gestellt wurde, etwa durch Herstellung in fernen Billiglohnländern
und gefährlicher Kontaminierung der Umgebung des Produktionsstandorts,
unter großem Einsatz fossiler Energieträger und brachial
gewonnener Rohstoffe, unter immensem Transportaufwand um den halben
Globus, mit bedenklichen Inhaltsstoffen oder unter Inkaufnahme großer
Probleme bei der letztendlichen Entsorgung, haben Sie beim Kauf
nur einen Teil der Kosten beglichen.
Sie können sicher sein, dass Ihnen die Einsparung beim Kaufpreis
insgesamt nicht zu Gute kommt. Sie sind ja gerade Teil der Allgemeinheit,
auf welche die besagten externen Kosten abgewälzt wurden, bzw.
sie sind die Generation, welche die Kostenabwälzung der vorangegangenen,
ebenso wie Sie kalkulierenden, Generation zu tragen hat. Auch wenn
Ihnen der Zusammenhang vielleicht verborgen bleibt, Sie zahlen langfristig
gesehen mehr, als bei dem im Geschäft teureren Vergleichsprodukt.
Sie müssen also beim Billigprodukt die noch zu erwartenden
Belastungen hinzurechnen. Wenn Sie dieses tun, haben Sie auch
das Geld, um gleich ein ökologisch und sozial verträglich
hergestelltes, also ein gesamtgesellschaftlich betrachtet besseres
Produkt zu kaufen.
In diesem Sinne:
Fröhliche und nachdenkliche Pfingsten!
09.05.08
Wohl die meisten
Menschen in Deutschland verspüren gerade die Vorfreude auf
das verlängerte Wochenende.
Die Aussichten darauf, drei Tage lang nicht arbeiten zu müssen,
länger schlafen und ausgiebig frühstücken zu können,
lassen so manches Herz höher schlagen.
Bei mir stellt sich da die Frage, wieso dies als Ausdruck von Lebensqualität
empfundene Nichtunterworfensein unter das Alltagsdiktat in unserer
Gesellschaft denn die große Ausnahme bleibt.
Wenn dieses Pfingstgefühl denn Lebensqualität pur
ist, wieso gehört es nicht das ganze Jahr über viel öfter
zum festen Bestandteil unseres sogenannten Wohlstands?
Die Antwort ist: weil Lebensqualität im Wohlstand, wie er innerhalb
der Industriegesellschaft verstanden wird, gar nicht vorgesehen
ist. Diese Art von Lebensqualität ist sogar der nicht erklärte
Feind vom sogenannten Wohlstand. Die Industriegesellschaft, dieser
momentanen kapitalistischen Prägung, ist darauf aus, alle kleinen
Bereiche unseres Lebens nach und nach besetzen und beherrschen zu
können.
Alles wird unter dem Aspekt des Konsums betrachtet. Jedwede Lebensqualität,
die eigentlich ohne Konsum, materiellen Konsum, auskommt, muss umgewandelt
werden, um sie im Phänomen Wirtschaftswachstum als finanziellen
Gewinn wirksam werden zu lassen.
Parallel dazu ist eine gehörige und unablässige Gehirnwäsche
notwendig, die in Form von Werbung, Modediktaten und sonstiger Propaganda
zur Unterwerfung unter verschiedenste Arten von Herdenverhalten
ausgeübt wird.
Welche Wirtschaftssparte hätte ein Interesse daran, einfach
nur das Nichtstun und das feiertägliche Faulsein zu propagieren?
Welcher Wachstumspolitiker würde den Konsumverzicht empfehlen
und dass die Leute doch einfach mal die Abwesenheit von Alltagsdruck
genießen sollten? Welche Partei ist für Verzicht gegenüber
dem, was so als Lebensstandart aufs Podest gestellt wurde.
Welche Partei hat ein Konzept dazu, wie ein Leben weg von materiellen
Idealen und hin zu qualitativen Lebensinhalten aus der momentan
beherrschenden Konsumgesellschaft heraus dauerhaft verwirklicht
werden könnte?
Von Links bis Rechts, bei allen ist das oberste Ideal "Mehr
Geld". Alle scheinen den wirklichen Inhalt des Begriffs
Lebensqualität völlig aus den Augen verloren zu haben.
Alle sind bis über die Ohren in die Zwänge der herrschenden
Kapitalistischen Subventionswirtschaft verstrickt.
