31.10.08
Die neueste Idee
der Bundesregierung den Konsum anzukurbeln und dies mit einem Anschein
von Klimapolitik zu verknüpfen, wird von der Öffentlichkeit
fast ausschließlich mit Kopfschütteln beantwortet.
Mit der Ankündigung,
die Kfz-Steuer für überdurchschnittlich schadstoffreduzierte
PKW zwei Jahre lang auszusetzen, sollen die Leute zum Kauf von Neufahrzeugen
ermutigt werden. Abermals erkennt man die Handschrift der Autolobby,
die den Umweltminister erfolgreich zur Subventionierung ihrer Branche
überredet hat.
In den Tageszeitungen
wird das Vorhaben entsprechend skeptisch kommentiert, hier Ausschnitte
der heutigen Presseschau auf Dradio:
"Zu Recht
laufen Umweltverbände Sturm gegen die gestern von Umweltminister
Gabriel verkündete Idee, Käufern von Neuwagen der Schadstoffklassen
5 und 6 ab 1. Januar zwei Jahre lang die Kfz-Steuern zu erlassen.
Dass der Staat den Besitzern eines dicken Spritfressers mehr Geld
schenken will, als dem Fahrer eines sparsamen Kleinwagens, ist angesichts
der Diskussion um Klimaschutz und Energiekosten schlicht bizarr."
Kölner Express: "Erste die Banken die sich verzockten,
jetzt die Autokonzerne, die jahrelang umweltfreundliche Technik
verpennten. Wem sollen die Steuerzahler mit milliardenschweren Finanzspritzen
noch helfen? Bei allem Verständnis um die Sorgen um die Jobs
in der deutschen Automobilindustrie, die ein Jobmotor ist und auf
die wir alle stolz sind, die Chance war da, jetzt in der Krise endlich
modern und gerecht zu besteuern, endlich die Autos teuer zu machen,
die in Zeiten des Klimawandels sowieso Auslaufmodelle sind, etwa
die superdicken Geländewagen. Die aber kassieren jetzt, weil
weiter nach Hubraum besteuert wird, fröhlich Geschenke."
Badische Zeitung: Sie bezweifelt, dass eine erlassene Kfz-Steuer
tatsächlich zum Autokauf anreizen wird. "Würden
sie wegen wenigen 100 Euro Ersparnis 15.000 Euro oder mehr investieren?
Wenn sie sich ohnehin ein neues Auto kaufen wollten und das Geld
haben, oder zumindest der Job sicher ist, vielleicht. Wenn nicht,
dann kaum. Genau aber hier liegt die Schwachstelle beim Versuch
der Bundesregierung ... der kriselnden Autobranche auf die Beine
zu helfen. Der Anreiz ist einfach zu gering und die Verunsicherung
der potenziellen Käufer zu groß. Alles in allem ist dies
eine teure Aktion mit bestenfalls psychologischem Nutzen. Das ist
Aktionismus keine Strategie."
Schon seit vielen Jahren liegen Pläne für 3-Liter-Autos
in den Schubladen der Konzerne. Einige wenige davon sind gewissermaßen
als Versuchsballon oder Feigenblatt in bescheidenem Maßstab
produziert worden, wie etwa der 3L-Lupo von VW oder der Audi A2eco.
Letzteren kann man schon nicht mehr kaufen.
Wieso hat die Bundesregierung hier, als es Zeit war, den Bau solcher
Autos nicht mit massiven Kaufanreizen gefördert?
Allerdings, auch diese Generation von Autos sind nicht der Weisheit
letzter Schluss. Der 3L-Lupo etwa verdankt seine Sparsamkeit eher
einer Übertechnisierung, die wiederum auf Kosten höheren
Spritverbrauchs geht.
Könnte man die heutigen technischen Möglichkeiten, nur
die in wichtigen Details, wie etwa Vergaser-, Motor- oder Getriebetechnik,
den Einsatz leichter Materialien oder eine günstige äußere
Form mit den Vorteilen eines radikalen Verzichts auf Komfort, aber
mit ausreichender Sicherheit kombinieren, es würden sich leicht
Kleinwagen mit einem Verbrauch um die 2 Liter herstellen und auch
verkaufen lassen.
Die Bundesregierung müsste die Aufnahme eines solchen Modells
in die Palette eines jeden Autoherstellers zwingend vorschreiben
und den Kauf solcher Autos bezuschussen, ihn mit einer Erhöhung
der Benzinsteuer schmackhaft machen oder besser noch mit einer kostenneutralen
Kombination beider Maßnahmen fördern.
Dies würde
recht kurzfristig der Umwelt, der Verkehrsentwicklung, und sogar
den Herstellern dienen, die auch zu ihrem eigenen Glück gezwungen
werden müssen. Doch dafür müsste man sich in der
Regierung zunächst mal gegen die Wünsche der überstarken
Autolobby stellen, und dieser Aufgabe sind die Zwerge dort wohl
nicht gewachsen.
30.10.08
Gestern stellte
die Umweltstiftung WWF in Berlin ihren "Living Planet Report
2008" vor. Aus ihm geht hervor, dass der globale Raubbau an
der Erde immer dramatischer wird.
Gegenüber der letzten Studie des WWF von 2006 wird eine drastische
Verschärfung der Situation festgestellt.
Die Ressourcen
dieser Erde würden immer schneller verbraucht, und man würde
etwa im Jahre 2035 theoretisch 2 Planeten benötigen, um den
aufgeblähten Bedarf an Nahrung, Energie und Fläche zu
befriedigen.
Abermals wird dringend ein weltweites Maßnahmenpakete für
Nachhaltigkeit gefordert.
Der Naturschutzdirektor des Worldwide Fund for Nature, Christoph
Heinrich, sagte: "Wir übersteigen mit unserem Konsum
die vorhandenen Möglichkeiten um ein Drittel".
Und: "Die ökologische Krise wird uns um ein vielfaches
härter treffen als die aktuelle Finanzkrise und früher
oder später das Wohlergehen und die Entwicklung aller Nationen
gefährden." Anlass zu dieser düsteren Prognose
geben neben den Auswirkungen durch den Klimawandel die Ressourcenverschwendung,
die fortschreitende Abholzung der Wälder, die Überfischung
der Meere und alle sonstigen vielfältigen Arten von Umweltverschmutzung
weltweit.
Die Industrienationen
bezeichnet der WWF als "ökologische Schuldner", denn
vor allem sie verbrauchen viel mehr der irdischen Güter als
es verträglich ist. Der ökologische Fußabdruck des
Durchschnittsbürgers liegt weit über dem globalen Durchschnitt
und vergrößert sich noch. Den größten Fußabdruck
haben die USA und China. Sie belasten den Planeten mit ihrer Art
zu wirtschaften noch weit stärker als europäische Industrienationen.
Deutschland liegt laut WWF im internationalen Vergleich hier auf
Rang 30. Trotzdem verbraucht der deutsche Konsument fast drei mal
mehr, als ihm von der globalen Kapazität her zusteht.
Der WWF fordert
abermals eine Trendwende im Energiesektor.
Die auf fossilem Kohlenstoff basierende Energieproduktion mache
allein 45 % des ökologischen Fußabdrucks aus.
Zwischen den Zeilen erkennt man eine gewisse Hoffnungslosigkeit,
denn selbst der WWF fordert nicht mehr das zur Entschärfung
Notwendige, sondern nur das eventuell noch Machbare.
So wird im Maßnahmenkatalog neben Ausbau erneuerbarer Energien,
mehr Energieeffizienz in Industrie, Gebäuden und Verkehr auch
die neuerlich als Maßnahme zur CO2-Reduzierung erwogene CO2-Abscheidung
direkt bei großen Erzeugern mit unterirdischer Lagerung genannt.
Die Machbarkeit dieser Abscheidung ist derzeit alles andere als
bewiesen.
Außerdem nennt der WWF lediglich eine notwendige Reduzierung
des Ausstoßes um 60 bis 80 % bis 2050. Diese Vorstellung ist
aber völlig unzureichend, und man fragt sich, wieso der WWF
nicht das Angemessene fordert, nämlich eine schnelle Reduzierung
auf 0 % CO2 und Maßnahmen, um das bereits in der Atmosphäre
befindliche Kohlendioxid wieder zu binden.
Alles darunter ist lediglich geeignet, den Niedergang ein wenig
zu verlangsamen. Vor allem aber wird mit diesen halbherzigen Rezepten
das Ausmaß der kommenden mageren Jahre im ökologischen
Sinne für die Weltgemeinschaft der Zukunft, nur sehr viel dramatischer
werden.
Hat auch der WWF
schon längst resigniert und hält seine Mahnungen nur noch
geschäftsmäßig und pflichtgemäß aufrecht?
29.10.08
Die EU beschäftigt
sich heute in Brüssel mit den Problemen der europäischen
Autoindustrie. Ein rapider Rückgang der Verkaufszahlen in den
letzten Monaten bringt alle Autobauer in große Schwierigkeiten
und vor allem die Arbeitsplätze dort in Gefahr.
Die Autoindustrie
wird als Schlüsselindustrie bezeichnet, weil auch viele andere
Wirtschaftszweige direkt von ihrem Wohlergehen abhängen. Eine
längere Durststrecke könnte in der Tat fatale Auswirkungen
auf die gesamte europäische Konjunktur mit sich bringen.
Doch diese Probleme
hat sich die Autoindustrie zusammen mit der jetzt so sorgenvollen
Politik selbst zuzuschreiben.
Stur haben sich beide geweigert, im Angesicht der Klimaproblematik,
des Verkehrkollapses und anderer Probleme mit der Art von Mobilität
in der Industriegesellschaft, zukunftsfähige Konzepte, über
sparsamere Autos hinaus, zu entwickeln. Man hat gemeint, es könne
immer so weiter gehen.
Die Autoindustrie hat auf große Fahrzeuge mit großem
Gewinnanteil gesetzt, und die Politik hat dieses nicht unterbunden.
An ihr wäre es gewesen, mit entsprechenden Gesetzen den nötigen
Druck für energiesparende Fahrzeuge und eine, an zukünftigen
Gegebenheiten orientierte radikale Strukturänderung im Verkehrsbereich
aufzubauen.
Hier zeigt sich einmal wieder, wie fatal es sich auswirkt, wenn
die Politik den permanenten Nötigungsversuchen einer Industrielobby,
hier der Autolobby, jahrelang nachgibt und nicht selbst nachhaltige
Konzepte, auch gegen die kurzfristigen Interessen dieses mächtigen
Verbands, auf den Weg bringt.
Jetzt ist es natürlich
leicht für die Autokonzerne, den Anspruch auf staatliche Hilfsmaßnahmen,
wie sie den Banken zugesichert wurden, auch für sich zu betonen.
Industriekommissar Verheugen, in diesen Tagen ganz Autokommissar,
redet
(oder hier)
der Autoindustrie nach dem Mund und beweist mal wieder seine Unfähigkeit,
sich über eine zukunftsfähige europäische Industrie
Gedanken machen zu können. Am Ende werden die europäischen
Regierungen nachgeben und abermals auf Kosten der nachfolgenden
Generationen mit Schulden die neuen Löcher stopfen.
Wie schon mit den Zahlungen und Bürgschaften an die Kreditinstitute,
wird auch in diesem Bereich nicht die Ursache der Krise gelöst,
sondern nur ein als nächstes auftauchendes Symptom überpinselt.
Diese Summe aller
Symptombehandlungen, das meiste an Problemen und Löchern kommt
ja erst noch, wird aber aller Voraussicht nach am Ende nichts nützen,
weil wir schon viel zu lange die verschiedensten Arten von Schadkosten
externalisiert, also in die Zukunft verschoben haben.
Diese Zukunft ist jetzt dabei anzubrechen, und wir werden auf schmerzliche
Art und Weise nachträglich zur Kasse gebeten.
Einen kleinen Trost gibt es dabei für die natürlichen
Lebensgrundlagen: Wenn die Autoindustrie weniger Produkte verkaufen
kann, verursacht sie auch weniger Schaden durch Energie- und Rohstoffverbrauch,
Müllerzeugung und viele andere letztlich schädliche Auswirkungen
in Zusammenhang mit der Produktion.
Nur hätten wir dies, mittels einer rechtzeitig auf den Weg
gebrachten nachhaltigeren Verkehrskonzeption, ganz ohne Wirtschaftskrise
wesentlich effektiver auch haben können.
28.10.08
Vom Klimaproblem
hört man derzeit kaum noch etwas in den Meldungen. Alles dreht
sich um die Finanzmarktkrise, als wäre diese die größte
Bedrohung für unsere Zukunft.
Im Finanzbereich
lässt sich für Politiker sehr viel leichter handeln. Löcher
mit konkreter Größe tun sich auf, welche man mit entsprechend
großen Beträgen stopfen kann. Die Tatsache, dass die
selbe Politik, die das System hat in den Abgrund stürzen lassen,
sich jetzt als "Retter" darstellen kann, lässt sich
sehr einfach verbergen.
Gestern noch hat ein Bekannter, welcher sich früher stark in
Entwicklungsarbeit engagiert und die Auswirkungen des wirtschaftlichen
Systems eigentlich immer kritisiert hatte, sich mir gegenüber
positiv zur "Arbeit" von Bundeskanzlerin Merkel geäußert.
Einer nach dem anderen fallen sie rein auf die watteweiche Demagogie
des 21sten Jahrhunderts.
Ein anderer Mann,
recht groß, Ende Sechzig, mit stattlichem Bauch, schneeweißem
Kurzbart und tiefer lauter Stimme, mit dem ich letzte Woche geschäftlich
zu tun hatte, lobte mein Engagement gegen die Müllgebühren.
