31.12.08
Was feiern wir
denn heute Abend? Dass das Jahr zu Ende geht? Dass ein neues Jahr
beginnt? Dass wir das alte Jahr erfolgreich zu Ende gebracht haben
oder uns auf den Erfolg im neuen Jahr freuen?
Wer ernsthaft über den Grund des Feierns an Sylvester nachdenkt,
muss sprachlos werden. Aber dies ist ja gar nicht der Sinn der Sache.
Es muss gefeiert werden, weil der Mensch immer wieder den Kontrast
zum Alltag, zum Nichtfeiern sucht, die Unterbrechung des allzu gewohnten
Breis des Tagesablaufs, ohne welche das Leben noch schwerer auszuhalten
wäre.
Früher ging
es noch darum, Geister zu vertreiben und die höheren Mächte
zu beschwören. Viele Aberglauben wurden gehegt und entsprechende
Rituale durchgeführt. Wer von einem Tisch herunter sprang,
genau beim zwölften Glockenschlag um Mitternacht, der hatte
Glück im nächsten Jahr, Bleigießen war zur Zukunftsdeutung
da, Feuerwerkskörper waren das beste Mittel gegen Geister,
man konnte diese mit lautem Krach nachhaltig erschrecken, und wer
seine Neujahrsküsse zuerst von einer alten Frau bekam, musste
in diesem Jahr sterben.
Heute freut man
sich auf ein Büffet und auf Glühwein, auf stundenlanges
Essen und Trinken. Manche machen sich auf die Suche nach der ultimativen
Party, auch wenn sie dort keinen kennen. Man will die Nacht mit
anderen verbringen, denn heute Abend alleine zu sein, wäre
noch trauriger als einen einsamen Weihnachtsabend zu ertragen.
Um Null Uhr will man sich gerne umarmen und anstoßen, bei
mir ist dies dann immer etwas seltsam, weil ich überhaupt keinen
Alkohol trinke und an der hierdurch befeuerten Euphorie nicht so
überzeugend teilhaben kann.
Es gibt auch Einige die froh sind, nach 24 Uhr endlich nach Hause
gehen zu können. Wieder andere beginnen dann erst richtig und
wollen noch ihre Unmengen von Kracher verballern, die gestern Kofferraumweise
aus den Geschäften abgefahren wurden.
Viel Besäufnisse gehen ihren gewohnten Gang und für manch
benebelten Protagonisten der ersten Januarstunden enden sie nachts
noch in der Notaufnahme des Krankenhauses, im Verlust des Führerscheins
bei der Polizeikotrolle oder ganz banal im eigenen Bett mit höllischen
Kopfschmerzen und dem ersten Vorsatz des Jahres, nie mehr so viel
Alkohol zu sich nehmen zu wollen.
Ich für meinen Teil bin auf einer Party eingeladen, die mit
einer Hochzeitsfeier zusammenfällt, ausgiebig vorbereitet von
einem alten Kateringspezialisten und mit viel Livemusik. Da werden
die derzeit arg frostigen Temperaturen wohl nicht so sehr ins Gewicht
fallen. - Prosit Neujahr!
Und: Morgen fällt der Beitrag hier aus, weil ich wohl länger
im Bett liegen bleibe.
30.12.08
Statt eines Kommentars
von mir lese man heute zwei von dritter Seite.
Eventuell passen sie zum Thema Kampf der israelischen Armee gegen
die Hamas im Gazastreifen, was ja im Grunde ein Kampf gegen die
dortige Bevölkerung ist.
Es geht um das leidige Thema der grundsätzlich eingeschränkten
Möglichkeiten für jeden Zeitgenossen, die israelische
Politik zu kritisieren:
1. "Freiheit
für die Geschichte - Wenn der Staat über die Wahrheit
regiert" - von Heribert Seifert: "Die Leugnung
des Holocaust gilt hierzulande als strafwürdiges Verbrechen.
Es herrscht eine große Übereinstimmung, dass es niemandem
gestattet sein soll, in dem Lande, in dem der Massenmord an den
europäischen Juden ins Werk gesetzt wurde, ungestraft die Taten
der Nazis und ihrer Helfer zu bestreiten. Sorge vor einer Wiederkehr
des in einem blutigen Weltkrieg Überwundenen und der Wille
zum Schutz der überlebenden Opfer haben zu diesen Regelungen
einer "wehrhaften Demokratie" geführt..."
- weiter hier.
2. "Verbale
Eiertänze - von Unwort-Detektoren und Gesinnungs-Gouvernanten"
von Michael Klonovsky: "Über der vielzitierten bundesdeutschen
Streitkultur waltet in Wirklichkeit ein notorisches Belauerer- und
Denunzierwesen. Oft genügen ein Wort oder eine Assoziation,
und schon beginnen die Diskurslinienrichter mit der Abseitsfahne
zu fuchteln..." - weiter hier.
29.12.08
Das gesellschaftspolitische
Tagesgeschehen, um welches es hier im Blog hauptsächlich gehen
soll, rückt bei mir derzeit ganz nach hinten.
Nach nunmehr einem Jahr fast täglicher Beiträge habe ich
das Gefühl, als wiederhole sich alles in der Politik. Auch
jeder Kommentar könnte beinahe schon einmal da gewesen sein.
Es gibt gerade nichts langweiligeres als Nachrichten.
Jetzt, zwischen
den Jahren, ist das Faulenzen wichtiger, das gemeinsame Kochen und
Essen, das bewusste Nichtarbeiten, das Reden mit anderen, die jetzt
ebenfalls mehr Zeit haben.
Da wird mir schwerlich bewusst, zu welch einem Leben man doch während
des normalen Alltags gezwungen wird. Ist es denn Leben oder nur
Warten auf die wenigen Tage, in denen das Leben geschehen kann?
Die elende Politik mit ihren Gestalten, die sich wichtig machen
und den Rest des Volkes glauben machen, ohne sie ginge gar nichts.
Ach ja, - ich
will da noch auf eine sehr amüsante Sendung hinweisen, die
es im November auf
Dradio Zeitfragen gab. Ist momentan sicherlich interessanter
und sehr viel besser verdaulich als politischer Alltag.
Titel: "Es wird zurückgelacht - Wie die Politik ihre
kabarettistischen Kritiker ausbremst - von Thomas Klug."
Einführung: "Die Pointe ist scharf, in der ersten Reihe
wird am lautesten gelacht. Die Pointe richtet sich gegen einen Politiker.
Und genau der sitzt in der ersten Reihe - und lacht mit. Das politische
Kabarett hat es schwer, denn die Politprofis wissen, wie man reagiert,
wenn man durch den Kakao gezogen wird. Einfach mitlachen - und schon
gilt man als witzig und bekommt gar den "Orden wider den tierischen
Ernst". Früher, da hat sich die Politik noch über
die unbotmäßigen Kabarettisten ereifert, hat gar versucht,
ihnen das Wort zu verbieten. Jetzt lachen die Kritisierten einfach
mit. Und bestellen sich die eigenen Possenreißer auf ihre
Feste. Oder versuchen sich gleich selbst in Sachen Kabarett. Nur
manchmal, da verliert ein Politiker wieder die Nerven. Dann wird
ein Kabarettist wieder mal ausgeladen. Das passiert aber leider
nur sehr, sehr selten. Die Kabarettprofis Georg Schramm und Urban
Priol haben da ganz eigene Erfahrungen. Unverdrossen wehren sie
sich mit erbarmungsloser Wort- und Witzgewalt gegen das Weglachen."
Das Manuskript kann als PDF
oder Textdatei
heruntergeladen werden.
27.12.08
Oben der Beweis:
Der Weihnachtsmann ist nur noch eine Mumie, mit gebrochenen Gliedern,
eine leere Hülle, verwittert und zerknautscht mit kaum noch
was drin. Wie mag er wohl im nächstes Jahr aussehen?
24.12.08
Den Baum muss
ich noch besorgen, die Geschenke habe ich schon. Die Plätzchen
sind alle gebacken, und das Essen für die Feiertage liegt im
Kühlschrank. Die Wohnräume sind weitgehend aufgeräumt
und auch die beiden Holzöfen im Haus bollern schon. Der vielbesagte
Stress kurz vor Heilig Abend hält sich somit sicherlich in
Grenzen.
In den nächsten
beiden Tagen macht die Blogredaktion Weihnachtspause und legt faul
die Füße hoch.
Es sei hier
noch auf zwei Beiträge in Dradio verwiesen, die man sich mal
durchlesen kann.
Der eine ist von gestern und stammt von dem Pädagogen Michael
Felten. Mit dem Titel "Gewaltspiele
zum Friedensfest" macht er sich Gedanken über
die brutalen Computerspiele unserer Zeit, die jetzt auch wieder
als Geschenk für Jugendliche unter vielen Weihnachtsbäumen
liegen.
Jugendlichen, denen ich den Text vorgelegt hatte, protestierten
energisch gegen die ihrer Meinung nach allzu oberlehrerhafte und
einseitige Darstellung. Ihr Hauptargument war: nicht durch die Gewaltspiele
würden die meisten Gewalttaten in der Öffentlichkeit begünstigt,
sondern eher durch die Rapperkultur, deren Gefahr immer noch viel
zu wenig beachtet werden würde. Die Texte deren Songs wären
mindestens so gewaltverherrlichend, wie rechtsradikale Musik, dagegen
allerdings überall frei verfügbar und auf keinem Index.
Deren Mode sei die Rücksichtslosigkeit anderen gegenüber,
die sich als erstrebenswertes, cooles Gehabe immer mehr auch auf
andere junge Leute, die wenig sonstigen Halt finden, überträgt.
- Hier gäbe es sicherlich einiges an Diskussionsmöglichkeiten
zum Thema.
Der zweite Beitrag
stimmt unmittelbar zum Fest nachdenklich.
Der Journalist Uwe
Bork stellt in seinem Text die Frage: "Welche Bedeutung
hat Weihnachten noch? - Das Weihnachtsfest ist ein Event, ob man
es nun wahrhaben will oder nicht. Aber: Haben die Kirchen als eigentliche
Eigentümer des Warenzeichens "Weihnachten" davon
überhaupt etwas?"
Einerseits wiederholt sich mal wieder der Andrang in den Kirchen,
die alljährlichen Segnungen der Kirchenoberen und die kurze
Hinwendung zu einer Institution, die auf Fragen bezüglich "Weltfrieden,
die Solidarität von Arm und Reich, den sorgsamen Umgang mit
der Natur, und was sonst an irdischen Zielen halt ebenso wichtig
ist wie es unerreichbar scheint" die Antwort hat. Andererseits
lässt sich aber auch feststellen, dass ihr "anscheinend
immer weniger Gläubige überhaupt eine Frage danach stellen."
Bork fragt weiter: "Ist damit aber nicht ausgerechnet Weihnachten,
das Fest kirchlicher Hochkonjunktur, gleichzeitig auch das Fest,
das den Kirchen ihren Bedeutungsverlust geradezu schlagend vor Augen
führt? Einmal im Jahr erfüllen sie das legitime menschliche
Bedürfnis nach Wellness für die Seele, einmal im Jahr
liefern sie auch den sonst Kirchenfernen religiöse Folklore
vom Feinsten, aber sonst?"
Frohes Fest und
gutes Gelingen zur Entspannung von alltäglichen Belastungen
für die letzten Tage des Jahres wünscht Zukunftslobby
e.V.
23.12.08
"Morgen Kinder
wirds was geben...". Der Konsum in Deutschland ist entgegen
mancher Befürchtungen vor Weihnachten nicht eingebrochen.
Die Gesellschaft für Konsumforschung hat sich von der momentanen
Lage ein positives Bild gemacht.
Doch dieses kann sich schnell ändern.
Weihnachten ist
immer schon der beliebteste Anlass für die Bürger gewesen,
vermehrt Geld für Konsumartikel auszugeben. Sie wollen sich
die stille und besinnliche Zeit mit Geschenken noch aufwerten, und
dieser Wunsch existiert auch in Krisenzeiten.
Die Preise sind relativ niedrig und die Leute haben noch Geld, also
kaufen sie jetzt Geschenke für Andere und sich selbst.
Irgendwie spüren die Menschen, dass etwas kommt, wollen sich
aber die letzten Tage des Jahres nicht verderben lassen und sich
noch einmal ein schönes Weihnachtsfest machen. Man weiß
ja nicht was kommt.
Eventuell wird auch vorgezogen, was anzuschaffen erst für später
gedacht war.
Rechtzeitig
zum Fest kommt ein bizarres Kuriosum aus den Reihen der Politiker.
(Spiegel)
Das Baden-württembergische CDU-Vorstandsmitglied Volk hat Vorrechte
für Kirchensteuerzahler in den Gotteshäusern gefordert.
Anlässlich des weihnachtlichen Andrangs zu den Gottesdiensten
sollen die Steuerzahler unter den Gläubigen die besseren Plätze
bekommen. Auch Martin Lindner, Fraktionschef der Berliner FDP macht
sich Sorgen um überfüllte Gottesdienste an Heiligabend und denkt
über Platzkarten für Gemeindemitglieder nach.
Hier wäre
es nun interessant zu erfahren, wie Volk und Lindner sich die praktische
Umsetzung ihres Vorschlags vorgestellt haben.
Der "Reutlinger Generalanzeiger" von heute fragt: "Soll
jeder Kirchenbesucher seinen Lohnsteuerbescheid mit ausgewiesener
Kirchensteuer mitbringen, je höher die Abgabe desto weiter
vorne die zugewiesene Sitzreihe?
Ich würde die beiden gerne genauestens zu allen Details
des Vorschlags befragen. Selten ist es bei einem Thema so zuverlässig
gesichert, dass jede Antwort des armen Christdemokraten und des
eher "unzuständigen" Liberalen für einen
kräftigen Lacher gut wäre.
- Mannomann, wie kann man nur derart dämlich sein und dies
auch noch öffentlich dokumentieren?
Auch die wohl nur rein statistische Qualität des Glaubens von
CDU-Mann Volk wird durch diese Unbeherrschtheit für einen kurzen
Moment gut beleuchtet.
- Nur, wer zieht daraus den Schluss auf das übrige Handeln
der sich gerne als christlich gebenden Politiker überhaupt?
Kirchensteuer als Eintrittsgeld in Gotteshäuser zu verlangen
wäre das Eine. Eine Politik zu propagieren, die nur mit der
allmählichen Zerstörung der Schöpfung funktioniert,
ist das Andere, ja das Alltägliche.
Dass dies die Realität ist, die man vor allem den Politikern
mit dem C im Namen vorhalten kann, wird leider viel zu wenig in
der Öffentlichkeit wahrgenommen.
Von daher würde ich den abschließenden Satz im Kommentar
des "Reutlinger Generalanzeigers" auch weiter fassen wollen:
"Apropos
Einlasskontrolle: Manche Politiker können von Glück sagen,
dass sie beim Eintritt in ihre Parteien keinen Nachweis politischer
Reife abgeben müssen." Politiker werden, kann halt
jeder opportunistische Dummkopf, Hauptsache, er macht viele Worte
und erweckt zahlreiche diffuse Eindrücke.
