30.06.08
Kaum hat Verkehrsminister
Tiefensee seine neueste Idee zur Reduktion der Treibstoffkosten
für die Bundesbürger geäußert, gibt es auch
schon nicht einverstandene Stimmen aus dem Gegenlager.
Tiefensee will mit einem Überholverbot für LKWs
an staugefährdeten Autobahnabschnitten dafür sorgen, dass
weniger Staus entstehen. Würde der Stop-und-Go Schleichverkehr
von PKWs während eines Staus reduziert, so Tiefensees Überlegung,
verbrauchten die Autofahrer weniger Sprit und würden Geld sparen.
So könnten die derzeit steil ansteigenden Treibstoffkosten
etwas abgemildert werden.
Prompt hat sich der deutsche Speditionsverband zu Wort gemeldet
und weist auf die unangenehmen Folgen aus seiner Sicht hin. Wenn
viele LKWs hinter einem langsamen Kollegen hinterher zockeln müssen,
weil sie ihn nicht überholen dürften, treibe dies die
Transportkosten der Konsumgüter in die Höhe. Diese Verteuerung
müssten wiederum die Verbraucher tragen.
Mir fällt
hier nur wieder das Wort Affentheater ein.
Wiederum soll eine problematische Entwicklung innerhalb unseres
derzeit herrschenden wirtschaftlichen Systems mit Hinundherschiebereien
vordergründig abgemildert werden.
Es fehlt jetzt nur noch die Feststellung des Speditionsverbands,
dass die ersparten Spritkosten durch zügigere Fahrt für
die PKW, direkt von den höheren Kosten für transportierte
Waren wieder aufgefressen werden würden.
Zunächst wäre dies nicht von der Hand zu weisen, ja für
Leute, die sehr wenig auf der Autobahn und in Staus unterwegs sind,
könnte hier sogar eine negative Bilanz heraus kommen. Soviel
zum kleinkarierten Geschehen zwischen den Scheuklappen.
Die eigentliche
Ursache des Problems Verkehrsinfarkt wird wieder mal nicht
berührt.
Diese Ursache ist, dass bei weitem nicht alle Schadkosten durch
den Transport per LKW, aber auch durch die privaten Fahrten mit
dem PKW, nicht vollständig in die Kosten für die jeweilige
Fahrt integriert sind. Nach wie vor können diese Schadkosten
auf die Allgemeinheit und die nachfolgenden Generationen abgewälzt
werden.
Wenn dieses anders wäre, würden viele Güterbewegungen
auf den deutschen Straßen sehr viel teurer werden. Dies würde,
neben einem ersatzlosen Verzicht auf einige Konsumgüter, vor
allem zu einer Ausweitung von transportarmer, regionaler Produktion
führen.
Regional und dezentral produzierte Güter aller Art, eventuell
von Waren aus der Großindustrie einmal abgesehen, hätten
vor Ort einen wichtigen Wettbewerbsvorteil. Ihre Bereitstellung
würde weniger ökologische und soziale Schadkosten verursachen,
was in einer internalisierenden Wirtschaft zu sehr viel günstigeren
Preisen gegenüber weithin transportierten Waren führen
würde.
Regionale Produktion ist zudem auch arbeitskräfteintensiver,
kommt der Autarkie und Selbstbestimmung der Regionen zu Gute und
hat noch andere Vorteile, wie beispielsweise einen geringeren Zwang
für Arbeitnehmer und Angestellte, über die Autobahnen
zur Arbeit fahren zu müssen. Sie fänden in Wohnungsnähe
eher eine Möglichkeit zur Erwerbsarbeit.
So würde
die Kategorische Marktwirtschaft gleich auf zwei Ebenen
für Verkehrsentlastung auf den Autobahnen und für
eingesparte Spritkosten sorgen.
Hallo Herr Tiefensee, vergessen sie ihren absurden Vorschlag, er
wird mittelfristig nichts bringen, und betrachten sie sich besser
die entscheidenden Vorteile der nachhaltigen Ökonomie auch
auf ihren Ressortbereich.
29.06.08
Rückeschäden
im deutschen Wald
Ein Beispiel von
Tausenden, wie ein alles bestimmender Wettbewerb Zerstörungen
begünstigt, will ich heute hier mit einigen Fotos veranschaulichen.
Im deutschen Wald, genauer gesagt, im Forst herrscht immer noch
ein gnadenloser Preiskampf. Um die Kosten für die Ernte und
Aufarbeitung der zum Verkauf bestimmten Baumstämme niedrig
zu halten, wird unter Anderem an den Lohnkosten für die Waldarbeiter
gespart, d.h. ihre Arbeit muss in immer kürzerer Zeit erledigt
werden.
Die Waldarbeiter können deshalb besonders beim Rücken
der gefällten Stämme, also beim herausziehen des Holzes
an einen befahrbaren Weg, kaum Rücksicht auf noch stehende
Bäume nehmen. Würden sie dabei besonders sorgfältig
vorgehen, um keine Schäden besonders an der Rinde seitlich
stehender Stämme anzurichten, ihre Arbeit wäre teurer.
Das geerntete Holz müsste einen höheren Preis bekommen
und wäre auf dem Markt schlechter zu verkaufen.
Im Prinzip müssten alle Waldbesitzer und Holzanbieter gleichzeitig
eine sorgfältigere Arbeit im Wald beschließen, damit
der Stammholzpreis gleichzeitig stiege und keiner einen Wettbewerbsnachteil
verkraften müsste. Dieses zu vereinbaren, ist auf einem globalisierten
Holzmarkt so gut wie unmöglich geworden.
Also werden die Schädigungen von Bestandsbäumen durch
Rückearbeiten Notgedrungenerweise in Kauf genommen.
Große neuere Rindenabplatzung an einer älteren Eiche.
Hier wurde ein gefällter Baumstamm vorbei gezogen. Der stehende
Baum wurde eventuell gar als Umlenkpunkt genutzt.
Das gleiche an einer Buche.
Die Wunden brauchen viele Jahre, um zu verheilen, weil der Baum
in jedem Jahr nur einen schmalen Streifen der Beschädigung
schließen kann. Währenddessen ist das bloßgelegte
Holz der Fäulnis schutzlos ausgeliefert. Hier eine Wunde, die
der Baum schon vor etlichen Jahren durch Rückearbeiten bekam.
Hier ein alter Schaden an einer Lärche. Die Rinde ist zwar
noch dran, doch an dieser Stelle muss der Baum einmal einen heftigen
Stoß bekommen haben.
Hier ein älterer Schaden an einer Buche. Sehr wahrscheinlich
stammt er von einem Stahlseil, welches hier vorbei gezogen wurde.
Der Baum diente gewissermaßen als Umlenkrolle.
Für viele Bäume etwa an Weggabelungen besteht gar keine
Chance, die Wunden jemals schließen zu können. Alle paar
Jahre, wenn wieder dort gearbeitet wird, wird sie erneut aufgerissen.
Bei der Eiche im Bild hat sich die Fäulnis unten schon in den
Stamm hinein gefressen. Oben der neue Schaden.
Diese Eiche wurde bereits zum vierten Male beschädigt.
Auch hier sieht man Wunden aus mehreren Jahren übereinander.
Hier war der Baum dabei, die Wunde gut zu verheilen. Links wurde
ihm erneut wieder ein fünf Handflächen großes Stück
abgerissen. Die Schadfläche hat sich verdreifacht.
Das Gleiche bei einer Buche. Auf mindesten zwei Schädigungen
aus früherer Zeit folgte jetzt eine neue Verletzung.
Alter und neuer Schaden bei einer anderen Eiche.
Bei dieser Eiche hat sich die Fäulnis in Erdbodennähe
schon in den Baum hinein gefressen. Darüber ist die allmähliche
Überwallung gut zu sehen, gewissermaßen die dem Baum
zur Verfügung stehende Art der Wundheilung. Wenn aber ein Loch
entsteht, kann die Wunde auch nach vielen Jahren nicht mehr geschlossen
werden.
Bei dieser Buche mit Verletzungen mehrerer Jahre, ist die Fäulnis
schon weit in den Stamm hinein vorgedrungen.
Das Holz der Buchen ist im Gegensatz zum Kernholz einer Eiche sehr
viel anfälliger für Fäulnis, wenn die schützende
Rinde einmal abgerissen wurde. Bei diesem Baum ist kaum noch von
Standsicherheit die Rede. Wenn er nicht bald gefällt wird,
kann er beim nächsten Sturm über dem Boden abbrechen.
Diese Eiche wurde nach vielen Verletzungen jetzt gefällt.
Die Fäulnis hatte hier bereits das Kernholz befallen.
Ein Baum mit Rückeschaden
wird nicht sofort wertlos. Unter Umständen kann er noch etliche
Jahre im Stammumfang zunehmen. Wird er dann geerntet, muss man zwar
auf den unteren Teil verzichten, der sich, wenn überhaupt,
nur noch zum Brennholzpreis absetzen lässt. Wirtschaftlich
rentiert sich aber die Inkaufnahme von Stammverletzungen, wenn damit
die Lohnkosten für die Aufarbeitung gesenkt werden können.
Allerdings hat
diese gängige Praxis einen ebenso bitteren Beigeschmack, wie
etwa der Transport von Schlachtvieh in engen Viehtransportern unter
Inkaufnahme von Knochenbrüchen und Todesfällen.
So etwas ist einer menschlichen und nachhaltigen Gesellschaft nicht
würdig und sollte vermieden werden.
28.06.08
Immer wieder spielt
Kurt Becks klägliche Figur als SPD-Vorsitzender in den
Medien eine Rolle. Mit ihm scheinen die Sozialdemokraten kein Bein
auf den Boden zu bekommen. Der Mann hat keine Ideen und keine Visionen.
Er hangelt sich von einem Tag zum anderen, und die SPD ist dazu
verdammt, dies zu dulden und es verlegen zu verteidigen.
Sie haben keinen besseren Kandidaten als diesen Kurt Beck, der mehr
zufällig die Rheinland-Pfalz-Wahl gewonnen hatte und deshalb
ais Vorsitzender ideal erschien.
Von den rheinland-pfälzischen Medien wurde Kurt Beck als "Landesvater"
hochstilisiert. Jetzt aber, seit er über die Landesgrenzen
hinaus wichtig wurde, suchten auch Medien in ganz Deutschland eine
Einschätzung über ihn zu finden, und dabei konnte natürlich
Becks provinzielles Gehabe und seine intellektuelle Bescheidenheit
nicht als Pluspunkt angerechnet werden.
Wenn der stellvertretende
Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Ludwig Stiegler, wie gestern
im Interview
auf Dradio geschehen, nun eine Kampagne der Journalisten gegen
Kurt Beck ausmacht, so gibt sich diese erbärmlich aussehende
Partei nur wieder die nächste Blöße. Wolfgang Thirse
legte sofort nach, und bezeichnete die breite Kritik an Becks Vorsitzendenrolle
als "Rudeljournalismus".
Getretener Hund bellt. Für die mangelhafte politische Kompetenz
des Provinzfürsten Beck auf Deutschlandabenteuer nun die Journalisten
verantwortlich zu machen, ist wirklich das Letzte. Man lese den
Wochenkommentar von Wolfgang Labihn heute auf Dradio dazu. (Link
noch nicht verfügbar)
Allerdings, was
man dem deutschen Journalismus ankreiden muss, ist sehr viel schwerwiegender,
als die womöglich überzogene Fokussierung auf einen schlechten
Parteivorsitzenden.
Ich vermisse immer noch eine deutliche Kritik an allen im Bundestag
vertretenen Parteien, eine Kritik daran, dass noch immer keine Vorschläge
für den Umbau unserer umweltfeindlichen Subventionswirtschaft
in eine nachhaltige Marktwirtschaft auf dem Tisch liegen.
Es gibt zwar Gedankenfetzen, wie etwa das neue grüne Mäntelchen
der Union, bis hin zu Vorstellungen der Grünen bezüglich
neuer Trippelschritte mit dem Prädikat Umweltpolitik, entweder
kontraproduktiver Aktionismus oder Tropfen auf den heißen
Stein.
Alles in allem aber gilt nach wie vor die Devise "Weiter So",
und dies klar heraus zu stellen hat der deutsche Journalismus noch
nicht geschafft. Auch hier ist man lieber unauffälliges
Mitglied im Rudel der Strukturjournalisten und Anhänger
der bekannten Ideologie vom ach so notwendigen Wirtschaftswachstum,
statt deren verheerenden Auswirkungen genau unter die Lupe zu nehmen.
Hierbei, was die unverzichtbaren Schritte für die Erhaltung
der natürlichen Lebensgrundlagen angeht, sind die meisten Journalisten
nicht weitsichtiger und flexibler, als der viel gescholtene Kurt
Beck, allerdings ohne dabei breitseitig gescholten zu werden.