Er hätte davon gehört und fände dies toll, da man
sich ja nicht alles gefallen lassen dürfe.
Ich meinte, mein Engagement liege ja eigentlich mehr über diesem
speziellen Thema Müll, wollte auf Zukunftslobby kommen und
erwähnte das momentan aktuelle Thema CO2-Problematik. Sofort
meinte dieser, das wäre ja alles nicht war und nur bloße
Geldmacherei. Er hätte höchstpersönlich in alten
Kirchenbüchern nachgeschaut und diese ungewöhnlich warmen
Jahre hätte es immer schon gegeben.
Und auch den Quatsch mit der Windenergie. Als er noch Berufsschullehrer
im Fach Informatik gewesen sei, hätte er schon gewartet auf
diese jungen "Besserwisser", die Windenergie gut fanden.
Da hätte er sich mal eine Schulstunde Zeit genommen und ausgerechnet,
dass "da am Ende gar nichts übrig bleibt". Es wäre
eine Zumutung, dass man jetzt überall diese Windräder
sehen müsse, wenn man übers Land fährt.
Kunden darf man
nicht kritisieren, und so habe ich nichts mehr entgegnet.
Immer wieder allerdings begegnet man dieser Sorte von Menschen,
die enorm viel reden und dabei scheinbar unfähig sind zum Zuhören,
deren Selbstbewusstsein also quasi umgekehrtproportional zu ihrer
Sachkenntnis steht.
Diese Sorte Mitbürger, ob politisch aktiv oder nicht, reißen
eine viel größere Menge von ebenfalls uninformierten,
aber stillen Menschen mit in die selbstgerecht verordnete Handlungsunfähigkeit
angesichts den Erfordernissen für die Zukunft.
Dieses als eine
kleine Momentaufnahme zum Thema soziologische Gründe für
die allgemeine Passivität im Angesicht des heraufziehenden
ökologischen Kollaps.
Bezüglich
interessengelenkte Prioritätenverschiebung in der Politik vielleicht
noch ein Link
zu einem Interview auf Deutschlandfunk.
Überschrift: "Klimakollaps wäre nicht mit 500
Milliarden zu reparieren".
DLF: "Professor Hans-Joachim Schellnhuber, Direktor des
Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, hält die von
Europa angestrebte Emissionsreduktion von 20 Prozent keinesfalls
für ein ambitioniertes Ziel. Dabei handele es sich um das absolute
Minimum, um das Klima zu stabilisieren. Es sei fatal, dass die Finanzkrise
momentan von den Gegnern eines Klimaschutzprogramms missbraucht
werde, betonte Schellnhuber..."
27.10.08
Ab heute gilt
auch in der Arbeitswelt wieder die Winterzeit. Eigentlich ist dies
die normale mitteleuropäische Zeit, doch seit es die Sommerzeit
gibt, stellt sich die Frage, ob unsere Zeiteinteilung, die ja den
ganzen Tagesablauf beeinflusst, den Anforderungen unseres Lebens
voll gerecht wird.
Die mit Abstand
größte Kritik an der Sommerzeit entsteht wegen der Schwierigkeiten
während den beiden Umstellungszeitpunkten im Frühjahr
und Herbst.
In der Landwirtschaft gibt es große Probleme dabei, die Organismen
von Tieren von einem Tag auf den anderen früher oder später
funktionieren zu lassen. Man kann Kühe nicht so einfach eine
Stunde früher melken als gestern. Landwirte brauchen schon
einen ausgeklügelten Plan, um diesen Wechsel über viele
Tage den Tieren anzugewöhnen.
Schlimmer ist
es jedoch für die meisten Menschen. Sie sind nur schwer in
der Lage, ihren Rhythmus kurzfristig umzustellen. Welche Eltern
mit schulpflichtigen Kindern können davon nicht ein Lied singen.
Welche Erwerbstätigen kämpfen nicht mit dem früheren
Aufstehen und welche alten Menschen nehmen dies so ohne weiteres
hin?
Jedoch, besteht
die Lösung dieses Problems allein darin, die Sommerzeit wieder
abzuschaffen?
Die Sommerzeit beschert uns eigentlich mehr Freizeit während
der helleren Jahreszeit. Die meisten Erwerbstätigen haben nach
ihrem Feierabend eine Stunde mehr Tageslicht zur Verfügung
und können diese Zeit dadurch sehr viel besser ausfüllen.
Die Lebensqualität im Sommer ist eindeutig höher.
Die Winterzeit
dagegen wird als eine etwas finstere Periode empfunden. Die abends
verlorene Stunde Helligkeit, wird zwar an den Tagesbeginn gefügt,
doch vom Empfinden her wäre es angenehmer, wir hätten
sie am späten Nachmittag.
So, wie viele Menschen es jetzt empfinden, geht die Mittagszeit
im Winter abrupt in die Abendzeit über. Es fehlt etwas entscheidendes
im Gegensatz zur Sommerzeit. Da der Morgen im Winter ohnehin dunkel
ist und es erst hell wird, wenn die meisten Menschen schon auf der
Arbeit oder in der Schule sind, könnten wir diese eine Stunde
doch ebenso gut für die Erhellung der Nachmittage belassen.
Die Lösung
ist klar: Man müsste die Winterzeit abschaffen.
Die Diskussion ist schon älter, und bei Welt-Online gab es
vor einem Jahr dazu
eine lebhafte Debatte . Weil das Thema alle Jahre wieder kommt,
garantiert im Oktober wenn umgestellt wird, sei hier noch einmal
darauf hingewiesen.
26.10.08
Heute im Utopiaforum:
ein Beitrag von mir zur Notwendigkeit der Bürgerregierung,
hier,
letzte Seite.
25.10.08
Heute war der
Wirtschaftswissenschaftler, Grünenpolitiker und attac-Gründer
Sven Gigold im Interview auf Dradio. Er wäre beispielsweise
im Sinne der im Utopiaforum angedachten Bürgerregierung einer
meiner Kandidaten, die dort vertreten sein müssten.
"Treten
die Mitverursacher der Krise jetzt als Retter in der Not auf?"
lautete die erste Frage. Gigold sagte: "Das ist fraglos
so. Die zentralen Personen, die an dem Rettungspaket gebaut haben,
waren vorher diejenigen, die massiv für die Deregulierung des
Finanzplatzes Deutschland eingetreten sind und auch diejenigen,
die verhindert haben, dass es auf internationaler Ebene zu den richtigen
Maßnahmen gekommen ist. Ich nenne nur den Finanzstaatssekretär
Assmussen, der eine zentrale Rolle spielt, aber auch Herrn Ackermann
inclusive des Chefökonomen im Kanzleramt Herrn Weidmann. Es
sind alles diejenigen, die die letzten Pakete mitgestrickt haben,
zur Deregulierung". ...
Das komplette
Interview nachzulesen lohnt sich. Man findet es bald auf Dradio.
Link liefere ich nach.
Auch interessant
zum selben Thema ein Interview
von vorgestern mit Grünenpolitikerin Renate Künast.
24.10.08
Zu welch absurd
menschenfeindlichen Rezepten die EU sich manchmal
durchringen zu müssen glaubt, dafür bekommen wir heute
ein Beispiel.
An Flughäfen
sollen jetzt Scannergeräte für die Ganzkörperdurchleuchtung
von Fluggästen eingeführt werden.
In etlichen Kommentaren deutscher Zeitungen von heute, zeigt sich
eine Welle der Empörung, wie die Presseschau auf Dradio berichtet.
Neue Osnabrücker Zeitung: "Wenn es noch eines Beweises
bedurfte, wie weit die Brüsseler Bürokraten von den Bürgern
entfernt sind, haben sie diesen gestern geführt... Narben,
Muttermale, Prothesen oder Implantate, dies alles müssten Passagiere
Kontrolleuren offenbaren. Menschenwürde, Persönlichkeitsrecht,
Verhältnismäßigkeit, darüber setzt sich Brüssel
nach dem Motto -Viel hilft viel- mit leichter Hand hinweg."
Schwäbische Zeitung: Verhältnismäßigkeit "...daran
hapert es gewaltig. Aber detaillierte Fragen über Sinn und
Recht stehen hier überhaupt nicht mehr im Vordergrund... Das
Vorhaben greift so tief in die persönlichkeitsrechte ein, dass
es ethisch nicht vertretbar ist... Die EU-Kommission hat jetzt gezeigt,
dass Sicherheitsdenken auch ins Wahnhafte abgleiten kann."
Offenbachpost: "Mehr Sicherheit im Flugzeug, das ist auch
erreichbar durch mehr Personal und damit mehr Zeit für intensivere
Kontrollen an den Schleusen. Zu sehr drängt sich der Verdacht
auf, dass durch Stripautomaten vor allem weiter an den Personalkosten
gespart werden soll."
Frankfurter Rundschau: "Jeder Mensch darf selbst entscheiden,
ob andere von seiner Brustamputation, Beinprothese oder Kaiserschnittnarbe
erfahren. Es geht nicht um eher abseitige Erpressungsszenarien gegen
Filmstars mit Silikonkissen, es geht um Würde"
Ich will noch
hinzufügen, dass sich aus der Sicht der nachfolgenden Generationen,
dieser neue Plan zur Abbau von Freiheit im sogenannten Kampf gegen
den Terror, als ein weiterer externalisierter Schaden, diesmal an
der Demokratie, interpretieren lässt.
Es ist ein
Schaden, welcher ebenfalls der herrschenden ökonomischen Ordnung
anzulasten ist, weil diese Ordnung im internationalen Maßstab
dem Terror erst zu seinem Ausmaß und seiner Wichtigkeit verholfen
hat.
Falls die Scanner doch kommen sollten, hat dies auch etwas Positives:
Etliche Leute werden ihre Flugreisen reduzieren, was auch zur Verminderung
der dabei verursachten Emissionen und sonstiger Auswirkungen führt.
Diese Verminderung aber ließe sich besser mit einer angemessenen
Internalisierung der Schadkosten in die Ticketpreise bewerkstelligen,
statt mittels einer Abschreckung durch Körperscanning.
23.10.08
Abermals ist eine
Blase geplatzt, nicht im Finanzbereich sondern in der Bildungspolitik.
Der sogenannte Bildungsgipfel von Kanzlerin Merkel ist ergebnislos
zu Ende gegangen, und abermals bekam die Öffentlichkeit einen
Beleg dafür, dass eine Regierungstätigkeit, die dieses
Wort verdient, gar nicht mehr stattfindet.
Es werden nur
noch beeindruckende Luftballons aufgepustet, um der Bevölkerung
ein Handeln vorzutäuschen.
Manche landen achtlos in der dunklen Ecke nachdem sie für die
Medien beleuchtet und abgelichtet wurden und verlieren dann unbemerkt
ihren banalen Inhalt. Wer nach einer Zeit noch mal nachschaut, findet
nur noch ein kleines, unansehnlich verschrumpeltes Gummiei.
Andere zerplatzen wie die genannte sofort, weil man der Hülle
doch allzuviel Luft zugemutet hat.
Die Luftrepublik
Deutschland hält sich jedoch scheinbar immer noch über
Wasser und verbreitet die Illusion, alles im Griff zu haben. Kein
Wunder, wenn man sich unter dem Diktat von überwiegend bloßer
Heißluftballonexperten hin zu dieser Substanz als inneres
Material gewandelt hat.
Die Diskussion
im Utopiaforum bringt bis jetzt kein Ergebnis. Die beherrschende
Clique dort blockiert ein wirkliches Nachdenken über das Ungewöhnliche.
Weil aber jeder gewöhnliche Weg hin zu wirkungsvollen Maßnahmen,
die den Niedergang der Industriegesellschaft eventuell noch stoppen
können, verbaut ist, bleibt eigentlich nur das Nachdenken über
ungewöhnliche Maßnahmen übrig.
Utopien lassen sich jedoch nur schwer gegen den Widerstand der Mittelmäßigkeit
entwickeln, und dieses Problem besteht leider auch im Utopiaforum.
Ende der Woche
werde ich dazu noch mal einen Versuch machen und einen neuen Forumsstrang
auf Utopia eröffnen.
Die Frage, welche ich aufgeworfen habe, lautet ja im Prinzip ja:
Lässt sich auch trotz der Herrschaft einer einsichtslosen und
derzeit alles beherrschenden Parlamentarierkaste und gegen die bräsige
Gleichgültigkeit und trübe Resignation des deutschen Wahlvolks
noch irgend eine zukunftsbewahrende Vision in Realität verwandeln?
Genauer:
Ist die Bildung einer neuen Regierung, zusammengesetzt nicht aus
Parteipolitikern, sondern aus unabhängigen Fachleuten aus verschiedensten
Bereichen, die bessere Wege in der Krise und aus der Krise heraus
finden können, möglich?
Das bisher dort
schon gesagte zum Thema will ich hier auf Zukunftslobby zusammenfassen,
daran arbeite ich gerade.
22.10.08
Auch heute wieder
schreibe ich im Utopiaforum
zum Thema Bürgerregierung.
21.10.08
Auch heute ging
meine Zeit für einen Beitrag im Utopiaforum
drauf.
Getrennt betrachtet
könnte man ihn überschreiben mit:
Dialog mit den Herrschenden, ja oder nein?
Lieber Olaf, wie
sind die unzähligen "Dialoge" in den letzten 30 Jahren denn ausgegangen,
in welchen es über die Gefahren für die Zukunft, speziell die Perspektiven
für die Gesellschaft bezüglich der Schädigung natürlicher Lebensgrundlagen,
der inneren Verrohung und Abhandenkommen des Sozialen in Folge ökonomischen
Wandels oder den fortwährenden Verlusten von sinnvoller, zufriedenstellender
und ein Auskommen sichernder Arbeit für alle ging, um nur drei Dinge
von vielen zu nennen?
