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Appell aus der Zukunft - ein Zwischenruf

Die nachfolgenden Generationen haben heute keine Lobby.
Was würden sie uns Gegenwartsmenschen, die wir ihre natürlichen Lebensgrundlagen mit unserer Art zu Wirtschaften zerstören, wohl sagen wollen, wenn sie könnten?


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Etliche Jahre ist es jetzt schon her, dass ich Herbert Rosendorfers Roman "Briefe in die chinesische Vergangenheit" verschlungen habe. Kao-tai, ein chinesischer Mandarin, der im 10. Jahrhundert mit Hilfe einer Art Zeitmaschine ins München der 1980er Jahre gereist ist, berichtet seinem zuhause gebliebenen Freund Dji-gu in köstlichen Formulierungen und mit unumstößlicher Distanz, mal spöttisch, mal entsetzt, über die Gewohnheiten, Merkwürdigkeiten und Dekadenzien in der fremden Gesellschaft der Zukunft, seiner Zukunft.
Sicherlich, hinter Kao-tai steckte Rosendorfer, der uns mit den drastischen Beschreibungen einen Spiegel vorhalten wollte, damit wir erkennen, damit wir relativieren, damit wir als Betriebsblinde, köchelnd im eigenen Saft, ja vielleicht auch aufwachen und dann, wieder bei Sinnen, ein Stück weit Abstand nehmen können.

Seither beschäftigt mich die Frage nach einer anderen, noch naheliegenderen Anwendung der genialen Idee, Texte aus der Zukunft in die Vergangenheit zu schicken. Immerhin haben mittlerweile Vergangenheit und Zukunft sehr viel miteinander zu tun, nicht wie bei Kao-tai und seiner fernen Heimat, etliche Jahrhunderte vor einer Industrialisierung.
Die auf uns heutige Menschen folgende Zukunft ist in allen wesentlichen Prägungen, in den positiven und sehr viel mehr noch in den negativen, das Resultat der Vergangenheit, also unserer Gegenwart. Demnach wäre es durchaus sinnvoll und schlüssig, wenn die Zukunft mit ihrer Vergangenheit in Kontakt treten wollte, und dies in ähnlich aktiver Weise, wie in der Handlung des Schwarzenegger-Blockbusters "Terminator 2", wo aus der Zukunft heraus ein Beschützer in die Vergangenheit entsandt wird, um den späteren Retter der Menschheit im Kindesalter vor der Ermordung zu bewahren.
Wenn man von den Einwendungen zu diesem Szenario, von der naturwissenschaftlichen Unmöglichkeit, der Unverträglichkeit mit jeder Rationalität einmal absieht, wäre doch auch in unserem realen Falle die Überlegung nicht vollständig absurd, die Geschehnisse unserer Gegenwart aus der Zukunft heraus von einer, für die spätere Zivilisation katastrophalen Entwicklung abbringen zu wollen.

Meldungen über neue Grausamkeiten an den natürlichen Lebensgrundlagen sind doch mittlerweile alltäglich, und sicherlich ist nicht nur mir in den letzten Jahrzehnten wiederholt der Gedanke durch den Kopf gegangen, wie die Leute in der ferneren Zukunft dies, uns Verantwortlichen gegenüber, kommentieren würden.
Welche eindringlichen Appelle würden sie, wenn sie es könnten, an uns richten, an uns, die Handelnden im Jahre 2017, die wir Tag für Tag, als Kollateralschaden und vermeintlich notwendiges Übel unseres industriegesellschaftlichen Wohlstandes, vielleicht mit zunehmender Wehmut und schlechtem Gewissen, ein weiteres Stück jener Umweltbedingungen zerstören, die für ein menschenwürdiges Leben unserer XXXUr-Enkel unverzichtbar sind, egal ob wir nun die Zerstörung aktiv betreiben, sie mittelbar verursachen und in Kauf nehmen, oder sie ohne Widerspruch dulden.

Wen lassen die alltäglichen neuen Horrormeldungen und die nichts Gutes versprechenden Tendenzen denn schon kalt? Unvermindert wird die Beschädigung der Biosphäre betrieben, der Landstriche, wo Menschen leben, der Böden, auf denen sie ihre Nahrung anbauen müssen, und der Meere. Gewohnte Niederschläge bleiben aus oder bekommen sintflutartige Dimensionen, Küstenregionen werden überschwemmt, Böden sind großflächig versalzt, und die Vermüllung des Planeten schreitet unvermindert fort. Wer sorgt sich nicht angesichts der Auflösung gewachsener Kulturen und zivil-gesellschaftlicher Lebensformen, der fundamentalen Verwirrung junger Menschen mittels einer Diktatur aus neoliberalistischen Bildungsprioritäten und Konsum-Moden, der faktischen Abschaffung formulierter Menschenrechte zu Gunsten westlich-ökonomischer Interessen, oder der Verwüstung ärmerer Erdteile durch Wirtschafts- und Bürgerkriege?
Es erzeugt einen Grundteppich aus beklemmender Besorgnis unter den Füßen, wenn man es nicht schafft, das Resultat der durchgespielten emotionalen Hochrechnungen, - "Wehe, wenn ich auf das Ende sehe"-, von sich fern zu halten.

