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Oktober 2008

 

Oktober 2008

31.10.08

Die neueste Idee der Bundesregierung den Konsum anzukurbeln und dies mit einem Anschein von Klimapolitik zu verknüpfen, wird von der Öffentlichkeit fast ausschließlich mit Kopfschütteln beantwortet.

Mit der Ankündigung, die Kfz-Steuer für überdurchschnittlich schadstoffreduzierte PKW zwei Jahre lang auszusetzen, sollen die Leute zum Kauf von Neufahrzeugen ermutigt werden. Abermals erkennt man die Handschrift der Autolobby, die den Umweltminister erfolgreich zur Subventionierung ihrer Branche überredet hat.

In den Tageszeitungen wird das Vorhaben entsprechend skeptisch kommentiert, hier Ausschnitte der heutigen Presseschau auf Dradio:

"Zu Recht laufen Umweltverbände Sturm gegen die gestern von Umweltminister Gabriel verkündete Idee, Käufern von Neuwagen der Schadstoffklassen 5 und 6 ab 1. Januar zwei Jahre lang die Kfz-Steuern zu erlassen. Dass der Staat den Besitzern eines dicken Spritfressers mehr Geld schenken will, als dem Fahrer eines sparsamen Kleinwagens, ist angesichts der Diskussion um Klimaschutz und Energiekosten schlicht bizarr."
Kölner Express: "Erste die Banken die sich verzockten, jetzt die Autokonzerne, die jahrelang umweltfreundliche Technik verpennten. Wem sollen die Steuerzahler mit milliardenschweren Finanzspritzen noch helfen? Bei allem Verständnis um die Sorgen um die Jobs in der deutschen Automobilindustrie, die ein Jobmotor ist und auf die wir alle stolz sind, die Chance war da, jetzt in der Krise endlich modern und gerecht zu besteuern, endlich die Autos teuer zu machen, die in Zeiten des Klimawandels sowieso Auslaufmodelle sind, etwa die superdicken Geländewagen. Die aber kassieren jetzt, weil weiter nach Hubraum besteuert wird, fröhlich Geschenke."
Badische Zeitung: Sie bezweifelt, dass eine erlassene Kfz-Steuer tatsächlich zum Autokauf anreizen wird. "Würden sie wegen wenigen 100 Euro Ersparnis 15.000 Euro oder mehr investieren? Wenn sie sich ohnehin ein neues Auto kaufen wollten und das Geld haben, oder zumindest der Job sicher ist, vielleicht. Wenn nicht, dann kaum. Genau aber hier liegt die Schwachstelle beim Versuch der Bundesregierung ... der kriselnden Autobranche auf die Beine zu helfen. Der Anreiz ist einfach zu gering und die Verunsicherung der potenziellen Käufer zu groß. Alles in allem ist dies eine teure Aktion mit bestenfalls psychologischem Nutzen. Das ist Aktionismus keine Strategie."

Schon seit vielen Jahren liegen Pläne für 3-Liter-Autos in den Schubladen der Konzerne. Einige wenige davon sind gewissermaßen als Versuchsballon oder Feigenblatt in bescheidenem Maßstab produziert worden, wie etwa der 3L-Lupo von VW oder der Audi A2eco. Letzteren kann man schon nicht mehr kaufen.
Wieso hat die Bundesregierung hier, als es Zeit war, den Bau solcher Autos nicht mit massiven Kaufanreizen gefördert?

Allerdings, auch diese Generation von Autos sind nicht der Weisheit letzter Schluss. Der 3L-Lupo etwa verdankt seine Sparsamkeit eher einer Übertechnisierung, die wiederum auf Kosten höheren Spritverbrauchs geht.
Könnte man die heutigen technischen Möglichkeiten, nur die in wichtigen Details, wie etwa Vergaser-, Motor- oder Getriebetechnik, den Einsatz leichter Materialien oder eine günstige äußere Form mit den Vorteilen eines radikalen Verzichts auf Komfort, aber mit ausreichender Sicherheit kombinieren, es würden sich leicht Kleinwagen mit einem Verbrauch um die 2 Liter herstellen und auch verkaufen lassen.
Die Bundesregierung müsste die Aufnahme eines solchen Modells in die Palette eines jeden Autoherstellers zwingend vorschreiben und den Kauf solcher Autos bezuschussen, ihn mit einer Erhöhung der Benzinsteuer schmackhaft machen oder besser noch mit einer kostenneutralen Kombination beider Maßnahmen fördern.

Dies würde recht kurzfristig der Umwelt, der Verkehrsentwicklung, und sogar den Herstellern dienen, die auch zu ihrem eigenen Glück gezwungen werden müssen. Doch dafür müsste man sich in der Regierung zunächst mal gegen die Wünsche der überstarken Autolobby stellen, und dieser Aufgabe sind die Zwerge dort wohl nicht gewachsen.

 

30.10.08

Gestern stellte die Umweltstiftung WWF in Berlin ihren "Living Planet Report 2008" vor. Aus ihm geht hervor, dass der globale Raubbau an der Erde immer dramatischer wird.
Gegenüber der letzten Studie des WWF von 2006 wird eine drastische Verschärfung der Situation festgestellt.

Die Ressourcen dieser Erde würden immer schneller verbraucht, und man würde etwa im Jahre 2035 theoretisch 2 Planeten benötigen, um den aufgeblähten Bedarf an Nahrung, Energie und Fläche zu befriedigen.
Abermals wird dringend ein weltweites Maßnahmenpakete für Nachhaltigkeit gefordert.
Der Naturschutzdirektor des Worldwide Fund for Nature, Christoph Heinrich, sagte: "Wir übersteigen mit unserem Konsum die vorhandenen Möglichkeiten um ein Drittel".
Und: "Die ökologische Krise wird uns um ein vielfaches härter treffen als die aktuelle Finanzkrise und früher oder später das Wohlergehen und die Entwicklung aller Nationen gefährden." Anlass zu dieser düsteren Prognose geben neben den Auswirkungen durch den Klimawandel die Ressourcenverschwendung, die fortschreitende Abholzung der Wälder, die Überfischung der Meere und alle sonstigen vielfältigen Arten von Umweltverschmutzung weltweit.

Die Industrienationen bezeichnet der WWF als "ökologische Schuldner", denn vor allem sie verbrauchen viel mehr der irdischen Güter als es verträglich ist. Der ökologische Fußabdruck des Durchschnittsbürgers liegt weit über dem globalen Durchschnitt und vergrößert sich noch. Den größten Fußabdruck haben die USA und China. Sie belasten den Planeten mit ihrer Art zu wirtschaften noch weit stärker als europäische Industrienationen. Deutschland liegt laut WWF im internationalen Vergleich hier auf Rang 30. Trotzdem verbraucht der deutsche Konsument fast drei mal mehr, als ihm von der globalen Kapazität her zusteht.

Der WWF fordert abermals eine Trendwende im Energiesektor.
Die auf fossilem Kohlenstoff basierende Energieproduktion mache allein 45 % des ökologischen Fußabdrucks aus.
Zwischen den Zeilen erkennt man eine gewisse Hoffnungslosigkeit, denn selbst der WWF fordert nicht mehr das zur Entschärfung Notwendige, sondern nur das eventuell noch Machbare.
So wird im Maßnahmenkatalog neben Ausbau erneuerbarer Energien, mehr Energieeffizienz in Industrie, Gebäuden und Verkehr auch die neuerlich als Maßnahme zur CO2-Reduzierung erwogene CO2-Abscheidung direkt bei großen Erzeugern mit unterirdischer Lagerung genannt.
Die Machbarkeit dieser Abscheidung ist derzeit alles andere als bewiesen.

Außerdem nennt der WWF lediglich eine notwendige Reduzierung des Ausstoßes um 60 bis 80 % bis 2050. Diese Vorstellung ist aber völlig unzureichend, und man fragt sich, wieso der WWF nicht das Angemessene fordert, nämlich eine schnelle Reduzierung auf 0 % CO2 und Maßnahmen, um das bereits in der Atmosphäre befindliche Kohlendioxid wieder zu binden.
Alles darunter ist lediglich geeignet, den Niedergang ein wenig zu verlangsamen. Vor allem aber wird mit diesen halbherzigen Rezepten das Ausmaß der kommenden mageren Jahre im ökologischen Sinne für die Weltgemeinschaft der Zukunft, nur sehr viel dramatischer werden.

Hat auch der WWF schon längst resigniert und hält seine Mahnungen nur noch geschäftsmäßig und pflichtgemäß aufrecht?

 

29.10.08

Die EU beschäftigt sich heute in Brüssel mit den Problemen der europäischen Autoindustrie. Ein rapider Rückgang der Verkaufszahlen in den letzten Monaten bringt alle Autobauer in große Schwierigkeiten und vor allem die Arbeitsplätze dort in Gefahr.
Die Autoindustrie wird als Schlüsselindustrie bezeichnet, weil auch viele andere Wirtschaftszweige direkt von ihrem Wohlergehen abhängen. Eine längere Durststrecke könnte in der Tat fatale Auswirkungen auf die gesamte europäische Konjunktur mit sich bringen.

Doch diese Probleme hat sich die Autoindustrie zusammen mit der jetzt so sorgenvollen Politik selbst zuzuschreiben.
Stur haben sich beide geweigert, im Angesicht der Klimaproblematik, des Verkehrkollapses und anderer Probleme mit der Art von Mobilität in der Industriegesellschaft, zukunftsfähige Konzepte, über sparsamere Autos hinaus, zu entwickeln. Man hat gemeint, es könne immer so weiter gehen.
Die Autoindustrie hat auf große Fahrzeuge mit großem Gewinnanteil gesetzt, und die Politik hat dieses nicht unterbunden. An ihr wäre es gewesen, mit entsprechenden Gesetzen den nötigen Druck für energiesparende Fahrzeuge und eine, an zukünftigen Gegebenheiten orientierte radikale Strukturänderung im Verkehrsbereich aufzubauen.
Hier zeigt sich einmal wieder, wie fatal es sich auswirkt, wenn die Politik den permanenten Nötigungsversuchen einer Industrielobby, hier der Autolobby, jahrelang nachgibt und nicht selbst nachhaltige Konzepte, auch gegen die kurzfristigen Interessen dieses mächtigen Verbands, auf den Weg bringt.

Jetzt ist es natürlich leicht für die Autokonzerne, den Anspruch auf staatliche Hilfsmaßnahmen, wie sie den Banken zugesichert wurden, auch für sich zu betonen. Industriekommissar Verheugen, in diesen Tagen ganz Autokommissar, redet (oder hier) der Autoindustrie nach dem Mund und beweist mal wieder seine Unfähigkeit, sich über eine zukunftsfähige europäische Industrie Gedanken machen zu können. Am Ende werden die europäischen Regierungen nachgeben und abermals auf Kosten der nachfolgenden Generationen mit Schulden die neuen Löcher stopfen.
Wie schon mit den Zahlungen und Bürgschaften an die Kreditinstitute, wird auch in diesem Bereich nicht die Ursache der Krise gelöst, sondern nur ein als nächstes auftauchendes Symptom überpinselt.

Diese Summe aller Symptombehandlungen, das meiste an Problemen und Löchern kommt ja erst noch, wird aber aller Voraussicht nach am Ende nichts nützen, weil wir schon viel zu lange die verschiedensten Arten von Schadkosten externalisiert, also in die Zukunft verschoben haben.
Diese Zukunft ist jetzt dabei anzubrechen, und wir werden auf schmerzliche Art und Weise nachträglich zur Kasse gebeten.
Einen kleinen Trost gibt es dabei für die natürlichen Lebensgrundlagen: Wenn die Autoindustrie weniger Produkte verkaufen kann, verursacht sie auch weniger Schaden durch Energie- und Rohstoffverbrauch, Müllerzeugung und viele andere letztlich schädliche Auswirkungen in Zusammenhang mit der Produktion.
Nur hätten wir dies, mittels einer rechtzeitig auf den Weg gebrachten nachhaltigeren Verkehrskonzeption, ganz ohne Wirtschaftskrise wesentlich effektiver auch haben können.

 

28.10.08

Vom Klimaproblem hört man derzeit kaum noch etwas in den Meldungen. Alles dreht sich um die Finanzmarktkrise, als wäre diese die größte Bedrohung für unsere Zukunft.

Im Finanzbereich lässt sich für Politiker sehr viel leichter handeln. Löcher mit konkreter Größe tun sich auf, welche man mit entsprechend großen Beträgen stopfen kann. Die Tatsache, dass die selbe Politik, die das System hat in den Abgrund stürzen lassen, sich jetzt als "Retter" darstellen kann, lässt sich sehr einfach verbergen.

Gestern noch hat ein Bekannter, welcher sich früher stark in Entwicklungsarbeit engagiert und die Auswirkungen des wirtschaftlichen Systems eigentlich immer kritisiert hatte, sich mir gegenüber positiv zur "Arbeit" von Bundeskanzlerin Merkel geäußert.
Einer nach dem anderen fallen sie rein auf die watteweiche Demagogie des 21sten Jahrhunderts.