27.06.08
In der Diskussion
um die Klimaveränderung wird auch gemutmaßt, es
könne neben der großen Zahl der Länder, die durch
eine Erderwärmung verlieren, auch Gewinner geben. Vor allem
Russland wird hier genannt, wo große Flächen unter
einem Dauerwinterzustand liegen und etwa landwirtschaftlich bisher
nicht genutzt werden konnten.
Mittlerweile setzt
sich aber selbst in Russland die Erkenntnis durch, dass die Gesamtbilanz
durch eine Erwärmung dramatisch negativ ausfallen kann.
Wie in der TAZ
berichtet wurde, sind von dem voraussichtlichen Auftauen
riesiger Flächen Permafrostbodens, also dauerhaft steinhart
gefrorener Böden, auch Atommülllager betroffen.
Praktisch alles, was im Bereich der Permafrostböden ober- und
unterirdisch gebaut wurde, kann der Erwärmung zum Opfer fallen.
Laut dem stellvertretenden russischen Minister für Katastrophenschutz,
Ruslan Zalikow, könnten zwei Drittel der Fläche von ganz
Russland betroffen sein. Besonders Infrastrukturobjekte wie Stromleitungen
und Pipelines, aber auch Flughäfen und unterirdisch angelegte
Ölreserven seien stark gefährdet.
Sehr heikel wird es bei Sprengstoff-, Chemiemüll- und Atommülllager
und für ausgediente Atom-U-Boote auf dem Festland und am Ufer.
Besonders auf der Insel Nowaja Zemlja, wo sich besonders viele Atommülllager
befinden, können sich Lecks bilden und radioaktives Material
in die Umwelt gelangen.
Russlands Präsident
Dmitri Medwedjew hat den Klimaschutz jetzt zu einer "Frage
der nationalen Sicherheit" erklärt. "Unser Land ist
in einer bedrohlichen Lage. Wenn wir jetzt nichts tun, werden Teile
unseres Landes in zehn, zwanzig oder dreißig Jahren unbewohnbar
sein", sagte er.
Greenpeace Russland hat die überfällige Erkenntnis begrüßt
und hofft nun, dass auf die Worte nun auch Taten folgen, etwa dass
Russland ein eigenes, eigenständiges Umweltministerium einführt.
So holt es alle
Länder ein. Je früher sie die kommenden Gefährdungen
akzeptieren und Gegenmaßnahmen einleiten, desto geringer könnten
die Schäden ausfallen.
Für Russland hat die Klimaerwärmung eine sehr bittere
Ironie: Aus dem hohen Norden des Landes kamen bisher die meisten
Rohstoffe, vor allem fossile Brennstoffe und spülten große
Mengen Devisen in die Russischen Kassen.
Gerade aber die Verbrennung dieser Öl- und Gasbestände
führt offensichtlich in der nahen Zukunft dahin, dass eben
dieser Norden mit gigantischen Summen vor dem Verfall bewahrt werden
muss.
So wird wieder einmal eine Milchmädchenrechnung, diesmal eine
russische, der herrschenden Ökonomie deutlich. Auch hier: Wenn
man alles zusammen nimmt, einmal die finanziellen Gewinne aus dem
Öl- und Gasgeschäft, aber auch die Schadkosten, welche
man bisher externalisieren zu können glaubte, wird die Gesamtbilanz
fatal negativ. Russland wird seinen gegenwärtigen Boom eventuell
noch teuer bezahlen müssen.
26.06.08
Bauen ist für
mich derzeit ein tägliches Hauptthema. Jeden Tag investiere
ich etliche Stunden in die Renovierung der alten Bausubstanz auf
unserem Anwesen. Momentan steht die Fundamentsanierung des Anbaus
auf dem Programm, das heißt, stückweise auf- und untergraben,
säubern des zu flachen bestehenden Fundaments und ausbetonieren.
Gestern passierte
etwas unerwartetes, was mir einen wichtigen Zusammenhang zwischen
Bauen und Klimaerwärmung vor Augen führte. Mitten
in der Arbeit, die Fundamentgrube war nicht halb gefüllt, gab
es einen Starkregen. Zwar lag die Grube unter dem Dachüberstand,
aber durch den schmalen Gang zwischen Anbau und Nachbarscheune begann
sehr rasch ein Bächlein zu fließen, und weil ich den
Boden um die Grube aufgegraben hatte, floss das Wasser hinunter
und blieb in einem kleinen Teich neben der Schalung stehen. Zum
Glück hatte ich diese schon so weit aufgefüllt, dass nicht
der frische Beton überspült wurde. Weil ich sogleich,
pitschenass von den dicken Tropfen, einen Notgraben zog, lief das
Wasser dann um die Grube herum. Nach dem Regen konnte ich den Fundamentsockel
fertig machen, indem ich den kleinen See mit Bohlen abdeckte. Was
an Wasser dort stand, war heute morgen weitgehend versickert, es
hatte also keinen Schaden gegeben.
Da wir in Zukunft
ständig mit solchen schnell herunterkommenden großen
Wassermassen rechnen müssen, wird die konstruktive Entwässerung
für alle Selbstbauer und private Bauherren einen neuen Stellenwert
bekommen. Nicht nur die normale Regenableitung wird man berücksichtigen
müssen, sondern die Möglichkeit, dass größere
Wassermassen auftreten und einen Weg an den Gebäuden vorbei
finden müssen. Keinesfalls dürfen diese ins Gebäude
laufen können und ebenso wenig sollten diese dauernd in Fundamentnähe
versickern.
Ich werde jetzt das Reilchen zwischen den Gebäuden als Bachlauf
denken und diesen entsprechend geländeabwärts, ergänzend
zur unterirdischen Dränage, zu Gunsten zügigen Ablaufens
gestalten.
Einen ganz anderen
Aspekt des Bauens, mehr des öffentlichen Bauens, beleuchtet
heute der Kunstphilosoph, Autor und Kritiker Reinhard Knodt in
seinem Politischen Feuilleton auf Dradio. Am Beispiel der öffentlichen
Architektur in Berlin entdeckt er den Gegensatz zweier politischer
Grundrechte.
25.06.08
Thema Wirtschaftsphilosoph
(Beitrag vom 24.), Teil 2.
Schulak weiß,
wie er die gefundene Geschäftsidee pflegen muss, um sie zu
erhalten.
Seine Intension ist nicht etwa, den Managern ins Gewissen zu reden,
sie davon zu überzeugen, nicht länger auf Kosten der natürlichen
Lebensgrundlagen Profite zu machen. Seine Botschaft ist nicht, die
wirtschaftlichen Aktivitäten seiner Klienten mitsamt deren
schädlichen Auswirkungen für Dritte der zentralen Botschaft
des Kategorischen Imperativs von Immanuel Kant beispielsweise gegenüber
zu stellen.
Nein, Schulak findet für seine Manager neue Lebenslügen,
mit Hilfe derer diese sich beruhigt zurück lehnen können
und fortan ohne störende Gewissensbisse die ökologischen
Schadkosten aus ihrer Tätigkeit auf die Allgemeinheit abwälzen
können.
Schulak äußert dazu verblüffend einfache "Wahrheiten".
Nicht nur NGO und Gutmenschen handelten ethisch, sondern -"erfolgreiche
Unternehmer an sich; es finden nämlich nur jene Produkte einen
Markt und Absatz, die Menschen glücklich machen und folglich
einen Wert für sie haben"-(Wirtschaftsblatt).
Auweiah, mit dieser Begründung wird jedes Produkt gut, sofern
es jemanden glücklich macht. Ob Zucker oder Glutamat, ob Nikotin
oder Heroin, ob 2,5-Tonnen-Allrad-PKWs oder Privatjets, ob McDonald-Fettburger
oder genmanipulierte Nahrung, ob Ballerspiele oder Secondlifes im
Internet, usw., usf., alles macht ganz bestimmt viele Leute glücklich.
Nur, und diese Frage stellt Schulak sich offensichtlich nicht, von
welcher Qualität ist dieses Glück. Ist es nicht, insgesamt
betrachtet, eher ein Unglück für den Konsumenten? Oder
sind die externalisierten Folgen zur Bereitstellung dieses "Glücks"
nicht sogar für Dritte ein Unglück? Liefert Schulak gar
eine philosophisch völlig neuartige Definition von Glück?
Zur Untermauerung seiner Position mischt der Wirtschaftsphilosoph
dann noch so einfache Erkenntnisse wie die Wirkung der Nachfrage
innerhalb des Marktgeschehens auf die Produktion hinzu.
Wirtschaftsblatt: "- Wer ein Produkt kauft, der möchte,
dass dieses Produkt im Regal nachgefüllt wird und unterstützt
daher die jeweilige Branche. Die Wirtschaft würde so weniger
über Gesetze geregelt, sondern über das Kaufverhalten
der Konsumenten. Schulak: "Das Unternehmen ist der Steuermann,
aber der Konsument ist Kapitän."-".
Dieses, mit Verlaub, lernen Kinder schon lange in der Schule, wenn
ihnen der Lehrer die Regeln der Marktwirtschaft nahe bringt.
Dies scheint Schulak zu ahnen denn, weil diese Binsenweisheiten
nicht füllig genug sind, hat Schulak ein neues Feindbild entworfen:
Jene NGOs sind heuchlerisch, "die sich einerseits gegen den
Klimawandel einsetzen, deren Mitglieder andererseits einmal pro
Jahr nach Thailand auf Urlaub fliegen."(Wirtschaftsblatt)
Auch Zukunftslobby ist eine NGO, aber ich persönlich fliege
nicht nach Thailand, ja ich bin in meinem Leben überhaupt noch
nie geflogen.
Schulak meint, weil für Philosophie und Ethik-Diskussionen
derzeit ein großer Markt besteht, verbindliche Normen und
Religion an Stellenwert verlieren und die Politik nicht mehr glaubwürdig
erscheint, wüchsen "NGO wie Schwammerln aus dem Boden".
Diese hätten ihre eigenen Ethik-Definitionen gemacht und versuchten,
diese anderen aufzuzwingen.
"- "Für viele von denen sind Unternehmer per se
Feindbilder", sagt Schulak. "Das Thema liegt als
wirtschaftsfeindliches Denken in der Luft." Manager müssten
eben entsprechend darauf reagieren und auch handeln -"(Wirtschaftsblatt).
Schulak ist durchaus
mutig, anders kann man es nicht sagen. Er versucht, den Topmanagern,
fast ausnahmslos rücksichtslose Frevler an den natürlichen
Lebensgrundlagen, zu helfen. Eigentlich stehen diese längst
mit dem Rücken zur Wand, und wenn sie auch derzeit noch vom
kurzsichtigen und großmäuligen Teil der Politik unterstützt
werden, hat ihr Ende eigentlich schon begonnen.
Etliche NGOs versuchen, durch schonungslose Analyse, dieses Ende
schneller herbei zu führen, damit danach endlich die Zeit des
nachhaltigen Wirtschaftens beginnen kann.
Schulak dagegen versucht, durch scheinmoralische Unterstützung
der Wirtschaftskapitäne das Ende hinauszuzögern.
Statt sein Fach für das zu verwenden, für was es tatsächlich
taugt, nämlich um die derzeitige kapitalistische Subventionswirtschaft
mitsamt ihrer destruktiven Dynamik ein argumentatives Ende zu bereiten,
strebt er das Gegenteil an, nur, um persönlich noch möglichst
gut abkassieren zu können.
Leute wie Schulak sind eine Art von Plage für die Menschheit
und eine Schande für die Philosophie im Allgemeinen. Ich erwarte
einen Protest nicht nur von den NGOs, sondern vor allem auch aus
den Reihen der ach so schweigsamen Philosophen unserer Zeit.
24.06.08
Wirtschaftsphilosoph,
Teil 1.
Es gibt unendlich
viele Möglichkeiten, mittels Aktivitäten, die die natürlichen
Lebensgrundlagen schädigen, wohlhabend zu werden. In der freien
Wirtschaft steht diese Art von Verdienst an erster Stelle. Bedenken
sollte man dabei aber auch, dass die herrschende Dynamik des auf
Externalisierung ausgerichteten Wirtschaftssystems es einzelnen
gar nicht erlauben würde aus dieser Regel auszuscheren, ohne
gravierende finanzielle Nachteile bis hin zur Insolvenz in Kauf
nehmen zu müssen.
Daneben gibt es
auch noch Profiteure der ökonomischen Ideologie, die
nicht durch direkte wirtschaftliche Tätigkeit dabei ist, sondern
eher indirekt durch Unterstützung der eigentlichen Akteure.
Einen solchen Menschen
will ich heute vorstellen. Er ist Philosoph, und weil Philosophie
ein Berufsfeld ist, mit dem man heute nur noch in Ausnahmefällen
auch wirklich Geld verdienen kann, sind Philosophen auf das Finden
von unbesetzten Nischen angewiesen.