Dazu kommt der eigentlich völlig nutzlose Zorn über das Verhalten so vieler Mitmenschen, die Zusammenhänge nicht sehen können oder wollen, die meinen, dass es den eigenen Kindern einmal besser gehen soll und dabei gleichzeitig ihren Enkeln die Hölle vorbereiten.
Was geht etwa im Kopf des Nachbarn vor, der alle zwei Wochen seinen 19-PS-Aufsitz-Mäher besteigt, um von ihm, mit einer "MickyMaus" der Schutzklasse 3 auf den Ohren, den freien Oberkörper seines 120-Kilo-Leibes zwei Stunden lang über das Gelände chauffieren zu lassen. Danach, wenn das Getöse, ähnlich einem Bundeswehrhubschrauber vor dem Start, verstummt ist, liegt bei windstillem Wetter eine blaugraue Dunstwolke und ein Geruch aus Abgasen, Benzin, zermustem Gras und zermatschten Insekten über dem Tal und sagt mir: "Für die nächste Zeit kannst du drinnen weiter machen." Oder die Gemeinderäte unseres Ortes, welche die paar 100 Meter zum Sitzungssaal regelmäßig mit dem Auto zurücklegen, wobei schon das Herausholen aus der Garage und das Hineinstellen mehr Zeit in Anspruch nimmt, als es der Fußweg täte. Oder der alte Landwirt, der mit einem Raummeter Brennholz auf der Ackerschiene seines Traktors aus dem Wald gekommen ist und während des Abladens sein Radio aufdreht, weil der routinenhaft laufen gelassene Dieselmotor es sonst übertönt.

Es ist ja richtig, dass man bei sich selbst anfangen soll. Wie heißt es bei Mahatma Ghandi: "Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt!" Nur, was nützt es dem Großen und Ganzen, das eigene Leben seit langem schon in Bescheidenheit, weitgehendem Konsumverzicht, phantasievoller Selbstversorgung, routinierter Eigenarbeit, immer neuen Recyclingkünsten und in statistischer Euro-Armut zu führen, wenn man ständig erkennen muss, wie sich die riesige Mehrheit gedankenloser Zeitgenossen vom allgegenwärtigen Profitapparat mit verlässlicher Perfektion zu maximalem Verbrauch endlicher Ressourcen bewegen und zur politischen Legitimation ebenjener Machtstrukturen überreden lässt, welche die Notwendigkeit zur Aufrechterhaltung dieses Verbrauchs wie eine Religion predigen. -

Da passierte es:
Als ich vergangene Woche im Gartenschuppen die Sense zum Mähen holen wollte, entdeckte ich im Seitenfach meines Dengelhockers, dort wo sich normalerweise das Schmirgelpapier befindet, mit dem ich die Metallfläche an der Schneidkante des Sensenblattes mattiere, um das Auftreffen der Hammerschläge besser zu sehen, diesen zusammengefalteten Pack von Textblättern aus ungewohnt weichem, aber festem Papier. Sie waren mit der gleichen Druckschrift beschrieben, die ich auch am PC verwende, doch schienen die Buchstaben nicht ganz gleichmäßig zu sein, fast schon wie von ruhiger Hand auf das Blatt gemalt.
Der Verfasser stellte sich mit Namen Viro vor. Er sei über eine seltsame Begebenheit in den Besitz des Zeitreisekompasses von Kao-tai gekommen, welcher die Sendung von Schriftstücken in die Vergangenheit ermögliche. Seinen Text habe er meinen Verständnismöglichkeiten angepasst und schreibe aus dem Jahre 2164.
Die Verhältnisse unserer heutigen Zeit schienen ihm detailliert geläufig zu sein. Er berichtete, in seiner Kultur besäße die historische Geschichtsschreibung einen hohen Stellenwert, vor allem die letzten 250 Jahre, in welchen die ökonomischen Mechanismen wirken konnten, die zur drastischen Entwertung seiner Gegenwart, rund 150 Jahre von uns entfernt, geführt haben.
Ein Absatz aus Viros Text kommt einem leidenschaftlichen Appell anlässlich der politischen Situation gleich, die sich nach der letzten Bundestagswahl ergeben hat. Die wichtigsten Passagen daraus möchte ich hier wiedergegeben:

"Liebe Vorfahren,
die ihr mitten in der Zeit der großen Irrtümer lebt, in der sich kaum ein Mensch Vorstellungen über die wirkliche Zukunft macht und in der ihr aber alle entscheidenden Weichen dafür stellt, welche Möglichkeiten uns, lange nach euch, zur Führung unseres Lebens noch verbleiben werden.

