Zum Thema
"Energiesparlampen", eine kritische Betrachtung
Dass
Energiesparlampen ein sehr unnatürliches
Licht abstrahlen, wird von fast allen danach befragten
VerbraucherInnen bestätigt. Selbst die teureren
Ausführungen, die angeblich ein Tageslichtspektrum
wiedergeben, tauchen den Raum bis heute nur in eine
bläulich kalte Helligkeit.
Es war schon das Bewusstsein um die angeblich deutliche
Energieeinsparung notwendig, damit wir bereit waren,
auf die gute alte Glühbirne mit ihrem angenehmen
Licht zu verzichten. Fünfmal so viel Strom wie
seine Hightech-Konkurrentin sollte diese verbrauchen
und somit für eine unnötig hohe Energieverschwendung
und Umweltbelastung mitverantwortlich sein.
Zwar wurde unser unangenehmes Gefühl der Energiesparlampe
gegenüber auch durch den offensichtlich sehr viel
höheren Aufwand und Energieverbrauch bei der Herstellung
getragen, wenn dazu auch nie genaue und vollständige
Angaben zu bekommen waren, und der notwendige Gehalt
an giftigem Quecksilber machte uns etwas Bauchweh, aber
wir akzeptierten dies, weil ja, wie man uns erzählte,
bis zu 400 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr weniger in
die Atmosphäre entlassen würden, wenn jeder
Haushalt solche Röhren statt der alten Glühbirnen
verwendete.
Jetzt
hat die Zeitschrift Ökotest in ihrer Oktoberausgabe
2008 die Ergebnisse eines Langzeittests von
verschiedenen "Energiesparlampen", - die korrekte
Bezeichnung lautet Gasentladungslampe -, veröffentlicht.
Getestet wurden 16 verschiedene warmweiße Lampen
( nachfolgend ESL abgekürzt) mit 10 bis 12 Watt,
was der Helligkeit
einer 60 Watt-Glühbirne entsprechen soll. Dazu
wurde noch eine gewöhnliche 60 Watt Glühbirne
und eine neuartige 42 Watt Halogenlampe in Birnenform
mit getestet.
Das Ergebnis ist wahrlich ernüchternd und bestätigt
etliche Vermutungen und Befürchtungen:
-- Die Haltbarkeit der Lampen ist oft sehr viel kürzer,
als angegeben.
-- Die Helligkeit entspricht nicht der, einer angeblich
vergleichbaren Glühbirne.
-- "Energiesparlampen" werden im Verlauf ihrer
Benutzung langsam immer dunkler.
-- Das abgegebene Licht ist unnatürlich und kann
das Wohlbefinden subtil beeinträchtigen.
-- Die Hersteller messen die Lichtstärke "wenig
praxisorientiert".
So wird beispielsweise von ESLs das meiste Licht zur
Seite hin abgegeben, was ohne geeigneten Reflektor zur
Ausleuchtung eines Schreib- oder Leseplatzes verloren
ist. Außerdem beträgt die angegebene Lichtstärke
in Lumen weniger als bei der Vergleichsglühbirne,
in einem Fall sogar weniger als die Hälfte.
-- Schon bei Zimmertemperatur und vor allem bei tiefen
Temperaturen brauchen einige Lampen lange, bis sie ihre
volle Helligkeit erreichen.
-- Die Lichtqualität ist miserabel.
Der baubiologische Berater von Ökotest sagte: "Das
hat mit natürlichem Tageslicht aber gar nichts
mehr zu tun." Ein anderer Lichtkenner wird
bezüglich der Feldqualität, des Mixes an sichtbaren
und unsichtbaren Strahlungsarten mit den Worten zitiert:
"Das ist kein Licht, das ist Dreck."
