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Dezember 2008

 

Dezember 2008

31.12.08

Was feiern wir denn heute Abend? Dass das Jahr zu Ende geht? Dass ein neues Jahr beginnt? Dass wir das alte Jahr erfolgreich zu Ende gebracht haben oder uns auf den Erfolg im neuen Jahr freuen?
Wer ernsthaft über den Grund des Feierns an Sylvester nachdenkt, muss sprachlos werden. Aber dies ist ja gar nicht der Sinn der Sache. Es muss gefeiert werden, weil der Mensch immer wieder den Kontrast zum Alltag, zum Nichtfeiern sucht, die Unterbrechung des allzu gewohnten Breis des Tagesablaufs, ohne welche das Leben noch schwerer auszuhalten wäre.

Früher ging es noch darum, Geister zu vertreiben und die höheren Mächte zu beschwören. Viele Aberglauben wurden gehegt und entsprechende Rituale durchgeführt. Wer von einem Tisch herunter sprang, genau beim zwölften Glockenschlag um Mitternacht, der hatte Glück im nächsten Jahr, Bleigießen war zur Zukunftsdeutung da, Feuerwerkskörper waren das beste Mittel gegen Geister, man konnte diese mit lautem Krach nachhaltig erschrecken, und wer seine Neujahrsküsse zuerst von einer alten Frau bekam, musste in diesem Jahr sterben.

Heute freut man sich auf ein Büffet und auf Glühwein, auf stundenlanges Essen und Trinken. Manche machen sich auf die Suche nach der ultimativen Party, auch wenn sie dort keinen kennen. Man will die Nacht mit anderen verbringen, denn heute Abend alleine zu sein, wäre noch trauriger als einen einsamen Weihnachtsabend zu ertragen.
Um Null Uhr will man sich gerne umarmen und anstoßen, bei mir ist dies dann immer etwas seltsam, weil ich überhaupt keinen Alkohol trinke und an der hierdurch befeuerten Euphorie nicht so überzeugend teilhaben kann.
Es gibt auch Einige die froh sind, nach 24 Uhr endlich nach Hause gehen zu können. Wieder andere beginnen dann erst richtig und wollen noch ihre Unmengen von Kracher verballern, die gestern Kofferraumweise aus den Geschäften abgefahren wurden.
Viel Besäufnisse gehen ihren gewohnten Gang und für manch benebelten Protagonisten der ersten Januarstunden enden sie nachts noch in der Notaufnahme des Krankenhauses, im Verlust des Führerscheins bei der Polizeikotrolle oder ganz banal im eigenen Bett mit höllischen Kopfschmerzen und dem ersten Vorsatz des Jahres, nie mehr so viel Alkohol zu sich nehmen zu wollen.
Ich für meinen Teil bin auf einer Party eingeladen, die mit einer Hochzeitsfeier zusammenfällt, ausgiebig vorbereitet von einem alten Kateringspezialisten und mit viel Livemusik. Da werden die derzeit arg frostigen Temperaturen wohl nicht so sehr ins Gewicht fallen. - Prosit Neujahr!
Und: Morgen fällt der Beitrag hier aus, weil ich wohl länger im Bett liegen bleibe.

 

30.12.08

Statt eines Kommentars von mir lese man heute zwei von dritter Seite.
Eventuell passen sie zum Thema Kampf der israelischen Armee gegen die Hamas im Gazastreifen, was ja im Grunde ein Kampf gegen die dortige Bevölkerung ist.
Es geht um das leidige Thema der grundsätzlich eingeschränkten Möglichkeiten für jeden Zeitgenossen, die israelische Politik zu kritisieren:

1. "Freiheit für die Geschichte - Wenn der Staat über die Wahrheit regiert" - von Heribert Seifert: "Die Leugnung des Holocaust gilt hierzulande als strafwürdiges Verbrechen. Es herrscht eine große Übereinstimmung, dass es niemandem gestattet sein soll, in dem Lande, in dem der Massenmord an den europäischen Juden ins Werk gesetzt wurde, ungestraft die Taten der Nazis und ihrer Helfer zu bestreiten. Sorge vor einer Wiederkehr des in einem blutigen Weltkrieg Überwundenen und der Wille zum Schutz der überlebenden Opfer haben zu diesen Regelungen einer "wehrhaften Demokratie" geführt..." - weiter hier.

2. "Verbale Eiertänze - von Unwort-Detektoren und Gesinnungs-Gouvernanten" von Michael Klonovsky: "Über der vielzitierten bundesdeutschen Streitkultur waltet in Wirklichkeit ein notorisches Belauerer- und Denunzierwesen. Oft genügen ein Wort oder eine Assoziation, und schon beginnen die Diskurslinienrichter mit der Abseitsfahne zu fuchteln..." - weiter hier.

 

29.12.08

Das gesellschaftspolitische Tagesgeschehen, um welches es hier im Blog hauptsächlich gehen soll, rückt bei mir derzeit ganz nach hinten.
Nach nunmehr einem Jahr fast täglicher Beiträge habe ich das Gefühl, als wiederhole sich alles in der Politik. Auch jeder Kommentar könnte beinahe schon einmal da gewesen sein. Es gibt gerade nichts langweiligeres als Nachrichten.

Jetzt, zwischen den Jahren, ist das Faulenzen wichtiger, das gemeinsame Kochen und Essen, das bewusste Nichtarbeiten, das Reden mit anderen, die jetzt ebenfalls mehr Zeit haben.
Da wird mir schwerlich bewusst, zu welch einem Leben man doch während des normalen Alltags gezwungen wird. Ist es denn Leben oder nur Warten auf die wenigen Tage, in denen das Leben geschehen kann?
Die elende Politik mit ihren Gestalten, die sich wichtig machen und den Rest des Volkes glauben machen, ohne sie ginge gar nichts.

Ach ja, - ich will da noch auf eine sehr amüsante Sendung hinweisen, die es im November auf Dradio Zeitfragen gab. Ist momentan sicherlich interessanter und sehr viel besser verdaulich als politischer Alltag.
Titel: "Es wird zurückgelacht - Wie die Politik ihre kabarettistischen Kritiker ausbremst - von Thomas Klug."
Einführung: "Die Pointe ist scharf, in der ersten Reihe wird am lautesten gelacht. Die Pointe richtet sich gegen einen Politiker. Und genau der sitzt in der ersten Reihe - und lacht mit. Das politische Kabarett hat es schwer, denn die Politprofis wissen, wie man reagiert, wenn man durch den Kakao gezogen wird. Einfach mitlachen - und schon gilt man als witzig und bekommt gar den "Orden wider den tierischen Ernst". Früher, da hat sich die Politik noch über die unbotmäßigen Kabarettisten ereifert, hat gar versucht, ihnen das Wort zu verbieten. Jetzt lachen die Kritisierten einfach mit. Und bestellen sich die eigenen Possenreißer auf ihre Feste. Oder versuchen sich gleich selbst in Sachen Kabarett. Nur manchmal, da verliert ein Politiker wieder die Nerven. Dann wird ein Kabarettist wieder mal ausgeladen. Das passiert aber leider nur sehr, sehr selten. Die Kabarettprofis Georg Schramm und Urban Priol haben da ganz eigene Erfahrungen. Unverdrossen wehren sie sich mit erbarmungsloser Wort- und Witzgewalt gegen das Weglachen."
Das Manuskript kann als PDF oder Textdatei heruntergeladen werden.

 

27.12.08


Oben der Beweis:
Der Weihnachtsmann ist nur noch eine Mumie, mit gebrochenen Gliedern, eine leere Hülle, verwittert und zerknautscht mit kaum noch was drin. Wie mag er wohl im nächstes Jahr aussehen?

 

24.12.08

Den Baum muss ich noch besorgen, die Geschenke habe ich schon. Die Plätzchen sind alle gebacken, und das Essen für die Feiertage liegt im Kühlschrank. Die Wohnräume sind weitgehend aufgeräumt und auch die beiden Holzöfen im Haus bollern schon. Der vielbesagte Stress kurz vor Heilig Abend hält sich somit sicherlich in Grenzen.

In den nächsten beiden Tagen macht die Blogredaktion Weihnachtspause und legt faul die Füße hoch.
Es sei hier noch auf zwei Beiträge in Dradio verwiesen, die man sich mal durchlesen kann.

Der eine ist von gestern und stammt von dem Pädagogen Michael Felten. Mit dem Titel "Gewaltspiele zum Friedensfest" macht er sich Gedanken über die brutalen Computerspiele unserer Zeit, die jetzt auch wieder als Geschenk für Jugendliche unter vielen Weihnachtsbäumen liegen.
Jugendlichen, denen ich den Text vorgelegt hatte, protestierten energisch gegen die ihrer Meinung nach allzu oberlehrerhafte und einseitige Darstellung. Ihr Hauptargument war: nicht durch die Gewaltspiele würden die meisten Gewalttaten in der Öffentlichkeit begünstigt, sondern eher durch die Rapperkultur, deren Gefahr immer noch viel zu wenig beachtet werden würde. Die Texte deren Songs wären mindestens so gewaltverherrlichend, wie rechtsradikale Musik, dagegen allerdings überall frei verfügbar und auf keinem Index. Deren Mode sei die Rücksichtslosigkeit anderen gegenüber, die sich als erstrebenswertes, cooles Gehabe immer mehr auch auf andere junge Leute, die wenig sonstigen Halt finden, überträgt.
- Hier gäbe es sicherlich einiges an Diskussionsmöglichkeiten zum Thema.

Der zweite Beitrag stimmt unmittelbar zum Fest nachdenklich.
Der Journalist Uwe Bork stellt in seinem Text die Frage: "Welche Bedeutung hat Weihnachten noch? - Das Weihnachtsfest ist ein Event, ob man es nun wahrhaben will oder nicht. Aber: Haben die Kirchen als eigentliche Eigentümer des Warenzeichens "Weihnachten" davon überhaupt etwas?"
Einerseits wiederholt sich mal wieder der Andrang in den Kirchen, die alljährlichen Segnungen der Kirchenoberen und die kurze Hinwendung zu einer Institution, die auf Fragen bezüglich "Weltfrieden, die Solidarität von Arm und Reich, den sorgsamen Umgang mit der Natur, und was sonst an irdischen Zielen halt ebenso wichtig ist wie es unerreichbar scheint" die Antwort hat. Andererseits lässt sich aber auch feststellen, dass ihr "anscheinend immer weniger Gläubige überhaupt eine Frage danach stellen."
Bork fragt weiter: "Ist damit aber nicht ausgerechnet Weihnachten, das Fest kirchlicher Hochkonjunktur, gleichzeitig auch das Fest, das den Kirchen ihren Bedeutungsverlust geradezu schlagend vor Augen führt? Einmal im Jahr erfüllen sie das legitime menschliche Bedürfnis nach Wellness für die Seele, einmal im Jahr liefern sie auch den sonst Kirchenfernen religiöse Folklore vom Feinsten, aber sonst?"

Frohes Fest und gutes Gelingen zur Entspannung von alltäglichen Belastungen für die letzten Tage des Jahres wünscht Zukunftslobby e.V.

 

23.12.08

"Morgen Kinder wirds was geben...". Der Konsum in Deutschland ist entgegen mancher Befürchtungen vor Weihnachten nicht eingebrochen. Die Gesellschaft für Konsumforschung hat sich von der momentanen Lage ein positives Bild gemacht.
Doch dieses kann sich schnell ändern.

Weihnachten ist immer schon der beliebteste Anlass für die Bürger gewesen, vermehrt Geld für Konsumartikel auszugeben. Sie wollen sich die stille und besinnliche Zeit mit Geschenken noch aufwerten, und dieser Wunsch existiert auch in Krisenzeiten.
Die Preise sind relativ niedrig und die Leute haben noch Geld, also kaufen sie jetzt Geschenke für Andere und sich selbst.
Irgendwie spüren die Menschen, dass etwas kommt, wollen sich aber die letzten Tage des Jahres nicht verderben lassen und sich noch einmal ein schönes Weihnachtsfest machen. Man weiß ja nicht was kommt.
Eventuell wird auch vorgezogen, was anzuschaffen erst für später gedacht war.

Rechtzeitig zum Fest kommt ein bizarres Kuriosum aus den Reihen der Politiker. (Spiegel)
Das Baden-württembergische CDU-Vorstandsmitglied Volk hat Vorrechte für Kirchensteuerzahler in den Gotteshäusern gefordert. Anlässlich des weihnachtlichen Andrangs zu den Gottesdiensten sollen die Steuerzahler unter den Gläubigen die besseren Plätze bekommen. Auch Martin Lindner, Fraktionschef der Berliner FDP macht sich Sorgen um überfüllte Gottesdienste an Heiligabend und denkt über Platzkarten für Gemeindemitglieder nach.

Hier wäre es nun interessant zu erfahren, wie Volk und Lindner sich die praktische Umsetzung ihres Vorschlags vorgestellt haben.
Der "Reutlinger Generalanzeiger" von heute fragt: "Soll jeder Kirchenbesucher seinen Lohnsteuerbescheid mit ausgewiesener Kirchensteuer mitbringen, je höher die Abgabe desto weiter vorne die zugewiesene Sitzreihe?
Ich würde die beiden gerne genauestens zu allen Details des Vorschlags befragen. Selten ist es bei einem Thema so zuverlässig gesichert, dass jede Antwort des armen Christdemokraten und des eher "unzuständigen" Liberalen für einen kräftigen Lacher gut wäre.
- Mannomann, wie kann man nur derart dämlich sein und dies auch noch öffentlich dokumentieren?

Auch die wohl nur rein statistische Qualität des Glaubens von CDU-Mann Volk wird durch diese Unbeherrschtheit für einen kurzen Moment gut beleuchtet.
- Nur, wer zieht daraus den Schluss auf das übrige Handeln der sich gerne als christlich gebenden Politiker überhaupt?
Kirchensteuer als Eintrittsgeld in Gotteshäuser zu verlangen wäre das Eine. Eine Politik zu propagieren, die nur mit der allmählichen Zerstörung der Schöpfung funktioniert, ist das Andere, ja das Alltägliche.
Dass dies die Realität ist, die man vor allem den Politikern mit dem C im Namen vorhalten kann, wird leider viel zu wenig in der Öffentlichkeit wahrgenommen.
Von daher würde ich den abschließenden Satz im Kommentar des "Reutlinger Generalanzeigers" auch weiter fassen wollen:
"Apropos Einlasskontrolle: Manche Politiker können von Glück sagen, dass sie beim Eintritt in ihre Parteien keinen Nachweis politischer Reife abgeben müssen." Politiker werden, kann halt jeder opportunistische Dummkopf, Hauptsache, er macht viele Worte und erweckt zahlreiche diffuse Eindrücke.

