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Juni 2008

 

Juni 2008

30.06.08

Kaum hat Verkehrsminister Tiefensee seine neueste Idee zur Reduktion der Treibstoffkosten für die Bundesbürger geäußert, gibt es auch schon nicht einverstandene Stimmen aus dem Gegenlager.

Tiefensee will mit einem Überholverbot für LKWs an staugefährdeten Autobahnabschnitten dafür sorgen, dass weniger Staus entstehen. Würde der Stop-und-Go Schleichverkehr von PKWs während eines Staus reduziert, so Tiefensees Überlegung, verbrauchten die Autofahrer weniger Sprit und würden Geld sparen. So könnten die derzeit steil ansteigenden Treibstoffkosten etwas abgemildert werden.
Prompt hat sich der deutsche Speditionsverband zu Wort gemeldet und weist auf die unangenehmen Folgen aus seiner Sicht hin. Wenn viele LKWs hinter einem langsamen Kollegen hinterher zockeln müssen, weil sie ihn nicht überholen dürften, treibe dies die Transportkosten der Konsumgüter in die Höhe. Diese Verteuerung müssten wiederum die Verbraucher tragen.

Mir fällt hier nur wieder das Wort Affentheater ein.
Wiederum soll eine problematische Entwicklung innerhalb unseres derzeit herrschenden wirtschaftlichen Systems mit Hinundherschiebereien vordergründig abgemildert werden.
Es fehlt jetzt nur noch die Feststellung des Speditionsverbands, dass die ersparten Spritkosten durch zügigere Fahrt für die PKW, direkt von den höheren Kosten für transportierte Waren wieder aufgefressen werden würden.
Zunächst wäre dies nicht von der Hand zu weisen, ja für Leute, die sehr wenig auf der Autobahn und in Staus unterwegs sind, könnte hier sogar eine negative Bilanz heraus kommen. Soviel zum kleinkarierten Geschehen zwischen den Scheuklappen.

Die eigentliche Ursache des Problems Verkehrsinfarkt wird wieder mal nicht berührt.
Diese Ursache ist, dass bei weitem nicht alle Schadkosten durch den Transport per LKW, aber auch durch die privaten Fahrten mit dem PKW, nicht vollständig in die Kosten für die jeweilige Fahrt integriert sind. Nach wie vor können diese Schadkosten auf die Allgemeinheit und die nachfolgenden Generationen abgewälzt werden.
Wenn dieses anders wäre, würden viele Güterbewegungen auf den deutschen Straßen sehr viel teurer werden. Dies würde, neben einem ersatzlosen Verzicht auf einige Konsumgüter, vor allem zu einer Ausweitung von transportarmer, regionaler Produktion führen.
Regional und dezentral produzierte Güter aller Art, eventuell von Waren aus der Großindustrie einmal abgesehen, hätten vor Ort einen wichtigen Wettbewerbsvorteil. Ihre Bereitstellung würde weniger ökologische und soziale Schadkosten verursachen, was in einer internalisierenden Wirtschaft zu sehr viel günstigeren Preisen gegenüber weithin transportierten Waren führen würde.
Regionale Produktion ist zudem auch arbeitskräfteintensiver, kommt der Autarkie und Selbstbestimmung der Regionen zu Gute und hat noch andere Vorteile, wie beispielsweise einen geringeren Zwang für Arbeitnehmer und Angestellte, über die Autobahnen zur Arbeit fahren zu müssen. Sie fänden in Wohnungsnähe eher eine Möglichkeit zur Erwerbsarbeit.

So würde die Kategorische Marktwirtschaft gleich auf zwei Ebenen für Verkehrsentlastung auf den Autobahnen und für eingesparte Spritkosten sorgen.
Hallo Herr Tiefensee, vergessen sie ihren absurden Vorschlag, er wird mittelfristig nichts bringen, und betrachten sie sich besser die entscheidenden Vorteile der nachhaltigen Ökonomie auch auf ihren Ressortbereich.

 

29.06.08

Rückeschäden im deutschen Wald

Ein Beispiel von Tausenden, wie ein alles bestimmender Wettbewerb Zerstörungen begünstigt, will ich heute hier mit einigen Fotos veranschaulichen.

Im deutschen Wald, genauer gesagt, im Forst herrscht immer noch ein gnadenloser Preiskampf. Um die Kosten für die Ernte und Aufarbeitung der zum Verkauf bestimmten Baumstämme niedrig zu halten, wird unter Anderem an den Lohnkosten für die Waldarbeiter gespart, d.h. ihre Arbeit muss in immer kürzerer Zeit erledigt werden.
Die Waldarbeiter können deshalb besonders beim Rücken der gefällten Stämme, also beim herausziehen des Holzes an einen befahrbaren Weg, kaum Rücksicht auf noch stehende Bäume nehmen. Würden sie dabei besonders sorgfältig vorgehen, um keine Schäden besonders an der Rinde seitlich stehender Stämme anzurichten, ihre Arbeit wäre teurer. Das geerntete Holz müsste einen höheren Preis bekommen und wäre auf dem Markt schlechter zu verkaufen.
Im Prinzip müssten alle Waldbesitzer und Holzanbieter gleichzeitig eine sorgfältigere Arbeit im Wald beschließen, damit der Stammholzpreis gleichzeitig stiege und keiner einen Wettbewerbsnachteil verkraften müsste. Dieses zu vereinbaren, ist auf einem globalisierten Holzmarkt so gut wie unmöglich geworden.
Also werden die Schädigungen von Bestandsbäumen durch Rückearbeiten Notgedrungenerweise in Kauf genommen.


Große neuere Rindenabplatzung an einer älteren Eiche. Hier wurde ein gefällter Baumstamm vorbei gezogen. Der stehende Baum wurde eventuell gar als Umlenkpunkt genutzt.


Das gleiche an einer Buche.


Die Wunden brauchen viele Jahre, um zu verheilen, weil der Baum in jedem Jahr nur einen schmalen Streifen der Beschädigung schließen kann. Währenddessen ist das bloßgelegte Holz der Fäulnis schutzlos ausgeliefert. Hier eine Wunde, die der Baum schon vor etlichen Jahren durch Rückearbeiten bekam.


Hier ein alter Schaden an einer Lärche. Die Rinde ist zwar noch dran, doch an dieser Stelle muss der Baum einmal einen heftigen Stoß bekommen haben.


Hier ein älterer Schaden an einer Buche. Sehr wahrscheinlich stammt er von einem Stahlseil, welches hier vorbei gezogen wurde. Der Baum diente gewissermaßen als Umlenkrolle.


Für viele Bäume etwa an Weggabelungen besteht gar keine Chance, die Wunden jemals schließen zu können. Alle paar Jahre, wenn wieder dort gearbeitet wird, wird sie erneut aufgerissen. Bei der Eiche im Bild hat sich die Fäulnis unten schon in den Stamm hinein gefressen. Oben der neue Schaden.


Diese Eiche wurde bereits zum vierten Male beschädigt.


Auch hier sieht man Wunden aus mehreren Jahren übereinander.


Hier war der Baum dabei, die Wunde gut zu verheilen. Links wurde ihm erneut wieder ein fünf Handflächen großes Stück abgerissen. Die Schadfläche hat sich verdreifacht.


Das Gleiche bei einer Buche. Auf mindesten zwei Schädigungen aus früherer Zeit folgte jetzt eine neue Verletzung.


Alter und neuer Schaden bei einer anderen Eiche.


Bei dieser Eiche hat sich die Fäulnis in Erdbodennähe schon in den Baum hinein gefressen. Darüber ist die allmähliche Überwallung gut zu sehen, gewissermaßen die dem Baum zur Verfügung stehende Art der Wundheilung. Wenn aber ein Loch entsteht, kann die Wunde auch nach vielen Jahren nicht mehr geschlossen werden.


Bei dieser Buche mit Verletzungen mehrerer Jahre, ist die Fäulnis schon weit in den Stamm hinein vorgedrungen.


Das Holz der Buchen ist im Gegensatz zum Kernholz einer Eiche sehr viel anfälliger für Fäulnis, wenn die schützende Rinde einmal abgerissen wurde. Bei diesem Baum ist kaum noch von Standsicherheit die Rede. Wenn er nicht bald gefällt wird, kann er beim nächsten Sturm über dem Boden abbrechen.


Diese Eiche wurde nach vielen Verletzungen jetzt gefällt.

Die Fäulnis hatte hier bereits das Kernholz befallen.

Ein Baum mit Rückeschaden wird nicht sofort wertlos. Unter Umständen kann er noch etliche Jahre im Stammumfang zunehmen. Wird er dann geerntet, muss man zwar auf den unteren Teil verzichten, der sich, wenn überhaupt, nur noch zum Brennholzpreis absetzen lässt. Wirtschaftlich rentiert sich aber die Inkaufnahme von Stammverletzungen, wenn damit die Lohnkosten für die Aufarbeitung gesenkt werden können.

Allerdings hat diese gängige Praxis einen ebenso bitteren Beigeschmack, wie etwa der Transport von Schlachtvieh in engen Viehtransportern unter Inkaufnahme von Knochenbrüchen und Todesfällen.
So etwas ist einer menschlichen und nachhaltigen Gesellschaft nicht würdig und sollte vermieden werden.


28.06.08

Immer wieder spielt Kurt Becks klägliche Figur als SPD-Vorsitzender in den Medien eine Rolle. Mit ihm scheinen die Sozialdemokraten kein Bein auf den Boden zu bekommen. Der Mann hat keine Ideen und keine Visionen. Er hangelt sich von einem Tag zum anderen, und die SPD ist dazu verdammt, dies zu dulden und es verlegen zu verteidigen.

Sie haben keinen besseren Kandidaten als diesen Kurt Beck, der mehr zufällig die Rheinland-Pfalz-Wahl gewonnen hatte und deshalb ais Vorsitzender ideal erschien.
Von den rheinland-pfälzischen Medien wurde Kurt Beck als "Landesvater" hochstilisiert. Jetzt aber, seit er über die Landesgrenzen hinaus wichtig wurde, suchten auch Medien in ganz Deutschland eine Einschätzung über ihn zu finden, und dabei konnte natürlich Becks provinzielles Gehabe und seine intellektuelle Bescheidenheit nicht als Pluspunkt angerechnet werden.

Wenn der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Ludwig Stiegler, wie gestern im Interview auf Dradio geschehen, nun eine Kampagne der Journalisten gegen Kurt Beck ausmacht, so gibt sich diese erbärmlich aussehende Partei nur wieder die nächste Blöße. Wolfgang Thirse legte sofort nach, und bezeichnete die breite Kritik an Becks Vorsitzendenrolle als "Rudeljournalismus".
Getretener Hund bellt. Für die mangelhafte politische Kompetenz des Provinzfürsten Beck auf Deutschlandabenteuer nun die Journalisten verantwortlich zu machen, ist wirklich das Letzte. Man lese den Wochenkommentar von Wolfgang Labihn heute auf Dradio dazu. (Link noch nicht verfügbar)

Allerdings, was man dem deutschen Journalismus ankreiden muss, ist sehr viel schwerwiegender, als die womöglich überzogene Fokussierung auf einen schlechten Parteivorsitzenden.
Ich vermisse immer noch eine deutliche Kritik an allen im Bundestag vertretenen Parteien, eine Kritik daran, dass noch immer keine Vorschläge für den Umbau unserer umweltfeindlichen Subventionswirtschaft in eine nachhaltige Marktwirtschaft auf dem Tisch liegen.
Es gibt zwar Gedankenfetzen, wie etwa das neue grüne Mäntelchen der Union, bis hin zu Vorstellungen der Grünen bezüglich neuer Trippelschritte mit dem Prädikat Umweltpolitik, entweder kontraproduktiver Aktionismus oder Tropfen auf den heißen Stein.

Alles in allem aber gilt nach wie vor die Devise "Weiter So", und dies klar heraus zu stellen hat der deutsche Journalismus noch nicht geschafft. Auch hier ist man lieber unauffälliges Mitglied im Rudel der Strukturjournalisten und Anhänger der bekannten Ideologie vom ach so notwendigen Wirtschaftswachstum, statt deren verheerenden Auswirkungen genau unter die Lupe zu nehmen.
Hierbei, was die unverzichtbaren Schritte für die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen angeht, sind die meisten Journalisten nicht weitsichtiger und flexibler, als der viel gescholtene Kurt Beck, allerdings ohne dabei breitseitig gescholten zu werden.