22.12.08
Fast schon hat
man den Eindruck, als wollen die Vereinigten Staaten ihre Währung,
den Dollar komplett opfern, um aus der Finanzkrise irgendwie heraus
zu kommen.
Alles, was die US-Finanzfachleute derzeit an Rettungs- und Krisenmanagementplänen
auflegen, macht die Währung der USA in aller Welt immer unattraktiver.
Der zukünftige Präsident Obama und der Kongress überbieten
sich gegenseitig mit Konjunkturpaketen. Mitte Dezember gab es 23
neue Programmentwürfe.
Das Volumen der jetzt schon vorgestellten Rettungspakete wird momentan
auf ein Volumen in Höhe von 8500 Milliarden US-Dollar geschätzt(siehe
Financial Times Deutschland).
Wo soll dieses Geld herkommen? Die Verschuldung der USA, die sich
in der Ära George W.Bush fast verdoppelt hat, soll weiter steigen.
In den letzten 8 Jahren lag die jährliche Neuverschuldung bei
500 bis 700 Milliarden Dollar und damit um den Faktor 10 bis 20
höher, als in der Bundesrepublik.
Für das Jahr 2008 sieht es weit schlimmer aus:
Laut den jüngsten Daten der Notenbank Fed lag die Netto-Neuverschuldung
der Regierung im dritten Quartal um 39 Prozent höher als im
Vorquartal. Saisonbereinigt und auf das ganze Jahr hochgerechnet
sind dies sage und schreibe 2078 Milliarden Dollar.
Die US-Notenbank FED zieht jetzt auch den Kauf von Staatsanleihen
in Erwägung und denkt gleichzeitig darüber nach, wo sie
selbst sich Geld leihen kann (Link).
Das kann nicht
gut gehen, oder, läuft da ein Plan hinter den Kulissen? Es
gibt Gerüchte, dass die USA im Jahr 2009 den Dollar ganz aufgeben
wollen und, eventuell zusammen mit Kanada und Mexiko, eine neue
Währung mit Namen "Amero" einführen.
Angeblich ist der Dollarersatz bereits geprägt und gedruckt
und sogar bereits an China, den weltweit größten Dollarbesitzer
nach den USA, geliefert worden sein.
Ein Rätsel bleibt dabei aber, wie denn die aufgehäuften
Belastungen des Dollars beim Übergang zum Amero verschwinden
sollen. Soll hier mittels Runderneuerung der amerikanischen Währung
alles an Verschuldungen auf Dritte abgewälzt werden? Wer aber
kommt als Sündenbock hier in Frage? Die nachfolgenden Generationen
können dies schlecht sein, denn die sind ja schon belastet.
- Trotz der Dramatik ist spannend, was da noch passieren mag und
wie sich alles auf die übrige Welt auswirkt. - Bin ich hier
jetzt fatalistisch?
21.12.08
Das Unterguggenberger-Institut-Wörgl
in Österreich berichtet auch über bereits laufende
Komplementärwährungsprojekte in Lateinamerika.
Hier wird die STRO, die Social Trade Organisation, vorgestellt:
"Die Social Trade Organisation STRO beschäftigt sich
seit Jahren mit der Umsetzung von Komplementärwährungen
und gewann mit einem Mikrokreditsystem unter Einbindung einer Lokalwährung
sowie des Konsumenten-Produzenten-Verbandes Compras 2007 den Michael
Unterguggenberger Preis.
Die Erfahrungen aus den Projekten in Brasilien fließen bei
der Umsetzung des derzeit interessantesten Komplementärwährungs-Experimentes
in Südamerika ein, das STRO in Uruguay durchführt.
Mit seinen 3,3 Mio. Einwohnern war Uruguay bis zur Argentinien-Krise
2002 die "Schweiz" Südamerikas. Seither hat sich
das Land nicht von der Wirtschaftskrise erholt.
Um hier Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, plant STRO seit über
einem Jahr die Einführung einer Komplementärwährung
in großem Stil. In der ursprünglichen Planung war dabei
ein Bauprogramm zur Sanierung der maroden, aber sehr schönen
Altstadt in der Hauptstadt Montevideo geplant - ähnlich dem
Wörgler Freigeld-Nothilfeprogramm 1932/33."
Nach intensiven Vorbereitung soll die Komplementärwährung
in Uruguay nun im März 2009 ausgegeben werden.
Weitere
Infos zu STRO: "Die STRO-Group versteht sich als Netzwerk
von Organisationen mit Hauptsitz in den Niederlanden und zahlreichen
Partnern in Lateinamerika, die ergänzende Währungs- und
Verrechnungssysteme als Wirtschaftshilfe in armen Regionen entwickeln
und umsetzen. Die Social Trade Organization ist eine Forschungs-
und Entwicklungseinrichtung, die seit mehr als 30 Jahren forscht
und seit über fünf Jahren bemüht ist, die Theorie
auch in die Praxis umzusetzen. STRO arbeitet wie Greenpeace als
Dachorganisation. Dem Netzwerk gehört auch das Unterguggenberger
Institut Wörgl an."
Hier
findet man eine bewegte Grafik, die den Fluss von Unterstützungs-
und Spendengeldern ohne und mit Komplementärwährung veranschaulicht.
Im ersten Fall versickert das Geld meist sonstwo, im zweiten Fall
kommt effektiv gar mehr als der Anfangsbetrag bei den Bedürftigen
an.
20.12.08
Wenn die Wirtschafts-
und Finanzkrise wirklich derart tiefe Wurzeln hat, wie
es etliche Fachleute vermuten, wenn unsere Wirklichkeit also in
den letzten Jahren nur noch auf eine ganze Wolke von Blasen in allen
möglichen Sektoren unserer Gesellschaft aufgebaut wurde, dann
droht uns wirklich eine tiefgreifende Katastrophe, ähnlich
wie der in den Dreißigerjahren des 20sten Jahrhunderts.
Momentan herrscht
noch Preisverfall, verursacht durch zurückgehenden Konsum,
der erst nach Weihnachten wohl richtig deutlich wird, durch die
sogenannten Rettungsmaßnahmen, wie etwa die Niedrigzinsstrategie,
oder durch Reaktionen der in Not kommenden Produzenten und Händler,
die auf die mangelnde Nachfrage nur mit Preissenkungen reagieren
können.
Jedoch, - auf die Deflation könnte eine Inflation folgen
mit, im Gegensatz zu jetzt, heftig steigenden Preisen.
In der letzten
großen weltweiten Krise, Anfang der 1930er Jahre, wurde die
Inflation durch die plötzlich beschlossenen Rückforderungen
aller Kredite mächtiger amerikanischer Banken an die übrige
Welt ausgelöst. (Die USA hatten diese Kredite ihren europäischen
Verbündeten im ersten Weltkrieg zur Finanzierung des Krieges
und Beseitigung der Schäden gewährt).
Dieser Schritt der Geldhäuser war auf den zuvor geschehenen
Zusammenbruch der US-Börse im Oktober 1929 gefolgt, während
diesem Zusammenbruch ein Preisverfall infolge irrationaler Investitionen
und ungebremster Produktionsausweitungen der amerikanischen Wirtschaft
voraus gegangen war.
Heute haben die
Europäer zwar keine großen Schulden bei den USA, vielmehr
ist es umgekehrt. Das Ergebnis ist aber ähnlich.
Früher entstand die Geldknappheit, weil die USA gigantische
Summen zurück forderten. Heute müssen in Folge der Finanzkrise
riesige in die USA investierte Summen der letzten Jahre abgeschrieben
werden. Dies geschieht zwar sehr langsam und die Ergebnisse kommen
nicht so klar ins öffentliche Bewusstsein, die theoretische
Geldverknappung besteht aber durchaus und könnte in die Inflation
führen.
Die ärgsten
Folgen einer Inflation aber kann man nur mit einem dann noch stabilen
und funktionierenden Zahlungsmittel abmildern. Ein solches Zahlungsmittel,
eine Komplementärwährung, muss aber möglichst frühzeitig
initiiert werden, möglichst bevor die Inflation richtig wütet.
Solche Komplementärwährungen
führen derzeit nur ein Nischendasein, und ihre tatsächliche
Bedeutung wurde noch nicht erkannt. Ja man muss auch annehmen, dass
eine solche Währung, die nicht nur zinsfrei funktioniert, sondern
auch mit einer Umlaufsicherung ausgestattet ist, von großen
Geschäftemachern in der gewohnten Finanzwirtschaft als gefährliche
Konkurrenz bewusst behindert wird.
Jetzt in der heraufziehenden
Krise bekommen Initiativen für alternatives Geld zunehmend
Aufmerksamkeit.
Eine wichtige Adresse dabei ist das "Unterguggenberger-Institut"
in Österreich, benannt nach dem Wörgeler Bürgermeister,
der in den Dreißigerjahren, mitten in den schwersten Krisennöten,
in seinem Ort eine Komplementärwährung aufbaute und Wörgl
damit zu kurzer wirtschaftlicher Blüte verhalf. (Das Experiment
wurde nach 18 Monaten von der österreichischen Zentralbank
verboten.)
Die "Initiative
Neues Geld" am Unterguggenberger-Institut hat kürzlich
eine Petition an die Politik gestartet und will dazu bis Frühjahr
2009 Unterschriften sammeln.
Aus der Kurzfassung:
"Petition "Neues Geld" - Unterschriften-Aktion
der Initiative Neues Geld. - Die Initiative Neues Geld besteht aus
österreichischen Komplementärwährungs-Initiativen.
Mit der Petition Neues Geld werden die politischen Entscheidungsträger
in Bund, Land und Gemeinden ersucht, ergänzende Währungen
zu unterstützen. Bei der Neuordnung des weltweiten Finanzsystems
sollen neben den Vertretern der traditionellen Geldtheorie auch
ExpertInnen für Komplementärwährungen sowie WissenschafterInnen
anderer Geldtheorien eingebunden werden."
Mehr dazu in der ausführlichen PDF-Version: hier.
Auch in Deutschland
müsste die Diskussion um eine überregionale Komplementärwährung
aufgenommen werden.
19.12.08
Wenn sich die
Presse und Politiker der Opposition derzeit auf Angela Merkel stürzen,
weil diese nicht entschlossen irgendwelche Aktionen zur Ankurbelung
der Konjunktur anpackt, muss man die Kanzlerin in gewissem Sinne
in Schutz nehmen.
Wenn überhaupt niemand weiß, welche Maßnahmen denn
vielleicht in diesen schwierigen Zeiten positive Auswirkungen bringen,
ist die Wahrscheinlichkeit, dass das auf reiner Versuchsbasis eingesetzte
Geld zum Fenster hinaus geworfen wird, sehr hoch.
Merkel weiß
einfach nicht, was sie tun könnte. Sie würde dies so natürlich
nie zugeben, aber ihr Zögern kann gegenüber den Aktionisten
aus CSU, FDP und Linken als gesunde Scheu vor Geldverbrennungsorgien
gedeutet werden.
Sie kann dies natürlich nicht lange durchhalten, allein schon
deshalb, weil die als sicher geltende Verschlimmerung der Krise
ihr vor der Wahl teilweise in die eigenen Schuhe geschoben werden
wird. Die Grünen fordern zwar Investitionen in eher ökologische
Bereiche, doch auch hier vermisst man einen roten Faden, einen Zusammenhang
zwischen Vorschlägen zum Handeln und den ursprünglichen
Gründen für diese Krise selbst.
Derweil bröckelt
alles weiter.
Aus China, das von der weltweiten Konsumflaute als "Werkbank
der Welt" gefährlich stark betroffen ist, hört man,
dass bereits 10 Millionen Wanderarbeiter ihre Arbeit verloren haben.
Den übrigen 90 Millionen droht ein ähnliches Schicksal,
wenn die Entwicklung so weiter geht.
Sie können nun kein Geld mehr nach Hause schicken, wo sie eine
oft große Familie versorgen müssen. Jetzt ziehen die
Wanderarbeiter selbst nach Hause zurück, in Provinzen, die
sehr ärmlich sind.
Daraus entstehen dort wiederum Folgeprobleme, wie vor allem die
Versorgung einer plötzlich sehr viel größeren Bevölkerung
mit Lebensmitteln. Da aber nur ein geringer Teil der Rückkehrer
etwas von Ackerbau verstehen und auch die Flächen begrenzt
sind, kann China so noch ein echtes Ernährungsproblem in Folge
seiner Exportabhängigkeit und dem Rückgang der weltweiten
Nachfrage bekommen.
Angela Merkel
muss demgegenüber noch keine Sorgen haben, noch nicht.
Sorgen kann man aber angesichts der Ideenlosigkeit und dem Mangel
an nachvollziehbaren Analysen bekommen, denn wenn Angela auch nicht,
wie der Spiegel titelte, "Angela Mutlos" ist, so ist sie
auf jeden Fall "Angela Ratlos", und dies ist vielleicht
noch schlimmer.
18.12.08
In der Krise offenbaren
sich deutlicher als sonst die feinen Verästelungen, Abhängigkeiten
und Verbindungen der verschiedensten Branchen der Geschäftswelt.
Eine Tendenz kann Folgen in einer völlig anderen Ecke der Wirtschaft
verursachen.
Der Einbruch beim Konsum bringt beispielsweise allmählich die
gesamte Transportbranche in Schwierigkeiten. Dies bekommen gerade
auch die Reeder zu spüren, die gewohnt selbstverständlich
den Warentransport von Konsumgütern aus Übersee per Containerschiff
in die norddeutschen Häfen organisierten. Jetzt sind Schiffe
oft gar nicht ausgelastet, Aufträge werden storniert und kürzlich
erst neu angeschaffte Schiffe liegen ungenutzt vor Anker.
Von den Häfen aus gibt es dann natürlich auch weniger
mit LKWs abzuholen und in Deutschland zu verteilen. Also werden
sich bald auch die deutschen Speditionsunternehmen zu Wort melden,
denen die gegenwärtig rasant sinkenden Spritpreise zwar geringere
Unkosten bescheren, was längerfristig natürlich nicht
die ausbleibenden Aufträge ersetzen kann.
In den USA bei
den großen Autofirmen ist die Lage neben der versiegten Nachfrage
nach großen Wagen, auch aus einem anderen Grund verrückt.
Auf dem schwach ausgebildeten Produktionszweig für etwas umweltfreundlichere
Fahrzeuge, wie etwa beim "Volt", einem halbelektrischen
PKW von General Motors, wird die Produktion gerade deshalb vorübergehend
eingestellt, weil kaufwillige Amerikaner keine Kredite für
die Anschaffung bekommen. Derzeit stürzt in den USA auch alle
Industrie hinter den Herstellern, allen voran die Zulieferer, wie
auch, in der nächsten Reihe, deren Lieferanten.