 

22.12.08

Fast schon hat man den Eindruck, als wollen die Vereinigten Staaten ihre Währung, den Dollar komplett opfern, um aus der Finanzkrise irgendwie heraus zu kommen.
Alles, was die US-Finanzfachleute derzeit an Rettungs- und Krisenmanagementplänen auflegen, macht die Währung der USA in aller Welt immer unattraktiver.

Der zukünftige Präsident Obama und der Kongress überbieten sich gegenseitig mit Konjunkturpaketen. Mitte Dezember gab es 23 neue Programmentwürfe.
Das Volumen der jetzt schon vorgestellten Rettungspakete wird momentan auf ein Volumen in Höhe von 8500 Milliarden US-Dollar geschätzt(siehe Financial Times Deutschland).
Wo soll dieses Geld herkommen? Die Verschuldung der USA, die sich in der Ära George W.Bush fast verdoppelt hat, soll weiter steigen.
In den letzten 8 Jahren lag die jährliche Neuverschuldung bei 500 bis 700 Milliarden Dollar und damit um den Faktor 10 bis 20 höher, als in der Bundesrepublik.
Für das Jahr 2008 sieht es weit schlimmer aus:
Laut den jüngsten Daten der Notenbank Fed lag die Netto-Neuverschuldung der Regierung im dritten Quartal um 39 Prozent höher als im Vorquartal. Saisonbereinigt und auf das ganze Jahr hochgerechnet sind dies sage und schreibe 2078 Milliarden Dollar.
Die US-Notenbank FED zieht jetzt auch den Kauf von Staatsanleihen in Erwägung und denkt gleichzeitig darüber nach, wo sie selbst sich Geld leihen kann (Link).

Das kann nicht gut gehen, oder, läuft da ein Plan hinter den Kulissen? Es gibt Gerüchte, dass die USA im Jahr 2009 den Dollar ganz aufgeben wollen und, eventuell zusammen mit Kanada und Mexiko, eine neue Währung mit Namen "Amero" einführen.
Angeblich ist der Dollarersatz bereits geprägt und gedruckt und sogar bereits an China, den weltweit größten Dollarbesitzer nach den USA, geliefert worden sein.
Ein Rätsel bleibt dabei aber, wie denn die aufgehäuften Belastungen des Dollars beim Übergang zum Amero verschwinden sollen. Soll hier mittels Runderneuerung der amerikanischen Währung alles an Verschuldungen auf Dritte abgewälzt werden? Wer aber kommt als Sündenbock hier in Frage? Die nachfolgenden Generationen können dies schlecht sein, denn die sind ja schon belastet.
- Trotz der Dramatik ist spannend, was da noch passieren mag und wie sich alles auf die übrige Welt auswirkt. - Bin ich hier jetzt fatalistisch?

 

21.12.08

Das Unterguggenberger-Institut-Wörgl in Österreich berichtet auch über bereits laufende Komplementärwährungsprojekte in Lateinamerika.

Hier
wird die STRO, die Social Trade Organisation, vorgestellt: "Die Social Trade Organisation STRO beschäftigt sich seit Jahren mit der Umsetzung von Komplementärwährungen und gewann mit einem Mikrokreditsystem unter Einbindung einer Lokalwährung sowie des Konsumenten-Produzenten-Verbandes Compras 2007 den Michael Unterguggenberger Preis.
Die Erfahrungen aus den Projekten in Brasilien fließen bei der Umsetzung des derzeit interessantesten Komplementärwährungs-Experimentes in Südamerika ein, das STRO in Uruguay durchführt.
Mit seinen 3,3 Mio. Einwohnern war Uruguay bis zur Argentinien-Krise 2002 die "Schweiz" Südamerikas. Seither hat sich das Land nicht von der Wirtschaftskrise erholt.
Um hier Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, plant STRO seit über einem Jahr die Einführung einer Komplementärwährung in großem Stil. In der ursprünglichen Planung war dabei ein Bauprogramm zur Sanierung der maroden, aber sehr schönen Altstadt in der Hauptstadt Montevideo geplant - ähnlich dem Wörgler Freigeld-Nothilfeprogramm 1932/33
."
Nach intensiven Vorbereitung soll die Komplementärwährung in Uruguay nun im März 2009 ausgegeben werden.

Weitere Infos zu STRO: "Die STRO-Group versteht sich als Netzwerk von Organisationen mit Hauptsitz in den Niederlanden und zahlreichen Partnern in Lateinamerika, die ergänzende Währungs- und Verrechnungssysteme als Wirtschaftshilfe in armen Regionen entwickeln und umsetzen. Die Social Trade Organization ist eine Forschungs- und Entwicklungseinrichtung, die seit mehr als 30 Jahren forscht und seit über fünf Jahren bemüht ist, die Theorie auch in die Praxis umzusetzen. STRO arbeitet wie Greenpeace als Dachorganisation. Dem Netzwerk gehört auch das Unterguggenberger Institut Wörgl an."

Hier findet man eine bewegte Grafik, die den Fluss von Unterstützungs- und Spendengeldern ohne und mit Komplementärwährung veranschaulicht. Im ersten Fall versickert das Geld meist sonstwo, im zweiten Fall kommt effektiv gar mehr als der Anfangsbetrag bei den Bedürftigen an.

 

20.12.08

Wenn die Wirtschafts- und Finanzkrise wirklich derart tiefe Wurzeln hat, wie es etliche Fachleute vermuten, wenn unsere Wirklichkeit also in den letzten Jahren nur noch auf eine ganze Wolke von Blasen in allen möglichen Sektoren unserer Gesellschaft aufgebaut wurde, dann droht uns wirklich eine tiefgreifende Katastrophe, ähnlich wie der in den Dreißigerjahren des 20sten Jahrhunderts.

Momentan herrscht noch Preisverfall, verursacht durch zurückgehenden Konsum, der erst nach Weihnachten wohl richtig deutlich wird, durch die sogenannten Rettungsmaßnahmen, wie etwa die Niedrigzinsstrategie, oder durch Reaktionen der in Not kommenden Produzenten und Händler, die auf die mangelnde Nachfrage nur mit Preissenkungen reagieren können.
Jedoch, - auf die Deflation könnte eine Inflation folgen mit, im Gegensatz zu jetzt, heftig steigenden Preisen.

In der letzten großen weltweiten Krise, Anfang der 1930er Jahre, wurde die Inflation durch die plötzlich beschlossenen Rückforderungen aller Kredite mächtiger amerikanischer Banken an die übrige Welt ausgelöst. (Die USA hatten diese Kredite ihren europäischen Verbündeten im ersten Weltkrieg zur Finanzierung des Krieges und Beseitigung der Schäden gewährt).
Dieser Schritt der Geldhäuser war auf den zuvor geschehenen Zusammenbruch der US-Börse im Oktober 1929 gefolgt, während diesem Zusammenbruch ein Preisverfall infolge irrationaler Investitionen und ungebremster Produktionsausweitungen der amerikanischen Wirtschaft voraus gegangen war.

Heute haben die Europäer zwar keine großen Schulden bei den USA, vielmehr ist es umgekehrt. Das Ergebnis ist aber ähnlich.
Früher entstand die Geldknappheit, weil die USA gigantische Summen zurück forderten. Heute müssen in Folge der Finanzkrise riesige in die USA investierte Summen der letzten Jahre abgeschrieben werden. Dies geschieht zwar sehr langsam und die Ergebnisse kommen nicht so klar ins öffentliche Bewusstsein, die theoretische Geldverknappung besteht aber durchaus und könnte in die Inflation führen.

Die ärgsten Folgen einer Inflation aber kann man nur mit einem dann noch stabilen und funktionierenden Zahlungsmittel abmildern. Ein solches Zahlungsmittel, eine Komplementärwährung, muss aber möglichst frühzeitig initiiert werden, möglichst bevor die Inflation richtig wütet.

Solche Komplementärwährungen führen derzeit nur ein Nischendasein, und ihre tatsächliche Bedeutung wurde noch nicht erkannt. Ja man muss auch annehmen, dass eine solche Währung, die nicht nur zinsfrei funktioniert, sondern auch mit einer Umlaufsicherung ausgestattet ist, von großen Geschäftemachern in der gewohnten Finanzwirtschaft als gefährliche Konkurrenz bewusst behindert wird.

Jetzt in der heraufziehenden Krise bekommen Initiativen für alternatives Geld zunehmend Aufmerksamkeit.
Eine wichtige Adresse dabei ist das "Unterguggenberger-Institut" in Österreich, benannt nach dem Wörgeler Bürgermeister, der in den Dreißigerjahren, mitten in den schwersten Krisennöten, in seinem Ort eine Komplementärwährung aufbaute und Wörgl damit zu kurzer wirtschaftlicher Blüte verhalf. (Das Experiment wurde nach 18 Monaten von der österreichischen Zentralbank verboten.)

Die "Initiative Neues Geld" am Unterguggenberger-Institut hat kürzlich eine Petition an die Politik gestartet und will dazu bis Frühjahr 2009 Unterschriften sammeln.
Aus der Kurzfassung: "Petition "Neues Geld" - Unterschriften-Aktion der Initiative Neues Geld. - Die Initiative Neues Geld besteht aus österreichischen Komplementärwährungs-Initiativen. Mit der Petition Neues Geld werden die politischen Entscheidungsträger in Bund, Land und Gemeinden ersucht, ergänzende Währungen zu unterstützen. Bei der Neuordnung des weltweiten Finanzsystems sollen neben den Vertretern der traditionellen Geldtheorie auch ExpertInnen für Komplementärwährungen sowie WissenschafterInnen anderer Geldtheorien eingebunden werden."
Mehr dazu in der ausführlichen PDF-Version: hier.

Auch in Deutschland müsste die Diskussion um eine überregionale Komplementärwährung aufgenommen werden.


19.12.08

Wenn sich die Presse und Politiker der Opposition derzeit auf Angela Merkel stürzen, weil diese nicht entschlossen irgendwelche Aktionen zur Ankurbelung der Konjunktur anpackt, muss man die Kanzlerin in gewissem Sinne in Schutz nehmen.
Wenn überhaupt niemand weiß, welche Maßnahmen denn vielleicht in diesen schwierigen Zeiten positive Auswirkungen bringen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass das auf reiner Versuchsbasis eingesetzte Geld zum Fenster hinaus geworfen wird, sehr hoch.

Merkel weiß einfach nicht, was sie tun könnte. Sie würde dies so natürlich nie zugeben, aber ihr Zögern kann gegenüber den Aktionisten aus CSU, FDP und Linken als gesunde Scheu vor Geldverbrennungsorgien gedeutet werden.
Sie kann dies natürlich nicht lange durchhalten, allein schon deshalb, weil die als sicher geltende Verschlimmerung der Krise ihr vor der Wahl teilweise in die eigenen Schuhe geschoben werden wird. Die Grünen fordern zwar Investitionen in eher ökologische Bereiche, doch auch hier vermisst man einen roten Faden, einen Zusammenhang zwischen Vorschlägen zum Handeln und den ursprünglichen Gründen für diese Krise selbst.

Derweil bröckelt alles weiter.
Aus China, das von der weltweiten Konsumflaute als "Werkbank der Welt" gefährlich stark betroffen ist, hört man, dass bereits 10 Millionen Wanderarbeiter ihre Arbeit verloren haben. Den übrigen 90 Millionen droht ein ähnliches Schicksal, wenn die Entwicklung so weiter geht.
Sie können nun kein Geld mehr nach Hause schicken, wo sie eine oft große Familie versorgen müssen. Jetzt ziehen die Wanderarbeiter selbst nach Hause zurück, in Provinzen, die sehr ärmlich sind.
Daraus entstehen dort wiederum Folgeprobleme, wie vor allem die Versorgung einer plötzlich sehr viel größeren Bevölkerung mit Lebensmitteln. Da aber nur ein geringer Teil der Rückkehrer etwas von Ackerbau verstehen und auch die Flächen begrenzt sind, kann China so noch ein echtes Ernährungsproblem in Folge seiner Exportabhängigkeit und dem Rückgang der weltweiten Nachfrage bekommen.

Angela Merkel muss demgegenüber noch keine Sorgen haben, noch nicht.
Sorgen kann man aber angesichts der Ideenlosigkeit und dem Mangel an nachvollziehbaren Analysen bekommen, denn wenn Angela auch nicht, wie der Spiegel titelte, "Angela Mutlos" ist, so ist sie auf jeden Fall "Angela Ratlos", und dies ist vielleicht noch schlimmer.

 

18.12.08

In der Krise offenbaren sich deutlicher als sonst die feinen Verästelungen, Abhängigkeiten und Verbindungen der verschiedensten Branchen der Geschäftswelt. Eine Tendenz kann Folgen in einer völlig anderen Ecke der Wirtschaft verursachen.

Der Einbruch beim Konsum bringt beispielsweise allmählich die gesamte Transportbranche in Schwierigkeiten. Dies bekommen gerade auch die Reeder zu spüren, die gewohnt selbstverständlich den Warentransport von Konsumgütern aus Übersee per Containerschiff in die norddeutschen Häfen organisierten. Jetzt sind Schiffe oft gar nicht ausgelastet, Aufträge werden storniert und kürzlich erst neu angeschaffte Schiffe liegen ungenutzt vor Anker.
Von den Häfen aus gibt es dann natürlich auch weniger mit LKWs abzuholen und in Deutschland zu verteilen. Also werden sich bald auch die deutschen Speditionsunternehmen zu Wort melden, denen die gegenwärtig rasant sinkenden Spritpreise zwar geringere Unkosten bescheren, was längerfristig natürlich nicht die ausbleibenden Aufträge ersetzen kann.

In den USA bei den großen Autofirmen ist die Lage neben der versiegten Nachfrage nach großen Wagen, auch aus einem anderen Grund verrückt. Auf dem schwach ausgebildeten Produktionszweig für etwas umweltfreundlichere Fahrzeuge, wie etwa beim "Volt", einem halbelektrischen PKW von General Motors, wird die Produktion gerade deshalb vorübergehend eingestellt, weil kaufwillige Amerikaner keine Kredite für die Anschaffung bekommen. Derzeit stürzt in den USA auch alle Industrie hinter den Herstellern, allen voran die Zulieferer, wie auch, in der nächsten Reihe, deren Lieferanten.