Ein anderer Mann, recht groß, Ende Sechzig, mit stattlichem Bauch, schneeweißem Kurzbart und tiefer lauter Stimme, mit dem ich letzte Woche geschäftlich zu tun hatte, lobte mein Engagement gegen die Müllgebühren. Er hätte davon gehört und fände dies toll, da man sich ja nicht alles gefallen lassen dürfe.
Ich meinte, mein Engagement liege ja eigentlich mehr über diesem speziellen Thema Müll, wollte auf Zukunftslobby kommen und erwähnte das momentan aktuelle Thema CO2-Problematik. Sofort meinte dieser, das wäre ja alles nicht war und nur bloße Geldmacherei. Er hätte höchstpersönlich in alten Kirchenbüchern nachgeschaut und diese ungewöhnlich warmen Jahre hätte es immer schon gegeben.
Und auch den Quatsch mit der Windenergie. Als er noch Berufsschullehrer im Fach Informatik gewesen sei, hätte er schon gewartet auf diese jungen "Besserwisser", die Windenergie gut fanden. Da hätte er sich mal eine Schulstunde Zeit genommen und ausgerechnet, dass "da am Ende gar nichts übrig bleibt". Es wäre eine Zumutung, dass man jetzt überall diese Windräder sehen müsse, wenn man übers Land fährt.

Kunden darf man nicht kritisieren, und so habe ich nichts mehr entgegnet.
Immer wieder allerdings begegnet man dieser Sorte von Menschen, die enorm viel reden und dabei scheinbar unfähig sind zum Zuhören, deren Selbstbewusstsein also quasi umgekehrtproportional zu ihrer Sachkenntnis steht.
Diese Sorte Mitbürger, ob politisch aktiv oder nicht, reißen eine viel größere Menge von ebenfalls uninformierten, aber stillen Menschen mit in die selbstgerecht verordnete Handlungsunfähigkeit angesichts den Erfordernissen für die Zukunft.

Dieses als eine kleine Momentaufnahme zum Thema soziologische Gründe für die allgemeine Passivität im Angesicht des heraufziehenden ökologischen Kollaps.

Bezüglich interessengelenkte Prioritätenverschiebung in der Politik vielleicht noch ein Link zu einem Interview auf Deutschlandfunk.
Überschrift: "Klimakollaps wäre nicht mit 500 Milliarden zu reparieren".
DLF: "Professor Hans-Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, hält die von Europa angestrebte Emissionsreduktion von 20 Prozent keinesfalls für ein ambitioniertes Ziel. Dabei handele es sich um das absolute Minimum, um das Klima zu stabilisieren. Es sei fatal, dass die Finanzkrise momentan von den Gegnern eines Klimaschutzprogramms missbraucht werde, betonte Schellnhuber..."

 

27.10.08

Ab heute gilt auch in der Arbeitswelt wieder die Winterzeit. Eigentlich ist dies die normale mitteleuropäische Zeit, doch seit es die Sommerzeit gibt, stellt sich die Frage, ob unsere Zeiteinteilung, die ja den ganzen Tagesablauf beeinflusst, den Anforderungen unseres Lebens voll gerecht wird.

Die mit Abstand größte Kritik an der Sommerzeit entsteht wegen der Schwierigkeiten während den beiden Umstellungszeitpunkten im Frühjahr und Herbst.
In der Landwirtschaft gibt es große Probleme dabei, die Organismen von Tieren von einem Tag auf den anderen früher oder später funktionieren zu lassen. Man kann Kühe nicht so einfach eine Stunde früher melken als gestern. Landwirte brauchen schon einen ausgeklügelten Plan, um diesen Wechsel über viele Tage den Tieren anzugewöhnen.

Schlimmer ist es jedoch für die meisten Menschen. Sie sind nur schwer in der Lage, ihren Rhythmus kurzfristig umzustellen. Welche Eltern mit schulpflichtigen Kindern können davon nicht ein Lied singen. Welche Erwerbstätigen kämpfen nicht mit dem früheren Aufstehen und welche alten Menschen nehmen dies so ohne weiteres hin?

Jedoch, besteht die Lösung dieses Problems allein darin, die Sommerzeit wieder abzuschaffen?
Die Sommerzeit beschert uns eigentlich mehr Freizeit während der helleren Jahreszeit. Die meisten Erwerbstätigen haben nach ihrem Feierabend eine Stunde mehr Tageslicht zur Verfügung und können diese Zeit dadurch sehr viel besser ausfüllen. Die Lebensqualität im Sommer ist eindeutig höher.

Die Winterzeit dagegen wird als eine etwas finstere Periode empfunden. Die abends verlorene Stunde Helligkeit, wird zwar an den Tagesbeginn gefügt, doch vom Empfinden her wäre es angenehmer, wir hätten sie am späten Nachmittag.
So, wie viele Menschen es jetzt empfinden, geht die Mittagszeit im Winter abrupt in die Abendzeit über. Es fehlt etwas entscheidendes im Gegensatz zur Sommerzeit. Da der Morgen im Winter ohnehin dunkel ist und es erst hell wird, wenn die meisten Menschen schon auf der Arbeit oder in der Schule sind, könnten wir diese eine Stunde doch ebenso gut für die Erhellung der Nachmittage belassen.

Die Lösung ist klar: Man müsste die Winterzeit abschaffen.
Die Diskussion ist schon älter, und bei Welt-Online gab es vor einem Jahr dazu eine lebhafte Debatte . Weil das Thema alle Jahre wieder kommt, garantiert im Oktober wenn umgestellt wird, sei hier noch einmal darauf hingewiesen.

 

26.10.08

Heute im Utopiaforum: ein Beitrag von mir zur Notwendigkeit der Bürgerregierung, hier, letzte Seite.

 

25.10.08

Heute war der Wirtschaftswissenschaftler, Grünenpolitiker und attac-Gründer Sven Gigold im Interview auf Dradio. Er wäre beispielsweise im Sinne der im Utopiaforum angedachten Bürgerregierung einer meiner Kandidaten, die dort vertreten sein müssten.

"Treten die Mitverursacher der Krise jetzt als Retter in der Not auf?" lautete die erste Frage. Gigold sagte: "Das ist fraglos so. Die zentralen Personen, die an dem Rettungspaket gebaut haben, waren vorher diejenigen, die massiv für die Deregulierung des Finanzplatzes Deutschland eingetreten sind und auch diejenigen, die verhindert haben, dass es auf internationaler Ebene zu den richtigen Maßnahmen gekommen ist. Ich nenne nur den Finanzstaatssekretär Assmussen, der eine zentrale Rolle spielt, aber auch Herrn Ackermann inclusive des Chefökonomen im Kanzleramt Herrn Weidmann. Es sind alles diejenigen, die die letzten Pakete mitgestrickt haben, zur Deregulierung". ...

Das komplette Interview nachzulesen lohnt sich. Man findet es bald auf Dradio. Link liefere ich nach.

Auch interessant zum selben Thema ein Interview von vorgestern mit Grünenpolitikerin Renate Künast.

 

24.10.08

Zu welch absurd menschenfeindlichen Rezepten die EU sich manchmal durchringen zu müssen glaubt, dafür bekommen wir heute ein Beispiel.

An Flughäfen sollen jetzt Scannergeräte für die Ganzkörperdurchleuchtung von Fluggästen eingeführt werden.
In etlichen Kommentaren deutscher Zeitungen von heute, zeigt sich eine Welle der Empörung, wie die Presseschau auf Dradio berichtet.

Neue Osnabrücker Zeitung: "Wenn es noch eines Beweises bedurfte, wie weit die Brüsseler Bürokraten von den Bürgern entfernt sind, haben sie diesen gestern geführt... Narben, Muttermale, Prothesen oder Implantate, dies alles müssten Passagiere Kontrolleuren offenbaren. Menschenwürde, Persönlichkeitsrecht, Verhältnismäßigkeit, darüber setzt sich Brüssel nach dem Motto -Viel hilft viel- mit leichter Hand hinweg."
Schwäbische Zeitung: Verhältnismäßigkeit "...daran hapert es gewaltig. Aber detaillierte Fragen über Sinn und Recht stehen hier überhaupt nicht mehr im Vordergrund... Das Vorhaben greift so tief in die persönlichkeitsrechte ein, dass es ethisch nicht vertretbar ist... Die EU-Kommission hat jetzt gezeigt, dass Sicherheitsdenken auch ins Wahnhafte abgleiten kann."
Offenbachpost: "Mehr Sicherheit im Flugzeug, das ist auch erreichbar durch mehr Personal und damit mehr Zeit für intensivere Kontrollen an den Schleusen. Zu sehr drängt sich der Verdacht auf, dass durch Stripautomaten vor allem weiter an den Personalkosten gespart werden soll."
Frankfurter Rundschau: "Jeder Mensch darf selbst entscheiden, ob andere von seiner Brustamputation, Beinprothese oder Kaiserschnittnarbe erfahren. Es geht nicht um eher abseitige Erpressungsszenarien gegen Filmstars mit Silikonkissen, es geht um Würde"

Ich will noch hinzufügen, dass sich aus der Sicht der nachfolgenden Generationen, dieser neue Plan zur Abbau von Freiheit im sogenannten Kampf gegen den Terror, als ein weiterer externalisierter Schaden, diesmal an der Demokratie, interpretieren lässt.
Es ist ein Schaden, welcher ebenfalls der herrschenden ökonomischen Ordnung anzulasten ist, weil diese Ordnung im internationalen Maßstab dem Terror erst zu seinem Ausmaß und seiner Wichtigkeit verholfen hat.

Falls die Scanner doch kommen sollten, hat dies auch etwas Positives:
Etliche Leute werden ihre Flugreisen reduzieren, was auch zur Verminderung der dabei verursachten Emissionen und sonstiger Auswirkungen führt.
Diese Verminderung aber ließe sich besser mit einer angemessenen Internalisierung der Schadkosten in die Ticketpreise bewerkstelligen, statt mittels einer Abschreckung durch Körperscanning.


23.10.08

Abermals ist eine Blase geplatzt, nicht im Finanzbereich sondern in der Bildungspolitik. Der sogenannte Bildungsgipfel von Kanzlerin Merkel ist ergebnislos zu Ende gegangen, und abermals bekam die Öffentlichkeit einen Beleg dafür, dass eine Regierungstätigkeit, die dieses Wort verdient, gar nicht mehr stattfindet.

Es werden nur noch beeindruckende Luftballons aufgepustet, um der Bevölkerung ein Handeln vorzutäuschen.
Manche landen achtlos in der dunklen Ecke nachdem sie für die Medien beleuchtet und abgelichtet wurden und verlieren dann unbemerkt ihren banalen Inhalt. Wer nach einer Zeit noch mal nachschaut, findet nur noch ein kleines, unansehnlich verschrumpeltes Gummiei.
Andere zerplatzen wie die genannte sofort, weil man der Hülle doch allzuviel Luft zugemutet hat.

Die Luftrepublik Deutschland hält sich jedoch scheinbar immer noch über Wasser und verbreitet die Illusion, alles im Griff zu haben. Kein Wunder, wenn man sich unter dem Diktat von überwiegend bloßer Heißluftballonexperten hin zu dieser Substanz als inneres Material gewandelt hat.

 

Die Diskussion im Utopiaforum bringt bis jetzt kein Ergebnis. Die beherrschende Clique dort blockiert ein wirkliches Nachdenken über das Ungewöhnliche.
Weil aber jeder gewöhnliche Weg hin zu wirkungsvollen Maßnahmen, die den Niedergang der Industriegesellschaft eventuell noch stoppen können, verbaut ist, bleibt eigentlich nur das Nachdenken über ungewöhnliche Maßnahmen übrig.
Utopien lassen sich jedoch nur schwer gegen den Widerstand der Mittelmäßigkeit entwickeln, und dieses Problem besteht leider auch im Utopiaforum.

Ende der Woche werde ich dazu noch mal einen Versuch machen und einen neuen Forumsstrang auf Utopia eröffnen.
Die Frage, welche ich aufgeworfen habe, lautet ja im Prinzip ja:
Lässt sich auch trotz der Herrschaft einer einsichtslosen und derzeit alles beherrschenden Parlamentarierkaste und gegen die bräsige Gleichgültigkeit und trübe Resignation des deutschen Wahlvolks noch irgend eine zukunftsbewahrende Vision in Realität verwandeln?
Genauer:
Ist die Bildung einer neuen Regierung, zusammengesetzt nicht aus Parteipolitikern, sondern aus unabhängigen Fachleuten aus verschiedensten Bereichen, die bessere Wege in der Krise und aus der Krise heraus finden können, möglich?

Das bisher dort schon gesagte zum Thema will ich hier auf Zukunftslobby zusammenfassen, daran arbeite ich gerade.

 

22.10.08

Auch heute wieder schreibe ich im Utopiaforum zum Thema Bürgerregierung.

 

21.10.08

Auch heute ging meine Zeit für einen Beitrag im Utopiaforum drauf.

Getrennt betrachtet könnte man ihn überschreiben mit:
Dialog mit den Herrschenden, ja oder nein?

Lieber Olaf, wie sind die unzähligen "Dialoge" in den letzten 30 Jahren denn ausgegangen, in welchen es über die Gefahren für die Zukunft, speziell die Perspektiven für die Gesellschaft bezüglich der Schädigung natürlicher Lebensgrundlagen, der inneren Verrohung und Abhandenkommen des Sozialen in Folge ökonomischen Wandels oder den fortwährenden Verlusten von sinnvoller, zufriedenstellender und ein Auskommen sichernder Arbeit für alle ging, um nur drei Dinge von vielen zu nennen?