Eine Bekannte
meines Bruders, die eine Kleiderboutique in der Großstadt
führt, finanzierte jedes Jahr die neue Kollektion mit einem
Kredit, weil hier auf einen Schlag eine große Summe für
die entsprechend nötige Auswahl gebraucht wird.
In diesem Jahr, so wurde ihr von dort schon angedeutet, wird sie
dieses Geld nicht mehr von der Bank bekommen. Sie wird, falls sie
nicht eine andere Finanzierungsmöglichkeit findet, ihr Geschäft
nicht wegen sinkender Nachfrage, sondern mehr aus Kreditmangel schließen
müssen.
( Es kann natürlich auch sein, dass sie hier noch Glück
im Unglück hat: Wenn sie jetzt die neue Bestellung mit großer
Verschuldung erwirbt, und sich erst dann die Nachfrage reduziert
und sie auf den Sachen sitzen bleibt, sähe es vielleicht noch
schlimmer aus. Wenn sie jetzt schließen muss, dann mit weniger
Schulden.)
Nach der letzten
Verzweiflungstat der amerikanischen Zentralbank, die Leitzinsen
auf Null zu senken, wird es dort auch sehr eng werden. Eine weitere
Reduzierung in den Negativbereich hinein, also dass die Banken praktisch
Geld geschenkt bekommen, wenn sie sich welches leihen, wäre
nur noch kurios. Obwohl: Es würde den Wahnsinn des Ganzen endlich
gut verdeutlichen.
Der FED, der US-Zentralbank, geht langsam die Munition aus. Kein
Schuss hat bisher ins Schwarze getroffen, ja selbst die Schießscheibe
wurde verfehlt. Vielleicht geht ihr auch bald das Geld aus, oder
sämtliche Hemmungen zum Druck massenhaft neuer Dollarscheine
werden auch noch über Bord geworfen.
Wenn die Boutiquebesitzerin
von oben doch nur Zugang zu diesen Krediten bekommen könnte,
welche von den Zentralbanken zwar angeboten, in den Kreditinstituten
dazwischen aber hängen bleiben und ihrem letztendlichen Zweck
vorenthalten werden. Sie könnte die historisch niedrigen Zinsen
sogar mit der Ware an die Kundschaft weiter geben, - ja wenn.
Hier wird die
oberste Regel des Finanzsystems deutlich: Alles Psychologie.
Die Banken glauben einfach nicht, dass sie das ausgeliehene Geld
wieder zurück bekommen, weil für ihre Kunden der Konsum
zur Wiedererwirtschaftung nicht ausreicht. Weil aber kaum noch etwas
finanziert werden kann, bleibt der Konsum aus, die Befürchtung
der Banken erfüllt sich, usw.
Allerdings ergibt
sich aus den komplexen und scheinbar allgegenwärtigen Zusammenhängen
auch ein Hinweis darauf, wo denn Investitionen derzeit wirklich
sinnvoll wären. Es herrscht in der Politik doch in Wahrheit
eine große Ratlosigkeit darüber, ob Konjunkturprogramme
die Krise lindern können, und darüber hinaus die Frage,
wo es jetzt sinnvoll ist zu Fördern und wo es geradezu unsinnig
ist.
Konjunkturmaßnahmen, die sich in den kleinsten Zellen unserer
Gesellschaft auswirken, dort, wo es am wenigsten Querbeziehungen
gibt, und die nicht durch andere Entwicklungen beeinträchtigt
werden können, sind wohl derzeit die einzig sinnvollen.
Die energetische Gebäudesanierung etwa wurde schon angedacht.
Sie würde zu mehr Autarkie der Hausbewohner von Energielieferungen
führen.
Es sollte aber auch an andere Bereiche zur Sicherung der elementarsten
Lebensvoraussetzungen gedacht werden. Jetzt müsste man verstärkt
an eine Reregionalisierung der Landwirtschaft und an eine Unabhängigmachung
von Treibstoffen für Agrargeräte und von Agrarchemikalien
für die Feldarbeit und Viehfütterung arbeiten.
Nach dem 2ten Weltkrieg konnte die Landwirtschaft den Nahrungsmittelbedarf
der Bevölkerung nur deshalb weitgehend sichern, weil diese
mit örtlich vorhandenen Mitteln zu bewerkstelligen war. Eine
ähnliche Verschärfung der Krise würde heute, wo die
Landwirtschaft hoch gezüchtet und industrieabhängig ist,
schlimmer verlaufen.
Zu denken wäre auch an Investitionen in dezentrale Stromversorgung
und in das regionale Handwerk.
Und: Finanztechnisch müsste eine Sekundärwährung
in Form eines Schwundgeldes eingeführt werden, mit welcher
sich, unabhängig von der Willkür der Bankenlandschaft,
minimale finanzielle Möglichkeiten und kleine Investitionen
auch innerhalb eines großen Zusammenbruchs, garantieren ließen.
17.12.08
Der europäische
Klimakompromiss ist ein bürokratisches Monsterwerk mit einer
unüberschaubaren Zahl von Hintertürchen geworden. Heute
soll er im europäischen Parlament verabschiedet werden.
Auf der einen Seite lehnen ihn sowohl Hardliner wie die Unions-Abgeordneten
ab, die aus allerlei vorgeschobenen Gründen keinen wirksamen
Klimaschutz wollen, als auch auf der anderen Seite Fraktionen wie
die Grünen, die ihn für unwirksam und überflüssig
halten, weil etwa die Emissionen von Neufahrzeugen im Jahr 2012
bei geschickter Ausgestaltung der geplanten Richtlinien gar noch
über den heutigen Werten liegen dürfen.
Im Grunde zeigt
dieses breite Spektrum von Parlamentariern, wie hoffnungslos die
Situation im EU-Parlament eigentlich ist, wie effektiv es die rücksichtslosen
Zerstörer der natürlichen Lebensgrundlagen immer wieder
schaffen, aus reiner Ignoranz und Sucht nach ihrer sektenhaft praktizierten
Ideologie jeden Lichtblick für eine bessere Zukunft zu verhindern.
OK, - tun wir
mal wieder das, wozu wir eigentlich gar keine Zeit haben, nämlich
abwarten. Nehmen wir die butterweiche Festlegung auf nebulöse
Ziele als einen ersten Anfang. Hoffen wir auf die Lernfähigkeit
von Leuten wie der CSU-Europaabgeordneten und Vorsitzenden des Industrieausschusses
Angelika Niebler, die Ausnahmen für energieintensive Industrien,
die angeblich "abwanderungsgefährdet" sind,
begrüßt.
Sie bemüht das so oft schon als Bremsklotz genutzte kurzsichtige
wie langfristig falsche Arbeitsplatzargument. Es würde dem
Klimaschutz nichts nützen, wenn wegen zu strikten Regelungen
bestimmte energieintensive Unternehmen ins außereuropäische
Ausland abwanderten.
- Ja meine Güte, dann muss man dies eben mit politischen
Mitteln verhindern.
Wenn Firmen abwandern wollen, dann müssten diese auch keine
Geschäfte mehr mit dem Wirtschaftsraum machen dürfen,
in dem die neuen Klimaschutzregelungen gelten!
- Was ist denn radikaler, dass Europa eine solche Art von Protektionismus
zu Gunsten der nachfolgenden Generationen als unumgänglichen
Teil funktionierenden Klimaschutzes akzeptiert, oder dass eine zerstörerische,
ohnehin zerfallende Ideologie nach unbeschränkten Unternehmensfreiheiten
im Bereich Lebensgrundlagenschutz künstlich aufrecht erhalten
wird?
Arbeitsplätze werden in Europa, mittel- und langfristig gesehen,
allein durch zu wenig Klimaschutz verschwinden, nicht durch zuviel.
Nur eine konsequent auf Nachhaltigkeit orientierte Wirtschaft wird
die menschliche Arbeitskraft in solcher Menge benötigen, dass
alle Arbeitswilligen einen dauerhaften Job bekommen.
Dieses Faktur zu verneinen ist im negativen Sinne wahrlich radikal,
wenn nicht, angesichts der damit akzeptierten Schäden an der
Gesellschaft, sogar extremistisch.
PS: Zum Thema
"Die EU und das Klimapaket" gab es am 11.12. auch
eine recht gute Hintergrund-Sendung auf Deutschlandfunk.
Das Manuskript kann
hier nachgelesen werden.
16.12.08
Den europäischen
Spitzenpolitikern und der Bevölkerung in Europa wird ihr sogenannter
Klimakompromiss womöglich schon bald schwer im Halse stecken
bleiben, und dies vor allem aus rein ökonomischer Sicht.
Besonders Deutschland
war in den letzten Jahren weltweit Vorreiter in Sachen Umwelttechnologien
und Standards, was die Nachfrage der Welt für Produkte aus
diesem Wirtschaftssektor beflügelt und deutschen Unternehmen
Gewinne beschert hat. Einige andere Länder Europas haben beispielweise
die Förderung nach dem deutschen Erneuerbare-Energien-Gesetz
teilweise übernommen und so eine ähnliche Entwicklung
im Umweltsektor angestoßen.
Anlässlich
der Finanz- und Wirtschaftskrise jedoch, sehen sich die Europäer
nun veranlasst, im Bereich Umweltschutz, speziell in der Klimapolitik,
eine energische und zügige Weiterentwicklung im Umweltbereich
zu verschieben, mit dem absurden Argument, jetzt ginge der Arbeitsplatzerhalt
über die Dringlichkeit nach Klimaschutz.
In Europa will
man immer noch nicht begreifen, dass nur mittels größter
Anstrengungen im Bereich Ökologie die Ökonomie überhaupt
langfristig funktionieren kann.
Immer noch sieht man hier einen Interessenkonflikt, den man nach
Beliebigkeit zu Gunsten der alten Art von Ökonomie entscheiden
kann. Immer noch lassen sich die Politiker von kurzfristig denkenden
Wirtschaftsgrößen zur völlig falschen Politik nach
Bewahrung des Status Quos überreden und schädigen so nicht
nur die natürlichen Lebensgrundlagen, sondern in erster Linie
ihr eigenes Anliegen, nämlich die mittel- und langfristige
wirtschaftliche Entwicklung.
Mit dem heutigen
Zögern in der Klimapolitik verursachen die europäischen
Spitzenpolitiker unmittelbar die Grundlagen für die nächste,
noch weit umfangreichere europäische Wirtschaftskrise. Diese
Krise wird gewissermaßen auch das Platzen einer gigantischen
Blase sein, einer Blase jedoch, welche derzeit noch mit unter den
Teppich gekehrten ökologischen Schäden gefüllt wird.
Und, Europa wird dann nicht rechtzeitig die nötigen Alternativen
selbst aufbieten können, denn diese werden woanders früher
entwickelt werden.
Grund für diese Annahme ist die Entwicklung in den USA,
wo der neue Präsident Obama derzeit die Nominierungen für
die entscheidenden Umwelt- und Energieministerien vornimmt. Alles
lässt auf das ernsthafte Vorhaben für einen wirklich
tiefgreifenden Wandel in der amerikanischen Politik hin zu einer
nachhaltigeren Wirtschaft schließen.
Der zukünftige
Energieminister in den USA wird der Physikprofessor und Nobelpreisträger
Steven Shu werden, welcher derzeit noch an der kalifornischen Berkley-Universität
lehrt. Dieser will sich für die intensive Erforschung alternativer
Energien auch auf Staatsebene einsetzen. Dieses hat er bisher in
Forschungen und im Universitätsbereich schon ausgiebig getan.
Obama kündigte darüber hinaus an, einen neuen Posten schaffen
zu wollen, um die Energie-, Klima- und Umweltpolitik zu koordinieren.
Carol Browner, die unter Bill Clinton Chefin der amerikanischen
Umweltbehörde war, soll diesen Posten übernehmen.
Barak Obama sprach
dazu deutliche Worte: "Seit über 30 Jahren hören
wir wachsende Besorgnis über unsere Energieabhängigkeit.
Präsident nach Präsident versprach einen neuen Kurs, Kongress
nach Kongress redete über mehr Unabhängigkeit, nur um
nach entsprechendem Druck der Interessengruppen doch noch einzuknicken."
Offenbar soll es damit in 35 Tagen vorbei sein, wenn Obama Präsident
ist.
Barak Obama: "Gleichgültigkeit und noch mehr gebrochene
Versprechen können wir uns nicht leisten. Wir werden nicht
über Nacht eine neue Energiegesellschaft schaffen und die Umwelt
schützen, aber wir können damit anfangen, wenn wir neu
denken und neu handeln."
Browner, die unter Clinton stark abgebremst wurde, weil dieser auch
nur den Schutz alter Energiewirtschaftsstrukturen im Sinn hatte,
könnte unter Obama richtig loslegen und einen kompletten Wandel
der amerikanischen Industrie hin zu einer sehr viel nachhaltigeren
Struktur bewirken.
Auch will Obama die Umweltschutzagentur EPA der Vereinigten Staaten
neu besetzen. Die nominierte Leiterin Lisa Jackson, vormals schon
in einem ähnlichen Posten im Bundesstaat New Jersey beschäftigt,
sagte: "Ganz oben auf der Liste der künftigen EPA steht
der Klimawandel, der uns zwingt, Energieentwicklung und Nutzung
komplett umzustellen. Dazu kommen Luftverschmutzung, Giftchemikalien,
Gesundheitsprobleme unserer Kinder, der Umbau und die Aufarbeitung
von Deponien, und Gerechtigkeit für Kommunen, die eine überproportional
große Last trugen un die besonders von unserer zukünftigen
grünen Wirtschaftspolitik profitieren werden."
Was dies für
Europa und speziell für Deutschland bedeutet, ist klar:
Als zukünftiger Technologieführer im Umweltschutzbereich
und bei regenerativen Energien wird sich die USA herausbilden.
Auch auf Europa ist der obige Ausspruch Obamas über die Versäumnisse
der Vergangenheit zutreffend, nur dass in Europa mit dieser Routine
nicht ebenso radikal gebrochen wird, wie jetzt in Amerika.
Merkel und die anderen Industrieopportunisten sind vorgestern
abermals gegenüber der mächtigen Wirtschaft eingeknickt,
mit der Folge, dass dadurch die richtige Entwicklung in die Zukunft
verschoben und die Wettbewerbsfähigkeit Europas verspielt wurde.
In einigen Jahren werden wir bei Amerika die Technologien und Produkte
kaufen müssen, um deren rechtzeitige Entwicklung wir uns jetzt
drücken.
Den hochrangigen europäischen Klimaverweigerern und Konjunkturspritzenerfinder
seien einige Worte des zukünftigen US-Energieministers ans
Herz gelegt, welche dieser anlässlich seiner Ernennung sagte:
"In der heutigen Wirtschaftskrise verlieren Menschen ihre
Arbeit und ihre Häuser. Unternehmen brechen zusammen. Deswegen
glauben einige, wir sollten uns ausschließlich um die Wiederherstellung
der Wirtschaft kümmern. Ich dagegen denke, wie das Team des
künftigen Präsidenten, dass wir sowohl die Wirtschaft
reparieren müssen, als auch den Weg zu nachhaltiger Energie
beschreiten."