ESLs flimmern, was zwar im sichtbaren Bereich durch
Vorschaltgeräte vermindert werden kann, jedoch
im nicht sichtbaren Bereich ergeht ein wahres Blitzlichtgewitter
auf die beleuchtete Umgebung. Dass dies den menschlichen
Organismus und die Psyche ebenfalls beeinträchtigt,
ist wahrscheinlich. ESLs sind deswegen ein "biologischer
Risikofaktor," mit gesundheitlichen Gefahren
und Auswirkungen wie "Kopfschmerzen, Schwindel,
Unwohlsein, neurologische Störungen, Hormonprobleme
bis hin zu Krebsgefahr."
-- Das Lichtspektrum mit einigen überzogenen Farbspitzen
entsprich ganz und gar nicht dem des Tageslichts, ist
"naturfremd" und stellt einige Farben
falsch dar.
-- "Häufiges Ein- und Ausschalten verträgt
die ESL überhaupt nicht." Die Testobjekte
hielten nur zwischen 4.000 und 10.000 Schaltzyklen lang.
-- Im Schnitt kann man mit einer ESL gegenüber
einer Glühbirne Stromkosten in Höhe von bescheidenen
6,50 Euro pro Jahr sparen. Und dies nur, wenn es einem
nicht so ergeht, wie meinem Nachbarn, dem kürzlich
eine für 10 Euro gekaufte Lampe von Osram schon
nach zwei Tagen kaputt gegangen war.
-- Die Elektrosmogbelastung durch ESL ist erheblich.
"Dazu kommen noch höhere Frequenzen als
Folge der elektronischen Vorschaltgeräte".
Erst im Abstand von 1 bis 1einhalb Metern ist die Elektrosmogbelastung
unter dem tolerierbaren Grenzwert.
Soweit
die festgestellten Aspekte in der Zeitschrift "Ökotest".
Für Zukunftslobby ist bei Energiesparlampen
natürlich die vollständige Gesamtbilanz wichtig,
die zwar nach dem Oktober-Test immer noch nicht ganz
gezogen werden kann, der man aber wohl ein Stück
näher gekommen ist.
Auf jeden Fall sind Energiesparlampen Sondermüll.
Sie funktionieren nur mit Hilfe eines gewissen Anteils
Quecksilber im Glaskolben.
Quecksilber, ein hochgiftiges Schwermetall, reichert
sich im menschlichen Körper an, wirkt als Nervengift,
kann Herzgefäße, Immunsystem und Fortpflanzungszyklus
schädigen und wird in der Quecksilber-Strategie
der EU-Kommission von 2005 für Kinder und schwangerschaftsfähige
Frauen als höchst bedenklich eingestuft.
Zwar begrenzt eine EG-Richtlinie den Quecksilbergehalt
auf 5 Milligramm pro Lampe, doch ist in vielen Exemplaren,
vor allem in Importprodukten und älteren Lampen,
deutlich mehr enthalten.
Wenn
eine ESL zerbricht, kann das Quecksilber in die Raumluft
übergehen und eingeatmet werden. Der Umgang mit
diesen Lampen ist also ganz und gar nicht ungefährlich
und im Prinzip nur für umsichtige Erwachsene zu
verantworten. Ein Kind kann sich an einer zerbrochenen
Glühbirne zwar in die Haut schneiden, an einer
kaputten ESL aber kann es sich noch vergiften.
Neben
dem Quecksilbergehalt ist auch der Rest der Lampe nicht
ohne. Die bromierten Flammschutzmittel auf der Platine
im Inneren und teilweise auch am Gehäuse sind ebenfalls
sehr umweltschädlich und ungesund.
Manche ESLs dünsten im Betrieb langsam bedenkliche
Stoffe aus. Die IKEA-Lampe im Ökotest emittierte
Phenol, die Osram-Lampe eine Glykolverbindung. Bei uns
zuhause wurden an einer Lampe von Megamann die Klebeklötzchen
zwischen den einzelnen Glasröhrchen durch die Hitze
allmählich schwarz. Auch hier ist damit bei Zersetzung
des ursprünglich weißen Kunststoffs etwas
entwichen.