Es passiert immer das Gleiche: Leute mit wirklicher Übersicht und sachdienlichen Ideen verlassen bald frustriert das Feld angesichts der Übermacht der Laberkaste aus Parlament und Wirtschaft. Diese hat eine ausgefeilte Routine entwickelt, sich mit Hilfe beeindruckender Wortblasen und rhetorischer Kunstgriffe vor jeder langfristig wichtigen Umsteuerung herumzudrücken.
Einziges Ziel dieser Leute scheint noch zu sein, die unbedarfte Mehrheit der Zuhörer oder Leser ihrer Ergüsse dahingehend zu beeinflussen, dass sie ihnen geradeso NICHT das Mandat entzieht, sie statt dessen weiter am Ruder belässt in der immer trüber werdenden Hoffnung, "ja vielleicht machen die es ja doch einmal gut."

Dummerweise ist eine Eigenschaft des gemeinen Volks, dass von der Vielzahl der Worte eines Parlamentariers, vom Gehalt an Fremdwörtern und Kompetenz simulierenden Ausdrücken und Redewendungen, -oft gar nur unbewusst-, schon auf die Eignung dieser Person als Staatsmensch geschlossen wird.
Diese menschliche Eigenschaft, diese Gutgläubigkeit, diese Vertrauensbereitschaft darauf, dass schon eine gewisse Aufrichtigkeit bei jemanden vorhanden sein muss, der sich als Politiker vorne hin auf die Bühne und ins Licht stellt, ist von der Antike bis heute immer wieder von den verschiedensten Denkern thematisiert worden.

Demokratie ist die beste Gesellschaftsform, ohne Zweifel, aber gerade, wenn es ums Ganze geht, um das nackte Überleben, muss man die Schwächen, die ihr systemimmanent sind im Auge behalten!!

Jemand der die Aussagen aus Politik und Wirtschaft verfolgt und sich mittels intensiver Beschäftigung mit einigen Themenbereichen einen ideologiefreien und fachübergreifenden Überblick verschafft hat, kann jeden Tag, wenn er das Radio anschaltet oder die Zeitung aufschlägt, verzweifeln.

Was glaubst du denn, Olaf, was in den vielen nichtöffentlichen Versammlungen von NGOs denn mittlerweile los ist?!!
Es herrscht immer mehr Kopfschütteln, Verzweiflung oder bitterer Sarkasmus angesichts dem Gehabe derer, die du, lieber Olaf, am "Dialog" beteiligt sehen willst.
Dein Gedanke sieht sehr edel aus und mag dir den weißen Glanz von Toleranz und Verständnishaberei verleihen, mit Verlaub Olaf, angesichts der Situation, in welche wir mittlerweile gebracht worden sind, ist er nur noch zum Kotzen.

Jeden Morgen, wenn ich die Meldungen auf Dradio höre und den täglichen Blogbeitrag unserer NGO schreibe, habe ich, wenn Politiker oder sonstige ideologisch verbohrte "Fachleute" interviewt werden, oft genug das Gefühl, es sträubt sich mir der Kamm und die Fußnägel rollen sich auf.

Es könnte alles soviel besser laufen mit unserem Alltag, mit unserem Miteinander und für unsere Zukunft, wenn nicht geradezu ALLES mit diesem eiskalten Zuckerbrei von stets "dialogbereiten" Dummschwätzern in gesicherter Position zugekleistert werden würde.

Wahrscheinlich würde ich mich noch nicht einmal trauen, dies hier öffentlich zu schreiben, wenn ich nicht genau wüsste, dass unzählige Individuen in Deutschland ebenso empfinden. Wie drückt es Klaus Staeck heute im Interview im Tagesspiegel aus: "Ich komme mir vor wie der Wanderprediger, der seit mindestens 15 Jahren vergeblich vor den zerstörerischen Kräften des Kapitalismus warnt..."
Genau das ist es, - wir haben lange genug gegen die Wand aus Ignoranz und Eigennutz angeredet.
Dein Einwand, es könne zu einer "Herausbildung einer ganz besonders intellektuellen Elite werden", was soll man dazu sagen? Die Sache ist nur zart angedacht und du kommst mit so etwas daher. Was sagst du denn zu der anderen Elite, die ich oben genannt habe, die alles blockiert oder auf die lange Bank schiebt? "Jeder muss mit können", schreibst du, - da bekommst du mein entschiedenes NEIN! Keine Labersäcke mehr, die jedes weiterführende Ergebnis mit leerem Volumen ersticken.

Meine "Aufforderung käme einem Putsch gleich und ist der Demokratie nicht würdig", schreibst du.
Da ich gerne Bilder male, dieses:
Stellt euch vor, eine Gruppe Jugendlicher, völlig unerfahren darin wie man die Vorteile eines offenen Feuers nutzt und dabei die höllischen Gefahren vermeidet, hätte beim Zündeln einen Flächenbrand ausgelöst. Was würde eine Feuerwehr tun, wenn sie an den Brandherd kommt? Sie würde die Jugendlichen ohne Dialog direkt nach Hause schicken und sofort mit dem Löschen beginnen. Die Jugendlichen könnten froh sein, wenn sie hinterher nicht für den angerichteten Schaden zahlen müssten.

Olaf, ich vermute du schläfst und schnarchst nur laut.
Der Putsch hat längst statt gefunden, hast du es nicht bemerkt? Wie fühlst du dich denn dabei, mit einem Menschen wie Ackermann "Dialog" führen zu wollen, der dir mit der flachen Hand voll ins Gesicht schlägt? (- Heute in den Meldungen -)
Wir werden beherrscht von einer Elite, der zur Erlangung von persönlichem Profit nichts mehr heilig ist. Sie verheizt einfach die natürlichen Lebensgrundlagen zur Erlangung eines quantitativen Wirtschaftswachstums, zum Einen, um das Wahlvolk mit einem zweifelhaften materiellen Wohlstand zu betäuben und zum Anderen, um sich selbst die Voraussetzung für ein überaus profitables Finanzsystem mit Zins und Zinseszinsen zu erhalten.

Auch den Vorwurf an mich, polarisieren zu wollen, weise ich von mir.
Die Grenzen zwischen den ideologisierten Rücksichtslosen und den besorgten Besonnenen verläuft quer durch alle Schichten. Ebenso wie es unter den Linksstehenden verbohrte Deppen gibt beispielsweise, findet man unter mittelständigen Unternehmern sorgenvolle Leute, die ahnen, dass sich etwas radikal ändern muss.
Die Worte Putsch oder Revolution suggerieren immer eine linke oder rechte Gesinnung und sind deshalb hier zu vermeiden. Ich habe mit voller Absicht den Ausdruck BÜRGERregierung genommen. Im Grunde haben alle Menschen die gleichen Anforderungen an die Qualität der natürlichen Lebensgrundlagen, und nur darum geht es. Es soll keine wie auch immer geartete politische Weltsicht oder subjektive Herrschaftsform erwirkt werden. Die Bürgerregierung hätte die einzige, aber weltgeschichtlich wohl wichtigste aller Aufgaben, das Ruder im letzten Moment noch herum zu reißen, ja, und dazu muss man dieses Ruder den momentanen Chaoten aus den Händen reißen!

Ich bin überzeugt, wenn diese Bürgerregierung sich wirklich auf breitester Basis so zusammensetzen ließe, dass keinerlei Parteigeschmack wahrgenommen werden kann, wird sie auch Erfolg haben. Nur, dieses zu organisieren ist wahrlich eine ungeheure Aufgabe.

PS: Hier noch ein Video: Es ist ein Trickfilm mit dem Titel: -Wir spielen Bankenkrise-.

 

20.10.08

Das Hauptaugenmerk derzeit liegt noch im vorgestern aufgezeigten Forumsstrang bei Utopia.

Dort schrieb ich heute morgen unter Anderem:

So, und damit wir begreifen, dass auch wir durchaus Nägel mit Köpfen machen können, schlage ich jetzt mal drei mögliche Sofortmaßnahmen vor. Sie sind miteinander verzahnt, also schlecht getrennt voneinander vorstellbar.

---- Wir brauchen ein Krisenmanagement, welches sich ausdrücklich NICHT aus Leuten der Parteipolitik, der Kapitalwirtschaft und dem Anhang aus entsprechenden Steigbügelhaltern verschiedenster Disziplinen zusammensetzt.
Die vielen NGOs, unabhängige Journalisten, Sozial- und Politikwissenschaftler, Klima- und Emissionsforscher, ideologiefreie Finanzfachleute, linke wie wertkonservative Querdenker, lange schon besorgte, scheuklappenfreie Mittelständler, Psychologen und Philosophen, Pädagogen, Kulturschaffende, usw., die sich immer wieder in glänzenden Einzelbeiträgen zu dem ablaufenden Wahnsinn geäußert haben, müssten dringend vernetzt werden.
Am Anfang wäre eine entschlossene kleine Gruppe von unabhängigen Menschen nötig und ein baldiges Dazukommen von öffentlich bekannten Persönlichkeiten.

---- Dieses überparlamentarische Krisenmanagement wählt aus seiner Mitte eine zunächst außerparlamentarische Bürgerregierung.
Jedes Ressort sollte dabei nicht mit nur einer Person wie der des Ministers besetzt sein, sondern aus einer kleinen Gruppe von Fachleuten. Hauptaufgabe dieser Bürgerministerien wäre es, gangbare und wunschdenkenfreie Wege in der Krise auszuloten, aber auch Vorschläge zu einem langfristig verträglichen Wirtschafts- und Gesellschaftssystem nach der Krise zu behandeln.
Diese Bürgerregierung sollte ausdrücklich nicht NEBEN der Staatsregierung agieren, sondern GEGEN sie. Mittels überzeugender Argumente zum Tagesgeschehen und den Hintergründen müsste sie die fatale Inkompetenz der Politik angesichts der Notwendigkeiten für eine lebenswerte Zukunft verdeutlichen.
Gegenüber der Bevölkerung wird so überhaupt erst eine Aufnahmebereitschaft für die richtigen Alternativen geschaffen.
Falls es gelingt diese Bürgerregierung als kompetentes Gremium in der öffentlichen Wahrnehmung zu verankern, sollte auch eine Teilnahme an der nächsten Bundestagswahl nicht ausgeschlossen werden.
Hierzu wäre es zum Beweis der Aufrichtigkeit wichtig, über eine angemessene Aufwandsentschädigung hinaus, von vorne herein den Bezug der üblichen Abgeordnetendiäten und Pensionsansprüche auszuschließen.

---- Als erste Maßnahme gegen die Finanzkrise sollte diese Bürgerregierung die sofortige Einführung einer bundesweiten Sekundärwährung verlangen, die nicht nur völlig zinsfrei, sondern auch mit einem Verfallsfaktor als unumgehbare Umlaufsicherung ausgestattet ist. Anders als bei den schon hier und da eingeführten Regionalwährungen mit Nischendasein, sollte diese Währung bei Bedarf den Euro voll ersetzen können.
Dazu sind Gesetzesänderungen notwendig, weil derzeit nur der Euro als einzige Vollwährung zugelassen ist. Der Name dieser Sekundärwährung ist sehr naheliegend: Ich würde sie DM nennen, - gell?
Wer sich dazu näher informieren möchte, sollte nach Silvio Gesell im Internet suchen. Er wird massenhaft fündig werden. Nicht nur die Analysen und Schlüsse von Karl Marx gehören angesichts der Krise heute wieder aufs Tapet, sondern auch die überaus logischen Thesen dieses Privatökonoms aus den 1910er und 1920er Jahren, die zum Nachdenken über eine nachhaltige Finanzmarktstruktur unverzichtbar sind. (- Gerne hätte ich mich dazu auch auf dem Parallelstrang dieses Forums über Zinsen zu Wort gemeldet, aber mir fehlt die Zeit -).
Eine solche Sekundärwährung würde eine weiche Landung Deutschlands mindestens in den Grundbereichen der Versorgung garantieren, falls es noch ganz dick kommen sollte. Allein die Forderung danach wäre angesichts der täglichen Nachrichten schon hilfreich. Sollte die CDU/SPD-Regierung dies verweigern, wäre sie nach dem möglichen Eintritt der schlimmsten Befürchtungen bei der Bevölkerung erledigt.
Wer lesen will, wie dieses Instrument in Krisenzeiten wirken kann, lese bitte hier (sehr ausführlich hier).

Aber wie gesagt, obiges kann nur Erfolg zeigen, wenn eine "kritische Masse" an öffentlich bekannten und fachlich akzeptierten Leuten und Organisationen zum Mitmachen bewegt werden können.
Erst ab dann berichten die Medien ausreichend darüber und die Sache wird ein Selbstläufer. Hier bin ich jetzt mal so "unverschämt" und überlege laut, ob nicht die Utopia AG beweisen könnte, was ihr, neben Empfehlungen für den Ökojeanskauf, an Organisationspotential für Nachhaltigkeit noch möglich ist.
Zukunftslobby allein kann diese Aufgabe nicht meistern.

PS: Wer noch mehr Positives braucht, sollte den heutigen Beitrag von Astrid von Friesen im Politischen Feuilleton auf Dradio nachlesen.