Alle sind zu willigen Vollstreckern einer Ökonomie degeneriert,
die sich nicht nur mit der Anrichtung von ökologischen und
sozialen Schäden und deren Abwälzung auf die Allgemeinheit
nährt, sondern unter Anderem auch mit dem Raub unserer Lebensqualität,
bzw. mit dem Austausch gegen einen billigen Scheinersatz,
den sogenannten Wohlstand.
Da lob ich mir
mein bescheidenes Dasein im Konsumverzicht als Lebensart. Was ich
nicht brauche, muss ich nicht kaufen, und was ich nicht ausgebe,
muss ich nicht erwirtschaften und mit wenig Zwang zur Erwerbsarbeit,
gewinne ich viel Zeit.
Was läge näher als ein Dasein, das uns oft ermöglicht,
das zu tun, was uns Spaß macht, wenig Ressourcen verbraucht,
nicht zum Wirtschaftswachstum beiträgt und nicht zur Finanzierung
der Abgeordnetendiäten, und das uns dafür die Qualität
des Lebens auch über Pfingsten hinaus jede Woche genießen
ließe?
08.05.08
Immer wahrscheinlicher
wird, dass die Zahl der Todesopfer in Birma sechsstellig
ausfällt. Im Unterscheid zum Tsunami vor wenigen Jahren, ist
hier nicht nur der Küstenstreifen betroffen, sondern auch Siedlungsgebiete
bis weit ins Hinterland.
Die Militärjunta, die das Land terrorisiert, beginnt langsam
weich zu werden. Anders als bei den Protesten durch Opposition und
buddhistische Mönche im vergangenen Jahr, plagt sie das schlechte
Gewissen. Wenn die Uniformierten jetzt aus sicherheitspolitischen
Gründen, ihrer Bevölkerung die internationalen Hilfsangebote
verwehren würden, könnte ihre Machtposition weit heftiger
destabilisiert werden.
Neben dem Wunsch
auf größtmögliche Hilfe für die überlebenden
und von Zyklon geschädigten Menschen in Birma, gibt es eine
Spur Hoffnung, dass dies vielleicht der Anfang vom Ende der Diktatorenclique
sein könnte.
Heute vor 63 Jahren wurde mit der offiziellen Kapitulation Deutschlands
im Zweiten Weltkrieg, auch das Ende des Terrors einer faschistischen
Verbrecherdiktatur besiegelt.
Dass es in der Weltgeschichte immer erst derart großes Leid
für sehr viele Menschen bedarf, damit Verbrecherbanden verschwinden?
07.05.08
Der Bundesnachrichtendienst,
BND, soll von Pullach jetzt auch nach Berlin umziehen.
Heute soll die Grundsteinlegung für einen repräsentativen
Neubau stattfinden, vor geladenen Gästen und hinter einem 3
Meter hohen Bauzaun, mit, wie es sich für einen Geheimdienst
gehört, Bewegungsmeldern, Überwachungskameras und anderem
technischen Schnickschnack zur "Sicherheit".
Die üblichen Statements zur überflüssigen und immens
teuren Standortverlagerung sind von den meisten Politikern zu hören:
Die Zusammenarbeit mit der Regierung würde erleichtert, die
Kontrolle durch die Regierung würde verbessert, etc.
Ob eine Nähe zu Berlin in der jungen Vergangenheit verhindert
hätte, dass Journalisten vom BND ausspioniert wurden, kann
getrost bezweifelt werden. Auch die Zuverlässigkeit des Parlamentarischen
Kontrollgremiums, in der letzten Zeit löchrig, wie ein Sieb
und alles andere als unabhängig urteilend, wird mit dem Umzug
nicht verbessert.
Christian Ströbele von den Grünen ist gegen den Umzug.
Er sagt, früher hätte die Entfernung von Pullach nach
Bonn auch kein Problem dargestellt, und die Strecke von Pullach
nach Berlin sei auch nicht viel größer.
Wieder mal erlauben
sich die Parlamentarier der großen Parteien, Geld,
das sie eigentlich gar nicht haben, zum Fenster raus zu schmeißen.
Angeblich soll der Neubau 720 Millionen Euro kosten. Ein Vertreter
der FDP geht von mindestens 1,5 Milliarden Baukosten aus.
Die erste Zahl, das kennt man ja schon, ist das Beruhigungsmittel,
aufgestellt, um zur Abnickung der Baumaßnahme zu ermutigen,
die zweite Zahl am Ende schließlich muss dann als bittere
Pille hinterher geschluckt werden.
Eigentlich die pure Selbstveräppelung, kann man denn nicht
gleich die wirklichen Baukosten veröffentlichen, wo doch auch
der Dümmste angesichts solcherart Kosten weiß, dass es
am Ende sehr viel teurer wird?