Wir im alten Europa werden sehr viel Geld ausgeben müssen und
wir werden die enorm vielen Arbeitsplätze nicht hier in Europa
haben, die eine ökologische Produktionsstruktur entstehen lassen
wird.
Nur, wird man sich dann noch daran erinnern, dass die heutige Kanzlerin
Angela Merkel mitsamt ihrer derzeitigen Mann- und Frauschaft für
den dann erst richtig fatalen Zustand direkt verantwortlich ist?
15.12.08
Weihnachten ist
im Prinzip längst globalisiert worden. Zwar sind die geistlichen
Symbole und religiösen Rituale hauptsächlich in christlich
geprägten Regionen zu finden, die Konsumartikel anlässlich
des Festes jedoch werden überall verkauft.
China produziert
und exportiert massenhaft Plastikweihnachtsbäume, Kugeln mit
kitschigen Bildchen drauf, Lichterketten und Polyesterpuppen in
allen Größen mit roter Zipfelmütze und weißem
Bart.
Teilweise können wir diese schon seit Wochen bestaunen, wie
sie sich ungelenkt an Seilen zu Fenstern emporklimmen, vorbei an
üppigen Hauskanten- und Fensterrahmenbeleuchtungen und hoch
über einem Leuchtpunktemeer im Vorgarten in Form von Rentieren,
Schlitten, Geschenken und überdimensionalen Kerzennachbildungen.
Dieser Dekorationswahn
ist mittlerweile weltweit angekommen und wird bereitwillig von allen
Händlern als willkommene saisonelle Profitmöglichkeit
genutzt.
Selbst Moslems kaufen Weihnachtsbäume. In Kairo etwa kann man
die entsprechenden Artikel aus China aber auch echte Blaufichten,
importiert aus den Niederlanden kaufen. Tausende von Nippesshops
dort haben zum Fest der Christen ihr Angebot entsprechend aktualisiert.
Zwar hält sich der Absatz der immerhin umgerechnet 500 Euro
teuren Importbäume in Grenzen, dafür gibt es aber auch
lebende Thujas im Topf in allen Größen schon ab 8 Euro.
Die Renner sind elektronisch aufgepeppte Weihnachtsmänner,
die, knopfzellenbetrieben, mit blecherner hektischer Stimme und
merkwürdigem Outfit Weihnachtsschlager schmettern und dabei
rhytmische Bewegungen machen.
Des öfteren
hat man sich in Deutschland ja schon Gedanken darüber gemacht,
wie die Summe moderner bürgerlicher Weihnachtsbeleuchtung den
Stromverbrauch erhöht und ob dafür rechnerisch ein zusätzliches
Kraftwerk wohl ausreicht.
Zu dieser vom Weihnachtsfest verursachten Umweltbelastung durch
den Betrieb der modernen Devolutionalien, müssten natürlich
auch die Schäden aus der Produktion und dem Transport dieser
Dinge addiert werden, nicht zuletzt auch die Probleme in Zusammenhang
mit dem erheblich vergrößerten Müllaufkommen ab
Januar. Der allgemeine Weihnachtsplunder wird nach dem Fest zu 99
% weggeworfen, um im nächsten Herbst erneut produziert und
gekauft zu werden.
So wird die Schöpfung,
also die natürlichen Lebensgrundlagen, für welche die
Christen den eindeutigen Auftrag zur Bewahrung haben, mit der allgemeinen
Ausgestaltung des höchsten Festes der Christen zusätzlich
und völlig unnötig geschädigt.
Kam diesbezüglich denn in der Vergangenheit einmal irgend ein
entsprechendes Wort, eine Befürchtung oder eine Mahnung von
den christlichen Religionsführern? - Ich kann mich nicht erinnern.
Die evangelischen
und katholischen Geistlichen sind zwar allenthalben und zu vielen
Gelegenheiten mit Herummoralisieren beschäftigt.
Ob sie sich aber jemals die Frage gestellt haben, dass gerade das
biblische Bewahrungsgebot in ihrer heiligen Schrift, dort in erster
Linie zur Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen für
die nachfolgenden Generationen ausformuliert wurde?
Wie können sie nur, ebenso wie die Durchschnittskonsumenten,
die alljährliche Verschwendung von natürlichen Gütern
zu Ehren des Religionsbegründers so gleichgültig hinnehmen?
14.12.08
Heute am 3. Advent,
wo sich im Kanzleramt in Berlin die Creme der deutschen Zukunftsignoranz
zum sogenannten "Konjunkturgipfel" trifft, um darüber
zu beraten, wie man denn trotz des laufenden Zusammenbruchs des
Systems noch ein Weilchen weitermachen könnte, wie bisher,
sei der abermals verschobenen Problematik nach sofortiger und radikaler
Klimaschutzpolitik gedacht.
Die Vertreter
der Entwicklungsländer sind von der zu Ende gegangenen Klimaschutzkonferenz
aus Posen abgereist, wo außer Spesen nichts gewesen und außer
Vertröstungen nichts gesagt worden ist.
Man sah es ihnen an: Ihre eine Hand steckte still zur Faust geballt
in der Tasche. Ebenso wäre es bei Vertretern nachfolgender
Generationen gewesen, hätten sie es erleben können, wie
leichtfertig und kalt ihr Anliegen wieder einmal auf der Xten Konferenz
abgekanzelt wurde.
Oft rede ich von
den externalisierten Schadkosten unserer herrschenden Ökonomie,
die sich grob in ökologische, soziale, finanzielle und politische
Schadkosten aufteilen lassen. In konkreten Fällen aber sind
diese Schadkosten immer aus mehreren Kategorien zusammengesetzt
und lassen sich nicht klar zuordnen, bzw. führt das Eine zwangsläufig
zum Anderen, so dass eigentlich immer alle vier Arten von Schadkosten
diagnostizierbar sind.
Ein Beispiel
für überwiegend politische Schadkosten wird in einem
Interview
behandelt, welches die ARD mit Harald Welzer, dem Direktor des
Center for Interdisciplinary Memory Research am Kulturwissenschaftlichen
Institut in Essen und Forschungsdirektor für Sozialpsychologie
an der Universität Witten/Herdecke kürzlich führte.
Welzer ist auch Autor eines Buches mit dem Titel "Klimakriege.
Wofür im 21. Jahrhundert getötet wird."
Das Interview
ist überschrieben mit: "- Nur ein neuer Lebensstil
kann Klimakriege verhindern - Der Klimawandel als Ursache für
Kriege und Konflikte? Genau das passiert schon, sagte der Sozialpsychologe
im Interview mit tagesschau.de. Er erwartet von Konferenzen keine
Lösung des Klimaproblems, solange sich unser Lebensstil nicht
grundlegend ändert."
Im Kanzleramt wird heute über nichts Anderes verhandelt, als
über Handlungsmöglichkeiten gegen die Krise unter unbedingter
Beibehaltung des destruktiven Lebensstils der gegenwärtigen
Industriegesellschaft.
Als Kommentar
zur Posener Konferenz und auch zum Treffen für den europäischen
Klimakompromiss von letzter Woche, ist eine Aussage Welzers im genannten
Interview sehr genau passend:
"Ich halte diese Dinge für notwendig, weil das alles
Schritte sind, die das Thema Klimawandel zumindest immer weiter
in der Öffentlichkeit halten. Was allerdings auf der faktischen
Ebene passiert, ist sicherlich nicht zielführend. Man nimmt
diese globale Problematik überhaupt nicht zum Anlass, grundsätzlich
darüber nachzudenken, welche Aspekte unserer Lebensform und
unseres Lebensstils kontraproduktiv sind, und welche stattdessen
eingeführt werden müssten. Um ein Beispiel zu nennen:
Anstatt darüber nachzudenken, dass unsere Mobilitätsvorstellungen
wahrscheinlich nicht überlebenstauglich sind, denkt man nur
über spritsparende Autos nach. Fehlentwicklungen werden
nicht abgebrochen, sondern optimiert. Es wird nicht konzeptuell
gedacht, sondern lediglich ein bisschen an Symptomen herumlaboriert."
Auf die Frage,
was denn getan werden müsste, um einen Ausweg aus der Klimaproblematik
hinzubekommen, antwortet Welzer:
"Zunächst müssten wir uns fragen: Wie wollen
wir eigentlich leben? Wie soll die Gesellschaft der Zukunft
aussehen? Was soll sie den Leuten bieten? Worauf können wir
ohne Not, sogar mit Gewinn an Lebensqualität, verzichten? Und
was sind eigentlich die Prioritäten, die wir gesellschaftlich
setzen? Ist die kurzfristige Erhöhung des Lebensstandards
auf Kosten aller kommender Generationen unsere Priorität?
Oder ist die Priorität die Sicherung des Überlebens
der kommenden Generationen? Ich würde die Fragestellung
immer umdrehen und nicht fragen: Was können wir vom gegenwärtigen
Status Quo mit Gewalt retten? Sondern: Wie haben wir den Status
Quo so zu verändern, damit eine gute Gesellschaft entsteht?"
Besser könnte
ein Zukunftslobbyist es nicht sagen.
Was er aber sagen könnte, ist, wie ein neuer Lebensstil, ein
im Sinne der Worte Welzers nachhaltiger Lebensstiel, für die
gesamte Gesellschaft erreicht werden kann.
Dass einzelne Menschen diese große Problematik derart verinnerlicht
haben, sie also bereits jetzt einen Lebensstil pflegen, der einen
ökologischen Fußabdruck von der Größe 1 nicht
überschreitet, brauche ich nicht zu erwähnen.
Die breite Mehrheit aber, soviel können wir ebenfalls festhalten,
ist hiervon auf freiwilliger Basis nicht zu begeistern.
Da es jedoch nicht so bleiben kann, wie es ist, wir jedoch auch
keine Ökodiktatur wollen, bleibt nur die eine Möglichkeit
übrig, das nachhaltige Verhalten über die Preise
aller Produkte und Dienstleistungen herbeizuführen.
Sämtliche schädliche Folgen, die unser gegenwärtiger
Lebensstil, egal ob ökologische, soziale, finanzielle oder
politische Folgen, müssen berechnet und ganz individuell in
die Preise eines jeden Details unseres Lebensstils integriert
werden.
So würde uns die faktische Unakzeptierbarkeit unseres
konsumistischen Lebensstils über eine spürbare Unbezahlbarkeit
so frühzeitig bewusst, dass wir noch zu einer verträglicheren
Alternative wechseln könnten.
Nur mit der Vorgehensweise, die im Konzept von der Kategorischen
Marktwirtschaft genannt wird, wäre ein zukunftsverträglicher
Lebensstil für Alle effektiv und zügig erreichbar.
13.12.08
Nun ist das sogenannte
"Paket" für den Klimaschutz von den europäischen
Politgrößen also fertig "geschnürt" und
kann jetzt rechtzeitig zur weihnachtlichen Bescherung zur medialen
Post gebracht werden.
Doch leider ist es nicht als Geschenk für die Allgemeinheit
gedacht oder für die nachfolgenden Generationen. Diese müssen
das Klimapaket nur bezahlen, - bestimmt ist es lediglich für
das gute Gewissen der schnürenden Parlamentarier selbst.
Man hat die Absicht
geäußert, den CO2-Ausstoß bis 2020 um 20 Prozent
zu reduzieren. Genauer: Man will sich mehr als 11 Jahre Zeit lassen,
um die jetzt schon dramatisch wirksame Menge an CO2 in der Atmosphäre,
die man mit der europäischen Art zu Wirtschaften ja in den
letzten Jahrzehnten bereits verursacht hat, jährlich ein
bisschen weniger zu ERHÖHEN.
Und: Dies ist lediglich die ABSICHT der EU. Alles spricht dafür,
dass dieses gesteckte Ziel wohl nicht erreicht werden wird.
Betrachtet man
die Instrumente, mit welchen die Politik gedenkt, ihre Absicht umzusetzen,
wird dies schon mehr als deutlich:
- Der Plan, mittels beispielsweise massenhaften Einsatzes von Biosprit
den CO2-Ausstoß von Fahrzeugen zu senken, wurde weitgehend
abgeblasen, weil für die Parlamentarier völlig überraschend
eine gefährliche Konkurrenz zur weltweiten Nahrungsmittelversorgung
deutlich wurde. Hätte man sich dies nicht vorher denken können?
- Das Vorhaben, mittels Verbots von Glühbirnen und deren Ersatz
durch Gasentladungslampen erhebliche Mengen an Strom in den europäischen
Haushalten zu sparen, wird nach hinten los gehen. Völlig falsche
Vermutungen dazu, ja ein unrealistisches Wunschdenken, an dem die
Sache von Vorne herein orientiert war, lassen darauf schließen.
(Ausführlich gibt der entsprechende
Artikel unter -Tacheles- auf dieser Website hierzu Auskunft).
- Die Vision einer möglichen CO2-Abscheidung und dauerhafter
Verklappung unter die Erde wird sich als phänomenale Sackgasse,
enorm teuer, energieintensiv und viel zu aufwändig, erweisen.
Zudem darf die Sicherheit und Folgenlosigkeit solcher Erdeingriffe
stark bezweifelt werden, sollten diese in derart gewaltigen Dimensionen
wie nötig, umgesetzt werden.
- Einige Wirkungen
des Erneuerbare-Energien-Gesetz sind ökologisch gesehen kontraproduktiv.
Der verstärkte Einsatz von Holz zur Energieerzeugung beispielsweise
wurde gefördert, und hat jetzt allerdings sehr gefährliche
Blüten getrieben.
Die Verbrennung von schadstoffbelastetem Holz wird gefördert,
ohne dass gleichzeitig eine Entwicklung angestoßen worden
wäre, die nur noch überwiegend umweltfreundliche Holzbehandlungsmethoden
zulässt. Die Förderung von Pelletsheizungen hat die Nachfrage
nach Restholz jetzt schon über die im Inland bereitstellbare
Menge gehoben. Die Folgen sind zunehmender Holzimport aus osteuropäischen
Ländern, was zum Kahlschlag dort und zu Emissionssteigerungen
durch den Transport geführt hat. In Deutschland selbst werden
die Waldbestände dergestalt übernutzt, als dass auch Restholz,
welches aus ökologischen Gründen unbedingt dort verbleiben
müsste, eingesammelt und abgefahren wird. Sind Pelletsheizungen
einmal vom Hausbesitzer für viel Geld angeschafft worden, lässt
sich dieser Trend nicht mehr so leicht umdrehen.
- Die Förderung
der Windkraft, mit deren weiterem Ausbau tatsächlich eine große
Entlastung erreicht werden könnte, geht an der Realität
völlig vorbei.