Immer wenn ihr versucht, euch die Zukunft auszumalen, wird daraus lediglich eine Hochrechnung eurer aktuellen technikbestimmten Realität, eures von Geräten, Maschinen und Algorithmen und von überbordendem Energie- und Rohstoffverbrauch geprägten Alltags, ein an Wissenschafts-Fiktionen, ökonomische Wunschvorstellungen und erfundene Romaninhalte angelehntes Bühnenbild, vor dem ihr dann in befremdlich karikaturenhafter Inszenierung uns Menschen der Zukunft auftreten lasst, wie es euch beliebt.

Wenn ihr etwa von selbstfahrenden Autos schwärmt, von Robotik-Einsatz bis in die ureigensten Bereiche menschlicher Geschicke hinein, von Smart-Home und der vollautomatisierten Selbstorganisation eures Tagesablaufs, von der Industrie 4.0 und der totalen Abschaffung menschlicher Arbeitskraft aus der Produktion, von ungeahnten Möglichkeiten das Erbgut von Lebewesen zu verändern und von anderen modernistischen Spekulationen, oder auch wenn ihr euch vor all dem fürchtet und meint, dies käme wie ein Verderben bringender Tsunami, vor dem es kein Entrinnen gibt, beschäftigt ihr euch doch nur mit der Endphase eurer eigenen Gegenwart.

Glaubt mir, die wirkliche Zukunft ist völlig anders, als es sich euer rauschhaftes Zu-Kurz-Denken, euer Hunger nach immer neuen Exzessen des digitalistischen Fortschritts und euer Liebäugeln mit vermeintlich totaler Versorgtheit und Bequemlichkeit ausmalen kann. Täglich füllt dieser kollektive Irrtum Tausende Seiten und Sendestunden eurer Medien und ist Hauptthema der Inhalte des allgemeinen Palavers in eurem weltumspannenden Internet.

Wie können eure Zeitungen und Rundfunkanstalten diese Verfälschung der Zukunft nur so routiniert aufrecht erhalten, wo sie sich doch vehement gegen Falschnachrichten zur Wehr setzen wollen? Die Zukunft wird weitgehend das Resultat eurer Zerstörungen sein, bestehend aus einem traurigen Konvolut aus Resten, aus dem Zwang zur Akzeptanz eines Zustands verlorengegangener Chancen und der schwermütigen Erinnerung an eine ferne helle Zeit davor. - Können dies eure Medien nicht erfassen oder wollen sie nicht? Was hält sie davon ab, in der Zukunft mehr als nur die nächsten drei Jahrzehnte zu sehen?
Wer unter euch fragt sich schon, wie die Gegenwart jener Menschen aussehen wird, die in 100 Jahren auf dem gleichen Planeten leben müssen, oder in 200 Jahren? Wem unter euch ist es aufgefallen, dass wir vielleicht sogar euer "eigen Fleisch und Blut" sind, wie manche von euch es zu sagen belieben, oder dass wir möglicherweise in derselben Straße wohnen könnten, wie ihr?
Man muss in eurem Jahr 2017 doch wirklich kein Hellseher sein, um nach objektiver Betrachtung des düsteren Zustandes der natürlichen Lebensgrundlagen und aus der ebenfalls erkennbaren Wahrheit, dass eure Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft keinerlei wirkliche Kursänderung einschlagen, gewahr zu werden, dass die Katastrophe unmittelbar vor euch oder spätestens vor euren Kindern liegt, ja dass ihr die ersten Stolperschritte hinein schon gegangen seid.

Tatsache ist doch, und dafür könnte ich ungemein deutliche Belege aus meiner Zeit vorlegen: Jede auf Ressourcenverbrauch, auf Vernichtung endlicher Bestände beruhende "Normalität" wird verschwinden. Auch eure Normalität aus materiellem Wohlstand und Konsum steht vor dem Aus, ihr wollt es nur nicht wahrhaben. Stattdessen lasst ihr euch schon fast dankbar vom allgegenwärtigen Apparat betäuben, der alles am Laufen hält, und von seinen Protagonisten und Helfershelfern, die unablässig euren Verstand bearbeiten und eure Hoffnung mit Seifenblasen erfüllen.

Sie haben Hochkonjunktur, eure Beschwichtiger, Relativierer, Bedenkenträger und die "Ja, aber"- Jongleure, die zwar wohlwollend zugestehen, dass die allgemeine Zerstörung im Gange ist, denen aber trotzdem niemals die Forderung über die Lippen käme, alle für die natürlichen Lebensgrundlagen schädlichen Prozesse einfach zu beenden. Stattdessen dürfen sie, als Fachleute geadelt, öffentlich vor den "Gefahren" jedes noch so kleinen Ausstiegs warnen und über Absurditäten wie die angebliche Vereinbarkeit von Bewahrung und Zerstörung sinnieren.

Für uns Menschen der Zukunft hat es in erster Linie etwas gespenstisches, wenn wir eure öffentlichen Diskussionen nachverfolgen, die, mehr oder weniger subtil, nur die Aufrechterhaltung der Spielregeln eurer Gesellschaftsordnung und ihrer Strukturen rechtfertigen sollten. Sie waren geprägt von großen verbalen Begriffs-Gesten wie Marktwirtschaft, Globalisierung, Umweltpolitik, Demokratie, Arbeitsplätze, Gerechtigkeit, Freiheit, Sicherheit und anderen seltsam im Abstrakten verharrenden Idealen eurer Zeit.