Eine Bekannte meines Bruders, die eine Kleiderboutique in der Großstadt führt, finanzierte jedes Jahr die neue Kollektion mit einem Kredit, weil hier auf einen Schlag eine große Summe für die entsprechend nötige Auswahl gebraucht wird.
In diesem Jahr, so wurde ihr von dort schon angedeutet, wird sie dieses Geld nicht mehr von der Bank bekommen. Sie wird, falls sie nicht eine andere Finanzierungsmöglichkeit findet, ihr Geschäft nicht wegen sinkender Nachfrage, sondern mehr aus Kreditmangel schließen müssen.
( Es kann natürlich auch sein, dass sie hier noch Glück im Unglück hat: Wenn sie jetzt die neue Bestellung mit großer Verschuldung erwirbt, und sich erst dann die Nachfrage reduziert und sie auf den Sachen sitzen bleibt, sähe es vielleicht noch schlimmer aus. Wenn sie jetzt schließen muss, dann mit weniger Schulden.)

Nach der letzten Verzweiflungstat der amerikanischen Zentralbank, die Leitzinsen auf Null zu senken, wird es dort auch sehr eng werden. Eine weitere Reduzierung in den Negativbereich hinein, also dass die Banken praktisch Geld geschenkt bekommen, wenn sie sich welches leihen, wäre nur noch kurios. Obwohl: Es würde den Wahnsinn des Ganzen endlich gut verdeutlichen.
Der FED, der US-Zentralbank, geht langsam die Munition aus. Kein Schuss hat bisher ins Schwarze getroffen, ja selbst die Schießscheibe wurde verfehlt. Vielleicht geht ihr auch bald das Geld aus, oder sämtliche Hemmungen zum Druck massenhaft neuer Dollarscheine werden auch noch über Bord geworfen.

Wenn die Boutiquebesitzerin von oben doch nur Zugang zu diesen Krediten bekommen könnte, welche von den Zentralbanken zwar angeboten, in den Kreditinstituten dazwischen aber hängen bleiben und ihrem letztendlichen Zweck vorenthalten werden. Sie könnte die historisch niedrigen Zinsen sogar mit der Ware an die Kundschaft weiter geben, - ja wenn.

Hier wird die oberste Regel des Finanzsystems deutlich: Alles Psychologie.
Die Banken glauben einfach nicht, dass sie das ausgeliehene Geld wieder zurück bekommen, weil für ihre Kunden der Konsum zur Wiedererwirtschaftung nicht ausreicht. Weil aber kaum noch etwas finanziert werden kann, bleibt der Konsum aus, die Befürchtung der Banken erfüllt sich, usw.

Allerdings ergibt sich aus den komplexen und scheinbar allgegenwärtigen Zusammenhängen auch ein Hinweis darauf, wo denn Investitionen derzeit wirklich sinnvoll wären. Es herrscht in der Politik doch in Wahrheit eine große Ratlosigkeit darüber, ob Konjunkturprogramme die Krise lindern können, und darüber hinaus die Frage, wo es jetzt sinnvoll ist zu Fördern und wo es geradezu unsinnig ist.

Konjunkturmaßnahmen, die sich in den kleinsten Zellen unserer Gesellschaft auswirken, dort, wo es am wenigsten Querbeziehungen gibt, und die nicht durch andere Entwicklungen beeinträchtigt werden können, sind wohl derzeit die einzig sinnvollen.
Die energetische Gebäudesanierung etwa wurde schon angedacht. Sie würde zu mehr Autarkie der Hausbewohner von Energielieferungen führen.

Es sollte aber auch an andere Bereiche zur Sicherung der elementarsten Lebensvoraussetzungen gedacht werden. Jetzt müsste man verstärkt an eine Reregionalisierung der Landwirtschaft und an eine Unabhängigmachung von Treibstoffen für Agrargeräte und von Agrarchemikalien für die Feldarbeit und Viehfütterung arbeiten.
Nach dem 2ten Weltkrieg konnte die Landwirtschaft den Nahrungsmittelbedarf der Bevölkerung nur deshalb weitgehend sichern, weil diese mit örtlich vorhandenen Mitteln zu bewerkstelligen war. Eine ähnliche Verschärfung der Krise würde heute, wo die Landwirtschaft hoch gezüchtet und industrieabhängig ist, schlimmer verlaufen.
Zu denken wäre auch an Investitionen in dezentrale Stromversorgung und in das regionale Handwerk.
Und: Finanztechnisch müsste eine Sekundärwährung in Form eines Schwundgeldes eingeführt werden, mit welcher sich, unabhängig von der Willkür der Bankenlandschaft, minimale finanzielle Möglichkeiten und kleine Investitionen auch innerhalb eines großen Zusammenbruchs, garantieren ließen.

 

17.12.08

Der europäische Klimakompromiss ist ein bürokratisches Monsterwerk mit einer unüberschaubaren Zahl von Hintertürchen geworden. Heute soll er im europäischen Parlament verabschiedet werden.
Auf der einen Seite lehnen ihn sowohl Hardliner wie die Unions-Abgeordneten ab, die aus allerlei vorgeschobenen Gründen keinen wirksamen Klimaschutz wollen, als auch auf der anderen Seite Fraktionen wie die Grünen, die ihn für unwirksam und überflüssig halten, weil etwa die Emissionen von Neufahrzeugen im Jahr 2012 bei geschickter Ausgestaltung der geplanten Richtlinien gar noch über den heutigen Werten liegen dürfen.

Im Grunde zeigt dieses breite Spektrum von Parlamentariern, wie hoffnungslos die Situation im EU-Parlament eigentlich ist, wie effektiv es die rücksichtslosen Zerstörer der natürlichen Lebensgrundlagen immer wieder schaffen, aus reiner Ignoranz und Sucht nach ihrer sektenhaft praktizierten Ideologie jeden Lichtblick für eine bessere Zukunft zu verhindern.

OK, - tun wir mal wieder das, wozu wir eigentlich gar keine Zeit haben, nämlich abwarten. Nehmen wir die butterweiche Festlegung auf nebulöse Ziele als einen ersten Anfang. Hoffen wir auf die Lernfähigkeit von Leuten wie der CSU-Europaabgeordneten und Vorsitzenden des Industrieausschusses Angelika Niebler, die Ausnahmen für energieintensive Industrien, die angeblich "abwanderungsgefährdet" sind, begrüßt.
Sie bemüht das so oft schon als Bremsklotz genutzte kurzsichtige wie langfristig falsche Arbeitsplatzargument. Es würde dem Klimaschutz nichts nützen, wenn wegen zu strikten Regelungen bestimmte energieintensive Unternehmen ins außereuropäische Ausland abwanderten.

- Ja meine Güte, dann muss man dies eben mit politischen Mitteln verhindern.
Wenn Firmen abwandern wollen, dann müssten diese auch keine Geschäfte mehr mit dem Wirtschaftsraum machen dürfen, in dem die neuen Klimaschutzregelungen gelten!

- Was ist denn radikaler, dass Europa eine solche Art von Protektionismus zu Gunsten der nachfolgenden Generationen als unumgänglichen Teil funktionierenden Klimaschutzes akzeptiert, oder dass eine zerstörerische, ohnehin zerfallende Ideologie nach unbeschränkten Unternehmensfreiheiten im Bereich Lebensgrundlagenschutz künstlich aufrecht erhalten wird?
Arbeitsplätze werden in Europa, mittel- und langfristig gesehen, allein durch zu wenig Klimaschutz verschwinden, nicht durch zuviel. Nur eine konsequent auf Nachhaltigkeit orientierte Wirtschaft wird die menschliche Arbeitskraft in solcher Menge benötigen, dass alle Arbeitswilligen einen dauerhaften Job bekommen.
Dieses Faktur zu verneinen ist im negativen Sinne wahrlich radikal, wenn nicht, angesichts der damit akzeptierten Schäden an der Gesellschaft, sogar extremistisch.

PS: Zum Thema "Die EU und das Klimapaket" gab es am 11.12. auch eine recht gute Hintergrund-Sendung auf Deutschlandfunk.
Das Manuskript kann hier nachgelesen werden.

 

16.12.08

Den europäischen Spitzenpolitikern und der Bevölkerung in Europa wird ihr sogenannter Klimakompromiss womöglich schon bald schwer im Halse stecken bleiben, und dies vor allem aus rein ökonomischer Sicht.

Besonders Deutschland war in den letzten Jahren weltweit Vorreiter in Sachen Umwelttechnologien und Standards, was die Nachfrage der Welt für Produkte aus diesem Wirtschaftssektor beflügelt und deutschen Unternehmen Gewinne beschert hat. Einige andere Länder Europas haben beispielweise die Förderung nach dem deutschen Erneuerbare-Energien-Gesetz teilweise übernommen und so eine ähnliche Entwicklung im Umweltsektor angestoßen.

Anlässlich der Finanz- und Wirtschaftskrise jedoch, sehen sich die Europäer nun veranlasst, im Bereich Umweltschutz, speziell in der Klimapolitik, eine energische und zügige Weiterentwicklung im Umweltbereich zu verschieben, mit dem absurden Argument, jetzt ginge der Arbeitsplatzerhalt über die Dringlichkeit nach Klimaschutz.

In Europa will man immer noch nicht begreifen, dass nur mittels größter Anstrengungen im Bereich Ökologie die Ökonomie überhaupt langfristig funktionieren kann.
Immer noch sieht man hier einen Interessenkonflikt, den man nach Beliebigkeit zu Gunsten der alten Art von Ökonomie entscheiden kann. Immer noch lassen sich die Politiker von kurzfristig denkenden Wirtschaftsgrößen zur völlig falschen Politik nach Bewahrung des Status Quos überreden und schädigen so nicht nur die natürlichen Lebensgrundlagen, sondern in erster Linie ihr eigenes Anliegen, nämlich die mittel- und langfristige wirtschaftliche Entwicklung.

Mit dem heutigen Zögern in der Klimapolitik verursachen die europäischen Spitzenpolitiker unmittelbar die Grundlagen für die nächste, noch weit umfangreichere europäische Wirtschaftskrise. Diese Krise wird gewissermaßen auch das Platzen einer gigantischen Blase sein, einer Blase jedoch, welche derzeit noch mit unter den Teppich gekehrten ökologischen Schäden gefüllt wird.
Und, Europa wird dann nicht rechtzeitig die nötigen Alternativen selbst aufbieten können, denn diese werden woanders früher entwickelt werden.
Grund für diese Annahme ist die Entwicklung in den USA, wo der neue Präsident Obama derzeit die Nominierungen für die entscheidenden Umwelt- und Energieministerien vornimmt. Alles lässt auf das ernsthafte Vorhaben für einen wirklich tiefgreifenden Wandel in der amerikanischen Politik hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft schließen.

Der zukünftige Energieminister in den USA wird der Physikprofessor und Nobelpreisträger Steven Shu werden, welcher derzeit noch an der kalifornischen Berkley-Universität lehrt. Dieser will sich für die intensive Erforschung alternativer Energien auch auf Staatsebene einsetzen. Dieses hat er bisher in Forschungen und im Universitätsbereich schon ausgiebig getan.
Obama kündigte darüber hinaus an, einen neuen Posten schaffen zu wollen, um die Energie-, Klima- und Umweltpolitik zu koordinieren. Carol Browner, die unter Bill Clinton Chefin der amerikanischen Umweltbehörde war, soll diesen Posten übernehmen.

Barak Obama sprach dazu deutliche Worte: "Seit über 30 Jahren hören wir wachsende Besorgnis über unsere Energieabhängigkeit. Präsident nach Präsident versprach einen neuen Kurs, Kongress nach Kongress redete über mehr Unabhängigkeit, nur um nach entsprechendem Druck der Interessengruppen doch noch einzuknicken."
Offenbar soll es damit in 35 Tagen vorbei sein, wenn Obama Präsident ist.
Barak Obama: "Gleichgültigkeit und noch mehr gebrochene Versprechen können wir uns nicht leisten. Wir werden nicht über Nacht eine neue Energiegesellschaft schaffen und die Umwelt schützen, aber wir können damit anfangen, wenn wir neu denken und neu handeln."

Browner, die unter Clinton stark abgebremst wurde, weil dieser auch nur den Schutz alter Energiewirtschaftsstrukturen im Sinn hatte, könnte unter Obama richtig loslegen und einen kompletten Wandel der amerikanischen Industrie hin zu einer sehr viel nachhaltigeren Struktur bewirken.
Auch will Obama die Umweltschutzagentur EPA der Vereinigten Staaten neu besetzen. Die nominierte Leiterin Lisa Jackson, vormals schon in einem ähnlichen Posten im Bundesstaat New Jersey beschäftigt, sagte: "Ganz oben auf der Liste der künftigen EPA steht der Klimawandel, der uns zwingt, Energieentwicklung und Nutzung komplett umzustellen. Dazu kommen Luftverschmutzung, Giftchemikalien, Gesundheitsprobleme unserer Kinder, der Umbau und die Aufarbeitung von Deponien, und Gerechtigkeit für Kommunen, die eine überproportional große Last trugen un die besonders von unserer zukünftigen grünen Wirtschaftspolitik profitieren werden."

Was dies für Europa und speziell für Deutschland bedeutet, ist klar: Als zukünftiger Technologieführer im Umweltschutzbereich und bei regenerativen Energien wird sich die USA herausbilden.
Auch auf Europa ist der obige Ausspruch Obamas über die Versäumnisse der Vergangenheit zutreffend, nur dass in Europa mit dieser Routine nicht ebenso radikal gebrochen wird, wie jetzt in Amerika.
Merkel und die anderen Industrieopportunisten sind vorgestern abermals gegenüber der mächtigen Wirtschaft eingeknickt, mit der Folge, dass dadurch die richtige Entwicklung in die Zukunft verschoben und die Wettbewerbsfähigkeit Europas verspielt wurde. In einigen Jahren werden wir bei Amerika die Technologien und Produkte kaufen müssen, um deren rechtzeitige Entwicklung wir uns jetzt drücken.
Den hochrangigen europäischen Klimaverweigerern und Konjunkturspritzenerfinder seien einige Worte des zukünftigen US-Energieministers ans Herz gelegt, welche dieser anlässlich seiner Ernennung sagte:
"In der heutigen Wirtschaftskrise verlieren Menschen ihre Arbeit und ihre Häuser. Unternehmen brechen zusammen. Deswegen glauben einige, wir sollten uns ausschließlich um die Wiederherstellung der Wirtschaft kümmern. Ich dagegen denke, wie das Team des künftigen Präsidenten, dass wir sowohl die Wirtschaft reparieren müssen, als auch den Weg zu nachhaltiger Energie beschreiten."