Es passiert immer
das Gleiche: Leute mit wirklicher Übersicht und sachdienlichen Ideen
verlassen bald frustriert das Feld angesichts der Übermacht der
Laberkaste aus Parlament und Wirtschaft. Diese hat eine ausgefeilte
Routine entwickelt, sich mit Hilfe beeindruckender Wortblasen und
rhetorischer Kunstgriffe vor jeder langfristig wichtigen Umsteuerung
herumzudrücken.
Einziges Ziel dieser Leute scheint noch zu sein, die unbedarfte
Mehrheit der Zuhörer oder Leser ihrer Ergüsse dahingehend zu beeinflussen,
dass sie ihnen geradeso NICHT das Mandat entzieht, sie statt dessen
weiter am Ruder belässt in der immer trüber werdenden Hoffnung,
"ja vielleicht machen die es ja doch einmal gut."
Dummerweise ist
eine Eigenschaft des gemeinen Volks, dass von der Vielzahl der Worte
eines Parlamentariers, vom Gehalt an Fremdwörtern und Kompetenz
simulierenden Ausdrücken und Redewendungen, -oft gar nur unbewusst-,
schon auf die Eignung dieser Person als Staatsmensch geschlossen
wird.
Diese menschliche Eigenschaft, diese Gutgläubigkeit, diese Vertrauensbereitschaft
darauf, dass schon eine gewisse Aufrichtigkeit bei jemanden vorhanden
sein muss, der sich als Politiker vorne hin auf die Bühne und ins
Licht stellt, ist von der Antike bis heute immer wieder von den
verschiedensten Denkern thematisiert worden.
Demokratie ist
die beste Gesellschaftsform, ohne Zweifel, aber gerade, wenn es
ums Ganze geht, um das nackte Überleben, muss man die Schwächen,
die ihr systemimmanent sind im Auge behalten!!
Jemand der die
Aussagen aus Politik und Wirtschaft verfolgt und sich mittels intensiver
Beschäftigung mit einigen Themenbereichen einen ideologiefreien
und fachübergreifenden Überblick verschafft hat, kann jeden Tag,
wenn er das Radio anschaltet oder die Zeitung aufschlägt, verzweifeln.
Was glaubst du
denn, Olaf, was in den vielen nichtöffentlichen Versammlungen von
NGOs denn mittlerweile los ist?!!
Es herrscht immer mehr Kopfschütteln, Verzweiflung oder bitterer
Sarkasmus angesichts dem Gehabe derer, die du, lieber Olaf, am "Dialog"
beteiligt sehen willst.
Dein Gedanke sieht sehr edel aus und mag dir den weißen Glanz von
Toleranz und Verständnishaberei verleihen, mit Verlaub Olaf, angesichts
der Situation, in welche wir mittlerweile gebracht worden sind,
ist er nur noch zum Kotzen.
Jeden Morgen,
wenn ich die Meldungen auf Dradio höre und den täglichen Blogbeitrag
unserer NGO schreibe, habe ich, wenn Politiker oder sonstige ideologisch
verbohrte "Fachleute" interviewt werden, oft genug das Gefühl, es
sträubt sich mir der Kamm und die Fußnägel rollen sich auf.
Es könnte alles
soviel besser laufen mit unserem Alltag, mit unserem Miteinander
und für unsere Zukunft, wenn nicht geradezu ALLES mit diesem eiskalten
Zuckerbrei von stets "dialogbereiten" Dummschwätzern in gesicherter
Position zugekleistert werden würde.
Wahrscheinlich
würde ich mich noch nicht einmal trauen, dies hier öffentlich zu
schreiben, wenn ich nicht genau wüsste, dass unzählige Individuen
in Deutschland ebenso empfinden. Wie drückt es Klaus Staeck heute
im Interview im Tagesspiegel aus: "Ich komme mir vor wie der Wanderprediger,
der seit mindestens 15 Jahren vergeblich vor den zerstörerischen
Kräften des Kapitalismus warnt..."
Genau das ist es, - wir haben lange genug gegen die Wand aus Ignoranz
und Eigennutz angeredet.
Dein Einwand, es könne zu einer "Herausbildung einer ganz besonders
intellektuellen Elite werden", was soll man dazu sagen? Die
Sache ist nur zart angedacht und du kommst mit so etwas daher. Was
sagst du denn zu der anderen Elite, die ich oben genannt habe, die
alles blockiert oder auf die lange Bank schiebt? "Jeder muss
mit können", schreibst du, - da bekommst du mein entschiedenes
NEIN! Keine Labersäcke mehr, die jedes weiterführende Ergebnis mit
leerem Volumen ersticken.
Meine "Aufforderung
käme einem Putsch gleich und ist der Demokratie nicht würdig",
schreibst du.
Da ich gerne Bilder male, dieses:
Stellt euch vor, eine Gruppe Jugendlicher, völlig unerfahren darin
wie man die Vorteile eines offenen Feuers nutzt und dabei die höllischen
Gefahren vermeidet, hätte beim Zündeln einen Flächenbrand ausgelöst.
Was würde eine Feuerwehr tun, wenn sie an den Brandherd kommt? Sie
würde die Jugendlichen ohne Dialog direkt nach Hause schicken und
sofort mit dem Löschen beginnen. Die Jugendlichen könnten froh sein,
wenn sie hinterher nicht für den angerichteten Schaden zahlen müssten.
Olaf, ich vermute
du schläfst und schnarchst nur laut.
Der Putsch hat längst statt gefunden, hast du es nicht bemerkt?
Wie fühlst du dich denn dabei, mit einem Menschen wie Ackermann
"Dialog" führen zu wollen, der dir mit der flachen Hand voll ins
Gesicht schlägt? (- Heute in den Meldungen -)
Wir werden beherrscht von einer Elite, der zur Erlangung von persönlichem
Profit nichts mehr heilig ist. Sie verheizt einfach die natürlichen
Lebensgrundlagen zur Erlangung eines quantitativen Wirtschaftswachstums,
zum Einen, um das Wahlvolk mit einem zweifelhaften materiellen Wohlstand
zu betäuben und zum Anderen, um sich selbst die Voraussetzung für
ein überaus profitables Finanzsystem mit Zins und Zinseszinsen zu
erhalten.
Auch den Vorwurf
an mich, polarisieren zu wollen, weise ich von mir.
Die Grenzen zwischen den ideologisierten Rücksichtslosen und den
besorgten Besonnenen verläuft quer durch alle Schichten. Ebenso
wie es unter den Linksstehenden verbohrte Deppen gibt beispielsweise,
findet man unter mittelständigen Unternehmern sorgenvolle Leute,
die ahnen, dass sich etwas radikal ändern muss.
Die Worte Putsch oder Revolution suggerieren immer eine linke oder
rechte Gesinnung und sind deshalb hier zu vermeiden. Ich habe mit
voller Absicht den Ausdruck BÜRGERregierung genommen. Im Grunde
haben alle Menschen die gleichen Anforderungen an die Qualität der
natürlichen Lebensgrundlagen, und nur darum geht es. Es soll keine
wie auch immer geartete politische Weltsicht oder subjektive Herrschaftsform
erwirkt werden. Die Bürgerregierung hätte die einzige, aber weltgeschichtlich
wohl wichtigste aller Aufgaben, das Ruder im letzten Moment noch
herum zu reißen, ja, und dazu muss man dieses Ruder den momentanen
Chaoten aus den Händen reißen!
Ich bin überzeugt,
wenn diese Bürgerregierung sich wirklich auf breitester Basis so
zusammensetzen ließe, dass keinerlei Parteigeschmack wahrgenommen
werden kann, wird sie auch Erfolg haben. Nur, dieses zu organisieren
ist wahrlich eine ungeheure Aufgabe.
PS: Hier noch
ein Video: Es ist ein Trickfilm mit dem Titel: -Wir
spielen Bankenkrise-.
20.10.08
Das Hauptaugenmerk
derzeit liegt noch im vorgestern
aufgezeigten Forumsstrang bei Utopia.
Dort schrieb ich
heute morgen unter Anderem:
So, und damit
wir begreifen, dass auch wir durchaus Nägel mit Köpfen
machen können, schlage ich jetzt mal drei mögliche Sofortmaßnahmen
vor. Sie sind miteinander verzahnt, also schlecht getrennt voneinander
vorstellbar.
---- Wir brauchen
ein Krisenmanagement, welches sich ausdrücklich NICHT aus Leuten
der Parteipolitik, der Kapitalwirtschaft und dem Anhang aus entsprechenden
Steigbügelhaltern verschiedenster Disziplinen zusammensetzt.
Die vielen NGOs, unabhängige Journalisten, Sozial- und Politikwissenschaftler,
Klima- und Emissionsforscher, ideologiefreie Finanzfachleute, linke
wie wertkonservative Querdenker, lange schon besorgte, scheuklappenfreie
Mittelständler, Psychologen und Philosophen, Pädagogen,
Kulturschaffende, usw., die sich immer wieder in glänzenden
Einzelbeiträgen zu dem ablaufenden Wahnsinn geäußert
haben, müssten dringend vernetzt werden.
Am Anfang wäre eine entschlossene kleine Gruppe von unabhängigen
Menschen nötig und ein baldiges Dazukommen von öffentlich
bekannten Persönlichkeiten.
---- Dieses überparlamentarische
Krisenmanagement wählt aus seiner Mitte eine zunächst
außerparlamentarische Bürgerregierung.
Jedes Ressort sollte dabei nicht mit nur einer Person wie der des
Ministers besetzt sein, sondern aus einer kleinen Gruppe von Fachleuten.
Hauptaufgabe dieser Bürgerministerien wäre es, gangbare
und wunschdenkenfreie Wege in der Krise auszuloten, aber auch Vorschläge
zu einem langfristig verträglichen Wirtschafts- und Gesellschaftssystem
nach der Krise zu behandeln.
Diese Bürgerregierung sollte ausdrücklich nicht NEBEN
der Staatsregierung agieren, sondern GEGEN sie. Mittels überzeugender
Argumente zum Tagesgeschehen und den Hintergründen müsste
sie die fatale Inkompetenz der Politik angesichts der Notwendigkeiten
für eine lebenswerte Zukunft verdeutlichen.
Gegenüber der Bevölkerung wird so überhaupt erst
eine Aufnahmebereitschaft für die richtigen Alternativen geschaffen.
Falls es gelingt diese Bürgerregierung als kompetentes Gremium
in der öffentlichen Wahrnehmung zu verankern, sollte auch eine
Teilnahme an der nächsten Bundestagswahl nicht ausgeschlossen
werden.
Hierzu wäre es zum Beweis der Aufrichtigkeit wichtig, über
eine angemessene Aufwandsentschädigung hinaus, von vorne herein
den Bezug der üblichen Abgeordnetendiäten und Pensionsansprüche
auszuschließen.
---- Als erste
Maßnahme gegen die Finanzkrise sollte diese Bürgerregierung
die sofortige Einführung einer bundesweiten Sekundärwährung
verlangen, die nicht nur völlig zinsfrei, sondern auch mit
einem Verfallsfaktor als unumgehbare Umlaufsicherung ausgestattet
ist. Anders als bei den schon hier und da eingeführten Regionalwährungen
mit Nischendasein, sollte diese Währung bei Bedarf den Euro
voll ersetzen können.
Dazu sind Gesetzesänderungen notwendig, weil derzeit nur der
Euro als einzige Vollwährung zugelassen ist. Der Name dieser
Sekundärwährung ist sehr naheliegend: Ich würde sie
DM nennen, - gell?
Wer sich dazu näher informieren möchte, sollte nach Silvio
Gesell im Internet suchen. Er wird massenhaft fündig werden.
Nicht nur die Analysen und Schlüsse von Karl Marx gehören
angesichts der Krise heute wieder aufs Tapet, sondern auch die überaus
logischen Thesen dieses Privatökonoms aus den 1910er und 1920er
Jahren, die zum Nachdenken über eine nachhaltige Finanzmarktstruktur
unverzichtbar sind. (- Gerne hätte ich mich dazu auch auf dem
Parallelstrang dieses Forums über Zinsen zu Wort gemeldet,
aber mir fehlt die Zeit -).
Eine solche Sekundärwährung würde eine weiche Landung
Deutschlands mindestens in den Grundbereichen der Versorgung garantieren,
falls es noch ganz dick kommen sollte. Allein die Forderung danach
wäre angesichts der täglichen Nachrichten schon hilfreich.
Sollte die CDU/SPD-Regierung dies verweigern, wäre sie nach
dem möglichen Eintritt der schlimmsten Befürchtungen bei
der Bevölkerung erledigt.
Wer lesen will, wie dieses Instrument in Krisenzeiten wirken
kann, lese bitte hier
(sehr ausführlich hier).
Aber wie gesagt,
obiges kann nur Erfolg zeigen, wenn eine "kritische Masse"
an öffentlich bekannten und fachlich akzeptierten Leuten und
Organisationen zum Mitmachen bewegt werden können.
Erst ab dann berichten die Medien ausreichend darüber und die
Sache wird ein Selbstläufer. Hier bin ich jetzt mal so "unverschämt"
und überlege laut, ob nicht die Utopia AG beweisen könnte,
was ihr, neben Empfehlungen für den Ökojeanskauf, an Organisationspotential
für Nachhaltigkeit noch möglich ist.
Zukunftslobby allein kann diese Aufgabe nicht meistern.
PS: Wer noch mehr
Positives braucht, sollte den heutigen
Beitrag von Astrid von Friesen im Politischen Feuilleton auf
Dradio nachlesen.