Einerseits werden Anlagen gegen den Widerstand betroffener Anwohner
undemokratisch durchgesetzt, andererseits werden riesige Flächen,
wo eine direkte Belastung der Bürger nicht entstünde aus
ideologischen Gründen ausgenommen. Viele kommunale Parteiverbände,
vor allem der Union und der FDP, auch der SPD, meinen sich mit solchen
Populismus bei den Wählern beliebt machen zu müssen. Was
hier fehlt, ist eine direkte Belohnung der nahen Anwohner solcher
Anlagen mittels deutlichen Rabatts auf ihre Stromrechnung.
- Nicht zuletzt
sind die Regelungen zum CO2-Emissionshandel selbst, die Ausgabe
und der Handel mit Verschmutzungszertifikaten überhaupt kein
taugliches Instrument.
Es ist lediglich Augenwischerei, wodurch nur ein bürokratisch
nicht mehr zu überschauendes Hinundher-Geschiebe weltweit ausgelöst
wird, welches dem Klima letztlich einen Bärendienst erweist.
Ja es werden sogar auf anderen umweltpolitisch relevanten Feldern
neue Schäden verursacht.
Im Kommentar der "Passauer Neue Presse" wird dies heute
morgen sehr gut zusammengefasst: "Hat die Physikerin (Merkel)
richtig gerechnet? Nein, denn zum einen gibt es zu wenig Einsparvorgaben
für Straßenverkehr und Gebäude, und zum Anderen
sind die ganzen 20 Prozentziele eine Mogelpackung. Denn die Abermillionen
Tonnen CO2, die da eingespart werden sollen, sind keine echten europäischen
Tonnen. Ein Großteil kann aus Entwicklungsländern importiert
werden. Wenn in Kenia Bäume gepflanzt, oder in China alte Fabriken
geschlossen werden, gibt es dafür Bescheinigungen, die die
Vorreiter im Klimaschutz einfach kaufen können. Da wird der
Klimaehrgeiz der Europäer zum Verschiebebahnhof."
Fatal bei
der ganzen Sache ist, dass die Europäer sich mit der
Schonung von 90 % ihrer CO2-relevanten Großindustrie und den
alten Kraftwerken im Osten, ebenso mit dem viel zu langen Zeitrahmen
einer Umsetzung, mittel- und langfristig ökonomisch selbst
übers Ohr hauen.
Einmal wird sich
die Wirtschaft ohne intakte Umwelt selbst auf Null reduzieren, zum
Anderen setzt die gegenwärtige Art von Klimapolitik nur immer
neue Wellen finanzieller Belastungen für die Bevölkerung
in Bewegung.
Mit den Geldern aus dem Zertifikathandel, sofern angesichts der
vielen Ausnahmen überhaupt noch relevante Summen zusammenkommen,
sollen auch die Länder im Osten Europas mit ihren alten Kohlekraftwerken
unterstützt werden.
Die Kosten ihrer Verschmutzungszertifikate werden von den Verursachern
zu 100 Prozent auf die Kunden umgelegt. Die Deutschen bezahlen also
im Grunde dafür, dass Umweltschädliche Anlagen in anderen
Staaten nicht mit Zertifikatszwang belastet werden.
Ja es legen nachgewiesenermaßen sogar Konzerne Zertifikatkosten
auf ihre Preise um, die zuvor gar kein Geld für "Verschmutzungsrechte"
ausgegeben haben und die Rechte vom Staat geschenkt bekamen.
Die verborgenen,
aber wohl wichtigsten Argumente gegen die europäische Klimapolitik
sind diese:
1. -- Einmal werden die Bürger angesichts der nicht
ausgleichbaren Mehrkosten für ihre Haushaltskasse einen Hass
auf jede Art von Klimapolitik bekommen.
Die Politiker werden schon längere Zeit nicht müde, die
Lüge von den hohen Kosten für den Umweltschutz
in der Bevölkerung zu verbreiten. Ohne breite positive Zustimmung
dort, ist aber ein wirksamer Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen
nicht umsetzbar, und mit der zur aktuellen Klimapolitik analogen
Vorstellung der Politiker für Umweltschutz, werden die Kosten
hierfür für die Menschen in naher Zukunft noch erheblich
steigen.
2. -- Marktwirtschaftlich
gesehen sind die europäischen Klimaschutzmethoden völlig
ungeeignet, um über den Markt eine günstigere, CO2-arme
Wirtschaftsstruktur entstehen zu lassen.
Der Zertifikathandel ist mehr ein planwirtschaftlich-zentralistisches
Instrument, als ein Mittel zur demokratischen Veränderung der
Energielandschaft.
Die wirklich marktwirtschaftliche Alternative wäre wiederum
die im Konzept von der Kategorischen Marktwirtschaft vorgesehene
Herangehensweise:
Alle derzeit noch externalisierten ökologischen Schadkosten
einer jeden Art von Energieerzeugung und Bereitstellung, auch der
regenerativen, werden ganz unterschiedlich und individuell berechnet,
auf die jeweiligen Preise aufgeschlagen und vom Verbraucher zusätzlich
gefordert.
Die hierbei eingenommenen Internalisierungseinnahmen werden als
vorübergehendes garantiertes Mindesteinkommen umgehend und
zu 100 % und zu gleichen Teilen wieder an die Bürger ausgezahlt,
egal ob reich oder arm, ob jung oder alt.
So hätte jeder das Geld, um die dann mittels Angebot und Nachfrage
einsetzende Umgestaltung in eine nachhaltige Energiewirtschaft zu
bezahlen.
Auf eine europäische Dimension ließe sich dieses Konzept
durchaus weiter entwickeln. Dabei hilft sehr, dass es sehr unbürokratisch
zu handhaben ist und von der breiten Bevölkerung bereitwillig
begrüßt werden würde.
Auch die sofortigen Wirkungen auf den Arbeitsmarkt wären enorm,
wie auch für sämtliche kleinen und mittleren Betriebe
in arbeitsintensiven Sektoren der Gesellschaft. Klaus Töpfer
dazu in der "Frankfurter Rundschau": "Nur wer
ökologisch vorne dran ist, schafft die Jobs der Zukunft. Klimagerechtes
Produzieren ist die Lösung der Krise, nicht die Ursache."
Wer nun noch bemängeln
mag, dass ein solches Konzept nur weltweit funktionieren kann, der
mag wohl Recht haben. Allerdings wäre dieses Konzept so wohltuend
wirksam und für eine Bewahrung der Zukunft vielversprechend,
dass die bloße breite öffentliche Diskussion in Europa,
auch der übrigen Welt deren Unumgänglichkeit deutlich
machen würde. Bald würden alle Staaten erkennen, dass
nur hierin die Lösung der ökonomischen Krisenproblematik
liegt.
Wir müssten mit dieser Diskussion nur endlich beginnen!
12.12.08
Auf der internationalen
Klimaschutzkonferenz in Posen wartet man heute, am letzten Tag dieser
Tagung, noch auf ein Signal aus Brüssel, wo, neben Maßnahmen
gegen die Finanz- und Wirtschaftskrise, auch über die europäischen
Klimaschutzziele beraten wird.
Allerdings kann
man auch jetzt schon die totale Ergebnislosigkeit der Verhandlungen
zu einer angemessenen EU-Klimapolitik konstatieren.
Abermals wird nur Fassadenschminke betrieben, ein Aktionismus, welcher
gegenüber der Ernsthaftigkeit des Problems alles andere als
dienlich ist.
Im Prinzip offenbart sich wieder die totale Ahnungslosigkeit der
Verantwortlichen in den Führungspositionen, die neben der Ablehnung
effektiver Klimaschutzmaßnahmen gleichzeitig ein Konjunkturpaket
gegen die Krise in Höhe von 200 Milliarden Euro für Europa
beschlossen haben.
Wo bleibt aber
endlich die Einsicht in die sich immer deutlicher aufdringenden
Zusammenhänge beider Themen?
Es muss doch neben vielen Nichtregierungsorganisationen und immer
mehr Zeitungskommentatoren auch einem nationalen und europäischen
Politiker so langsam einmal ins Bewusstsein treten, dass gerade
die seit Jahrzehnten gewohnte Industriestruktur ja gerade die Klimaschädigungen
verursacht hat.
Da kann man doch nicht einfach nur weiterhin alles beim Alten belassen
wollen, was ja mit den Konjunkturpaketen und mit den großen
Ausnahmeregelungen bei Klimaschutzauflagen durchgehend passiert.
Man müsste
doch, will man den nachfolgenden Generationen gegenüber noch
einigermaßen glaubwürdig erscheinen, die gegenwärtige
Situation, wo eine umweltschädliche Wirtschaft ohnehin in eine
schwere Existenznot kommt, dazu nutzen, sie jetzt komplett gegen
eine nachhaltig funktionierende Wirtschaft auszutauschen.
Ein solches Bemühen ist sehr schwierig aber mit gemeinsamer
Anstrengung und unter Inkaufnahme einer gewissen Durststrecke machbar.
Die Durststrecke kommt für die europäische und die weltweite
Menschengesellschaft ja sowieso, da können wir sie doch auch
zur Entwicklung in eine bessere Zukunft gestalten.
Wenn man die Begründungen für das Geiere im Klimaschutz
hört, wird man das Gefühl nicht los, als wollten die Verantwortlichen
im totalen Zusammenbruch noch möglichst viele finanzielle Vorteile
für ihre Klientel sichern. Nichts von dem edlen Versprechen
der EU, den armen Ländern beim Klimaschutz zu helfen, etwa
durch Lieferung und Finanzierung klimaneutraler Technologien und
Technik zur Nutzung regenerativer Energien, ist bisher gehalten
worden.
Obwohl die EU-Staatengemeinschaft hauptverantwortlich für das
Problem ist und arme Staaten nur mit in das Dilemma hineinzieht,
und obwohl sie durchaus die nötigen Mittel und Möglichkeiten
zum Handeln hat, tut sie nichts.
Völlig an Glaubwürdigkeit verlieren die EU-Staaten gegenwärtig
mit dem erschreckend unvernünftigen Ausnahmekatalog für
die europäische Industrie.
Mit fadenscheinigen Ausreden bezüglich Gefahren für die
internationale Wettbewerbsfähigkeit werden weiter große
Gewinne mittels Schadkostenexternalisierung auf Dritte ermöglicht.
Der oberste deutsche Nebelwerfer im grünen Mäntelchen,
Umweltminister Gabriel, redet viel und verschleiert wieder mal geschickt,
dass er nichts hilfreiches zu sagen hat: Man habe ein Minderungsziel
von 40 %, man habe bereits fast 30 Gesetze und Verordnungen verabschiedet,
er würde gern ein anderes Land der Erde sehen, welches dies
bereits gemacht hätte, usw., usw.
Die altbekannten Sprüche, nur dazu nütze, von den immer
noch fehlenden Früchten und Resultaten eines eigenen Bemühens
abzulenken.
Die Befürchtung von Greenpeace, Europa könne vom Vorreiter
zum Risiko beim Klimaschutz werden, ist derzeit die wohl realistischste
Einschätzung. Das Vertrauen zwischen den EU-Staaten und den
Entwicklungsländern wird derzeit allmählich zerstört.
Eigentlich wäre es jetzt an der EU, ihre mächtige Position
zur lange überfälligen Umsetzung eines globalen Klimaschutzabkommens
zu nutzen. Sie könnte durchaus Druck machen, damit beschnittene
europäische CO2-Verursacher nicht international mit Nachteilen
rechnen müssten. Aus den USA gibt es deutliche Anzeichen, dass
mit dem neuen Präsidenten Obama hier durchaus geredet werden
kann.
Stattdessen wird gerade der Wettbewerb innerhalb des Dilemmas einer
fehlenden weltweiten Vereinbarung zur Begründung der Ausnahmeregelungen
hergenommen.
Deutschland will den energieintensiven Industrien wie Stahl- Zement-
und Aluminiumbranche die Verschmutzungszertifikate schenken, Begründung:
die Abwanderung dieser Branchen in Länder außerhalb der
EU, wo es keine Klimavorschriften gibt, soll verhindert werden.
Die deutsche Bundesregierung will darüber hinaus die Befreiung
auch für jene Industriezweige festschreiben, bei denen keine
akute Abwanderungsgefahr besteht.
Italien will Ausnahmen für seine Schwerindustrie, die jungen
EU-Mitgliedsländer im Osten für ihre Kohlekraftwerke.
Diese will man gar mit einem Extrageschenk aus dem Zertifikathandel
modernisieren, wobei vor allem das Märchen von der CO2-Neutralität
der Kohleverbrennung mittels Verklappung in den Untergrund, als
Ausrede für konsequente Maßnahmen ins Feld geführt
wird.
Der Ausverkauf ist geöffnet und alle langen gierig und schnell
auf den Grabbeltisch, um sich noch schnell vor dem Ende ein gutes
Stück für sich selbst zu sichern.
Den nachfolgenden Generationen wird so das deutliche Signal gegeben:
Wir wollen unsere Bequemlichkeit pflegen, und ihr seid uns Scheißegal!.
Wenn dieser grenzenlose Egoismus dabei wenigstens noch konsequent
durchdacht wäre, könnte man wenigsten von einem Konzept,
wenn auch von einem menschenverachtenden, sprechen.
Nur: Selbst der durchschnittlich informierte Beobachter sieht mittlerweile,
dass den Akteuren dieses vom Grabbeltisch Genommene schon bald durch
die Finger rinnen und wirklich gar nichts mehr übrig bleiben
wird, weder den momentan agierenden Interessegruppen noch der europäischen
Bevölkerung.
11.12.08
Statt eines eigenen
Kommentars will ich heute auf diesen
hier verweisen.
Es ist ein Artikel in der Zeitschrift "Hintergrund" unter
Anderem über die Ereignisse in den USA, die zur Finanzmarktkrise
geführt haben ("Der Untergang der Weltmacht USA - Die
USA sind selbstzerstörerisch und reißen die restliche
Welt mit in den Abgrund").
Geschrieben wurde er von der britischen Politikwissenschaftlerin
Tanya Cariina Hsu, die zur Zeit in Saudi-Arabien arbeitet, erstmalig
erschienen auf Global
Research am 23. Oktober 2008.
10.12.08
Nachdem jetzt
die neue Pendlerpauschale, wonach erst nach dem 20ten Fahrtkilometer
zum Arbeitsplatz gezahlt wird, vom Verfassungsgericht gekippt wurde,
gilt wieder die alte Regelung. Diese kostet den Staat zusätzlich
2 Milliarden Euro.
Finanzminister
Steinbrück konnte ein Schmollen nicht verbergen, jetzt müsse
man die Schulden erhöhen und dies wäre nicht gerecht gegenüber
den nachfolgenden Generationen, die dann in ihrem Handlungsspielraum
zusätzlich eingeschränkt würden. - So eine Heuchelei,
als wären die Menschen in der Zukunft nicht auch von sämtlichen
anderen Maßnahmen der Politik und derer ökonomischen
Ideologie stark geschädigt.