Zur
im Ökotest festgestellten deutlich geringeren Energieersparnis
beim Betreiben der ESLs kommt der erheblich höhere
Energieaufwand bei der Herstellung, also eine höhere
Umweltbelastung aus der Bereitstellung der notwendigen
Produktionsenergie und zusätzlich die sehr viel
höhere Umweltbelastung aus sonstigen Produktionsfaktoren,
wie auch in Zusammenhang mit der schwierigen Entsorgung
von ESLs.
Sogenannte Fachleute versichern zwar, dass die Energieeinsparung
immer noch so groß sei, dass sie die Nachteile
wett macht, aber hier sind, angesichts gravierender
Fehleinschätzungen bezüglich der tatsächlichen
Summe des Schadenspotentials in anderen Produkt- und
Produktionsbereichen unserer Ökonomie, berechtigte
Zweifel angebracht.
Ökotest: "Nach den vorbereitenden Studien
zur Öko-Designrichtlinie vom Januar 2008, die im
Auftrag der EG durchgeführt wurden, verbraucht
die Herstellung und Entsorgung einer Energiesparlampe
viermal so viel Energie, wie die einer Glühbirne,
deutlich mehr Wasser und Schwermetalle, und es entstehen
viel mehr Abfall sowie CO2- und andere Emissionen. Auf
die Lebensdauer- und Helligkeitsangaben der Hersteller
bezogen errechnete die EU, dass der Gesamtenergieverbrauch
einer Glühbirne viermal so hoch sei wie der einer
ESL. Tatsächlich muss nach unserem Ökotest
aber davon ausgegangen werden, dass die tatsächliche
Energiebilanz der Sparlampen schlechter ist."
Was
die ordnungsgemäße Entsorgung von ESLs
angeht, so schreibt das Elektro- und Elektronikgesetz
zwar das Recycling aller Entladungslampen vor, jedoch
sieht die Wirklichkeit hier sehr düster aus.
Es gibt zwei Recyclingsysteme, welche die vermischt
angelieferten Altlampen recyceln sollen. Eingesammelt
werden die Lampen von einer von den Lampenherstellern
organisierten Logistikgesellschaft.
Der Glasanteil wird recycelt, aber nur zu minderen Zwecken
weiterverwendet. Der Kunststoffanteil wird verbrannt,
und das Quecksilber, abgesaugt in Unterdruckanlagen,
wird lediglich in Untertagedeponien endgelagert, weil
sich hier kein Recycling lohnt. Lediglich ein Großteil
der wertvolleren Metalle in den Vorschaltgeräten
werden in der Industrie wiederverwertet.
Das
Recyceln der Entladungslampen aber, da können die
besten Absichten erklärt werden, funktioniert nur,
wenn die verbrauchten Lampen auch in den Verwertungskreislauf
gelangen. Und hier besteht das größte Manko,
denn nur ein sehr bescheidener Teil der ESL gelangt
überhaupt dorthin.
Die allermeisten Verbraucher werfen die Lampen in
ihre Restmülltonne, wenn nicht sonstwo hin,
da ihnen der Aufwand zur Abgabe an den richtigen Stellen
zu umständlich ist.
Ein Bekannter von mir beobachtete im Frühjahr,
wie eine Gruppe Jugendlicher mit tiefsitzenden Hosen
auf einem abends verlassenen Spielplatz einige offenbar
verbrauchte ESL mit lautem Lachen an die Holzwand des
Rutschenhäuschens warfen.
- Dazu fällt mir folgender Kommentar ein:
Die herrschende Ökonomie propagiert die Verteilung
eines in seiner Massenhaftigkeit hochgefährlichen
Produkts zur Milderung der von ihr angerichteten Schäden.
Weil das Produkt aber auch in die Hände von Menschen
kommt, die, mittel- und unmittelbar ebenfalls durch
das allgegenwärtige Wirken dieser Ökonomie,
keinerlei Verantwortungsbewusstsein mehr entwickeln,
wird aus dem Rettungsversuch ein weiterer Schlag in
die Beine der natürlichen Lebensgrundlagen -.