PS-2: Video auf
YouTube zum
Geldsystem
19.10.08
Müssen wir
uns heute schon Gedanken darüber machen, wie die
Gesellschaften der Welt in einigen Jahrzehnten, wenn der Klimawandel
unsere Lebensumstände eventuell komplett umgekrempelt hat,
denn aussehen werden und darüber, ob man die Vorbereitungen
auf neue Formen des Alltags und des Zusammenlebens bereits heute
in Angriff nehmen sollte?
Der Politik- und
Sozialwissenschaftler Claus Leggewie hat kürzlich
auf Dradio in einem Politischen Feuilleton darüber nachgedacht.
Leggewie, dessen Forschungsthema die "kollektive Identität
postmoderner Gesellschaften im Zeitalter der Globalisierung"
ist,
meint:
"Der Klimawandel erfordert von der Welt-Gesellschaft immense,
zum Teil nicht einmal gedachte Anpassungen ... Zu den gängigen
Klimaprognosen Erwärmung, Meeresspiegel-Anstieg, langfristige
Folgen für die Nahrungsmittel-Produktion müssen also Szenarien
gesellschaftlich-kultureller Entwicklung treten, die ernsthafter
sind als die Alarmrufe oder Beruhigungspillen einer oberflächlichen
Trendforschung."
Nach Leggewies Ansicht hätten die Klimaforscher dazu nicht
die richtigen Kompetenzen. Jetzt wäre es an der Zeit, dass
sich die Sozial- und Kulturwissenschaftler mit den Naturforschern
zusammen tun, um über solche Fragen zu reden.
Dazu nennt er
zunächst drei Themen:
--- Bezüglich Evolution: Welche Anpassungsleistungen werden
von den Menschen gefordert? Welche Erkenntnisse dazu gibt es in
der Geschichte und wie lassen sich diese auf die Gegenwart übertragen?
Statt platter Lehren, seien vielmehr sorgfältige Weiterentwicklungen
unter Berücksichtigung kultureller Unterschiede in den Reaktionen
des Menschen auf Krisen und Katastrophen notwendig.
--- Bezüglich
Demokratie: Leggewie: "Sind liberal-demokratische Systeme
auf die Folgen des Klimawandels eigentlich eingestellt oder autoritäre
Regime etwa besser geeignet? Und was bedeutet dies für nationale
Souveränität? Globaler Klimawandel erfordert globale Regulierung
- welche Kraft haben da supra- und transnationale Regime?".
Müssen Maßnahmen von Experten ausgedacht und von Regierungen
verfügt, oder muss die Bevölkerung hier auf breiter Basis
beteiligt werden? Hier wären Politologen und Juristen gefragt.
--- Bezüglich
Märkte: Leggewie: "Können die Märkte, die
gerade in ungekannte Turbulenzen geraten sind, noch die Mittel aufbringen,
die für Klimaschutz und Anpassungsziele erforderlich sind?
Zieht die kostspielige Reparatur des Bankensystems Milliarden ab
- oder sind Öko-Investitionen eventuell ein Mittel der Transformation?
Oder sind Klima-Zertifikate gar die Treiber der nächsten Spekulationswelle?"
Eventuell könnte der Zwang zur Einberechnung von Klimakosten
die "im neo-liberalen Dogma befangene Wirtschaftswissenschaft
auf neue Ideen bringen".
Und Leggewie sagt dann: "Hier hört man aber auch besser
auf praktische Philosophen und Ethiker."
Ungewöhnliche
Sätze liest man da, welche jedoch unterschreiben, dass eine
erhebliche Konsequenz, ja manche Menschen mögen es als eine
große Härte begreifen, unabdingbar ist, wenn wir uns
für eine nachhaltige Ökonomie und zu einer Übergangsphase
in diese entscheiden.
Dieser innere
Widerstand in den Menschen, die Neigung, lieber bei alten Gewohnheiten
bleiben zu wollen, obwohl deren Verhängnispotential klar absehbar
ist, dazu hätten Psychologen und "all jene etwas zu
sagen, die die widersprüchliche Natur des Menschen in der Literatur,
in der Bildenden Kunst und in den populären Massenmedien behandeln,
die sich wie eine zweite Natur vor's Klimageschehen legen".
Leggewie sieht den mit der Umweltveränderung "verbundene
Kulturwandel ist das größte Real-Experiment der Menschheit
seit langem." Und er sieht dabei durchaus Chancen "für
ein besseres Leben - wenn wir verstehen lernen, dass weniger mehr
sein kann."
Neben dem Nachdenken
über neue Lebensbedingungen in der veränderten Welt, gehört
auch das Nachdenken über eine Alternative zu dem, was uns dorthin
gebracht hat.
Wir brauchen eine umfassende Alternative zum gegenwärtigen
ökonomischen System. Wir brauchen, und so enden meine Texte
ja meistens, die Kategorische Marktwirtschaft und das dorthin führende
Übergangsszenario.
18.10.08
Derzeit schreibe
ich gerade in einem Strang des Utopiaforums, hier.
17.10.08
Auf zeitpunkt.ch
wurde am letzten Dienstag als Überschrift eines
Artikels die Frage gestellt: "Was hat die Finanzkrise
mit kirchlichen Tabus zu tun?"
Der Text beleuchtet
das Zinsverbot im Christentum und demgegenüber die Tatsache,
dass die katholische Kirche und der Vatikan trotzdem mit ihrem Geld
spekulieren und es reichlich durch entsprechende Anlagenformen vermehren
lassen.
Bereits 1822 wurde das biblische Zinsverbot von der katholischen
Kirche ohne Begründung abgeschafft. Bis dahin hatten sich Christen,
die Zinsen nahmen, der Todsünde schuldig gemacht.
Obwohl der Papst und sein Glaubensapparat prächtig von Geldanlagen,
auch aus Waffengeschäften profitiert, stellt sich das Kirchenoberhaupt
hin, um anlässlich der Finanzkrise gegen die Gier zu moralisieren.
Dabei kehrt er tunlichst unter den Tisch, dass auch die Geldvermehrungsgewohnheiten
der katholischen Kirche in Form dieser völlig leistungslosen
Art unter Nutzung des Finanzmarktes, nur funktionieren kann, wenn
dabei arbeitende Menschen und die natürlichen Lebensgrundlagen,
also die Schöpfung, fortwährend ausgebeutet werden.
Da mag man ausspucken,
direkt auf die teuren Papstgewandsschuhe, und da mag man diesen
Herrn im Papstsamt fragen, wie er es mit seiner Vorstellung von
Gott als dem Gerechten denn vereinbaren kann, eine derart doppelzüngige
Organisation zu führen.
Jedoch, es könnte ja sogar ein Hinweis darauf sein, dass selbst
der Papst nicht an Gott glaubt. Was hätte er derzeit nach seiner
ständigen öffentlich perfektionieren Heuchelei vor einem
eventuellen Gottesgericht denn zu erwarten?
Würde er wirklich einem gottgefälligen Leben hin arbeiten,
müsste er schon seit vielen Jahren gegen den Finanzmarkt, gegen
Zinsen und Schuldenmachen überhaupt und gegen die Spielregeln
der westlichen Ökonomie argumentieren.
Hat er nichts zu befürchten, da er dies nie getan hat, obwohl
er auf Grund seines angeblichen Glaubens dazu verpflichtet wäre?
Im Artikel auf
zeitpunkt.ch wird Martin Luther zitiert: "Der Zins ist ein
in der Wolle gefärbter Dieb und Mörder, wir Christen halten
ihn aber so in Ehren, dass wir ihn ordentlich anbeten. Der Zins
ist ein grosses Ungeheuer, ähnlich einem Werwolf, der alles
verwüstet, ärger als irgendein Schurke. Er gibt aber nicht
zu, dass er es gewesen sei. Er denkt, keiner werde ihn herausfinden
...". Auch Protestanten in hohen Ämtern protestieren
nicht lauthals gegen die Ungerechtigkeiten der Finanzgeschäfte.
Das Zinsverbot
ist auch in allen anderen Weltreligionen enthalten und zeitpunkt.ch
meint: "Erst wenn das jüdisch-christlich-muslimische
Zinsverbot diskutiert wird, besteht die Möglichkeit, den Ursachen
von wachsender Finanzkrise, Hunger, Krieg und Naturzerstörung
auf die Schliche zu kommen."
Am Schluss werden
noch zwei sehr interessante Videohinweise zum Thema gegeben.
Hier ein Ausschnitt aus der Sendung von Priol und Schramm zur
Verschuldungsgewohnheit des deutschen Haushalts.
Hier
eine Reihe von Mitschnitten einer Vorlesung an einer amerikanischen
Universität, in der sehr anschaulich beschrieben wird, wie
Wachstum wirkt, exponentielles Wachstum, wie es die Wirtschaft bestimmt
und wie es schleichend gigantische Probleme für die Gesamtgesellschaft
bringen kann, - leider in englischer Sprache, wenn auch relativ
gut verständlich.
16.10.08
Kanzlerin Merkel
stammelt in ihrer Regierungserklärung zur Finanzmarktkrise
Plattheiten und Einblicke in ihren Dilettantismus vor sich hin.
Noch hilft ihr der Mythos, die Finanzprodukte, die das Chaos auslösten,
seien in den USA erfunden wurden.
In Wahrheit stammen sehr viele davon aus London und Frankfurt.
Auch kann sich Merkel derzeit noch hinter der Annahme sicher fühlen,
der Finanzmarkt wäre zu wenig reguliert gewesen. In Wahrheit
war er einer der am stärksten regulierten Wirtschaftszweige
überhaupt. Jedoch: Er war völlig falsch reguliert.
Der schwarze Peter
muss unbedingt an der Politik festgenagelt werden, alles andere
wäre unrealistisch.
Auch wenn es weh tut, aber diese Erkenntnis gibt nicht nur keine
Hoffnung, sondern sie lässt das Schlimmste noch wahrscheinlich
werden.
Besser kann es nur werden, wenn alle Politiker mit analoger Gesinnung
zur Dame im Kanzleramt von den Schalthebeln abdankten, und diese
Feststellung ist extra parteigrenzenüberschreitend gemeint.
Immer wieder,
nicht nur bezüglich des Finanzmarktes, passiert ein und dasselbe:
Vorausschauende Politik wird unterlassen, dann fällt das Kind
in den Brunnen, großes Theater derer, die den Brunnen hätten
vergittern können, folgt. Man führt endlose Debatten darüber,
wie denn zu vergittern sei und dies derart lange, bis die Öffentlichkeit
meint, die Vergitterung wäre erfolgt.
In Wahrheit haben sie aber nur ein paar Stöckchen über
den Brunnenschacht gelegt, das nächste Desaster ist vorprogrammiert.
So ist es im Finanzmarktbereich und so ist es mit Allem, was
längerfristig wirkt.
Der Chefanalyst
der Bremer Landesbank, Volker Hellmeier, der gerade ein Buch zum
Thema herausgebracht hat, stellte gerade im Interview auf Dradio
klar, dass die öffentliche Hand jetzt abermals die Möglichkeit
hat, ein Gleichgewicht zwischen den Produktionsfaktoren Arbeit und
Kapital "wieder besser darzustellen".
Sich auf eine Selbstregulierung im Bankensektor zu verlassen, hält
er für "nicht angemessen". Die Politik müsse
ganz klare Grenzen aufziehen, die dann auch rechtlich belastbar
sind.
Besonders in den letzten 10 Jahren hätten die Institutionen
im Finanzwesen, die sich eigentlich gegenseitig kontrollieren sollten,
Banken, Aufsichtbehörden und Politik, eine allzu "hohe
Nähe aufgewiesen", was in den USA besonders deutlich war:
Eigentlich sollte dort eine Zusammenarbeit Probleme lösen,
stattdessen hätten sie die Probleme geschaffen. Insofern ist
die Krise auf schwerwiegende Strukturfehler zurückzuführen.
Das Rettungspaket in Europa, welches derzeit bei Garantien in Höhe
von 2000 Milliarden Euro liegt, ist nur geeignet, die Ausbreitung
der Krise vielleicht zu begrenzen.
Was danach komme, meint Hellmeier, sei viel wichtiger. Im zweiten
Schritt müssten wirklich einschneidende Strukturreformen kommen.
Im Rahmen der Globalisierung sei eine internationale "Bankenaristokratie"
entstanden, eine Kaste von supranational agierenden Instituten,
die sich von ihren ursprünglichen nationalen Aufgaben sehr
weit entfernt haben. Jede Bank hätte eine volkswirtschaftliche
Funktion, und erst deshalb gäbe es die Bankenaufsicht.
Die Bankenaristokratie sei aber keiner Volkswirtschaft gegenüber
noch loyal, und verfolge nur noch eigene Profitinteressen. Man sucht
sich Steueroasen unter aufsichtsrechtlichen Gesichtspunkten und
lässt sich im Notfall, wie wir jetzt sehen können, dann
doch von den Volkswirtschaften helfen. Deshalb müsse man auch
die Größe der Geldhäuser diskutieren, welche ja
verantwortlich für eine gewisse Unangreifbarkeit ist.
In den USA seien 1929/32 die US-Trusts zerschlagen worden, und auch
jetzt müsse man darüber nachdenken, ob man die Geldhäuser
zum Wohle der Allgemeinheit nicht wieder auf eine volkswirtschaftlich
vernünftige Größe zurückführen muss.
Ja, eine bunte
Palette vieler kleinerer Banken, die für die Interessen der
Bevölkerung da ist, das wollen wir. Zerschlagen ist das Eine.
Enteignen der Ackermänner und Tilgung aller Möglichkeiten
dieser Kaste Größenwahnsinniger, ist das Andere.
Nur mit diesem Anderen würde das Volk zufrieden und die nahe
Zukunft gesichert sein können.