Jetzt kommt Steinbrück mit diesem Spruch, der nicht anderes
ist, als ein Nachtreten gegen diejenigen, der ihm eine falsche Entscheidung
entblößt haben.
Unser aller Merkel, - oh ja, ich habe keinerlei Respekt vor dieser
Person-, muss jetzt natürlich verlautbaren, die 2 Milliarden
wären ja so gut wie ein Konjunkturspritze zur Ankurbelung des
Konsums. (-Wie eine Katze versteht sie es auch bei diesem Thema,
mit seltsam durchsichtigen Verlautbarungen immer wieder auf die
Füße zu fallen. Wie lange lässt man ihr das noch
durchgehen?-)
Die letzte Pendlerpauschalenregelung
hatte die Fernpendler begünstigt. Eine schlüssige Begründung
hierfür gab es bis dato nicht. Die alte Regelung wurde damals
allein deshalb zusammen gestrichen, weil der Staat Geld sparen wollte,
das Geld für die ersten 20 Kilometer für Alle.
Wie sieht es bei Pendlern zum Arbeitsplatz aber bezüglich der
von ihnen verursachten Umweltbelastungen aus?
Immerhin summiert sich, besonders bei den Autofahrern, der Schadstoffausstoß
übers Jahr zu einer erheblichen individuellen Gesamtmenge.
Je weiter die Fahrt, desto größer ist die Belastung der
Allgemeinheit durch eine im Prinzip doch ganz private Sache der
betroffenen Bürger.
Arbeitstätige,
die eine Arbeit in der Nähe ihrer Wohnung haben, müssten
hierfür eigentlich gegenüber Weitfahrern noch belohnt
werden, bzw. Weitfahrer müssten bestraft, also mit höheren
Kosten belastet werden.
Was liegt da näher, als die Pendlerpauschale vollständig
und ersatzlos zu streichen? Die Fahrtkosten sind völlig private
Kosten, die mit keiner Begründung durch die Allgemeinheit subventioniert
werden können.
Derart hat sich auch jetzt der VCD, der Verkehrsclub Deutschland
geäußert. Die alte Pendlerpauschale sei aus verkehrs-
und umweltpolitischer Sicht überflüssig und solle schrittweise
abgebaut werden.
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund verlangte, die Pauschale
zu senken. Eine hohe Pauschale mache das Wohnen im Umland attraktiver
und führe so zu mehr Verkehr, Lärm und Umweltverschmutzung.
Dieser eingeschlagene Mittelweg geht zwar in die richtige Richtung,
konsequent und weitsichtig ist diese Forderung allerdings nicht.
Die Fahrtkostenbezuschussung fördert zum einen das Ausbluten
der Städte und zum Anderen die Zersiedlung des Umlands, wo
derzeit immer noch in großem Stil neue Baugebiete erschlossen
werden.
Aus Sicht der
nachfolgenden Generationen müsste allerdings noch sehr viel
weiter gegangen werden.
Nicht nur müsste diese fatale Art der Fahrsubventionierung
ganz wegfallen, zusätzlich müssten den Pendlern auch alle
anderen gesellschaftlichen Kosten ihrer Mobilität in Rechnung
gestellt werden.
Würden wir alle mit dem Autofahren verbundenen ökologischen
Schadkosten beim Tanken mitbezahlen lassen, müsste der Liter
Benzin mindestens 3 Euro kosten. Dieses Geld sollten alle Autofahrer,
gerade auch die Pendler selbst tragen. Die Schädlichkeit des
Autofahrens muss am Preis erkannt werden, anderenfalls ist keine
marktwirtschaftliche Entwicklung in eine bessere, schonendere Verkehrsinfrastruktur
möglich.
Eine solche Preisgerechtigkeit würde überdies auch die
Wiedereinrichtung von nahe gelegenen Arbeitsstätten fördern,
also eine Reregionalisierung der Erwerbstätigkeit.
Die gegenwärtig weit fortgeschrittene Zentralisierung der Arbeitsplätze
konnte sich auch in den letzten Jahrzehnten nur deshalb entwickeln,
weil im Bereich der Fahrtkosten keine marktwirtschaftlich wirksame
Kostenwahrheit bestand.
Die empfindlichen Mehrkosten für Betroffene, die etwa nicht
so bald einen näher gelegenen Arbeitsplatz finden können,
würden mit der monatlichen Auszahlung eines vorübergehenden
garantierten Mindesteinkommens (400 Euro pro Kopf), finanziert aus
den Internalisierungsabgaben, abgefedert werden, wie es im Konzept
von der Kategorischen Marktwirtschaft vorgesehen ist.
09.12.08
Gestern im Radio:
"... Die Jungen erben nicht nur die Geldschulden. Rein und
unschuldig kommt jedes Menschenkind auf die Welt. Aber keines wird
in ein Paradies hinein geboren, sondern in eine Welt, die schon
voll Gedankenlosigkeit und Bequemlichkeit, voll Selbstsucht und
Bosheit ist. Noch bevor jemand eine Sünde begeht, für
die er sich persönlich verantworten müsste, wird er schon
in die bösen Folgen von all dem verstrickt, was die Generationen
zuvor einander und ihrer Umwelt angetan haben."
Ja, die Sätze
stammen aus dem "Wort zum Tage" auf Deutschlandradio von
gestern, von einem katholischen Pfarrer.
Bis hier hin kann man sie unterschreiben, exakt dieselbe Ansicht,
wie die eines Zukunftslobbyisten.
Danach allerdings wird es altbekannt kirchlich und arg peinlich:
"Vor gut fünfzehnhundert Jahren haben christliche Theologen
diesen Zustand mit dem Ausdruck -Erbschuld- umschrieben. Auf sich
gestellt kommt die Menschheit aus ihrer Verstrickung in das Böse
nicht heraus, ebenso wenig, wie die jetzige Generation von Bundesbürgern
aus eigener Kraft die Schulden ihres Staates tilgen kann.
Mit der Erbschuld hat das Marienfest zu tun, das die katholische
Kirche heute feiert, -Mariä Empfängnis- steht in vielen
Kalendern. Genau heißt es, -Das Fest der ohne Erbsünde
empfangenen Gottesmutter Maria-. Schon als Maria gezeugt wurde,
bei ihrer Empfängnis, hat Gott dafür gesorgt, dass sie
nicht in das gemeinsame Böse verstrickt wird. So jedenfalls
haben es christliche Theologen gelehrt, die vor 1500 Jahren gelebt
haben. Von Vornherein denkt Gott an das Jesuskind, das Maria einmal
zur Welt bringen soll. Jesus soll eine Mutter haben, die ihn bestimmt
nicht mit dem Bösen anstecken wird, das in der Welt wirkt.
-Die ganze Welt ist schuldig vor Gott-, sagt Paulus und fährt
sinngemäß fort -wenn überhaupt einmal die Menschheit
aus der Schuld raus kommen soll, dann nur durch Gott selbst-. Christen
warten im Advent auf den Erlöser, der die Schuld bezahlen wird.
Auch Maria kann sich nicht selbst erlösen. Auch bei Maria muss
schon Gott dafür sorgen, dass sie vom Bösen in der Welt
nicht angesteckt wird. -Niemand hat Gottes Gnade verdient-, sagt
Paulus, -doch er schenkt sie im Übermaß-. Nicht nur an
Maria schenkt er sie, sondern jedem, der sich ihr überlässt.
Die Jungen erben nicht nur die Geldschulden...." - Auhweiah!
Abermals ist mit
diesem Text gut zu sehen:
Die Kirche weigert sich hartnäckig, sich aktiv am Kampf gegen
die so vielfältigen Zerstörungen des herrschenden Wirtschaftssystems,
allem voran die Zerstörungen der natürlichen Lebensgrundlagen
und die Zerstörungen an den Seelen der Menschen, zu beteiligen.
Allenfalls nutzt sie die aktuelle Problematik, um eine gewisse Aktualität
ihres Jahrtausende alten Irrtums vorzutäuschen.
Jede Krise, jetzt gerade eben die kommende Wirtschaftskrise, wird
im Prinzip als Werbung missbraucht und auch, um die Menschen von
einer gewissen "Plausibilität" der totalen Passivität
zu überzeugen.
Alleinige Rettung bietet dann vermeintlich die blinde Unterwerfung
unter das blasphemische Geschäftsmodell dieses uralten Großunternehmens.
Ekelhaft, - genau das ist es, was die Profiteure der Zerstörung
brauchen. Genau dieses Gesülze ist der beste Garant für
das Ausbleiben eines breiten Widerstands gegen das "Böse"
in der Welt.
Da ich kein Atheist bin, eher ein Religionsloser, der mit Leidenschaft
an eine Art Unendliches Bewusstsein glaubt wie an die Philosophie
als Quelle des moralischen Gewissens und der gleichzeitig mit vollem
Bewusstsein den alltäglichen Frevel von "Gedankenlosigkeit
und Bequemlichkeit, Selbstsucht und Bosheit" mitansehen
muss, trifft mich dieses heuchlerische Lügentheater der
institutionellen Kirchen umso härter.
Ich muss aufpassen,
besonders in der jetzigen besinnlichen Gedenkzeit an einen der wichtigsten
Philosophen der Geschichte, jenen Nazarener, der später von
Betrügern, wie dem zwielichtigen Paulus, als Werbeikone für
eine neue Sekte missbraucht wurde.
Ich muss aufpassen, dass ich meine Spiritualität aus Wut über
den derzeit großen argumentativen Gestank dieser menschenbetäubenden
Kirchenleute nicht vergesse!
08.12.08
Auch heute wieder
völlig normale Nachrichten:
- In Griechenland eskaliert nach Erschießung eines
15-jährigen Jugendlichen die Gewalt derer, die von der Gesellschaft
abgehängt wurden.
In unkontrollierbaren Gettos in Großstädten leben Menschen,
die schon seit Jahren keine Arbeit und erst Recht keinen sinnvollen
Beruf mehr finden. Täglich müssen sie mitansehen, wie
ihrer persönlichen ausweglosen Perspektive von überall
her eine reiche, bunte Konsumwelt als anzustrebendes Ideal entgegengehalten
wird. Ihr Hass und ihre willkürliche Gewalt gegen alles was
im Weg steht, ist nichts anderes als ein Beispiel unnötig
erzeugter sozialer Schadkosten, welche von der herrschenden
Ökonomie auf die Allgemeinheit externalisiert werden.
- Im Osten des
Tschad, dem Gebiet in Afrika, wohin derzeit die meisten vertriebenen
Menschen aus den Südsudan vor dem Bürgerkrieg flüchten,
eskaliert die Lage zusehens. Es gibt dort zwar ein hochgesichertes
Lager mit EUFOR-Soldaten, die für Stabilität sorgen sollen,
doch scheinen diese Hauptsächlich mit ihrem eigenen Schutz
beschäftigt zu sein. Hilfsorganisationen dort beklagen regelmäßige
Überfälle auf ihre Fahrkolonnen und Lager. Die Räuber
halten ihnen dann die Kalaschnikow an den Kopf und rauben das Geld,
die Satellitentelefone, die Wagen und andere Dinge.
Auch Einheimische vor Ort beklagen, dass die Überfälle
auf dem Gebiet des Tschad zunehmen und dass die Anwesenheit der
Eufortruppe nicht für Besserung gesorgt hat.
Der General der Einheiten stellt dies dann völlig anders dar.
Sie wären ein Garant für Stabilität in der Tschadregion,
offenbar denkt er dabei an die 120 Millionen Euro, mit denen seine
Truppe aus der EU-Kasse finanziert wird und daran, dass dies ja
auch den Anschein einer Berechtigung haben muss.
Im Sudan haben wir es mit einer Kombination aus sozialen, politischen
und ökologischen Schadkosten zu tun, welche von Staaten,
die mittels politischer Destabilisierung dort die Bodenschätze
besser in ihre Hand bekommen möchten, verursacht wird.
Sie folgen damit, nüchtern betrachtet, nur den Anforderungen
der ökonomischen Ordnung, denen sie anhängen.
- Weiterhin eiern
die Politiker um die Frage nach konjunkturfördernden Maßnahmen
herum. Minister Glos will die Steuern senken, Kanzlerin Merkel ist
dagegen.
Die "Westdeutsche Zeitung" schreibt heute:
"Die Ratlosigkeit angesichts einer beispiellos rasanten Talfahrt
der Weltwirtschaft entlädt sich in einem bunten Jahrmarkt der
Ideen. Und jeder vermeintliche Lösungsvorschlag, der häufig
nur beredter Ausdruck eigener Ratlosigkeit ist, verunsichert die
Akteure in der Wirtschaft, wie die Verbraucher um so mehr."
Die "Neue Presse" gibt sich betont zeitgeistopportunistisch,
eben so, wie man es von deutschen Leitmedien leider gewohnt ist:
"Die Welt wappnet sich gegen die Krise. Und was machen die
Bundesbürger? Sie gehen Schoppen. Niemand will sich offenbar
wegen der Rezession das Weihnachtsfest verderben lassen. Und das
ist die beste Strategie gegen die Krise. Es gibt keinen Grund, in
Angststarre zu verfallen, die alles nur noch schlimmer macht. Dabei
helfen muss die Politik. Sie muss den Bürgern Sicherheit geben
und das Gefühl, dass diese Krise mit kräftigen Maßnahmen
zu bekämpfen ist. Sonst werden vielleicht bald auch die Bürger
ihr Euros lieber in den Sparstrumpf stecken. Am Ende könnte
das auf Selbstmord aus Angst vor dem Tod hinaus laufen."
Auhweiah! - Nicht dass wir jetzt gar nichts mehr kaufen sollten,
aber Dinge weiterhin zu konsumieren, die mit einem hohen
Grad an externalisierten Schadkosten hergestellt sind, verstärkt
nur die eigentlichen Gründe für die Krise.
Diese Dinge verlagern Probleme in die Zukunft, die es ohne sie gar
nicht gäbe. Und irgendwann schlagen diese Probleme mit
Macht auf die jeweils präsente Generation zurück,
genauso, wie wir es jetzt erleben müssen.
- Europäisch
eskaliert der Streit um die Frage nach Konjunkturförderung
ebenfalls schon. Immer mehr europäische Staatschefs wollen
aus reinem ziellosen Aktionismus ausdrücklich ein Ausufern
der Staatsverschuldung in Kauf nehmen.
Englands Premier Brown fordert, EU-Verschuldungsgrenzen aufzuheben.
Er beschuldigt Kanzlerin Merkel, den Kopf in den Sand zu stecken.
Deutschland würde mit seinem Zögern nicht nur sich selbst,
sondern auch seine Nachbarn schädigen.
Barroso, Sarkozzy und Brown treffen sich ohne Merkel, um über
teure Maßnahmen zu beraten und auch um den Druck auf Deutschland
zu erhöhen.
Dabei zögert Merkel ganz und gar nicht aus Gründen, wie
Zukunftslobby sie anführt.