Die Bevölkerung weiß es, die abstimmenden Volksvertreter
wissen es und die Kassenwarte wissen es ohnehin. Völlig verrückt,
aber dieses Spielchen mit voraussichtlichen und tatsächlichen
Kosten wird offenbar gerne aufgeführt, es muss wohl eine beliebte
Alltagsbelustigung der Regierungsbankrotteure sein. Vielleicht gibt
es ja auch intern schon Wetten in so einem Fall, etwa "ich
tippe auf die Bausumme um den Wert XY
und setze 500 Euro, wer setzt dagegen?"
Jede Firma in
der Privatwirtschaft wäre längst bankrott, würde
sie so wirtschaften, wie die Regierung. Wissen wir ja, wissen wir
längst. Aber diese Verschwender stoppt niemand, sie wurden
vom naiven Teil der Bevölkerung zur Verschwendung berechtigt.
06.05.08
Die Zeit, in
welcher unsere Regierung regiert, scheint endgültig vorbei
zu sein. Es sind in den täglichen Meldungen eigentlich
nur noch Wahlkampfparolen zu hören.
Die SPD und die Unionsparteien haben begonnen und die Oppositionsparteien
werden bald mit Vehemenz nachziehen.
Da gibt es aberwitzige Vorschläge zur Steuererleichterung,
etwa von CSU-Huber, dessen Motto "mehr Netto vom Brutto"
genauso gut ein Werbespruch von Lidl sein könnte. SPD-Beck
kontert mit dem Zusatz, seine noch kommenden Vorschläge seien
"viel solider finanziert".
Die CDU verharrt noch bei -Alles Quatsch-, bis dann der eigene Quatsch
folgt. Jeder will unbedingt größere Werbeballons steigen
lassen als die Konkurrenz und produziert dazu eifrig unausgegorene
lauwarme Luft.
Dass alles völlig unfinanzierbar bleibt stört keinen.
NRW-Rüttgers arbeit emsig an seinem Profil eines sozial eingestellten
Christdemokraten. Seine Mischung aus sehr wohl berechtigten Fragen,
zur Lage von gering verdienenden Selbstständigen im Rentenalter
und den Antworten, welche die Ursachen der Problematik völlig
ignorieren, ist zur eigenen Zur-Schau-Stellung ideal, insgesamt
und langfristig betrachtet jedoch scheinheilig und wirkungslos.
Wieso attackiert er nicht das Rentensystem im Ganzen, wieso fordert
nicht eine Teilnahme auch der besseren Schichten am System?
Huber aus Bayern will seine Vorschläge sogar mit Zukunftserwartungen
finanzieren. Es seien in den nächsten Jahren diese und diese
Staatseinnahmen zu erwarten, davon könne man ja einen Teil
hernehmen, um seiner Klientel die Steuern zu senken.
So etwas ist -Wetten auf die Zukunft-, wie es auch an der internationalen
Börse praktiziert wird, und es ist eine Bankrotterklärung
der eigenen Möglichkeiten, vor allem aber wieder ein Raub an
den nachfolgenden Generationen. Diese müssen die Suppe auslöffeln,
weil die Vorhersagen von Politikern praktisch niemals in Erfüllung
gehen, und es halt anders kommt, als erhofft, -sorry eben!
Nach 2einhalb
Jahren Selbstdarstellung ohne vernünftige Politik, gibts jetzt
bis zur Bundestagswahl nur noch 1einhalb Jahre Selbstdarstellung
und keine-Zeit-für-Politik. Auf diese Weise kommen wir
aus keinerlei Dilemma mehr heraus. Nur die Selbstdarsteller, die
jetzt einvernehmlich wieder die Diäten erhöhen wollen,
behalten den Kopf über Wasser.
Diesen Kopf, ebenfalls wie ihre Werbeballons, mit Gasen gefüllt,
fallen ihnen dann so Sachen ein wie Dekolletes bis kurz vor die
Brustwarzen, oder Fantasien, Ihren Bart, im Grunde nur ein paar
unappetitliche Stoppel, für eine Million (Kurt Beck in der
BILD vom Samstag) verkaufen zu wollen.
Es darf, ja es muss gelacht werden, - was denn sonst? Ach ja, und
mit noch mehr Nachdruck Vereinsarbeit betreiben!
05.05.08
Auch der Beitrag
für gestern ist ausgefallen. Nachdem ich am Samstag einem Vortrag
in Darmstadt gehalten hatte, hängten wir noch einen Tag Urlaub
dran, um Freunde zu besuchen.
Heute morgen in den Nachrichten wieder die üblichen Meldungen.