 

27.06.08

In der Diskussion um die Klimaveränderung wird auch gemutmaßt, es könne neben der großen Zahl der Länder, die durch eine Erderwärmung verlieren, auch Gewinner geben. Vor allem Russland wird hier genannt, wo große Flächen unter einem Dauerwinterzustand liegen und etwa landwirtschaftlich bisher nicht genutzt werden konnten.

Mittlerweile setzt sich aber selbst in Russland die Erkenntnis durch, dass die Gesamtbilanz durch eine Erwärmung dramatisch negativ ausfallen kann.
Wie in der TAZ berichtet wurde, sind von dem voraussichtlichen Auftauen riesiger Flächen Permafrostbodens, also dauerhaft steinhart gefrorener Böden, auch Atommülllager betroffen.
Praktisch alles, was im Bereich der Permafrostböden ober- und unterirdisch gebaut wurde, kann der Erwärmung zum Opfer fallen.

Laut dem stellvertretenden russischen Minister für Katastrophenschutz, Ruslan Zalikow, könnten zwei Drittel der Fläche von ganz Russland betroffen sein. Besonders Infrastrukturobjekte wie Stromleitungen und Pipelines, aber auch Flughäfen und unterirdisch angelegte Ölreserven seien stark gefährdet.
Sehr heikel wird es bei Sprengstoff-, Chemiemüll- und Atommülllager und für ausgediente Atom-U-Boote auf dem Festland und am Ufer. Besonders auf der Insel Nowaja Zemlja, wo sich besonders viele Atommülllager befinden, können sich Lecks bilden und radioaktives Material in die Umwelt gelangen.

Russlands Präsident Dmitri Medwedjew hat den Klimaschutz jetzt zu einer "Frage der nationalen Sicherheit" erklärt. "Unser Land ist in einer bedrohlichen Lage. Wenn wir jetzt nichts tun, werden Teile unseres Landes in zehn, zwanzig oder dreißig Jahren unbewohnbar sein", sagte er.
Greenpeace Russland hat die überfällige Erkenntnis begrüßt und hofft nun, dass auf die Worte nun auch Taten folgen, etwa dass Russland ein eigenes, eigenständiges Umweltministerium einführt.

So holt es alle Länder ein. Je früher sie die kommenden Gefährdungen akzeptieren und Gegenmaßnahmen einleiten, desto geringer könnten die Schäden ausfallen.
Für Russland hat die Klimaerwärmung eine sehr bittere Ironie: Aus dem hohen Norden des Landes kamen bisher die meisten Rohstoffe, vor allem fossile Brennstoffe und spülten große Mengen Devisen in die Russischen Kassen.
Gerade aber die Verbrennung dieser Öl- und Gasbestände führt offensichtlich in der nahen Zukunft dahin, dass eben dieser Norden mit gigantischen Summen vor dem Verfall bewahrt werden muss.
So wird wieder einmal eine Milchmädchenrechnung, diesmal eine russische, der herrschenden Ökonomie deutlich. Auch hier: Wenn man alles zusammen nimmt, einmal die finanziellen Gewinne aus dem Öl- und Gasgeschäft, aber auch die Schadkosten, welche man bisher externalisieren zu können glaubte, wird die Gesamtbilanz fatal negativ. Russland wird seinen gegenwärtigen Boom eventuell noch teuer bezahlen müssen.

 

26.06.08

Bauen ist für mich derzeit ein tägliches Hauptthema. Jeden Tag investiere ich etliche Stunden in die Renovierung der alten Bausubstanz auf unserem Anwesen. Momentan steht die Fundamentsanierung des Anbaus auf dem Programm, das heißt, stückweise auf- und untergraben, säubern des zu flachen bestehenden Fundaments und ausbetonieren.

Gestern passierte etwas unerwartetes, was mir einen wichtigen Zusammenhang zwischen Bauen und Klimaerwärmung vor Augen führte. Mitten in der Arbeit, die Fundamentgrube war nicht halb gefüllt, gab es einen Starkregen. Zwar lag die Grube unter dem Dachüberstand, aber durch den schmalen Gang zwischen Anbau und Nachbarscheune begann sehr rasch ein Bächlein zu fließen, und weil ich den Boden um die Grube aufgegraben hatte, floss das Wasser hinunter und blieb in einem kleinen Teich neben der Schalung stehen. Zum Glück hatte ich diese schon so weit aufgefüllt, dass nicht der frische Beton überspült wurde. Weil ich sogleich, pitschenass von den dicken Tropfen, einen Notgraben zog, lief das Wasser dann um die Grube herum. Nach dem Regen konnte ich den Fundamentsockel fertig machen, indem ich den kleinen See mit Bohlen abdeckte. Was an Wasser dort stand, war heute morgen weitgehend versickert, es hatte also keinen Schaden gegeben.

Da wir in Zukunft ständig mit solchen schnell herunterkommenden großen Wassermassen rechnen müssen, wird die konstruktive Entwässerung für alle Selbstbauer und private Bauherren einen neuen Stellenwert bekommen. Nicht nur die normale Regenableitung wird man berücksichtigen müssen, sondern die Möglichkeit, dass größere Wassermassen auftreten und einen Weg an den Gebäuden vorbei finden müssen. Keinesfalls dürfen diese ins Gebäude laufen können und ebenso wenig sollten diese dauernd in Fundamentnähe versickern.
Ich werde jetzt das Reilchen zwischen den Gebäuden als Bachlauf denken und diesen entsprechend geländeabwärts, ergänzend zur unterirdischen Dränage, zu Gunsten zügigen Ablaufens gestalten.

Einen ganz anderen Aspekt des Bauens, mehr des öffentlichen Bauens, beleuchtet heute der Kunstphilosoph, Autor und Kritiker Reinhard Knodt in seinem Politischen Feuilleton auf Dradio. Am Beispiel der öffentlichen Architektur in Berlin entdeckt er den Gegensatz zweier politischer Grundrechte.

 

25.06.08

Thema Wirtschaftsphilosoph (Beitrag vom 24.), Teil 2.

Schulak weiß, wie er die gefundene Geschäftsidee pflegen muss, um sie zu erhalten.
Seine Intension ist nicht etwa, den Managern ins Gewissen zu reden, sie davon zu überzeugen, nicht länger auf Kosten der natürlichen Lebensgrundlagen Profite zu machen. Seine Botschaft ist nicht, die wirtschaftlichen Aktivitäten seiner Klienten mitsamt deren schädlichen Auswirkungen für Dritte der zentralen Botschaft des Kategorischen Imperativs von Immanuel Kant beispielsweise gegenüber zu stellen.
Nein, Schulak findet für seine Manager neue Lebenslügen, mit Hilfe derer diese sich beruhigt zurück lehnen können und fortan ohne störende Gewissensbisse die ökologischen Schadkosten aus ihrer Tätigkeit auf die Allgemeinheit abwälzen können.

Schulak äußert dazu verblüffend einfache "Wahrheiten". Nicht nur NGO und Gutmenschen handelten ethisch, sondern -"erfolgreiche Unternehmer an sich; es finden nämlich nur jene Produkte einen Markt und Absatz, die Menschen glücklich machen und folglich einen Wert für sie haben"-(Wirtschaftsblatt).
Auweiah, mit dieser Begründung wird jedes Produkt gut, sofern es jemanden glücklich macht. Ob Zucker oder Glutamat, ob Nikotin oder Heroin, ob 2,5-Tonnen-Allrad-PKWs oder Privatjets, ob McDonald-Fettburger oder genmanipulierte Nahrung, ob Ballerspiele oder Secondlifes im Internet, usw., usf., alles macht ganz bestimmt viele Leute glücklich. Nur, und diese Frage stellt Schulak sich offensichtlich nicht, von welcher Qualität ist dieses Glück. Ist es nicht, insgesamt betrachtet, eher ein Unglück für den Konsumenten? Oder sind die externalisierten Folgen zur Bereitstellung dieses "Glücks" nicht sogar für Dritte ein Unglück? Liefert Schulak gar eine philosophisch völlig neuartige Definition von Glück?

Zur Untermauerung seiner Position mischt der Wirtschaftsphilosoph dann noch so einfache Erkenntnisse wie die Wirkung der Nachfrage innerhalb des Marktgeschehens auf die Produktion hinzu.
Wirtschaftsblatt: "- Wer ein Produkt kauft, der möchte, dass dieses Produkt im Regal nachgefüllt wird und unterstützt daher die jeweilige Branche. Die Wirtschaft würde so weniger über Gesetze geregelt, sondern über das Kaufverhalten der Konsumenten. Schulak: "Das Unternehmen ist der Steuermann, aber der Konsument ist Kapitän."-".
Dieses, mit Verlaub, lernen Kinder schon lange in der Schule, wenn ihnen der Lehrer die Regeln der Marktwirtschaft nahe bringt.
Dies scheint Schulak zu ahnen denn, weil diese Binsenweisheiten nicht füllig genug sind, hat Schulak ein neues Feindbild entworfen: Jene NGOs sind heuchlerisch, "die sich einerseits gegen den Klimawandel einsetzen, deren Mitglieder andererseits einmal pro Jahr nach Thailand auf Urlaub fliegen."(Wirtschaftsblatt)
Auch Zukunftslobby ist eine NGO, aber ich persönlich fliege nicht nach Thailand, ja ich bin in meinem Leben überhaupt noch nie geflogen.
Schulak meint, weil für Philosophie und Ethik-Diskussionen derzeit ein großer Markt besteht, verbindliche Normen und Religion an Stellenwert verlieren und die Politik nicht mehr glaubwürdig erscheint, wüchsen "NGO wie Schwammerln aus dem Boden". Diese hätten ihre eigenen Ethik-Definitionen gemacht und versuchten, diese anderen aufzuzwingen.
"- "Für viele von denen sind Unternehmer per se Feindbilder", sagt Schulak. "Das Thema liegt als wirtschaftsfeindliches Denken in der Luft." Manager müssten eben entsprechend darauf reagieren und auch handeln -"(Wirtschaftsblatt).

Schulak ist durchaus mutig, anders kann man es nicht sagen. Er versucht, den Topmanagern, fast ausnahmslos rücksichtslose Frevler an den natürlichen Lebensgrundlagen, zu helfen. Eigentlich stehen diese längst mit dem Rücken zur Wand, und wenn sie auch derzeit noch vom kurzsichtigen und großmäuligen Teil der Politik unterstützt werden, hat ihr Ende eigentlich schon begonnen.
Etliche NGOs versuchen, durch schonungslose Analyse, dieses Ende schneller herbei zu führen, damit danach endlich die Zeit des nachhaltigen Wirtschaftens beginnen kann.
Schulak dagegen versucht, durch scheinmoralische Unterstützung der Wirtschaftskapitäne das Ende hinauszuzögern.
Statt sein Fach für das zu verwenden, für was es tatsächlich taugt, nämlich um die derzeitige kapitalistische Subventionswirtschaft mitsamt ihrer destruktiven Dynamik ein argumentatives Ende zu bereiten, strebt er das Gegenteil an, nur, um persönlich noch möglichst gut abkassieren zu können.
Leute wie Schulak sind eine Art von Plage für die Menschheit und eine Schande für die Philosophie im Allgemeinen. Ich erwarte einen Protest nicht nur von den NGOs, sondern vor allem auch aus den Reihen der ach so schweigsamen Philosophen unserer Zeit.

 

24.06.08

Wirtschaftsphilosoph, Teil 1.

Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, mittels Aktivitäten, die die natürlichen Lebensgrundlagen schädigen, wohlhabend zu werden. In der freien Wirtschaft steht diese Art von Verdienst an erster Stelle. Bedenken sollte man dabei aber auch, dass die herrschende Dynamik des auf Externalisierung ausgerichteten Wirtschaftssystems es einzelnen gar nicht erlauben würde aus dieser Regel auszuscheren, ohne gravierende finanzielle Nachteile bis hin zur Insolvenz in Kauf nehmen zu müssen.