Im Grunde ist sie des selben Geistes Kind, wie die drei anderen
europäischen Wichtigtuer. Ihre Begründung für das
Zögern mag ganz banal eine Mischung aus der Fragwürdigkeit
der Maßnahmen und der Suche nach einer öffentlichkeitswirksamen
Sonderstellung für sich selbst sein.
Geht ihr Gepokere auf, hat sie die nächste Bundestagswahl in
der Tasche. Wenn nicht, ist eh alles zu spät, und Kanzlerin
in einer kaputten Welt zu sein äußerst unattraktiv.
07.12.08
Im Radio, heut
am zweiten Adventssonntag, träumt ein Sänger gerade von
"a white christmas". Ich selbst hatte heute Nacht eine
etwas andere Form von Traum.
Dummerweise habe ich mir gestern einen Horrorfilm angeschaut, nun
ja, es war kein Horrorfilm im üblichen Sinne wie etwa "Die
Rückkehr der Mumie" oder solchen Käse.
Es war ein Video auf YouTube, dessen Thema man gemeinhin unter Verschwörungstheorie
ablegt.
Bei Verschwörungstheorien
halte ich mich bewusst zurück, weil man damit sehr leicht als
unglaubhaft und paranoid diffamiert werden kann. Dies hilft keiner
Sache, für die man sich einsetzen will.
Wer sich von solchen Themen allzu sehr berühren lässt,
setzt sich auch zusätzlichen Depressionsgründen und Alpträumen
aus und verliert einen großen Teil seiner Energie, die ja
für den Widerstand gegen die Zerstörung der Welt und der
Freiheit noch dringend gebraucht wird.
Ebenso liefern diese Theorien keine besseren Argumente. Weiter kommt
man mit den immer auch vorliegenden stichhaltigen Argumenten gegen
die Profiteure der Zerstörung, bei welchen die Wahrscheinlichkeit,
in ein abgedecktes Bodenloch zu treten, weit geringer ist.
Es sei damit nicht
gesagt, dass man die gängigen Theorien von der unbezwingbaren
Übermacht im Dunkeln und seinen unglaublichen Plänen und
Handlungsmöglichkeiten nicht kennen sollte. Aber man soll sie
nicht als absolut annehmen und nicht als Beweis der Aussichtslosigkeit
jedes Handelns von Vorne herein.
Immer ist diese vermeintliche Übermacht nicht alles.
Immer hat sie, sofern sie wirklich so umfassend ist, wie oft glauben
gemacht wird, nicht alles im Griff. Immer kann völlig unvorhergesehenes
passieren, auch für die Mächtigsten dieser Welt.
Der Beste Beweis hierfür ist die Tatsache, dass die kommende
ökologische Katastrophe im Prinzip ja nur eine leichtsinnig
allzu lang verdrängte Nebenwirkung des kapitalistischen Profitstrebens
ist und für die globalen Geschäftemacher in dieser sich
abzeichnenden Dimension so nicht eingeplant wurde.
Sie wird JEDEN Menschen in seiner Lebensqualität radikal beschneiden,
auch wenn er noch so viel Geld besitzt. Der jetzige Reichtum der
Akteure wird das Leid auch ihrer eigenen Nachkommen nicht aufwiegen.
Das wissen diese Leute, und das macht ihnen schwer zu schaffen!
Schade finde ich
es bezüglich dieser Theorien, die man heute massenhaft im Internet
finden kann, dass auch ehemalige Streiter und Streiterinnen gegen
den Wahnsinn, gegen die Entwicklung unserer Gesellschaft in eine
destruktive Zukunft, in diese scheinbegründete Lethargie verfallen.
Sie glauben allen Ernstes, sich dauerhaft hinter einem Schild mit
der Aufschrift "Da kann man ja doch nichts machen",
verschanzen zu können.
Gut: Je weniger Menschen wach und aktiv bleiben, desto mehr haben
die Abgesprungenen Recht. Paradox, nicht wahr?
So halte ich diesen Blog auch nicht nur für den Widerstand
gegen die Zerstörung aufrecht, nicht nur, um für die Bewahrung
der natürlichen Lebensgrundlagen unserer Nachkommen zu kämpfen,
indem ich Dinge verdeutliche und Argumente herausstelle.
Ich schreibe jeden Morgen immer auch nur für mich selbst und
um mir zu beweisen, dass ich noch wach bin. Allzu
leicht ist man in diesen Zeiten eingeschlafen und hat es nicht bemerkt!
Wer das Video
jetzt doch anschauen will, - es gibt einen Ausblick bezüglich
eines möglichen gewollten Endziels der höchsten Herrschaftsclique
der Welt -, der kann es unter
diesem Link finden.
Aber nicht vergessen:
Auch danach wird noch etwas kommen. Wir können JETZT sowohl
daran arbeiten, dass der dargelegte Horror erst gar nicht eintritt,
als auch, dass es nach einer möglichen schlimmen Zeit wieder
heller wird auf der Erde, weil die Menschheit dann vielleicht ein
für allemal gewarnt ist vor einer solch weltfaschistischen
Brut.
Ach ja, weil Sonntag
ist, hat man vielleicht etwas mehr Zeit und findet auf YouTube noch
einen sehr schönen Beitrag mit dem Titel: "Wie funktioniert
Geld?"
Es ist ein Zeichentrickfilm in drei Teilen, deutlich und sehr anschaulich
kommentiert, ironischerweise aufgezogen als Anleitung für Außerirdische,
wie man es schafft, völlig ohne Gewalt die Erdbevölkerung
zu unterwerfen: Teil-1,
Teil-2,
Teil-3.
06.12.08
Die nächste
Bank in den USA ist gestern abgeschmiert, und die drei großen
Autokonzerne dort bekommen jetzt doch einige Milliarden zur Überbrückung
ins Ungewisse, wenn auch nicht so viele, wie gefordert.
Der Dominoeffekt der undefinierbaren Krise setzt sich daneben weiter
fort. Handelsblatt:
"Als nächster Stein droht der Kreditmarkt für
Anleihen auf US-Gewerbeimmobilien umzufallen. Die Spezialpapiere
sind mit Mieteinnahmen von Bürogebäuden, Hotels und Einkaufsmalls
besichert. Diese geraten im Zuge der Rezession aber zunehmend ins
Wackeln."
Die Arbeitslosigkeit in den USA steigt immer schneller an, wohlgemerkt
die offizielle Arbeitslosigkeit, und diese wird noch auf weit haarsträubendere
Weise an der Realität vorbei ermittelt, als in Deutschland.
Das wahre Elend dahinter bleibt in den angesagten Medien und der
breiten Öffentlichkeit gegenüber weitgehend im Dunkeln.
Seine eigentliche wirtschaftsrelevante Dimension und sein Potential
als soziale Zeitbombe wird damit aber nicht entschärft, sondern
im Gegenteil:
Dieses verdrängte, hausgemachte Elend wird die Amerikaner wohl
schon bald und noch weitaus überraschender, ebenso wie das
Raubtier aus der Finsternis, von Hinten anspringen.
Ebenso wie in Deutschland werden sich die Politiker dort dann ganz
verblüfft und unschuldig geben.
Ebenso wie in Deutschland gibt es auch in den USA viele Leute, die
angesichts des politischen Dilettantismus fast weinen könnten,
aber keine Möglichkeiten sehen, selbst effizient einzugreifen.
Dazu eine Fundsache auf der Seite des Unterguggenberger-Instituts:
"Widerstand gegen das System regt sich an der Basis auch
in dem Land, von dem die aktuelle Finanzkrise durch das Platzen
der "Immobilien-Spekulationsblase" ausging. Ein Beispiel
dazu ist der Film "Zeitgeistmovie",
den der youtube-user SiebenNWO mit deutschen Untertiteln ins Netz
stellte." - Empfehlung: Anschauen!
05.12.08
Im Netz gibt es
seit 2008 ein fantastisches Video einer amerikanischen Umweltorganisation
zu den eigentlichen Ursachen der jetzt heraufziehenden globalen
Megakrise mit dem Titel "The Story of Stuff" - Website:
http://storyofstuff.com.
Die US-Aktivistin Annie Leonard tritt in dem Video als Moderatorin
auf und wird in ihren Worten von einem schlichten aber sehr eindringlichen
Zeichentrickfilm begleitet.
In dem Filmchen geht es um die Geschichte der Produkte, wie wir
sie in der Industriegesellschaft so selbstverständlich konsumieren.
Leonard beleuchtet die einzelnen Schritte der Produktion und Bereitstellung
der Dinge und betrachtet auch genauer den Umfang des Abfallproblems,
die Tatsache, dass wir fast alle gekauften Dinge schon viel zu bald
auf den Müll werfen.
So ergänzt das Video die sehr dürftige und naive Vorstellung
eines Durchschnittskonsumenten über die wahren Folgen seines
Tuns mit allerlei unschönen und gerne unterschlagenen Details,
von der Rohstoffgewinnung, dem Rohstoffverbrauch, der Weiterverarbeitung,
der sozialen Situation der hierzu benötigten und genötigten
Menschen und Arbeiter, bis hin zu den gewaltigen Mengen an Müll,
die als schwere giftige Bürde der Welt schließlich erhalten
bleiben und anderer "Nebenwirkungen".
Auch die Machtverhältnisse
dabei, die Funktion der Regierungen und der Großindustrie,
sowie die fatale widersinnige Ideologie, die dahinter steckt, wird
nicht vergessen.
Das Video erklärt überaus deutlich die Problematik von
der Externalisierung ökologischer und sozialer Kosten in der
herrschenden Wirtschaftsstruktur und verdeutlicht wie fatal es ist,
dass diese Kosten in die Preise der Produkte nicht einfließen.
Bisher gab es das Video, welches über 20 Minuten lang ist,
nur auf englisch.
Jetzt hat die Redaktion von Utopia.de eine Synchronsprecherin gewonnen,
um eine deutsche Übersetzung in den Film einzufügen. Es
ist Hansi Jochmann, die sonst unter anderem Hollywood-Stars wie
Jodie Foster ihre Stimme leiht, und man muss sagen, das Projekt
ist äußerst gelungen.
Man kann das Video sowohl
auf utopia, als auch im Portal
vimeo.com anschauen.
Es ist wirklich
sehr überzeugend und sehenswert und beschreibt genau diejenige
globale Problematik, auf welche das Anliegen von Zukunftslobby folgt.
Annie Leonards Film und Auftritt ist gewissermaßen die Frage,
und die auf dieser Website publizierte These von der Kategorischen
Marktwirtschaft ist im Prinzip der Entwurf einer eindringlichen
Antwort darauf.
04.12.08
Es ist sehr schwer,
angesichts der zahlreichen Blockaden in der Politik gegenüber
den so dringend notwendigen Klimaschutzmaßnahmen, noch einen
sachlichen Kommentar abzugeben.
Man kann schier verzweifeln, beim Betrachten der alltäglichen
argumentativen Trickserei besonders betroffener Interessenverbände
und dem daraufhin prompt folgenden Einlenken der Politik.
Es wird momentan vor allem Zeit verschwendet, die wir eigentlich
gar nicht mehr haben. Es werden angedachte Reformen, - im Prinzip
sind es ja doch nur Reförmchentropfen auf den heißen
Stein der täglichen Horrormeldungen -, verschoben und zusätzlich
verwässert. Es wird im Prinzip nur so getan, als würde
etwas unternommen, aber der langsam aufziehenden ökologischen
Katastrophe wird kein entschiedener Riegel vorgeschoben.
Da werden im Emissionshandel,
ohnehin kein tatsächlich wirksames Instrument gegen die Erderwärmung,
Fristen bis 2030 und 2050 genannt, wer weiß überhaupt,
was dann hier los ist. Da werden die relevantesten Branchen bei
der CO2-Emission ausgenommen und mit "Zertifikaten" beschenkt,
wie soll da eine umweltgerechte Preisgestaltung für deren Produkte
entstehen? Wie anders, als über die volle Kostenwahrheit, soll
in der Marktwirtschaft denn ein Wandel hin zu umweltfreundlichen
Alternativen geschafft werden?
BerlusIkonie,
italienischer Ministerpräsident, hat schon mal alle Klimapolitik
auf die Zeit nach der Finanzmarktkrise verschoben. Da wir aus dieser
Krise nicht mehr heil heraus kommen, wird Klimapolitik in Italien
also ausfallen. Andere Länder Europas lassen sich von dieser
"Konsequenz" Italiens zu ähnlichen Entscheidungen
ermuntern.
Die CDU bringt
rechtzeitig zum beginnenden Wahlkampf medienwirksam ein Pamphlet
zur "Bewahrung der Schöpfung" auf den Tisch.
Ole von Beust, dieser ruhig und gütig daherkommende Promi der
ersten deutschen Schöpfungszerstörerpartei, hat es initiiert.
Es wird seine Funktion als Schlafmittel für die ahnungs- und
interesselose Stammwählerschaft nicht verfehlen. Wieder mal
ein neues Einlullungsgewand zur Kaschierung des Faktums, dass Unionspolitik
die natürlichen Lebensgrundlagen immer weiter zerstört,
nur um schnöde kurzfristige Wohlstandsvorstellungen zu beackern.
Die Einigung der
EU auf neue Autoabgaswerte ist ebenfalls eine umweltpolitische Katastrophe
geworden und im Prinzip ein Kniefall vor der Autolobby. Die ursprünglichen
Vorstellungen von EU-Umweltkommissar Stavros Dimas sind mit dem
jetzigen Kompromiss erheblich aufgeweicht worden. - Meldungen dazu
hier,
hier
und hier -.
Nicht wie ursprünglich geplant bis 2012 will man einen Flottenausstoß
von durchschnittlich 120 Gramm CO2 je Kilometer erreichen, sondern
erst bis zum Jahr 2015.
Eine CSU-Politikerin sagte, typisch für diese Partei, die nicht
begreifen will um was es geht: "Wir haben etwas für
den Klimaschutz erreicht, sind mit den Übergangsfristen aber
auch der Industrie entgegengekommen".
Grünen-Europaabgeordnete Rebecca Harms sprach dagegen von einer
"großen Blamage für die Klimapolitik der EU".
Die Einigung lasse 2012 Emissionen zu, "die sogar die heutigen
durchschnittlichen Emissionen überschreiten."
Greenpeace-Expertin Franziska Achterberg sagte: "Damit wird
der Autosektor wenig zum Klimaschutz beitragen und die Verbraucher
werden sich noch jahrelang mit ineffizienten Fahrzeugen zufrieden
geben müssen."
Der Klimaforscher am Leibniz-Institut für Meeresforschung an
der Universität Kiel, Mojib Latif, sprach in der "Passauer
Neuen Presse" von einem "klaren Kursschwenk"
in der Umweltpolitik der Bundesregierung und einem "fatalen
Signal".
Parallel zur
Erosion der natürlichen Lebensgrundlagen verfällt auch
das Innere unserer Gesellschaft weiter ungebremst.