Diese schier unantastbaren Formeln bestanden überwiegend aus hellem Schein, den die Repräsentanten eurer Wirtschaftsordnung regelmäßig in Reden aufblitzen ließen, während die Inhalte konserviert blieben und ihre Interpretation bestimmten Leuten vorbehalten war. Dabei kam es auf Schlüssigkeit oder Übereinstimmung mit der Realität gar nicht an. Es genügte allein die schiere Masse der Befürworter und Nachredner, um die groteske Absurdität dieses aufgeführten Schlagwort-Theaters zu verschleiern.
Uns, die wir eure Zerstörungs-Ökonomie und ihre Strategien der gesellschaftlichen Durchsetzung im Nachhinein studiert und analysiert haben, blieb es schließlich überlassen, dieselben Begriffe mit lebendigen Inhalten zu füllen. Deshalb sage ich euch: Die Akteure eures Begriffs-Theaters sind ebenso unglaublich überfordert, wie auf ein Blatt Papier gezeichnete Tierchen, die über die dritte Dimension referieren.

Eure Ökonomen, eure Wirtschaftsverbände und eure Parteien konstatieren unablässig ihr Bekenntnis zur Marktwirtschaft und vermeiden es dabei tunlichst, deren Grundprinzipien zu beachten, geschweige denn diese umzusetzen. Von einer Marktwirtschaft kann doch nur dann die Rede sein, wenn sämtliche Folgen und Begleitumstände einer Produktion oder Dienstleistung, ob nun unmittelbar oder mittelbar, ob direkt erkennbar oder in indirekter, zeitlich oder räumlich verschobener Konsequenz, auch wirklich vollständig und ausnahmslos in die jeweiligen Preise einfließen.
Nur wenn nichts außen vor bleibt, wenn niemand sein Produkt durch die Externalisierung ungünstiger Komponenten beschönigen kann, wenn aus den Preisen die volle Wahrheit spricht, kann der marktwirtschaftlich Prozess objektiv wirken und das gesellschaftliche Optimum hervor bringen.

Nur weil eure Wirtschaft die wirkliche Marktwirtschaft gescheut hat, wie der Teufel das Weihwasser, konnte sie auch die zynische Idealisierung der Globalisierung, wie sie die über alle irdische Grenzen erhobene Übergriffigkeit ökonomischen Frevels nennt, weitgehend kritiklos umsetzen und über die westliche Welt verbreiten. Nur durch die Unterschlagung der allermeisten Kostenkomponenten von Transporten, von prekären globalen Produktionsbedingungen, sozialen Verwerfungen und der Müll- und Giftstoffproblematik in Herkunftsländern und Bestimmungsregionen, konnte der massenhafte Handel mit Waren über weitere Strecken überhaupt zu einer Option und zur schlagenden Realität werden.

Zu keiner Zeit ist euer ökonomisches System eine wirkliche Marktwirtschaft gewesen. Immer bestand das gewohnte Geschäft eurer westlichen Wirtschaft, gewissermaßen die Grund-Disziplin, im Prinzip aus nichts anderem, als fossile Energieträger und Bodenschätze aus dem Boden zu holen und sie in Treibhausgase und Abfälle zu verwandeln.
Die Effekte dazwischen, wie Warenproduktion und Konsum, Unternehmensgewinne, materieller Wohlstand, Staats- und Sozialbereichsfinanzierung, usw., die ja ausschließlich euch als einem winzigen Teil der Menschheit, und dazu noch nur wenigen von euch nutzten, und auf die ihr euch so viel einbildet, sind bei längerfristiger, also über mehrere Generationen angestellter Betrachtung, extrem kurzlebig und unbedeutend. Sie können, in menschheitsgeschichtliche Dimension gestellt, als Strohfeuerereignis vollständig vernachlässigt werden. Als Ergebnis bleibt in der großen Bilanz allein die von euch angerichtete Zerstörung übrig.

Eine weitere Groteske ist eure sogenannte Umweltpolitik. Hierin fasst ihr, parallel zur unvermindert ablaufenden Zerstörung, die Regungen eures schlechten Gewissens zusammen. Wie der Alkoholiker, der sich Wasser in den Schnaps füllt, ihn sich in kleineren Gebinden kauft, der auf biologisch erzeugten Likör wechselt oder nur noch drei, statt acht Flaschen Cognac im Küchenschrank bevorratet, betrügt ihr euch mit Absichtserklärungen und Green-Washing, mit der Einrichtung untergeordneter Schutzräume, mit Subventionierungen als Handlungsbeweis, mit der Beschwörung von Emissionsgrenzen und mit Verlagerungen auf minimal weniger schädliche Techniken. Und selbst das noch wird von jenen eurer Wortführer bedroht, die warnen, zu viel Umweltschutz könnte die Wirtschaft schädigen und würde zu hohe Kosten verschlingen.
Geht euch da nicht ein Licht auf, angesichts der schreienden Unvereinbarkeit? Umweltpolitik soll die Bewahrung vor Zerstörung sein, nur ist die Ausbeutung und damit die umfassende Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen die wichtigste Profitquelle eures Systems. Und was die sogenannten "Kosten des Umweltschutzes" angeht: Warum lasst ihr euch nicht auf den banalen Schluss ein, dass schlichtes Aufhören mit der Zerstörung eigentlich gar nichts kostet und lediglich die gewohnten Profite ausfallen? Es gäbe allerdings eine gewisse Zeit der Umstellung und Gesundschrumpfung. - Doch diese als unumgänglich zu akzeptieren, hattet ihr nicht den Schneid.