Bei
der Glühlampenverwendung wird argumentiert, dass
bei der Stromerzeugung in Kohlekraftwerken auch Quecksilberverbindungen
freigesetzt werden, für welches die Glühbirnen
mit ihrem Stromverbrauch natürlich auch anteilsmäßig
verantwortlich zu machen sind. Diese Verbindungen, also
kaum elementares Quecksilber, wird aber in den Kraftwerksfiltern
festgehalten, während das Quecksilber der Entladungslampen
fast vollständig in die Umwelt freigesetzt wird.
Die Filterrückstände von Kohlekraftwerken
sind ohnehin als Sondermüll anzusehen und werden
entsprechend deponiert.
Auch wenn diese fragwürdige Aufrechnung zugelassen
wird, gibt die ESL trotzdem weit mehr schädigendes
Quecksilber ab. Das Argument mit Quecksilberverbindungen
in den Filterrückständen ist auch eher als
eines gegen Kohlekraftwerke geeignet, als eines gegen
Glühlampen.
Nach
Erscheinen der Oktoberausgabe gab es neben Berichten
zum Testergebnis auch etliche kritische Stimmen,
die Ökotest unsachgemäße Prüfmethoden,
das Ziehen falscher Rückschlüsse oder Panikmache
vorwarfen.
Die
"dena", die Deutsche Energie-Agentur
GmbH, die sich selbst als "Kompetenzzentrum
für Energieeffizienz und regenerative Energien"
bezeichnet, wiedersprach am 30. September in einer Presseerklärung
der Untersuchung von Ökotest.
Von der "dena" stammte auch ursprünglich
die sehr optimistische Feststellung, dass die deutschen
Haushalte sechs Prozent ihres Strombedarfs sparen und
vier Millionen Tonnen Treibhausgase vermeiden könnten,
wenn alle komplett von Glühbirnen auf Energiesparlampen
umsteigen würden.
Um
richtig bewerten zu können was hinter dem Protest
der "dena" steckt, muss man wissen, wer die
"dena-GmbH" ist.
Die Gesellschafter sind zu 50% die Bundesrepublik Deutschland,
genauer die Ministerien für Wirtschaft, Umwelt
und Verkehr, die KfW-Bank (im Bundeseigentum) zu 26%,
sowie die Allianz, die Deutsche Bank und die DZ-Bank
zu je 8%.
Die "dena" ist im Jahr 2000 unter Rot-Grün
gegründet worden, um Energieeffizienz stärker
ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken.
Im Prinzip ist sie also eine PR-Agentur der jeweiligen
deutschen Regierung, die aus Feigenblattgründen
zu 50% aus privaten Quellen finanziert werden soll.
Des öfteren schon ist die "dena" mit
großzügigen Gehältern für die Mitarbeiter
und fragwürdigen Bilanzen aufgefallen, unter Anderem
dem Bundesrechnungshof. Außerdem verpulvert sie
Steuergelder in Millionenhöhe für merkwürdige
und meist wirkungslose Kampagnen.
Es wurde auch schon bemängelt, dass die "dena"
eher Energieeffizienz verhindert, als sie zu
fördern. Immer weist sie den Verbrauchern die
Verantwortung für den sparsamen Umgang mit
Energie zu, nicht aber der Energiewirtschaft und
der Industrie, wie ein Saarbrücker Energiewirtschaftler
im Frühjahr letzten Jahres in der Taz bemerkte.
- Mehr dazu: siehe Artikel in "Süddeutsche"
und "taz"
Der
langjährige Geschäftsführer der "dena"
Stephan Kohler äußerte
sich zum neuesten Ökotest. Er meinte: "Energiesparlampen
lohnen sich. Die hochwertigen Produkte geben angenehmes
Licht und senken die Stromkosten deutlich. Wer anderes
behauptet, verunsichert die Verbraucher in unverantwortlicher
Weise. In ein paar Jahren wird es keine Glühlampen
mehr geben, weil sie die EU-Vorschriften für Energieeffizienz
nicht einhalten können."
Solcherart Formulierung von Halbwahrheiten kennt man
ja schon aus der Politik oder aus der Wirtschaft. Hier
soll etwas verschleiert und anderes beschönigt
werden.