Die alten Philosophen, die in Büchern über Philosophie
zu finden sind, haben noch Neues erschaffen, eine neue Denkrichtung,
eine moderne Form des Nachdenkens über offensichtlich gewordene
Widersprüche zwischen der althergebrachten philosophischen
Weisheit und aktuellen Herausforderungen des Zeitgeistes.
Neues im Bereich der Philosophie wurde in den jüngsten Jahrzehnten
der Vergangenheit zwar immer wieder in einigen Teilbereichen der
Gesellschaft entwickelt, doch ein Philosoph, der dieses nicht entdecken
kann, ist darauf angewiesen, das schon bestehende philosophische
Wissen aufzubereiten oder es in seinem eigenen Sinne neu zu interpretieren.
Nun gilt schon
als Philosoph, wer Philosophie studiert hat und sich eine Übersicht
zur Geschichte der Philosophie mit ihren Vertretern und deren Ideen
verschafft hat. Dies befähigt ihn, Gedanken miteinander zu
kombinieren und der Öffentlichkeit durchaus ungewöhnliche
Rückschlüsse mitzuteilen.
Die derzeit interessantesten Philosophen von heute schaffen es,
durch Verknüpfung von philosophischen Erkenntnissen mit gegenwärtigen
Geschehnissen auf erstaunliche Weise etwas bisher Verborgenes freizulegen.
Viele so normal geglaubte Handlungen und Denkmuster etwa in der
Politik, der Wirtschaft oder der Gesellschaft werden so durchaus
fragwürdig.
Doch es gibt auch
Philosophen, die ihr Heil im Schwimmen mit dem Strom suchen. Wirtschaftsphilosoph
Eugen-Maria Schulak etwa berät Topmanager aus der Wirtschaft.
Laut einem Bericht
des österreichischen Wirtschaftsblatts, hält Schulak
"Vorträge, macht philosophische Cafés, berät
mit 2500 Jahre altem Wissen zu aktuellen Management-Sorgen, unterrichtet
an zwei FH und bei Business Circle".
----(Schreibe
morgen weiter, habe einen wichtigen Termin, sorry)
23.06.08
Die Unionsparteien
beabsichtigen, ihre Fassade teilweise etwas grüner anzustreichen.
Mittels eines Papiers unter Federführung von Hamburgs Bürgermeister
van Beust, will man sich zur sozialen und ökologischen
Marktwirtschaft bekennen.
Wie gesagt, nur die Fassade wird erneuert, aber die Inhalte bleiben
so unökologisch wie vorher. Atomkraft wird weiterhin als nachhaltige
Energieform begriffen, regenerative Energien als Ausnahme von der
konventionellen Regel Kohle, Öl und Gas.
Weiterhin ist keine Einsicht zu finden, dass das herrschende, hauptsächlich
von den Unionsparteien behütete Wirtschaftssystem die natürlichen
Lebensgrundlagen allmählich grundlegend zerstört. Es gibt
keinerlei Ansätze zur Internalisierung externalisierter ökologischer
Schadkosten im umweltpolitischen Papier. Die dringend notwendige
ökologische Wende wird weiter blockiert.
Allerdings werden
die Fassadenschminker aus CDU/CSU bei ihren Bemühungen auch
wenig gestört. Obwohl der Etikettenschwindel doch so leicht
vorzuführen wäre, schaffen es beispielsweise die Grünen
nicht, den geplanten Betrug an den Menschen als einen solchen zu
entlarven.
Heute morgen wurde die Grünenpolitikerin Katrin
Göring-Eckardt in Dradio zu diesem Thema interviewt (-vollständiges
Interview ab Nachmittag zu finden-), und man fragt sich wieder einmal,
haben denn die Grünen keine Leute, die mit einfachen und nachvollziehbaren
Worten auf solche Betrugsversuche der Unionspolitiker antworten
können?
Frau Eckhard redete gestelzt, bürokratisch und umständlich
über dieses wichtige Thema, langweilig und absolut nicht zum
Zuhören einladend. Mit solchen Leuten tut man der ökologischen
Sache keinen Gefallen.
22.06.08
Aus dem Bautagebuch:
Unterfangung
eines unzureichend ausgebildeten Fundaments.
Wenn das Fundament
eines Gebäudes mangelhaft ausgeführt wurde, kommt es zu
teils starken Setzungen. Hierdurch entstehen im Mauerwerk erhebliche
Risse, die sogar die Stabilität des Gebäudes beeinträchtigen
können.
Unser Anbau ist
ein solches Gebäude, und bevor wir es zu Wohnraum ausbauen
können muss das gesamte Fundament abschnittsweise unterfangen
und tiefer gelegt werden. Am schlimmsten stand es bei der Westseite.
Dort wurde in den 1960er Jahren von den Handwerkern wohl aus Arbeitsersparnis
nur ein flacher Graben ausgehoben, sogar mit runder Unterseite.
Zudem war der Untergrund dort lediglich aufgefüllt und nicht
verdichtet. So musste das Gebäude in den Folgejahren in Bewegung
kommen.
Rechts der Anbau,
links die Nachbarscheune. In der Mitte des Reilchens verläuft
noch eine niedrige Bruchsteinmauer, hier noch überwachsen,
welche wohl in früherer Zeit Teil eines alten Gebäudes
war.
Zwischen diesem Mäuerchen und dem Anbau musste erst einmal
einiges an Grund abgegraben werden, etwa 9 cbm, von Hand, mit Schippe
und Pickel. Per Schubkarre fuhren wir es nach draußen, weil
man mit keinem Fahrzeug direkt an die Baustelle kommen kann.
An der Mauer zum
alten Wohnhaus war das Fundament des Anbaus gerade mal so tief ausgeführt,
wie die Oberkante der alten Bruchsteinmauer.
Auf einer Länge
von etwa 9 Metern war das Fundament der Westseite 4 mal gebrochen.
Deutliche Risse ziehen sich bis hinauf unter den Ringanker der Deckenebene.
Im ersten Bauabschnitt
grub ich unter dem Fundament noch fast einen Meter tiefer. Das Arbeiten
mit Pickel und Hacke nach vorne und nach oben, ist eine mühsame
Geschichte.
Unten fand ich
ein sehr altes Bruchsteinfundament, sicher noch älter als die
Bruchsteinmauer rechts. Auf dieses hatten die Erbauer des Anbaus
ihr schlechtes Betonfundament punktweise aufgestellt. Dies verhinderte
die Setzung des Gebäudes an dieser Stelle, was dann aber zum
Mehrfachbruch auf der ganzen Länge mit beitrug.
Erster Abschnitt
ist fertig: Gießen des neuen Fundamentfußes.
Zweiter Abschnitt:
Untermauerung bis unter das alte Fundament, (hierfür lassen
sich beschädigte Betonsteine verwenden, die der Baustoffhandel
wegschmeißen würde und die man dort kostenlos abholen
kann, wie auf dem Bild die Rasengittersteine),
und gießen
einer Betonvorschale, um später die Außendämmung
hier aufsetzen zu können. Hier zu sehen: eine etwas unkonventionelle
Schalungsabstützung.
Zweite Etappe:
Wiederum aufgraben und unzureichendes Fundament freilegen.
Hier wieder im
ersten Abschnitt das Gießen des breiteren Fundamentfußes.
Demnächst
mehr aus dem Bautagebuch zum Thema Sanierung eines Fundaments.
21.06.08
In letzter Zeit
hatte ich mich schwer gewundert, weil die Spritpreise nicht
nach oben gingen. Wochenlang kostete der Liter Benzin an der Tankstelle
1,49 Euro, von ein paar Tagesschwankungen einmal abgesehen. Seit
vorgestern klettert der Preis nun kontinuierlich weiter. Eine kurze
Ära ist zu Ende gegangen, und prompt melden sich die Autolobbyisten
mit ihren üblichen Kommentaren und Forderungen zu Wort.
Auf Dradio beispielsweise
gab es eben ein Interview mit dem Chefredakteur der Motorwelt, der
Vereinszeitung des ADAC.
Da ich selbst einmal vor ein paar Jahren aus einer Notsituation
heraus Mitglied wurde, bekomme ich diese Zeitschrift monatlich zugeschickt.
Eigentlich nicht mehr wert, als Altpapier, kann man der Zeitung
doch gelegentlich einige Denkmuster der "deutschen Autopartei"
entnehmen.
Der ADAC steht für Forderungen nach billigem Treibstoff, freie
Fahrt an jeden Ort und zu jeder Zeit und für selbstbewusste
Schwärmerei für die neuesten Produkte der Auto- und Zubehörindustrie.
In schöner Tradition zu dunkleren Kapiteln des Vereins, wo
man in den 1970er Jahren teils sehr erfolgreich das Fällen
alter Alleen in Deutschland betrieben hat, - wenn ein motorisierter
Idiot an einem Baum seitlich der Straße sich den Kopf zerquetscht,
zu schnell gefahren, zu besoffen, oder wie auch sonst zum Lenken
nicht fähig, ist natürlich der Baum schuld gewesen, nicht
etwa der Idiot, - kämpft der ADAC heute gegen jede Feststellung,
dass der Privatverkehr auch eine enorm umweltfeindliche Errungenschaft
der Gesellschaft darstellt.
Er tut dies aber sehr viel geschickter und vergisst nie die nötige
Portion Greenwashing in den Artikeln und Äußerungen,
geschickt kombiniert mit dem erhobenen Zeigefinger für die
universelle Freiheit aller Führerscheininhaber. Hierbei ergibt
sich dann oft ein Interessenkonsens mit der Automobilindustrie,
wodurch beide, die Autobauer und die Autofahrer zu einer großen
Macht gegen die ökologischen Belange unserer Mobilität
vereint sind.
Der ADAC hat gegen die hohen Spritpreise schon eine Zusammenarbeit
mit zwei Mineralölkonzernen geschlossen. Wenn ein ADAC-Mitglied
sich beim Tanken als ein solches ausweist, bekommt es einen Cent
Rabatt auf den Liter. Großartig, so kann man reich werden.
In Berlin betreibt der Verein Lobbyarbeit, um den Finanzminister
zu einer Senkung der Mineralöl- oder der Mehrwertsteuer auf
Treibstoffe zu bewegen. Er hat damit gute Erfolgsaussichten, weil
die bald kommenden Wahlen helfen, die Politiker hier weich zu kochen.
Demnächst wird beim Steueranteil von Treibstoffen die Marke
von einem Euro überschritten werden, woraus der ADAC sich eine
neue Qualität der Empörung und ein besseres Druckmittel
erhofft.
Der Motorweltchefredakteur
Michael Ramstätter wurde von der Deutschlandradio-Moderatorin
Frau Koltmann gefragt, wie der ADAC denn dazu stehe, dass die ökologischen
Kosten, die der Verkehr verursache nicht in den Spritpreisen enthalten
seien. Sie erinnerte da an die ältere Überlegung der Grünen,
der Liter Benzin müsse deshalb 5 DM kosten. Autofahren sei
doch tatsächlich ein Luxus und darüber hinaus umweltschädlich.
Ramstätter wich der Frage geschickt aus, indem er meinte, man
müsse "zunächst zwei Dinge unterscheiden".
Interessant sei die Diskussion von vor ein paar Monaten, wo das
Autofahren "tatsächlich zum Übeltäter Nummer
ein gestempelt wurde, und dass von dieser Umweltdiskussion momentan
auf Grund der steigenden Benzinpreise und der Mobilitätskosten
kein Mensch mehr redet." Beides sei natürlich im Zusammenhang
zu sehen, - wieso beides? Was hat er den hier noch genannt? Ramstätter
gibt zu, dass die Menschen erkannt hätten, dass das Auto als
Statussymbol so nicht mehr haltbar sei und es "eine Nummer
kleiner auch" täte. Er glaubt, dass "die Menschen
im Lande ganz, ganz vernünftig mit diesem Thema hier umgehen,
dass sie auch sehr genau unterscheiden können, was ist Polemik,
was ist Realität, was bedeutet das Auto für unser Wirtschaftsleben
und was bedeutet es für unser Privatleben."
Ramstätter begrüßt, dass die Autoindustrie vehement
an neuen sparsameren Motoren und neuen Antriebstechniken arbeitet,
"sicherlich angestoßen von der Umweltdiskussion".
Wieso hat der
ADAC denn nicht schon vor 30 Jahren auf eine Entwicklung zu sparsameren
Motoren und alternativen Antrieben gedrängt. Das Wissen um
die ökologischen Probleme des Autoverkehrs lag auch schon damals
auf dem Tisch.
Die Antwort ist, dass der ADAC ein opportunistischer Haufen von
autogeilen Ignoranten ist, der nur das Fahren mitsamt den Schnörkeln
dazu im Auge hat, aber völlig ausblendet, dass in den Fahrzeugen
Menschen sitzen, die ohne den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen
nur schwerlich existieren können.