PS-2: Video auf YouTube zum Geldsystem

 

19.10.08

Müssen wir uns heute schon Gedanken darüber machen, wie die Gesellschaften der Welt in einigen Jahrzehnten, wenn der Klimawandel unsere Lebensumstände eventuell komplett umgekrempelt hat, denn aussehen werden und darüber, ob man die Vorbereitungen auf neue Formen des Alltags und des Zusammenlebens bereits heute in Angriff nehmen sollte?

Der Politik- und Sozialwissenschaftler Claus Leggewie hat kürzlich auf Dradio in einem Politischen Feuilleton darüber nachgedacht.
Leggewie, dessen Forschungsthema die "kollektive Identität postmoderner Gesellschaften im Zeitalter der Globalisierung" ist,
meint:
"Der Klimawandel erfordert von der Welt-Gesellschaft immense, zum Teil nicht einmal gedachte Anpassungen ... Zu den gängigen Klimaprognosen Erwärmung, Meeresspiegel-Anstieg, langfristige Folgen für die Nahrungsmittel-Produktion müssen also Szenarien gesellschaftlich-kultureller Entwicklung treten, die ernsthafter sind als die Alarmrufe oder Beruhigungspillen einer oberflächlichen Trendforschung."
Nach Leggewies Ansicht hätten die Klimaforscher dazu nicht die richtigen Kompetenzen. Jetzt wäre es an der Zeit, dass sich die Sozial- und Kulturwissenschaftler mit den Naturforschern zusammen tun, um über solche Fragen zu reden.

Dazu nennt er zunächst drei Themen:

--- Bezüglich Evolution: Welche Anpassungsleistungen werden von den Menschen gefordert? Welche Erkenntnisse dazu gibt es in der Geschichte und wie lassen sich diese auf die Gegenwart übertragen? Statt platter Lehren, seien vielmehr sorgfältige Weiterentwicklungen unter Berücksichtigung kultureller Unterschiede in den Reaktionen des Menschen auf Krisen und Katastrophen notwendig.

--- Bezüglich Demokratie: Leggewie: "Sind liberal-demokratische Systeme auf die Folgen des Klimawandels eigentlich eingestellt oder autoritäre Regime etwa besser geeignet? Und was bedeutet dies für nationale Souveränität? Globaler Klimawandel erfordert globale Regulierung - welche Kraft haben da supra- und transnationale Regime?".
Müssen Maßnahmen von Experten ausgedacht und von Regierungen verfügt, oder muss die Bevölkerung hier auf breiter Basis beteiligt werden? Hier wären Politologen und Juristen gefragt.

--- Bezüglich Märkte: Leggewie: "Können die Märkte, die gerade in ungekannte Turbulenzen geraten sind, noch die Mittel aufbringen, die für Klimaschutz und Anpassungsziele erforderlich sind? Zieht die kostspielige Reparatur des Bankensystems Milliarden ab - oder sind Öko-Investitionen eventuell ein Mittel der Transformation? Oder sind Klima-Zertifikate gar die Treiber der nächsten Spekulationswelle?"
Eventuell könnte der Zwang zur Einberechnung von Klimakosten die "im neo-liberalen Dogma befangene Wirtschaftswissenschaft auf neue Ideen bringen".
Und Leggewie sagt dann: "Hier hört man aber auch besser auf praktische Philosophen und Ethiker."

Ungewöhnliche Sätze liest man da, welche jedoch unterschreiben, dass eine erhebliche Konsequenz, ja manche Menschen mögen es als eine große Härte begreifen, unabdingbar ist, wenn wir uns für eine nachhaltige Ökonomie und zu einer Übergangsphase in diese entscheiden.

Dieser innere Widerstand in den Menschen, die Neigung, lieber bei alten Gewohnheiten bleiben zu wollen, obwohl deren Verhängnispotential klar absehbar ist, dazu hätten Psychologen und "all jene etwas zu sagen, die die widersprüchliche Natur des Menschen in der Literatur, in der Bildenden Kunst und in den populären Massenmedien behandeln, die sich wie eine zweite Natur vor's Klimageschehen legen".
Leggewie sieht den mit der Umweltveränderung "verbundene Kulturwandel ist das größte Real-Experiment der Menschheit seit langem." Und er sieht dabei durchaus Chancen "für ein besseres Leben - wenn wir verstehen lernen, dass weniger mehr sein kann."

Neben dem Nachdenken über neue Lebensbedingungen in der veränderten Welt, gehört auch das Nachdenken über eine Alternative zu dem, was uns dorthin gebracht hat.
Wir brauchen eine umfassende Alternative zum gegenwärtigen ökonomischen System. Wir brauchen, und so enden meine Texte ja meistens, die Kategorische Marktwirtschaft und das dorthin führende Übergangsszenario.


18.10.08

Derzeit schreibe ich gerade in einem Strang des Utopiaforums, hier.

 

17.10.08

Auf zeitpunkt.ch wurde am letzten Dienstag als Überschrift eines Artikels die Frage gestellt: "Was hat die Finanzkrise mit kirchlichen Tabus zu tun?"

Der Text beleuchtet das Zinsverbot im Christentum und demgegenüber die Tatsache, dass die katholische Kirche und der Vatikan trotzdem mit ihrem Geld spekulieren und es reichlich durch entsprechende Anlagenformen vermehren lassen.
Bereits 1822 wurde das biblische Zinsverbot von der katholischen Kirche ohne Begründung abgeschafft. Bis dahin hatten sich Christen, die Zinsen nahmen, der Todsünde schuldig gemacht.

Obwohl der Papst und sein Glaubensapparat prächtig von Geldanlagen, auch aus Waffengeschäften profitiert, stellt sich das Kirchenoberhaupt hin, um anlässlich der Finanzkrise gegen die Gier zu moralisieren. Dabei kehrt er tunlichst unter den Tisch, dass auch die Geldvermehrungsgewohnheiten der katholischen Kirche in Form dieser völlig leistungslosen Art unter Nutzung des Finanzmarktes, nur funktionieren kann, wenn dabei arbeitende Menschen und die natürlichen Lebensgrundlagen, also die Schöpfung, fortwährend ausgebeutet werden.

Da mag man ausspucken, direkt auf die teuren Papstgewandsschuhe, und da mag man diesen Herrn im Papstsamt fragen, wie er es mit seiner Vorstellung von Gott als dem Gerechten denn vereinbaren kann, eine derart doppelzüngige Organisation zu führen.
Jedoch, es könnte ja sogar ein Hinweis darauf sein, dass selbst der Papst nicht an Gott glaubt. Was hätte er derzeit nach seiner ständigen öffentlich perfektionieren Heuchelei vor einem eventuellen Gottesgericht denn zu erwarten?
Würde er wirklich einem gottgefälligen Leben hin arbeiten, müsste er schon seit vielen Jahren gegen den Finanzmarkt, gegen Zinsen und Schuldenmachen überhaupt und gegen die Spielregeln der westlichen Ökonomie argumentieren.
Hat er nichts zu befürchten, da er dies nie getan hat, obwohl er auf Grund seines angeblichen Glaubens dazu verpflichtet wäre?

Im Artikel auf zeitpunkt.ch wird Martin Luther zitiert: "Der Zins ist ein in der Wolle gefärbter Dieb und Mörder, wir Christen halten ihn aber so in Ehren, dass wir ihn ordentlich anbeten. Der Zins ist ein grosses Ungeheuer, ähnlich einem Werwolf, der alles verwüstet, ärger als irgendein Schurke. Er gibt aber nicht zu, dass er es gewesen sei. Er denkt, keiner werde ihn herausfinden ...". Auch Protestanten in hohen Ämtern protestieren nicht lauthals gegen die Ungerechtigkeiten der Finanzgeschäfte.
Das Zinsverbot ist auch in allen anderen Weltreligionen enthalten und zeitpunkt.ch meint: "Erst wenn das jüdisch-christlich-muslimische Zinsverbot diskutiert wird, besteht die Möglichkeit, den Ursachen von wachsender Finanzkrise, Hunger, Krieg und Naturzerstörung auf die Schliche zu kommen."

Am Schluss werden noch zwei sehr interessante Videohinweise zum Thema gegeben.
Hier
ein Ausschnitt aus der Sendung von Priol und Schramm zur Verschuldungsgewohnheit des deutschen Haushalts.
Hier eine Reihe von Mitschnitten einer Vorlesung an einer amerikanischen Universität, in der sehr anschaulich beschrieben wird, wie Wachstum wirkt, exponentielles Wachstum, wie es die Wirtschaft bestimmt und wie es schleichend gigantische Probleme für die Gesamtgesellschaft bringen kann, - leider in englischer Sprache, wenn auch relativ gut verständlich.


16.10.08

Kanzlerin Merkel stammelt in ihrer Regierungserklärung zur Finanzmarktkrise Plattheiten und Einblicke in ihren Dilettantismus vor sich hin.
Noch hilft ihr der Mythos, die Finanzprodukte, die das Chaos auslösten, seien in den USA erfunden wurden.
In Wahrheit stammen sehr viele davon aus London und Frankfurt.
Auch kann sich Merkel derzeit noch hinter der Annahme sicher fühlen, der Finanzmarkt wäre zu wenig reguliert gewesen. In Wahrheit war er einer der am stärksten regulierten Wirtschaftszweige überhaupt. Jedoch: Er war völlig falsch reguliert.

Der schwarze Peter muss unbedingt an der Politik festgenagelt werden, alles andere wäre unrealistisch.
Auch wenn es weh tut, aber diese Erkenntnis gibt nicht nur keine Hoffnung, sondern sie lässt das Schlimmste noch wahrscheinlich werden.
Besser kann es nur werden, wenn alle Politiker mit analoger Gesinnung zur Dame im Kanzleramt von den Schalthebeln abdankten, und diese Feststellung ist extra parteigrenzenüberschreitend gemeint.

Immer wieder, nicht nur bezüglich des Finanzmarktes, passiert ein und dasselbe:
Vorausschauende Politik wird unterlassen, dann fällt das Kind in den Brunnen, großes Theater derer, die den Brunnen hätten vergittern können, folgt. Man führt endlose Debatten darüber, wie denn zu vergittern sei und dies derart lange, bis die Öffentlichkeit meint, die Vergitterung wäre erfolgt.
In Wahrheit haben sie aber nur ein paar Stöckchen über den Brunnenschacht gelegt, das nächste Desaster ist vorprogrammiert.
So ist es im Finanzmarktbereich und so ist es mit Allem, was längerfristig wirkt.

Der Chefanalyst der Bremer Landesbank, Volker Hellmeier, der gerade ein Buch zum Thema herausgebracht hat, stellte gerade im Interview auf Dradio klar, dass die öffentliche Hand jetzt abermals die Möglichkeit hat, ein Gleichgewicht zwischen den Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital "wieder besser darzustellen".
Sich auf eine Selbstregulierung im Bankensektor zu verlassen, hält er für "nicht angemessen". Die Politik müsse ganz klare Grenzen aufziehen, die dann auch rechtlich belastbar sind.
Besonders in den letzten 10 Jahren hätten die Institutionen im Finanzwesen, die sich eigentlich gegenseitig kontrollieren sollten, Banken, Aufsichtbehörden und Politik, eine allzu "hohe Nähe aufgewiesen", was in den USA besonders deutlich war: Eigentlich sollte dort eine Zusammenarbeit Probleme lösen, stattdessen hätten sie die Probleme geschaffen. Insofern ist die Krise auf schwerwiegende Strukturfehler zurückzuführen.

Das Rettungspaket in Europa, welches derzeit bei Garantien in Höhe von 2000 Milliarden Euro liegt, ist nur geeignet, die Ausbreitung der Krise vielleicht zu begrenzen.
Was danach komme, meint Hellmeier, sei viel wichtiger. Im zweiten Schritt müssten wirklich einschneidende Strukturreformen kommen. Im Rahmen der Globalisierung sei eine internationale "Bankenaristokratie" entstanden, eine Kaste von supranational agierenden Instituten, die sich von ihren ursprünglichen nationalen Aufgaben sehr weit entfernt haben. Jede Bank hätte eine volkswirtschaftliche Funktion, und erst deshalb gäbe es die Bankenaufsicht.
Die Bankenaristokratie sei aber keiner Volkswirtschaft gegenüber noch loyal, und verfolge nur noch eigene Profitinteressen. Man sucht sich Steueroasen unter aufsichtsrechtlichen Gesichtspunkten und lässt sich im Notfall, wie wir jetzt sehen können, dann doch von den Volkswirtschaften helfen. Deshalb müsse man auch die Größe der Geldhäuser diskutieren, welche ja verantwortlich für eine gewisse Unangreifbarkeit ist.
In den USA seien 1929/32 die US-Trusts zerschlagen worden, und auch jetzt müsse man darüber nachdenken, ob man die Geldhäuser zum Wohle der Allgemeinheit nicht wieder auf eine volkswirtschaftlich vernünftige Größe zurückführen muss.

Ja, eine bunte Palette vieler kleinerer Banken, die für die Interessen der Bevölkerung da ist, das wollen wir. Zerschlagen ist das Eine. Enteignen der Ackermänner und Tilgung aller Möglichkeiten dieser Kaste Größenwahnsinniger, ist das Andere.
Nur mit diesem Anderen würde das Volk zufrieden und die nahe Zukunft gesichert sein können.