15.10.08
Dem 500-Milliarden-Rettungspaket
der Bundesregierung kann man nicht zustimmen. Dabei ist die gigantische
Höhe der Summe gar nicht der Hauptgrund, sondern die Tatsache,
dass damit ein abermaliges Vorkommen einer solchen Finanzkrise gar
nicht verhindert werden soll. Es wird nur geflickt, aber nicht auf
Stabilität umgebaut.
Zwar kann es sein,
dass die Gelder gar nicht fließen müssen, weil die Banken
nur unter Auflagen unterstützt werden und diese Auflagen tunlichst
vermieden werden, weil dann der Staat beteiligt ist.
Doch selbst wenn dies funktionieren sollte, selbst dann wird die
Gier der hohen Personen nach der Erholung neue Finanzprodukte erfinden,
bei welchen ebenso wenig noch jemand durchblickt, wie bei den derzeit
im Angebot befindlichen 8000 Formen der Geldanlage.
Sehr sicher für
die Banken ist immer noch das übersichtliche Tätigkeitsfeld
aus Spar- und Girokonten, Kreditgeschäfte mit Sicherheiten
und einige wenige sehr konservative Anlagebereiche in Aktien, Edelmetalle
oder Grundstücke.
Pikant wird es eigentlich immer erst bei den grenzüberschreitenden
Geschäften, so war es 1929 und so ist es auch 2008.
In diese globalen
Geschäfte müssten die Risiken internalisiert werden, so
dass ihre gesamtgesellschaftliche Rentabilität am Preis ablesbar
ist.
Auch Aktien von Unternehmen, die unter hohem Umweltverbrauch wirtschaften,
wären sehr unattraktiv, wenn diese Firmen für den von
ihnen verursachenden Schaden unausweichlich haften müssten.
Leider fühle
auch ich mich beim Thema Finanzgeschäfte überfordert,
die Details zu untersuchen, aber es wäre sehr interessant zu
sehen, wie eine gerechte Bewertung der unüberschaubaren Renditeobjekte-
und Unternehmenspalette weltweit auch deren Attraktivität als
Anlagemöglichkeit verändern würde.
Die Kategorische Marktwirtschaft wäre auch bezüglich der
Auswirkungen im Finanzmarkt ein alles bestimmendes Regulativ, welches
dafür sorgt, dass dieser Marktbereich der Gesellschaft dient
statt umgekehrt.
14.10.08
Die Aktienkurse
erleben in den letzten Stunden wahre Höhenflüge. Flinke
Zocker können auch mitten in der Krise Gewinne machen.
Die Freude über die Bereitschaft der europäischen Staaten,
Zahlungen und Bürgschaften in Höhe von über einer
Billion Euro zu übernehmen, brachte das notwendige Gefühl,
aus der Deckung heraus agieren zu können.
Die Politiker
freuen sich, schauen sie doch auch sonst nur auf die Geldbilanzen,
wenn sie auf den inneren Zustand schließen wollen.
Deshalb liegen sie auch diesmal falsch. Einige kosmetische Korrekturen
am Bankensystem, die Ursachen der Krise aus der inneren Logik der
gesamten Ökonomie heraus unter dem Teppich belassen, Schulden
machen bei den Nachkommen, die ja jetzt nicht da sind um Einspruch
erheben zu können, das war´s, - die große Ausbeutung
der Zukunft kann in großem Einvernehmen aller Staaten
und Parteien weiter gehen.
Zwischendurch
hier vielleicht mal etwas amüsanteres: Wenn auch Zukunftslobby
bezüglich der allgemeinen Politik derzeit eher ein Rufer in
der Wüste ist, hat das deutsche Fernsehen eine unüberhörbare
Kritik einstecken müssen.
Mehr als 4,5 Millionen Zuschauer sahen den Auftritt Marcel Reich-Ranickis,
dem man eigentlich nur einen Fernsehpreis verleihen wollte und der
dann aber vor laufenden Kameras die Programmqualität in Grund
und Boden schimpfte.
Auch wenn hinterher versucht wurde zu zerreden, voran unser aller
Thomas Gottschalk, der "Unvermeidliche", bemühte
sich peinlichst zu beschwichtigen, Reich-Ranickis Kritik saß.
Wie sehr sie saß
kann man auf der Website der ARD beobachten, wo die Zuschauer
abstimmen können, ob der Literaturkritiker auch mit seiner
Fernsehkritik richtig lag.
Die Umfrage ist bestimmt nicht repräsentativ, aber etwa 90
% der Teilnehmenden stimmten mit ja.
Wieso diese allerdings überhaupt noch fernsehen, - ich selbst
besitze schon seit 15 Jahren keinen Fernseher mehr -, wäre
wohl die nächste Umfrage wert.
13.10.08
Im Zeichen der
Finanzkrise kommt zunehmend jeder umweltpolitische Aspekt unter
die Räder.
So ist auch die Meldung
von letzter Woche bezüglich neuer Erkenntnisse deutscher Forscher
zum Klimawandel kaum beachtet worden. Diese befürchten deutlich
schlimmere Folgen der Klimaveränderung, als bisher angenommen.
Nicht nur um 59 cm noch in diesem Jahrhundert könnte der Meeresspiegel
steigen, sondern gar um einen Meter, sagte der Leiter des Potsdam-Instituts
für Klimafolgenforschung (PIK), Joachim Schellnhuber. Die Eismassen
des Himalaja und des Grönländischen Eispanzers schmelzen
sehr viel schneller als gedacht.
Hierfür seien vor allem chinesische Kohlekraftwerke verantwortlich,
deren Staub- und Rußemissionen sich schon annähernd weltweit
verteilen. Wenn diese sich auf Eisflächen legen, werden diese
grau und reflektieren das Sonnenlicht weniger gut, ja das Eis heizt
sich durch die dunkle Schicht auf. Es wird dann schnell zu Wasser
und fließt verstärkt ab.
Wie der Wirtschaftsforscher
Gernot Klepper vom Kieler Institut für Weltwirtschaft sagte,
nähmen die CO2-Emissionen derzeit drastisch zu, allen voran
in den beiden Staaten China und Indien.
So werden die
warmen Worte des Wunschdenkens des G8-Szenarios von 2008, den Treibhausgasausstoß
bis 2050 zu halbieren, schon von der Wirklichkeit eingeholt.
Umweltminister Gabriel warnte zwar davor, das Engagement für
den Klimaschutz infolge der Finanzmarktkrise zu vernachlässigen,
doch auch er kommt über flammende Appelle ("Wir sind
reich genug, uns Klimaschutz zu leisten - wir sind zu arm, um auf
Klimaschutz zu verzichten")und Symptomkurierungen nicht
hinaus.
So bitter die
Feststellung auch ist, aber durch die gegenwärtige Krise ist
die Chance, eine nachhaltige Ökonomie öffentlich zu etablieren
eher gesunken, es sei denn es gelänge die Querverbindungen
von nicht nachhaltiger Wirtschaft zu den fatalen Finanzinstrumenten
deutlich zu machen.
Ohne Zweifel existieren diese, ja ich bin davon überzeugt,
dass auch diese Krise eine Folge der Externalisierung von Schadkosten
im Wirtschaftskreislauf ist und darauf letztendlich zurück
geführt werden kann.
11. und 12.10.08 - Urlaub
der Blogredaktion
10.10.08
Die Krise treibt
schon merkwürdige Blüten, wie etwa die Bemerkung von
Arbeitsminister Scholz, die Arbeitsplätze seien sicher. Die
Hartz4-Gesetze hätten den Arbeitsmarkt "wetterfest"
gemacht, und man könne ja sehen, dass der Arbeitsmarkt noch
nicht betroffen sei.
Dieser naive Tropf,
hier kann man mal sehen, von welchen Kappen unser Land regiert wird:
Im freien Fall jubelt er auf halber Strecke darüber, dass er
bis jetzt ja noch nicht unten aufgeschlagen ist.
Eine andere Blüte
ist die Forderung mancher Hilfloser aus Wirtschaft und Politik,
in den Schulen ein Fach Wirtschaftskunde einzuführen.
Wirtschaftsminister Glos versuchte in der sonntäglichen Talkshow,
sich mit einer solchen Forderung, es sei "mehr Wissen um
die Finanzmärkte nötig", wichtig zu machen, -
noch so ein hoffnungslos naiver Schwätzer.
Die deutschen Wirtschaftsverbände halten sich länger schon
für völlig kompetent, das deutsche Bildungssystem zu beurteilen,
weil sie ja die Endergebnisse zu verwerten hätten, sprich,
weil sie die Schulabgänger einstellen müssten. Die Finanzmarktkrise
beflügelt diese Leute jetzt abermals auf ihr Anliegen hinweisen
zu dürfen.
Fragt sich aber, wie sehr kapitalistisch gefärbt man sich den
geforderten Unterricht denn vorstellt. Objektiv denkende Menschen
kann die Kapitalistische Subventionswirtschaft noch weniger gebrauchen,
als gar nicht denkende Leute. Letztere lassen sich immerhin durch
ideologisch geneigte Universitätsprofessoren und eigene Schulungen
auch nachträglich profitdienlich formen.
Wirtschaftsunterricht
ist ja nicht grundsätzlich abzulehnen. Nur wirft die Forderung
neben der nach dem Inhalt auch andere Fragen auf. Wie sollen die
Schüler das zeitlich verkraften, welcher Unterricht soll dafür
wegfallen? Wie soll die Objektivität des Unterrichts gewährleistet
bleiben, wo doch auch Kultusminister und andere Gestalter des Unterrichtsinhalts
parteiisch und somit der Ideologie einer nicht nachhaltigen Ökonomie
gegenüber verschrieben sind?
Sollen die gleichen Apokalyptiker, die mit ihren ökonomischen
Vorstellungen die Weltgesellschaft in den Dreck steuern, diesen
Irrtum auch noch lehren dürfen?
Und, wenn aus dem Thema Wirtschaft, über die derzeit auch schon
behandelten groben Züge der Marktwirtschaft in Gemeinschafts-
und Sozialkunde hinaus, eigenes Fach werden soll, was ist mit den
vielen anderen lebenswichtigen Themen, die in den Schulen derzeit
ebenfalls zu kurz kommen, wie Gesundheits- und Ernährungskunde,
Konsumabstinenz und Persönlichkeitsgestaltung, Bewahrung der
natürlichen Lebensgrundlagen also ökologisches Handeln
während des normalen Alltags und viele andere Themen mehr?
Die Schulen sollten
Schulen fürs tatsächliche Leben sein und noch stärker
daraufhin gestaltet werden. Sie sollen keinesfalls zu Berufsschulen
für eine nur auf Profit und Wettbewerb fixierte Wirtschaft
verkommen. - Auf Dradio war dazu gestern auch ein Kommentar
zu hören -.
Auf jeden Fall
von Vorteil wäre es, die Grundzüge der Kategorischen Marktwirtschaft
in den Schulen zu behandeln, als eine ökonomische These mit
Bodenhaftung und als Thema, welches die Zusammenhänge zu den
unbedingt lebensnotwendigen Bereichen unserer Existenz mit dem Wirtschaftsgeschehen
nachvollziehbar verdeutlicht.
09.10.08
Wie schwer es
ist, sich aus der kommunalen Infrastruktur auszuklinken, wenn man
bessere Lösungen für seinen Haushalt gefunden hat und
umsetzt, habe ich selbst bezüglich der Abfallentsorgungsgebühren
erfahren.
Nach jahrelangem Gerichtsstreit ist mir die vollständige Befreiung
von den Müllgebühren nicht gelungen, allenfalls habe ich
erreicht, dass mir der Abfallwirtschaftsbetrieb zwei Drittel meiner
Gebühren wieder zurück erstatten muss.
Ein Reporter vom
ZDF, der eine Sendung zu Leuten zusammenstellt, die sich gegen diese
Art von Gängelungen der Kommune wehren, hatte mir vor zwei
Jahren schon von einem Haushalt erzählt, der eine vorbildlich
funktionierende Pflanzenkläranlage auf dem Grundstück
betreibt.
Diese Leute wehrten sich gegen den verfügten Anschluss an das
kommunale Abwassernetz. Ihre selbst umgesetzte Art der Abwasserklärung
ist sehr viel umweltfreundlicher als mittels einer Weiterleitung
und Klärung in der zentralen Anlage.
Die einzige mögliche Erklärung für die Uneinsichtigkeit
der Kommune ist, dass man auch von hier die Gebühren kassieren
möchte und keinerlei Präzedenzfall zulassen will.
Auch in meinem Fall, der
vollständigen Vermeidung von Restmüll und der Getrennthaltung,
Sammlung und Abgabe von Wertstoffen an zugelassene Verwerter, ist
das kommunale System durch ein sehr viel besser umweltverträgliches
ersetzt worden. Auch in meinem Fall will die Kommune dies nicht
anerkennen und auf die Gebühren, für die sie ja keinerlei
Leistung erbringt, nicht verzichten. Ein Präzedenzfall soll
unter allen Umständen vermieden werden.
Wie dramatisch
der Fall der Familie mit der privaten Pflanzenkläranlage schließlich
ausgegangen ist, - mit Polizeieinsatz wurde die Unverletzlichkeit
der Wohnung missachtet, die Frau von Einsatzkräften weggetragen,
das Grundstück aufgegraben und das Abwasserrohr zwangsweise
verlegt -, dokumentiert ein kurzer Film, der u.A. auch auf
Youtube zu sehen ist. Die vorübergehend als autark erklärte
Region Briesensee wurde von der Staatsmacht einfach "plattgemacht".
Ein Vereinsmitglied hat mir gestern den Link
hierzu geschickt, danke Thorsten und P. R.