Vielleicht fehlt Leuten wie Ramstätter und Co auch schlichtweg
die Intelligenz, um die Sucht nach Fahrspaß und freie Fahrt
auch unter ihrem nachteiligen Aspekt zu sehen, bzw. um aus diesem
Konflikt die entsprechenden und nachhaltig überlegten Konsequenzen
zu ziehen. Solcherlei Lobbyisten, im Kopf einzig und allein das
eigene und kurzfristige Interesse, sind wie die ähnlich argumentierenden
Kollegen aus anderen Branchen die ärgsten Bremser auf dem Weg
zu einer nachhaltigen Ökonomie. Sie halten fest an den eingeschliffenen
Strukturen, auch wenn es ihren Nachkommen das gute Leben oder die
Gesundheit kostet.
20.06.08
Endlich hat die
deutsche Fußballnationalmannschaft noch mal ein wirklich
gutes Spiel gemacht. Das ganze Land hat aufgeatmet: Sie können
es noch.
Vielleicht lag es ja mit daran, dass der Mann in den engen weißen
Hemden mit hochgewickelten Ärmeln und großen Schwitzflecken
unter den Armen, Trainer Löw, auf der Tribüne saß.
Ziemlich unbeweglich muss man in solch einem Hemd sein. Der Cotrainer
trug zwar ebensolch ein Hemd, aber von einem besseren Schneider.
Immerhin freuen wir uns jetzt auf das nächste Spiel. Die Jungs
können auch mit Können gewinnen und nicht nur mit Glück
und Schiebefußball.
Da vergessen wir doch die rauchenden Köpfe in Brüssel,
die überlegen, wie man das Veto der Iren am sogenannten Reformvertrag
umgehen, relativieren, aussitzen oder wie auch immer aus dem Weg
schaffen könnte. Immerhin hat ein jedes Volk doch lediglich
ihre Fußballmannschaft zu bejubeln und nicht die Vorgaben
der Volksvertreter abzulehnen.
Wo kämen wir denn hin, wenn wir dies in jedem europäischen
Land zuließen. Volksabstimmungen zur Zukunft des Landes? -
Nein, das Ergebnis dem Spielverlauf zu überlassen, sowas gibt
es doch nur beim Fußball.
Nunja, auch nach dem Portugalspiel gab es die üblichen Statements,
wie wir sie von Sportlern, Funktionären und Sportkommentatoren
halt eben kennen. Vor der obligatorischen Werbewand, auf der mittlerweile
10 verschiedene Konzernlogos in gleicher Größe untergebracht
werden müssen, sieht man den nassgeschwitzten aufgeregten Mittelfeldspieler
vor dem Mikrofon, wie er, rhetorisch geschult, mit Worten zu formen
versucht, was wir eben gerade erst gesehen haben. Nach den Belee(h?)rungen
des unvermeidlichen Günter Netzer nun auch noch das, - gleich
vorbei, gleich vorbei.
Immer noch besser als das Gebabbels von Politikdarstellern wie Frau
Ypsilanti beispielsweise heute morgen auf Dradio(-ab heute Nachmittag
unter diesem
Link-). Die Moderatorin versuchte, mit ihr über die Situation
im hessischen Landtag zu reden und über den Zustand der SPD
im Allgemeinen.
Manchmal denke ich, alle Politiker entnehmen ihre Antworten aus
einer Antwortsammlung, welche extra von Rhetorikern absolut unverbindlich
gestaltet wurde.
Diese Antwortsammlung stammt bestimmt aus dem gleichen Büro,
wie der Antwortratgeber für Fußballer. Vielleicht gibt
es ja schon eine Ganze Reihe von dererlei Schriften mit der Überschrift:
Warme Luft in leeren Worten. Band 1: für Politiker, Band 2:
für Fußballer, Band 3: für Unternehmensvertreter,
usw.
Für Verteidiger der natürlichen Lebensgrundlagen gibt
es ein solches Buch nicht. Diese reden Klartext, und auch wenn sie
sich des öfteren wiederholen müssen.
Wenn nur die Medien sich ihnen mehr zuwenden würden und auch
ihnen vermehrt das Mikrofon vor die Lippen hielten. Wenn man sie
aber erst nach dem Spiel nach ihrer Vorstellung von Taktik befragt,
ist das Spiel bereits verloren, nicht für einen Gegner, sondern
für uns alle.
19.06.08
Heute diskutieren
Experten von Hochschulen, Seelsorgestellen, Studentenwerken und
aus der Politik in München über die Frage: "Macht
studieren krank?"
Wie NGO-online
meldet, sprechen Hochschulseelsorger von einer zunehmenden Zahl
von Studenten mit Depressionen und Burn-Out-Syndrom. Der Koordinator
der katholischen Hochschulseelsorge in München, Robert Lappy
ist der Ansicht, dass mit der verbreiteten Umstellung auf Bachelor-
und Masterstudiengänge die Belastungen für Studenten zugenommen
hätten. Lappy sagte: "Die eingeführten Studiengebühren
verschärfen gleichzeitig den ökonomischen Druck",
"Manche halten das nicht aus".
Diese Meldung
ist nicht neu.
Ein Student erzählte kürzlich die Geschichte vom Ergebnis
einer Matheklausur, bei der 25% der Teilnehmenden durchgefallen
waren und der Professor anschließend mit ernster Mine erklärte,
dies könne so nicht weiter gehen. Anstatt zu vermuten, er hätte
sich eine höhere Zahl guter Noten gewünscht, war es aber
eher so, dass der Professor die Arbeit wohl als zu leicht einstufte,
weil 50% hierbei hätten durchfallen sollen.
Der Kapitalismus
ist mit seinen Regeln nun endgültig auch in den Hochschulen
angekommen. Es wird gnadenlos gesiebt und am Ende bleiben nicht
die fachlich besten übrig, sondern diejenigen, die sich dem
Druck am folgsamsten beugen und alles Verlangte erfüllen.
Dabei hat die Politik doch öffentlich so oft den edlen Wunsch
geäußert, auch jungen Menschen aus weniger hohen Bevölkerungsschichten
zu einem Studium verhelfen zu wollen. Ebenso sollen Schule und Universität
dafür sorgen, dass in Deutschland fachliche Spitzenkräfte
ausgebildet werden.
Nur, wenn man die Auswahlkriterien gar nicht nach Fähigkeiten
zu Kreativität, fachlicher Weitsicht und der mentalen Bereitschaft
für neue Wege ausrichtet, sondern nach psychischer Belastbarkeit
und Unterwerfungsbereitschaft, verliert Deutschland die meisten
seiner neuen innovativen Kräfte schon wärend des Bildungsweges.
So predigen die
Bildungspolitiker die anstrebenswerte Fassade, von der sie hoffen,
ein paar Strahlen abzubekommen, zerstören aber mit ihrer Feigheit
und Unfähigkeit zu einem menschengerechten Bildungssystem ein
unschätzbar bedeutendes Potential unseres Landes. Im Bildungsbereich
einen solch gnadenlosen und rein quantitativen Wettbewerb zu entfesseln,
ist für die betroffenen Studenten schlimm, für die Zukunftsperspektiven
Deutschlands ist es aber noch schlimmer.
Am Ende wird leider die Dramatik gar nicht deutlich werden, weil
nur das Ergebnis der überwiegend miserablen Studienbedingungen
Realität geworden ist. Die theoretisch mögliche weit höhere
Zahl fachlicher Spitzenkräfte wird Deutschland dann nicht zur
Verfügung stehen, weil sie schlichtweg wegen der Dominanz außerfachlicher
Kriterien ihr Studium schon vorzeitig beenden mussten.
18.06.08
Immer noch beschäftigt
mich das Thema Mähen ohne Motorgerät. Derzeit experimentiere
ich jeden Tag mit meinen Sensen, mähe verschieden harte Krautbestände,
die eine unterschiedlich fein gedengelte Schneide erfordern, mache
mir Pläne zu neuen Arten den Sensenbaum aus Holz zu bauen und
ihn der Körpergröße anzupassen.
Im Prinzip ist das Thema Mähen geeignet, eine neue ökologische
Bewegung zu begründen, eine Bewegung aus Leuten, die das Mähen
mit der Sense als bewusst umweltfreundliche Technik anwenden und
es daneben auch als Sport verstehen, als einen sinnvollen Ersatz
von Jogging beispielsweise.
Mir schweben da Bilder vor den Augen, dass in öffentlichen
Parks nicht die uniformierten städtischen Angestellten ihre
lauten Mähgeräte in Bahnen spazieren fahren, sondern dass
dies eine eingespielte Gruppe, etwa Mitglieder eines Sensenvereins
erledigen, nicht als eine sture obligatorische Pflichtarbeit, sondern
als Happening mit Zuschauern und Leuten drumherum, die das Sensen
ebenfalls lernen wollen. Die städtischen Arbeiter können
dann das Zusammenrecheln übernehmen, ebenfalls in Handarbeit
und mit Holzrechen, die in Deutschland gefertigt wurden.
So wie derzeit alle möglichen Sportgeräte verkauft werden,
könnten auch Sensen und Zubehör dazu kommen. Die Sense
als Sportgerät, ja sogar als ein völlig neuartiges Sportgerät,
eines das über die wohltuende Ganzkörperbewegung für
den Anwender während des Mähens auch noch den Ausstoß
von Abgasen überflüssig macht.
Mähen mit der Sense könnte als neuartige Wirbelsäulentherapie
angewendet werden. Wenn schon allenthalben Bewegung gegen Rückenschmerzen
empfohlen und angewendet wird, warum nicht auch das Mähen mit
der Sense.
Da in der Klimadiskussion
auch Kleinvieh zählt, das Mist macht, ist auch die Abgasersparnis
durch das Mähen mit Muskelkraft nicht zu unterschätzen.
Schätzungsweise werden in unserem Dorf von fast 500 Einwohnern
in der Wachstumszeit jede Woche 50 Liter Benzin verbraucht. Auf
Deutschland hochgerechnet, etwa ein Drittel der Leute, gut 25 Millionen,
wohnt ländlich mit eigenem Grundstück, sind dies pro Woche
2,5 Millionen Liter Sprit.
Hier läge ein derart großes und nicht zu unterschätzendes
Potential zur Einsparung von Abgasen, dass motorfreies Mähen
sogar merklich die Klimaschutzziele der Bundesregierung unterstützen
könnte.
Wäre vielleicht aufschlussreich, wie das Umweltministerium
einen solchen Vorschlag beantworten würde.
17.06.08
Europa ist nach
der Ablehnung des "Lissabonvertrags" in Irland tatsächlich in einer
Krise. Oder sollte man besser sagen, die Europapolitik ist in
einer Krise, denn dem Europa der selbsternannten Europapolitiker
ist mal wieder die schöne Fassade weggeflogen.
Sauer sind sie
auf die Bevölkerung, denn diese undankbaren Untergebenen wollen
doch tatsächlich den Vertrag nicht, den niemand versteht, den niemand
den Leuten erklärt, ja von dem selbst die meisten Politiker keinerlei
Ahnung haben.
Und, was fällt ihnen jetzt ein?
Irland soll ausgebootet werden, schmoll, schmoll, "dann machen wir
Europa eben ohne die". Dabei wissen doch die Parlamentarier aller
Länder doch ganz genau was heraus käme, wenn alle Bevölkerungen
der europäischen Staaten per Volksabstimmung befragt würden.
Jetzt so zu tun, als würden nur die Iren nicht abnicken wollen,
ist eine bodenlose Ignoranz. Überall in Europa hat es repräsentative
Volksbefragungen zum Vertrag oder zur Verfassung gegeben, und fast
immer hat das Volk die Zustimmung verweigert.
Warum hat die elitäre Parlamentarierkaste denn in ganz Europa eine
solche Angst vor einem demokratischen Weg, der großen Volksabstimmung
in ganz Europa? Es müsste ausführlich über den Vertragstext
geredet werden, die Leute wollen verstehen, über was sie abstimmen
sollen. Und vielleicht würde dies auch zum Verstehen des Textes
durch die Parlamentarier selbst beitragen. Ohne eine ausreichende
öffentliche Debatte und ohne breite Zustimmung kann man den Leuten
doch nicht so etwas wichtiges wie diese EU-Verfassung servieren.
In der Süddeutschen
Zeitung von heute spricht
sich der Philosoph Jürgen Habermaß, im Prinzip ein Europabefürworter,
für Volksabstimmungen in ganz Europa aus.
Dieses ist wohl das mindeste, was wir von der Politik verlangen
müssen. Der größte Feind demokratischer Grundprinzipien ist meist
die gerade herrschende Partei oder Koalition. Demokratie ist aufwändiger
als selbstherrliches, diktatorisches Handeln.