 

15.10.08

Dem 500-Milliarden-Rettungspaket der Bundesregierung kann man nicht zustimmen. Dabei ist die gigantische Höhe der Summe gar nicht der Hauptgrund, sondern die Tatsache, dass damit ein abermaliges Vorkommen einer solchen Finanzkrise gar nicht verhindert werden soll. Es wird nur geflickt, aber nicht auf Stabilität umgebaut.

Zwar kann es sein, dass die Gelder gar nicht fließen müssen, weil die Banken nur unter Auflagen unterstützt werden und diese Auflagen tunlichst vermieden werden, weil dann der Staat beteiligt ist.
Doch selbst wenn dies funktionieren sollte, selbst dann wird die Gier der hohen Personen nach der Erholung neue Finanzprodukte erfinden, bei welchen ebenso wenig noch jemand durchblickt, wie bei den derzeit im Angebot befindlichen 8000 Formen der Geldanlage.

Sehr sicher für die Banken ist immer noch das übersichtliche Tätigkeitsfeld aus Spar- und Girokonten, Kreditgeschäfte mit Sicherheiten und einige wenige sehr konservative Anlagebereiche in Aktien, Edelmetalle oder Grundstücke.
Pikant wird es eigentlich immer erst bei den grenzüberschreitenden Geschäften, so war es 1929 und so ist es auch 2008.

In diese globalen Geschäfte müssten die Risiken internalisiert werden, so dass ihre gesamtgesellschaftliche Rentabilität am Preis ablesbar ist.
Auch Aktien von Unternehmen, die unter hohem Umweltverbrauch wirtschaften, wären sehr unattraktiv, wenn diese Firmen für den von ihnen verursachenden Schaden unausweichlich haften müssten.

Leider fühle auch ich mich beim Thema Finanzgeschäfte überfordert, die Details zu untersuchen, aber es wäre sehr interessant zu sehen, wie eine gerechte Bewertung der unüberschaubaren Renditeobjekte- und Unternehmenspalette weltweit auch deren Attraktivität als Anlagemöglichkeit verändern würde.
Die Kategorische Marktwirtschaft wäre auch bezüglich der Auswirkungen im Finanzmarkt ein alles bestimmendes Regulativ, welches dafür sorgt, dass dieser Marktbereich der Gesellschaft dient statt umgekehrt.


14.10.08

Die Aktienkurse erleben in den letzten Stunden wahre Höhenflüge. Flinke Zocker können auch mitten in der Krise Gewinne machen.
Die Freude über die Bereitschaft der europäischen Staaten, Zahlungen und Bürgschaften in Höhe von über einer Billion Euro zu übernehmen, brachte das notwendige Gefühl, aus der Deckung heraus agieren zu können.

Die Politiker freuen sich, schauen sie doch auch sonst nur auf die Geldbilanzen, wenn sie auf den inneren Zustand schließen wollen.
Deshalb liegen sie auch diesmal falsch. Einige kosmetische Korrekturen am Bankensystem, die Ursachen der Krise aus der inneren Logik der gesamten Ökonomie heraus unter dem Teppich belassen, Schulden machen bei den Nachkommen, die ja jetzt nicht da sind um Einspruch erheben zu können, das war´s, - die große Ausbeutung der Zukunft kann in großem Einvernehmen aller Staaten und Parteien weiter gehen.

Zwischendurch hier vielleicht mal etwas amüsanteres: Wenn auch Zukunftslobby bezüglich der allgemeinen Politik derzeit eher ein Rufer in der Wüste ist, hat das deutsche Fernsehen eine unüberhörbare Kritik einstecken müssen.
Mehr als 4,5 Millionen Zuschauer sahen den Auftritt Marcel Reich-Ranickis, dem man eigentlich nur einen Fernsehpreis verleihen wollte und der dann aber vor laufenden Kameras die Programmqualität in Grund und Boden schimpfte.
Auch wenn hinterher versucht wurde zu zerreden, voran unser aller Thomas Gottschalk, der "Unvermeidliche", bemühte sich peinlichst zu beschwichtigen, Reich-Ranickis Kritik saß.

Wie sehr sie saß kann man auf der Website der ARD beobachten, wo die Zuschauer abstimmen können, ob der Literaturkritiker auch mit seiner Fernsehkritik richtig lag.
Die Umfrage ist bestimmt nicht repräsentativ, aber etwa 90 % der Teilnehmenden stimmten mit ja.
Wieso diese allerdings überhaupt noch fernsehen, - ich selbst besitze schon seit 15 Jahren keinen Fernseher mehr -, wäre wohl die nächste Umfrage wert.

 

13.10.08

Im Zeichen der Finanzkrise kommt zunehmend jeder umweltpolitische Aspekt unter die Räder.
So ist auch die Meldung von letzter Woche bezüglich neuer Erkenntnisse deutscher Forscher zum Klimawandel kaum beachtet worden. Diese befürchten deutlich schlimmere Folgen der Klimaveränderung, als bisher angenommen.

Nicht nur um 59 cm noch in diesem Jahrhundert könnte der Meeresspiegel steigen, sondern gar um einen Meter, sagte der Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Joachim Schellnhuber. Die Eismassen des Himalaja und des Grönländischen Eispanzers schmelzen sehr viel schneller als gedacht.
Hierfür seien vor allem chinesische Kohlekraftwerke verantwortlich, deren Staub- und Rußemissionen sich schon annähernd weltweit verteilen. Wenn diese sich auf Eisflächen legen, werden diese grau und reflektieren das Sonnenlicht weniger gut, ja das Eis heizt sich durch die dunkle Schicht auf. Es wird dann schnell zu Wasser und fließt verstärkt ab.

Wie der Wirtschaftsforscher Gernot Klepper vom Kieler Institut für Weltwirtschaft sagte, nähmen die CO2-Emissionen derzeit drastisch zu, allen voran in den beiden Staaten China und Indien.

So werden die warmen Worte des Wunschdenkens des G8-Szenarios von 2008, den Treibhausgasausstoß bis 2050 zu halbieren, schon von der Wirklichkeit eingeholt.
Umweltminister Gabriel warnte zwar davor, das Engagement für den Klimaschutz infolge der Finanzmarktkrise zu vernachlässigen, doch auch er kommt über flammende Appelle ("Wir sind reich genug, uns Klimaschutz zu leisten - wir sind zu arm, um auf Klimaschutz zu verzichten")und Symptomkurierungen nicht hinaus.

So bitter die Feststellung auch ist, aber durch die gegenwärtige Krise ist die Chance, eine nachhaltige Ökonomie öffentlich zu etablieren eher gesunken, es sei denn es gelänge die Querverbindungen von nicht nachhaltiger Wirtschaft zu den fatalen Finanzinstrumenten deutlich zu machen.
Ohne Zweifel existieren diese, ja ich bin davon überzeugt, dass auch diese Krise eine Folge der Externalisierung von Schadkosten im Wirtschaftskreislauf ist und darauf letztendlich zurück geführt werden kann.

 

11. und 12.10.08 - Urlaub der Blogredaktion

 

10.10.08

Die Krise treibt schon merkwürdige Blüten, wie etwa die Bemerkung von Arbeitsminister Scholz, die Arbeitsplätze seien sicher. Die Hartz4-Gesetze hätten den Arbeitsmarkt "wetterfest" gemacht, und man könne ja sehen, dass der Arbeitsmarkt noch nicht betroffen sei.

Dieser naive Tropf, hier kann man mal sehen, von welchen Kappen unser Land regiert wird: Im freien Fall jubelt er auf halber Strecke darüber, dass er bis jetzt ja noch nicht unten aufgeschlagen ist.

Eine andere Blüte ist die Forderung mancher Hilfloser aus Wirtschaft und Politik, in den Schulen ein Fach Wirtschaftskunde einzuführen.
Wirtschaftsminister Glos versuchte in der sonntäglichen Talkshow, sich mit einer solchen Forderung, es sei "mehr Wissen um die Finanzmärkte nötig", wichtig zu machen, - noch so ein hoffnungslos naiver Schwätzer.
Die deutschen Wirtschaftsverbände halten sich länger schon für völlig kompetent, das deutsche Bildungssystem zu beurteilen, weil sie ja die Endergebnisse zu verwerten hätten, sprich, weil sie die Schulabgänger einstellen müssten. Die Finanzmarktkrise beflügelt diese Leute jetzt abermals auf ihr Anliegen hinweisen zu dürfen.

Fragt sich aber, wie sehr kapitalistisch gefärbt man sich den geforderten Unterricht denn vorstellt. Objektiv denkende Menschen kann die Kapitalistische Subventionswirtschaft noch weniger gebrauchen, als gar nicht denkende Leute. Letztere lassen sich immerhin durch ideologisch geneigte Universitätsprofessoren und eigene Schulungen auch nachträglich profitdienlich formen.

Wirtschaftsunterricht ist ja nicht grundsätzlich abzulehnen. Nur wirft die Forderung neben der nach dem Inhalt auch andere Fragen auf. Wie sollen die Schüler das zeitlich verkraften, welcher Unterricht soll dafür wegfallen? Wie soll die Objektivität des Unterrichts gewährleistet bleiben, wo doch auch Kultusminister und andere Gestalter des Unterrichtsinhalts parteiisch und somit der Ideologie einer nicht nachhaltigen Ökonomie gegenüber verschrieben sind?
Sollen die gleichen Apokalyptiker, die mit ihren ökonomischen Vorstellungen die Weltgesellschaft in den Dreck steuern, diesen Irrtum auch noch lehren dürfen?

Und, wenn aus dem Thema Wirtschaft, über die derzeit auch schon behandelten groben Züge der Marktwirtschaft in Gemeinschafts- und Sozialkunde hinaus, eigenes Fach werden soll, was ist mit den vielen anderen lebenswichtigen Themen, die in den Schulen derzeit ebenfalls zu kurz kommen, wie Gesundheits- und Ernährungskunde, Konsumabstinenz und Persönlichkeitsgestaltung, Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen also ökologisches Handeln während des normalen Alltags und viele andere Themen mehr?

Die Schulen sollten Schulen fürs tatsächliche Leben sein und noch stärker daraufhin gestaltet werden. Sie sollen keinesfalls zu Berufsschulen für eine nur auf Profit und Wettbewerb fixierte Wirtschaft verkommen. - Auf Dradio war dazu gestern auch ein Kommentar zu hören -.

Auf jeden Fall von Vorteil wäre es, die Grundzüge der Kategorischen Marktwirtschaft in den Schulen zu behandeln, als eine ökonomische These mit Bodenhaftung und als Thema, welches die Zusammenhänge zu den unbedingt lebensnotwendigen Bereichen unserer Existenz mit dem Wirtschaftsgeschehen nachvollziehbar verdeutlicht.


09.10.08

Wie schwer es ist, sich aus der kommunalen Infrastruktur auszuklinken, wenn man bessere Lösungen für seinen Haushalt gefunden hat und umsetzt, habe ich selbst bezüglich der Abfallentsorgungsgebühren erfahren.
Nach jahrelangem Gerichtsstreit ist mir die vollständige Befreiung von den Müllgebühren nicht gelungen, allenfalls habe ich erreicht, dass mir der Abfallwirtschaftsbetrieb zwei Drittel meiner Gebühren wieder zurück erstatten muss.

Ein Reporter vom ZDF, der eine Sendung zu Leuten zusammenstellt, die sich gegen diese Art von Gängelungen der Kommune wehren, hatte mir vor zwei Jahren schon von einem Haushalt erzählt, der eine vorbildlich funktionierende Pflanzenkläranlage auf dem Grundstück betreibt.
Diese Leute wehrten sich gegen den verfügten Anschluss an das kommunale Abwassernetz. Ihre selbst umgesetzte Art der Abwasserklärung ist sehr viel umweltfreundlicher als mittels einer Weiterleitung und Klärung in der zentralen Anlage.
Die einzige mögliche Erklärung für die Uneinsichtigkeit der Kommune ist, dass man auch von hier die Gebühren kassieren möchte und keinerlei Präzedenzfall zulassen will.

Auch in meinem Fall, der vollständigen Vermeidung von Restmüll und der Getrennthaltung, Sammlung und Abgabe von Wertstoffen an zugelassene Verwerter, ist das kommunale System durch ein sehr viel besser umweltverträgliches ersetzt worden. Auch in meinem Fall will die Kommune dies nicht anerkennen und auf die Gebühren, für die sie ja keinerlei Leistung erbringt, nicht verzichten. Ein Präzedenzfall soll unter allen Umständen vermieden werden.

Wie dramatisch der Fall der Familie mit der privaten Pflanzenkläranlage schließlich ausgegangen ist, - mit Polizeieinsatz wurde die Unverletzlichkeit der Wohnung missachtet, die Frau von Einsatzkräften weggetragen, das Grundstück aufgegraben und das Abwasserrohr zwangsweise verlegt -, dokumentiert ein kurzer Film, der u.A. auch auf Youtube zu sehen ist. Die vorübergehend als autark erklärte Region Briesensee wurde von der Staatsmacht einfach "plattgemacht".
Ein Vereinsmitglied hat mir gestern den Link hierzu geschickt, danke Thorsten und P. R.

 

08.10.08

Angesichts den düsteren Zukunftsaussichten durch die Internationale Finanzmarktkrise und gegen ihre heraufziehende Angst, wenden sich derzeit wieder sehr viel mehr Menschen den Kirchen zu.