Vielleicht ist Kohler aber auch nur wieder einer dieser
selbstbewusst daherredenden Regierungsdiener, der seine
Scheuklappen stur auf sein eigenes selbst gestecktes
Ziel fokussiert und nicht bemerken will, dass er dabei
gleichzeitig andere Faktoren erheblich verschlimmbessert.
Dass
Energiesparlampen angenehmes Licht abgeben, hatten wir
ja schon verneint. Eine Bekannte von mir, der ich eine
helle ESL von Megamann mit angeblichem Tageslichtspektrum
für ihre Küche geschenkt hatte, schraubte
diese nach zwei Wochen wieder heraus, weil sie von
dem Licht depressiv wurde.
Mein eigener Arbeitsplatz hat jetzt auch wieder Glühlampen,
weil meine Sehfähigkeit für Kleingedrucktes
unter dem Licht von ESL irgendwann nachließ.
Im Betrieb verbrauchen die ESL auch unter korrigierten
Bedingungen weniger Strom als Glühlampen, dies
ist unbestritten. Nur ist dies noch lange nicht umfassend
ökologisch betrachtet.
Was nützt es denn unseren natürlichen Lebensgrundlagen,
wenn einerseits durch geringeren Strombedarf während
der Benuzung die Belastung der Umwelt teilweise vermieden
wird, dafür aber in anderen Bereichen eine sehr
viel höhere Belastung zusätzlich auftritt?
Unter diesem Gesichtspunkt muss der Energiesparlampentest
der Zeitschrift "Ökotest" nach etlichen
enttäuschenden Tests dort in den letzten Jahren,
wirklich einmal als ein weitgehender Test zur gesamten
Ökologie des betroffenen Produkts gelobt werden.
Der Test ist eben nicht nur ein Stromverbrauchstest,
dies darf man nicht vergessen. Wer dazu neigt, hat nicht
verstanden, wie weit der Begriff Nachhaltigkeit überhaupt
gefasst werden muss.
Alle
von Ökotest aufgeführten Nachteile bei Haltbarkeit,
Helligkeit, Schaltfestigkeit oder allmähliches
Dunklerwerden im Verlauf der Lebenszeit, können
von vielen objektiv beobachtenden ESL-Benutzern bestätigt
werden.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Gasentladungslampen, also
ESL, während des Betriebs lediglich halb so viel
Strom verbrauchen wie vergleichbare Glühlampen,
entspricht offenbar der Realität. Das hohe Ideal
der "dena" und der Hersteller jedoch, es wären
80% Ersparnis möglich, wird von allzu vielen Faktoren
durchkreuzt.
Auch
die Zeit arbeitet hier gegen die ESL, denn die Schutzzollregelung
vor asiatischen Billigprodukten ist ab dem 18. Oktober
weggefallen.
Bald wird der Markt von billigen ESL dominiert
werden und der Appell von "dena"-Chef Kohler,
die Leute sollten beim Kauf von ESL auf Qualität
achten, ist bloß noch Makulatur. Weil die breite
Masse der Konsumenten Billigprodukte bevorzugt, werden
dann die im Test aufgetauchten Mängel beim
Produkt Energiesparlampe die Regel sein.
Man
wird das Gefühl nicht los, dass die Haupttriebfeder
des Protests gegen das Testergebnis von "Ökotest"
in Wahrheit politischer Natur ist:
Die Senkung des Stromverbrauchs in deutschen Haushalten
mittels massenhafter Verbreitung von Energiesparlampen,
war eigentlich ein wichtiger Faktor in den Rechnungen
der Bundesregierung zum Erreichen selbst gesteckter
Klimaziele, also ein unverzichtbarer Beitrag zur
Senkung der deutschen CO2-Emissionen.
Nachdem die Bemühungen mit dem Emissionshandel
so ernüchternd für den Umweltschutz ausgegangen
sind und auch der geplante Ersatz von fossilen Treibstoffen
durch regenerative in die Hose ging, will man sich offensichtlich
nicht auch noch die anvisierte CO2-Ersparnis durch Energiesparlampen
abnehmen lassen.