In Italien hat
Berlusconi gerade wieder seine eigene Straffreiheit per Gesetz geregelt,
zum dritten Mal, die Italiener müssen entweder völlig blöde sein,
oder sie lieben solche Gangster an der Macht, um dokumentieren zu
können, dass sie die Politik im allgemeinen ablehnen.
Vor 55 Jahren wurde in der DDR ein von Industriearbeitern angezettelter
Aufstand mit Hilfe russischer Soldaten und Panzer niedergeschlagen.
Auch hier sollte sich kein demokratisches Prinzip durchsetzen.
Seit dem hat sich
die Fratze der Volksverachtung ein modernes Antlitz
verschafft und kommt eher im feinen Tuch und scheinbar wohlwollendem
Gerede daher.
Europa ist zum Indikator für die demokratische Gesinnung der Parteien
geworden. Momentan zeigt er extrem ungesunde Werte an, ist doch
mit der Frage nach der Demokratiefähigkeit auch die Frage nach der
Zukunftsfähigkeit eng verbunden.
16.06.08
Am Wochenende
fand in einem Nachbardorf die 900-Jahr-Feier statt. Neben allerlei
bunten Ständen und Darbietungen gab es auch den Stand der Sensenwerkstatt
von Bernhard Lehnert. Man konnte ihm beim Dengeln zusehen und ausgiebig
über das Thema Mähen mit der Sense fachsimpeln.
Was spricht eigentlich
dagegen, das Mähen mit der Sense zu neuer Blüte zu verhelfen?
Gründe dafür gibt es genug:
Sensen ist umweltfreundlich, verbraucht keine Treibstoffe, emittiert
keine Abgase und ist deshalb klimaneutral.
Sensen ist mit keinerlei lautem Motorengeräusch verbunden und
erzeugt keine Lärmbelästigung für Nachbarn.
Sensen ist gesund, der ganze Körper wird bewegt, alle Gelenke
und Muskeln sind im Einsatz. Sensen wäre der ideale Freizeitsport
für Menschen fast allen Alters und könnte Tätigkeiten
wie Joggen, Walken und andere Trimmmethoden nicht nur vollständig
ersetzen, sondern auch mit etwas Sinnvollem verbinden.
Sensen schont die Landschaft wie keine zweite Methode zu Mähen.
In den USA entwickelt
sich eine Bewegung von Menschen, welche die Menschenkraft beim Mähen
mit der Sense bewusst wieder entdecken. Statt der Kraft der Mähmaschinen,
deren Treibstoff Öl derzeit immer teurer wird, setzen sie auf
eine Renaissance der Muskelkraft.
Wie ästhetisch schön das richtige Mähen mit der Sense
sein kann, soll man sich unbedingt auf den beiden Videos unter YouTube
anschauen:
The
End of Cheap Oil and The Rise of the Scythe--2nd edition und
A
Good Scythe at Work
15.06.08
Aus dem Bautagebuch:
Das Gerüst
am Anbau ist abgebaut. Nachfolgend seien noch einige Detailbilder
wiedergegeben.
Von der Menge
wiederverwendeten Zinkblechs für allerlei Details am Dach,
ist nur ein Häufchen Reste übrig geblieben. Es wird bei
Gelegenheit auf dem Schrottplatz abgegeben, von wo ich zuvor die
noch brauchbaren Bleche geholt hatte.
Sämtliche
Ortgänge sind mit Winkelblechen verkleidet, die sich aus gebrauchten
Dachrinnenstücken herstellen lassen.
Wenn man alte
Dachziegel wiederverwendet, gibt es in der Regel keine speziellen
Ortgangziegel, und ein Ortgang aus Schiefer ist sehr aufwändig
und teuer. Der Blechortgang ist zwar nicht so edel, dafür aber
leicht und fast kostenlos selbst herzustellen.
Am Kamin mit seiner
verputzten Außendämmung kann der Blechkragen nicht direkt
befestigt werden.
Lösung hier: Auf drei Seiten wird eine Unterkonstruktion aus
Robinienholz mit der Lattung verschraubt.
An diesen Holzteilen
kann das Blech mit Edelstahlschrauben und U-Scheiben aus Blei gut
befestigt werden.
Ebenfalls mit
Blechortgang: Kleiner Giebel über dem Krüppelwalm mit
Aufschieblingen, mit vergitterter Entlüftungsöffnung der
Dämmebene.
Blechortgang an
der Gaube. Seitenverkleidung aus gehobelten und ungestrichenen Hölzern
aus einheimischer Thuja Plicata.
14.06.08
Auch der EU-Vertrag,
Reformvertrag, oder Vertrag von Lissabon ist gescheitert.
Nachdem die EU-Verfassung bei den Volksabstimmungen in Frankreich
und den Niederlanden im Jahr 2006 durchgefallen war, lehnten jetzt
die Iren das Vertragswerk in einer Volksabstimmung
ab.
Nun ist das Geschrei
groß. Alle Politiker, die sich als Eltern der geplanten Verfassung
und der abgespeckten Version mit dem Namen Lissabonvertrag fühlen,
sind nun sauer auf die Demokratie.
Ja, sie sind sauer auf die Demokratie, denn ihr Machwerk hätte
nur unter Umgehung demokratischer Spielregeln und unter Missachtung
des Willens der Bevölkerung durchgepeitscht werden können.
So gesehen war die irische Volksabstimmung das letzte Bollwerk
der Demokratie in Europa, und es hat dem Ansturm der Eurobürokraten
widerstanden. Stellvertretend für alle anderen Staaten,
für alle anderen Menschen in Europa, die sich nicht von oben
ihre Zukunft diktieren wollen, hat die Irische Bevölkerung
ihren sogenannten Volksvertretern die Handlungsgrenzen aufgezeigt.
Auch in anderen
Ländern Europas wäre der Vertrag, wie vormals die Verfassung,
durchgefallen, hätte man das Volk entscheiden lassen.
Warum hat die Politik es nicht fertig gebracht, den Inhalt des Reformwerks
zu erläutern? Wieso meinen unsere Parlamentarier, es gehe das
Volk doch gar nichts an, warum die eine oder andere Regelung zwischen
den europäischen Staaten getroffen werden soll?
In erster Linie war die offensichtliche Ablehnung in Irland, wie
auch die Ablehnungen in anderen Ländern, die nicht durch Referenden
dokumentiert werden konnten, eine Ablehnung der Überheblichkeit
der europäischen Bürokratie, eine Ablehnung der Art und
Weise von Vertretern aller großen Parteien in Europa, welche
ihren Wählerinnen und Wählern immer unverblümter
mitteilen, dass deren Wille ihnen scheißegal ist.
Dieses alleine begründet schon eine Ablehnung des Vertrags,
ohne dass man die Details näher kennen muss.
Haben Die-da-Oben etwas zu verbergen, weil sie uns übergehen?
- Mögen sich so viele Menschen gefragt haben. Da ist irgendetwas
Faul, - so bleibt es als Gefühl übrig.
Es gab ja auch
genügend konkrete Kritikpunkte am Text des Vertrags. Man muss
sich dazu gar nicht an Positionen einiger subjektiv argumentierenden
Gegner orientieren, wie etwa irische Abtreibungsgegner.
Auch knallharte Fakten sprechen gegen den Vertrag.
Im April hatte der CSU-Abgeordnete Peter Gauweiler, stellvertretend
für die wenigen Vertragsgegner in der Union eine Verfassungsklage
gegen den Vertrag angekündigt. Gegenüber der Saarbrücker
Zeitung sagte er: "Was Brüssel jetzt an Kompetenzen
bekommen soll, ist mit unseren demokratischen Prinzipien nicht vereinbar",
sagte Gauweiler. Er befürchte einen Bedeutungsverlust des Bundesverfassungsgericht.
"Mit dem Lissabon-Vertrag wird die Hoheit über diese
Rechte ausländischen Gerichten übergeben, deren Mitglieder
allesamt nicht auf das Grundgesetz vereidigt sind. Das gibt das
Grundgesetz nicht her".
Gauweiler fürchtete, dass statt eines Staatenbundes ein europäischer
Zentralstaat geschaffen werde, "den Leute regieren, die
die Deutschen weder wählen, noch abwählen können".
Mit der neuen Kompetenzverteilung werde eine Art "europäische
USA" angestrebt. Wer dies nicht sieht, "der muss
blind und taub sein", so Gauweiler. Er befürchtet
durch den Vertrag eine "vorbehaltslose Konzentration von
Macht". "Die Außen- und Sicherheitspolitik einschließlich
der Verteidigungspolitik und der Durchführung militärischer
Missionen, insbesondere 'Kampfeinsätze im Rahmen der Krisenbewältigung'
und militärische Terrorismusbekämpfung in Drittstaaten,
gehören nach dem neuen Vertrag ebenso zu den Aufgaben der Europäischen
Union wie Terrorismusbekämpfung im Innern, Asyl- und Einwanderungspolitik,
Angleichung von Rechtsvorschriften im Zivilrecht und Erlass von
'Mindestvorschriften' im Strafrecht oder Strafverfolgung durch Staatsanwaltschaft
und Polizei", sagte Gauweiler.
Auch die Friedensbewegung
und attac kritisieren den Reformvertrag. Er sei "undemokratisch,
neoliberal und militaristisch".
Die Deutsche Friedensgesellschaft hat extra eine Internetseite
eingerichtet, über welche eine ausführliche Argumentation
"gegen die Neuorganisation politischer Herrschaft in Europa"
an die jeweiligen Wahlkreiskandidaten geschickt werden kann. Roland
Blach von der DFG kritisierte die Vertragsvorschrift, mehr Geld
in die Rüstung zu investieren. Es werde zusätzlich ein
europäischer Rüstungsetat geschaffen und eine Grundlage
für Militäreinsätze in anderen EU-Staaten, etwa bei
drohenden Terroranschlägen.
"Auch die Grundrechtecharta ist das Gegenteil von dem, was
sie vorgibt zu sein: Bei drohenden Kriegen darf die Todesstrafe
wiedereingeführt werden und Aufstände dürfen niedergeschossen
werden", so Blach.
Adolf Riekenberg von Attac meinte "Hätte die Bevölkerung
etwas zu sagen, könnten die Eliten Europas nicht so hemmungslos
neoliberale Reformen durchsetzen, öffentliches Eigentum verscherbeln
und weltweit intervenieren, wie sie das vorhaben". (Siehe auch
NGO-online
dazu oder aktuellen
Wochenkommentar auf Dradio von heute)
Bei alledem geht
es nicht um die Frage ob Europa oder ob nicht.
Kaum jemand in den Mitgliedsstaaten ist gegen eine enge Zusammenarbeit
europäischer Staaten in bestimmten Bereichen. Doch was die
europäischen Volksvertreter vorhaben, ist alles andere als
eine Weichenstellung in eine bessere Zukunft.
Die Bereiche Militär und Demokratie wurden schon behandelt.
Im Bereich der europäischen Ökonomie, also in der Frage,
welche wirtschaftspolitischen Grundsätze Europa behalten oder
annehmen soll, herrscht die größte Unsicherheit.
Die europäischen Politiker wollen in dem Vertragswerk das bisherig
geltende Wirtschaftssystem der kapitalistischen Subventionswirtschaft
beibehalten und sogar noch ausbauen.
Die Tatsache, dass dieses Wirtschaftssystem nur auf Kosten Dritter
existieren kann und der generationenübergreifenden Weltgesellschaft
langfristig zum Verhängnis werden wird, ist noch nicht bis
in die Köpfe der Europapolitiker vorgedrungen.
Vorher aber gibt es keinen Anlass, im Bereich Ökonomie irgendwelche
Grundsätze in einen europäischen Vertrag aufzunehmen.
Ein guter Vertrag soll Regeln enthalten, die Europa aus dem Schlamassel
herausbringen können, statt es nur noch weiter hineinzutauchen.
Deshalb sei hier eine Forderung von Zukunftslobby wiederholt:
Die Kategorische Marktwirtschaft muss als Wirtschaftssystem des
21sten Jahrhunderts im Europäischen Vertrag festgeschrieben
werden.
Nur diese Grundlage wäre nachhaltig im wahrsten Sinne des Wortes,
wäre demokratisch und friedensunterstützend, böte
also das, was für Europa zu seinem Fortbestand in Zukunft unverzichtbar
ist.
13.06.08
Manche interpretieren
die gestrige Niederlage der deutschen Fußballnationalmannschaft
als nationale Katastrophe.
Was wäre es schön, wenn Katastrophen immer nur derart
harmlos daher kämen. Ob Katastrophe oder nicht, dies zu
beurteilen hängt sehr stark vom Standpunkt ab.
Bezüglich der Europameisterschaft sehen etliche Beobachter
das verlorene Spiel gegen Kroatien auch als eine wichtige Chance
an. Nichts ist besser, um die Überheblichkeit in den Köpfen
der jungen kickenden Millionäre wegzufegen.