In den USA wettern Fernsehprediger gegen das Schuldenmachen, also gegen eine Gewohnheit in Amerika, die, ermutigt von Wirtschaft und Geldinstituten in den letzten Jahren sich wie eine Epidemie ausgewachsen hat.
Gerade dieses massenhafte Schuldenmachen ist ja die eigentliche Ursache für die Krise, und, hätten die Fernsehprediger dort ihre Schäfchen und deren Verführer doch mal einige Jahre früher hart zur Brust genommen, wären etlichen Leuten in den hohen Etagen zwar die fetten Gewinne, der Weltgemeinschaft aber auch diese schwierigen Zeiten erspart geblieben.
Aber jetzt geht es offenbar darum, den Leuten eine Schulter zum Anlehnen zu bieten und ein wenig Trost, finden doch viele diesen Trost jetzt nicht mehr beim Streicheln des goldenen Kalbs. Die Krise ist, genauso wie die Phase vor der Krise, in den USA eben günstig für Prediger.

Auch Joseph Ratzinger, alias Papst, fühlt sich derzeit berufen, die Leute wieder auf die von ihm repräsentierte Linie hinzuweisen. Man könne jetzt sehen, dass Geld vergänglich, ja nichts sei, und der Glaube an Gott undsoweiter...
Doch, die gesamte europäische Kirchenlandschaft und der Papst haben es stets unterlassen, wirklich deutlich auf die jahrzehntelange Anbiederungspraxis an die goldenen Kälber unserer Gegenwart hinzuweisen, auf die Schuldenmacherei in so vielfältigen Formen und auf die Tatsache, dass die Parlamentarier, allen voran die sogenannten Christdemokraten, mit den Formeln Wirtschaftswachstum, Ankurbelung des privaten Konsums oder Deregulierung und Wettbewerb die psychologische Herrschaft des Goldenen-Kalb-Prinzip gefestigt haben.

Wenn ich es ja nicht derart genau im Bewusstsein hätte, wie die Kirchenführer alles unwidersprochen hingenommen haben, wie sie es als Ideal noch befördert haben, ja sich als Diener des herrschenden ökonomischen Prinzips schuldig machten, ich könnte fast diesem heuchlerischen Nachtreten des Papsts in die Seelen der kleinen Leute erliegen.

Des Papstes Appell ist so hohl wie gottesfremd. Jetzt, wo die Notlage kommt, will man die Leute wieder in die Kirchen treiben, von wo sie sich in den letzten Jahren immer häufiger fern hielten. Jetzt verspürt man endlich eine Handhabe, wo die Ersatzreligion verblasst.
Sie werden wohl jetzt wohl öfter dort sein, aber nur aus Angst und Leere in sich. Hätte der Papst nur schon viel früher den allgemeinen Konsum zur Chefsache erklärt, ja hätte er doch schon früher die sehr viel umfangreichere Verschuldung bei unsren Nachkommen betrachtet.

Hätte er nur wenigstens ab und zu mal erwähnt, dass die Grundlage unseres materiellen Wohlstands die Ausbeutung der nachfolgenden Generationen ist.
Die Leute hätten sich dann gar nicht so weit von den Kirchen entfernt. Das Wirtschaftswachstum wäre vielleicht sehr viel bescheidener gewesen, aber dafür müssten wir nicht einen so weiten Weg wieder zurück zum Eigentlichen nehmen.

Für Nichtgläubige gelten die Gedanken ebenso. Hier ließe sich der religiöse Teil des Aspekts durch eine moralisch-philosophische Komponente ersetzen, jedenfalls dann, wenn es sich bei den Leuten um einen intellektuell einigermaßen durchdachten Atheismus handelt.
Hier ließe sich der Kategorische Imperativ Immanuel Kants mit dem dazugehörigen Begründungsgebäude anführen.
Wem dies statt einer religiösen Richtschnur, die moralische Richtschnur ist, der hat sich in den Zeiten vor der Krise gar nicht so weit in die Konsumreligion verstrickt, und der findet auch jetzt in sich einen Trost, ohne gleich wieder in eine Kirche gehen zu müssen.

07.10.08

Stimmen aus der Wirtschaft zur gegenwärtigen Finanzmarktkrise sind auffallend rar geworden. Man lässt das Tagesgeschehen einfach machen. Meistens sind die passierenden Merkwürdigkeiten und Aktionismen ohnehin zum Wohle der Wirtschaft hingeneigt.

Wenn man dies so überhaupt sagen kann, denn wie der jüngste Vorstoß der Bundesregierung zur Garantie der privaten Spareinlagen zeigt, geht den Politikern nur noch "schwer die Muffe". Wer soll im Ernstfall, dessen Eintreten niemand mehr ausschließt, denn für verlorene Gelder einstehen? Hierfür kommen über die Aufnahme neuer Schulden in nie da gewesener Höhe nur die nachfolgenden Generationen in Frage.
Hier liegt auch die Wahrscheinlichkeit begründet, dass es diesmal nicht so ausgeht, wie 1929, dass sich ein totaler Bankrott und eine große Inflation einstellt.
In den letzten Jahren wurden vor allem die Möglichkeiten zur Externalisierung aller möglichen Schadkosten derart ausgefeilt und Strukturen daraufhin weiter entwickelt, dass ich denke, auch diese Krise wird auf diese Art und Weise nicht in einem heftigen Knall eskalieren.
In ihrer alltäglichen Schwere wird sie abgemildert werden, weil man sie in die Länge zu ziehen versteht. Dafür wird sie wohl endlos dauern, weil die Finanzmarktkrise nahtlos in die ökologische Krise übergeht, in eine Phase der Krise in welcher die Weltgesellschaft die Schulden der letzten Jahrzehnte abzuzahlen hat.

Sich das Geld von den Profiteuren der Krise zu holen ist keineswegs beabsichtigt, derzeit noch nicht, denn hier scheint sich allmählich in der öffentlichen Meinung etwas zu ändern.
Immer stärker wird die Wut auf das System und auf die Dulder des Systems in der Politik und, vielleicht zeitlich verzögert, zwangsläufig auch auf die Nutznießer in den letzten Jahren.
Es fehlt den Leuten nur eine nachvollziehbare Erklärung von dritter Seite, die den Erklärungen der Politik und derer von Banken- und Wirtschaftsseite entgegen steht, um die Empörung in eine Rebellion umschlagen zu lassen. Eigentlich warten die Leute nur auf eine ganz und gar unkonventionelle Antwort auf diese in immer mehr Köpfen kreisende Frage.

Schließlich will ich noch auf einen Kommentar aus dem Lager der Wirtschaft, ausgestrahlt am 1. 10. im Politischen Feuilleton auf Dradio, hinweisen.
Die Kommentatorin Karen Horn, Leiterin des Hauptstadtbüro des Instituts der deutschen Wirtschaft in Berlin, besitzt hier doch tatsächlich die Stirn, der Politik die ganze Schuld an dieser Krise zuzuschieben. In ihrem kläglich gescheiterten Versuch will sie den Kapitalismus in Schutz nehmen und erreicht genau das Gegenteil.
Das Problem sei, dass der Staat den Kapitalismus regulieren wolle, statt ihn frei handeln zu lassen. "Kapitalismus ist kein System, das sündhafte Gier systematisch befördert. Renditestreben ist nichts Böses, ganz im Gegenteil, es ist Ausdruck eines verantwortungsvollen Kampfes gegen die Knappheit." - Ach wie edel, kann ich da nur sagen, diese Art von Scheuklappenwucherung heilen zu wollen, ist sicherlich aussichtslos.
Mit "riskantem Sozialingenieurwesen" sei man von "besonnener Ordnungspolitik" weit entfernt. Die Finanzkrise sei "der beste Beleg" dafür, dass man "weniger staatliche Manipulation" bräuchte.
Horn zählt zwar etliche gravierende Fehler der, vor allem amerikanischen, Politik auf, wie die beiden Kriege, die Erlaubnis zur blauäugigen Kreditvergabe auf dem Immobilienmarkt oder den viel zu niedrigen Leitzins. Dass ihre Kollegen auf Wirtschaftsseite dies alles begrüßt hatten, als es aktuell war, sagt sie nicht. Das Rettungspaket der US-Regierung sei abermals "ein marktwidriger Eingriff", aber "wohl nötig, um Schlimmeres zu verhindern".
Ohne auf die intensive Verstrickung mit der Wirtschaft einzugehen fordert sie zwar "wirksame Haftungsregeln für die Banken zu verabschieden", aber auch, satt den Markt, den Staat zu regulieren.

Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen außer die Empfehlung an Frau Horn, sich doch mal zur Genesung ihrer Störung das Konzept der Kategorischen Marktwirtschaft vorzunehmen. Auch dort wird dem Staat die Hauptschuld an den Krisen unserer Gegenwart zugewiesen, jedoch deshalb, weil er die Nutzung des allgegenwärtigen Produktionsfaktors Externalisierung von Schadkosten in der Wirtschaft nicht unterbindet.
Genau hierunter fällt auch, was Horn selbst fordert, nämlich, den Banken die möglichen Risiken ihrer riskanten Geschäfte anzulasten, indem man diese von Anfang an in die Profitaussichten internalisiert. Auf diese Weise hätte es hier gar keine Profite gegeben und auch kein kollektives Hineinrutschen in eine Krise.

 

06.10.08

Abermals musste Geld in die Hypo-Real-Estate gesteckt werden. Die Bundesregierung versichert immer eindringlicher, dass das Geld der Sparer auf den Konten sicher sei. Die Leute sorgen sich.
Dabei verhungern weiter an jedem Tag 80.000 Menschen auf der Welt. Auch steigen die Opferzahlen in den weltweiten Konflikten, ebenso wie die Absatzzahlen für Waffen aller Art. Für tatsächlich nachhaltige und menschendienliche Entwicklungen fehlen eben diese Milliarden.
Dass sich so viel Geld unter Umständen durchaus locker machen lässt, das immerhin haben wir in den letzten Tagen gelernt.

Der Moloch des "Business as usual" ist weiter aktiv tätig. Auf seiner Flanke ist ihm die warme Decke verrutscht, und weil er dort etwas fröstelt, was wir jetzt in Form der internationalen Finanzmarktkrise erleben, sagt er zu den Regierenden: "Deckt mich doch wieder warm zu, damit ich weiter und bequem fressen kann."
Und weil die Regierungen ihm glauben, weil sie denken, ohne das Fressen des Molochs bräche die Welt zusammen, und weil ja so viele arme Wähler ihre paar Mäuse verlieren könnten, bevor sie diese der herrschenden Ökonomie opfern müssen, tun sie dem Moloch zähneknirschend den Gefallen und pumpen viele Milliarden, die sie ja im Prinzip gar nicht haben und der Allgemeinheit dann eben etwas früher abnehmen, in seine Behaglichkeit.

Wann erkennen wir das letztlich ausschließlich verhängnisvolle Potential dieses Molochs, der uns mit Brot und Spielen erpresst und lassen ihn endlich platzen?
Dass uns allen dabei die Fetzen um die Ohren fliegen, lässt sich nicht mehr vermeiden, ist es aber doch, wo wir so lange gewartet haben, unsere eigene Schuld.

 

05.10.08

Zur internationalen Finanzmarktkrise gibt es mittlerweile derart viele Meldungen von überall auf der Welt, Rezepte, Einschätzungen, Dementis, usw., dass man sich am liebsten ganz klein machen möchte. Keiner blickt mehr durch und, keiner weiß in Wahrheit, was der morgige Tag bringen wird.
Kommt es so wie 1929, dass irgendwann wie in einem Dominoeffekt die Leute ihre Ersparnisse abheben wollen, weil sie Angst haben, alles zu verlieren?
Soll man die paar Kröten den Instituten lassen in der Hoffnung, dass keiner anfängt das Geld lieber zu Hause zu bunkern?
Und was ist mit dem Geld, wenn es zu Hause liegt? Bleibt der Crash aus, hat man die möglichen Zinsen verloren, kommt der Crash, dann aber vielleicht auch eine große Geldentwertung, welche die Scheine auf ihren Papierwert abstuft.

- Auf andere Gedanken kommen, wenigstens heute am Sonntag. Ein paar Fotos einfügen, statt eines Kommentars? Aber welche Fotos?
Es für heute belassen damit und in der warmen Küche gemütlich frühstücken, das werde ich tun.

 

04.10.08

Energiesparlampen - eine kritische Betrachtung, Teil 4:

Zukunftslobby betrachtet die neue Ausführlichkeit des Vorgehens von Ökotest als einen Schritt in die richtige Richtung. Zum ersten Mal wurde mehr berücksichtigt als nur der Energiebedarf bei den Verbrauchern.
Jedoch ist der vollständige ökologische Rucksack von Energiesparlampen immer noch nicht identifiziert worden. Zu viele nachteilige Faktoren der sogenannten Energiesparlampen sind immer noch im Dunkel. Auch diese müssten alle auf das Schadenspotential für die natürlichen Lebensgrundlagen hin untersucht, monetarisiert und in eine abschließende Gesamtbilanz eingerechnet werden. Ebenso sollte man Kriterien, die für die Glühbirnen sprechen, auch im Vergleich entsprechend anführen.