Deshalb wird die "dena" als eine nur
Insidern verdächtig erscheinende Organisation vorgeschickt,
um die Untersuchung von Ökotest zu diskreditieren.
Dabei offenbart sich eigentlich nur eine erhebliche
Verantwortungslosigkeit der regierenden Politiker.
Ihnen scheint die berechtigte Frage die auch Ökotest
stellt, völlig egal, nämlich "ob die
Klimaschutzziele mit anderen Mitteln nicht besser und
weniger risikoreich zu erreichen sind."
Zukunftslobby
betrachtet die neue Ausführlichkeit des
Vorgehens von Ökotest als einen Schritt
in die richtige Richtung. Zum ersten Mal wurde mehr
berücksichtigt als nur der Energiebedarf bei den
Verbrauchern. "Ökotest" hat sich in diesem
Test konsequenter der ersten Silbe seines Namens erinnert,
als dies sonst geschieht.
Jedoch ist der vollständige ökologische
Rucksack von Energiesparlampen immer noch nicht
identifiziert worden. Zu viele nachteilige Faktoren
der sogenannten Energiesparlampen liegen immer noch
im Dunkeln. Auch diese müssten alle auf das Schadenspotential
für die natürlichen Lebensgrundlagen hin
untersucht, monetarisiert und in eine abschließende
Gesamtbilanz eingerechnet werden. Allein nur auf den
Energieverbrauch während der Benutzung zu schauen,
wie dies die Bundesregierung und die "dena"
tut, ist kurzsichtig, naiv und fahrlässig.
Ebenso sollte man Kriterien, die für die
Glühbirnen sprechen, auch im Vergleich entsprechend
anführen.
Ohne
Anspruch auf Vollständigkeit hier einige Beispiele
noch offener Fragen bezüglich der ökologischen
Gesamtbilanz beider Leuchtkörperarten:
--->
Wie teuer kommt der Menschheit die allgegenwärtige
Belastung mit Quecksilber, wenn die ESL noch
weiter verbreitet werden?
---> Wie groß ist die Summe der Schadkosten
aller sonstigen Komponenten von ESLs, da hier
doch bedingt durch den sehr viel subtileren Produktaufbau
auch sehr viel mehr Material- Beschaffungs- und Wechselwirkungsketten
ihr jeweils individuelles Schadenspotential beisteuern?
---> Wenn jetzt, wie in Australien, auch in
Europa alle Glühbirnen verboten werden sollen und
die Menschen in ihren Wohnungen nur noch dem völlig
unnatürlichen Licht der ESL ausgesetzt sind, können
in großem Maßstab eine Reihe von Gesundheitsbeeinträchtigungen
entstehen. Das zusätzliche Auftauchen von Krankheiten
hierdurch bei vielen tausend Menschen ist zumindest
wahrscheinlich.
Völlig ungeklärt ist der mögliche volkswirtschaftliche
Schaden, durch Faktoren wie: zusätzliche Belastung
des Gesundheitssystems, Arbeitsausfall, Folgen psychischer
Probleme, usw. Wenn dies auch sehr weit gefasst erscheint,
wenn es mit dem Gebrauch von ESL in Zusammenhang steht,
muss dies betrachtet werden.
---> Früher erschien es ratsam, das Licht
bei Verlassen eines Raums auszuschalten. Heute wird
es mit Rücksicht auf die begrenzte Schaltfestigkeit
von ESL bewusst brennen gelassen. Wie wirkt sich diese
schleichende Umerziehung im Energiebewusstsein
der Verbraucher denn letztendlich noch aus?
---> Bei der Weiterentwicklung von Glühlampen
sind im Prinzip noch enorme Fortschritte möglich.
So kann etwa die Haltbarkeit derart weit gesteigert
werden, dass sich allein hiermit der Abstand zur ESL
weitgehend aufholen ließe.