Der Leiter einer Sanitärfirma berichtete mir gestern von deutlichen
Auftragseinbrüchen bei Fertighäuser. Während sie
im letzten Jahr noch 35 Gebäude in dieser unteren Preisklasse,
die von Bauwilligen gerade noch so finanziert werden konnten, ausstatteten,
waren es in diesem Jahr gerade mal 8. Er rechnet mit einer ernsten
Zuspitzung der Situation für seine Branche im nächsten
Jahr.
Die SPD will an die Menschen Konsumgutscheine verteilen und dokumentiert
so nur ihre Kapitulation vor der Qualität der Krise.
Laut einem aktuellen Bericht der Bundesagentur für Arbeit steigt
die Zahl der Erwerbstätigen, die von ihrem Einkommen nicht
leben können und zusätzliche Staatsmittel benötigen,
immer weiter an.
Im Verdienstbereich von ab 800 Euro brutto erhöhte sich die
Zahl der Arbeitnehmer, die zusätzlich Arbeitslosengeld 2 beziehen,
von Januar bis Juni 2008 um 15.000. Im Verdienstbereich zwischen
400 und 800 Euro brutto war es ein Anstieg um 12.000.
Doch die Politik ist weiter blind für die Zusammenhänge
zwischen Klimaschädigung, Arbeitsplatzabbau und Verarmung der
Bevölkerung und lässt sich von den großen Lobbygruppen
in gewohnter Weise genau in die falsche Richtung belabern. Hier
werden wir sicherlich bald noch sehr viel ärgere Schwierigkeiten
akzeptieren müssen.
03.12.08
Wer im Handel
Holz kaufen will und sicher sein möchte, dass dieses nicht
unter Inkaufnahme von Raubbau und anderen ökologischen Schäden
geschlagen wurde, sucht nach der FSC-Zertifizierung auf dem Etikett.
Diese beruhigt das Gewissen, denn man glaubt, es hier mit nachhaltig
und umweltneutral angebautem Holz zu tun zu haben.
Doch dieses
Kennzeichen ist ganz und gar nicht eindeutig. Sehr viele zweifelhafte
und nicht nachhaltige Baumbestände fallen leichtfertig unter
das FSC-Zeichen.
In erster Linie
sind dies die angelegten Baumplantagen in Afrika, Südamerika
und Südostasien. Die Einwohner vor Ort müssen schwere
Schäden verschiedenster Art durch diese Plantagen in Kauf nehmen.
Nationale NGOs beklagen eine zunehmende Erschöpfung ohnehin
knapper Wasservorräte, die gesteigerte Anfälligkeit betroffener
Landstriche für Flächenbrände, ein Ausgeliefertsein
gegenüber rücksichtslos agierenden Holzkonzernen und auch
den direkten Zusammenhang zwischen Holzplantagen und einer dramatischen
Verarmung der Bevölkerung.
Einen ausführlichen
Bericht dazu kann man hier
auf umweltdialog.de lesen.
Dort heißt es: "Anlässlich der diesjährigen
Mitgliedsversammlung des Forest Stewardship Council (FSC) in Kapstadt
wurde ein offener Brief an die FSC-Mitglieder verteilt, in dem der
FSC aufgefordert wird: "mit höchster Priorität das
ernsthafte Problem des FSC, nämlich die Zertifizierung von
Monokulturplantagen, zu lösen".
Wally Menne von der südafrikanischen Timberwatch Coalition
erklärt, dass der FSC für die Zertifizierung von Wald
gegründet wurde. Plantagen hätten nichts mit natürlichen
Wäldern gemeinsam und hätten somit niemals in die Zuständigkeit
des FSC fallen sollen. Die Zeit für den FSC sei gekommen, die
Zertifizierung von Baumplantagen zu beenden."
In dem offenen Brief, von 3600 Organisationen und Personen weltweit
unterschrieben, heißt es: "Jetzt ist für die
FSC-Mitglieder - insbesondere die aus der Umwelt- und der Sozialkammer
- die Zeit gekommen, Stellung zu beziehen: entweder die Geschäfte
laufen zu lassen wie bisher oder für einen Wandel zu kämpfen;
weiterhin die Interessen von großen Unternehmen der Forst-
und Papierindustrie zu schützen oder für die Rechte der
betroffenen Menschen und der Natur einzustehen; weiterhin zu akzeptieren,
dass Plantagen als eine 'Waldart' gesehen werden, oder zuzustimmen,
dass sie nichts miteinander gemeinsam haben; schädliche Landnutzung
als ökologisch durchgehen zu lassen oder die soziale und ökologische
Zerstörung zu beenden".
FSC-Holz wird
mittlerweile überall angeboten, obwohl es nach dem ursprünglichen
Gedanken dieses Zertifikats eigentlich auf wenige Bestände
begrenzt und auf dem Markt selten und teurer sein müsste.
Ein Beispiel von vielen zeigt, dass die inflationäre Zertifizierung
geradezu zu unreflektiertem Holzverbrauch und Verschwendung führt:
In Japan werden pro Person durchschnittlich 200 Holzstäbchen
jährlich zum Essen verbraucht, was eine Gesamtmenge von 5 Milliarden
Stabchen oder einen Verbrauch von 90.000 Tonnen Holz pro Jahr bedeutet.
China gar verbraucht in jedem Jahr 90 Milliarden Stäbchen,
für die über 4 Millionen Tonnen Holz geschlagen werden
müssen. Dieses Holz wird fast ausschließlich importiert,
vorwiegend aus FSC-zertifizierten Plantagen.
Das "FSC-Gütesiegel" ist kein Instrument zum Schutz
der natürlichen Lebensgrundlagen. Vielmehr ist es in den allermeisten
Fällen eine nützliche Fassade zur leichteren Externalisierung
ökologischer und sozialer Schadkosten in den Regionen, wo diese
Baumplantagen zur Holzproduktion von profitorientierten Interessengruppen
angelegt sind. Langfristig und vernetzt gesehen werden diese Schädigungen
auch uns in den Industrieländern teuer zu stehen kommen.
Würden auch hier alle erdenklichen Begleitumstände der
Holzernte, alle möglichen Schadkosten in Zusammenhang mit der
Bereitstellung individuell nach Ursprungsländern und Wuchsbedingungen
in die Preise eingerechnet werden, könnte man so alle Anreize,
zu welchem Frevel auch immer, abschaffen. Das am umweltverträglichsten
produzierte Holz hätte dann auch den günstigsten Preis.
02.12.08
Obamas Ministernominierungen
sind alles in allem sehr ernüchternd. Ebenso wie seine Berater,
sind diese mehr sichere Garantien, dass es mit der amerikanischen
Politik ebenso weiter gehen soll, wie bisher.
Besonders die
Entscheidung, Timothy F. Geithner, den Direktor der Fed von New
York, zum Finanzminister zu machen, lässt keine Hoffnungen
auf neu überarbeitete Regeln für das Finanzsystem zu.
Obama wird wahrscheinlich eher die Summen zur Rettung und Aufrechterhaltung
des ganzen Systems noch stark erhöhen. Letzte Woche berichtete
der amerikanische Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg, dass
die US-Regierung möglicherweise mehr als 7,76 Billionen
Dollar Steuergelder zur Rettung des Finanzsystems aufs Spiel
setzen könnte, eine unvorstellbar hohe Summe. Teilweise sind
diese Gelder bereits geflossen, teilweise ist ihre Ausgabe geplant.
Geithner gilt als der Hauptverantwortliche für diesen Geldsegen
an die ganz Großen, der meist gar klammheimlich und neben
den öffentlich bewilligten Geldern gewährt wird. Es werden
von der FED auch keine Angaben über Namen oder Sicherheiten
zu den Kreditnehmern herausgegeben.
Bei Telepolis auf heise.de gab es am 25.11. einen ausführlichen
Bericht dazu. Er enthält noch etliche Zahlen und Details
dazu.
Nicht nur in den
USA:
Die Großen bekommen ohne Ende finanzielle Mittel in den Hintern
geblasen. Verdrängt wird dabei völlig, dass diese Mittel
im Grunde zum Fenster hinaus geworfen sind und, dass diese Mittel
den nachfolgenden Generationen gestohlen werden.
Wie groß
muss die blinde Ergebenheit der hohen Politik vor der hohen Finanz
und Wirtschaft, trotz des brutalen Beweises derer Unfähigkeit
zu einer vernünftigen kollektiven Funktion, in Wahrheit sein?
Oder anders gesagt: Wie groß muss die Blindheit und Kurzsichtigkeit
der entscheidenden Politiker sein?
Hierzu passt das
Thema
eines Kommentars auf Dradio vom letzten Mittwoch.
Der Journalist Dieter Rulff erinnerte darin an den Sozialhilfeempfänger
"Florida-Rolf", der bekannt geworden war, weil er die
Regeln des sozialen Netzes ganz legal aber auf ungewöhnliche
Weise für ein komfortables Leben im sonnigen Florida nutzte.
Der Skandal darauf, hauptsächlich in der "Bildzeitung"
aufgekocht, führte zu schnellen Gesetzesänderungen und
zur sofortigen Abschaffung solcher Unterstützungsvarianten
aus dem deutschen Sozialsystem.
Diesem Rolf
in Florida stellt Dieter Rulff den Fall des Milliardärs
Adolf Merckle gegenüber, der es Anfang November, noch nach
den bitteren Offenbarungen der Finanzmarktkrise, geschafft hat,
einen vierstelligen Millionenbetrag an der taumelnden Börse
zu verzocken.
Merckle will jetzt Staatshilfe in Höhe von einer Milliarde
und wird diese wohl auch mit den üblichen Begründungen
bewilligt bekommen.
Ein Unterschied ist: Bei "Florida-Rolf" ging es nur um
ein paar Tausender. Rulff weiter: "Es gibt noch einen entscheidenden
Unterschied zwischen den Beiden. Während der Staat bei Florida-Rolf
kurzerhand die Gesetze änderte, um den Schaden zu minimieren
und ihm kein Geld mehr zahlen zu müssen, sieht er sich bei
Merckle genötigt, diesem Geld zu geben um den Schaden zu minimieren.
Das ist der Unterschied zwischen arm und reich.
Merckle wird nachgesagt, sein verschachteltes Firmenimperium genutzt
zu haben, um sein beträchtliches Einkommen möglichst steuermindernd
zu mehren. Merckle ist also die Verkörperung dessen, was der
Bundesfinanzminister Peer Steinbrück vor Augen hat, wenn er
die Entsolidarisierung der Besserverdienenden, den Egoismus und
die um sich greifende Gier eines Teils der Wirtschaftselite anprangert.
Diese würden das Gerechtigkeitsgefühl der gesellschaftlichen
Mitte schwer verletzen."
Diese Versager
werden hofiert, was das Zeug hält, statt nackt und rücksichtslos
an den endgültigen Pranger der Geschichte gestellt.
Rulff fragt: "Sie haben eines nicht erkennen lassen: dass
sie ihrer Rolle als Elite dieser Gesellschaft in irgendeiner Weise
gerecht werden. Welcher Banker hat bislang dem Steuerzahler begründet,
weshalb er dessen Gelder haben will und was er ihm zum Ausgleich
anbietet? Welcher hat erklärt, was er in Zukunft anders machen
will?"
Das Fazit Rulffs ist dann letztlich aber etwas unbefriedigend:
Da von den Intellektuellen, die sich angesichts der Katastrophe
und des schmählichen Abgangs der Wirtschaftsideologen eigentlich
längst hätten zu Wort melden müssen, weithin nichts
zu sehen ist, sei dies jetzt die Stunde der Politik, die Stunde
von Skeptikern und politischen Pragmatikern etwa wie Peer Steinbrück.
Von der Krise, so meint Rulff, sei dies "bislang das einzig
Gute, was man von ihr sagen kann".
- Oh Meinegüte, was soll DARAN gut sein? Was soll an Skeptikern
gut sein, die keine Visionen für die Zukunft haben?
01.12.08
Jetzt streiten
sie sich auch innerhalb der CDU/CSU über das angesagteste Rezept
gegen die Wirtschaftskrise.
Ob Steuersenkungen oder nicht, ob jetzt sofort oder erst wahlkampftaktisch
vor der Bundestagswahl, sie echauffieren sich heftig öffentlich.
Jedoch, alles was in der Politik gerade überlegt wird, ist
im Prinzip völlig ungeeignet irgendetwas nachhaltig zu verbessern,
weil alles nur in den Bahnen desjenigen Denkens verläuft, das
in die Krise hinein geführt hat.
Richtig ekelhaft sind dann auch die allesamt wichtigtuerischen Kommentare
der deutschen Zeitungen von heute, in denen die ach so hippe und
coole Forderung nach Steuersenkungen altbekannten Musters wiederholt
wird.
Die Kanzlerin wird angegriffen, aber nicht mit achtbaren Argumenten,
sondern nur, weil sie nicht so bereitwillig mitmachen will und zögert.
Keine Spur einer Frage nach der letztendlichen Qualität oder
den längerfristig kontraproduktiven Gesamtauswirkungen solcher
Steuergeschenke, ja auch nicht die Spur einer Antwort auf den Einwand,
dass mit der Krise vielleicht ganz andere und subtilere Voraussetzungen
bestehen.
Allmählich
stellen sich angesichts der nahen Zukunft völlig andere Fragen
in der Durchschnittsbevölkerung.
Wer nur meint, mit mehr Geld durch niedrigere Steuern bekäme
man die Sache schon in den Griff, zeigt damit eine fahrlässige
Naivität. Deshalb können die Leute der Politik auch immer
weniger folgen, denn sie vermissen entscheidende Kriterien für
ihr individuelles Leben.
In der Schweizer
"Wochenzeitung" erschien am letzten Donnerstag ein Interview
mit der Soziologin Veronika Bennholdt-Thomsen vom Institut für
Theorie und Praxis der Subsistenz in Bielefeld.
Dieses sollte man unbedingt lesen, denn es erweitert die Betrachtungsebene
zu den möglichen Folgen der Wirtschaftskrise um eine Dimension,
wie wir sie von normalen Politikern derzeit nicht erwarten können.
Einführung
des Beitrags mit dem Titel - Jenseits der Lohnarbeit - Feiern und
arbeiten - von Bettina Dyttrich:
"Plötzlich ist die alte Frage wieder da: Angenommen,
die Krise wird richtig schlimm, auf dem Arbeitsmarkt kracht es,
vielleicht bricht sogar der Zahlungsverkehr zusammen - was dann?
Was braucht es wirklich zum Leben?
Langsam schleicht sich diese lange verdrängte Frage in die
Köpfe zurück. So schwierig zu beantworten ist sie gar
nicht: Wir brauchen Wärme, Nahrung, Zuwendung; Pflege, wenn
wir krank sind, Betreuung für unsere Kinder und Hilfe im Alter.
Musik, Geschichten und hin und wieder ein Fest sollte es auch geben,
damit das Leben Freude macht..."