Wenn nur auch
sonst die Überheblichkeit in den Köpfen so leicht zu beseitigen
wäre.
Aktuell denke ich hier an die Überheblichkeit der Staatenvertreter,
die derzeit in Japan über die Energiepreissteigerung und die
Nahrungsmittelknappheit palavern.
Über die Gründe dafür ist man sehr uneins, soll es
doch nicht an Faktoren festgemacht werden, von welchen ein Staat
glänzend profitiert. Die USA verharmlosen die Rolle der globalen
Spekulationsfonds, denn die kommen ja mehrheitlich von da. Statt
dessen sollen die Subventionen für Energie schuld sein. Dies
wiederum will Europa nicht gelten lassen, denn hier wird etliches
subventioniert, usw.
Bessere Ergebnisse
bekämen wir wohl auch erst nach einer peinlichen Niederlage
der Beteiligten, doch diese älteren und nicht kickenden Millionäre
bei solcherart Treffen wie in Japan müssen keinen 90 Minuten
öffentlich beobachteten Härtetest bestehen.
Sie können tagelang hinter verschlossenen Türen Kaffee
trinken um dann am Ende ein vereinbartes Ergebnis rauszuschicken,
welches nicht an Erfolgen oder Sieg orientiert ist, sondern an Konsens,
am Willen, niemandem weh tun zu wollen.
Die herrschende Ökonomie der kapitalistischen Subventionswirtschaft,
eigentliche Ursache für die Fehlentwicklungen der Welt, darf
schon gar nicht kritisiert werden, weil sie ja das goldene Kalb
aller Beteiligten ist.
Wenn nur jetzt Vertreter der nachfolgenden Generationen in Japan
anwesend und mitbestimmend sein könnten.
Gegen deren Argumente sähen die Verhandlungsmarionetten auf
höchster Ebene noch wesentlich erbärmlicher aus, als im
gestrigen Fußballspiel die deutschen Kicker gegen die kroatischen.
Ein solcher Gegner wäre für die derzeit bestimmende Großmäuligkeit
und Ignoranz in der internationalen Politik nicht bezwingbar.
Und eine derartige Niederlage wäre für die Welt rundherum
unabschätzbar heilsam, doch sind die Vertreter der nachfolgenden
Generationen, jetzt, wo die Welt sie dringend bräuchte, leider
nicht anwesend, so wie gestern die kroatischen Fußballer.
12.06.08
Die Fußball-EM
geht an mir vorbei. Ich höre die Ergebnisse aus dem Radio und
wohl auch einige Spielkommentare, zufällig, nebenbei, aber
sonst überwiegt fehlendes Interesse.
Die Schweiz und Österreich als Gastgeber dieser EM stehen etwas
mehr im europäischen Rampenlicht als sonst.
Das mit dem Rampenlicht
funktioniert auch in anderen Bereichen. Irland steht heute im Rampenlicht,
weil die Bevölkerung über den Europäischen Vertrag
von Lissabon abstimmen darf und morgen, weil dann das Ergebnis bekannt
wird.
Aber auch beim Thema Sport gibt es noch zwei geplante Rampenlichtevents,
die von weltweiter Bedeutung sind.
Die Olympischen Spiele in China, perfekt vorbereitet wie es sich
für einen durch und durch totalitären Staat gehört,
sollen im Rampenlicht in diesem Sommer ein strahlendes Land zeigen.
Wie viele Menschenrechtsorganisationen beklagen, taugt das helle
Licht aber auch dazu, die permanent praktizierten Fälle von
schweren Verstößen gegen die elementarsten Menschenrechte
in den Schatten zu stellen.
Bei der WM 2010
in Südafrika ist es nicht anders. Wenn wir nach den politischen
und gesellschaftlichen Zuständen dort fragen, bleibt als Antwort
oft nur: "finsterstes Mittelalter!" Die Menschen dort
gehen aufeinander los, es wütet eine afrikanische Form von
Faschismus mit enormen Gewaltexzessen.
Die wenigen Gruppen, die die WM als Chance betrachten, sehen ihre
Felle jetzt schon wegschwimmen. Die Regierung tut nichts außer
ihre Inkompetenz zur Schau zu stellen.
Heute gab es im
Politischen Feuilleton auf Deutschlandradio einen Beitrag
des Autors und Essayisten Hans-Christoph Buch zu diesem Thema,
zu den Zuständen in Südafrika und anderer Staaten dort,
lesenswert!
11.06.08
Manchmal werden
auch gute Vorschläge in Parteien und Politikerköpfen entwickelt.
Anfang der Woche kam aus Reihen der SPD die Überlegung, ob
Familien mit Kindern nicht besser mit einem Pauschalbetrag,
statt einem Kinderfreibetrag gedient ist.
SPD-Generalsekretär
Hubertus Heil hält die derzeitige Regelung für ungerecht,
weil sie dem Anspruch "Jedes Kind muss dem Staat gleich viel
wert sein" nicht entspreche. Bei dem derzeitigen Ausgleich
seien reichere Familien und Spitzenverdiener im Vorteil. Ihren Kindern
käme mit Kinderfreibeträgen von bis zu 230 Euro deutlich
mehr zu Gute als Familien mit geringem Einkommen und einem Kindergeld
in Höhe von 154 Euro.
Im Prinzip hat
die SPD hier recht. Doch die Idee ist ganz und gar nicht neu. Es
gab sie auch schon zu Zeiten der rotgrünen Regierung und wurde
damals nicht umgesetzt.
Es steht zu vermuten, dass der Vorstoß nur ein wahltaktisches
Manöver ist, ein Versuch der SPD, sich als soziale Partei zurück
zu melden. Prompt kam sogar Lob aus den Reihen der Linkspartei,
selbstverständlich nicht ohne einen Hinweis, dass diesen schönen
Worten bisher noch keine Taten gefolgt seien.
Mit weiteren "Handlungsansätzen" will die SPD mehr
gegen Kinderarmut unternehmen. Jedoch ist die Finanzierung der angedachten
Maßnahmen völlig ungeklärt, und es steht zu vermuten,
dass daran wieder alles scheitern wird. Auch ist der Kinderfreibetrag
verfassungsrechtlich fest verankert, und es müsste erst einmal
eine grundlegende Diskussion über dessen Abschaffung geführt
werden, was viele Jahre dauern kann.
Letztendlich bleibt
der Vorstoß nur Wasser auf die Mühlen der Linkspartei.
Auch in der CDU, wo ebenfalls über Maßnahmen zur Stärkung
der Situation von Familien nachgedacht wird, weiß man dies.
Egal was heraus kommt, von der Linkspartei wäre immer ein "siehste,
das haben wir doch schon immer gesagt" zu erwarten.
Und den Kindern?
Was würde ihnen denn wirklich zu gute kommen?
Neben mehr Geld zur Verbesserung ihrer Entwicklungs- und Bildungsmöglichkeiten
bräuchten viele Kinder aus ärmeren Familien auch die Betreuung
durch entsprechend ausgebildete Personen, die ihnen das vermitteln,
was ihre Eltern nicht leisten können. Ferner brauchen Kinder
eine Aufgabe, eine sinnvolle Beschäftigung, eine Aussicht,
von der Gesellschaft gebraucht zu werden, und sie brauchen eine
intakte Welt und unzerstörte natürliche Lebensgrundlagen.
All dies ist mit Geld nur schwer zu machen. Für unsere Kinder,
ob aus armen oder aus reicheren Familien, müsste sehr viel
mehr getan werden, als nur Geld zuzuweisen, Geld, das wir ja ohnehin
gar nicht haben.
Wir brauchen eine Gesellschaft, die nicht nur sehr viel kinderfreundlicher
ist, sondern die auch die natürlichen Lebensgrundlagen schützt
und erhält. Und dieses geht nur mit einer grundlegenden Veränderung
der wirtschaftspolitischen Grundlagen, also mit der Hinwendung zu
einer Ökonomie, die für die Menschen da ist. statt umgekehrt.
10.06.08
Auch der ärmere
Teil der Bevölkerung kommt beim steilen Anstieg der Energiepreise
ins Schwitzen. Die Menschen mit geringem Einkommen können aber
ihre Energiekosten nicht mittels Investitionen in Wärmedämmung,
effektivere Heizung, regenerative Energien oder auch in ein moderneres
Auto senken.
Umweltminister
Gabriel hat deshalb vorgeschlagen, hier Zuschüsse
zu zahlen. Wer wenig verdient, soll einen Teil seiner Gasrechnung,
bzw. die voraussichtliche Kostensteigerung beim Gaspreis, vom Bund
erstattet bekommen. Selbstverständlich hat er hier enormen
Gegenwind, vor allem aus der Union und Wirtschaftsverbänden
bekommen.
Man muss nicht auf die Motive der CDU-Politiker eingehen, denen
ist es ziemlich egal, wie Einkommensschwache mit steigenden Preisen
bei Heizenergie zurecht kommen. Die FDP will einen ermäßigten
Mehrwertsteuersatz auf Energie, aber nicht um den Armen zu helfen,
sondern um den deutschen Betrieben die Unkosten zu senken und den
Gewinn zu steigern.
Der Vorschlag
von Zukunftslobby dagegen liegt jenseits aller Parteiideen.
Einerseits lehnen wir jede willkürliche Unterstützung
ab. Ob nun Mehrwertsteuerreduzierung, Heizkostenzuschüsse oder
andere Instrumente, all dies sind verschiedene Arten von Subventionen,
die das übergeordnete Problem bei der Sache nicht lösen.
Wir sind für einen ehrlichen und fairen Wettbewerb aller Arten
von Energieträgern. Diesen fairen Wettbewerb gibt es derzeit
nicht, weil alle Arten der Energieerzeugung mehr oder weniger durch
die Externalisierung ökologischer Schadkosten subventioniert
werden. Damit ist eine Herausbildung der für die Gesellschaft
verträglichsten Art von Energie ausgeschlossen.
Der marktwirtschaftliche Mechanismus ist ausgehebelt, und das langfristig
Optimale, mit anderen Worten das Nachhaltige, kann sich nicht durch
ein Wechselspiel von Angebot und Nachfrage heraus bilden.
Auch die Bezuschussung von Strom aus Wind, Photovoltaik und Biomasse
durch das kürzlich novellierte Erneuerbare-Energien-Gesetz
EEG ist der falsche Weg. Hier soll das umweltfreundlichere durch
Zuzahlungen schmackhaft gemacht werden. Vom EEG, einem eindeutigen
Subventionierungsinstrument, profitieren auch keinerlei Arme und
Bezieher kleiner Einkommen. Im Gegenteil, auch diese finanzieren
über ihre Stromrechnung die Bezuschussung.
Was dagegen wirklich helfen würde, liegt im völligen Verzicht
auf Subventionen. Die Bezuschussung alternativer Energie muss eingestellt
werden, genauso, wie die indirekte und heimliche Bezuschussung der
konventionelle Energie mittels der Externalisierung von Umweltkosten.
Vor allem in die Preise von Energie aus Kohle, Öl, Gas und
Kernkraft müssen alle möglichen Folgekosten komplett integriert
werden, nur so bekämen wir einen objektiven Wettbewerb, aus
welchem dann die alternativen Energien wohl als die günstigsten
hervor gingen.
Andererseits plädiert
Zukunftslobby dafür, die über die Internalisierung von
ökologischen Kosten eingenommenen Gelder entsprechend einem
objektiven Schlüssel wieder an die Bundesbürger auszuzahlen.
Im Konzept der Kategorischen Marktwirtschaft wird von Internalisierungseinnahmen
in Höhe von 400 Milliarden Euro ausgegangen, was eine Auszahlung
in Höhe von monatlich 400 Euro an jeden Menschen im Land, ob
arm oder reich, jung oder alt ermöglicht. Dieser Betrag ist
nur als vorübergehend zu verstehen und reduziert sich parallel
zum Aufbau einer nachhaltigen und regional angepassten Energieerzeugungsstruktur.
Mit diesem Instrument
werden auch Arme befähigt, Energieverteuerungen vorübergehend
zu verkraften und auch Investitionen ins Energiesparen oder in einen
Wechsel zu umweltfreundlicherer Energie zu schaffen.
Also Herr Gabriel,
nicht die öde Bezuschussung der Gasrechnung ist ihres Amtes
würdig, sondern ein Plädoyer für die Kategorische
Marktwirtschaft.
09.06.08
In Japan haben
sich die G8-Energie- und Wirtschaftsminister und die Vertreter
aus China, Indien und Südkorea getroffen, um über die
weltweite Energiekrise zu sprechen. Diese ist hauptsächlich
durch Preisexplosionen gekennzeichnet, wie etwa beim Ölpreis
mit derzeit 139 Dollar pro Barrel oder beim Gaspreis, der nach 25
% Steigerung in den nächsten Wochen, im Herbst voraussichtlich
noch mal um 40 % klettern soll.