Sehr beunruhigend sind gerade die Pläne für einen "Nationalen
Sicherheitsrat" für Deutschland, der die sogenannte
Sicherheit im Innern verbessern soll. Vordergründig will man
hiermit dem "Terrorismusproblem" begegnen, einem Problem,
welches gerade durch die Politik der letzten Jahrzehnte erst herangezüchtet
wurde. (Dieses hatte ich schon einmal in einem Artikel am 30.01.08
behandelt).
Für mich gibt es nur zwei Gründe für die Politik,
vor allem für die Politik der Unionsparteien, wieso diese so
hartnäckig dieses Feld beackern.
Erster Grund: Sie wollen sich mangels Erfolgen bei der Lösung
der wirklich wichtigen Gesellschaftsprobleme, an einem künstlich
aufgebauschten Thema ein Profil verschaffen. Zu diesem Zwecke wird
das Thema mit großer Energie und Beharrlichkeit gargeredet,
um auch den letzten Bürgern die Existenz eines eigentlich verschwindend
unbedeutenden Problems, nun mit großem Spektakel in die Köpfe
zu hämmern. US-Präsident Bush gibt die Richtung vor und
die deutschen Konservativen preschen alle ebenfalls dorthin. Die
Union betreibt hier pure Wichtigtuerei auf einem sehr gefährlichen
Niveau.
Angepeitscht von dem traumatisierten Innenminister Schäuble,
der von morgens bis abends überall nur noch Attentäter
zu sehen scheint, wird selbst das Thema Grundgesetzänderung
und Einsatz der Bundeswehr im Innern ständig am Kochen gehalten.
Gegen wen sollten die Soldaten da denn kämpfen?
Hier wird ein
möglicher zweiter Grund für die paranoide Sicherheitsdiskussion
denkbar.
Die hohen Herrn Volksvertreter wollen sich frühzeitig auf Aufstände
und mögliche bürgerkriegsähnliche Zustände vorbereiten.
Es ist alles andere als sicher, dass der innere Frieden so bleibt
wie er ist. Die Unterschiede zwischen Arm und Reich nehmen zu, und
die Lage könnte für etliche Bevölkerungsgruppen bald
derart existenziell werden, dass Proteste auch in anderen Formen
zum Ausdruck kommen, wie wir sie aus den letzten Jahrzehnten her
kennen.
Der Bevölkerung wird nicht für ewig verborgen bleiben,
dass die eigene Politik, die an einer zerstörerischen Wirtschaftsform
festhält, der eigentliche Verursacher des schleichenden Niedergangs
ist. Die Entladung des Zorns großer Gruppen in neuer Dimension,
wird immer wahrscheinlicher.
Wollen die Damen und Herren in den sogenannten Regierungsinstanzen
hier vielleicht rechtzeitig eine Sicherheitsbarriere zwischen sich
und Teilen des Volks etablieren, gewissermaßen einen Wall
aus Tausenden willigen Befehlsempfängern in Uniform und mit
Gewehren in der Hand?
Es wird zusehends
wichtiger, den Terrorismus einerseits als unmittelbare Politikfolge
zu beleuchten und ihn andererseits als willkommene Begründung
für politischen Aktionismus zu erkennen.
Und es wird immer notwendiger, eine nachhaltige Wirtschaftsform
für unsere Gesellschaft zu entwerfen, die keinen Terrorismus
und keinen zivilgesellschaftlichen Niedergang bewirkt und diese
Wirtschaftsform mit ihren neuen Möglichkeiten in die Köpfe
der Leute zu tragen.
02.05.08
(PS:Morgen
fällt der Beitrag aus, weiter gehts am Sonntag)
Für heute:
Der Maifeiertag
gestern ist verlaufen, wie gewohnt.
Demonstrationen von linken Jugendlichen in Berlin sind eskaliert.
Der Polizeipräsident, der sich unauffällig unter seine
Beamten gemischt hatte, wurde von Demonstranten erkannt und musste
dann in ein Einsatzfahrzeug in Sicherheit gebracht werden, tolle
Pressemeldung.
In Hamburg entwickelten sich beim Aufeinandertreffen von linken
und rechten Gruppen entsprechende Szenen. Es wurde gar kurzfristig
eine neue Hundertschaft Polizisten aus Berlin eingeflogen.
Die Kundgebung gegen rechte Gewalt hatte friedlich begonnen und
ist dann wie gewohnt eskaliert, weil linke, als Chaoten und Autonome
bezeichnete Ahnungslose oder Provokateure Feuer legten und Autos
anzündeten. Bei etlichen Geschäften wurden routinemäßig
die Scheiben eingeschmissen. Es heißt, die Glaserbetriebe
haben für die nächsten Tage vorübergehend neue Leute
eingestellt.