Daneben gibt es auch noch Profiteure der ökonomischen Ideologie, die nicht durch direkte wirtschaftliche Tätigkeit dabei ist, sondern eher indirekt durch Unterstützung der eigentlichen Akteure.
Einen solchen Menschen will ich heute vorstellen. Er ist Philosoph, und weil Philosophie ein Berufsfeld ist, mit dem man heute nur noch in Ausnahmefällen auch wirklich Geld verdienen kann, sind Philosophen auf das Finden von unbesetzten Nischen angewiesen.
Die alten Philosophen, die in Büchern über Philosophie zu finden sind, haben noch Neues erschaffen, eine neue Denkrichtung, eine moderne Form des Nachdenkens über offensichtlich gewordene Widersprüche zwischen der althergebrachten philosophischen Weisheit und aktuellen Herausforderungen des Zeitgeistes.
Neues im Bereich der Philosophie wurde in den jüngsten Jahrzehnten der Vergangenheit zwar immer wieder in einigen Teilbereichen der Gesellschaft entwickelt, doch ein Philosoph, der dieses nicht entdecken kann, ist darauf angewiesen, das schon bestehende philosophische Wissen aufzubereiten oder es in seinem eigenen Sinne neu zu interpretieren.

Nun gilt schon als Philosoph, wer Philosophie studiert hat und sich eine Übersicht zur Geschichte der Philosophie mit ihren Vertretern und deren Ideen verschafft hat. Dies befähigt ihn, Gedanken miteinander zu kombinieren und der Öffentlichkeit durchaus ungewöhnliche Rückschlüsse mitzuteilen.
Die derzeit interessantesten Philosophen von heute schaffen es, durch Verknüpfung von philosophischen Erkenntnissen mit gegenwärtigen Geschehnissen auf erstaunliche Weise etwas bisher Verborgenes freizulegen. Viele so normal geglaubte Handlungen und Denkmuster etwa in der Politik, der Wirtschaft oder der Gesellschaft werden so durchaus fragwürdig.

Doch es gibt auch Philosophen, die ihr Heil im Schwimmen mit dem Strom suchen. Wirtschaftsphilosoph Eugen-Maria Schulak etwa berät Topmanager aus der Wirtschaft. Laut einem Bericht des österreichischen Wirtschaftsblatts, hält Schulak "Vorträge, macht philosophische Cafés, berät mit 2500 Jahre altem Wissen zu aktuellen Management-Sorgen, unterrichtet an zwei FH und bei Business Circle".

----(Schreibe morgen weiter, habe einen wichtigen Termin, sorry)

 

23.06.08

Die Unionsparteien beabsichtigen, ihre Fassade teilweise etwas grüner anzustreichen. Mittels eines Papiers unter Federführung von Hamburgs Bürgermeister van Beust, will man sich zur sozialen und ökologischen Marktwirtschaft bekennen.
Wie gesagt, nur die Fassade wird erneuert, aber die Inhalte bleiben so unökologisch wie vorher. Atomkraft wird weiterhin als nachhaltige Energieform begriffen, regenerative Energien als Ausnahme von der konventionellen Regel Kohle, Öl und Gas.
Weiterhin ist keine Einsicht zu finden, dass das herrschende, hauptsächlich von den Unionsparteien behütete Wirtschaftssystem die natürlichen Lebensgrundlagen allmählich grundlegend zerstört. Es gibt keinerlei Ansätze zur Internalisierung externalisierter ökologischer Schadkosten im umweltpolitischen Papier. Die dringend notwendige ökologische Wende wird weiter blockiert.

Allerdings werden die Fassadenschminker aus CDU/CSU bei ihren Bemühungen auch wenig gestört. Obwohl der Etikettenschwindel doch so leicht vorzuführen wäre, schaffen es beispielsweise die Grünen nicht, den geplanten Betrug an den Menschen als einen solchen zu entlarven.
Heute morgen wurde die Grünenpolitikerin Katrin Göring-Eckardt in Dradio zu diesem Thema interviewt (-vollständiges Interview ab Nachmittag zu finden-), und man fragt sich wieder einmal, haben denn die Grünen keine Leute, die mit einfachen und nachvollziehbaren Worten auf solche Betrugsversuche der Unionspolitiker antworten können?
Frau Eckhard redete gestelzt, bürokratisch und umständlich über dieses wichtige Thema, langweilig und absolut nicht zum Zuhören einladend. Mit solchen Leuten tut man der ökologischen Sache keinen Gefallen.

 

22.06.08

Aus dem Bautagebuch: Unterfangung eines unzureichend ausgebildeten Fundaments.

Wenn das Fundament eines Gebäudes mangelhaft ausgeführt wurde, kommt es zu teils starken Setzungen. Hierdurch entstehen im Mauerwerk erhebliche Risse, die sogar die Stabilität des Gebäudes beeinträchtigen können.

Unser Anbau ist ein solches Gebäude, und bevor wir es zu Wohnraum ausbauen können muss das gesamte Fundament abschnittsweise unterfangen und tiefer gelegt werden. Am schlimmsten stand es bei der Westseite. Dort wurde in den 1960er Jahren von den Handwerkern wohl aus Arbeitsersparnis nur ein flacher Graben ausgehoben, sogar mit runder Unterseite. Zudem war der Untergrund dort lediglich aufgefüllt und nicht verdichtet. So musste das Gebäude in den Folgejahren in Bewegung kommen.

Rechts der Anbau, links die Nachbarscheune. In der Mitte des Reilchens verläuft noch eine niedrige Bruchsteinmauer, hier noch überwachsen, welche wohl in früherer Zeit Teil eines alten Gebäudes war.
Zwischen diesem Mäuerchen und dem Anbau musste erst einmal einiges an Grund abgegraben werden, etwa 9 cbm, von Hand, mit Schippe und Pickel. Per Schubkarre fuhren wir es nach draußen, weil man mit keinem Fahrzeug direkt an die Baustelle kommen kann.

An der Mauer zum alten Wohnhaus war das Fundament des Anbaus gerade mal so tief ausgeführt, wie die Oberkante der alten Bruchsteinmauer.

Auf einer Länge von etwa 9 Metern war das Fundament der Westseite 4 mal gebrochen. Deutliche Risse ziehen sich bis hinauf unter den Ringanker der Deckenebene.

Im ersten Bauabschnitt grub ich unter dem Fundament noch fast einen Meter tiefer. Das Arbeiten mit Pickel und Hacke nach vorne und nach oben, ist eine mühsame Geschichte.

Unten fand ich ein sehr altes Bruchsteinfundament, sicher noch älter als die Bruchsteinmauer rechts. Auf dieses hatten die Erbauer des Anbaus ihr schlechtes Betonfundament punktweise aufgestellt. Dies verhinderte die Setzung des Gebäudes an dieser Stelle, was dann aber zum Mehrfachbruch auf der ganzen Länge mit beitrug.

Erster Abschnitt ist fertig: Gießen des neuen Fundamentfußes.

Zweiter Abschnitt: Untermauerung bis unter das alte Fundament, (hierfür lassen sich beschädigte Betonsteine verwenden, die der Baustoffhandel wegschmeißen würde und die man dort kostenlos abholen kann, wie auf dem Bild die Rasengittersteine),

und gießen einer Betonvorschale, um später die Außendämmung hier aufsetzen zu können. Hier zu sehen: eine etwas unkonventionelle Schalungsabstützung.

Zweite Etappe: Wiederum aufgraben und unzureichendes Fundament freilegen.

Hier wieder im ersten Abschnitt das Gießen des breiteren Fundamentfußes.

Demnächst mehr aus dem Bautagebuch zum Thema Sanierung eines Fundaments.

 

21.06.08

In letzter Zeit hatte ich mich schwer gewundert, weil die Spritpreise nicht nach oben gingen. Wochenlang kostete der Liter Benzin an der Tankstelle 1,49 Euro, von ein paar Tagesschwankungen einmal abgesehen. Seit vorgestern klettert der Preis nun kontinuierlich weiter. Eine kurze Ära ist zu Ende gegangen, und prompt melden sich die Autolobbyisten mit ihren üblichen Kommentaren und Forderungen zu Wort.

Auf Dradio beispielsweise gab es eben ein Interview mit dem Chefredakteur der Motorwelt, der Vereinszeitung des ADAC.
Da ich selbst einmal vor ein paar Jahren aus einer Notsituation heraus Mitglied wurde, bekomme ich diese Zeitschrift monatlich zugeschickt. Eigentlich nicht mehr wert, als Altpapier, kann man der Zeitung doch gelegentlich einige Denkmuster der "deutschen Autopartei" entnehmen.
Der ADAC steht für Forderungen nach billigem Treibstoff, freie Fahrt an jeden Ort und zu jeder Zeit und für selbstbewusste Schwärmerei für die neuesten Produkte der Auto- und Zubehörindustrie.

In schöner Tradition zu dunkleren Kapiteln des Vereins, wo man in den 1970er Jahren teils sehr erfolgreich das Fällen alter Alleen in Deutschland betrieben hat, - wenn ein motorisierter Idiot an einem Baum seitlich der Straße sich den Kopf zerquetscht, zu schnell gefahren, zu besoffen, oder wie auch sonst zum Lenken nicht fähig, ist natürlich der Baum schuld gewesen, nicht etwa der Idiot, - kämpft der ADAC heute gegen jede Feststellung, dass der Privatverkehr auch eine enorm umweltfeindliche Errungenschaft der Gesellschaft darstellt.
Er tut dies aber sehr viel geschickter und vergisst nie die nötige Portion Greenwashing in den Artikeln und Äußerungen, geschickt kombiniert mit dem erhobenen Zeigefinger für die universelle Freiheit aller Führerscheininhaber. Hierbei ergibt sich dann oft ein Interessenkonsens mit der Automobilindustrie, wodurch beide, die Autobauer und die Autofahrer zu einer großen Macht gegen die ökologischen Belange unserer Mobilität vereint sind.

Der ADAC hat gegen die hohen Spritpreise schon eine Zusammenarbeit mit zwei Mineralölkonzernen geschlossen. Wenn ein ADAC-Mitglied sich beim Tanken als ein solches ausweist, bekommt es einen Cent Rabatt auf den Liter. Großartig, so kann man reich werden. In Berlin betreibt der Verein Lobbyarbeit, um den Finanzminister zu einer Senkung der Mineralöl- oder der Mehrwertsteuer auf Treibstoffe zu bewegen. Er hat damit gute Erfolgsaussichten, weil die bald kommenden Wahlen helfen, die Politiker hier weich zu kochen. Demnächst wird beim Steueranteil von Treibstoffen die Marke von einem Euro überschritten werden, woraus der ADAC sich eine neue Qualität der Empörung und ein besseres Druckmittel erhofft.

Der Motorweltchefredakteur Michael Ramstätter wurde von der Deutschlandradio-Moderatorin Frau Koltmann gefragt, wie der ADAC denn dazu stehe, dass die ökologischen Kosten, die der Verkehr verursache nicht in den Spritpreisen enthalten seien. Sie erinnerte da an die ältere Überlegung der Grünen, der Liter Benzin müsse deshalb 5 DM kosten. Autofahren sei doch tatsächlich ein Luxus und darüber hinaus umweltschädlich.
Ramstätter wich der Frage geschickt aus, indem er meinte, man müsse "zunächst zwei Dinge unterscheiden".
Interessant sei die Diskussion von vor ein paar Monaten, wo das Autofahren "tatsächlich zum Übeltäter Nummer ein gestempelt wurde, und dass von dieser Umweltdiskussion momentan auf Grund der steigenden Benzinpreise und der Mobilitätskosten kein Mensch mehr redet." Beides sei natürlich im Zusammenhang zu sehen, - wieso beides? Was hat er den hier noch genannt? Ramstätter gibt zu, dass die Menschen erkannt hätten, dass das Auto als Statussymbol so nicht mehr haltbar sei und es "eine Nummer kleiner auch" täte. Er glaubt, dass "die Menschen im Lande ganz, ganz vernünftig mit diesem Thema hier umgehen, dass sie auch sehr genau unterscheiden können, was ist Polemik, was ist Realität, was bedeutet das Auto für unser Wirtschaftsleben und was bedeutet es für unser Privatleben."
Ramstätter begrüßt, dass die Autoindustrie vehement an neuen sparsameren Motoren und neuen Antriebstechniken arbeitet, "sicherlich angestoßen von der Umweltdiskussion".