08.10.08
Angesichts den
düsteren Zukunftsaussichten durch die Internationale Finanzmarktkrise
und gegen ihre heraufziehende Angst, wenden sich derzeit
wieder sehr viel mehr Menschen den Kirchen zu.
In den USA wettern
Fernsehprediger gegen das Schuldenmachen, also gegen eine Gewohnheit
in Amerika, die, ermutigt von Wirtschaft und Geldinstituten in den
letzten Jahren sich wie eine Epidemie ausgewachsen hat.
Gerade dieses massenhafte Schuldenmachen ist ja die eigentliche
Ursache für die Krise, und, hätten die Fernsehprediger
dort ihre Schäfchen und deren Verführer doch mal einige
Jahre früher hart zur Brust genommen, wären etlichen Leuten
in den hohen Etagen zwar die fetten Gewinne, der Weltgemeinschaft
aber auch diese schwierigen Zeiten erspart geblieben.
Aber jetzt geht es offenbar darum, den Leuten eine Schulter zum
Anlehnen zu bieten und ein wenig Trost, finden doch viele diesen
Trost jetzt nicht mehr beim Streicheln des goldenen Kalbs. Die Krise
ist, genauso wie die Phase vor der Krise, in den USA eben günstig
für Prediger.
Auch Joseph Ratzinger, alias Papst, fühlt sich derzeit berufen,
die Leute wieder auf die von ihm repräsentierte Linie hinzuweisen.
Man könne jetzt sehen, dass Geld vergänglich, ja nichts
sei, und der Glaube an Gott undsoweiter...
Doch, die gesamte europäische Kirchenlandschaft und der Papst
haben es stets unterlassen, wirklich deutlich auf die jahrzehntelange
Anbiederungspraxis an die goldenen Kälber unserer Gegenwart
hinzuweisen, auf die Schuldenmacherei in so vielfältigen Formen
und auf die Tatsache, dass die Parlamentarier, allen voran die sogenannten
Christdemokraten, mit den Formeln Wirtschaftswachstum, Ankurbelung
des privaten Konsums oder Deregulierung und Wettbewerb die psychologische
Herrschaft des Goldenen-Kalb-Prinzip gefestigt haben.
Wenn ich es ja nicht derart genau im Bewusstsein hätte, wie
die Kirchenführer alles unwidersprochen hingenommen haben,
wie sie es als Ideal noch befördert haben, ja sich als Diener
des herrschenden ökonomischen Prinzips schuldig machten, ich
könnte fast diesem heuchlerischen Nachtreten des Papsts in
die Seelen der kleinen Leute erliegen.
Des Papstes Appell
ist so hohl wie gottesfremd. Jetzt, wo die Notlage kommt, will man
die Leute wieder in die Kirchen treiben, von wo sie sich in den
letzten Jahren immer häufiger fern hielten. Jetzt verspürt
man endlich eine Handhabe, wo die Ersatzreligion verblasst.
Sie werden wohl jetzt wohl öfter dort sein, aber nur aus Angst
und Leere in sich. Hätte der Papst nur schon viel früher
den allgemeinen Konsum zur Chefsache erklärt, ja hätte
er doch schon früher die sehr viel umfangreichere Verschuldung
bei unsren Nachkommen betrachtet.
Hätte er nur wenigstens ab und zu mal erwähnt, dass die
Grundlage unseres materiellen Wohlstands die Ausbeutung der nachfolgenden
Generationen ist.
Die Leute hätten sich dann gar nicht so weit von den Kirchen
entfernt. Das Wirtschaftswachstum wäre vielleicht sehr viel
bescheidener gewesen, aber dafür müssten wir nicht einen
so weiten Weg wieder zurück zum Eigentlichen nehmen.
Für Nichtgläubige gelten die Gedanken ebenso. Hier ließe
sich der religiöse Teil des Aspekts durch eine moralisch-philosophische
Komponente ersetzen, jedenfalls dann, wenn es sich bei den Leuten
um einen intellektuell einigermaßen durchdachten Atheismus
handelt.
Hier ließe sich der Kategorische Imperativ Immanuel Kants
mit dem dazugehörigen Begründungsgebäude anführen.
Wem dies statt einer religiösen Richtschnur, die moralische
Richtschnur ist, der hat sich in den Zeiten vor der Krise gar nicht
so weit in die Konsumreligion verstrickt, und der findet auch jetzt
in sich einen Trost, ohne gleich wieder in eine Kirche gehen zu
müssen.
07.10.08
Stimmen aus
der Wirtschaft zur gegenwärtigen Finanzmarktkrise sind
auffallend rar geworden. Man lässt das Tagesgeschehen einfach
machen. Meistens sind die passierenden Merkwürdigkeiten und
Aktionismen ohnehin zum Wohle der Wirtschaft hingeneigt.
Wenn man dies
so überhaupt sagen kann, denn wie der jüngste Vorstoß
der Bundesregierung zur Garantie der privaten Spareinlagen zeigt,
geht den Politikern nur noch "schwer die Muffe". Wer soll
im Ernstfall, dessen Eintreten niemand mehr ausschließt, denn
für verlorene Gelder einstehen? Hierfür kommen über
die Aufnahme neuer Schulden in nie da gewesener Höhe nur die
nachfolgenden Generationen in Frage.
Hier liegt auch die Wahrscheinlichkeit begründet, dass es diesmal
nicht so ausgeht, wie 1929, dass sich ein totaler Bankrott und eine
große Inflation einstellt.
In den letzten Jahren wurden vor allem die Möglichkeiten zur
Externalisierung aller möglichen Schadkosten derart ausgefeilt
und Strukturen daraufhin weiter entwickelt, dass ich denke, auch
diese Krise wird auf diese Art und Weise nicht in einem heftigen
Knall eskalieren.
In ihrer alltäglichen Schwere wird sie abgemildert werden,
weil man sie in die Länge zu ziehen versteht. Dafür wird
sie wohl endlos dauern, weil die Finanzmarktkrise nahtlos in die
ökologische Krise übergeht, in eine Phase der Krise in
welcher die Weltgesellschaft die Schulden der letzten Jahrzehnte
abzuzahlen hat.
Sich das Geld
von den Profiteuren der Krise zu holen ist keineswegs beabsichtigt,
derzeit noch nicht, denn hier scheint sich allmählich in der
öffentlichen Meinung etwas zu ändern.
Immer stärker wird die Wut auf das System und auf die Dulder
des Systems in der Politik und, vielleicht zeitlich verzögert,
zwangsläufig auch auf die Nutznießer in den letzten Jahren.
Es fehlt den Leuten nur eine nachvollziehbare Erklärung von
dritter Seite, die den Erklärungen der Politik und derer von
Banken- und Wirtschaftsseite entgegen steht, um die Empörung
in eine Rebellion umschlagen zu lassen. Eigentlich warten die Leute
nur auf eine ganz und gar unkonventionelle Antwort auf diese in
immer mehr Köpfen kreisende Frage.
Schließlich
will ich noch auf einen Kommentar
aus dem Lager der Wirtschaft, ausgestrahlt am 1. 10. im Politischen
Feuilleton auf Dradio, hinweisen.
Die Kommentatorin Karen Horn, Leiterin des Hauptstadtbüro des
Instituts der deutschen Wirtschaft in Berlin, besitzt hier doch
tatsächlich die Stirn, der Politik die ganze Schuld an dieser
Krise zuzuschieben. In ihrem kläglich gescheiterten Versuch
will sie den Kapitalismus in Schutz nehmen und erreicht genau das
Gegenteil.
Das Problem sei, dass der Staat den Kapitalismus regulieren wolle,
statt ihn frei handeln zu lassen. "Kapitalismus ist kein
System, das sündhafte Gier systematisch befördert. Renditestreben
ist nichts Böses, ganz im Gegenteil, es ist Ausdruck eines
verantwortungsvollen Kampfes gegen die Knappheit." - Ach
wie edel, kann ich da nur sagen, diese Art von Scheuklappenwucherung
heilen zu wollen, ist sicherlich aussichtslos.
Mit "riskantem Sozialingenieurwesen" sei man von
"besonnener Ordnungspolitik" weit entfernt. Die
Finanzkrise sei "der beste Beleg" dafür, dass
man "weniger staatliche Manipulation" bräuchte.
Horn zählt zwar etliche gravierende Fehler der, vor allem amerikanischen,
Politik auf, wie die beiden Kriege, die Erlaubnis zur blauäugigen
Kreditvergabe auf dem Immobilienmarkt oder den viel zu niedrigen
Leitzins. Dass ihre Kollegen auf Wirtschaftsseite dies alles begrüßt
hatten, als es aktuell war, sagt sie nicht. Das Rettungspaket der
US-Regierung sei abermals "ein marktwidriger Eingriff",
aber "wohl nötig, um Schlimmeres zu verhindern".
Ohne auf die intensive Verstrickung mit der Wirtschaft einzugehen
fordert sie zwar "wirksame Haftungsregeln für die Banken
zu verabschieden", aber auch, satt den Markt, den Staat
zu regulieren.
Dem ist eigentlich
nichts mehr hinzuzufügen außer die Empfehlung an Frau
Horn, sich doch mal zur Genesung ihrer Störung das Konzept
der Kategorischen Marktwirtschaft vorzunehmen. Auch dort wird dem
Staat die Hauptschuld an den Krisen unserer Gegenwart zugewiesen,
jedoch deshalb, weil er die Nutzung des allgegenwärtigen Produktionsfaktors
Externalisierung von Schadkosten in der Wirtschaft nicht unterbindet.
Genau hierunter fällt auch, was Horn selbst fordert, nämlich,
den Banken die möglichen Risiken ihrer riskanten Geschäfte
anzulasten, indem man diese von Anfang an in die Profitaussichten
internalisiert. Auf diese Weise hätte es hier gar keine Profite
gegeben und auch kein kollektives Hineinrutschen in eine Krise.
06.10.08
Abermals musste
Geld in die Hypo-Real-Estate gesteckt werden. Die Bundesregierung
versichert immer eindringlicher, dass das Geld der Sparer auf den
Konten sicher sei. Die Leute sorgen sich.
Dabei verhungern weiter an jedem Tag 80.000 Menschen auf der Welt.
Auch steigen die Opferzahlen in den weltweiten Konflikten, ebenso
wie die Absatzzahlen für Waffen aller Art. Für tatsächlich
nachhaltige und menschendienliche Entwicklungen fehlen eben diese
Milliarden.
Dass sich so viel Geld unter Umständen durchaus locker machen
lässt, das immerhin haben wir in den letzten Tagen gelernt.
Der Moloch des "Business as usual" ist weiter aktiv tätig.
Auf seiner Flanke ist ihm die warme Decke verrutscht, und weil er
dort etwas fröstelt, was wir jetzt in Form der internationalen
Finanzmarktkrise erleben, sagt er zu den Regierenden: "Deckt
mich doch wieder warm zu, damit ich weiter und bequem fressen kann."
Und weil die Regierungen ihm glauben, weil sie denken, ohne das
Fressen des Molochs bräche die Welt zusammen, und weil ja so
viele arme Wähler ihre paar Mäuse verlieren könnten,
bevor sie diese der herrschenden Ökonomie opfern müssen,
tun sie dem Moloch zähneknirschend den Gefallen und pumpen
viele Milliarden, die sie ja im Prinzip gar nicht haben und der
Allgemeinheit dann eben etwas früher abnehmen, in seine Behaglichkeit.
Wann erkennen
wir das letztlich ausschließlich verhängnisvolle Potential
dieses Molochs, der uns mit Brot und Spielen erpresst und lassen
ihn endlich platzen?
Dass uns allen dabei die Fetzen um die Ohren fliegen, lässt
sich nicht mehr vermeiden, ist es aber doch, wo wir so lange gewartet
haben, unsere eigene Schuld.
05.10.08
Zur internationalen
Finanzmarktkrise gibt es mittlerweile derart viele Meldungen von
überall auf der Welt, Rezepte, Einschätzungen, Dementis,
usw., dass man sich am liebsten ganz klein machen möchte. Keiner
blickt mehr durch und, keiner weiß in Wahrheit, was der morgige
Tag bringen wird.
Kommt es so wie 1929, dass irgendwann wie in einem Dominoeffekt
die Leute ihre Ersparnisse abheben wollen, weil sie Angst haben,
alles zu verlieren?
Soll man die paar Kröten den Instituten lassen in der Hoffnung,
dass keiner anfängt das Geld lieber zu Hause zu bunkern?
Und was ist mit dem Geld, wenn es zu Hause liegt? Bleibt der Crash
aus, hat man die möglichen Zinsen verloren, kommt der Crash,
dann aber vielleicht auch eine große Geldentwertung, welche
die Scheine auf ihren Papierwert abstuft.
- Auf andere Gedanken
kommen, wenigstens heute am Sonntag. Ein paar Fotos einfügen,
statt eines Kommentars? Aber welche Fotos?
Es für heute belassen damit und in der warmen Küche gemütlich
frühstücken, das werde ich tun.
04.10.08
Energiesparlampen
- eine kritische Betrachtung, Teil 4:
Zukunftslobby
betrachtet die neue Ausführlichkeit des Vorgehens von Ökotest
als einen Schritt in die richtige Richtung. Zum ersten Mal wurde
mehr berücksichtigt als nur der Energiebedarf bei den Verbrauchern.
Jedoch ist der vollständige ökologische Rucksack von Energiesparlampen
immer noch nicht identifiziert worden. Zu viele nachteilige Faktoren
der sogenannten Energiesparlampen sind immer noch im Dunkel. Auch
diese müssten alle auf das Schadenspotential für die natürlichen
Lebensgrundlagen hin untersucht, monetarisiert und in eine abschließende
Gesamtbilanz eingerechnet werden. Ebenso sollte man Kriterien, die
für die Glühbirnen sprechen, auch im Vergleich
entsprechend anführen.