Wir im alten Europa werden sehr viel Geld ausgeben müssen und wir werden die enorm vielen Arbeitsplätze nicht hier in Europa haben, die eine ökologische Produktionsstruktur entstehen lassen wird.
Nur, wird man sich dann noch daran erinnern, dass die heutige Kanzlerin Angela Merkel mitsamt ihrer derzeitigen Mann- und Frauschaft für den dann erst richtig fatalen Zustand direkt verantwortlich ist?

 

15.12.08

Weihnachten ist im Prinzip längst globalisiert worden. Zwar sind die geistlichen Symbole und religiösen Rituale hauptsächlich in christlich geprägten Regionen zu finden, die Konsumartikel anlässlich des Festes jedoch werden überall verkauft.

China produziert und exportiert massenhaft Plastikweihnachtsbäume, Kugeln mit kitschigen Bildchen drauf, Lichterketten und Polyesterpuppen in allen Größen mit roter Zipfelmütze und weißem Bart.
Teilweise können wir diese schon seit Wochen bestaunen, wie sie sich ungelenkt an Seilen zu Fenstern emporklimmen, vorbei an üppigen Hauskanten- und Fensterrahmenbeleuchtungen und hoch über einem Leuchtpunktemeer im Vorgarten in Form von Rentieren, Schlitten, Geschenken und überdimensionalen Kerzennachbildungen.

Dieser Dekorationswahn ist mittlerweile weltweit angekommen und wird bereitwillig von allen Händlern als willkommene saisonelle Profitmöglichkeit genutzt.
Selbst Moslems kaufen Weihnachtsbäume. In Kairo etwa kann man die entsprechenden Artikel aus China aber auch echte Blaufichten, importiert aus den Niederlanden kaufen. Tausende von Nippesshops dort haben zum Fest der Christen ihr Angebot entsprechend aktualisiert.
Zwar hält sich der Absatz der immerhin umgerechnet 500 Euro teuren Importbäume in Grenzen, dafür gibt es aber auch lebende Thujas im Topf in allen Größen schon ab 8 Euro.
Die Renner sind elektronisch aufgepeppte Weihnachtsmänner, die, knopfzellenbetrieben, mit blecherner hektischer Stimme und merkwürdigem Outfit Weihnachtsschlager schmettern und dabei rhytmische Bewegungen machen.

Des öfteren hat man sich in Deutschland ja schon Gedanken darüber gemacht, wie die Summe moderner bürgerlicher Weihnachtsbeleuchtung den Stromverbrauch erhöht und ob dafür rechnerisch ein zusätzliches Kraftwerk wohl ausreicht.
Zu dieser vom Weihnachtsfest verursachten Umweltbelastung durch den Betrieb der modernen Devolutionalien, müssten natürlich auch die Schäden aus der Produktion und dem Transport dieser Dinge addiert werden, nicht zuletzt auch die Probleme in Zusammenhang mit dem erheblich vergrößerten Müllaufkommen ab Januar. Der allgemeine Weihnachtsplunder wird nach dem Fest zu 99 % weggeworfen, um im nächsten Herbst erneut produziert und gekauft zu werden.

So wird die Schöpfung, also die natürlichen Lebensgrundlagen, für welche die Christen den eindeutigen Auftrag zur Bewahrung haben, mit der allgemeinen Ausgestaltung des höchsten Festes der Christen zusätzlich und völlig unnötig geschädigt.
Kam diesbezüglich denn in der Vergangenheit einmal irgend ein entsprechendes Wort, eine Befürchtung oder eine Mahnung von den christlichen Religionsführern? - Ich kann mich nicht erinnern.

Die evangelischen und katholischen Geistlichen sind zwar allenthalben und zu vielen Gelegenheiten mit Herummoralisieren beschäftigt.
Ob sie sich aber jemals die Frage gestellt haben, dass gerade das biblische Bewahrungsgebot in ihrer heiligen Schrift, dort in erster Linie zur Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen für die nachfolgenden Generationen ausformuliert wurde?
Wie können sie nur, ebenso wie die Durchschnittskonsumenten, die alljährliche Verschwendung von natürlichen Gütern zu Ehren des Religionsbegründers so gleichgültig hinnehmen?

 

14.12.08

Heute am 3. Advent, wo sich im Kanzleramt in Berlin die Creme der deutschen Zukunftsignoranz zum sogenannten "Konjunkturgipfel" trifft, um darüber zu beraten, wie man denn trotz des laufenden Zusammenbruchs des Systems noch ein Weilchen weitermachen könnte, wie bisher, sei der abermals verschobenen Problematik nach sofortiger und radikaler Klimaschutzpolitik gedacht.

Die Vertreter der Entwicklungsländer sind von der zu Ende gegangenen Klimaschutzkonferenz aus Posen abgereist, wo außer Spesen nichts gewesen und außer Vertröstungen nichts gesagt worden ist.
Man sah es ihnen an: Ihre eine Hand steckte still zur Faust geballt in der Tasche. Ebenso wäre es bei Vertretern nachfolgender Generationen gewesen, hätten sie es erleben können, wie leichtfertig und kalt ihr Anliegen wieder einmal auf der Xten Konferenz abgekanzelt wurde.

Oft rede ich von den externalisierten Schadkosten unserer herrschenden Ökonomie, die sich grob in ökologische, soziale, finanzielle und politische Schadkosten aufteilen lassen. In konkreten Fällen aber sind diese Schadkosten immer aus mehreren Kategorien zusammengesetzt und lassen sich nicht klar zuordnen, bzw. führt das Eine zwangsläufig zum Anderen, so dass eigentlich immer alle vier Arten von Schadkosten diagnostizierbar sind.

Ein Beispiel für überwiegend politische Schadkosten wird in einem Interview behandelt, welches die ARD mit Harald Welzer, dem Direktor des Center for Interdisciplinary Memory Research am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen und Forschungsdirektor für Sozialpsychologie an der Universität Witten/Herdecke kürzlich führte.
Welzer ist auch Autor eines Buches mit dem Titel "Klimakriege. Wofür im 21. Jahrhundert getötet wird."

Das Interview ist überschrieben mit: "- Nur ein neuer Lebensstil kann Klimakriege verhindern - Der Klimawandel als Ursache für Kriege und Konflikte? Genau das passiert schon, sagte der Sozialpsychologe im Interview mit tagesschau.de. Er erwartet von Konferenzen keine Lösung des Klimaproblems, solange sich unser Lebensstil nicht grundlegend ändert."
Im Kanzleramt wird heute über nichts Anderes verhandelt, als über Handlungsmöglichkeiten gegen die Krise unter unbedingter Beibehaltung des destruktiven Lebensstils der gegenwärtigen Industriegesellschaft.

Als Kommentar zur Posener Konferenz und auch zum Treffen für den europäischen Klimakompromiss von letzter Woche, ist eine Aussage Welzers im genannten Interview sehr genau passend:
"Ich halte diese Dinge für notwendig, weil das alles Schritte sind, die das Thema Klimawandel zumindest immer weiter in der Öffentlichkeit halten. Was allerdings auf der faktischen Ebene passiert, ist sicherlich nicht zielführend. Man nimmt diese globale Problematik überhaupt nicht zum Anlass, grundsätzlich darüber nachzudenken, welche Aspekte unserer Lebensform und unseres Lebensstils kontraproduktiv sind, und welche stattdessen eingeführt werden müssten. Um ein Beispiel zu nennen: Anstatt darüber nachzudenken, dass unsere Mobilitätsvorstellungen wahrscheinlich nicht überlebenstauglich sind, denkt man nur über spritsparende Autos nach. Fehlentwicklungen werden nicht abgebrochen, sondern optimiert. Es wird nicht konzeptuell gedacht, sondern lediglich ein bisschen an Symptomen herumlaboriert."

Auf die Frage, was denn getan werden müsste, um einen Ausweg aus der Klimaproblematik hinzubekommen, antwortet Welzer:
"Zunächst müssten wir uns fragen: Wie wollen wir eigentlich leben? Wie soll die Gesellschaft der Zukunft aussehen? Was soll sie den Leuten bieten? Worauf können wir ohne Not, sogar mit Gewinn an Lebensqualität, verzichten? Und was sind eigentlich die Prioritäten, die wir gesellschaftlich setzen? Ist die kurzfristige Erhöhung des Lebensstandards auf Kosten aller kommender Generationen unsere Priorität? Oder ist die Priorität die Sicherung des Überlebens der kommenden Generationen? Ich würde die Fragestellung immer umdrehen und nicht fragen: Was können wir vom gegenwärtigen Status Quo mit Gewalt retten? Sondern: Wie haben wir den Status Quo so zu verändern, damit eine gute Gesellschaft entsteht?"

Besser könnte ein Zukunftslobbyist es nicht sagen.
Was er aber sagen könnte, ist, wie ein neuer Lebensstil, ein im Sinne der Worte Welzers nachhaltiger Lebensstiel, für die gesamte Gesellschaft erreicht werden kann.

Dass einzelne Menschen diese große Problematik derart verinnerlicht haben, sie also bereits jetzt einen Lebensstil pflegen, der einen ökologischen Fußabdruck von der Größe 1 nicht überschreitet, brauche ich nicht zu erwähnen.
Die breite Mehrheit aber, soviel können wir ebenfalls festhalten, ist hiervon auf freiwilliger Basis nicht zu begeistern.

Da es jedoch nicht so bleiben kann, wie es ist, wir jedoch auch keine Ökodiktatur wollen, bleibt nur die eine Möglichkeit übrig, das nachhaltige Verhalten über die Preise aller Produkte und Dienstleistungen herbeizuführen.
Sämtliche schädliche Folgen, die unser gegenwärtiger Lebensstil, egal ob ökologische, soziale, finanzielle oder politische Folgen, müssen berechnet und ganz individuell in die Preise eines jeden Details unseres Lebensstils integriert werden.

So würde uns die faktische Unakzeptierbarkeit unseres konsumistischen Lebensstils über eine spürbare Unbezahlbarkeit so frühzeitig bewusst, dass wir noch zu einer verträglicheren Alternative wechseln könnten.
Nur mit der Vorgehensweise, die im Konzept von der Kategorischen Marktwirtschaft genannt wird, wäre ein zukunftsverträglicher Lebensstil für Alle effektiv und zügig erreichbar.

 

13.12.08

Nun ist das sogenannte "Paket" für den Klimaschutz von den europäischen Politgrößen also fertig "geschnürt" und kann jetzt rechtzeitig zur weihnachtlichen Bescherung zur medialen Post gebracht werden.
Doch leider ist es nicht als Geschenk für die Allgemeinheit gedacht oder für die nachfolgenden Generationen. Diese müssen das Klimapaket nur bezahlen, - bestimmt ist es lediglich für das gute Gewissen der schnürenden Parlamentarier selbst.

Man hat die Absicht geäußert, den CO2-Ausstoß bis 2020 um 20 Prozent zu reduzieren. Genauer: Man will sich mehr als 11 Jahre Zeit lassen, um die jetzt schon dramatisch wirksame Menge an CO2 in der Atmosphäre, die man mit der europäischen Art zu Wirtschaften ja in den letzten Jahrzehnten bereits verursacht hat, jährlich ein bisschen weniger zu ERHÖHEN.
Und: Dies ist lediglich die ABSICHT der EU. Alles spricht dafür, dass dieses gesteckte Ziel wohl nicht erreicht werden wird.

Betrachtet man die Instrumente, mit welchen die Politik gedenkt, ihre Absicht umzusetzen, wird dies schon mehr als deutlich:

- Der Plan, mittels beispielsweise massenhaften Einsatzes von Biosprit den CO2-Ausstoß von Fahrzeugen zu senken, wurde weitgehend abgeblasen, weil für die Parlamentarier völlig überraschend eine gefährliche Konkurrenz zur weltweiten Nahrungsmittelversorgung deutlich wurde. Hätte man sich dies nicht vorher denken können?

- Das Vorhaben, mittels Verbots von Glühbirnen und deren Ersatz durch Gasentladungslampen erhebliche Mengen an Strom in den europäischen Haushalten zu sparen, wird nach hinten los gehen. Völlig falsche Vermutungen dazu, ja ein unrealistisches Wunschdenken, an dem die Sache von Vorne herein orientiert war, lassen darauf schließen. (Ausführlich gibt der entsprechende Artikel unter -Tacheles- auf dieser Website hierzu Auskunft).

- Die Vision einer möglichen CO2-Abscheidung und dauerhafter Verklappung unter die Erde wird sich als phänomenale Sackgasse, enorm teuer, energieintensiv und viel zu aufwändig, erweisen. Zudem darf die Sicherheit und Folgenlosigkeit solcher Erdeingriffe stark bezweifelt werden, sollten diese in derart gewaltigen Dimensionen wie nötig, umgesetzt werden.

- Einige Wirkungen des Erneuerbare-Energien-Gesetz sind ökologisch gesehen kontraproduktiv. Der verstärkte Einsatz von Holz zur Energieerzeugung beispielsweise wurde gefördert, und hat jetzt allerdings sehr gefährliche Blüten getrieben.
Die Verbrennung von schadstoffbelastetem Holz wird gefördert, ohne dass gleichzeitig eine Entwicklung angestoßen worden wäre, die nur noch überwiegend umweltfreundliche Holzbehandlungsmethoden zulässt. Die Förderung von Pelletsheizungen hat die Nachfrage nach Restholz jetzt schon über die im Inland bereitstellbare Menge gehoben. Die Folgen sind zunehmender Holzimport aus osteuropäischen Ländern, was zum Kahlschlag dort und zu Emissionssteigerungen durch den Transport geführt hat. In Deutschland selbst werden die Waldbestände dergestalt übernutzt, als dass auch Restholz, welches aus ökologischen Gründen unbedingt dort verbleiben müsste, eingesammelt und abgefahren wird. Sind Pelletsheizungen einmal vom Hausbesitzer für viel Geld angeschafft worden, lässt sich dieser Trend nicht mehr so leicht umdrehen.