Wieso hat der ADAC denn nicht schon vor 30 Jahren auf eine Entwicklung zu sparsameren Motoren und alternativen Antrieben gedrängt. Das Wissen um die ökologischen Probleme des Autoverkehrs lag auch schon damals auf dem Tisch.
Die Antwort ist, dass der ADAC ein opportunistischer Haufen von autogeilen Ignoranten ist, der nur das Fahren mitsamt den Schnörkeln dazu im Auge hat, aber völlig ausblendet, dass in den Fahrzeugen Menschen sitzen, die ohne den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen nur schwerlich existieren können.
Vielleicht fehlt Leuten wie Ramstätter und Co auch schlichtweg die Intelligenz, um die Sucht nach Fahrspaß und freie Fahrt auch unter ihrem nachteiligen Aspekt zu sehen, bzw. um aus diesem Konflikt die entsprechenden und nachhaltig überlegten Konsequenzen zu ziehen. Solcherlei Lobbyisten, im Kopf einzig und allein das eigene und kurzfristige Interesse, sind wie die ähnlich argumentierenden Kollegen aus anderen Branchen die ärgsten Bremser auf dem Weg zu einer nachhaltigen Ökonomie. Sie halten fest an den eingeschliffenen Strukturen, auch wenn es ihren Nachkommen das gute Leben oder die Gesundheit kostet.

 

20.06.08

Endlich hat die deutsche Fußballnationalmannschaft noch mal ein wirklich gutes Spiel gemacht. Das ganze Land hat aufgeatmet: Sie können es noch.
Vielleicht lag es ja mit daran, dass der Mann in den engen weißen Hemden mit hochgewickelten Ärmeln und großen Schwitzflecken unter den Armen, Trainer Löw, auf der Tribüne saß. Ziemlich unbeweglich muss man in solch einem Hemd sein. Der Cotrainer trug zwar ebensolch ein Hemd, aber von einem besseren Schneider.
Immerhin freuen wir uns jetzt auf das nächste Spiel. Die Jungs können auch mit Können gewinnen und nicht nur mit Glück und Schiebefußball.

Da vergessen wir doch die rauchenden Köpfe in Brüssel, die überlegen, wie man das Veto der Iren am sogenannten Reformvertrag umgehen, relativieren, aussitzen oder wie auch immer aus dem Weg schaffen könnte. Immerhin hat ein jedes Volk doch lediglich ihre Fußballmannschaft zu bejubeln und nicht die Vorgaben der Volksvertreter abzulehnen.
Wo kämen wir denn hin, wenn wir dies in jedem europäischen Land zuließen. Volksabstimmungen zur Zukunft des Landes? - Nein, das Ergebnis dem Spielverlauf zu überlassen, sowas gibt es doch nur beim Fußball.
Nunja, auch nach dem Portugalspiel gab es die üblichen Statements, wie wir sie von Sportlern, Funktionären und Sportkommentatoren halt eben kennen. Vor der obligatorischen Werbewand, auf der mittlerweile 10 verschiedene Konzernlogos in gleicher Größe untergebracht werden müssen, sieht man den nassgeschwitzten aufgeregten Mittelfeldspieler vor dem Mikrofon, wie er, rhetorisch geschult, mit Worten zu formen versucht, was wir eben gerade erst gesehen haben. Nach den Belee(h?)rungen des unvermeidlichen Günter Netzer nun auch noch das, - gleich vorbei, gleich vorbei.

Immer noch besser als das Gebabbels von Politikdarstellern wie Frau Ypsilanti beispielsweise heute morgen auf Dradio(-ab heute Nachmittag unter diesem Link-). Die Moderatorin versuchte, mit ihr über die Situation im hessischen Landtag zu reden und über den Zustand der SPD im Allgemeinen.
Manchmal denke ich, alle Politiker entnehmen ihre Antworten aus einer Antwortsammlung, welche extra von Rhetorikern absolut unverbindlich gestaltet wurde.
Diese Antwortsammlung stammt bestimmt aus dem gleichen Büro, wie der Antwortratgeber für Fußballer. Vielleicht gibt es ja schon eine Ganze Reihe von dererlei Schriften mit der Überschrift: Warme Luft in leeren Worten. Band 1: für Politiker, Band 2: für Fußballer, Band 3: für Unternehmensvertreter, usw.
Für Verteidiger der natürlichen Lebensgrundlagen gibt es ein solches Buch nicht. Diese reden Klartext, und auch wenn sie sich des öfteren wiederholen müssen.
Wenn nur die Medien sich ihnen mehr zuwenden würden und auch ihnen vermehrt das Mikrofon vor die Lippen hielten. Wenn man sie aber erst nach dem Spiel nach ihrer Vorstellung von Taktik befragt, ist das Spiel bereits verloren, nicht für einen Gegner, sondern für uns alle.

 

19.06.08

Heute diskutieren Experten von Hochschulen, Seelsorgestellen, Studentenwerken und aus der Politik in München über die Frage: "Macht studieren krank?"
Wie NGO-online meldet, sprechen Hochschulseelsorger von einer zunehmenden Zahl von Studenten mit Depressionen und Burn-Out-Syndrom. Der Koordinator der katholischen Hochschulseelsorge in München, Robert Lappy ist der Ansicht, dass mit der verbreiteten Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge die Belastungen für Studenten zugenommen hätten. Lappy sagte: "Die eingeführten Studiengebühren verschärfen gleichzeitig den ökonomischen Druck", "Manche halten das nicht aus".

Diese Meldung ist nicht neu.
Ein Student erzählte kürzlich die Geschichte vom Ergebnis einer Matheklausur, bei der 25% der Teilnehmenden durchgefallen waren und der Professor anschließend mit ernster Mine erklärte, dies könne so nicht weiter gehen. Anstatt zu vermuten, er hätte sich eine höhere Zahl guter Noten gewünscht, war es aber eher so, dass der Professor die Arbeit wohl als zu leicht einstufte, weil 50% hierbei hätten durchfallen sollen.

Der Kapitalismus ist mit seinen Regeln nun endgültig auch in den Hochschulen angekommen. Es wird gnadenlos gesiebt und am Ende bleiben nicht die fachlich besten übrig, sondern diejenigen, die sich dem Druck am folgsamsten beugen und alles Verlangte erfüllen.
Dabei hat die Politik doch öffentlich so oft den edlen Wunsch geäußert, auch jungen Menschen aus weniger hohen Bevölkerungsschichten zu einem Studium verhelfen zu wollen. Ebenso sollen Schule und Universität dafür sorgen, dass in Deutschland fachliche Spitzenkräfte ausgebildet werden.
Nur, wenn man die Auswahlkriterien gar nicht nach Fähigkeiten zu Kreativität, fachlicher Weitsicht und der mentalen Bereitschaft für neue Wege ausrichtet, sondern nach psychischer Belastbarkeit und Unterwerfungsbereitschaft, verliert Deutschland die meisten seiner neuen innovativen Kräfte schon wärend des Bildungsweges.

So predigen die Bildungspolitiker die anstrebenswerte Fassade, von der sie hoffen, ein paar Strahlen abzubekommen, zerstören aber mit ihrer Feigheit und Unfähigkeit zu einem menschengerechten Bildungssystem ein unschätzbar bedeutendes Potential unseres Landes. Im Bildungsbereich einen solch gnadenlosen und rein quantitativen Wettbewerb zu entfesseln, ist für die betroffenen Studenten schlimm, für die Zukunftsperspektiven Deutschlands ist es aber noch schlimmer.
Am Ende wird leider die Dramatik gar nicht deutlich werden, weil nur das Ergebnis der überwiegend miserablen Studienbedingungen Realität geworden ist. Die theoretisch mögliche weit höhere Zahl fachlicher Spitzenkräfte wird Deutschland dann nicht zur Verfügung stehen, weil sie schlichtweg wegen der Dominanz außerfachlicher Kriterien ihr Studium schon vorzeitig beenden mussten.

 

18.06.08

Immer noch beschäftigt mich das Thema Mähen ohne Motorgerät. Derzeit experimentiere ich jeden Tag mit meinen Sensen, mähe verschieden harte Krautbestände, die eine unterschiedlich fein gedengelte Schneide erfordern, mache mir Pläne zu neuen Arten den Sensenbaum aus Holz zu bauen und ihn der Körpergröße anzupassen.

Im Prinzip ist das Thema Mähen geeignet, eine neue ökologische Bewegung zu begründen, eine Bewegung aus Leuten, die das Mähen mit der Sense als bewusst umweltfreundliche Technik anwenden und es daneben auch als Sport verstehen, als einen sinnvollen Ersatz von Jogging beispielsweise.
Mir schweben da Bilder vor den Augen, dass in öffentlichen Parks nicht die uniformierten städtischen Angestellten ihre lauten Mähgeräte in Bahnen spazieren fahren, sondern dass dies eine eingespielte Gruppe, etwa Mitglieder eines Sensenvereins erledigen, nicht als eine sture obligatorische Pflichtarbeit, sondern als Happening mit Zuschauern und Leuten drumherum, die das Sensen ebenfalls lernen wollen. Die städtischen Arbeiter können dann das Zusammenrecheln übernehmen, ebenfalls in Handarbeit und mit Holzrechen, die in Deutschland gefertigt wurden.

So wie derzeit alle möglichen Sportgeräte verkauft werden, könnten auch Sensen und Zubehör dazu kommen. Die Sense als Sportgerät, ja sogar als ein völlig neuartiges Sportgerät, eines das über die wohltuende Ganzkörperbewegung für den Anwender während des Mähens auch noch den Ausstoß von Abgasen überflüssig macht.
Mähen mit der Sense könnte als neuartige Wirbelsäulentherapie angewendet werden. Wenn schon allenthalben Bewegung gegen Rückenschmerzen empfohlen und angewendet wird, warum nicht auch das Mähen mit der Sense.


Da in der Klimadiskussion auch Kleinvieh zählt, das Mist macht, ist auch die Abgasersparnis durch das Mähen mit Muskelkraft nicht zu unterschätzen.
Schätzungsweise werden in unserem Dorf von fast 500 Einwohnern in der Wachstumszeit jede Woche 50 Liter Benzin verbraucht. Auf Deutschland hochgerechnet, etwa ein Drittel der Leute, gut 25 Millionen, wohnt ländlich mit eigenem Grundstück, sind dies pro Woche 2,5 Millionen Liter Sprit.
Hier läge ein derart großes und nicht zu unterschätzendes Potential zur Einsparung von Abgasen, dass motorfreies Mähen sogar merklich die Klimaschutzziele der Bundesregierung unterstützen könnte.
Wäre vielleicht aufschlussreich, wie das Umweltministerium einen solchen Vorschlag beantworten würde.

 

17.06.08

Europa ist nach der Ablehnung des "Lissabonvertrags" in Irland tatsächlich in einer Krise. Oder sollte man besser sagen, die Europapolitik ist in einer Krise, denn dem Europa der selbsternannten Europapolitiker ist mal wieder die schöne Fassade weggeflogen.

Sauer sind sie auf die Bevölkerung, denn diese undankbaren Untergebenen wollen doch tatsächlich den Vertrag nicht, den niemand versteht, den niemand den Leuten erklärt, ja von dem selbst die meisten Politiker keinerlei Ahnung haben.
Und, was fällt ihnen jetzt ein?
Irland soll ausgebootet werden, schmoll, schmoll, "dann machen wir Europa eben ohne die". Dabei wissen doch die Parlamentarier aller Länder doch ganz genau was heraus käme, wenn alle Bevölkerungen der europäischen Staaten per Volksabstimmung befragt würden.
Jetzt so zu tun, als würden nur die Iren nicht abnicken wollen, ist eine bodenlose Ignoranz. Überall in Europa hat es repräsentative Volksbefragungen zum Vertrag oder zur Verfassung gegeben, und fast immer hat das Volk die Zustimmung verweigert.
Warum hat die elitäre Parlamentarierkaste denn in ganz Europa eine solche Angst vor einem demokratischen Weg, der großen Volksabstimmung in ganz Europa? Es müsste ausführlich über den Vertragstext geredet werden, die Leute wollen verstehen, über was sie abstimmen sollen. Und vielleicht würde dies auch zum Verstehen des Textes durch die Parlamentarier selbst beitragen. Ohne eine ausreichende öffentliche Debatte und ohne breite Zustimmung kann man den Leuten doch nicht so etwas wichtiges wie diese EU-Verfassung servieren.

In der Süddeutschen Zeitung von heute spricht sich der Philosoph Jürgen Habermaß, im Prinzip ein Europabefürworter, für Volksabstimmungen in ganz Europa aus.
Dieses ist wohl das mindeste, was wir von der Politik verlangen müssen. Der größte Feind demokratischer Grundprinzipien ist meist die gerade herrschende Partei oder Koalition. Demokratie ist aufwändiger als selbstherrliches, diktatorisches Handeln.