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit hier einige Beispiele noch offener Fragen:

---> Wie teuer kommt der Menschheit die allgegenwärtige Belastung mit Quecksilber, wenn die ESL noch weiter verbreitet werden?
---> Wie groß ist die Summe der Schadkosten aller sonstigen Komponenten von ESLs, da hier doch bedingt durch den sehr viel subtileren Produktaufbau auch sehr viel mehr Material- Beschaffungs- und Wechselwirkungsketten ihr jeweils individuelles Schadenspotential beisteuern?
---> Wenn jetzt, wie in Australien, auch in Europa alle Glühbirnen verboten werden sollen und die Menschen in ihren Wohnungen nur noch dem völlig unnatürlichen Licht der ESL ausgesetzt sind, können in großem Maßstab eine Reihe von Gesundheitsbeeinträchtigungen entstehen. Das zusätzliche Auftauchen von Krankheiten hierdurch bei vielen tausend Menschen ist zumindest wahrscheinlich.
Völlig ungeklärt ist der mögliche volkswirtschaftliche Schaden, durch Faktoren wie: zusätzliche Belastung des Gesundheitssystems, Arbeitsausfall, Folgen psychischer Probleme, usw.
---> Früher erschien es ratsam, das Licht bei Verlassen eines Raums auszuschalten. Heute wird es mit Rücksicht auf die begrenzte Schaltfestigkeit von ESL bewusst brennen gelassen. Wie wirkt sich diese schleichende Umerziehung im Energiebewusstsein der Verbraucher denn letztendlich noch aus?
---> Bei der Weiterentwicklung von Glühlampen sind im Prinzip noch enorme Fortschritte möglich. So kann etwa die Haltbarkeit derart weit gesteigert werden, dass sich allein hiermit der Abstand zur ESL weitgehend aufholen ließe.
Diese Entwicklung wurde von den großen Lampenherstellern bewusst unterdrückt, weil damit der Absatz eingebrochen wäre. Seit dem Zweiten Weltkrieg bis heute hat das internationale Glühlampenkartell die Haltbarkeit einer normalen Glühlampe auf 1000 Stunden festgelegt ("Die Zeit" in der Rubrik "Stimmts?").
- Dieter Binninger erfand eine Glühlampe, die sagenhafte 150.000 Stunden brannte, bei knapp 50% mehr Stromverbrauch. Wäre er nicht auf rätselhafte Weise mit seinem Privatflugzeug abgestürzt, als er 1991 die DDR-Firma Narva zur Produktion seiner Erfindung übernehmen wollte, wer weiß, ob seine nächste Erfindung schon den Stromverbrauch gesenkt hätte -.
Die heute durchgepeitschte Fixierung auf die ESL verhindert aber eine Weiterentwicklung der Glühlampe.
---> Wie auch Ökotest bemerkt, wird bei der Glühlampe 95% der Energie nicht in Licht sondern in Wärme umgewandelt. Kritiker bezeichnen diese Energie als verloren.
Jedoch: Wenn die Glühlampe in der Wohnung brennt, ist auch die Wärme in der Wohnung, was für Bewohner mindestens während 10 Monaten im Jahr eine willkommene Erscheinung ist. Ohne hier jetzt für eine Stromheizung mit ihrer miserablen Umweltbilanz plädieren zu wollen bleibt aber festzustellen:
In Haushalten, die ohnehin mit Strom heizen, kann die Glühlampenwärme zu 100% der Heizungsenergie zugerechnet werden. Würden hier ESL eingeschraubt, müsste die Stromheizung entsprechend mehr leisten.
In Passivhäusern und anderen sehr gut gedämmten Räumen genügt die Glühlampenwärme an vielen Tagen im Herbst und Frühjahr als einzige Heizungsquelle. Die reguläre Heizung kann ausgeschaltet bleiben, was einen nicht zu unterschätzenden Umweltvorteil bedeutet. Da hochgradig wärmegedämmte Behausungen nicht nur aus Klimaschutzgründen eine unbedingte Notwendigkeit sind und in Zukunft wohl stärker durchgesetzt werden, behält auch die Glühbirne hier eine gewisse Berechtigung.

Auch die Lampenhersteller räumen ein, dass die ESL nur eine Übergangslösung darstellen, weil etwa mit LEDs noch weit mehr Stromersparnis möglich ist.
Auch die Atomkraft wird oft als Übergangslösung bezeichnet, weil die regenerativen Energien noch entwickelt werden müssten. Dass hier die "Übergangslösung" für eine große und im Grunde überflüssige Verseuchung sorgt, ist jedem nachhaltig denkenden Menschen bewusst. Umweltschützer fordern das schnelle Begraben dieser "Übergangslösung" und effektivere Anstrengungen zur Verbreitung der Lösung danach, der regenerativer Energiequellen.
Dass aber im Falle der Energiesparlampen die Verseuchung mit Quecksilber ebenfalls eine überflüssige Bürde einer sogenannten Übergangslösung ist, wird von vielen im Lager der Umweltschützer noch verdrängt.

Auf utopia.de dem Portal für nachhaltigen Konsum wird gerade auch heftig auf Ökotest eingedroschen. Es ist schon enttäuschend zu sehen, dass auch Leute, die einen nachhaltigen Konsum wollen, oftmals nicht die Notwendigkeit zu ökologisch vernetztem Denken erkennen und die entsprechend angemessene Konsequenz vermissen lassen. Manche, so könnte man annehmen, sind vielleicht sogar deshalb sauer, weil eine schon abgehakt geglaubte Art und Weise um sein Umweltgewissen zu beruhigen, jetzt wieder ins Rampenlicht gestellt wurde.

Letztendlich und in der momentanen Phase, wo eine wirklich nachhaltige Lösung in der Beleuchtungsfrage noch aussteht, muss die Gesellschaft darauf drängen, dass die Politik den Schaden durch die massenhafte Verbreitung von Energiesparlampen so weit wie möglich einschränkt.
Dazu muss ein strenges Pfandsystem beschlossen werden, ähnlich wie bei Autobatterien, welches verhindert, dass Quecksilber in die unsachgemäße Entsorgung und damit in die Umwelt gelangt. Ich halte ein Pfand in Höhe von 5 Euro pro Lampe für angemessen, bzw. dass neue Lampen nur erworben werden können, wenn dafür verbrauchte zurück gegeben werden.

Am besten wäre natürlich, wenn wie schon gesagt die wirkliche Summe aller Schadkosten ermittelt, beziffert und auf den Preis der Energiesparlampen aufgeschlagen würde. Mit der Glühlampe müsste man ebenso verfahren und bekäme dann eine objektive Möglichkeit beide Beleuchtungsmittel unter nachhaltigen Gesichtspunkten miteinander zu vergleichen.
Aber es soll nach dem Willen der hohen Politik anders kommen:
Ab 2009 werden Glühlampen in der gesamten EU verboten, weil sie zu viel Energie bei Erfüllen ihres Zwecks verbrauchen.
Wieso wird nicht mit dem gleichen Argument die PKW-Oberklasse verboten? Auch mit einem Kleinwagen, der nur ein Fünftel des Sprits verbraucht, lässt es sich ebenfalls von A nach B kommen. Ja, und Kleinwagen geben, analog betrachtet, auch kein Quecksilber oder vergleichbare Schadstoffe im Gegensatz zu ihren großen Produktverwandten ab. Hier im Fahrzeugsektor ist allenfalls eine umweltpolitisch unwirksame Verteuerung für große Spritschlucker geplant, aber kein Verbot.
Wieso denn auch, denkt der Zyniker, der Normalverbraucher kann ja unter dem neuen blauen Lampenlicht der Zukunft still dahinfunzeln. Hauptsache ist doch, die hohen Herren der großen Lampen- und Energiewirtschaft und die Darsteller auf der Bühne der Klimapolitik können sich beim Hetzen zwischen "wichtigen" Terminen auf deutschen Straßen mit ihren durstigen Karossen weiterhin so richtig austoben.

 

03.10.08

Energiesparlampen - eine kritische Betrachtung, Teil 3:

Welches Fazit kann nun gezogen werden? Hat Ökotest überzogen, wenn es nach dem Test resümiert, die angebliche Umweltfreundlichkeit von Energiesparlampen werde stark überschätzt?

Nach Erscheinen der Oktoberausgabe gab es neben Berichten zum Testergebnis auch etliche kritische Stimmen, die Ökotest unsachgemäße Prüfmethoden, das Ziehen falscher Rückschlüsse oder Panikmache vorwarfen.

Die "dena", die Deutsche Energie-Agentur GmbH, die sich selbst als "Kompetenzzentrum für Energieeffizienz und regenerative Energien" bezeichnet, wiedersprach am 30. September in einer Presseerklärung der Untersuchung von Ökotest.
Von der "dena" stammte auch einmal die sehr optimistische Feststellung, dass die deutschen Haushalte sechs Prozent ihres Strombedarfs sparen und vier Millionen Tonnen Treibhausgase vermeiden könnten, wenn alle komplett von Glühbirnen auf Energiesparlampen umsteigen würden.

Um richtig bewerten zu können was hinter dem Protest der "dena" steckt, muss man wissen, wer die "dena-GmbH" ist.
Die Gesellschafter sind BRD, genauer die Ministerien für Wirtschaft, Umwelt und Verkehr zu 50%, die KfW-Bank (im Bundeseigentum) zu 26%, sowie die Allianz, die Deutsche Bank und die DZ-Bank zu je 8%.
Die "dena" ist im Jahr 2000 unter Rot-Grün gegründet worden, um Energieeffizienz stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken. Im Prinzip ist sie also eine PR-Agentur der jeweiligen deutschen Regierung, die aus Feigenblattgründen zu 50% aus privaten Quellen finanziert werden soll.
Des öfteren schon ist die "dena" mit großzügigen Gehältern für die Mitarbeiter und fragwürdigen Bilanzen aufgefallen, unter Anderem dem Bundesrechnungshof. Außerdem verpulvert sie Steuergelder in Millionenhöhe für merkwürdige und meist wirkungslose Kampagnen.
Es wurde auch bemängelt, dass die "dena" eher Energieeffizienz verhindert, als sie zu fördern. Immer weist sie den Verbrauchern die Verantwortung für den sparsamen Umgang mit Energie zu, nicht aber der Energiewirtschaft und der Industrie, wie ein Saarbrücker Energiewirtschaftler im Frühjahr letzten Jahres in der Taz bemerkte. - Mehr dazu: siehe Artikel in "Süddeutsche" und "taz"

Der langjährige Geschäftsführer der "dena" Stephan Kohler äußerte sich auch jetzt zum neuesten Ökotest. Er meinte: "Energiesparlampen lohnen sich. Die hochwertigen Produkte geben angenehmes Licht und senken die Stromkosten deutlich. Wer anderes behauptet, verunsichert die Verbraucher in unverantwortlicher Weise. In ein paar Jahren wird es keine Glühlampen mehr geben, weil sie die EU-Vorschriften für Energieeffizienz nicht einhalten können."

Solcherart Formulierung von Halbwahrheiten kennt man ja schon aus der Politik oder aus der Wirtschaft. Hier soll etwas verschleiert und anderes beschönigt werden. Vielleicht ist Kohler aber auch nur wieder einer dieser selbstbewusst daherredenden Regierungsdiener, der seine Scheuklappen stur auf ein selbst gestecktes Ziel fokussiert und nicht bemerken will, dass er dabei gleichzeitig andere Faktoren erheblich verschlimmbessert.

Dass Energiesparlampen angenehmes Licht abgeben, hatten wir ja schon verneint. Eine Bekannte von mir, der ich eine helle ESL von Megamann mit angeblichem Tageslichtspektrum für ihre Küche geschenkt hatte, schraubte diese nach zwei Wochen wieder heraus, weil sie von den Licht depressiv wurde. Mein eigener Arbeitsplatz hat jetzt auch wieder Glühlampen, weil meine Sehfähigkeit für Kleingedrucktes unter dem Licht von ESL irgendwann nachließ.
Im Betrieb verbrauchen die ESL auch unter korrigierten Bedingungen weniger Strom als Glühlampen, dies ist unbestritten. Nur ist dies noch lange nicht umfassend ökologisch betrachtet.
Was nützt es denn unseren natürlichen Lebensgrundlagen, wenn einerseits durch geringeren Strombedarf während der Benuzung die Belastung der Umwelt teilweise vermieden wird, dafür aber in anderen Bereichen eine sehr viel höhere Belastung zusätzlich auftritt?
Unter diesem Gesichtspunkt muss der Energiesparlampentest nach etlichen enttäuschenden Tests der Zeitschrift "Ökotest" in den letzten Jahren wirklich einmal als ein weitgehender Test zur gesamten Ökologie des betroffenen Produkts gelobt werden. Der Test ist eben nicht nur ein Stromverbrauchstest, dies darf man nicht vergessen. Wer dazu neigt, hat nicht verstanden, wie weit der Begriff Nachhaltigkeit überhaupt gefasst werden muss.