- Die Förderung der Windkraft, mit deren weiterem Ausbau tatsächlich eine große Entlastung erreicht werden könnte, geht an der Realität völlig vorbei.
Einerseits werden Anlagen gegen den Widerstand betroffener Anwohner undemokratisch durchgesetzt, andererseits werden riesige Flächen, wo eine direkte Belastung der Bürger nicht entstünde aus ideologischen Gründen ausgenommen. Viele kommunale Parteiverbände, vor allem der Union und der FDP, auch der SPD, meinen sich mit solchen Populismus bei den Wählern beliebt machen zu müssen. Was hier fehlt, ist eine direkte Belohnung der nahen Anwohner solcher Anlagen mittels deutlichen Rabatts auf ihre Stromrechnung.

- Nicht zuletzt sind die Regelungen zum CO2-Emissionshandel selbst, die Ausgabe und der Handel mit Verschmutzungszertifikaten überhaupt kein taugliches Instrument.
Es ist lediglich Augenwischerei, wodurch nur ein bürokratisch nicht mehr zu überschauendes Hinundher-Geschiebe weltweit ausgelöst wird, welches dem Klima letztlich einen Bärendienst erweist. Ja es werden sogar auf anderen umweltpolitisch relevanten Feldern neue Schäden verursacht.
Im Kommentar der "Passauer Neue Presse" wird dies heute morgen sehr gut zusammengefasst: "Hat die Physikerin (Merkel) richtig gerechnet? Nein, denn zum einen gibt es zu wenig Einsparvorgaben für Straßenverkehr und Gebäude, und zum Anderen sind die ganzen 20 Prozentziele eine Mogelpackung. Denn die Abermillionen Tonnen CO2, die da eingespart werden sollen, sind keine echten europäischen Tonnen. Ein Großteil kann aus Entwicklungsländern importiert werden. Wenn in Kenia Bäume gepflanzt, oder in China alte Fabriken geschlossen werden, gibt es dafür Bescheinigungen, die die Vorreiter im Klimaschutz einfach kaufen können. Da wird der Klimaehrgeiz der Europäer zum Verschiebebahnhof."

Fatal bei der ganzen Sache ist, dass die Europäer sich mit der Schonung von 90 % ihrer CO2-relevanten Großindustrie und den alten Kraftwerken im Osten, ebenso mit dem viel zu langen Zeitrahmen einer Umsetzung, mittel- und langfristig ökonomisch selbst übers Ohr hauen.

Einmal wird sich die Wirtschaft ohne intakte Umwelt selbst auf Null reduzieren, zum Anderen setzt die gegenwärtige Art von Klimapolitik nur immer neue Wellen finanzieller Belastungen für die Bevölkerung in Bewegung.
Mit den Geldern aus dem Zertifikathandel, sofern angesichts der vielen Ausnahmen überhaupt noch relevante Summen zusammenkommen, sollen auch die Länder im Osten Europas mit ihren alten Kohlekraftwerken unterstützt werden.
Die Kosten ihrer Verschmutzungszertifikate werden von den Verursachern zu 100 Prozent auf die Kunden umgelegt. Die Deutschen bezahlen also im Grunde dafür, dass Umweltschädliche Anlagen in anderen Staaten nicht mit Zertifikatszwang belastet werden.
Ja es legen nachgewiesenermaßen sogar Konzerne Zertifikatkosten auf ihre Preise um, die zuvor gar kein Geld für "Verschmutzungsrechte" ausgegeben haben und die Rechte vom Staat geschenkt bekamen.

Die verborgenen, aber wohl wichtigsten Argumente gegen die europäische Klimapolitik sind diese:
1. -- Einmal werden die Bürger angesichts der nicht ausgleichbaren Mehrkosten für ihre Haushaltskasse einen Hass auf jede Art von Klimapolitik bekommen.
Die Politiker werden schon längere Zeit nicht müde, die Lüge von den hohen Kosten für den Umweltschutz in der Bevölkerung zu verbreiten. Ohne breite positive Zustimmung dort, ist aber ein wirksamer Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen nicht umsetzbar, und mit der zur aktuellen Klimapolitik analogen Vorstellung der Politiker für Umweltschutz, werden die Kosten hierfür für die Menschen in naher Zukunft noch erheblich steigen.

2. -- Marktwirtschaftlich gesehen sind die europäischen Klimaschutzmethoden völlig ungeeignet, um über den Markt eine günstigere, CO2-arme Wirtschaftsstruktur entstehen zu lassen.
Der Zertifikathandel ist mehr ein planwirtschaftlich-zentralistisches Instrument, als ein Mittel zur demokratischen Veränderung der Energielandschaft.

Die wirklich marktwirtschaftliche Alternative wäre wiederum die im Konzept von der Kategorischen Marktwirtschaft vorgesehene Herangehensweise:

Alle derzeit noch externalisierten ökologischen Schadkosten einer jeden Art von Energieerzeugung und Bereitstellung, auch der regenerativen, werden ganz unterschiedlich und individuell berechnet, auf die jeweiligen Preise aufgeschlagen und vom Verbraucher zusätzlich gefordert.
Die hierbei eingenommenen Internalisierungseinnahmen werden als vorübergehendes garantiertes Mindesteinkommen umgehend und zu 100 % und zu gleichen Teilen wieder an die Bürger ausgezahlt, egal ob reich oder arm, ob jung oder alt.
So hätte jeder das Geld, um die dann mittels Angebot und Nachfrage einsetzende Umgestaltung in eine nachhaltige Energiewirtschaft zu bezahlen.
Auf eine europäische Dimension ließe sich dieses Konzept durchaus weiter entwickeln. Dabei hilft sehr, dass es sehr unbürokratisch zu handhaben ist und von der breiten Bevölkerung bereitwillig begrüßt werden würde.
Auch die sofortigen Wirkungen auf den Arbeitsmarkt wären enorm, wie auch für sämtliche kleinen und mittleren Betriebe in arbeitsintensiven Sektoren der Gesellschaft. Klaus Töpfer dazu in der "Frankfurter Rundschau": "Nur wer ökologisch vorne dran ist, schafft die Jobs der Zukunft. Klimagerechtes Produzieren ist die Lösung der Krise, nicht die Ursache."

Wer nun noch bemängeln mag, dass ein solches Konzept nur weltweit funktionieren kann, der mag wohl Recht haben. Allerdings wäre dieses Konzept so wohltuend wirksam und für eine Bewahrung der Zukunft vielversprechend, dass die bloße breite öffentliche Diskussion in Europa, auch der übrigen Welt deren Unumgänglichkeit deutlich machen würde. Bald würden alle Staaten erkennen, dass nur hierin die Lösung der ökonomischen Krisenproblematik liegt.
Wir müssten mit dieser Diskussion nur endlich beginnen!

 

12.12.08

Auf der internationalen Klimaschutzkonferenz in Posen wartet man heute, am letzten Tag dieser Tagung, noch auf ein Signal aus Brüssel, wo, neben Maßnahmen gegen die Finanz- und Wirtschaftskrise, auch über die europäischen Klimaschutzziele beraten wird.

Allerdings kann man auch jetzt schon die totale Ergebnislosigkeit der Verhandlungen zu einer angemessenen EU-Klimapolitik konstatieren.
Abermals wird nur Fassadenschminke betrieben, ein Aktionismus, welcher gegenüber der Ernsthaftigkeit des Problems alles andere als dienlich ist.
Im Prinzip offenbart sich wieder die totale Ahnungslosigkeit der Verantwortlichen in den Führungspositionen, die neben der Ablehnung effektiver Klimaschutzmaßnahmen gleichzeitig ein Konjunkturpaket gegen die Krise in Höhe von 200 Milliarden Euro für Europa beschlossen haben.

Wo bleibt aber endlich die Einsicht in die sich immer deutlicher aufdringenden Zusammenhänge beider Themen?
Es muss doch neben vielen Nichtregierungsorganisationen und immer mehr Zeitungskommentatoren auch einem nationalen und europäischen Politiker so langsam einmal ins Bewusstsein treten, dass gerade die seit Jahrzehnten gewohnte Industriestruktur ja gerade die Klimaschädigungen verursacht hat.
Da kann man doch nicht einfach nur weiterhin alles beim Alten belassen wollen, was ja mit den Konjunkturpaketen und mit den großen Ausnahmeregelungen bei Klimaschutzauflagen durchgehend passiert.

Man müsste doch, will man den nachfolgenden Generationen gegenüber noch einigermaßen glaubwürdig erscheinen, die gegenwärtige Situation, wo eine umweltschädliche Wirtschaft ohnehin in eine schwere Existenznot kommt, dazu nutzen, sie jetzt komplett gegen eine nachhaltig funktionierende Wirtschaft auszutauschen.
Ein solches Bemühen ist sehr schwierig aber mit gemeinsamer Anstrengung und unter Inkaufnahme einer gewissen Durststrecke machbar. Die Durststrecke kommt für die europäische und die weltweite Menschengesellschaft ja sowieso, da können wir sie doch auch zur Entwicklung in eine bessere Zukunft gestalten.

Wenn man die Begründungen für das Geiere im Klimaschutz hört, wird man das Gefühl nicht los, als wollten die Verantwortlichen im totalen Zusammenbruch noch möglichst viele finanzielle Vorteile für ihre Klientel sichern. Nichts von dem edlen Versprechen der EU, den armen Ländern beim Klimaschutz zu helfen, etwa durch Lieferung und Finanzierung klimaneutraler Technologien und Technik zur Nutzung regenerativer Energien, ist bisher gehalten worden.
Obwohl die EU-Staatengemeinschaft hauptverantwortlich für das Problem ist und arme Staaten nur mit in das Dilemma hineinzieht, und obwohl sie durchaus die nötigen Mittel und Möglichkeiten zum Handeln hat, tut sie nichts.

Völlig an Glaubwürdigkeit verlieren die EU-Staaten gegenwärtig mit dem erschreckend unvernünftigen Ausnahmekatalog für die europäische Industrie.
Mit fadenscheinigen Ausreden bezüglich Gefahren für die internationale Wettbewerbsfähigkeit werden weiter große Gewinne mittels Schadkostenexternalisierung auf Dritte ermöglicht.
Der oberste deutsche Nebelwerfer im grünen Mäntelchen, Umweltminister Gabriel, redet viel und verschleiert wieder mal geschickt, dass er nichts hilfreiches zu sagen hat: Man habe ein Minderungsziel von 40 %, man habe bereits fast 30 Gesetze und Verordnungen verabschiedet, er würde gern ein anderes Land der Erde sehen, welches dies bereits gemacht hätte, usw., usw.
Die altbekannten Sprüche, nur dazu nütze, von den immer noch fehlenden Früchten und Resultaten eines eigenen Bemühens abzulenken.
Die Befürchtung von Greenpeace, Europa könne vom Vorreiter zum Risiko beim Klimaschutz werden, ist derzeit die wohl realistischste Einschätzung. Das Vertrauen zwischen den EU-Staaten und den Entwicklungsländern wird derzeit allmählich zerstört.
Eigentlich wäre es jetzt an der EU, ihre mächtige Position zur lange überfälligen Umsetzung eines globalen Klimaschutzabkommens zu nutzen. Sie könnte durchaus Druck machen, damit beschnittene europäische CO2-Verursacher nicht international mit Nachteilen rechnen müssten. Aus den USA gibt es deutliche Anzeichen, dass mit dem neuen Präsidenten Obama hier durchaus geredet werden kann.

Stattdessen wird gerade der Wettbewerb innerhalb des Dilemmas einer fehlenden weltweiten Vereinbarung zur Begründung der Ausnahmeregelungen hergenommen.
Deutschland will den energieintensiven Industrien wie Stahl- Zement- und Aluminiumbranche die Verschmutzungszertifikate schenken, Begründung: die Abwanderung dieser Branchen in Länder außerhalb der EU, wo es keine Klimavorschriften gibt, soll verhindert werden. Die deutsche Bundesregierung will darüber hinaus die Befreiung auch für jene Industriezweige festschreiben, bei denen keine akute Abwanderungsgefahr besteht.
Italien will Ausnahmen für seine Schwerindustrie, die jungen EU-Mitgliedsländer im Osten für ihre Kohlekraftwerke. Diese will man gar mit einem Extrageschenk aus dem Zertifikathandel modernisieren, wobei vor allem das Märchen von der CO2-Neutralität der Kohleverbrennung mittels Verklappung in den Untergrund, als Ausrede für konsequente Maßnahmen ins Feld geführt wird.

Der Ausverkauf ist geöffnet und alle langen gierig und schnell auf den Grabbeltisch, um sich noch schnell vor dem Ende ein gutes Stück für sich selbst zu sichern.
Den nachfolgenden Generationen wird so das deutliche Signal gegeben: Wir wollen unsere Bequemlichkeit pflegen, und ihr seid uns Scheißegal!.
Wenn dieser grenzenlose Egoismus dabei wenigstens noch konsequent durchdacht wäre, könnte man wenigsten von einem Konzept, wenn auch von einem menschenverachtenden, sprechen.
Nur: Selbst der durchschnittlich informierte Beobachter sieht mittlerweile, dass den Akteuren dieses vom Grabbeltisch Genommene schon bald durch die Finger rinnen und wirklich gar nichts mehr übrig bleiben wird, weder den momentan agierenden Interessegruppen noch der europäischen Bevölkerung.

 

11.12.08

Statt eines eigenen Kommentars will ich heute auf diesen hier verweisen.
Es ist ein Artikel in der Zeitschrift "Hintergrund" unter Anderem über die Ereignisse in den USA, die zur Finanzmarktkrise geführt haben ("Der Untergang der Weltmacht USA - Die USA sind selbstzerstörerisch und reißen die restliche Welt mit in den Abgrund").

Geschrieben wurde er von der britischen Politikwissenschaftlerin Tanya Cariina Hsu, die zur Zeit in Saudi-Arabien arbeitet, erstmalig erschienen auf Global Research am 23. Oktober 2008.

 

10.12.08

Nachdem jetzt die neue Pendlerpauschale, wonach erst nach dem 20ten Fahrtkilometer zum Arbeitsplatz gezahlt wird, vom Verfassungsgericht gekippt wurde, gilt wieder die alte Regelung. Diese kostet den Staat zusätzlich 2 Milliarden Euro.