In Italien hat Berlusconi gerade wieder seine eigene Straffreiheit per Gesetz geregelt, zum dritten Mal, die Italiener müssen entweder völlig blöde sein, oder sie lieben solche Gangster an der Macht, um dokumentieren zu können, dass sie die Politik im allgemeinen ablehnen.
Vor 55 Jahren wurde in der DDR ein von Industriearbeitern angezettelter Aufstand mit Hilfe russischer Soldaten und Panzer niedergeschlagen. Auch hier sollte sich kein demokratisches Prinzip durchsetzen.

Seit dem hat sich die Fratze der Volksverachtung ein modernes Antlitz verschafft und kommt eher im feinen Tuch und scheinbar wohlwollendem Gerede daher.
Europa ist zum Indikator für die demokratische Gesinnung der Parteien geworden. Momentan zeigt er extrem ungesunde Werte an, ist doch mit der Frage nach der Demokratiefähigkeit auch die Frage nach der Zukunftsfähigkeit eng verbunden.

 

16.06.08

Am Wochenende fand in einem Nachbardorf die 900-Jahr-Feier statt. Neben allerlei bunten Ständen und Darbietungen gab es auch den Stand der Sensenwerkstatt von Bernhard Lehnert. Man konnte ihm beim Dengeln zusehen und ausgiebig über das Thema Mähen mit der Sense fachsimpeln.

Was spricht eigentlich dagegen, das Mähen mit der Sense zu neuer Blüte zu verhelfen? Gründe dafür gibt es genug:
Sensen ist umweltfreundlich, verbraucht keine Treibstoffe, emittiert keine Abgase und ist deshalb klimaneutral.
Sensen ist mit keinerlei lautem Motorengeräusch verbunden und erzeugt keine Lärmbelästigung für Nachbarn.
Sensen ist gesund, der ganze Körper wird bewegt, alle Gelenke und Muskeln sind im Einsatz. Sensen wäre der ideale Freizeitsport für Menschen fast allen Alters und könnte Tätigkeiten wie Joggen, Walken und andere Trimmmethoden nicht nur vollständig ersetzen, sondern auch mit etwas Sinnvollem verbinden.
Sensen schont die Landschaft wie keine zweite Methode zu Mähen.

In den USA entwickelt sich eine Bewegung von Menschen, welche die Menschenkraft beim Mähen mit der Sense bewusst wieder entdecken. Statt der Kraft der Mähmaschinen, deren Treibstoff Öl derzeit immer teurer wird, setzen sie auf eine Renaissance der Muskelkraft.
Wie ästhetisch schön das richtige Mähen mit der Sense sein kann, soll man sich unbedingt auf den beiden Videos unter YouTube anschauen:
The End of Cheap Oil and The Rise of the Scythe--2nd edition und
A Good Scythe at Work

 

15.06.08

Aus dem Bautagebuch:

Das Gerüst am Anbau ist abgebaut. Nachfolgend seien noch einige Detailbilder wiedergegeben.

Von der Menge wiederverwendeten Zinkblechs für allerlei Details am Dach, ist nur ein Häufchen Reste übrig geblieben. Es wird bei Gelegenheit auf dem Schrottplatz abgegeben, von wo ich zuvor die noch brauchbaren Bleche geholt hatte.

Sämtliche Ortgänge sind mit Winkelblechen verkleidet, die sich aus gebrauchten Dachrinnenstücken herstellen lassen.

Wenn man alte Dachziegel wiederverwendet, gibt es in der Regel keine speziellen Ortgangziegel, und ein Ortgang aus Schiefer ist sehr aufwändig und teuer. Der Blechortgang ist zwar nicht so edel, dafür aber leicht und fast kostenlos selbst herzustellen.

Am Kamin mit seiner verputzten Außendämmung kann der Blechkragen nicht direkt befestigt werden.
Lösung hier: Auf drei Seiten wird eine Unterkonstruktion aus Robinienholz mit der Lattung verschraubt.

An diesen Holzteilen kann das Blech mit Edelstahlschrauben und U-Scheiben aus Blei gut befestigt werden.

Ebenfalls mit Blechortgang: Kleiner Giebel über dem Krüppelwalm mit Aufschieblingen, mit vergitterter Entlüftungsöffnung der Dämmebene.

Blechortgang an der Gaube. Seitenverkleidung aus gehobelten und ungestrichenen Hölzern aus einheimischer Thuja Plicata.

 

14.06.08

Auch der EU-Vertrag, Reformvertrag, oder Vertrag von Lissabon ist gescheitert. Nachdem die EU-Verfassung bei den Volksabstimmungen in Frankreich und den Niederlanden im Jahr 2006 durchgefallen war, lehnten jetzt die Iren das Vertragswerk in einer Volksabstimmung ab.

Nun ist das Geschrei groß. Alle Politiker, die sich als Eltern der geplanten Verfassung und der abgespeckten Version mit dem Namen Lissabonvertrag fühlen, sind nun sauer auf die Demokratie.
Ja, sie sind sauer auf die Demokratie, denn ihr Machwerk hätte nur unter Umgehung demokratischer Spielregeln und unter Missachtung des Willens der Bevölkerung durchgepeitscht werden können. So gesehen war die irische Volksabstimmung das letzte Bollwerk der Demokratie in Europa, und es hat dem Ansturm der Eurobürokraten widerstanden. Stellvertretend für alle anderen Staaten, für alle anderen Menschen in Europa, die sich nicht von oben ihre Zukunft diktieren wollen, hat die Irische Bevölkerung ihren sogenannten Volksvertretern die Handlungsgrenzen aufgezeigt.

Auch in anderen Ländern Europas wäre der Vertrag, wie vormals die Verfassung, durchgefallen, hätte man das Volk entscheiden lassen.
Warum hat die Politik es nicht fertig gebracht, den Inhalt des Reformwerks zu erläutern? Wieso meinen unsere Parlamentarier, es gehe das Volk doch gar nichts an, warum die eine oder andere Regelung zwischen den europäischen Staaten getroffen werden soll?
In erster Linie war die offensichtliche Ablehnung in Irland, wie auch die Ablehnungen in anderen Ländern, die nicht durch Referenden dokumentiert werden konnten, eine Ablehnung der Überheblichkeit der europäischen Bürokratie, eine Ablehnung der Art und Weise von Vertretern aller großen Parteien in Europa, welche ihren Wählerinnen und Wählern immer unverblümter mitteilen, dass deren Wille ihnen scheißegal ist.
Dieses alleine begründet schon eine Ablehnung des Vertrags, ohne dass man die Details näher kennen muss.
Haben Die-da-Oben etwas zu verbergen, weil sie uns übergehen? - Mögen sich so viele Menschen gefragt haben. Da ist irgendetwas Faul, - so bleibt es als Gefühl übrig.

Es gab ja auch genügend konkrete Kritikpunkte am Text des Vertrags. Man muss sich dazu gar nicht an Positionen einiger subjektiv argumentierenden Gegner orientieren, wie etwa irische Abtreibungsgegner.
Auch knallharte Fakten sprechen gegen den Vertrag.
Im April hatte der CSU-Abgeordnete Peter Gauweiler, stellvertretend für die wenigen Vertragsgegner in der Union eine Verfassungsklage gegen den Vertrag angekündigt. Gegenüber der Saarbrücker Zeitung sagte er: "Was Brüssel jetzt an Kompetenzen bekommen soll, ist mit unseren demokratischen Prinzipien nicht vereinbar", sagte Gauweiler. Er befürchte einen Bedeutungsverlust des Bundesverfassungsgericht. "Mit dem Lissabon-Vertrag wird die Hoheit über diese Rechte ausländischen Gerichten übergeben, deren Mitglieder allesamt nicht auf das Grundgesetz vereidigt sind. Das gibt das Grundgesetz nicht her".
Gauweiler fürchtete, dass statt eines Staatenbundes ein europäischer Zentralstaat geschaffen werde, "den Leute regieren, die die Deutschen weder wählen, noch abwählen können".
Mit der neuen Kompetenzverteilung werde eine Art "europäische USA" angestrebt. Wer dies nicht sieht, "der muss blind und taub sein", so Gauweiler. Er befürchtet durch den Vertrag eine "vorbehaltslose Konzentration von Macht". "Die Außen- und Sicherheitspolitik einschließlich der Verteidigungspolitik und der Durchführung militärischer Missionen, insbesondere 'Kampfeinsätze im Rahmen der Krisenbewältigung' und militärische Terrorismusbekämpfung in Drittstaaten, gehören nach dem neuen Vertrag ebenso zu den Aufgaben der Europäischen Union wie Terrorismusbekämpfung im Innern, Asyl- und Einwanderungspolitik, Angleichung von Rechtsvorschriften im Zivilrecht und Erlass von 'Mindestvorschriften' im Strafrecht oder Strafverfolgung durch Staatsanwaltschaft und Polizei", sagte Gauweiler.

Auch die Friedensbewegung und attac kritisieren den Reformvertrag. Er sei "undemokratisch, neoliberal und militaristisch".
Die Deutsche Friedensgesellschaft hat extra eine Internetseite eingerichtet, über welche eine ausführliche Argumentation "gegen die Neuorganisation politischer Herrschaft in Europa" an die jeweiligen Wahlkreiskandidaten geschickt werden kann. Roland Blach von der DFG kritisierte die Vertragsvorschrift, mehr Geld in die Rüstung zu investieren. Es werde zusätzlich ein europäischer Rüstungsetat geschaffen und eine Grundlage für Militäreinsätze in anderen EU-Staaten, etwa bei drohenden Terroranschlägen.
"Auch die Grundrechtecharta ist das Gegenteil von dem, was sie vorgibt zu sein: Bei drohenden Kriegen darf die Todesstrafe wiedereingeführt werden und Aufstände dürfen niedergeschossen werden"
, so Blach.
Adolf Riekenberg von Attac meinte "Hätte die Bevölkerung etwas zu sagen, könnten die Eliten Europas nicht so hemmungslos neoliberale Reformen durchsetzen, öffentliches Eigentum verscherbeln und weltweit intervenieren, wie sie das vorhaben". (Siehe auch NGO-online dazu oder aktuellen Wochenkommentar auf Dradio von heute)

Bei alledem geht es nicht um die Frage ob Europa oder ob nicht.
Kaum jemand in den Mitgliedsstaaten ist gegen eine enge Zusammenarbeit europäischer Staaten in bestimmten Bereichen. Doch was die europäischen Volksvertreter vorhaben, ist alles andere als eine Weichenstellung in eine bessere Zukunft.
Die Bereiche Militär und Demokratie wurden schon behandelt. Im Bereich der europäischen Ökonomie, also in der Frage, welche wirtschaftspolitischen Grundsätze Europa behalten oder annehmen soll, herrscht die größte Unsicherheit.
Die europäischen Politiker wollen in dem Vertragswerk das bisherig geltende Wirtschaftssystem der kapitalistischen Subventionswirtschaft beibehalten und sogar noch ausbauen.
Die Tatsache, dass dieses Wirtschaftssystem nur auf Kosten Dritter existieren kann und der generationenübergreifenden Weltgesellschaft langfristig zum Verhängnis werden wird, ist noch nicht bis in die Köpfe der Europapolitiker vorgedrungen.
Vorher aber gibt es keinen Anlass, im Bereich Ökonomie irgendwelche Grundsätze in einen europäischen Vertrag aufzunehmen.

Ein guter Vertrag soll Regeln enthalten, die Europa aus dem Schlamassel herausbringen können, statt es nur noch weiter hineinzutauchen.
Deshalb sei hier eine Forderung von Zukunftslobby wiederholt: Die Kategorische Marktwirtschaft muss als Wirtschaftssystem des 21sten Jahrhunderts im Europäischen Vertrag festgeschrieben werden.
Nur diese Grundlage wäre nachhaltig im wahrsten Sinne des Wortes, wäre demokratisch und friedensunterstützend, böte also das, was für Europa zu seinem Fortbestand in Zukunft unverzichtbar ist.

 

13.06.08

Manche interpretieren die gestrige Niederlage der deutschen Fußballnationalmannschaft als nationale Katastrophe.
Was wäre es schön, wenn Katastrophen immer nur derart harmlos daher kämen. Ob Katastrophe oder nicht, dies zu beurteilen hängt sehr stark vom Standpunkt ab.
Bezüglich der Europameisterschaft sehen etliche Beobachter das verlorene Spiel gegen Kroatien auch als eine wichtige Chance an. Nichts ist besser, um die Überheblichkeit in den Köpfen der jungen kickenden Millionäre wegzufegen.