Diese Entwicklung wurde von den großen Lampenherstellern
bewusst unterdrückt, weil damit der Absatz eingebrochen
wäre. Seit dem Zweiten Weltkrieg bis heute hat
das internationale Glühlampenkartell die Haltbarkeit
einer normalen Glühlampe auf 1000 Stunden festgelegt
("Die Zeit" in der Rubrik "Stimmts?").
- Dieter Binninger erfand eine Glühlampe, die sagenhafte
150.000 Stunden brannte, bei knapp 50% mehr Stromverbrauch.
Wäre er nicht auf rätselhafte Weise mit seinem
Privatflugzeug abgestürzt, als er 1991 die DDR-Firma
Narva zur Produktion seiner Erfindung übernehmen
wollte, wer weiß, ob seine nächste Erfindung
schon den Stromverbrauch gesenkt hätte -.
Die heute durchgepeitschte Fixierung auf die ESL verhindert
aber eine Weiterentwicklung der Glühlampe.
---> Wie auch Ökotest bemerkt, wird bei
der Glühlampe 95% der Energie nicht in Licht
sondern in Wärme umgewandelt. Kritiker bezeichnen
diese Energie als verloren.
Jedoch: Wenn die Glühlampe in der Wohnung
brennt, ist auch die Wärme in der Wohnung, was
für Bewohner mindestens während 10 Monaten
im Jahr eine willkommene Erscheinung ist. Ohne hier
jetzt für eine herkömmliche Stromheizung mit
ihrer miserablen Umweltbilanz plädieren zu wollen,
bleibt aber festzustellen:
In Haushalten, die ohnehin mit Strom heizen, kann die
Glühlampenabwärme zu 100% der Heizungsenergie
zugerechnet werden. Würden hier ESL eingeschraubt,
müsste die Stromheizung entsprechend mehr leisten.
In Passivhäusern und anderen sehr gut gedämmten
Räumen genügt die Glühlampenwärme
an vielen Tagen im Herbst und Frühjahr als einzige
Heizungsquelle. Die reguläre Heizung kann ausgeschaltet
bleiben, was einen nicht zu unterschätzenden Umweltvorteil
bedeutet.
Wird, neben einer intensiven Solarenergienutzung, nur
relativ wenig Wärmeenergie zusätzlich gebraucht,
kann eine Ministromheizung insgesamt umweltfreundlicher
sein, als eine Heizung, die vor Ort Energieträger
verbrennt.
Deshalb besitzen viele hochgedämmte moderne Häuser
oft auch gar keine andere Heizmöglichkeit.
Da hochgradig wärmegedämmte Behausungen nicht
nur aus Klimaschutzgründen, sondern zunehmend auch
aus finanziellen Gründen Beachtung finden, werden
sie in Zukunft wohl vermehrt ausgeführt werden.
Deshalb wird auch die altbekannte Glühbirne hier
eine neue Berechtigung finden.
Selbst
die Lampenhersteller räumen ein, dass die ESL
nur eine Übergangslösung darstellen, weil
etwa mit LEDs noch weit mehr Stromersparnis möglich
ist.
Auch die Atomkraft wird oft als Übergangslösung
bezeichnet, weil die regenerativen Energien noch entwickelt
werden müssten.
Dass hier die "Übergangslösung"
für eine große und im Grunde überflüssige
Verseuchung sorgt, ist jedem nachhaltig denkenden
Menschen bewusst. Umweltschützer fordern das schnelle
Begraben dieser "Übergangslösung"
und effektivere Anstrengungen zur Verbreitung der Lösung
danach, der regenerativer Energiequellen. Von Interessengruppen
jedoch, die an der "Übergangslösung"
Atomkraft verdienen, wird der zügige Übergang
planmäßig verschleppt.
Dass aber im Falle der Energiesparlampen die Verseuchung
mit Quecksilber ebenfalls eine überflüssige
Bürde einer sogenannten Übergangslösung
ist, die hauptsächlich dem Füllen von Taschen
bestimmter Interessengruppen dient, wird von vielen
im Lager der Umweltschützer noch verdrängt.
Auf
utopia.de dem Portal für nachhaltigen Konsum
wurde auch heftig auf Ökotest eingedroschen.