Finanzminister Steinbrück konnte ein Schmollen nicht verbergen, jetzt müsse man die Schulden erhöhen und dies wäre nicht gerecht gegenüber den nachfolgenden Generationen, die dann in ihrem Handlungsspielraum zusätzlich eingeschränkt würden. - So eine Heuchelei, als wären die Menschen in der Zukunft nicht auch von sämtlichen anderen Maßnahmen der Politik und derer ökonomischen Ideologie stark geschädigt.
Jetzt kommt Steinbrück mit diesem Spruch, der nicht anderes ist, als ein Nachtreten gegen diejenigen, der ihm eine falsche Entscheidung entblößt haben.
Unser aller Merkel, - oh ja, ich habe keinerlei Respekt vor dieser Person-, muss jetzt natürlich verlautbaren, die 2 Milliarden wären ja so gut wie ein Konjunkturspritze zur Ankurbelung des Konsums. (-Wie eine Katze versteht sie es auch bei diesem Thema, mit seltsam durchsichtigen Verlautbarungen immer wieder auf die Füße zu fallen. Wie lange lässt man ihr das noch durchgehen?-)

Die letzte Pendlerpauschalenregelung hatte die Fernpendler begünstigt. Eine schlüssige Begründung hierfür gab es bis dato nicht. Die alte Regelung wurde damals allein deshalb zusammen gestrichen, weil der Staat Geld sparen wollte, das Geld für die ersten 20 Kilometer für Alle.

Wie sieht es bei Pendlern zum Arbeitsplatz aber bezüglich der von ihnen verursachten Umweltbelastungen aus?
Immerhin summiert sich, besonders bei den Autofahrern, der Schadstoffausstoß übers Jahr zu einer erheblichen individuellen Gesamtmenge. Je weiter die Fahrt, desto größer ist die Belastung der Allgemeinheit durch eine im Prinzip doch ganz private Sache der betroffenen Bürger.

Arbeitstätige, die eine Arbeit in der Nähe ihrer Wohnung haben, müssten hierfür eigentlich gegenüber Weitfahrern noch belohnt werden, bzw. Weitfahrer müssten bestraft, also mit höheren Kosten belastet werden.
Was liegt da näher, als die Pendlerpauschale vollständig und ersatzlos zu streichen? Die Fahrtkosten sind völlig private Kosten, die mit keiner Begründung durch die Allgemeinheit subventioniert werden können.

Derart hat sich auch jetzt der VCD, der Verkehrsclub Deutschland geäußert. Die alte Pendlerpauschale sei aus verkehrs- und umweltpolitischer Sicht überflüssig und solle schrittweise abgebaut werden.
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund verlangte, die Pauschale zu senken. Eine hohe Pauschale mache das Wohnen im Umland attraktiver und führe so zu mehr Verkehr, Lärm und Umweltverschmutzung. Dieser eingeschlagene Mittelweg geht zwar in die richtige Richtung, konsequent und weitsichtig ist diese Forderung allerdings nicht. Die Fahrtkostenbezuschussung fördert zum einen das Ausbluten der Städte und zum Anderen die Zersiedlung des Umlands, wo derzeit immer noch in großem Stil neue Baugebiete erschlossen werden.

Aus Sicht der nachfolgenden Generationen müsste allerdings noch sehr viel weiter gegangen werden.
Nicht nur müsste diese fatale Art der Fahrsubventionierung ganz wegfallen, zusätzlich müssten den Pendlern auch alle anderen gesellschaftlichen Kosten ihrer Mobilität in Rechnung gestellt werden.
Würden wir alle mit dem Autofahren verbundenen ökologischen Schadkosten beim Tanken mitbezahlen lassen, müsste der Liter Benzin mindestens 3 Euro kosten. Dieses Geld sollten alle Autofahrer, gerade auch die Pendler selbst tragen. Die Schädlichkeit des Autofahrens muss am Preis erkannt werden, anderenfalls ist keine marktwirtschaftliche Entwicklung in eine bessere, schonendere Verkehrsinfrastruktur möglich.

Eine solche Preisgerechtigkeit würde überdies auch die Wiedereinrichtung von nahe gelegenen Arbeitsstätten fördern, also eine Reregionalisierung der Erwerbstätigkeit.
Die gegenwärtig weit fortgeschrittene Zentralisierung der Arbeitsplätze konnte sich auch in den letzten Jahrzehnten nur deshalb entwickeln, weil im Bereich der Fahrtkosten keine marktwirtschaftlich wirksame Kostenwahrheit bestand.
Die empfindlichen Mehrkosten für Betroffene, die etwa nicht so bald einen näher gelegenen Arbeitsplatz finden können, würden mit der monatlichen Auszahlung eines vorübergehenden garantierten Mindesteinkommens (400 Euro pro Kopf), finanziert aus den Internalisierungsabgaben, abgefedert werden, wie es im Konzept von der Kategorischen Marktwirtschaft vorgesehen ist.

 

09.12.08

Gestern im Radio:
"... Die Jungen erben nicht nur die Geldschulden. Rein und unschuldig kommt jedes Menschenkind auf die Welt. Aber keines wird in ein Paradies hinein geboren, sondern in eine Welt, die schon voll Gedankenlosigkeit und Bequemlichkeit, voll Selbstsucht und Bosheit ist. Noch bevor jemand eine Sünde begeht, für die er sich persönlich verantworten müsste, wird er schon in die bösen Folgen von all dem verstrickt, was die Generationen zuvor einander und ihrer Umwelt angetan haben."

Ja, die Sätze stammen aus dem "Wort zum Tage" auf Deutschlandradio von gestern, von einem katholischen Pfarrer.
Bis hier hin kann man sie unterschreiben, exakt dieselbe Ansicht, wie die eines Zukunftslobbyisten.
Danach allerdings wird es altbekannt kirchlich und arg peinlich:

"Vor gut fünfzehnhundert Jahren haben christliche Theologen diesen Zustand mit dem Ausdruck -Erbschuld- umschrieben. Auf sich gestellt kommt die Menschheit aus ihrer Verstrickung in das Böse nicht heraus, ebenso wenig, wie die jetzige Generation von Bundesbürgern aus eigener Kraft die Schulden ihres Staates tilgen kann.
Mit der Erbschuld hat das Marienfest zu tun, das die katholische Kirche heute feiert, -Mariä Empfängnis- steht in vielen Kalendern. Genau heißt es, -Das Fest der ohne Erbsünde empfangenen Gottesmutter Maria-. Schon als Maria gezeugt wurde, bei ihrer Empfängnis, hat Gott dafür gesorgt, dass sie nicht in das gemeinsame Böse verstrickt wird. So jedenfalls haben es christliche Theologen gelehrt, die vor 1500 Jahren gelebt haben. Von Vornherein denkt Gott an das Jesuskind, das Maria einmal zur Welt bringen soll. Jesus soll eine Mutter haben, die ihn bestimmt nicht mit dem Bösen anstecken wird, das in der Welt wirkt. -Die ganze Welt ist schuldig vor Gott-, sagt Paulus und fährt sinngemäß fort -wenn überhaupt einmal die Menschheit aus der Schuld raus kommen soll, dann nur durch Gott selbst-. Christen warten im Advent auf den Erlöser, der die Schuld bezahlen wird. Auch Maria kann sich nicht selbst erlösen. Auch bei Maria muss schon Gott dafür sorgen, dass sie vom Bösen in der Welt nicht angesteckt wird. -Niemand hat Gottes Gnade verdient-, sagt Paulus, -doch er schenkt sie im Übermaß-. Nicht nur an Maria schenkt er sie, sondern jedem, der sich ihr überlässt. Die Jungen erben nicht nur die Geldschulden..
.." - Auhweiah!

Abermals ist mit diesem Text gut zu sehen:
Die Kirche weigert sich hartnäckig, sich aktiv am Kampf gegen die so vielfältigen Zerstörungen des herrschenden Wirtschaftssystems, allem voran die Zerstörungen der natürlichen Lebensgrundlagen und die Zerstörungen an den Seelen der Menschen, zu beteiligen.
Allenfalls nutzt sie die aktuelle Problematik, um eine gewisse Aktualität ihres Jahrtausende alten Irrtums vorzutäuschen.
Jede Krise, jetzt gerade eben die kommende Wirtschaftskrise, wird im Prinzip als Werbung missbraucht und auch, um die Menschen von einer gewissen "Plausibilität" der totalen Passivität zu überzeugen.
Alleinige Rettung bietet dann vermeintlich die blinde Unterwerfung unter das blasphemische Geschäftsmodell dieses uralten Großunternehmens.

Ekelhaft, - genau das ist es, was die Profiteure der Zerstörung brauchen. Genau dieses Gesülze ist der beste Garant für das Ausbleiben eines breiten Widerstands gegen das "Böse" in der Welt.
Da ich kein Atheist bin, eher ein Religionsloser, der mit Leidenschaft an eine Art Unendliches Bewusstsein glaubt wie an die Philosophie als Quelle des moralischen Gewissens und der gleichzeitig mit vollem Bewusstsein den alltäglichen Frevel von "Gedankenlosigkeit und Bequemlichkeit, Selbstsucht und Bosheit" mitansehen muss, trifft mich dieses heuchlerische Lügentheater der institutionellen Kirchen umso härter.

Ich muss aufpassen, besonders in der jetzigen besinnlichen Gedenkzeit an einen der wichtigsten Philosophen der Geschichte, jenen Nazarener, der später von Betrügern, wie dem zwielichtigen Paulus, als Werbeikone für eine neue Sekte missbraucht wurde.
Ich muss aufpassen, dass ich meine Spiritualität aus Wut über den derzeit großen argumentativen Gestank dieser menschenbetäubenden Kirchenleute nicht vergesse!

 

08.12.08

Auch heute wieder völlig normale Nachrichten:

- In Griechenland eskaliert nach Erschießung eines 15-jährigen Jugendlichen die Gewalt derer, die von der Gesellschaft abgehängt wurden.
In unkontrollierbaren Gettos in Großstädten leben Menschen, die schon seit Jahren keine Arbeit und erst Recht keinen sinnvollen Beruf mehr finden. Täglich müssen sie mitansehen, wie ihrer persönlichen ausweglosen Perspektive von überall her eine reiche, bunte Konsumwelt als anzustrebendes Ideal entgegengehalten wird. Ihr Hass und ihre willkürliche Gewalt gegen alles was im Weg steht, ist nichts anderes als ein Beispiel unnötig erzeugter sozialer Schadkosten, welche von der herrschenden Ökonomie auf die Allgemeinheit externalisiert werden.

- Im Osten des Tschad, dem Gebiet in Afrika, wohin derzeit die meisten vertriebenen Menschen aus den Südsudan vor dem Bürgerkrieg flüchten, eskaliert die Lage zusehens. Es gibt dort zwar ein hochgesichertes Lager mit EUFOR-Soldaten, die für Stabilität sorgen sollen, doch scheinen diese Hauptsächlich mit ihrem eigenen Schutz beschäftigt zu sein. Hilfsorganisationen dort beklagen regelmäßige Überfälle auf ihre Fahrkolonnen und Lager. Die Räuber halten ihnen dann die Kalaschnikow an den Kopf und rauben das Geld, die Satellitentelefone, die Wagen und andere Dinge.
Auch Einheimische vor Ort beklagen, dass die Überfälle auf dem Gebiet des Tschad zunehmen und dass die Anwesenheit der Eufortruppe nicht für Besserung gesorgt hat.
Der General der Einheiten stellt dies dann völlig anders dar. Sie wären ein Garant für Stabilität in der Tschadregion, offenbar denkt er dabei an die 120 Millionen Euro, mit denen seine Truppe aus der EU-Kasse finanziert wird und daran, dass dies ja auch den Anschein einer Berechtigung haben muss.
Im Sudan haben wir es mit einer Kombination aus sozialen, politischen und ökologischen Schadkosten zu tun, welche von Staaten, die mittels politischer Destabilisierung dort die Bodenschätze besser in ihre Hand bekommen möchten, verursacht wird.
Sie folgen damit, nüchtern betrachtet, nur den Anforderungen der ökonomischen Ordnung, denen sie anhängen.

- Weiterhin eiern die Politiker um die Frage nach konjunkturfördernden Maßnahmen herum. Minister Glos will die Steuern senken, Kanzlerin Merkel ist dagegen.
Die "Westdeutsche Zeitung" schreibt heute:
"Die Ratlosigkeit angesichts einer beispiellos rasanten Talfahrt der Weltwirtschaft entlädt sich in einem bunten Jahrmarkt der Ideen. Und jeder vermeintliche Lösungsvorschlag, der häufig nur beredter Ausdruck eigener Ratlosigkeit ist, verunsichert die Akteure in der Wirtschaft, wie die Verbraucher um so mehr
."
Die "Neue Presse" gibt sich betont zeitgeistopportunistisch, eben so, wie man es von deutschen Leitmedien leider gewohnt ist:
"Die Welt wappnet sich gegen die Krise. Und was machen die Bundesbürger? Sie gehen Schoppen. Niemand will sich offenbar wegen der Rezession das Weihnachtsfest verderben lassen. Und das ist die beste Strategie gegen die Krise. Es gibt keinen Grund, in Angststarre zu verfallen, die alles nur noch schlimmer macht. Dabei helfen muss die Politik. Sie muss den Bürgern Sicherheit geben und das Gefühl, dass diese Krise mit kräftigen Maßnahmen zu bekämpfen ist. Sonst werden vielleicht bald auch die Bürger ihr Euros lieber in den Sparstrumpf stecken. Am Ende könnte das auf Selbstmord aus Angst vor dem Tod hinaus laufen."
Auhweiah! - Nicht dass wir jetzt gar nichts mehr kaufen sollten, aber Dinge weiterhin zu konsumieren, die mit einem hohen Grad an externalisierten Schadkosten hergestellt sind, verstärkt nur die eigentlichen Gründe für die Krise.
Diese Dinge verlagern Probleme in die Zukunft, die es ohne sie gar nicht gäbe. Und irgendwann schlagen diese Probleme mit Macht auf die jeweils präsente Generation zurück, genauso, wie wir es jetzt erleben müssen.

- Europäisch eskaliert der Streit um die Frage nach Konjunkturförderung ebenfalls schon. Immer mehr europäische Staatschefs wollen aus reinem ziellosen Aktionismus ausdrücklich ein Ausufern der Staatsverschuldung in Kauf nehmen.
Englands Premier Brown fordert, EU-Verschuldungsgrenzen aufzuheben. Er beschuldigt Kanzlerin Merkel, den Kopf in den Sand zu stecken. Deutschland würde mit seinem Zögern nicht nur sich selbst, sondern auch seine Nachbarn schädigen.
Barroso, Sarkozzy und Brown treffen sich ohne Merkel, um über teure Maßnahmen zu beraten und auch um den Druck auf Deutschland zu erhöhen.
Dabei zögert Merkel ganz und gar nicht aus Gründen, wie Zukunftslobby sie anführt.
Im Grunde ist sie des selben Geistes Kind, wie die drei anderen europäischen Wichtigtuer. Ihre Begründung für das Zögern mag ganz banal eine Mischung aus der Fragwürdigkeit der Maßnahmen und der Suche nach einer öffentlichkeitswirksamen Sonderstellung für sich selbst sein.
Geht ihr Gepokere auf, hat sie die nächste Bundestagswahl in der Tasche. Wenn nicht, ist eh alles zu spät, und Kanzlerin in einer kaputten Welt zu sein äußerst unattraktiv.