Wenn nur auch sonst die Überheblichkeit in den Köpfen so leicht zu beseitigen wäre.
Aktuell denke ich hier an die Überheblichkeit der Staatenvertreter, die derzeit in Japan über die Energiepreissteigerung und die Nahrungsmittelknappheit palavern.
Über die Gründe dafür ist man sehr uneins, soll es doch nicht an Faktoren festgemacht werden, von welchen ein Staat glänzend profitiert. Die USA verharmlosen die Rolle der globalen Spekulationsfonds, denn die kommen ja mehrheitlich von da. Statt dessen sollen die Subventionen für Energie schuld sein. Dies wiederum will Europa nicht gelten lassen, denn hier wird etliches subventioniert, usw.

Bessere Ergebnisse bekämen wir wohl auch erst nach einer peinlichen Niederlage der Beteiligten, doch diese älteren und nicht kickenden Millionäre bei solcherart Treffen wie in Japan müssen keinen 90 Minuten öffentlich beobachteten Härtetest bestehen.
Sie können tagelang hinter verschlossenen Türen Kaffee trinken um dann am Ende ein vereinbartes Ergebnis rauszuschicken, welches nicht an Erfolgen oder Sieg orientiert ist, sondern an Konsens, am Willen, niemandem weh tun zu wollen.
Die herrschende Ökonomie der kapitalistischen Subventionswirtschaft, eigentliche Ursache für die Fehlentwicklungen der Welt, darf schon gar nicht kritisiert werden, weil sie ja das goldene Kalb aller Beteiligten ist.

Wenn nur jetzt Vertreter der nachfolgenden Generationen in Japan anwesend und mitbestimmend sein könnten.
Gegen deren Argumente sähen die Verhandlungsmarionetten auf höchster Ebene noch wesentlich erbärmlicher aus, als im gestrigen Fußballspiel die deutschen Kicker gegen die kroatischen. Ein solcher Gegner wäre für die derzeit bestimmende Großmäuligkeit und Ignoranz in der internationalen Politik nicht bezwingbar.
Und eine derartige Niederlage wäre für die Welt rundherum unabschätzbar heilsam, doch sind die Vertreter der nachfolgenden Generationen, jetzt, wo die Welt sie dringend bräuchte, leider nicht anwesend, so wie gestern die kroatischen Fußballer.

 

12.06.08

Die Fußball-EM geht an mir vorbei. Ich höre die Ergebnisse aus dem Radio und wohl auch einige Spielkommentare, zufällig, nebenbei, aber sonst überwiegt fehlendes Interesse.
Die Schweiz und Österreich als Gastgeber dieser EM stehen etwas mehr im europäischen Rampenlicht als sonst.

Das mit dem Rampenlicht funktioniert auch in anderen Bereichen. Irland steht heute im Rampenlicht, weil die Bevölkerung über den Europäischen Vertrag von Lissabon abstimmen darf und morgen, weil dann das Ergebnis bekannt wird.
Aber auch beim Thema Sport gibt es noch zwei geplante Rampenlichtevents, die von weltweiter Bedeutung sind.
Die Olympischen Spiele in China, perfekt vorbereitet wie es sich für einen durch und durch totalitären Staat gehört, sollen im Rampenlicht in diesem Sommer ein strahlendes Land zeigen.
Wie viele Menschenrechtsorganisationen beklagen, taugt das helle Licht aber auch dazu, die permanent praktizierten Fälle von schweren Verstößen gegen die elementarsten Menschenrechte in den Schatten zu stellen.

Bei der WM 2010 in Südafrika ist es nicht anders. Wenn wir nach den politischen und gesellschaftlichen Zuständen dort fragen, bleibt als Antwort oft nur: "finsterstes Mittelalter!" Die Menschen dort gehen aufeinander los, es wütet eine afrikanische Form von Faschismus mit enormen Gewaltexzessen.
Die wenigen Gruppen, die die WM als Chance betrachten, sehen ihre Felle jetzt schon wegschwimmen. Die Regierung tut nichts außer ihre Inkompetenz zur Schau zu stellen.

Heute gab es im Politischen Feuilleton auf Deutschlandradio einen Beitrag des Autors und Essayisten Hans-Christoph Buch zu diesem Thema, zu den Zuständen in Südafrika und anderer Staaten dort, lesenswert!

 

11.06.08

Manchmal werden auch gute Vorschläge in Parteien und Politikerköpfen entwickelt. Anfang der Woche kam aus Reihen der SPD die Überlegung, ob Familien mit Kindern nicht besser mit einem Pauschalbetrag, statt einem Kinderfreibetrag gedient ist.
SPD-Generalsekretär Hubertus Heil hält die derzeitige Regelung für ungerecht, weil sie dem Anspruch "Jedes Kind muss dem Staat gleich viel wert sein" nicht entspreche. Bei dem derzeitigen Ausgleich seien reichere Familien und Spitzenverdiener im Vorteil. Ihren Kindern käme mit Kinderfreibeträgen von bis zu 230 Euro deutlich mehr zu Gute als Familien mit geringem Einkommen und einem Kindergeld in Höhe von 154 Euro.

Im Prinzip hat die SPD hier recht. Doch die Idee ist ganz und gar nicht neu. Es gab sie auch schon zu Zeiten der rotgrünen Regierung und wurde damals nicht umgesetzt.
Es steht zu vermuten, dass der Vorstoß nur ein wahltaktisches Manöver ist, ein Versuch der SPD, sich als soziale Partei zurück zu melden. Prompt kam sogar Lob aus den Reihen der Linkspartei, selbstverständlich nicht ohne einen Hinweis, dass diesen schönen Worten bisher noch keine Taten gefolgt seien.
Mit weiteren "Handlungsansätzen" will die SPD mehr gegen Kinderarmut unternehmen. Jedoch ist die Finanzierung der angedachten Maßnahmen völlig ungeklärt, und es steht zu vermuten, dass daran wieder alles scheitern wird. Auch ist der Kinderfreibetrag verfassungsrechtlich fest verankert, und es müsste erst einmal eine grundlegende Diskussion über dessen Abschaffung geführt werden, was viele Jahre dauern kann.

Letztendlich bleibt der Vorstoß nur Wasser auf die Mühlen der Linkspartei. Auch in der CDU, wo ebenfalls über Maßnahmen zur Stärkung der Situation von Familien nachgedacht wird, weiß man dies. Egal was heraus kommt, von der Linkspartei wäre immer ein "siehste, das haben wir doch schon immer gesagt" zu erwarten.

Und den Kindern? Was würde ihnen denn wirklich zu gute kommen?
Neben mehr Geld zur Verbesserung ihrer Entwicklungs- und Bildungsmöglichkeiten bräuchten viele Kinder aus ärmeren Familien auch die Betreuung durch entsprechend ausgebildete Personen, die ihnen das vermitteln, was ihre Eltern nicht leisten können. Ferner brauchen Kinder eine Aufgabe, eine sinnvolle Beschäftigung, eine Aussicht, von der Gesellschaft gebraucht zu werden, und sie brauchen eine intakte Welt und unzerstörte natürliche Lebensgrundlagen.
All dies ist mit Geld nur schwer zu machen. Für unsere Kinder, ob aus armen oder aus reicheren Familien, müsste sehr viel mehr getan werden, als nur Geld zuzuweisen, Geld, das wir ja ohnehin gar nicht haben.
Wir brauchen eine Gesellschaft, die nicht nur sehr viel kinderfreundlicher ist, sondern die auch die natürlichen Lebensgrundlagen schützt und erhält. Und dieses geht nur mit einer grundlegenden Veränderung der wirtschaftspolitischen Grundlagen, also mit der Hinwendung zu einer Ökonomie, die für die Menschen da ist. statt umgekehrt.

 

10.06.08

Auch der ärmere Teil der Bevölkerung kommt beim steilen Anstieg der Energiepreise ins Schwitzen. Die Menschen mit geringem Einkommen können aber ihre Energiekosten nicht mittels Investitionen in Wärmedämmung, effektivere Heizung, regenerative Energien oder auch in ein moderneres Auto senken.

Umweltminister Gabriel hat deshalb vorgeschlagen, hier Zuschüsse zu zahlen. Wer wenig verdient, soll einen Teil seiner Gasrechnung, bzw. die voraussichtliche Kostensteigerung beim Gaspreis, vom Bund erstattet bekommen. Selbstverständlich hat er hier enormen Gegenwind, vor allem aus der Union und Wirtschaftsverbänden bekommen.
Man muss nicht auf die Motive der CDU-Politiker eingehen, denen ist es ziemlich egal, wie Einkommensschwache mit steigenden Preisen bei Heizenergie zurecht kommen. Die FDP will einen ermäßigten Mehrwertsteuersatz auf Energie, aber nicht um den Armen zu helfen, sondern um den deutschen Betrieben die Unkosten zu senken und den Gewinn zu steigern.

Der Vorschlag von Zukunftslobby dagegen liegt jenseits aller Parteiideen.

Einerseits lehnen wir jede willkürliche Unterstützung ab. Ob nun Mehrwertsteuerreduzierung, Heizkostenzuschüsse oder andere Instrumente, all dies sind verschiedene Arten von Subventionen, die das übergeordnete Problem bei der Sache nicht lösen.
Wir sind für einen ehrlichen und fairen Wettbewerb aller Arten von Energieträgern. Diesen fairen Wettbewerb gibt es derzeit nicht, weil alle Arten der Energieerzeugung mehr oder weniger durch die Externalisierung ökologischer Schadkosten subventioniert werden. Damit ist eine Herausbildung der für die Gesellschaft verträglichsten Art von Energie ausgeschlossen.
Der marktwirtschaftliche Mechanismus ist ausgehebelt, und das langfristig Optimale, mit anderen Worten das Nachhaltige, kann sich nicht durch ein Wechselspiel von Angebot und Nachfrage heraus bilden.
Auch die Bezuschussung von Strom aus Wind, Photovoltaik und Biomasse durch das kürzlich novellierte Erneuerbare-Energien-Gesetz EEG ist der falsche Weg. Hier soll das umweltfreundlichere durch Zuzahlungen schmackhaft gemacht werden. Vom EEG, einem eindeutigen Subventionierungsinstrument, profitieren auch keinerlei Arme und Bezieher kleiner Einkommen. Im Gegenteil, auch diese finanzieren über ihre Stromrechnung die Bezuschussung.
Was dagegen wirklich helfen würde, liegt im völligen Verzicht auf Subventionen. Die Bezuschussung alternativer Energie muss eingestellt werden, genauso, wie die indirekte und heimliche Bezuschussung der konventionelle Energie mittels der Externalisierung von Umweltkosten.
Vor allem in die Preise von Energie aus Kohle, Öl, Gas und Kernkraft müssen alle möglichen Folgekosten komplett integriert werden, nur so bekämen wir einen objektiven Wettbewerb, aus welchem dann die alternativen Energien wohl als die günstigsten hervor gingen.

Andererseits plädiert Zukunftslobby dafür, die über die Internalisierung von ökologischen Kosten eingenommenen Gelder entsprechend einem objektiven Schlüssel wieder an die Bundesbürger auszuzahlen.
Im Konzept der Kategorischen Marktwirtschaft wird von Internalisierungseinnahmen in Höhe von 400 Milliarden Euro ausgegangen, was eine Auszahlung in Höhe von monatlich 400 Euro an jeden Menschen im Land, ob arm oder reich, jung oder alt ermöglicht. Dieser Betrag ist nur als vorübergehend zu verstehen und reduziert sich parallel zum Aufbau einer nachhaltigen und regional angepassten Energieerzeugungsstruktur.

Mit diesem Instrument werden auch Arme befähigt, Energieverteuerungen vorübergehend zu verkraften und auch Investitionen ins Energiesparen oder in einen Wechsel zu umweltfreundlicherer Energie zu schaffen.

Also Herr Gabriel, nicht die öde Bezuschussung der Gasrechnung ist ihres Amtes würdig, sondern ein Plädoyer für die Kategorische Marktwirtschaft.

 

09.06.08

In Japan haben sich die G8-Energie- und Wirtschaftsminister und die Vertreter aus China, Indien und Südkorea getroffen, um über die weltweite Energiekrise zu sprechen. Diese ist hauptsächlich durch Preisexplosionen gekennzeichnet, wie etwa beim Ölpreis mit derzeit 139 Dollar pro Barrel oder beim Gaspreis, der nach 25 % Steigerung in den nächsten Wochen, im Herbst voraussichtlich noch mal um 40 % klettern soll.
Die Minister sehen die gesamte Weltwirtschaft in Gefahr und warnen vor einer globalen Rezession. Sie forderten die Erdölländer zur Steigerung ihrer Ölförderung auf. Ferner will man verstärkt auf die Entwicklung regenerativer Energiequellen setzen. Über die Ursachen der Preiserhöhungen ist man sich nicht einig.