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit hier einige Beispiele
noch offener Fragen:
---> Wie teuer kommt der Menschheit die allgegenwärtige
Belastung mit Quecksilber, wenn die ESL noch weiter verbreitet werden?
---> Wie groß ist die Summe der Schadkosten aller sonstigen
Komponenten von ESLs, da hier doch bedingt durch den sehr viel subtileren
Produktaufbau auch sehr viel mehr Material- Beschaffungs- und Wechselwirkungsketten
ihr jeweils individuelles Schadenspotential beisteuern?
---> Wenn jetzt, wie in Australien, auch in Europa alle Glühbirnen
verboten werden sollen und die Menschen in ihren Wohnungen nur noch
dem völlig unnatürlichen Licht der ESL ausgesetzt sind,
können in großem Maßstab eine Reihe von Gesundheitsbeeinträchtigungen
entstehen. Das zusätzliche Auftauchen von Krankheiten hierdurch
bei vielen tausend Menschen ist zumindest wahrscheinlich.
Völlig ungeklärt ist der mögliche volkswirtschaftliche
Schaden, durch Faktoren wie: zusätzliche Belastung des Gesundheitssystems,
Arbeitsausfall, Folgen psychischer Probleme, usw.
---> Früher erschien es ratsam, das Licht bei Verlassen
eines Raums auszuschalten. Heute wird es mit Rücksicht auf
die begrenzte Schaltfestigkeit von ESL bewusst brennen gelassen.
Wie wirkt sich diese schleichende Umerziehung im Energiebewusstsein
der Verbraucher denn letztendlich noch aus?
---> Bei der Weiterentwicklung von Glühlampen sind im Prinzip
noch enorme Fortschritte möglich. So kann etwa die Haltbarkeit
derart weit gesteigert werden, dass sich allein hiermit der Abstand
zur ESL weitgehend aufholen ließe.
Diese Entwicklung wurde von den großen Lampenherstellern bewusst
unterdrückt, weil damit der Absatz eingebrochen wäre.
Seit dem Zweiten Weltkrieg bis heute hat das internationale Glühlampenkartell
die Haltbarkeit einer normalen Glühlampe auf 1000 Stunden festgelegt
("Die Zeit" in der Rubrik "Stimmts?").
- Dieter Binninger erfand eine Glühlampe, die sagenhafte 150.000
Stunden brannte, bei knapp 50% mehr Stromverbrauch. Wäre er
nicht auf rätselhafte Weise mit seinem Privatflugzeug abgestürzt,
als er 1991 die DDR-Firma Narva zur Produktion seiner Erfindung
übernehmen wollte, wer weiß, ob seine nächste Erfindung
schon den Stromverbrauch gesenkt hätte -.
Die heute durchgepeitschte Fixierung auf die ESL verhindert aber
eine Weiterentwicklung der Glühlampe.
---> Wie auch Ökotest bemerkt, wird bei der Glühlampe
95% der Energie nicht in Licht sondern in Wärme umgewandelt.
Kritiker bezeichnen diese Energie als verloren.
Jedoch: Wenn die Glühlampe in der Wohnung brennt, ist auch
die Wärme in der Wohnung, was für Bewohner mindestens
während 10 Monaten im Jahr eine willkommene Erscheinung ist.
Ohne hier jetzt für eine Stromheizung mit ihrer miserablen
Umweltbilanz plädieren zu wollen bleibt aber festzustellen:
In Haushalten, die ohnehin mit Strom heizen, kann die Glühlampenwärme
zu 100% der Heizungsenergie zugerechnet werden. Würden hier
ESL eingeschraubt, müsste die Stromheizung entsprechend mehr
leisten.
In Passivhäusern und anderen sehr gut gedämmten Räumen
genügt die Glühlampenwärme an vielen Tagen im Herbst
und Frühjahr als einzige Heizungsquelle. Die reguläre
Heizung kann ausgeschaltet bleiben, was einen nicht zu unterschätzenden
Umweltvorteil bedeutet. Da hochgradig wärmegedämmte Behausungen
nicht nur aus Klimaschutzgründen eine unbedingte Notwendigkeit
sind und in Zukunft wohl stärker durchgesetzt werden, behält
auch die Glühbirne hier eine gewisse Berechtigung.
Auch die Lampenhersteller
räumen ein, dass die ESL nur eine Übergangslösung
darstellen, weil etwa mit LEDs noch weit mehr Stromersparnis möglich
ist.
Auch die Atomkraft wird oft als Übergangslösung bezeichnet,
weil die regenerativen Energien noch entwickelt werden müssten.
Dass hier die "Übergangslösung" für eine
große und im Grunde überflüssige Verseuchung sorgt,
ist jedem nachhaltig denkenden Menschen bewusst. Umweltschützer
fordern das schnelle Begraben dieser "Übergangslösung"
und effektivere Anstrengungen zur Verbreitung der Lösung danach,
der regenerativer Energiequellen.
Dass aber im Falle der Energiesparlampen die Verseuchung mit Quecksilber
ebenfalls eine überflüssige Bürde einer sogenannten
Übergangslösung ist, wird von vielen im Lager der Umweltschützer
noch verdrängt.
Auf utopia.de
dem Portal für nachhaltigen Konsum wird gerade auch heftig
auf Ökotest eingedroschen. Es ist schon enttäuschend zu
sehen, dass auch Leute, die einen nachhaltigen Konsum wollen, oftmals
nicht die Notwendigkeit zu ökologisch vernetztem Denken erkennen
und die entsprechend angemessene Konsequenz vermissen lassen. Manche,
so könnte man annehmen, sind vielleicht sogar deshalb sauer,
weil eine schon abgehakt geglaubte Art und Weise um sein Umweltgewissen
zu beruhigen, jetzt wieder ins Rampenlicht gestellt wurde.
Letztendlich und
in der momentanen Phase, wo eine wirklich nachhaltige Lösung
in der Beleuchtungsfrage noch aussteht, muss die Gesellschaft darauf
drängen, dass die Politik den Schaden durch die massenhafte
Verbreitung von Energiesparlampen so weit wie möglich einschränkt.
Dazu muss ein strenges Pfandsystem beschlossen werden, ähnlich
wie bei Autobatterien, welches verhindert, dass Quecksilber in die
unsachgemäße Entsorgung und damit in die Umwelt gelangt.
Ich halte ein Pfand in Höhe von 5 Euro pro Lampe für
angemessen, bzw. dass neue Lampen nur erworben werden können,
wenn dafür verbrauchte zurück gegeben werden.
Am besten wäre
natürlich, wenn wie schon gesagt die wirkliche Summe aller
Schadkosten ermittelt, beziffert und auf den Preis der Energiesparlampen
aufgeschlagen würde. Mit der Glühlampe müsste man
ebenso verfahren und bekäme dann eine objektive Möglichkeit
beide Beleuchtungsmittel unter nachhaltigen Gesichtspunkten miteinander
zu vergleichen.
Aber es soll nach dem Willen der hohen Politik anders kommen:
Ab 2009 werden Glühlampen in der gesamten EU verboten, weil
sie zu viel Energie bei Erfüllen ihres Zwecks verbrauchen.
Wieso wird nicht mit dem gleichen Argument die PKW-Oberklasse verboten?
Auch mit einem Kleinwagen, der nur ein Fünftel des Sprits verbraucht,
lässt es sich ebenfalls von A nach B kommen. Ja, und Kleinwagen
geben, analog betrachtet, auch kein Quecksilber oder vergleichbare
Schadstoffe im Gegensatz zu ihren großen Produktverwandten
ab. Hier im Fahrzeugsektor ist allenfalls eine umweltpolitisch unwirksame
Verteuerung für große Spritschlucker geplant, aber kein
Verbot.
Wieso denn auch, denkt der Zyniker, der Normalverbraucher kann ja
unter dem neuen blauen Lampenlicht der Zukunft still dahinfunzeln.
Hauptsache ist doch, die hohen Herren der großen Lampen- und
Energiewirtschaft und die Darsteller auf der Bühne der Klimapolitik
können sich beim Hetzen zwischen "wichtigen" Terminen
auf deutschen Straßen mit ihren durstigen Karossen weiterhin
so richtig austoben.
03.10.08
Energiesparlampen
- eine kritische Betrachtung, Teil 3:
Welches Fazit
kann nun gezogen werden? Hat Ökotest überzogen, wenn es
nach dem Test resümiert, die angebliche Umweltfreundlichkeit
von Energiesparlampen werde stark überschätzt?
Nach Erscheinen
der Oktoberausgabe gab es neben Berichten zum Testergebnis auch
etliche kritische Stimmen, die Ökotest unsachgemäße
Prüfmethoden, das Ziehen falscher Rückschlüsse oder
Panikmache vorwarfen.
Die "dena", die Deutsche Energie-Agentur GmbH,
die sich selbst als "Kompetenzzentrum für Energieeffizienz
und regenerative Energien" bezeichnet, wiedersprach am
30. September in einer Presseerklärung der Untersuchung von
Ökotest.
Von der "dena" stammte auch einmal die sehr optimistische
Feststellung, dass die deutschen Haushalte sechs Prozent ihres Strombedarfs
sparen und vier Millionen Tonnen Treibhausgase vermeiden könnten,
wenn alle komplett von Glühbirnen auf Energiesparlampen umsteigen
würden.
Um richtig
bewerten zu können was hinter dem Protest der "dena"
steckt, muss man wissen, wer die "dena-GmbH" ist.
Die Gesellschafter sind BRD, genauer die Ministerien für Wirtschaft,
Umwelt und Verkehr zu 50%, die KfW-Bank (im Bundeseigentum) zu 26%,
sowie die Allianz, die Deutsche Bank und die DZ-Bank zu je 8%.
Die "dena" ist im Jahr 2000 unter Rot-Grün gegründet
worden, um Energieeffizienz stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung
zu rücken. Im Prinzip ist sie also eine PR-Agentur der jeweiligen
deutschen Regierung, die aus Feigenblattgründen zu 50% aus
privaten Quellen finanziert werden soll.
Des öfteren schon ist die "dena" mit großzügigen
Gehältern für die Mitarbeiter und fragwürdigen Bilanzen
aufgefallen, unter Anderem dem Bundesrechnungshof. Außerdem
verpulvert sie Steuergelder in Millionenhöhe für merkwürdige
und meist wirkungslose Kampagnen.
Es wurde auch bemängelt, dass die "dena" eher Energieeffizienz
verhindert, als sie zu fördern. Immer weist sie den Verbrauchern
die Verantwortung für den sparsamen Umgang mit Energie zu,
nicht aber der Energiewirtschaft und der Industrie, wie ein Saarbrücker
Energiewirtschaftler im Frühjahr letzten Jahres in der Taz
bemerkte. - Mehr dazu: siehe Artikel in "Süddeutsche"
und "taz"
Der langjährige
Geschäftsführer der "dena" Stephan Kohler äußerte
sich auch jetzt zum neuesten Ökotest. Er meinte: "Energiesparlampen
lohnen sich. Die hochwertigen Produkte geben angenehmes Licht und
senken die Stromkosten deutlich. Wer anderes behauptet, verunsichert
die Verbraucher in unverantwortlicher Weise. In ein paar Jahren
wird es keine Glühlampen mehr geben, weil sie die EU-Vorschriften
für Energieeffizienz nicht einhalten können."
Solcherart Formulierung
von Halbwahrheiten kennt man ja schon aus der Politik oder aus der
Wirtschaft. Hier soll etwas verschleiert und anderes beschönigt
werden. Vielleicht ist Kohler aber auch nur wieder einer dieser
selbstbewusst daherredenden Regierungsdiener, der seine Scheuklappen
stur auf ein selbst gestecktes Ziel fokussiert und nicht bemerken
will, dass er dabei gleichzeitig andere Faktoren erheblich verschlimmbessert.
Dass Energiesparlampen angenehmes Licht abgeben, hatten wir ja schon
verneint. Eine Bekannte von mir, der ich eine helle ESL von Megamann
mit angeblichem Tageslichtspektrum für ihre Küche geschenkt
hatte, schraubte diese nach zwei Wochen wieder heraus, weil sie
von den Licht depressiv wurde. Mein eigener Arbeitsplatz hat jetzt
auch wieder Glühlampen, weil meine Sehfähigkeit für
Kleingedrucktes unter dem Licht von ESL irgendwann nachließ.
Im Betrieb verbrauchen die ESL auch unter korrigierten Bedingungen
weniger Strom als Glühlampen, dies ist unbestritten. Nur ist
dies noch lange nicht umfassend ökologisch betrachtet.
Was nützt es denn unseren natürlichen Lebensgrundlagen,
wenn einerseits durch geringeren Strombedarf während der Benuzung
die Belastung der Umwelt teilweise vermieden wird, dafür aber
in anderen Bereichen eine sehr viel höhere Belastung zusätzlich
auftritt?
Unter diesem Gesichtspunkt muss der Energiesparlampentest nach etlichen
enttäuschenden Tests der Zeitschrift "Ökotest"
in den letzten Jahren wirklich einmal als ein weitgehender Test
zur gesamten Ökologie des betroffenen Produkts gelobt werden.
Der Test ist eben nicht nur ein Stromverbrauchstest, dies
darf man nicht vergessen. Wer dazu neigt, hat nicht verstanden,
wie weit der Begriff Nachhaltigkeit überhaupt gefasst werden
muss.