Die Polizeiführung machte das Hamburger OVG mitverantwortlich,
weil es Demonstrationen von linken und rechten Gruppen auf der gleichen
Strecke erlaubte. Eine Verstrickung von Richtern und Flachglasindustrie
besteht nicht. 250 Blindwütige wurden festgenommen, 20 Beamte
angeblich leicht verletzt.
Auf den Kundgebungen
schmückten ebenfalls die gleichen Funktionäre aus Linkspartei,
SPD und Gewerkschaft die Mikrofone. Unten standen die gleichen Anhänger
mit Pfeifen und Plakaten, darauf die immer gleichen Parolen. Mindestlohn
und Gerechtigkeit, jaja die Gerechtigkeit. Die ebenfalls gleichen
CDU-Politiker wetterten gegen den Mindestlohn, eben alles wie immer.
Die Funktionäre
der herrschenden Kapitalistischen Subventionswirtschaft konnten
sich, eben wie gewohnt, zurücklehnen, keine Gefahr, die Ausputzer
in Uniform machen das schon und der Steuerzahler finanziert alles.
Von den Rednern mit den roten Krawatten geht, natürlich wie
gewohnt, keinerlei Gefahr für den Lauf der Dinge aus. Alle
bleiben vereint unter dem Banner des goldenen Kalbs Wirtschaftswachstum,
was sie nicht davon abhält, öffentlich einige kleinere
Auswüchse der vielen Kalbsfladen in unserer Realität,
zu kritisieren. Die darauf täglich Ausrutschenden klatschen,
wie gewohnt, brav Beifall.
Keine Gefahr, alles bleibt wie es ist. Lasst sie doch, so
mögen die Funktionäre im feinen Tuch denken, sich austoben
an den Symptomen der ökonomischen Krankheit, lasst doch die
Medien berichten, also zementieren, alles wie immer, wie erwartet,
wie inszeniert, bis zum Maifeiertag 2009, wie gesagt, wie
gewohnt, wie beschissen.
Es wird nichts
helfen, aber wir kommen nicht drum herum, das Fundament unseres
Wirtschaftens grundlegend zu sanieren. Die Spektakelzeremonien am
1. Mai zeigen nur, dass diese Notwendigkeit im Bewusstsein der Betroffenen
noch nicht angekommen ist.
01.05.08
Heute wollte ich
eigentlich zeigen, wie man eine Sense dengelt, doch ich habe
die Fotos noch nicht beisammen. Da heute Feiertag ist, kann ich
auch nicht dengeln, um sie aufzunehemen.
Gleich nach dem
Aufstehen, gegen 6.30 Uhr, bin ich schon im Wiesgarten gewesen,
um den Morgentau im Gras zum Sensen zu nutzen. In aller Früh
sind die Pflanzenzellen noch prall mit Wasser gefüllt, und
das Schneiden mit dem ältesten, umweltfreundlichsten und meditativsten
aller Mähgeräte geht besonders gut.
Von Osten wehte noch ein leichter Hauch Schwehlgeruch vom gestrig
abgefackelten Maifeuer herüber, einem alljährlichen Event
aus Altholz-, Grünschnittentsorgung und legalisierter Müllverbrennung.
Habe es unterlassen, die Mengen von Pressspanteilen, dick mit Farbe
gestrichene Gartentürchen, faule Pfosten mit schwarzen Imprägnierungsresten
und nassem Gehölzschnitt zu fotografieren. Es hätte nur
wieder böse Sprüche eingebracht, wenn mich jemand gesehen
hätte.
Die Sonne guckte gerade über den Horizont, als meine frisch
gedengelte und rasiermesserscharfe Schneide leise über den
Boden rauschte. Für mich ist es ein Genuss zu sehen, wie mit
dem richtigen Gerät und der passenden Bewegungstechnik in Nullkommanix,
ohne Lärm, Motor, Abgasgestank und der Produktion von Abgasen
eine schön ebene Rasenfläche gezaubert werden kann. Bewegung
und Training für die Wirbelsäule bekomm ich auch noch
dazu.
Heute Nachmittag
werde ich die Graswellen noch zusammenrecheln und zum Kompostieren
aufsetzen. Bei Bedarf lässt sich die Fläche dann noch
mit dem Handrasenmäher verschönern.
Ein anderes Familienmitglied
von uns ist auch schon fleißig am Mähen, halt eben auf
seine eigene Weise.