Die tatsächliche Ursache, wenn auch aus verschiedenen Faktoren zusammengesetzt, ist letztlich der Energiehunger des auf Wachstum fixierten Wirtschaftssystems in den 11 Staaten. Ob massiv erhöhte Nachfrage in Indien und China, ob großangelegte Spekulationen von Hedgefonds oder ob Befriedigung des nach oben geschossenen Konsumwunschs der Bevölkerung in den vertretenen Ländern, man ist im Prinzip selber schuld an dem kommenden Dilemma.

Dabei hätte man es früh genug wissen können. Schon vor 30 Jahren war die Zunahme des Energieverbrauchs und die dem nicht gewachsenen Energiereserven der Welt als Problem der Zukunft bekannt. Nun sind wir in dieser Zukunft angekommen, und die Volksvertreter tun ganz überrascht.
Die nächste Zukunftsaussicht ist diese:
Es wird nicht gelingen, den derzeitigen Energieverbrauch durch regenerative Energien zu ersetzen. Nur ein kleiner Teil kann hiervon gedeckt werden.
Die wichtigste Aufgabe wird deshalb sein, den Gesamtverbrauch radikal zu senken, und das Wort "radikal" ist hierbei durchaus angebracht. Der tolerierbare Verbrauch, auch was die Klimabelastung angeht, liegt in Wahrheit derart weit unter dem derzeitigen Verbrauch, dass sich die Frage auftut, ob damit überhaupt noch das aktuelle ökonomische Modell beibehalten werden kann.

Im Prinzip müsste die Weltgemeinschaft jetzt schon über ein neues nachhaltiges Wirtschaftsmodell nachdenken, in welchem der Energieverbrauch durch einen entsprechend neu fundamentierten marktwirtschaftlichen Mechanismus, durch eine neue und faire Art von Wettbewerb, eigendynamisch zurückgefahren wird.
Wahrscheinlicher aber ist, dass man in 30 Jahren wieder zusammen kommt und mit Krokodilstränen und unschuldigem Blick den noch dramatischer gewordenen Zustand der Welt beklagt.

 

08.06.08

Die Milchbauern haben sich vorübergehend durchgesetzt, mit Betonung auf vorübergehend. Auf Dauer wird sich aber das marktwirtschaftliche Gesetz durchsetzen, dass eine Ware, die im Überfluss vorhanden ist, nicht teuer bleiben kann.
Lange genug haben die Bauern mit ihren Verbänden Zeit gehabt, sich gegen die industrialisierte und subventionierte Landwirtschaft zu wenden. Diese hat lediglich ein Strohfeuer in der Geschichte der Branche entfacht, ein paar fette Jahre, nach denen nun die Jahre der Ernüchterung kommen müssen.
Verwöhnt von dicken Kartoffeln, schweren neuen Schleppern und Mineraldüngerexzessen, müssen nun auch die Landwirte mit schwindender Unterstützung zurecht kommen. Diese sogenannte moderne Landwirtschaft, ebenso wie alle anderen Wirtschaftsbereiche der herrschenden Ökonomie auch von dieser geformt und ausgestaltet, verzehrt ihre eigenen Grundlagen und kann nicht von Dauer sein.

Dabei hat es mit den einfachsten Irrtümern begonnen, damals:

 

07.06.08

Manchmal widerstrebt es mir, das politische Tagesgeschehen für einen Beitrag herzunehmen. Was gibt es denn schon für Meldungen heute?

Die Strom- und die Gaskonzerne können ihre Leitungsnetze vorerst behalten. Klar, haben die doch eine sehr effektive Lobby dicht am Ohr der sogenannten Volksvertreter.

Der deutsche Autoverband mit der Stimme von Exjungeunionler Matthias Wissman, mahnt, die CO2-orientierte Kfz-Steuer nicht weiter zu verschieben.
Lediglich ein Akt von Greenwashing, kann der Verband doch etwas fordern, was scheinbar dem Klima nutzt und die Geschäfte nicht gefährdet. Man solle den Fahrzeugbestand in Deutschland "verjüngen", meint Wissman. Im Klartext: Die Politik solle die Leute über die CO2-Schiene zum Kauf von Neuwagen nötigen.
Wissman und Konsorten sollten dann aber endlich auch vernünftige Autos bauen, welche mit 2 bis 3 Liter Maximalverbrauch, auch wenn nötig mit Minimalausstattung, 600 kg Gewicht, 25 PS und ohne technischen Schnickschnack, also auch reparierbar von jedem Handwerker.
Außerdem, nach CO2-Ausstoß besteuern heißt im Prinzip, nach Spritverbrauch besteuern, also den Sprit verteuern, oder gleich noch die Kfz-Steuer auf den Sprit umlegen.

Dann: Die Forderung der Parteien nach Steuersenkungen wird zum Selbstläufer. Auch die SPD wackelt schon. Die Schuldentilgung rückt in den Hintergrund.
Nach einer Umfrage sind 60% der Deutschen für Steuersenkung und nur 30% für Haushaltsstabilisierung. 60% Egoisten in der Bevölkerung, 60% die ihren Kindern gnadenlos und bereitwillig die Schulden überlassen wollen, die ihr eigener "Wohlstand" verursacht. Oder vielleicht haben die ja gar keine Kinder, und der eigene wohlgenährte Hintern ist näher, als der von Unbekannten in der Zukunft.
Die CSU, die damit angefangen hat, scheint wohl kalkuliert zu haben mit diesem Wahlgeschenk auf Kosten unserer Nachkommen.

Heute bin ich im Garten und mähe mit meiner frisch gedengelten Sense. Meinem Nachbarn nach Osten hätte ich gestern seine Motorsense zertrümmern können. Ich hatte mir nach etlichen Stunden Lärm und Gestank gewünscht, das Teil würde ihm endlich hinter dem Rücken explodieren, es tat es aber nicht. Obwohl er sehr viel langsamer mäht als ich mit der klassischen Sense, benutzt er trotzdem sein geliebtes Motorgerät.
Hier etwa ist von der Bundesregierung gar nichts zu hören in Punkto CO2-Emissionen durch unnötige Mähgeräte. Was könnte man hier an Abgasen einsparen, an Natur gewinnen und an Gesundheitskosten reduzieren.
Muskelkraft statt Motorkraft, das praktiziere ich heute im Garten mit Sense und Handmäher.

 

06.06.08

Und wieder eine ergebnislose Konferenz zu einem globalen Problem.
In Rom ist die sogenannte Welternährungskonferenz, die Versammlung von Regierungsvertreter mehrerer Staaten zum Thema, mit Absichtserklärungen zu Ende gegangen. Bis 2015 will man die Zahl der hungernden Menschen um 50 % reduzieren.
Wie das gehen soll hat man nicht beschlossen. Man will die Nahrungsproduktion steigern. Wie im Detail oder mit welchen Maßnahmen, steht in den Sternen.

Es scheint schwer in Mode zu sein, leere Absichten mit Prozentzahlen in Verbindung mit einer Jahreszahl zu benennen, bis wann man diese Reduzierung dann doch nicht erreicht hat. Dabei soll die Jahreszahl offenbar so gewählt werden, dass die Öffentlichkeit bis dahin möglichst alles wieder vergessen hat.
Auch bei den Klimaschutzzielen oder den Artenschutzbemühungen hatten wir dies. Bis zum Jahr XY will man um YX Prozent reduzieren.
Ach sind wir gut, mögen sie denken, Wunschdenken in konkreten Zahlen, in großen, beeindruckenden Zahlen, 20, 40 oder gar 50 %, Menschmeier, ob dies noch lange beeindruckt?

Auch in Rom stand zu Anfang eine konkrete Chance, das Problem weitgehend anzumildern. Dazu allerdings hätte man zumindest auf Augenhöhe mit den Betroffenen verhandeln müssen. Der Kleinbauernverband aus Südamerika wurde beispielsweise überhaupt nicht angehört, allenfalls so, wie man die Dekoration der Verhandlungsräume betrachtet.

Von vorne herein scheint abermals wieder die herrschende ökonomische Ordnung tabu gewesen zu sein. Diese weltbeherrschende Ordnung behindert und zerstört auch den Fortbestand und die Entwicklung regional angepasster Agrarstrukturen.
In vielfältiger Weise wird Nahrungsmittelmangel erzeugt, weil dieses eben profitablere Bedingungen für die reichen Länder bewirkt. Agrarsubventionen befördern die Verramschung industrieller Überproduktion in Entwicklungsländern. Patentierte Genpflanzen vertreiben regionale Pflanzen und zwingen zur Standardisierung sämtlicher Flächen weltweit, inklusive der jeweiligen ökologischen Vergewaltigungen. Biotreibstoffe für die Industrieländer vertreiben den Anbau von Nahrungsmitteln und verursachen die zerstörerische Umwandlung von Naturflächen in Anbauflächen. Der Fleischhunger der fetten Industriestaatenbürger verursacht den lukrativeren Futtermittelanbau zum Export, steigende Energiepreise verteuern die energieintensive "konventionelle" Landwirtschaft, usw.

Die globale ökonomische Struktur steht auf solcherlei Konferenzen nie zur Disposition. Dabei müsste allen Beteiligten längst klar sein:
Wenn wirtschaftliche Prozesse die zu Hunger führen Profit versprechen, werden diese Prozesse auch verwirklicht, egal, ob sie Hunger erzeugen. Da helfen auch ein paar Hilfsprogramme und Subventionen nicht. So wird man den Kampf nie gewinnen und immer nur effektvoll hinterher laufen.
Die Möglichkeit, dem Gegner sein Schwert zu nehmen, d.h. der wirtschaftlichen Dynamik die fatale Effektivität zu entziehen, besteht nach wie vor. Sie umzusetzen hieße allerdings, eine Ökonomie zu schaffen, in welcher der Hunger Dritter den ökonomisch Starken nicht weiterhin Geld bringt, sondern Geld kostet.

 

05.06.08

Der Zwischenfall im Slowenischen Kernkraftwerk von gestern Abend ist noch mehr ein Kommunikationsproblem, als ein atomares. "Zu keiner Zeit bestand Gefahr für Mensch und Umwelt!" - Schon mal gehört?
Angeblich war nur eine kleine Pfütze Kühlwasser ausgetreten, so etwa 2 cbm pro Stunde.

Aber, und dafür ist auch Umweltminister Gabriel sehr stolz habe das europäische Kommunikationssystem für solche Fälle perfekt funktioniert. Alle europäischen Regierungen sind sofort über den Zwischenfall in Kenntnis gesetzt worden. Eigentlich ist dieses nur für sehr ernste Unfälle gedacht, aber, obwohl es ja ein "sehr leichter" Zwischenfall war, man konnte zeigen, dass etwas getan wird.
Wenn etwas ernstes passiert wäre, hätte dieses Kommunikationssystem uns nichts genützt. Im Falle einer radioaktiven Wolke hätten die Nachbarländer früher zum Schließen der Türen und Fenster auffordern können. Im eigenen abgeschotteten Wohnzimmer ist man ja vor atomarer Strahlung sicher, oder?

Ob nun doch mehr geschah als mitgeteilt, werden wir wohl erst in einigen Wochen erfahren, wenn überhaupt. Das 30 Jahre alte Kraftwerk aus der Tito-Zeit Jugoslawiens, soll nach der Abkühlung weiter betrieben werden.
Kommunikation gut, alles gut!??? Kommunikation scheint eine Pampe zum Überstreichen jeder Sauerei zu werden. Aber haben die Strategen der herrschenden Ökonomie noch irgend ein anderes Mittel gegen die potenziellen und tatsächlichen Schäden ihrer Ideologie aufzubieten?

Apropos Kommunikation.
Gestern war mal wieder ein sehr schöner Text in Deutschlandradio Kultur im Politischen Feuilleton. "Warum unsere Sprache verschlampt." von Journalist und Publizist Wolfgang Herles.
Einführungssatz: "
Die deutsche Sprache verschludere nicht durch Jargon oder Denglisch, sie werde vielmehr von denen vernachlässigt, die Verantwortung für sie trügen, meint Wolfgang Herles, Leiter des ZDF-Kulturmagazins "aspekte". In der ersten Reihe der Politiker - ob Bundespräsident, Kanzlerin oder Oppositionsführer - sei niemand mit Sprachgefühl vertreten."
Zum lesen sehr empfehlenswert.