Alle von Ökotest aufgeführten Nachteile bei Haltbarkeit,
Helligkeit, Schaltfestigkeit oder allmähliches Dunklerwerden
im Verlauf der Lebenszeit, können von vielen objektiv beobachtenden
ESL-Benutzern bestätigt werden.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Gasentladungslampen, also ESL, durchschnittlich
lediglich halb so viel Strom verbrauchen wie vergleichbare Glühlampen,
entspricht offenbar der Realität. Das hohe Ideal der "dena"
und der Hersteller jedoch, es wären 80% Ersparnis möglich,
wird von allzu vielen Faktoren durchkreuzt.
Auch die Zeit arbeitet hier gegen die ESL, denn die Schutzzollregelung
vor chinesischen Billigprodukten fällt ab dem 18. Oktober weg.
Dann wird der Markt von billigen ESL dominiert werden und der Appell
von "dena"-Chef Kohler, die Leute sollten beim Kauf von
ESL auf Qualität achten, ist bloß noch Makulatur. Weil
die breite Masse der Konsumenten Billigprodukte bevorzugt, werden
dann die im Test aufgetauchten Mängel beim Produkt Energiesparlampe
die Regel sein.
Man wird das
Gefühl nicht los, dass die Haupttriebfeder des Protests gegen
das Testergebnis in Wahrheit politischer Natur ist:
Die Senkung des Stromverbrauchs in deutschen Haushalten mittels
massenhafter Verbreitung von Energiesparlampen, war eigentlich ein
wichtiger Faktor in den Rechnungen der Bundesregierung zum Erreichen
selbst aufgestellter Klimaziele, also zur Senkung der deutschen
CO2-Emissionen.
Nachdem die Bemühungen mit dem Emissionshandel so ernüchternd
für den Umweltschutz ausgegangen sind und auch der geplante
Ersatz von fossilen Treibstoffen durch regenerative in die Hose
ging, will man sich offensichtlich nicht auch noch die anvisierte
CO2-Ersparnis durch Energiesparlampen abnehmen lassen.
Deshalb wird die "dena" als eine nur Insidern verdächtig
erscheinende Organisation vorgeschickt, um die Untersuchung von
Ökotest zu diskreditieren. Dabei offenbart sich eigentlich
nur eine erhebliche Verantwortungslosigkeit der regierenden Politiker.
Ihnen scheint die berechtigte Frage die auch Ökotest stellt,
völlig egal, nämlich "ob die Klimaschutzziele
mit anderen Mitteln nicht besser und weniger risikoreich zu erreichen
sind."
Morgen: letzter
Teil
02.10.08
Energiesparlampen
Teil 2.
Energiesparlampen sind Sondermüll. Sie funktionieren nur mit
Hilfe eines gewissen Anteils Quecksilber im Glaskolben.
Quecksilber, ein hochgiftiges Schwermetall, reichert sich im menschlichen
Körper an, wirkt als Nervengift, kann Herzgefäße,
Immunsystem und Fortpflanzungszyklus schädigen und wird in
der Quecksilber-Strategie der EU-Kommission von 2005 für Kinder
und schwangerschaftsfähige Frauen als höchst bedenklich
eingestuft.
Zwar begrenzt eine EG-Richtlinie den Quecksilbergehalt auf 5 Milligramm
pro Lampe, doch ist in vielen Exemplaren, vor allem in älteren
Lampen, deutlich mehr enthalten.
Wenn eine ESL zerbricht kann das Quecksilber in die Raumluft übergehen
und eingeatmet werden. Der Umgang mit diesen Lampen ist also ganz
und gar nicht ungefährlich und im Prinzip nur für umsichtige
Erwachsene zu verantworten. Ein Kind kann sich an einer zerbrochenen
Glühbirne zwar in die Haut schneiden, an einer kaputten ESL
aber kann es sich noch vergiften.
Neben dem Quecksilbergehalt
ist auch der Rest der Lampe nicht ohne. Die bromierten Flammschutzmittel
auf der Platine im Inneren und teilweise auch am Gehäuse sind
ebenfalls sehr umweltschädlich und ungesund.
Manche ESLs dünsten im Betrieb langsam bedenkliche Stoffe aus.
Die IKEA-Lampe im Ökotest emittierte Phenol, die Osram-Lampe
eine Glykolverbindung. Bei uns zuhause wurden an einer Lampe von
Megamann die Klebeklötzchen zwischen den einzelnen Glasröhrchen
durch die Hitze allmählich schwarz. Auch hier ist damit bei
Zersetzung des ursprünglich gelbweißen Kunststoffs etwas
entwichen.
Für Zukunftslobby
ist bei Energiesparlampen natürlich die vollständige Gesamtbilanz
wichtig, die zwar nach der Ökotestuntersuchung immer noch
nicht ganz gezogen werden kann, der man aber wohl ein Stück
näher gekommen ist.
Herausgestellt hat sich zunächst eine deutlich geringere Energieersparnis
beim Betreiben der ESLs.
Dazu kommt der erheblich höhere Energieaufwand bei der Herstellung,
also eine höhere Umweltbelastung aus der Bereitstellung der
notwendigen Produktionsenergie und zusätzlich die sehr viel
höhere Umweltbelastung aus sonstigen Produktionsfaktoren, wie
auch in Zusammenhang mit der schwierigen Entsorgung von ESLs.
Sogenannte Fachleute versichern zwar, dass die Energieeinsparung
immer noch so groß sei, dass sie die Nachteile wett macht,
aber hier sind, angesichts gravierender Fehleinschätzungen
bezüglich der tatsächlichen Summe des Schadenspotentials
in anderen Produkt- und Produktionsbereichen unserer Ökonomie,
berechtigte Zweifel angebracht.
Ökotest: "Nach den vorbereitenden Studien zur Öko-Designrichtlinie
vom Januar 2008, die im Auftrag der EG durchgeführt wurden,
verbraucht die Herstellung und Entsorgung einer Energiesparlampe
viermal so viel Energie, wie die einer Glühbirne, deutlich
mehr Wasser und Schwermetalle, und es entstehen viel mehr Abfall
sowie CO2- und andere Emissionen. Auf die Lebensdauer- und Helligkeitsangaben
der Hersteller bezogen errechnete die EU, dass der Gesamtenergieverbrauch
einer Glühbirne viermal so hoch sei wie der einer ESL. Tatsächlich
muss nach unserem Ökotest aber davon ausgegangen werden, dass
die tatsächliche Energiebilanz der Sparlampen schlechter ist."
Was die ordnungsgemäße
Entsorgung von ESLs angeht, so schreibt das Elektro- und Elektronikgesetz
zwar das Recycling aller Entladungslampen vor, jedoch sieht die
Wirklichkeit auch hier sehr düster aus.
Es gibt zwei Recyclingsysteme, welche die vermischt angelieferten
Altlampen recyceln sollen. Eingesammelt werden die Lampen von einer
von den Lampenherstellern organisierten Logistikgesellschaft.
Der Glasanteil wird recycelt, aber nur zu minderen Zwecken weiterverwendet.
Der Kunststoffanteil wird verbrannt, und das Quecksilber, abgesaugt
in Unterdruckanlagen, wird lediglich in Untertagedeponien endgelagert,
weil sich hier kein Recycling lohnt. Lediglich ein Großteil
der wertvolleren Metalle in den Vorschaltgeräten werden in
der Industrie wiederverwertet.
Das Recyceln der
Entladungslampen aber, da können die besten Absichten erklärt
werden, funktioniert nur, wenn die verbrauchten Lampen auch in den
Verwertungskreislauf gelangen. Und hier besteht das größte
Manko, denn nur ein sehr bescheidener Teil der ESL gelangt überhaupt
dorthin.
Die allermeisten Verbraucher werfen die Lampen in ihre Restmülltonne,
wenn nicht sonstwo hin, da ihnen der Aufwand zur Abgabe an den richtigen
Stellen zu umständlich ist.
Bei der Glühlampenverwendung wird argumentiert, dass bei der
Stromerzeugung in Kohlekraftwerken auch Quecksilberverbindungen
freigesetzt werden, für welches die Glühbirnen mit ihrem
Stromverbrauch natürlich auch anteilsmäßig verantwortlich
zu machen sind. Diese Verbindungen, also kaum elementares Quecksilber,
wird aber in den Kraftwerksfiltern festgehalten, während das
Quecksilber der Entladungslampen fast vollständig in die Umwelt
freigesetzt wird. Die Filterrückstände von Kohlekraftwerken
sind ohnehin als Sondermüll anzusehen und werden entsprechend
deponiert.
Auch wenn diese fragwürdige Aufrechnung zugelassen wird, gibt
die ESL trotzdem weit mehr schädigendes Quecksilber ab. Dieses
Argument ist auch eher als eines gegen Kohlekraftwerke geeignet,
als eines gegen Glühlampen.
Morgen: Teil
3 - Fazit
01.10.08
Energiesparlampen,
eine kritische Betrachtung - Teil 1:
Dass Energiesparlampen
ein sehr unnatürliches Licht abstrahlen war uns eigentlich
immer klar. Selbst die teureren Ausführungen, die angeblich
ein Tageslichtspektrum wiedergeben, tauchen den Raum bis heute nur
in eine bläulich kalte Helligkeit.
Es war schon das Bewusstsein um die angeblich deutliche Energieeinsparung
notwendig, damit wir auf die gute alte Glühbirne mit ihrem
angenehmen Ton verzichteten. Fünfmal so viel Strom wie seine
Hightech-Konkurrentin sollte diese verbrauchen und somit für
eine unnötig hohe Energieverschwendung und Umweltbelastung
mitverantwortlich sein.
Unser unangenehmes Gefühl der "Energiesparlampe"
gegenüber wurde auch durch den offensichtlich sehr viel höheren
Aufwand bei der Herstellung für dieses Glasröhrengeknote
mit Elektronikpaket befeuert, über welchen nie genaue und vollständige
Angaben zu bekommen waren. Schließlich machte uns der notwendige
Gehalt an giftigem Quecksilber etwas Bauchweh, aber wir akzeptierten
dies, weil ja weniger CO2 in die Atmosphäre entlassen würde,
wenn jeder solche Röhren statt der Glühbirnen verwendete.
Jetzt hat die
Zeitschrift Ökotest in ihrer Oktoberausgabe die Ergebnisse
eines Langzeittests von verschiedenen "Energiesparlampen"
veröffentlicht.
Getestet wurden 16 verschiedene warmweiße Lampen mit 10 bis
12 Watt, was der Helligkeit
einer 60 Watt-Glühbirne entsprechen soll.
Dazu wurde noch eine gewöhnliche 60 Watt Glühbirne und
eine neuartige 42 Watt Halogenlampe in Birnenform mit getestet.
Das Ergebnis
ist wahrlich ernüchternd und bestätigt etliche Vermutungen
und Befürchtungen:
-- Die Haltbarkeit der Lampen ist oft sehr viel kürzer, als
angegeben.
-- Die Helligkeit entspricht nicht der, einer angeblich vergleichbaren
Glühbirne.
-- "Energiesparlampen" werden im Verlauf ihrer Benutzung
langsam immer dunkler.
-- Das abgegebene Licht ist unnatürlich und kann das Wohlbefinden
subtil beeinträchtigen.
-- Die Hersteller messen die Lichtstärke "wenig praxisorientiert".
So wird beispielsweise von ESLs das meiste Licht zur Seite hin abgegeben,
was ohne geeigneten Reflektor zur Ausleuchtung eines Schreib- oder
Leseplatzes verloren ist. Außerdem beträgt die angegebene
Lichtstärke in Lumen weniger als bei der Vergleichsglühbirne,
in einem Fall sogar weniger als die Hälfte.
-- Schon bei Zimmertemperatur und vor allem bei tiefen Temperaturen
brauchen einige Lampen lange, bis sie ihre volle Helligkeit erreichen.
-- Die Lichtqualität ist miserabel. Der baubiologische Berater
von Ökotest sagte: "Das hat mit natürlichem Tageslicht
aber gar nichts mehr zu tun." Ein anderer Lichtkenner wird
mit den Worten zitiert: "Das ist kein Licht, das ist Dreck."
ESLs sind deswegen ein "biologischer Risikofaktor," mit
gesundheitlichen Gefahren und Auswirkungen wie "Kopfschmerzen,
Schwindel, Unwohlsein, neurologische Störungen, Hormonprobleme
bis hin zu Krebsgefahr."
-- Das Lichtspektrum mit einigen überzogenen Farbspitzen entsprich
ganz und gar nicht dem des Tageslichts, ist "naturfremd"
und stellt einige Farben falsch dar.
-- ESLs flimmern, was zwar im sichtbaren Bereich durch Vorschaltgeräte
vermindert werden kann. Jedoch im nicht sichtbaren Bereich ergeht
ein wahres Blitzlichtgewitter auf die beleuchtete Umgebung. Dass
dies den menschlichen Organismus und die Psyche ebenfalls beeinträchtigt,
ist wahrscheinlich.
-- "Häufiges Ein- und Ausschalten verträgt die
ESL überhaupt nicht." Die Testobjekte hielten nur
zwischen 4.000 und 10.000 Schaltzyklen lang.
-- Im Schnitt kann man mit einer ESL gegenüber einer Glühbirne
Stromkosten in Höhe von bescheidenen 6,50 Euro pro Jahr sparen.
Und dies nur, wenn es einem nicht so ergeht, wie meinem Nachbarn,
der mir gestern sagte, eine kürzlich für 10 Euro gekaufte
Lampe von Osram wäre bei ihm schon nach zwei Tagen kaputt gegangen.
-- Die Elektrosmogbelastung durch ESL ist erheblich. "Dazu
kommen noch höhere Frequenzen als Folge der elektronischen
Vorschaltgeräte". Erst im Abstand von 1 bis 1einhalb
Metern ist die Elektrosmogbelastung unter dem tolerierbaren Grenzwert.
Schließlich
sei noch die erhebliche Umweltbelastung erwähnt, auf die ich
morgen hier eingehen will.