Die Minister sehen die gesamte Weltwirtschaft in Gefahr und warnen
vor einer globalen Rezession. Sie forderten die Erdölländer
zur Steigerung ihrer Ölförderung auf. Ferner will man
verstärkt auf die Entwicklung regenerativer Energiequellen
setzen. Über die Ursachen der Preiserhöhungen ist man
sich nicht einig.
Die tatsächliche
Ursache, wenn auch aus verschiedenen Faktoren zusammengesetzt, ist
letztlich der Energiehunger des auf Wachstum fixierten Wirtschaftssystems
in den 11 Staaten. Ob massiv erhöhte Nachfrage in Indien und
China, ob großangelegte Spekulationen von Hedgefonds oder
ob Befriedigung des nach oben geschossenen Konsumwunschs der Bevölkerung
in den vertretenen Ländern, man ist im Prinzip selber schuld
an dem kommenden Dilemma.
Dabei hätte
man es früh genug wissen können. Schon vor 30 Jahren war
die Zunahme des Energieverbrauchs und die dem nicht gewachsenen
Energiereserven der Welt als Problem der Zukunft bekannt. Nun sind
wir in dieser Zukunft angekommen, und die Volksvertreter tun ganz
überrascht.
Die nächste Zukunftsaussicht ist diese:
Es wird nicht gelingen, den derzeitigen Energieverbrauch durch regenerative
Energien zu ersetzen. Nur ein kleiner Teil kann hiervon gedeckt
werden.
Die wichtigste Aufgabe wird deshalb sein, den Gesamtverbrauch radikal
zu senken, und das Wort "radikal" ist hierbei durchaus
angebracht. Der tolerierbare Verbrauch, auch was die Klimabelastung
angeht, liegt in Wahrheit derart weit unter dem derzeitigen Verbrauch,
dass sich die Frage auftut, ob damit überhaupt noch das aktuelle
ökonomische Modell beibehalten werden kann.
Im Prinzip müsste die Weltgemeinschaft jetzt schon über
ein neues nachhaltiges Wirtschaftsmodell nachdenken, in welchem
der Energieverbrauch durch einen entsprechend neu fundamentierten
marktwirtschaftlichen Mechanismus, durch eine neue und faire Art
von Wettbewerb, eigendynamisch zurückgefahren wird.
Wahrscheinlicher aber ist, dass man in 30 Jahren wieder zusammen
kommt und mit Krokodilstränen und unschuldigem Blick den noch
dramatischer gewordenen Zustand der Welt beklagt.
08.06.08
Die Milchbauern
haben sich vorübergehend durchgesetzt, mit Betonung
auf vorübergehend. Auf Dauer wird sich aber das marktwirtschaftliche
Gesetz durchsetzen, dass eine Ware, die im Überfluss vorhanden
ist, nicht teuer bleiben kann.
Lange genug haben die Bauern mit ihren Verbänden Zeit gehabt,
sich gegen die industrialisierte und subventionierte Landwirtschaft
zu wenden. Diese hat lediglich ein Strohfeuer in der Geschichte
der Branche entfacht, ein paar fette Jahre, nach denen nun die Jahre
der Ernüchterung kommen müssen.
Verwöhnt von dicken Kartoffeln, schweren neuen Schleppern und
Mineraldüngerexzessen, müssen nun auch die Landwirte mit
schwindender Unterstützung zurecht kommen. Diese sogenannte
moderne Landwirtschaft, ebenso wie alle anderen Wirtschaftsbereiche
der herrschenden Ökonomie auch von dieser geformt und ausgestaltet,
verzehrt ihre eigenen Grundlagen und kann nicht von Dauer sein.
Dabei hat es mit
den einfachsten Irrtümern begonnen, damals:
07.06.08
Manchmal widerstrebt
es mir, das politische Tagesgeschehen für einen Beitrag herzunehmen.
Was gibt es denn schon für Meldungen heute?
Die Strom- und die Gaskonzerne können ihre Leitungsnetze vorerst
behalten. Klar, haben die doch eine sehr effektive Lobby dicht am
Ohr der sogenannten Volksvertreter.
Der deutsche Autoverband mit der Stimme von Exjungeunionler Matthias
Wissman, mahnt, die CO2-orientierte Kfz-Steuer nicht weiter zu verschieben.
Lediglich ein Akt von Greenwashing, kann der Verband doch etwas
fordern, was scheinbar dem Klima nutzt und die Geschäfte nicht
gefährdet. Man solle den Fahrzeugbestand in Deutschland "verjüngen",
meint Wissman. Im Klartext: Die Politik solle die Leute über
die CO2-Schiene zum Kauf von Neuwagen nötigen.
Wissman und Konsorten sollten dann aber endlich auch vernünftige
Autos bauen, welche mit 2 bis 3 Liter Maximalverbrauch, auch wenn
nötig mit Minimalausstattung, 600 kg Gewicht, 25 PS und ohne
technischen Schnickschnack, also auch reparierbar von jedem Handwerker.
Außerdem, nach CO2-Ausstoß besteuern heißt im
Prinzip, nach Spritverbrauch besteuern, also den Sprit verteuern,
oder gleich noch die Kfz-Steuer auf den Sprit umlegen.
Dann: Die Forderung
der Parteien nach Steuersenkungen wird zum Selbstläufer. Auch
die SPD wackelt schon. Die Schuldentilgung rückt in den Hintergrund.
Nach einer Umfrage sind 60% der Deutschen für Steuersenkung
und nur 30% für Haushaltsstabilisierung. 60% Egoisten in der
Bevölkerung, 60% die ihren Kindern gnadenlos und bereitwillig
die Schulden überlassen wollen, die ihr eigener "Wohlstand"
verursacht. Oder vielleicht haben die ja gar keine Kinder, und der
eigene wohlgenährte Hintern ist näher, als der von Unbekannten
in der Zukunft.
Die CSU, die damit angefangen hat, scheint wohl kalkuliert zu haben
mit diesem Wahlgeschenk auf Kosten unserer Nachkommen.
Heute bin ich
im Garten und mähe mit meiner frisch gedengelten Sense. Meinem
Nachbarn nach Osten hätte ich gestern seine Motorsense zertrümmern
können. Ich hatte mir nach etlichen Stunden Lärm und Gestank
gewünscht, das Teil würde ihm endlich hinter dem Rücken
explodieren, es tat es aber nicht. Obwohl er sehr viel langsamer
mäht als ich mit der klassischen Sense, benutzt er trotzdem
sein geliebtes Motorgerät.
Hier etwa ist von der Bundesregierung gar nichts zu hören in
Punkto CO2-Emissionen durch unnötige Mähgeräte. Was
könnte man hier an Abgasen einsparen, an Natur gewinnen und
an Gesundheitskosten reduzieren.
Muskelkraft statt Motorkraft, das praktiziere ich heute im Garten
mit Sense und Handmäher.
06.06.08
Und wieder eine
ergebnislose Konferenz zu einem globalen Problem.
In Rom ist die sogenannte Welternährungskonferenz, die
Versammlung von Regierungsvertreter mehrerer Staaten zum Thema,
mit Absichtserklärungen zu Ende gegangen. Bis 2015 will man
die Zahl der hungernden Menschen um 50 % reduzieren.
Wie das gehen soll hat man nicht beschlossen. Man will die Nahrungsproduktion
steigern. Wie im Detail oder mit welchen Maßnahmen, steht
in den Sternen.
Es scheint schwer
in Mode zu sein, leere Absichten mit Prozentzahlen in Verbindung
mit einer Jahreszahl zu benennen, bis wann man diese Reduzierung
dann doch nicht erreicht hat. Dabei soll die Jahreszahl offenbar
so gewählt werden, dass die Öffentlichkeit bis dahin möglichst
alles wieder vergessen hat.
Auch bei den Klimaschutzzielen oder den Artenschutzbemühungen
hatten wir dies. Bis zum Jahr XY will man um YX Prozent reduzieren.
Ach sind wir gut, mögen sie denken, Wunschdenken in konkreten
Zahlen, in großen, beeindruckenden Zahlen, 20, 40 oder gar
50 %, Menschmeier, ob dies noch lange beeindruckt?
Auch in Rom stand
zu Anfang eine konkrete Chance, das Problem weitgehend anzumildern.
Dazu allerdings hätte man zumindest auf Augenhöhe mit
den Betroffenen verhandeln müssen. Der Kleinbauernverband aus
Südamerika wurde beispielsweise überhaupt nicht angehört,
allenfalls so, wie man die Dekoration der Verhandlungsräume
betrachtet.
Von vorne herein scheint abermals wieder die herrschende ökonomische
Ordnung tabu gewesen zu sein. Diese weltbeherrschende Ordnung behindert
und zerstört auch den Fortbestand und die Entwicklung regional
angepasster Agrarstrukturen.
In vielfältiger Weise wird Nahrungsmittelmangel erzeugt, weil
dieses eben profitablere Bedingungen für die reichen Länder
bewirkt. Agrarsubventionen befördern die Verramschung industrieller
Überproduktion in Entwicklungsländern. Patentierte Genpflanzen
vertreiben regionale Pflanzen und zwingen zur Standardisierung sämtlicher
Flächen weltweit, inklusive der jeweiligen ökologischen
Vergewaltigungen. Biotreibstoffe für die Industrieländer
vertreiben den Anbau von Nahrungsmitteln und verursachen die zerstörerische
Umwandlung von Naturflächen in Anbauflächen. Der Fleischhunger
der fetten Industriestaatenbürger verursacht den lukrativeren
Futtermittelanbau zum Export, steigende Energiepreise verteuern
die energieintensive "konventionelle" Landwirtschaft,
usw.
Die globale ökonomische Struktur steht auf solcherlei Konferenzen
nie zur Disposition. Dabei müsste allen Beteiligten längst
klar sein:
Wenn wirtschaftliche Prozesse die zu Hunger führen Profit versprechen,
werden diese Prozesse auch verwirklicht, egal, ob sie Hunger erzeugen.
Da helfen auch ein paar Hilfsprogramme und Subventionen nicht. So
wird man den Kampf nie gewinnen und immer nur effektvoll hinterher
laufen.
Die Möglichkeit, dem Gegner sein Schwert zu nehmen, d.h. der
wirtschaftlichen Dynamik die fatale Effektivität zu entziehen,
besteht nach wie vor. Sie umzusetzen hieße allerdings, eine
Ökonomie zu schaffen, in welcher der Hunger Dritter den ökonomisch
Starken nicht weiterhin Geld bringt, sondern Geld kostet.
05.06.08
Der Zwischenfall
im Slowenischen Kernkraftwerk von gestern Abend ist noch mehr
ein Kommunikationsproblem, als ein atomares. "Zu keiner Zeit
bestand Gefahr für Mensch und Umwelt!" - Schon mal gehört?
Angeblich war nur eine kleine Pfütze Kühlwasser ausgetreten,
so etwa 2 cbm pro Stunde.
Aber, und dafür ist auch Umweltminister Gabriel sehr stolz
habe das europäische Kommunikationssystem für solche Fälle
perfekt funktioniert. Alle europäischen Regierungen sind sofort
über den Zwischenfall in Kenntnis gesetzt worden. Eigentlich
ist dieses nur für sehr ernste Unfälle gedacht, aber,
obwohl es ja ein "sehr leichter" Zwischenfall war, man
konnte zeigen, dass etwas getan wird.
Wenn etwas ernstes passiert wäre, hätte dieses Kommunikationssystem
uns nichts genützt. Im Falle einer radioaktiven Wolke hätten
die Nachbarländer früher zum Schließen der Türen
und Fenster auffordern können. Im eigenen abgeschotteten Wohnzimmer
ist man ja vor atomarer Strahlung sicher, oder?
Ob nun doch mehr
geschah als mitgeteilt, werden wir wohl erst in einigen Wochen erfahren,
wenn überhaupt. Das 30 Jahre alte Kraftwerk aus der Tito-Zeit
Jugoslawiens, soll nach der Abkühlung weiter betrieben werden.
Kommunikation gut, alles gut!??? Kommunikation scheint eine
Pampe zum Überstreichen jeder Sauerei zu werden. Aber
haben die Strategen der herrschenden Ökonomie noch irgend ein
anderes Mittel gegen die potenziellen und tatsächlichen Schäden
ihrer Ideologie aufzubieten?
Apropos Kommunikation.
Gestern war mal wieder ein sehr
schöner Text in Deutschlandradio Kultur im Politischen
Feuilleton. "Warum unsere Sprache verschlampt."
von Journalist und Publizist Wolfgang Herles.