Wieviele Beispiele für euren fortgesetzten Selbstbetrug braucht ihr denn noch? Nehmen wir nur den unter euch gerade angesagten Modeschadstoff Kohlendioxid, obwohl es neben ihm noch Tausende andere zukunftsschädigende Stoffe zu betrachten gäbe. Eure Umweltpolitik weist ihm über die sogenannten Emissions-Zertifikate ein Schadenspotenzial von nur 6 Euro pro verursachter Tonne zu, wo die tatsächlichen Schäden aber in der Größenordnung von annähernd 2000 Euro/Äquivalenz 2017 liegen.
Auch wenn euch diese Zahl schockiert, die so ganz und gar nicht mit den Angaben eurer Wissenschaftler übereinstimmt, sie ist das Ergebnis unserer Berechnungen und erstellt von Leuten, die im Gegensatz zu euch keinerlei Grund hatten, irgendetwas zu beschönigen oder im vorauseilendem Gehorsam vor Geldgebern und Chefs Erwartungen zu erfüllen. Sie enthält nicht nur die Schäden durch den Klimawandel in Form von Verlusten an Lebensräumen und früherer Möglichkeiten, die allein ihr ja schon viel zu gering und über viel zu kurze Distanzen hinweg schätzt. Nein, sie enthält auch Kalkulationen zu anderen finanziellen Dimensionen, wie Fragen zu Folgen der Folgen von Folgen, zu Wechselwirkungen, die ihr nicht wahrhaben wollt, zu Verlusten, die euch nicht auffallen, und Erkenntnisse aus Vergleichen von "Was-wäre-wenn-Szenarien", die euer beschränkter Horizont euch nicht erlaubt hat.

Insofern könnten wir fast schon bitterlich lachen über die Show-Auftritte eurer Politiker anlässlich sogenannter Klimakonferenzen, über das bitterbrave Wohlwollen der ahnungslosen Medien danach, über das raunende und anbiederische Gefasel von Wissenschaftlern und Umweltorganisationen, hier wäre etwas Wichtiges beschlossen worden, und über die Aufregung und die Selbstgerechtigkeit danach, wenn ein US-Präsident verkündet, klimapolitisch keine Absicht erklären zu wollen.
Überhaupt: Was nützt denn eine Schadstoffbegrenzung, wenn sie nur die zusätzlichen und permanent periodisch verursachten Mengen betrifft? Was hatte es dem Mann genützt, der Ziegelsteine sammelte und sie auf dem Dachboden lagerte? Als ein Freund ihn warnte, die vertretbare Deckenlast sei schon überschritten, beschloss er, nur noch 10 Steine pro Woche nach oben zu schaffen, statt 20. - Seid ihr wirklich unfähig zu erkennen, wie man euch betrügt?

Und dann wünschen sich eure Politiker, Unternehmensführer und Wissenschaftler noch mehr Wachstum des Ganzen, mehr von dem, was ihr Wirtschaft nennt.
Seht ihr nicht, dass inzwischen sämtliches Handeln innerhalb eures wirtschaftlichen Systems in immer weiter steigenden Maße Zerstörung verursacht? Bemerkt ihr nicht, dass ihr mittlerweile mit jeder kleinen Einheit eurer Gewohnheiten, mit jedem Detail eures alltäglichen Tuns Hand an die natürlichen Lebensgrundlagen legt?
Sobald ihr morgens aufsteht, ja sogar schon bevor ihr das tut, wird nur für euch Kohlendioxid freigesetzt, Rohstoffe verbraucht und Abfall hinterlassen. Alle Produktion und jede Dienstleistung eurer Zeit ist von dieser Notwendigkeit durchdrungen, wie die Gliedmaßen der Lebewesen von Adern und Blut. Ohne die kostenfreie Zerstörung, ohne die Möglichkeit der Abwälzung von Schadkosten auf Dritte, - ein Phänomen, das sich über Jahrzehnte hinweg in eurer Ökonomie zum ersten Produktionsfaktor herausgebildet hat -, ist für euch so gut wie nichts mehr umsetzbar. Was ist die Forderung nach Wachstum eurer Form von Wirtschaft denn anderes, als die Forderung nach Ausweitung des großen destruktiven Prozesses?