Alle von Ökotest aufgeführten Nachteile bei Haltbarkeit, Helligkeit, Schaltfestigkeit oder allmähliches Dunklerwerden im Verlauf der Lebenszeit, können von vielen objektiv beobachtenden ESL-Benutzern bestätigt werden.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Gasentladungslampen, also ESL, durchschnittlich lediglich halb so viel Strom verbrauchen wie vergleichbare Glühlampen, entspricht offenbar der Realität. Das hohe Ideal der "dena" und der Hersteller jedoch, es wären 80% Ersparnis möglich, wird von allzu vielen Faktoren durchkreuzt.
Auch die Zeit arbeitet hier gegen die ESL, denn die Schutzzollregelung vor chinesischen Billigprodukten fällt ab dem 18. Oktober weg. Dann wird der Markt von billigen ESL dominiert werden und der Appell von "dena"-Chef Kohler, die Leute sollten beim Kauf von ESL auf Qualität achten, ist bloß noch Makulatur. Weil die breite Masse der Konsumenten Billigprodukte bevorzugt, werden dann die im Test aufgetauchten Mängel beim Produkt Energiesparlampe die Regel sein.

Man wird das Gefühl nicht los, dass die Haupttriebfeder des Protests gegen das Testergebnis in Wahrheit politischer Natur ist:
Die Senkung des Stromverbrauchs in deutschen Haushalten mittels massenhafter Verbreitung von Energiesparlampen, war eigentlich ein wichtiger Faktor in den Rechnungen der Bundesregierung zum Erreichen selbst aufgestellter Klimaziele, also zur Senkung der deutschen CO2-Emissionen.
Nachdem die Bemühungen mit dem Emissionshandel so ernüchternd für den Umweltschutz ausgegangen sind und auch der geplante Ersatz von fossilen Treibstoffen durch regenerative in die Hose ging, will man sich offensichtlich nicht auch noch die anvisierte CO2-Ersparnis durch Energiesparlampen abnehmen lassen.
Deshalb wird die "dena" als eine nur Insidern verdächtig erscheinende Organisation vorgeschickt, um die Untersuchung von Ökotest zu diskreditieren. Dabei offenbart sich eigentlich nur eine erhebliche Verantwortungslosigkeit der regierenden Politiker. Ihnen scheint die berechtigte Frage die auch Ökotest stellt, völlig egal, nämlich "ob die Klimaschutzziele mit anderen Mitteln nicht besser und weniger risikoreich zu erreichen sind."

Morgen: letzter Teil

 

02.10.08

Energiesparlampen Teil 2.

Energiesparlampen sind Sondermüll. Sie funktionieren nur mit Hilfe eines gewissen Anteils Quecksilber im Glaskolben.
Quecksilber, ein hochgiftiges Schwermetall, reichert sich im menschlichen Körper an, wirkt als Nervengift, kann Herzgefäße, Immunsystem und Fortpflanzungszyklus schädigen und wird in der Quecksilber-Strategie der EU-Kommission von 2005 für Kinder und schwangerschaftsfähige Frauen als höchst bedenklich eingestuft.
Zwar begrenzt eine EG-Richtlinie den Quecksilbergehalt auf 5 Milligramm pro Lampe, doch ist in vielen Exemplaren, vor allem in älteren Lampen, deutlich mehr enthalten.

Wenn eine ESL zerbricht kann das Quecksilber in die Raumluft übergehen und eingeatmet werden. Der Umgang mit diesen Lampen ist also ganz und gar nicht ungefährlich und im Prinzip nur für umsichtige Erwachsene zu verantworten. Ein Kind kann sich an einer zerbrochenen Glühbirne zwar in die Haut schneiden, an einer kaputten ESL aber kann es sich noch vergiften.

Neben dem Quecksilbergehalt ist auch der Rest der Lampe nicht ohne. Die bromierten Flammschutzmittel auf der Platine im Inneren und teilweise auch am Gehäuse sind ebenfalls sehr umweltschädlich und ungesund.
Manche ESLs dünsten im Betrieb langsam bedenkliche Stoffe aus. Die IKEA-Lampe im Ökotest emittierte Phenol, die Osram-Lampe eine Glykolverbindung. Bei uns zuhause wurden an einer Lampe von Megamann die Klebeklötzchen zwischen den einzelnen Glasröhrchen durch die Hitze allmählich schwarz. Auch hier ist damit bei Zersetzung des ursprünglich gelbweißen Kunststoffs etwas entwichen.

Für Zukunftslobby ist bei Energiesparlampen natürlich die vollständige Gesamtbilanz wichtig, die zwar nach der Ökotestuntersuchung immer noch nicht ganz gezogen werden kann, der man aber wohl ein Stück näher gekommen ist.

Herausgestellt hat sich zunächst eine deutlich geringere Energieersparnis beim Betreiben der ESLs.
Dazu kommt der erheblich höhere Energieaufwand bei der Herstellung, also eine höhere Umweltbelastung aus der Bereitstellung der notwendigen Produktionsenergie und zusätzlich die sehr viel höhere Umweltbelastung aus sonstigen Produktionsfaktoren, wie auch in Zusammenhang mit der schwierigen Entsorgung von ESLs.
Sogenannte Fachleute versichern zwar, dass die Energieeinsparung immer noch so groß sei, dass sie die Nachteile wett macht, aber hier sind, angesichts gravierender Fehleinschätzungen bezüglich der tatsächlichen Summe des Schadenspotentials in anderen Produkt- und Produktionsbereichen unserer Ökonomie, berechtigte Zweifel angebracht.
Ökotest: "Nach den vorbereitenden Studien zur Öko-Designrichtlinie vom Januar 2008, die im Auftrag der EG durchgeführt wurden, verbraucht die Herstellung und Entsorgung einer Energiesparlampe viermal so viel Energie, wie die einer Glühbirne, deutlich mehr Wasser und Schwermetalle, und es entstehen viel mehr Abfall sowie CO2- und andere Emissionen. Auf die Lebensdauer- und Helligkeitsangaben der Hersteller bezogen errechnete die EU, dass der Gesamtenergieverbrauch einer Glühbirne viermal so hoch sei wie der einer ESL. Tatsächlich muss nach unserem Ökotest aber davon ausgegangen werden, dass die tatsächliche Energiebilanz der Sparlampen schlechter ist."

Was die ordnungsgemäße Entsorgung von ESLs angeht, so schreibt das Elektro- und Elektronikgesetz zwar das Recycling aller Entladungslampen vor, jedoch sieht die Wirklichkeit auch hier sehr düster aus.
Es gibt zwei Recyclingsysteme, welche die vermischt angelieferten Altlampen recyceln sollen. Eingesammelt werden die Lampen von einer von den Lampenherstellern organisierten Logistikgesellschaft.
Der Glasanteil wird recycelt, aber nur zu minderen Zwecken weiterverwendet. Der Kunststoffanteil wird verbrannt, und das Quecksilber, abgesaugt in Unterdruckanlagen, wird lediglich in Untertagedeponien endgelagert, weil sich hier kein Recycling lohnt. Lediglich ein Großteil der wertvolleren Metalle in den Vorschaltgeräten werden in der Industrie wiederverwertet.

Das Recyceln der Entladungslampen aber, da können die besten Absichten erklärt werden, funktioniert nur, wenn die verbrauchten Lampen auch in den Verwertungskreislauf gelangen. Und hier besteht das größte Manko, denn nur ein sehr bescheidener Teil der ESL gelangt überhaupt dorthin.
Die allermeisten Verbraucher werfen die Lampen in ihre Restmülltonne, wenn nicht sonstwo hin, da ihnen der Aufwand zur Abgabe an den richtigen Stellen zu umständlich ist.

Bei der Glühlampenverwendung wird argumentiert, dass bei der Stromerzeugung in Kohlekraftwerken auch Quecksilberverbindungen freigesetzt werden, für welches die Glühbirnen mit ihrem Stromverbrauch natürlich auch anteilsmäßig verantwortlich zu machen sind. Diese Verbindungen, also kaum elementares Quecksilber, wird aber in den Kraftwerksfiltern festgehalten, während das Quecksilber der Entladungslampen fast vollständig in die Umwelt freigesetzt wird. Die Filterrückstände von Kohlekraftwerken sind ohnehin als Sondermüll anzusehen und werden entsprechend deponiert.
Auch wenn diese fragwürdige Aufrechnung zugelassen wird, gibt die ESL trotzdem weit mehr schädigendes Quecksilber ab. Dieses Argument ist auch eher als eines gegen Kohlekraftwerke geeignet, als eines gegen Glühlampen.

Morgen: Teil 3 - Fazit


01.10.08

Energiesparlampen, eine kritische Betrachtung - Teil 1:

Dass Energiesparlampen ein sehr unnatürliches Licht abstrahlen war uns eigentlich immer klar. Selbst die teureren Ausführungen, die angeblich ein Tageslichtspektrum wiedergeben, tauchen den Raum bis heute nur in eine bläulich kalte Helligkeit.

Es war schon das Bewusstsein um die angeblich deutliche Energieeinsparung notwendig, damit wir auf die gute alte Glühbirne mit ihrem angenehmen Ton verzichteten. Fünfmal so viel Strom wie seine Hightech-Konkurrentin sollte diese verbrauchen und somit für eine unnötig hohe Energieverschwendung und Umweltbelastung mitverantwortlich sein.
Unser unangenehmes Gefühl der "Energiesparlampe" gegenüber wurde auch durch den offensichtlich sehr viel höheren Aufwand bei der Herstellung für dieses Glasröhrengeknote mit Elektronikpaket befeuert, über welchen nie genaue und vollständige Angaben zu bekommen waren. Schließlich machte uns der notwendige Gehalt an giftigem Quecksilber etwas Bauchweh, aber wir akzeptierten dies, weil ja weniger CO2 in die Atmosphäre entlassen würde, wenn jeder solche Röhren statt der Glühbirnen verwendete.

Jetzt hat die Zeitschrift Ökotest in ihrer Oktoberausgabe die Ergebnisse eines Langzeittests von verschiedenen "Energiesparlampen" veröffentlicht.
Getestet wurden 16 verschiedene warmweiße Lampen mit 10 bis 12 Watt, was der Helligkeit
einer 60 Watt-Glühbirne entsprechen soll
. Dazu wurde noch eine gewöhnliche 60 Watt Glühbirne und eine neuartige 42 Watt Halogenlampe in Birnenform mit getestet.

Das Ergebnis ist wahrlich ernüchternd und bestätigt etliche Vermutungen und Befürchtungen:

-- Die Haltbarkeit der Lampen ist oft sehr viel kürzer, als angegeben.
-- Die Helligkeit entspricht nicht der, einer angeblich vergleichbaren Glühbirne.
-- "Energiesparlampen" werden im Verlauf ihrer Benutzung langsam immer dunkler.
-- Das abgegebene Licht ist unnatürlich und kann das Wohlbefinden subtil beeinträchtigen.
-- Die Hersteller messen die Lichtstärke "wenig praxisorientiert". So wird beispielsweise von ESLs das meiste Licht zur Seite hin abgegeben, was ohne geeigneten Reflektor zur Ausleuchtung eines Schreib- oder Leseplatzes verloren ist. Außerdem beträgt die angegebene Lichtstärke in Lumen weniger als bei der Vergleichsglühbirne, in einem Fall sogar weniger als die Hälfte.
-- Schon bei Zimmertemperatur und vor allem bei tiefen Temperaturen brauchen einige Lampen lange, bis sie ihre volle Helligkeit erreichen.
-- Die Lichtqualität ist miserabel. Der baubiologische Berater von Ökotest sagte: "Das hat mit natürlichem Tageslicht aber gar nichts mehr zu tun." Ein anderer Lichtkenner wird mit den Worten zitiert: "Das ist kein Licht, das ist Dreck." ESLs sind deswegen ein "biologischer Risikofaktor," mit gesundheitlichen Gefahren und Auswirkungen wie "Kopfschmerzen, Schwindel, Unwohlsein, neurologische Störungen, Hormonprobleme bis hin zu Krebsgefahr."
-- Das Lichtspektrum mit einigen überzogenen Farbspitzen entsprich ganz und gar nicht dem des Tageslichts, ist "naturfremd" und stellt einige Farben falsch dar.
-- ESLs flimmern, was zwar im sichtbaren Bereich durch Vorschaltgeräte vermindert werden kann. Jedoch im nicht sichtbaren Bereich ergeht ein wahres Blitzlichtgewitter auf die beleuchtete Umgebung. Dass dies den menschlichen Organismus und die Psyche ebenfalls beeinträchtigt, ist wahrscheinlich.
-- "Häufiges Ein- und Ausschalten verträgt die ESL überhaupt nicht." Die Testobjekte hielten nur zwischen 4.000 und 10.000 Schaltzyklen lang.
-- Im Schnitt kann man mit einer ESL gegenüber einer Glühbirne Stromkosten in Höhe von bescheidenen 6,50 Euro pro Jahr sparen. Und dies nur, wenn es einem nicht so ergeht, wie meinem Nachbarn, der mir gestern sagte, eine kürzlich für 10 Euro gekaufte Lampe von Osram wäre bei ihm schon nach zwei Tagen kaputt gegangen.
-- Die Elektrosmogbelastung durch ESL ist erheblich. "Dazu kommen noch höhere Frequenzen als Folge der elektronischen Vorschaltgeräte". Erst im Abstand von 1 bis 1einhalb Metern ist die Elektrosmogbelastung unter dem tolerierbaren Grenzwert.

Schließlich sei noch die erhebliche Umweltbelastung erwähnt, auf die ich morgen hier eingehen will.