Einführungssatz: " Die
deutsche Sprache verschludere nicht durch Jargon oder Denglisch,
sie werde vielmehr von denen vernachlässigt, die Verantwortung
für sie trügen, meint Wolfgang Herles, Leiter des ZDF-Kulturmagazins
"aspekte". In der ersten Reihe der Politiker - ob Bundespräsident,
Kanzlerin oder Oppositionsführer - sei niemand mit Sprachgefühl
vertreten."
Zum lesen sehr empfehlenswert.
04.06.08
Eine Hoffnung
beim Problem des Klimawandels war die als fast unermesslich eingeschätzte
Fähigkeit der Weltmeere, einen großen Teil des
CO2s aufzunehmen, das unsere Zivilisation zusätzlich
in die Atmosphäre ausstößt.
Diese Hoffnung hat nun einen herben Dämpfer bekommen. Wie im
Wissenschaftsmagazin Science Forscher um Richard Feely vom Pacific
Marine Environmental Laboratory in Seattle im US-Bundesstaat Washington
berichteten, schreitet die Versauerung des Meerwassers schneller
voran, als bislang angenommen. Was im untersuchten 30 km-Küstenstreifen
von Kanada bis Mexiko westlich von Nordamerika beobachtet wird,
lässt sich wohl auf die weltweite Situation übertragen.
Seit Beginn der
Industrialisierung haben die Ozeane etwa ein Drittel des vom Menschen
verursachten Kohlendioxids geschluckt und so die Erderwärmung
abgemildert.
Die Versauerung scheint aber fatale Folgen für einen Großteil
der Meeresbewohner zu haben. Vor allem Korallen und Schalentiere
aber auch Plankton, die Kalk für den Aufbau ihrer Körpersubstanz
brauchen, kommen mit dem sauren Wasser auf Dauer nicht zurecht.
Da diese Organismen aber die Nahrungsgrundlage von Fischen und anderen
Meereslebewesen sind, wird die zunehmende Versauerung der Meere
wohl noch dramatische Folgen für das gesamte Ökosystem
Ozean haben.
Auch die European Science Foundation bemängelt, dass es fast
keine Erkenntnisse über die Auswirkungen der Meeresversauerung
auf Meereslebewesen gibt. Von etlichen Tausend kalkbildenden Organismen
seien nicht mal 10 näher untersucht. Die weitere Zunahme des
CO2-gehalts des Wassers wird auch enorme wirtschaftliche Schäden
mit sich bringen, beispielsweise im Fischerei- und Tourismussektor.
Man müsse herausfinden, bis zu welchem Wert die CO2-Konzentration
noch tolerabel sei. Der geschätzte Wert allerdings ist schon
bald erreicht. (siehe auch Spiegelartikel)
Und: was heißt schon -noch tolerabel- ? Die Schädigung
ist ja nicht ein Prozess, der plötzlich ab einem bestimmten
CO2-Wert einsetzt. Sie fängt schon bei geringen Konzentrationssteigerungen
mit Beeinträchtigung der empfindlichsten Organismen an und
erfasst dann nach und nach immer mehr Lebewesen. Von daher kann
man gar keinen noch tolerablen Wert feststellen, solange man nicht
ganz genau die ökologischen Folgen einer jeden einzelnen Beeinträchtigung
überblickt.
Dieser Aspekt,
die Folgen für das Ökosystem Meer, also seine Veränderung
in einen Zustand, den Menschen noch nie erlebt haben und deren Wirkung
auf sich selbst sie nicht erahnen, ist noch in keiner Folgenabschätzung
des Klimawandels enthalten.
Wer sagt denn, dass lediglich Fischerei- und Tourismusbranche betroffen
sein werden? Haben Korallenriffe beispielsweise nicht auch einen
stabilisierende Funktion gegen Wellen und andere wetterbedingte
Ströme der Wassermassen? Die Verästelungen ökologischer
Wirkungsketten halten für die kurzsichtige Gattung Mensch noch
viele Überraschungen bereit.
So ganz allmählich wird sich mit der Steigerung des Klimaproblems
auch der Umfang der abzusehenden Folgen allmählich steigern.
Eigentlich gemein von der Umwelt, denn wenn wir die gesamten Schäden
jetzt schon auf einem Haufen vor Augen hätten, würden
wir vielleicht sehr viel entschiedener gegensteuern.
03.06.08
Heute vor 10
Jahren wurde in Frankreich attac gegründet. Die
Abkürzung attac steht für: "Association pour une
taxation des transactions financières pour l'aide aux citoyens",
auf deutsch: "Vereinigung für eine Besteuerung von Finanztransaktionen
zum Wohl der Bürger."
Von Anfang an war attac weltweit ausgerichtet. Im Jahr 2000 wurde
in Deutschland eine Sektion gegründet. Heute ist attac weltweit
als Netzwerk von Personen und Organisationen aktiv, die unter dem
Schlagwort »Die Welt ist keine Ware« globale politische,
soziale und ökologische Veränderungen im Zeitalter der
Globalisierung bewirken wollen.
Großes Aufsehen erregt die Organisation durch die Mitorganisation
der Weltsozialforen, welche als Gegenveranstaltung internationaler
Wirtschaftsforen auf die großen Probleme der gegenwärtig
global herrschenden Ökonomie aufmerksam machen soll.
Aufmerksam gemacht hat attac. Das war aber auch schon alles.
Außer einer Steuer auf internationale Finanztransaktionen,
der Tobinsteuer, sind keine konkreten Vorschläge der Organisation
bekannt geworden, langfristig an der Art zu wirtschaften etwas grundlegend
zu ändern. Zwar sind viele berechtigte Forderungen formuliert
worden, aber es fehlt an einem verbindenden und schlüssigen
Konzept zur besseren Ausgestaltung der globalen Ökonomie.
Heute vor 16
Jahren begann die Umweltschutzkonferenz in Rio de Janeiro.
Sie endete völlig ergebnislos. Die Vereinten Nationen hatten
die Absicht, eine international koordinierte Umweltschutzpolitik
auf den Weg zu bringen. Unter anderem war geplant, eine Obergrenze
für Gase, die für den Treibhauseffekt verantwortlich sind,
festzulegen und die Verabschiedung einer Artenschutzkonvention.
Wie wir wissen, konnten keine der völlig unterschiedlichen
Interessen der Staaten unter einen Hut gebracht werden, besonders
die USA verweigerte sich komplett. Am Ende standen leere Absichtserklärungen
wie die Deklaration von Rio, die Leitlinien für den Umgang
mit dem Planeten Erde formuliert, die Agenda21 sowie eine Erklärung
über die Erhaltung der Pflanzenwelt des tropischen Regenwalds.
Außerdem wurden zwei völkerrechtlich bindende Konventionen
zum Schutz des Klimas und der Artenvielfalt unterzeichnet, nach
denen sich aber bis heute niemand ernsthaft richtet.
Die Agenda 21, ein Aktionsprogramm zu Umwelt- und Entwicklungsvorhaben
der UN für das 21.Jahrhundert, enthielt in 40 Kapiteln Regeln
für die nachhaltige Nutzung aller natürlichen Ressourcen.
Das Papier, welches diskutiert und angenommen wurde enthält
detaillierte Handlungsempfehlungen für die Sicherung einer
lebenswerten Welt für heutige und künftige Generationen.
Um die Agenda 21 umzusetzen, sollten auf nationaler und auf kommunaler
Ebene entsprechende Aktionspläne erstellt werden.
Heute besteht nur noch große Ernüchterung und Enttäuschung.
Die angestrebte Nachhaltige Entwicklung (sustainable development),
eine ökonomische, soziale und ökologische Entwicklung,
die weltweit die Bedürfnisse der gegenwärtigen Generation
befriedigt, ohne die Lebenschancen künftiger Generationen zu
gefährden, lässt bis heute auf sich warten.
Ob Rio de Janeiro
und die Nachfolgetreffen oder attac, beides muss uns daran erinnern,
dass wir den richtigen Hebel zum Umsteuern noch nicht gefunden haben.
Die Welt muss der zerstörerischen Dynamik der herrschenden
Ökonomie etwas Gewaltiges entgegensetzen. Dieses kann nur eine
bessere, umfangreich wirkende und nachhaltig zuverlässige Ökonomie
sein, mitsamt einer breiten globalen Bewegung möglichst vieler
Weltbürger.
02.06.08
Um die CO2-Reduzierung
nach den Klimaschutzplänen zu erreichen war unter anderem vorgeschlagen
worden, das Kohlendioxid aus Verbrennungsabgasen von Kohlekraftwerken
abzuscheiden und es im Boden einzulagern.
Auf diese Weise will man "CO2-freie" Kraftwerke bekommen,
ohne die derzeit übliche Energieerzeugungsstruktur komplett
ändern zu müssen.
Wie der Spiegel
letzte Woche berichtet rückt die Einsatzfähigkeit
der Technologie in die Zeit bis weit nach 2020, kann also gar nicht
zur Erreichung der aufgestellten Klimaziele genutzt werden.
Derzeit wird mit der Entwicklung von CO2-Speichertechniken erst
begonnen. Immense Probleme sind zu lösen, und niemand weiß,
ob sich alle Probleme auch lösen lassen.
Verschiedene Forschungsanlagen werden gerade gebaut, so beim Kraftwerk
Schwarze Pumpe durch Wissenschaftler der Uni Cottbus.
Die Technik wird nach einem Gutachten des Büros für Technikfolgenabschätzung
beim Bundestag und dem Sachverständigenrat für Umweltfragen
wohl nur sehr langfristig gesehen einsatzfähig sein. Damit
fällt sie auch als Exportschlager aus. Gerade jetzt, wo beispielsweise
in China fast ein Kohlekraftwerk pro Woche ans Netz geht, wäre
sie dringend von Nöten.
Die größten Probleme der anvisierten CO2-Verklappung
sind alle noch ungelöst. Wie lässt sich das CO2 einfangen?
Wie lässt es sich in den riesigen Mengen transportieren? Wie
lässt es sich sicher unterirdisch lagern, wobei es ja mindestens
etliche tausend Jahre im Boden gehalten werden muss? Wie geht man
mit dem gigantischen Energieaufwand für die CO2-Verklappung
um, die sämtliche Effizienzrechnungen bei der Kraftwerkstechnologie
durchkreuzen?
Vattenfall und RWE wollen demnächst Demonstrationskraftwerke
bauen und dort jeweils über eine Milliarde Euro investieren.
Gewaltige Investitionen
von allen Beteiligten sind in Planung, und im Prinzip geht es nur
darum, die globalen Energieverschwendung mit ruhigerem Gewissen
fortführen zu können.
Würde man dieses Geld und auch die Summen, die noch in den
nächsten Jahren zur Symptombekämpfung an der weltweiten
Energiepolitik investiert werden, zum Aufbau einer von Grunde auf
nachhaltigen Energieinfrastruktur aufwenden, es käme dann wirklich
der Zukunft der Menschheit zu Gute. Derzeit jedenfalls will man
es prinzipiell zum Fenster hinaus werfen, nur um bestehende wirtschaftliche
Strukturen halten zu können.
01.06.08
Heute: Aus
dem Bautagebuch
Unser Anbaudach
macht langsam Fortschritte.
Die Ziegel von
beiden Seiten des Walmgrates sind fertig zugeschnitten und befestigt.
Bei einigen Teilstücken
war es notwendig, sie mit Edelstahldraht an der Lattung festzubinden.
Die Unterkonstruktion
aus Brettern für die endgültige Oberfläche, einerseits
aus Schiefer, andererseits aus Zinkblech, ist fast fertig.
Am Grat war die
Konstruktion etwas kniffelig. Mit 30 mm starken Brettern auf der
24 mm- Lattung kommt der Schiefer gerade so über die Ziegelfläche.
Das Douglasienkernholz in Verbindung mit konstruktivem Schutz des
Holzes bietet ausreichend Sicherheit gegen Käferbefall und
Fäulnis.
Abgesehen von
Zinkkehle und Dachrinne, stelle ich sämtliche erforderlichen
Blechteile aus gebrauchtem Zinkblech und Abfallstücken selbst
her.
Dieses Blech bekommt man beim Schrotthändler sehr billig. Zudem
erspart man der Umwelt die ökologischen Schäden durch
die Herstellung von neuem Blech. Ein schönes Beispiel, wie
beim Ökologischen Bauen durch die Wiederverwendung von Baustoffen,
ja gerade auch die Verwendung von Abfällen, die Verursachung
von ökologischen Schadkosten vermieden werden kann.
Abweisblech unter
dem Minigiebel aus einem Stück 6-teiliger Dachrinne,- platt
geklopft und neu umgekantet.
Verkleidung des
Giebelortgangs, - noch nicht festgenagelt, weil erst der Schiefer
aufs Holz muss und dann der Übergang gefertigt wird.
Ortgangblech von
unten endet auf der Gratverbretterung und später unter dem
Schiefer.
Auch unter die
später verbretterte Gaubenseite kommt eine Regenabweisung aus
Blechreststücken.
Demnächst
mehr.