 

07.12.08

Im Radio, heut am zweiten Adventssonntag, träumt ein Sänger gerade von "a white christmas". Ich selbst hatte heute Nacht eine etwas andere Form von Traum.
Dummerweise habe ich mir gestern einen Horrorfilm angeschaut, nun ja, es war kein Horrorfilm im üblichen Sinne wie etwa "Die Rückkehr der Mumie" oder solchen Käse.
Es war ein Video auf YouTube, dessen Thema man gemeinhin unter Verschwörungstheorie ablegt.

Bei Verschwörungstheorien halte ich mich bewusst zurück, weil man damit sehr leicht als unglaubhaft und paranoid diffamiert werden kann. Dies hilft keiner Sache, für die man sich einsetzen will.
Wer sich von solchen Themen allzu sehr berühren lässt, setzt sich auch zusätzlichen Depressionsgründen und Alpträumen aus und verliert einen großen Teil seiner Energie, die ja für den Widerstand gegen die Zerstörung der Welt und der Freiheit noch dringend gebraucht wird.
Ebenso liefern diese Theorien keine besseren Argumente. Weiter kommt man mit den immer auch vorliegenden stichhaltigen Argumenten gegen die Profiteure der Zerstörung, bei welchen die Wahrscheinlichkeit, in ein abgedecktes Bodenloch zu treten, weit geringer ist.

Es sei damit nicht gesagt, dass man die gängigen Theorien von der unbezwingbaren Übermacht im Dunkeln und seinen unglaublichen Plänen und Handlungsmöglichkeiten nicht kennen sollte. Aber man soll sie nicht als absolut annehmen und nicht als Beweis der Aussichtslosigkeit jedes Handelns von Vorne herein.
Immer ist diese vermeintliche Übermacht nicht alles.
Immer hat sie, sofern sie wirklich so umfassend ist, wie oft glauben gemacht wird, nicht alles im Griff. Immer kann völlig unvorhergesehenes passieren, auch für die Mächtigsten dieser Welt.
Der Beste Beweis hierfür ist die Tatsache, dass die kommende ökologische Katastrophe im Prinzip ja nur eine leichtsinnig allzu lang verdrängte Nebenwirkung des kapitalistischen Profitstrebens ist und für die globalen Geschäftemacher in dieser sich abzeichnenden Dimension so nicht eingeplant wurde.
Sie wird JEDEN Menschen in seiner Lebensqualität radikal beschneiden, auch wenn er noch so viel Geld besitzt. Der jetzige Reichtum der Akteure wird das Leid auch ihrer eigenen Nachkommen nicht aufwiegen. Das wissen diese Leute, und das macht ihnen schwer zu schaffen!

Schade finde ich es bezüglich dieser Theorien, die man heute massenhaft im Internet finden kann, dass auch ehemalige Streiter und Streiterinnen gegen den Wahnsinn, gegen die Entwicklung unserer Gesellschaft in eine destruktive Zukunft, in diese scheinbegründete Lethargie verfallen.
Sie glauben allen Ernstes, sich dauerhaft hinter einem Schild mit der Aufschrift "Da kann man ja doch nichts machen", verschanzen zu können.
Gut: Je weniger Menschen wach und aktiv bleiben, desto mehr haben die Abgesprungenen Recht. Paradox, nicht wahr?

So halte ich diesen Blog auch nicht nur für den Widerstand gegen die Zerstörung aufrecht, nicht nur, um für die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen unserer Nachkommen zu kämpfen, indem ich Dinge verdeutliche und Argumente herausstelle.
Ich schreibe jeden Morgen immer auch nur für mich selbst und um mir zu beweisen, dass ich noch wach bin. Allzu leicht ist man in diesen Zeiten eingeschlafen und hat es nicht bemerkt!

Wer das Video jetzt doch anschauen will, - es gibt einen Ausblick bezüglich eines möglichen gewollten Endziels der höchsten Herrschaftsclique der Welt -, der kann es unter diesem Link finden.
Aber nicht vergessen:
Auch danach wird noch etwas kommen. Wir können JETZT sowohl daran arbeiten, dass der dargelegte Horror erst gar nicht eintritt, als auch, dass es nach einer möglichen schlimmen Zeit wieder heller wird auf der Erde, weil die Menschheit dann vielleicht ein für allemal gewarnt ist vor einer solch weltfaschistischen Brut.

Ach ja, weil Sonntag ist, hat man vielleicht etwas mehr Zeit und findet auf YouTube noch einen sehr schönen Beitrag mit dem Titel: "Wie funktioniert Geld?"
Es ist ein Zeichentrickfilm in drei Teilen, deutlich und sehr anschaulich kommentiert, ironischerweise aufgezogen als Anleitung für Außerirdische, wie man es schafft, völlig ohne Gewalt die Erdbevölkerung zu unterwerfen: Teil-1, Teil-2, Teil-3.

 

06.12.08

Die nächste Bank in den USA ist gestern abgeschmiert, und die drei großen Autokonzerne dort bekommen jetzt doch einige Milliarden zur Überbrückung ins Ungewisse, wenn auch nicht so viele, wie gefordert.
Der Dominoeffekt der undefinierbaren Krise setzt sich daneben weiter fort. Handelsblatt: "Als nächster Stein droht der Kreditmarkt für Anleihen auf US-Gewerbeimmobilien umzufallen. Die Spezialpapiere sind mit Mieteinnahmen von Bürogebäuden, Hotels und Einkaufsmalls besichert. Diese geraten im Zuge der Rezession aber zunehmend ins Wackeln."

Die Arbeitslosigkeit in den USA steigt immer schneller an, wohlgemerkt die offizielle Arbeitslosigkeit, und diese wird noch auf weit haarsträubendere Weise an der Realität vorbei ermittelt, als in Deutschland.
Das wahre Elend dahinter bleibt in den angesagten Medien und der breiten Öffentlichkeit gegenüber weitgehend im Dunkeln. Seine eigentliche wirtschaftsrelevante Dimension und sein Potential als soziale Zeitbombe wird damit aber nicht entschärft, sondern im Gegenteil:
Dieses verdrängte, hausgemachte Elend wird die Amerikaner wohl schon bald und noch weitaus überraschender, ebenso wie das Raubtier aus der Finsternis, von Hinten anspringen.

Ebenso wie in Deutschland werden sich die Politiker dort dann ganz verblüfft und unschuldig geben.
Ebenso wie in Deutschland gibt es auch in den USA viele Leute, die angesichts des politischen Dilettantismus fast weinen könnten, aber keine Möglichkeiten sehen, selbst effizient einzugreifen.
Dazu eine Fundsache auf der Seite des Unterguggenberger-Instituts: "Widerstand gegen das System regt sich an der Basis auch in dem Land, von dem die aktuelle Finanzkrise durch das Platzen der "Immobilien-Spekulationsblase" ausging. Ein Beispiel dazu ist der Film "Zeitgeistmovie", den der youtube-user SiebenNWO mit deutschen Untertiteln ins Netz stellte." - Empfehlung: Anschauen!

 

05.12.08

Im Netz gibt es seit 2008 ein fantastisches Video einer amerikanischen Umweltorganisation zu den eigentlichen Ursachen der jetzt heraufziehenden globalen Megakrise mit dem Titel "The Story of Stuff" - Website: http://storyofstuff.com.
Die US-Aktivistin Annie Leonard tritt in dem Video als Moderatorin auf und wird in ihren Worten von einem schlichten aber sehr eindringlichen Zeichentrickfilm begleitet.

In dem Filmchen geht es um die Geschichte der Produkte, wie wir sie in der Industriegesellschaft so selbstverständlich konsumieren.
Leonard beleuchtet die einzelnen Schritte der Produktion und Bereitstellung der Dinge und betrachtet auch genauer den Umfang des Abfallproblems, die Tatsache, dass wir fast alle gekauften Dinge schon viel zu bald auf den Müll werfen.
So ergänzt das Video die sehr dürftige und naive Vorstellung eines Durchschnittskonsumenten über die wahren Folgen seines Tuns mit allerlei unschönen und gerne unterschlagenen Details, von der Rohstoffgewinnung, dem Rohstoffverbrauch, der Weiterverarbeitung, der sozialen Situation der hierzu benötigten und genötigten Menschen und Arbeiter, bis hin zu den gewaltigen Mengen an Müll, die als schwere giftige Bürde der Welt schließlich erhalten bleiben und anderer "Nebenwirkungen".

Auch die Machtverhältnisse dabei, die Funktion der Regierungen und der Großindustrie, sowie die fatale widersinnige Ideologie, die dahinter steckt, wird nicht vergessen.
Das Video erklärt überaus deutlich die Problematik von der Externalisierung ökologischer und sozialer Kosten in der herrschenden Wirtschaftsstruktur und verdeutlicht wie fatal es ist, dass diese Kosten in die Preise der Produkte nicht einfließen.

Bisher gab es das Video, welches über 20 Minuten lang ist, nur auf englisch.
Jetzt hat die Redaktion von Utopia.de eine Synchronsprecherin gewonnen, um eine deutsche Übersetzung in den Film einzufügen. Es ist Hansi Jochmann, die sonst unter anderem Hollywood-Stars wie Jodie Foster ihre Stimme leiht, und man muss sagen, das Projekt ist äußerst gelungen.
Man kann das Video sowohl auf utopia, als auch im Portal vimeo.com anschauen.

Es ist wirklich sehr überzeugend und sehenswert und beschreibt genau diejenige globale Problematik, auf welche das Anliegen von Zukunftslobby folgt.
Annie Leonards Film und Auftritt ist gewissermaßen die Frage, und die auf dieser Website publizierte These von der Kategorischen Marktwirtschaft ist im Prinzip der Entwurf einer eindringlichen Antwort darauf.

 

04.12.08

Es ist sehr schwer, angesichts der zahlreichen Blockaden in der Politik gegenüber den so dringend notwendigen Klimaschutzmaßnahmen, noch einen sachlichen Kommentar abzugeben.
Man kann schier verzweifeln, beim Betrachten der alltäglichen argumentativen Trickserei besonders betroffener Interessenverbände und dem daraufhin prompt folgenden Einlenken der Politik.
Es wird momentan vor allem Zeit verschwendet, die wir eigentlich gar nicht mehr haben. Es werden angedachte Reformen, - im Prinzip sind es ja doch nur Reförmchentropfen auf den heißen Stein der täglichen Horrormeldungen -, verschoben und zusätzlich verwässert. Es wird im Prinzip nur so getan, als würde etwas unternommen, aber der langsam aufziehenden ökologischen Katastrophe wird kein entschiedener Riegel vorgeschoben.

Da werden im Emissionshandel, ohnehin kein tatsächlich wirksames Instrument gegen die Erderwärmung, Fristen bis 2030 und 2050 genannt, wer weiß überhaupt, was dann hier los ist. Da werden die relevantesten Branchen bei der CO2-Emission ausgenommen und mit "Zertifikaten" beschenkt, wie soll da eine umweltgerechte Preisgestaltung für deren Produkte entstehen? Wie anders, als über die volle Kostenwahrheit, soll in der Marktwirtschaft denn ein Wandel hin zu umweltfreundlichen Alternativen geschafft werden?

BerlusIkonie, italienischer Ministerpräsident, hat schon mal alle Klimapolitik auf die Zeit nach der Finanzmarktkrise verschoben. Da wir aus dieser Krise nicht mehr heil heraus kommen, wird Klimapolitik in Italien also ausfallen. Andere Länder Europas lassen sich von dieser "Konsequenz" Italiens zu ähnlichen Entscheidungen ermuntern.

Die CDU bringt rechtzeitig zum beginnenden Wahlkampf medienwirksam ein Pamphlet zur "Bewahrung der Schöpfung" auf den Tisch.
Ole von Beust, dieser ruhig und gütig daherkommende Promi der ersten deutschen Schöpfungszerstörerpartei, hat es initiiert. Es wird seine Funktion als Schlafmittel für die ahnungs- und interesselose Stammwählerschaft nicht verfehlen. Wieder mal ein neues Einlullungsgewand zur Kaschierung des Faktums, dass Unionspolitik die natürlichen Lebensgrundlagen immer weiter zerstört, nur um schnöde kurzfristige Wohlstandsvorstellungen zu beackern.

Die Einigung der EU auf neue Autoabgaswerte ist ebenfalls eine umweltpolitische Katastrophe geworden und im Prinzip ein Kniefall vor der Autolobby. Die ursprünglichen Vorstellungen von EU-Umweltkommissar Stavros Dimas sind mit dem jetzigen Kompromiss erheblich aufgeweicht worden. - Meldungen dazu hier, hier und hier -.
Nicht wie ursprünglich geplant bis 2012 will man einen Flottenausstoß von durchschnittlich 120 Gramm CO2 je Kilometer erreichen, sondern erst bis zum Jahr 2015.
Eine CSU-Politikerin sagte, typisch für diese Partei, die nicht begreifen will um was es geht: "Wir haben etwas für den Klimaschutz erreicht, sind mit den Übergangsfristen aber auch der Industrie entgegengekommen".
Grünen-Europaabgeordnete Rebecca Harms sprach dagegen von einer "großen Blamage für die Klimapolitik der EU". Die Einigung lasse 2012 Emissionen zu, "die sogar die heutigen durchschnittlichen Emissionen überschreiten."
Greenpeace-Expertin Franziska Achterberg sagte: "Damit wird der Autosektor wenig zum Klimaschutz beitragen und die Verbraucher werden sich noch jahrelang mit ineffizienten Fahrzeugen zufrieden geben müssen."
Der Klimaforscher am Leibniz-Institut für Meeresforschung an der Universität Kiel, Mojib Latif, sprach in der "Passauer Neuen Presse" von einem "klaren Kursschwenk" in der Umweltpolitik der Bundesregierung und einem "fatalen Signal".

Parallel zur Erosion der natürlichen Lebensgrundlagen verfällt auch das Innere unserer Gesellschaft weiter ungebremst.