 

04.06.08

Eine Hoffnung beim Problem des Klimawandels war die als fast unermesslich eingeschätzte Fähigkeit der Weltmeere, einen großen Teil des CO2s aufzunehmen, das unsere Zivilisation zusätzlich in die Atmosphäre ausstößt.
Diese Hoffnung hat nun einen herben Dämpfer bekommen. Wie im Wissenschaftsmagazin Science Forscher um Richard Feely vom Pacific Marine Environmental Laboratory in Seattle im US-Bundesstaat Washington berichteten, schreitet die Versauerung des Meerwassers schneller voran, als bislang angenommen. Was im untersuchten 30 km-Küstenstreifen von Kanada bis Mexiko westlich von Nordamerika beobachtet wird, lässt sich wohl auf die weltweite Situation übertragen.

Seit Beginn der Industrialisierung haben die Ozeane etwa ein Drittel des vom Menschen verursachten Kohlendioxids geschluckt und so die Erderwärmung abgemildert.
Die Versauerung scheint aber fatale Folgen für einen Großteil der Meeresbewohner zu haben. Vor allem Korallen und Schalentiere aber auch Plankton, die Kalk für den Aufbau ihrer Körpersubstanz brauchen, kommen mit dem sauren Wasser auf Dauer nicht zurecht.
Da diese Organismen aber die Nahrungsgrundlage von Fischen und anderen Meereslebewesen sind, wird die zunehmende Versauerung der Meere wohl noch dramatische Folgen für das gesamte Ökosystem Ozean haben.
Auch die European Science Foundation bemängelt, dass es fast keine Erkenntnisse über die Auswirkungen der Meeresversauerung auf Meereslebewesen gibt. Von etlichen Tausend kalkbildenden Organismen seien nicht mal 10 näher untersucht. Die weitere Zunahme des CO2-gehalts des Wassers wird auch enorme wirtschaftliche Schäden mit sich bringen, beispielsweise im Fischerei- und Tourismussektor. Man müsse herausfinden, bis zu welchem Wert die CO2-Konzentration noch tolerabel sei. Der geschätzte Wert allerdings ist schon bald erreicht. (siehe auch Spiegelartikel)

Und: was heißt schon -noch tolerabel- ? Die Schädigung ist ja nicht ein Prozess, der plötzlich ab einem bestimmten CO2-Wert einsetzt. Sie fängt schon bei geringen Konzentrationssteigerungen mit Beeinträchtigung der empfindlichsten Organismen an und erfasst dann nach und nach immer mehr Lebewesen. Von daher kann man gar keinen noch tolerablen Wert feststellen, solange man nicht ganz genau die ökologischen Folgen einer jeden einzelnen Beeinträchtigung überblickt.

Dieser Aspekt, die Folgen für das Ökosystem Meer, also seine Veränderung in einen Zustand, den Menschen noch nie erlebt haben und deren Wirkung auf sich selbst sie nicht erahnen, ist noch in keiner Folgenabschätzung des Klimawandels enthalten.
Wer sagt denn, dass lediglich Fischerei- und Tourismusbranche betroffen sein werden? Haben Korallenriffe beispielsweise nicht auch einen stabilisierende Funktion gegen Wellen und andere wetterbedingte Ströme der Wassermassen? Die Verästelungen ökologischer Wirkungsketten halten für die kurzsichtige Gattung Mensch noch viele Überraschungen bereit.
So ganz allmählich wird sich mit der Steigerung des Klimaproblems auch der Umfang der abzusehenden Folgen allmählich steigern.
Eigentlich gemein von der Umwelt, denn wenn wir die gesamten Schäden jetzt schon auf einem Haufen vor Augen hätten, würden wir vielleicht sehr viel entschiedener gegensteuern.

 

03.06.08

Heute vor 10 Jahren wurde in Frankreich attac gegründet. Die Abkürzung attac steht für: "Association pour une taxation des transactions financières pour l'aide aux citoyens", auf deutsch: "Vereinigung für eine Besteuerung von Finanztransaktionen zum Wohl der Bürger."

Von Anfang an war attac weltweit ausgerichtet. Im Jahr 2000 wurde in Deutschland eine Sektion gegründet. Heute ist attac weltweit als Netzwerk von Personen und Organisationen aktiv, die unter dem Schlagwort »Die Welt ist keine Ware« globale politische, soziale und ökologische Veränderungen im Zeitalter der Globalisierung bewirken wollen.
Großes Aufsehen erregt die Organisation durch die Mitorganisation der Weltsozialforen, welche als Gegenveranstaltung internationaler Wirtschaftsforen auf die großen Probleme der gegenwärtig global herrschenden Ökonomie aufmerksam machen soll.

Aufmerksam gemacht hat attac. Das war aber auch schon alles.
Außer einer Steuer auf internationale Finanztransaktionen, der Tobinsteuer, sind keine konkreten Vorschläge der Organisation bekannt geworden, langfristig an der Art zu wirtschaften etwas grundlegend zu ändern. Zwar sind viele berechtigte Forderungen formuliert worden, aber es fehlt an einem verbindenden und schlüssigen Konzept zur besseren Ausgestaltung der globalen Ökonomie.

Heute vor 16 Jahren begann die Umweltschutzkonferenz in Rio de Janeiro. Sie endete völlig ergebnislos. Die Vereinten Nationen hatten die Absicht, eine international koordinierte Umweltschutzpolitik auf den Weg zu bringen. Unter anderem war geplant, eine Obergrenze für Gase, die für den Treibhauseffekt verantwortlich sind, festzulegen und die Verabschiedung einer Artenschutzkonvention.
Wie wir wissen, konnten keine der völlig unterschiedlichen Interessen der Staaten unter einen Hut gebracht werden, besonders die USA verweigerte sich komplett. Am Ende standen leere Absichtserklärungen wie die Deklaration von Rio, die Leitlinien für den Umgang mit dem Planeten Erde formuliert, die Agenda21 sowie eine Erklärung über die Erhaltung der Pflanzenwelt des tropischen Regenwalds. Außerdem wurden zwei völkerrechtlich bindende Konventionen zum Schutz des Klimas und der Artenvielfalt unterzeichnet, nach denen sich aber bis heute niemand ernsthaft richtet.
Die Agenda 21, ein Aktionsprogramm zu Umwelt- und Entwicklungsvorhaben der UN für das 21.Jahrhundert, enthielt in 40 Kapiteln Regeln für die nachhaltige Nutzung aller natürlichen Ressourcen. Das Papier, welches diskutiert und angenommen wurde enthält detaillierte Handlungsempfehlungen für die Sicherung einer lebenswerten Welt für heutige und künftige Generationen. Um die Agenda 21 umzusetzen, sollten auf nationaler und auf kommunaler Ebene entsprechende Aktionspläne erstellt werden.
Heute besteht nur noch große Ernüchterung und Enttäuschung. Die angestrebte Nachhaltige Entwicklung (sustainable development), eine ökonomische, soziale und ökologische Entwicklung, die weltweit die Bedürfnisse der gegenwärtigen Generation befriedigt, ohne die Lebenschancen künftiger Generationen zu gefährden, lässt bis heute auf sich warten.

Ob Rio de Janeiro und die Nachfolgetreffen oder attac, beides muss uns daran erinnern, dass wir den richtigen Hebel zum Umsteuern noch nicht gefunden haben.
Die Welt muss der zerstörerischen Dynamik der herrschenden Ökonomie etwas Gewaltiges entgegensetzen. Dieses kann nur eine bessere, umfangreich wirkende und nachhaltig zuverlässige Ökonomie sein, mitsamt einer breiten globalen Bewegung möglichst vieler Weltbürger.

 

02.06.08

Um die CO2-Reduzierung nach den Klimaschutzplänen zu erreichen war unter anderem vorgeschlagen worden, das Kohlendioxid aus Verbrennungsabgasen von Kohlekraftwerken abzuscheiden und es im Boden einzulagern.
Auf diese Weise will man "CO2-freie" Kraftwerke bekommen, ohne die derzeit übliche Energieerzeugungsstruktur komplett ändern zu müssen.

Wie der Spiegel letzte Woche berichtet rückt die Einsatzfähigkeit der Technologie in die Zeit bis weit nach 2020, kann also gar nicht zur Erreichung der aufgestellten Klimaziele genutzt werden.
Derzeit wird mit der Entwicklung von CO2-Speichertechniken erst begonnen. Immense Probleme sind zu lösen, und niemand weiß, ob sich alle Probleme auch lösen lassen.
Verschiedene Forschungsanlagen werden gerade gebaut, so beim Kraftwerk Schwarze Pumpe durch Wissenschaftler der Uni Cottbus.
Die Technik wird nach einem Gutachten des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Bundestag und dem Sachverständigenrat für Umweltfragen wohl nur sehr langfristig gesehen einsatzfähig sein. Damit fällt sie auch als Exportschlager aus. Gerade jetzt, wo beispielsweise in China fast ein Kohlekraftwerk pro Woche ans Netz geht, wäre sie dringend von Nöten.

Die größten Probleme der anvisierten CO2-Verklappung sind alle noch ungelöst. Wie lässt sich das CO2 einfangen? Wie lässt es sich in den riesigen Mengen transportieren? Wie lässt es sich sicher unterirdisch lagern, wobei es ja mindestens etliche tausend Jahre im Boden gehalten werden muss? Wie geht man mit dem gigantischen Energieaufwand für die CO2-Verklappung um, die sämtliche Effizienzrechnungen bei der Kraftwerkstechnologie durchkreuzen?
Vattenfall und RWE wollen demnächst Demonstrationskraftwerke bauen und dort jeweils über eine Milliarde Euro investieren.

Gewaltige Investitionen von allen Beteiligten sind in Planung, und im Prinzip geht es nur darum, die globalen Energieverschwendung mit ruhigerem Gewissen fortführen zu können.
Würde man dieses Geld und auch die Summen, die noch in den nächsten Jahren zur Symptombekämpfung an der weltweiten Energiepolitik investiert werden, zum Aufbau einer von Grunde auf nachhaltigen Energieinfrastruktur aufwenden, es käme dann wirklich der Zukunft der Menschheit zu Gute. Derzeit jedenfalls will man es prinzipiell zum Fenster hinaus werfen, nur um bestehende wirtschaftliche Strukturen halten zu können.

 

01.06.08

Heute: Aus dem Bautagebuch

Unser Anbaudach macht langsam Fortschritte.

Die Ziegel von beiden Seiten des Walmgrates sind fertig zugeschnitten und befestigt.

Bei einigen Teilstücken war es notwendig, sie mit Edelstahldraht an der Lattung festzubinden.

Die Unterkonstruktion aus Brettern für die endgültige Oberfläche, einerseits aus Schiefer, andererseits aus Zinkblech, ist fast fertig.

Am Grat war die Konstruktion etwas kniffelig. Mit 30 mm starken Brettern auf der 24 mm- Lattung kommt der Schiefer gerade so über die Ziegelfläche. Das Douglasienkernholz in Verbindung mit konstruktivem Schutz des Holzes bietet ausreichend Sicherheit gegen Käferbefall und Fäulnis.

Abgesehen von Zinkkehle und Dachrinne, stelle ich sämtliche erforderlichen Blechteile aus gebrauchtem Zinkblech und Abfallstücken selbst her.
Dieses Blech bekommt man beim Schrotthändler sehr billig. Zudem erspart man der Umwelt die ökologischen Schäden durch die Herstellung von neuem Blech. Ein schönes Beispiel, wie beim Ökologischen Bauen durch die Wiederverwendung von Baustoffen, ja gerade auch die Verwendung von Abfällen, die Verursachung von ökologischen Schadkosten vermieden werden kann.

Abweisblech unter dem Minigiebel aus einem Stück 6-teiliger Dachrinne,- platt geklopft und neu umgekantet.

Verkleidung des Giebelortgangs, - noch nicht festgenagelt, weil erst der Schiefer aufs Holz muss und dann der Übergang gefertigt wird.

Ortgangblech von unten endet auf der Gratverbretterung und später unter dem Schiefer.

Auch unter die später verbretterte Gaubenseite kommt eine Regenabweisung aus Blechreststücken.

Demnächst mehr.