Als ob dies noch nicht genügt, behaupten eure Mächtigen sogar, dass Maßnahmen zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen "Arbeitsplätze" gefährden. So nennt ihr die Stätten, an denen Menschen Geld dafür gezahlt wird, dass sie ihr Geschick und ihre natürliche Erschaffungskraft zum Wohle des Wirtschaftssystems auf meist sehr spezialisierte, einseitige und wenig selbstbestimmte Art und Weise einsetzen. Hier müssen sie den größten Teil ihrer Lebenszeit verbringen, weil sie sonst von gesellschaftlichem Leben weitgehend ausgeschlossen sind.
Jene unter euch, welche es auf ihren Arbeitsplätzen besonders gut verstehen, die Möglichkeit zur Auslagerung von Schäden auf Dritte für Profite zu nutzen, adelt ihr gar noch mit dem Titel "Leistungsträger der Gesellschaft".
Andere Arbeit, die einfache Strukturen nutzt, die vielleicht ebenfalls aus hoher geistiger Qualität entspringt und aus handwerklichem Geschick und die sehr viel weniger Schaden an der Zukunft anrichtet, dem System aber wenig dienlich ist, bezahlt ihr nicht, auch wenn sie den Menschen nützt und ihren Alltag bereichert. So unterstützt auch euer Geldsystem, eure von oben gesteuerte Verteilung finanzieller Möglichkeiten für die Einzelnen, die Zerstörung der irdischen Reichtümer.

Lasst es euch doch einmal auf der Zunge zergehen: Die Zerstörung zukünftiger Lebensmöglichkeiten soll also die erste Voraussetzung für genügend "Arbeitsplätze" sein? Wie anders soll man es noch formulieren, damit ihr den Betrug dahinter erkennt?
Seht es doch mal so:
Es gibt im Grunde nur zwei produzierende Kräfte, die technische und die menschliche Arbeitskraft. Die erste wird von eurer wirtschaftlichen Irrlehre systematisch idealisiert. Nahezu alle Schäden an unseren natürlichen Lebensgrundlagen, die ihr Einsatz in Produktion und Dienstleistung verursacht, hält das System peinlichst aus den Preisen der erzeugten Produkte heraus.
Die andere aber, die menschliche Arbeits- und Geisteskraft, wird dagegen hoch besteuert und mit allerlei sonstigen Abgaben, Vorschriften, Auflagen, Bedingungen und mit dem Zwang zur Alimentierung obskurer Verbände und Wasserköpfe drangsaliert. Arbeit für Menschen kann aber nur dann entstehen, wenn dieser zutiefst ungerechte Wettbewerb korrigiert worden ist.

Auch das, was ihr unter den gewogenen Begriffen Gerechtigkeit, Freiheit und Sicherheit versteht, ist weitgehend auf euer enges System bezogen und betrifft allein eure Interessen. Wieviel Freiheit und wieviel Sicherheit, so will ich einwerfen, bleibt uns Menschen der Zukunft in zerstörten natürlichen Lebensgrundlagen denn noch übrig?
Welch ein Hohn ist es, wenn ihr das Wort Gerechtigkeit in den Mund nehmt. Euer edles niedergeschriebenes Grundgesetz, eure Verfassung, in der Theorie so wertvoll, lasst ihr für uns, für die kommenden Generationen, nicht gelten:
Entgegen Artikel 2, Absatz 1 führt die Art der freien Persönlichkeitsentfaltung innerhalb eures Wirtschaftssystems, euer Konsum, eure Mobilität, euer Lebenswandel, zur massiven Verletzung unserer Rechte. Entgegen Artikel 2, Absatz 2 ist unser Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit in einer Welt aus zerstörten Lebensgrundlagen faktisch abgeschafft. Artikel 3, Absatz 3 nennt menschliche Eigenschaften, für die niemand benachteiligt werden darf. Aber ist unser später in der Geschichte stattfindendes Leben, rund 150 Jahre nach euch, nicht ebenfalls eine Eigenschaft, für die wir nichts können und die in diesem Artikel sinngemäß enthalten ist? Entgegen Artikel 14, Absatz 1 gestattet euer Wirtschaftssystem es euch, uns alles zu rauben, dessen ihr habhaft werden könnt, ohne dafür auch nur die geringste Entschädigung zahlen zu müssen. Und Artikel 20a verweist lediglich auf eventuelle Gesetze zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen, deren Verabschiedung als Voraussetzung für eine Anwendung euer Gesetzgeber aber tunlichst unterlässt.