Der Leiter einer Sanitärfirma berichtete mir gestern von deutlichen Auftragseinbrüchen bei Fertighäuser. Während sie im letzten Jahr noch 35 Gebäude in dieser unteren Preisklasse, die von Bauwilligen gerade noch so finanziert werden konnten, ausstatteten, waren es in diesem Jahr gerade mal 8. Er rechnet mit einer ernsten Zuspitzung der Situation für seine Branche im nächsten Jahr.
Die SPD will an die Menschen Konsumgutscheine verteilen und dokumentiert so nur ihre Kapitulation vor der Qualität der Krise.
Laut einem aktuellen Bericht der Bundesagentur für Arbeit steigt die Zahl der Erwerbstätigen, die von ihrem Einkommen nicht leben können und zusätzliche Staatsmittel benötigen, immer weiter an.
Im Verdienstbereich von ab 800 Euro brutto erhöhte sich die Zahl der Arbeitnehmer, die zusätzlich Arbeitslosengeld 2 beziehen, von Januar bis Juni 2008 um 15.000. Im Verdienstbereich zwischen 400 und 800 Euro brutto war es ein Anstieg um 12.000.

Doch die Politik ist weiter blind für die Zusammenhänge zwischen Klimaschädigung, Arbeitsplatzabbau und Verarmung der Bevölkerung und lässt sich von den großen Lobbygruppen in gewohnter Weise genau in die falsche Richtung belabern. Hier werden wir sicherlich bald noch sehr viel ärgere Schwierigkeiten akzeptieren müssen.

 

03.12.08

Wer im Handel Holz kaufen will und sicher sein möchte, dass dieses nicht unter Inkaufnahme von Raubbau und anderen ökologischen Schäden geschlagen wurde, sucht nach der FSC-Zertifizierung auf dem Etikett.
Diese beruhigt das Gewissen, denn man glaubt, es hier mit nachhaltig und umweltneutral angebautem Holz zu tun zu haben.
Doch dieses Kennzeichen ist ganz und gar nicht eindeutig. Sehr viele zweifelhafte und nicht nachhaltige Baumbestände fallen leichtfertig unter das FSC-Zeichen.

In erster Linie sind dies die angelegten Baumplantagen in Afrika, Südamerika und Südostasien. Die Einwohner vor Ort müssen schwere Schäden verschiedenster Art durch diese Plantagen in Kauf nehmen.
Nationale NGOs beklagen eine zunehmende Erschöpfung ohnehin knapper Wasservorräte, die gesteigerte Anfälligkeit betroffener Landstriche für Flächenbrände, ein Ausgeliefertsein gegenüber rücksichtslos agierenden Holzkonzernen und auch den direkten Zusammenhang zwischen Holzplantagen und einer dramatischen Verarmung der Bevölkerung.

Einen ausführlichen Bericht dazu kann man hier auf umweltdialog.de lesen.
Dort heißt es: "Anlässlich der diesjährigen Mitgliedsversammlung des Forest Stewardship Council (FSC) in Kapstadt wurde ein offener Brief an die FSC-Mitglieder verteilt, in dem der FSC aufgefordert wird: "mit höchster Priorität das ernsthafte Problem des FSC, nämlich die Zertifizierung von Monokulturplantagen, zu lösen".
Wally Menne von der südafrikanischen Timberwatch Coalition erklärt, dass der FSC für die Zertifizierung von Wald gegründet wurde. Plantagen hätten nichts mit natürlichen Wäldern gemeinsam und hätten somit niemals in die Zuständigkeit des FSC fallen sollen. Die Zeit für den FSC sei gekommen, die Zertifizierung von Baumplantagen zu beenden.
"

In dem offenen Brief, von 3600 Organisationen und Personen weltweit unterschrieben, heißt es: "Jetzt ist für die FSC-Mitglieder - insbesondere die aus der Umwelt- und der Sozialkammer - die Zeit gekommen, Stellung zu beziehen: entweder die Geschäfte laufen zu lassen wie bisher oder für einen Wandel zu kämpfen; weiterhin die Interessen von großen Unternehmen der Forst- und Papierindustrie zu schützen oder für die Rechte der betroffenen Menschen und der Natur einzustehen; weiterhin zu akzeptieren, dass Plantagen als eine 'Waldart' gesehen werden, oder zuzustimmen, dass sie nichts miteinander gemeinsam haben; schädliche Landnutzung als ökologisch durchgehen zu lassen oder die soziale und ökologische Zerstörung zu beenden".

FSC-Holz wird mittlerweile überall angeboten, obwohl es nach dem ursprünglichen Gedanken dieses Zertifikats eigentlich auf wenige Bestände begrenzt und auf dem Markt selten und teurer sein müsste.
Ein Beispiel von vielen zeigt, dass die inflationäre Zertifizierung geradezu zu unreflektiertem Holzverbrauch und Verschwendung führt:
In Japan werden pro Person durchschnittlich 200 Holzstäbchen jährlich zum Essen verbraucht, was eine Gesamtmenge von 5 Milliarden Stabchen oder einen Verbrauch von 90.000 Tonnen Holz pro Jahr bedeutet.
China gar verbraucht in jedem Jahr 90 Milliarden Stäbchen, für die über 4 Millionen Tonnen Holz geschlagen werden müssen. Dieses Holz wird fast ausschließlich importiert, vorwiegend aus FSC-zertifizierten Plantagen.

Das "FSC-Gütesiegel" ist kein Instrument zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen. Vielmehr ist es in den allermeisten Fällen eine nützliche Fassade zur leichteren Externalisierung ökologischer und sozialer Schadkosten in den Regionen, wo diese Baumplantagen zur Holzproduktion von profitorientierten Interessengruppen angelegt sind. Langfristig und vernetzt gesehen werden diese Schädigungen auch uns in den Industrieländern teuer zu stehen kommen.
Würden auch hier alle erdenklichen Begleitumstände der Holzernte, alle möglichen Schadkosten in Zusammenhang mit der Bereitstellung individuell nach Ursprungsländern und Wuchsbedingungen in die Preise eingerechnet werden, könnte man so alle Anreize, zu welchem Frevel auch immer, abschaffen. Das am umweltverträglichsten produzierte Holz hätte dann auch den günstigsten Preis.

 

02.12.08

Obamas Ministernominierungen sind alles in allem sehr ernüchternd. Ebenso wie seine Berater, sind diese mehr sichere Garantien, dass es mit der amerikanischen Politik ebenso weiter gehen soll, wie bisher.

Besonders die Entscheidung, Timothy F. Geithner, den Direktor der Fed von New York, zum Finanzminister zu machen, lässt keine Hoffnungen auf neu überarbeitete Regeln für das Finanzsystem zu.
Obama wird wahrscheinlich eher die Summen zur Rettung und Aufrechterhaltung des ganzen Systems noch stark erhöhen. Letzte Woche berichtete der amerikanische Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg, dass die US-Regierung möglicherweise mehr als 7,76 Billionen Dollar Steuergelder zur Rettung des Finanzsystems aufs Spiel setzen könnte, eine unvorstellbar hohe Summe. Teilweise sind diese Gelder bereits geflossen, teilweise ist ihre Ausgabe geplant.
Geithner gilt als der Hauptverantwortliche für diesen Geldsegen an die ganz Großen, der meist gar klammheimlich und neben den öffentlich bewilligten Geldern gewährt wird. Es werden von der FED auch keine Angaben über Namen oder Sicherheiten zu den Kreditnehmern herausgegeben.
Bei Telepolis auf heise.de gab es am 25.11. einen ausführlichen Bericht dazu. Er enthält noch etliche Zahlen und Details dazu.

Nicht nur in den USA:
Die Großen bekommen ohne Ende finanzielle Mittel in den Hintern geblasen. Verdrängt wird dabei völlig, dass diese Mittel im Grunde zum Fenster hinaus geworfen sind und, dass diese Mittel den nachfolgenden Generationen gestohlen werden.

Wie groß muss die blinde Ergebenheit der hohen Politik vor der hohen Finanz und Wirtschaft, trotz des brutalen Beweises derer Unfähigkeit zu einer vernünftigen kollektiven Funktion, in Wahrheit sein? Oder anders gesagt: Wie groß muss die Blindheit und Kurzsichtigkeit der entscheidenden Politiker sein?

Hierzu passt das Thema eines Kommentars auf Dradio vom letzten Mittwoch.
Der Journalist Dieter Rulff erinnerte darin an den Sozialhilfeempfänger "Florida-Rolf", der bekannt geworden war, weil er die Regeln des sozialen Netzes ganz legal aber auf ungewöhnliche Weise für ein komfortables Leben im sonnigen Florida nutzte.
Der Skandal darauf, hauptsächlich in der "Bildzeitung" aufgekocht, führte zu schnellen Gesetzesänderungen und zur sofortigen Abschaffung solcher Unterstützungsvarianten aus dem deutschen Sozialsystem.

Diesem Rolf in Florida stellt Dieter Rulff den Fall des Milliardärs Adolf Merckle gegenüber, der es Anfang November, noch nach den bitteren Offenbarungen der Finanzmarktkrise, geschafft hat, einen vierstelligen Millionenbetrag an der taumelnden Börse zu verzocken.
Merckle will jetzt Staatshilfe in Höhe von einer Milliarde und wird diese wohl auch mit den üblichen Begründungen bewilligt bekommen.
Ein Unterschied ist: Bei "Florida-Rolf" ging es nur um ein paar Tausender. Rulff weiter: "Es gibt noch einen entscheidenden Unterschied zwischen den Beiden. Während der Staat bei Florida-Rolf kurzerhand die Gesetze änderte, um den Schaden zu minimieren und ihm kein Geld mehr zahlen zu müssen, sieht er sich bei Merckle genötigt, diesem Geld zu geben um den Schaden zu minimieren. Das ist der Unterschied zwischen arm und reich.
Merckle wird nachgesagt, sein verschachteltes Firmenimperium genutzt zu haben, um sein beträchtliches Einkommen möglichst steuermindernd zu mehren. Merckle ist also die Verkörperung dessen, was der Bundesfinanzminister Peer Steinbrück vor Augen hat, wenn er die Entsolidarisierung der Besserverdienenden, den Egoismus und die um sich greifende Gier eines Teils der Wirtschaftselite anprangert. Diese würden das Gerechtigkeitsgefühl der gesellschaftlichen Mitte schwer verletzen.
"

Diese Versager werden hofiert, was das Zeug hält, statt nackt und rücksichtslos an den endgültigen Pranger der Geschichte gestellt.
Rulff fragt: "Sie haben eines nicht erkennen lassen: dass sie ihrer Rolle als Elite dieser Gesellschaft in irgendeiner Weise gerecht werden. Welcher Banker hat bislang dem Steuerzahler begründet, weshalb er dessen Gelder haben will und was er ihm zum Ausgleich anbietet? Welcher hat erklärt, was er in Zukunft anders machen will?"

Das Fazit Rulffs ist dann letztlich aber etwas unbefriedigend:
Da von den Intellektuellen, die sich angesichts der Katastrophe und des schmählichen Abgangs der Wirtschaftsideologen eigentlich längst hätten zu Wort melden müssen, weithin nichts zu sehen ist, sei dies jetzt die Stunde der Politik, die Stunde von Skeptikern und politischen Pragmatikern etwa wie Peer Steinbrück.
Von der Krise, so meint Rulff, sei dies "bislang das einzig Gute, was man von ihr sagen kann".
- Oh Meinegüte, was soll DARAN gut sein? Was soll an Skeptikern gut sein, die keine Visionen für die Zukunft haben?

 

01.12.08

Jetzt streiten sie sich auch innerhalb der CDU/CSU über das angesagteste Rezept gegen die Wirtschaftskrise.
Ob Steuersenkungen oder nicht, ob jetzt sofort oder erst wahlkampftaktisch vor der Bundestagswahl, sie echauffieren sich heftig öffentlich.
Jedoch, alles was in der Politik gerade überlegt wird, ist im Prinzip völlig ungeeignet irgendetwas nachhaltig zu verbessern, weil alles nur in den Bahnen desjenigen Denkens verläuft, das in die Krise hinein geführt hat.

Richtig ekelhaft sind dann auch die allesamt wichtigtuerischen Kommentare der deutschen Zeitungen von heute, in denen die ach so hippe und coole Forderung nach Steuersenkungen altbekannten Musters wiederholt wird.
Die Kanzlerin wird angegriffen, aber nicht mit achtbaren Argumenten, sondern nur, weil sie nicht so bereitwillig mitmachen will und zögert.
Keine Spur einer Frage nach der letztendlichen Qualität oder den längerfristig kontraproduktiven Gesamtauswirkungen solcher Steuergeschenke, ja auch nicht die Spur einer Antwort auf den Einwand, dass mit der Krise vielleicht ganz andere und subtilere Voraussetzungen bestehen.

Allmählich stellen sich angesichts der nahen Zukunft völlig andere Fragen in der Durchschnittsbevölkerung.
Wer nur meint, mit mehr Geld durch niedrigere Steuern bekäme man die Sache schon in den Griff, zeigt damit eine fahrlässige Naivität. Deshalb können die Leute der Politik auch immer weniger folgen, denn sie vermissen entscheidende Kriterien für ihr individuelles Leben.

In der Schweizer "Wochenzeitung" erschien am letzten Donnerstag ein Interview mit der Soziologin Veronika Bennholdt-Thomsen vom Institut für Theorie und Praxis der Subsistenz in Bielefeld.
Dieses sollte man unbedingt lesen, denn es erweitert die Betrachtungsebene zu den möglichen Folgen der Wirtschaftskrise um eine Dimension, wie wir sie von normalen Politikern derzeit nicht erwarten können.

Einführung des Beitrags mit dem Titel - Jenseits der Lohnarbeit - Feiern und arbeiten - von Bettina Dyttrich:
"Plötzlich ist die alte Frage wieder da: Angenommen, die Krise wird richtig schlimm, auf dem Arbeitsmarkt kracht es, vielleicht bricht sogar der Zahlungsverkehr zusammen - was dann? Was braucht es wirklich zum Leben?
Langsam schleicht sich diese lange verdrängte Frage in die Köpfe zurück. So schwierig zu beantworten ist sie gar nicht: Wir brauchen Wärme, Nahrung, Zuwendung; Pflege, wenn wir krank sind, Betreuung für unsere Kinder und Hilfe im Alter. Musik, Geschichten und hin und wieder ein Fest sollte es auch geben, damit das Leben Freude macht
..."