Es ist schon enttäuschend zu sehen, dass auch Leute,
die einen nachhaltigen Konsum für sich reklamieren,
oftmals nicht die Notwendigkeit zu ökologisch vernetztem
Denken erkennen und die entsprechend angemessene Konsequenz
vermissen lassen.
Manche Lohas, so könnte man meinen, sind vielleicht
sogar deshalb sauer, weil sie beim Thema Beleuchtung
die gefundene Lösung mittels Energiesparlampen,
als Gewissensberuhigung schon glaubten abhaken zu können,
und jetzt wurde sie unbequemerweise wieder ins Rampenlicht
gestellt.
Letztendlich
und in der momentanen Phase, wo eine wirklich nachhaltige
Lösung in der Beleuchtungsfrage noch aussteht,
muss die Gesellschaft darauf drängen, dass die
Politik den absehbaren Schaden durch die massenhafte
Verbreitung der Übergangslösung Energiesparlampe
so weit wie möglich einschränkt.
Ein strenges Pfandsystem, ähnlich wie bei
Autobatterien, müsste sofort beschlossen werden.
Es könnte verhindern, dass Quecksilber in die unsachgemäße
Entsorgung und damit in die Umwelt gelangt.
Ich halte ein Pfand in Höhe von 5 Euro pro Lampe
für angemessen, bzw. dürften neue Lampen nur
erworben werden können, wenn dafür verbrauchte
zurück gegeben werden.
Am
besten wäre natürlich, wenn wie schon gesagt
die wirkliche Summe aller Schadkosten ermittelt,
beziffert und auf den Preis der Energiesparlampen
aufgeschlagen würde. Mit der Glühlampe
müsste man ebenso verfahren und bekäme dann
eine objektive Möglichkeit beide Beleuchtungsmittel
unter nachhaltigen Gesichtspunkten miteinander zu vergleichen.
Aber es soll nach dem Willen der hohen Politik anders
kommen:
Ab 2009 werden Glühlampen in der gesamten EU verboten,
weil sie zu viel Energie bei Erfüllen ihres Zwecks
verbrauchen.
Wieso wird nicht mit dem gleichen Argument die PKW-Oberklasse
verboten?
Auch mit einem Kleinwagen, der nur ein Fünftel
des Sprits verbraucht, lässt es sich von A nach
B kommen. Ja, und Kleinwagen geben, analog betrachtet,
auch kein Quecksilber oder vergleichbare Schadstoffe
im Gegensatz zu ihren großen Produktverwandten
ab. Hier im Fahrzeugsektor aber ist allenfalls eine
umweltpolitisch unwirksame Verteuerung für große
Spritschlucker geplant, jedoch kein Verbot.
Wieso denn auch, denkt der Zyniker, der Normalverbraucher
kann ja unter dem neuen blauen Lampenlicht der Zukunft
still dahinfunzeln. Hauptsache ist doch, die hohen Herren
der großen Lampen- und Energiewirtschaft und die
Darsteller auf der Bühne der Klimapolitik können
sich beim Hetzen zwischen "wichtigen" Terminen
auf deutschen Straßen mit ihren durstigen Karossen
weiterhin so richtig austoben.
Und
noch eine zynische Bemerkung:
Wenn dann nach dem Glühbirnenverbot in den deutschen
Privathaushalten tatsächlich etwas weniger Strom
verbraucht werden sollte, die Stromkonzerne also etwas
weniger produzieren müssen und somit einige CO2-Zertifikate
frei bekommen, können diese ja dann an einen anderen
energieverbrauchenden Konzern verkauft werden, welcher
dann genau diejenige Menge CO2 mehr erzeugen darf, welche
zuvor von den Verbrauchern mit den neuen Lampen eingespart
wurde.
So funktioniert eben Politik: Der Wasserkopf handelt,
und doch bleibt alles beim alten.
Zum
Thema siehe auch Report-München im Jan09
: Teuer,
sinnlos, gefährlich, Forscher warnen vor EU-Glühbirnenverbot
CCR