Habt ihr den Gerechtigkeitsbegriff jemals als mehr verstanden, als eine pflichtgemäße Überschrift, nach deren vollmundiger Beteuerung sich die Inhalte dann nach Belieben anpassen lassen? Habt ihr mit Blick auf euren verantwortungslosen Lebensstil jemals überlegt: "Wie konnten wir so weit kommen?"
Wollt ihr der Zukunft auch die Aufarbeitung eurer dramatischen Ungerechtigkeiten überlassen? Was hält euch davon ab, die entscheidendste Frage eures Jahrhunderts zu stellen: Wieso beging die Welt-Gesellschaft, während sie sich noch mit der Frage beschäftigte: "Wie konnte Auschwitz geschehen?", gleichzeitig das nächste Menschheitsverbrechen? Wieso blieb die Empörung über den bürokratisch organisierten Mord an 6 Millionen Menschen derart folgenlos, dass man die bürokratisch organisierte fahrlässige Tötung an vielen 100 Millionen begann und Jahrzehnte lang betrieb?
Welches Licht wirft dies letztlich auf eure viel gepriesene Demokratie? Ist es nicht wesentlich schlimmer, wenn eine bürgerliche Bevölkerung in dieser als ach so frei idealisierten Staatsform zu einer opportunistischen Masse williger Vollstrecker des kollektiven Verbrechens wird, als wenn dies in einer Diktatur geschieht? Muss eure Form der Demokratie, die ja eine von Interessen-Gruppen und deren Medieneinfluss gelenkte Demokratie, in Wahrheit also eine Oligarchie ist, damit in der Zeitgeschichte nicht ebenso geächtet werden wie die Diktaturen des 20. Jahrhunderts?

Wie naiv ihr doch seid, wenn es nur um die für euch schon fast greifbare nahe Zukunft geht. Dass all eure so dringend benötigten Bodenschätze früher oder später verbraucht sein werden, wisst ihr doch.
Und genauso gut könnt ihr euch denken, dass vorher eine Zeit der Rohstoffknappheit kommen muss, mit Verteuerungen, mit riskanter werdenden Transporten der Stoffe zu euren Fabriken, mit neuen Möglichkeiten für das organisierte Verbrechen, mit politisch ausgefochtenen Verteilungskämpfen, ja mit gewaltsamen Auseinandersetzungen, mit zunehmenden innenpolitischen Problemen, mit Radikalismus rechter und religiöser Vereinfacherer und mit Auswirkungen massiver Verweigerungshaltung des Volkes.

Mit den Grundlagen eurer Produktion wird der weltweite Massenkonsum von Waren zusammenbrechen und dann möglicherweise auch die Versorgung mit lebensnotwendigen Gütern. Schließlich wird euer ganzes wirtschaftliches System mit sämtlichen darauf aufgebauten gesellschaftlichen Komponenten zerbröckeln.
Wie eine Gemeinschaft dagegen in Einfachheit leben kann, ohne den gewaltigen Nachschub an Energie und Bodenschätzen, habt ihr doch als gründlich überholt betrachtet und vergessen. Alle Brücken zu einer Gesellschaft der Menschenarbeit habt ihr gemeint abreißen zu können. Kaum jemand weiß sich noch zu helfen, wenn eure Geschäfte einmal leer sind und eure akademische Bildung euch nicht satt machen kann. Niemand kennt mehr die früheren Techniken in Handwerk, Landwirtschaft und regionaler Versorgung, die allein mit den vor Ort vorhandenen Mitteln und Materialien auskamen.

Wie werden eure Nachkommen mit der einsetzenden Völkerwanderung umgehen, wenn über 40 Prozent der ursprünglichen Siedlungsfläche auf der Erdoberfläche durch Folgen der Klimaveränderung, Überflutung oder Austrocknung, durch Zerstörung und Erosion des Ackerbodens, durch Vermüllung und Vergiftung des Trinkwassers und durch radioaktive Verseuchung verloren gegangen sein werden? Die heimatlos gewordenen Menschen werden in die noch gemäßigten Zonen streben, was sonst, so frage ich euch, bleibt ihnen auch übrig. Es werden über 100 Millionen sein, die kein Zaun und kein Militär mehr aufhalten kann. Die am wenigsten beschädigten Erdregionen werden die größte Anziehungskraft für Heimatlose ausstrahlen, und damit wird auch die Region des ehemaligen Deutschland mit Problemen konfrontiert, gegenüber denen ihr die Flüchtlingszahlen des Jahres 2015 vernachlässigen könnt.

Ihr werdet sagen, ich übertreibe. Lieber klammert ihr euch an die Beteuerungen eurer politischen und ökonomischen Führer, dass die Technik für alle Probleme Lösungen finden könne, dass Krisen zur Menschheit gehören und dass man sie bewältigen kann. Besonders dann, wenn ihr wie in diesem Jahr 2017 wiedermal aufgerufen seid, eure Herrscher in einer Bundestagswahl zu legitimieren, suggeriert man euch auf sämtlichen Kanälen: "Wir machen das schon".
Dabei wählt ihr doch nur noch mechanisch, ohne Erwartungen, ohne Hoffnungen und vor allem festgeklammert an das, was euch an erworbenem Status und Besitz geblieben ist. Status und Besitz, das ist eure Sorge, ihr wählt jene von denen ihr glaubt, dass sie euch diese Dinge noch möglichst lange erhalten, Dinge, die ihr im Grunde nur durch die Beraubung der Zukunft erwerben konntet. An sie habt ihr euch ebenso gewöhnt, wie an die menschenverachtende Art ihrer Realisierung. Ihr wählt jene, die euch die Voraussetzungen zur Durchführung dieser Beraubungen eingerichtet haben und weiterhin erhalten werden.
Dass es, bei welcher Wahl auch immer, nicht mehr um elementare Zukunftsgestaltung geht, also um ernsthafte Konzepte zur Frage, wie der bevorstehende Kollaps nahezu aller unserer Lebensgrundlagen noch abgemildert werden kann, wisst ihr sehr genau. Ihr erwartet auch keine Zukunftsgestaltung, und so bekommt ihr Regierende, die zu einer Gestaltung, zu angemessenen Antworten auf die Notwendigkeiten entschiedenen Umsteuerns unfähig sind. Ihr wisst, dass euch nur noch bleibt, jene aus eurer Mitte demokratisch zu legitimieren, die in den letzten noch fetten Jahren den Niedergang verwalten und die letztmöglichen Profite aus der Zerstörung des verbliebenen Restes der Welt für ihre Klientel sichern dürfen.

In was unterscheiden sich denn die euch zur Wahl stehenden Parteien? Ist auch nur eine dabei, die für die konsequente Abkehr von der Standard-Ökonomie und die radikale Beendigung, ja Beendigung jeglicher Zerstörung steht? Welche Partei kann dazu eine in sich schlüssige und gesellschaftlich umfangreiche Alternative anbieten? Befürworten sie nicht alle mehr oder weniger die Beraubung der Zukunft zum Vorteil ihrer Wählerschaft?
Ja selbst eure grüne Partei gehört dazu. Seit jene Leute, die dort früher den Umbau des Wirtschafts-Systems und den zugehörigen marktwirtschaftlichen Ordnungsrahmen denken konnten, als Fundis tituliert rausgeekelt wurden, gibt sich der Rest, die Machtbeteiligung fest im Blick, mittlerweile mit den lächerlichsten umweltpolitischen Aufhübschungen zufrieden.
Ihr, die ihr mit den "Grünen" liebäugelt, gibt es euch nicht zu denken, dass eine Partei, die vorgibt, ökologische Politik machen zu wollen, überhaupt Verhandlungen über eine sogenannte Jamaika-Koalition in eurem Land zu führen bereit ist? Was bitteschön, soll denn dabei heraus kommen?
Wie kann eine Partei, die sich einmal den Schutz der menschlichen Lebensgrundlagen auf die Fahne geschrieben hat, mit Leuten, denen diese Lebensgrundlagen völlig egal sind, in einer Regierung zusammenarbeiten wollen? Diese Partei-Organisationen, CDU, CSU und FDP, sind doch einzig und allein auf die möglichst umfängliche Fortführung der globalen Zerstörung zu Profitzwecken aus.
Wenn die einzige Möglichkeit zur Rettung zukünftiger Möglichkeiten die umfängliche Beendigung eures destruktiven Wirtschaftssystems ist, erscheint es doch nur naiv, dass ein bisschen politische Grün-Schminke am fortgeführten Wirtschaftssystem irgendetwas zum besseren verändern könne. Diese Jamaika-Aufführung erlaubt doch nur zwei Deutungen, die grüne Partei betreffend: Entweder ist deren ökologischer Anspruch völlig leer, und es geht ihnen nur um eine Beteiligung an der Macht, oder sie haben kaum zutreffende Vorstellungen von den Zusammenhängen, welche zur Zerstörung der Zukunft, zur Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen für uns zukünftige Menschen führen.

Bald, in der Zeit des großen Umdenkens nach der Mitte eures Jahrhunderts, werden eure Nachkommen die Parteien eurer Zeit und ihre Unterstützer als Verbrechensorganisationen, als Horte der Niedertracht ansehen, in denen der Frevel an der Zukunft aus einer Hand, sowohl parlamentarisch beschlossen, als auch legitimiert wurde. Eure Nachkommen werden sie anklagen, bestrafen und entsprechend abwickeln. An ihren Taten und den schrecklichen Folgen für uns wird dies zwar nichts ändern, doch in die Geschichte wird für immer eingraviert, dass in einer Demokratie sehr leicht die Herrschaft des Verbrechens gesellschaftsfähig wird.

Insofern, vernehmt meine Worte aus dem Jahre 2164, ihr Schwestern und Brüder des Jahres 2017. Die Zerstörung der Zukunft kann nur aufhören, wenn euer gesamtes ökonomisches System beendet und durch ein völlig anderes, mit zum Teil gegenteiligen Prinzipien ersetzt wird. Ein solches System aber unterdrücken alle politischen Repräsentanten eurer Zeit und deren Profiteure und Helfer wohlweislich und systematisch.
Wenn ihr abermals zur großen Regierungs-Abstimmung aufgefordert werdet, denkt an uns Menschen in der fernerer Zukunft und unsere verzweifelte Lage. Nehmt diesen Appell mit zur nächsten Wahl: Wer noch einen Funken Verantwortungsgefühl und Anstand in sich empfindet, darf diesen Verrätern an der Menschheit und der Menschlichkeit seine Stimme nicht geben!"

Carl Christian Rheinländer sen